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Sikal
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Österreich

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Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 19.01.2019
Kartografie der Freiheit
Kurkow, Andrej

Kartografie der Freiheit


ausgezeichnet

Der europäische Traum

In der Nacht bevor Litauen im Schengenraum aufgenommen wird, treffen sich drei Paare um dieses Ereignis zu feiern und ein neues Leben zu planen. Endlich darf jeder in Europa leben wo er will und darf sich sein Wunschland als Wohnort aussuchen. Ein Paar zieht nach London, eines nach Paris und das dritte Paar plant das zukünftige Leben in Italien – als dieses Paar jedoch noch einmal genau nachdenkt, auch einbezieht, wen sie zurücklassen würden, bleiben sie doch im Baltikum.

Schnell wird klar, dass der Traum der Metropolen nicht unbedingt auch mit Freiheit zu tun hat. Finanzelle Schwierigkeiten, nur schlechtbezahlte Gelegenheitsjobs bringen partnerschaftliche Konflikte zwangsläufig mit sich. Enttäuscht müssen sie erkennen, dass hier die Freiheit nicht auf der Straße liegt. Trotzdem finden sie glückliche Momente, entdecken Chancen, lernen Menschen kennen und fügen sich in Systeme ein.

Immer abwechselnd erfährt man, wie es dem jeweiligen Paar gerade so ergeht. Hier wechseln humorvolle, traurige, skurrile, stille, laute, bescheidene und glamouröse Momente. Während im Baltikum euphorisch an einer sehr speziellen Geschäftsidee gefeilt wird, erkennen die Paare in London und Paris, dass das Leben in der Provinz auch so einiges zu bieten hat.

Der Autor Andrej Kurkow wurde in St. Petersburg geboren und lebt derzeit in Kiew. Seine bereits veröffentlichten Romane kenne ich leider noch nicht, was ich nun nachholen werde. Er schreibt ruhig, ziemlich ernst und doch folgt man mit Spannung was mit den jungen Menschen denn nun so passiert. Viele Gedanken über Europa, Ost und West, Flucht, Ankommen und Verbundenheit wandern durch dieses Buch.

Die alles verbindende Figur ist der alte Kukutis mit seinem Holzbein, das unzählige Geheimfächer zu haben scheint. Er wandert von Ost nach West, war anscheinend während seines langen Lebens bereits überall, kennt die Weltkriege und will immer zu Hilfe eilen, wenn ein Litauer Hilfe braucht. Dafür macht er sich mit seinem Holzbein auf den Weg und kommt immer zu spät, was ihn oftmals zermürbt. Während des Lesens fragt man sich immer wieder, wann Kukutis denn nun mit den jungen Paaren aufeinandertrifft, ob er ihnen helfen kann oder wieder zu spät kommt …

Das Buch zeigt sehr detailliert den Traum von Europa oder was eben davon übrig bleibt, zeigt eine Wunschvorstellung und die darauffolgende Realität. Gerne habe ich dieses Buch gelesen und vergebe dafür auch 5 Sterne. Ebenso darf ich für mich behaupten, einen neuen Lieblingsautor gefunden zu haben…

Bewertung vom 19.01.2019
Die Jangada
Verne, Jules

Die Jangada


ausgezeichnet

Eine abenteuerliche Reise kann beginnen

Nachdem ich zuletzt auch eine Biographie über Jules Verne gelesen hatte, wollte ich unbedingt wieder in einer seiner abenteuerlichen Geschichten versinken. Wer kennt sie nicht? Geschichten wie „In 80 Tagen um die Welt“ oder „20.000 Meilen unter den Meeren“ dürften wohl jedem geläufig sein. Es gibt jedoch auch ein fast unbekanntes Werk, welches nur 1882 einmal ins Deutsche übersetzt wurde – „Die Jangada“. Das Buch wurde nun aktualisiert, mit sämtlichen Abbildungen des französischen Originals versehen und ist nun in dieser hochwertigen Ausgabe erhältlich. Das in Leinen gebundene Buch steckt in einem Schuber und macht echt was her – also für „Jules-Verne-Freunde“ ein echtes Muss.

Die Geschichte spielt zum Großteil auf einem eigens konstruierten Floß des peruanischen Plantagenbesitzers Joam Garrel, der mit seiner gesamten Familie und vielen Bediensteten sowie einem Pfarrer über Monate auf dem Amazonas reisen will, um die Hochzeit seiner einzigen Tochter zu feiern. Was die Familie nicht weiß, ist, dass Joam Garrel von vielen Jahren als Unschuldiger zum Tode verurteilt wurde und eigentlich auf der Flucht ist … Es kommt wie es kommen muss, ein mysteriöser Mann trifft auf die Reisegesellschaft, weiß um das Geheimnis und ist im Besitz eines Kryptogramms, welches die Unschuld Garrels beweisen würde. Doch dafür benötigt man erst mal den Schlüssel dazu … Viele Abenteuer hat die Familie zu bestehen, vieles passiert und immer wieder treffen die Reisenden auf Schwierigkeiten, die das Fortkommen gefährden.

Die Beschreibungen des tropischen Regenwaldes sind derart fesselnd und bildhaft, als hätte Jules Verne diese Reise selbst gemacht. Natürlich war dies nie der Fall, umso beeindruckender sind diese Darstellungen.

Eine sehr empfehlenswerte Ausgabe dieses neu entdeckten Jules Vernes, dem ich sehr gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 12.01.2019
Schlaf wirkt Wunder
Weeß, Hans-Günter

Schlaf wirkt Wunder


ausgezeichnet

Empfehlenswerter Ratgeber

Schlaf ist ein wichtiger Teil unseres Lebens, schützt vor Krankheiten, macht uns leistungsfähig. Und doch haben viele Menschen Probleme damit, einen erholsamen Schlaf zu finden, fühlen sich oftmals nicht ausgeruht, laufen wie neben sich durch die Straßen und haben bereits Panik vor der nächsten Nacht.

Der Autor Dr. Hans-Günter Weeß ist Psychotherapeut und Somnologe, leitet die Schlafmedizinische Abteilung in Klingenmünster und lehrt an der Uni Koblenz-Landau. Als Schlafmediziner erläutert er Wichtiges zum Thema Schlaf, bringt hier einige Fallbeispiele, berät über die richtige Einschlafgestaltung und vieles mehr.

Teil I des Buches möchte dem Geheimnis Schlaf auf der Spur sein und hält diese Kapitel parat: Schlaf ist die beste Medizin – Wie viel soll man schlafen? – Wann soll das Sandmännchen kommen?

Im II. Teil des Buches wird der Schlaf genauer unter die Lupe genommen, werden die Hormone beschrieben, der nächtliche Stoffwechsel erklärt, Träume, der Schlaf im Laufe der Lebenszeit und auch das geschlechterunterschiedliche Schlafen zum Thema gemacht. Interessant auch die Ausführung über Lerchen und Eulen – hier kann man sein eigenes Schlafverhalten unter die Lupe nehmen.

Sicherlich für viele interessant ist der Teil III mit dem Thema zum Schlaf in der 24-Stunden-non-stop-Gesellschaft, wo Probleme diverser Schichtmodelle, Schlafkiller, Jetlag aber auch der Mittagsschlaf in den Fokus gestellt werden.

In Teil IV geht es um das 1 x 1 des Schlafens, werden Mythen widerlegt, die Wichtigkeit der Rituale aufgezeigt. Beleuchtung, Temperatur, die Schlafzimmergestaltung – alles Themen, die das Schlafverhalten beeinflussen können.

„Der Schlaf im Sturm des Lebens“ wird im Teil V analysiert, Schlafstörungen, Atemprobleme, Albträume, Schlafwandler … Viele Punkte werden hier aufgegriffen und man findet auch einen kurzen Test, um die persönlichen Ein- oder Durchschlafstörungen zu prüfen.

Im VI. Teil wird nun ein 3-Wochen-Programm vorgestellt. Man sollte erst mal sein Schlafverhalten analysieren und dann findet man noch wertvolle Tipps, die jedermann für sich ausprobieren kann. Sollte dies alles nicht helfen, kann man immer noch den Weg in die Schlaftherapie suchen – auf Dauer zu Schlafmitteln zu greifen, ist nicht von Vorteil (doch das sollte wohl jedem schon der gesunde Hausverstand sagen).

Der Autor schreibt sehr verständlich, locker und flüssig, erklärt auch für den Laien sehr gut und veranschaulicht gewisse Themen mit Grafiken und Tabellen, sodass man sich leicht zurecht findet.

Das Buch kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen, vergebe 5 Sterne und wünsche allen eine „Gute Nacht“.

Bewertung vom 11.01.2019
Der Geschmack Europas
Wieser, Lojze

Der Geschmack Europas


ausgezeichnet

Eine kulinarische Reise

Im wahrsten Sinne des Wortes ein geschmackvolles Buch. Wer allerdings denkt, hier ein Kochbuch im herkömmlichen Sinne vorzufinden, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Allerdings steckt das bereits im Titel – es handelt sich um ein Journal.

Und dennoch, ist es eines der besten Kochbücher – und das mit Auszeichnung. Aber der Reihe nach: Es handelt sich bei dem vorliegenden Werk um den zweiten Teil einer Reihe von Kochbüchern, die nicht einfach nur Rezept um Rezept abbilden und mit genauer Anleitung für das richtige Gelingen wiedergeben. Bereits der erste Band dieser Reihe wurde mit dem Titel „Bestes Kochbuch Europas […]“ Weltmeister.

Die Bücher entstehen beim Dreh einer Fernseh-Kochdokumentation als Nachlesewerk – eben als Journal. Das Buch ist eine Inspiration für die Sinne. Man spürt den Geschmack der beschrieben Speisen fast auf der Zunge – nicht weil man hier ein Rezept liest, sondern weil man hier Geschichten präsentiert bekommt und in diese eingebunden wird.

Es ist wie mit dem griechischen Wein, der am Strand so herrlich schmeckt, dass man sich kaum einen besseren vorstellen kann – zuhause angekommen und die erste Flasche geöffnet, weiß man nicht mehr, was man daran so toll gefunden hat. Es fehlt einfach die richtige Atmosphäre.

Und Atmosphäre vermittelt dieses Buch – es lässt die Leser eintauchen in die (nicht nur kulinarische) Welt der Rezepte. Land und Leute erzählen Geschichten, die es erst möglich machen, den Geschmack Europas auch zu verstehen. Man wird versetzt in die Gedankenwelt der Köche, wird Akteur in der Küche eines Landes, in dem man vielleicht noch nie war und das Essen beginnt selbst eine Geschichte zu erzählen.

Zugegeben, man muss sich schon in das Buch hineinlesen um die Rezepte zu finden – zwischen den einzelnen Geschichten der Köche, Hausfrauen oder eines Pferdefleischhauers versteckt. Zugegeben, man muss auch des Kochens mächtig sein, um mit diesen Rezepten arbeiten zu können – Anfänger in der Küche werden hier teilweise Schwierigkeiten haben, um mit den spärlichen Anweisungen zurechtzukommen.

Andererseits ist es aber genau das, was Kochen ausmacht – welche Hausfrau, welcher Hobbykoch kocht genau nach Anleitung? Ein wenig hiervon ein wenig davon – probieren, noch ein wenig würzen und schon hat man ein Gericht am Tisch, das allen schmeckt. Mit diesem Gedankengut sollte man auch an dieses Kochbuch herangehen.

Und vor allem: Lassen Sie die Geschichten auf sich wirken – denn so wie die Geschichten Atmosphäre bewirken, schmeckt Ihr Essen. Denken Sie an den griechischen Retsina … Gerne vergebe ich 5 Sterne für diesen kulinarischen Ausflug.

Bewertung vom 11.01.2019
Mountains
Bösch, Robert

Mountains


ausgezeichnet

Unsere Welt hält viele Wunder parat …
Wie rezensiert man ein Buch, welches fast zu Gänze ohne Worte auskommt?

Am Buchumschlag sind die Worte Reinhold Messners zu finden: „[…] Dabei entsteht [s]ein Bild der Berge […] als habe der Weltgeist uns bei unserer Leidenschaft überrascht.“ Viel anders, viel leidenschaftlicher und schöner lässt sich dieses Buch kaum beschreiben als es der Bergsteiger Reinhold Messner auf der Rückseite macht.

So bleibt dem Rezensenten fast nur noch, eine Beschreibung abzuliefern, die dem nicht gerecht werden kann, was der Betrachter in diesem Buch findet. Die Bilder sind von so überwältigender Schönheit, dass man auf jeder Seite denkt, es kann die nächste Seite nicht mehr besser werden. Beim Umblättern wird man jedoch aufs Neue überrascht …

Der Bildband ist in 7 Kapitel unterteilt, welches jedes für sich einen Bereich der Bergwelt beansprucht. Beginnend bei Fels und Eis, spannt sich der Bogen unter anderem über Schnee, Luft und Wasser, bis hin zu den Bergen der Welt.

In jedem Kapitel finden sich kurze Texte von Bergsteigern und Sportlern, die nach den Worten des Autors, unterschiedlich zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben. Nur einer fehlt – derjenige, dem der Autor dieses Buch gewidmet hat: Ueli Steck. Ein persönlicher Freund des Autors, der ebenfalls immer an dieses Projekt geglaubt hat. Ueli Steck ist am Nuptse – einem der Berge der Welt – tödlich verunglückt.

Je nachdem, wie sich die Bilder in das jeweilige Kapitel einfügen, sind Farb- oder Schwarz-Weiß Abbildungen zu sehen. Nie mehr als ein Bild je Seite spannen sich die Bilder oft auch über zwei Seiten in diesem ohnehin schon sehr großformatigen Buch.

Bei manchen Bildern hat man den Eindruck, mitten im Geschehen zu sein. Andere Aufnahmen wieder zeigen die Berge in einem Licht, wie es selbst wenige Bergsteiger je zu sehen bekommen werden – oftmals als extremen Kontrast zwischen Himmel und Erde, um auf der nächsten Seite, als im Nebel verzeichneter Fels wieder aufzutauchen.

Dieses Buch ist von einem Bergsteiger gemacht, der weiß wie er die Kamera einsetzen musste, um die Faszination Berg auch dem Laien näher zu bringen. Und Menschen, die selbst auf den Gipfeln ihre Erfüllung suchen, werden wissen, mit welchen Anstrengungen und mit welcher Leidenschaft man dabei sein muss, um solch ein Projekt umsetzen zu können.

Dieses Buch ist sicherlich nicht dafür geeignet einmal angesehen zu werden, um dann in einem Regal zu verstauben. Dieses Buch will erarbeitet werden – immer wieder aufs Neue erscheinen in den Bildern andere Details, Kleinigkeiten die man bei der ersten Betrachtung übersehen hat und die diese Fotos so sehenswert und einzigartig machen.

Trotz des stattlichen Preises kann ich dieses Buch ohne Einschränkung weiterempfehlen, als Geschenk für einen Bergfreund könnte ich mir das sehr gut vorstellen. Leider kann ich hier nur 5 Sterne vergeben – verdient hätte diese Buch eindeutig mehr.

Bewertung vom 11.01.2019
Secret Places
Müssig, Jochen; Drouve, Andreas; Waterkamp, Rainer; Berghoff, Jörg; Rinn, Michael; Kränzle, Peter; Brinke, Margit; Verigou, Klio; Schmidt, Lothar

Secret Places


sehr gut

Man bekommt Lust, den Koffer zu packen …

„Es gibt sie noch, echte Geheimtipps“ - ist am Umschlag des Buches zu lesen und beim ersten Durchblättern bekommt man schon einen Eindruck von der Schönheit der vorgestellten Orte. Sind es aber wirklich so geheime Plätze, dass man dort alleine unterwegs ist?

Jeder kennt die Postkartenidylle eines griechischen Traumstrandes oder die einsamen Canyons im Westen Amerikas. Wer hat sie nicht schon gesehen, die Bilder der Pyramiden von Gizeh mit einem einsamen Beduinen auf seinem Kamel davor.

Waren Sie schon auf diesem Stand? Haben Sie den Grand Canyon besucht oder wollten Sie auch schon zu den Pyramiden? Der Strand ist vor lauter Sonnenanbetern nicht zu sehen, der Grand Canyon gesperrt, weil bereits zu viele Besucher vor Ort sind und für die Besichtigung der Pyramiden stellen Sie sich erstmal vier Stunden an der Kassa an.

Gibt es sie jetzt wirklich noch, die angepriesenen Geheimtipps in diesem Buch?

Eines vorweg, ja es gibt sie – Aber …
Aber, um an diese Traumziele zu gelangen ist es zum Großteil unumgänglich, dem Pauschaltourismus eine Absage zu erteilen. Kaum eine Pauschalreise beinhaltet eine Wanderung, die mehrere Stunden in Anspruch nimmt oder eine Fahrt zu einem Strand, an welchem nicht bereits zig weitere Touristenboote ankern.

Also verabschieden Sie sich von der Vorstellung, Traumziele wären einfach zu erreichen. Mit wenigen Ausnahmen sind auch die „Secret Places“ in diesem Buch nicht ganz bequem zu erreichen – in den meisten Fällen lohnt sich aber ein bisschen Anstrengung auf alle Fälle.

Vom hohen Norden Europas über Afrika bis ins südliche Amerika, von Asien bis Ozeanien stellt dieses Buch 100 Orte vor, an denen der Pauschaltourismus noch nicht so ganz angelangt ist. Ob auf der griechischen Insel Kefalonia oder im Dovrefjell Norwegens, ob an der Südspitze Patagoniens oder bei den Krokodilen von Australien - überall lassen sich auch heute noch Traumziele ohne Menschenströme besichtigen. Aber an keinem dieser Ziele werden Sie menschleere Stände vorfinden oder stundenlang vollkommen alleine über eine Hochebene wandern können.
Auch die vorgestellten Ziele in diesem Buch sind bei vielen Touristen bereits bekannt und erlangen immer weitere Bekanntheit. Wollen Sie also eines dieser Ziele besichtigen, um die Landschaften zu genießen oder um mit Einheimischen ungezwungen zu plaudern ohne gleich einen halben Souvenirladen aufkaufen zu müssen, sollten Sie bald aufbrechen. Denn was heute noch ein Geheimtipp ist, ist morgen bereits vom Pauschaltourismus überrannt.

Ob all die vorgestellten Orte noch den Titel „geheimer Ort“ verdienen, wage ich zu bezweifeln. Wer schon einmal Myrtos-Beach auf Kefalonia besucht hat, weiß, dass es um 10 Uhr zu spät ist einen Parkplatz zu finden. Durch Lucca zu spazieren, wenn gerade 30 Reisbusse ankommen, dürfte ebenfalls nicht jedermanns Sache sein.

Nichtsdestotrotz beschreibt dieses Buch wunderschöne Orte, die auch mit herrlichen Bildern auf einen Besuch einladen. Die Beschreibungen machen allesamt Lust auf eine Reise und der Autor hat mit Sicherheit einige der schönsten Plätze unserer Erde hier beschrieben.

Ob dieses Buch aber dazu beiträgt, dass diese Plätze auch so bleiben, lässt sich bezweifeln.
4 Sterne, da nicht alle beschriebenen Orte (aus eigener Erfahrung) so geheim sind, wie sie hier dargestellt werden.

Bewertung vom 10.01.2019
Das ganze Leben in einem Tag
Salcher, Andreas

Das ganze Leben in einem Tag


ausgezeichnet

Ein interessanter Ansatz zum Leben

Der Autor Andreas Salcher ist ja kein Unbekannter - und das weit über sein Heimatland Österreich hinaus. Mit seinen Büchern hat er bereits mehrmals die Bestsellerlisten angeführt. Auch dieses Werk hat durchaus das Zeug dazu, wieder dort zu landen.

Andreas Salcher spannt in seinem Buch den Bogen über unser Leben und es gelingt ihm dabei, jeden von uns anzusprechen. Jeder einzelne hat seine eigene Geschichte und niemand möchte mit anderen Menschen in einen Topf geworfen werden. Schwierig, wenn man über das Leben des Einzelnen schreibt? Einfach, wenn man alles möglichst allgemein formuliert?

Ich möchte behaupten, Andreas Salcher ist hier die Meisterleistung gelungen, Einzelheiten, die jeder Mensch in seinem Leben erlebt, mit dem Allgemeinen zu verbinden. 25 Kapitel schildern unseren Lebenslauf - 24 Kapitel davon jeweils einen Abschnitt unseres Lebens und ein Kapitel das, was von uns einmal übrigbleibt (oder auch nicht), wenn wir eines Tages nicht mehr sind.

In jedem einzelnen der Kapitel findet man sich wieder. Natürlich kann sich kein Mensch an die ersten Lebensjahre nach seiner Geburt erinnern – was diese Jahre aber mit uns gemacht haben, tragen wir heute noch in uns. Philosophische und psychologische Betrachtungen unseres Lebens bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir dieses Buch lesen, lassen erkennen, wie wir zu dem geworden sind, was wir gerade sind. Und dieselbe Methode wendet Andreas Salcher an, um uns unseren Weg in die eigene Zukunft aufzuzeigen.

Nun lässt sich mit Recht einwenden, dass die eigene Zukunft nicht vorhersehbar ist. Natürlich nicht bis ins kleinste Detail und selbstverständlich nicht für jeden einzelnen Menschen. Wenn Sie aber starker Raucher sind, sich jeden Tag nur wenige Gedanken um Ihre Ernährung machen und Fastfood zu Ihrem Alltag gehört, lässt sich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass Sie vor ihrem gleichaltrigen, gesundheitsbewussten und Sport treibenden Nachbarn sterben werden.

Gleichgültig in welcher Stunde unseres „Lebenstages“ wir uns aber nun befinden, Andreas Salcher gelingt es auch zu zeigen, wie wir unsere Zukunft selbst vorhersagen können und diese auch zu unseren Gunsten abändern können – nicht nur was unsere Gesundheit und unser Lebensalter, das wir zu erreichen gedenken, angeht.

Zwischenmenschliche Beziehungen, Schule oder Arbeit, Familie oder Alleinsein. Mit all diesen Dingen hat jeder einzelne Mensch seine individuellen Erfahrungen gemacht oder noch zu machen. Auf all diese Dinge bereitet uns der Autor vor, wenn wir erst darauf zugehen. Auf all diese Dinge geht der Autor in unserem jetzigen Leben ein, wenn wir es bereits hinter uns haben.

Eines ist aber in jeder Stunde gleich – egal was wir in der Stunde davor getan oder unterlassen haben, die Stunde in der wir uns im Augenblick befinden, ist diejenige mit der wir unsere Zukunft bestimmen. Egal ob Sie sich in der achten Stunde ihres Lebens befinden oder bereits in der 23. angelangt sind: Machen Sie das Beste daraus!

Andreas Salcher zeigt Ihnen mit diesem Buch, wie Ihnen das gelingen kann, wofür ich gerne 5 Sterne vergebe.

Bewertung vom 10.01.2019
Endlich erfolglos!
Sebastian 23

Endlich erfolglos!


gut

Ein Ratgeber über Ratgeber

Die Selbstoptimierer sind im Vormarsch – lassen wir ihr Credo nicht an uns heran… So oder so ähnlich lautet die versteckte Botschaft des Autors Sebastian 23 in seinem Buch „Endlich erfolglos“.

Der Autor, ein bekannter Poetry-Slammer und Moderator, möchte mit seinem Buch einen Weg aus der Optimierungsfalle zeigen, indem er die augenblickliche Welle der Selbstoptimierung aufgreift. Er verkehrt in seinem Buch jeden derzeitigen Trend ins Gegenteil und zeigt dem Leser die möglichen Auswege auf. Dabei lässt er kein Klischee aus – und von der Optimierung des Gewichts bis zur Optimierung unseres Sexlebens bekommt so jede Sparte ihr Fett ab.

Am Anfang sehr unterhaltsam und witzig zu lesen, verfällt Sebastian 23 leider sehr stark in Übertreibungen. Oder ich verstehe den Witz nicht, wenn einem vorgeschlagen wird, anstelle der am Tagesplan stehenden Rohkost doch seinen eigenen Mixer zu verzehren… Natürlich weist der Autor gerade mit seinen Übertreibungen auf die oft unsinnigen Schilderungen in so manchem Ratgeber hin und natürlich darf, muss oder kann Satire so einiges – aber bitte lieber Sebastian bleib auch du auf dem Boden.

Die Kernaussage des Buches ist aber nicht zu übersehen und der Autor hat natürlich recht, wenn er denkt, wir machen uns abhängig von Dingen ohne die es uns wahrscheinlich wesentlich besserginge. Wir hätten weniger Stress mit unserer Umwelt und vor allem, weniger Stress mit uns selbst, wenn wir die Dinge des alltäglichen Lebens etwas gelassener betrachten würden.

Vielleicht braucht ja so manch einer dazu diese Übertreibungen, um zu entdecken, auf welch unsinnigem Weg wir uns befinden.

Wären nicht die oft gehäuft auftretenden Übertreibungen, würde ich an dieser Stelle mit Sicherheit die Höchstnote für dieses Buch abgeben, zeichnet es doch ein recht originalgetreues, originell dargestelltes Bild unserer Gesellschaft.

Das Buch ist aber auch gut geeignet, um einen Überblick über die gängigen Ratgeber zu erhalten. Wer also in diesem Bereich noch wenig Erfahrung hat und sich über die Welt der Ratgeber informieren möchte, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Vielleicht erkannt man ja dann sofort, wohin man sich auf dem Weg der Selbstoptimierung begibt und lässt das Lesen weiterer Ratgeber auch gleich wieder bleiben.
Dafür lieber Sebastian 23 danke ich dir – du wirst mit deinem Buch so einigen Lesern ein Martyrium ersparen.

Bewertung vom 10.01.2019
Unsere einzigartige Vogelwelt
Berthold, Peter;Wothe, Konrad

Unsere einzigartige Vogelwelt


ausgezeichnet

Ein wunderbarer Bildband

Morgens außer Haus zu gehen und das fröhliche Gezwitscher der Vögel wahrzunehmen ist am Land nichts wirklich Besonderes – sollte man meinen. Morgens außer Haus zu gehen und das fröhliche Gezwitscher der Vögel wahrzunehmen ist nicht nur am Land etwas Besonderes. Sei es für den einen, weil es die Stimmung am Morgen hebt, für den anderen, weil man es mit der Morgensonne in Verbindung bringt oder aber, weil man sich bewusst ist, dass nicht jeder dieses Glück hat, noch Vögel zwitschern zu hören.

Dieses Buch macht uns darauf aufmerksam, wie weit wir bereits dran sind allen unseren gefiederten Mitbewohnern das Überleben zu gefährden. Leider zeigt sich in diesem wunderbaren Bildband auch das Ausmaß der Vernichtung der Vögel.

Weit über die Hälfte des Buches ist Vögeln gewidmet, die bereits ausgestorben sind oder kurz davor sind in unseren Ländern zu verschwinden. Die Rede ist hier aber nicht von exotischen Arten, die ohnehin nur sehr selten – oder in manchen Gebieten nur von Speziallisten - zu sehen sind. Die Rede ist hier vielmehr von Arten, die heute noch fröhlich in unseren Vorgärten herumflattern oder die Sträucher beim Nachbarn bewohnen.

Steinadler, Reiher oder Uhu bekommen nur wenige von uns jemals zu Gesicht – viele dieser Arten wissen sich gut vor uns Menschen zu verstecken. Spatzen (Sperlinge), Meisen oder Schwalben hingegen, zeigen sich gerne in unserer Nähe – bei manchen Arten hat man sogar das Gefühl, sie könnten bewusst die Nähe der Menschen suchen. Dass viele dieser Vögel aber stark bedroht sind, wird wohl nur wenigen von uns bewusst sein.

Welche Arten nicht mehr bei uns vorkommen, welche Arten vom Aussterben bedroht sind und ob es überhaupt noch Vögel gibt, die ihren Bestand erhalten oder gar ausbauen können, steht in diesem Bildband.

Nur mit wenigen Worten – dafür umso eindringlicher - beschreibt der Autor das Verschwinden der einzelnen Arten. „Mit ihm geht auf dem Weg in den stummen Frühling eine der schönsten Stimmen unserer Vogelwelt verloren […]“ lässt sich zum Beispiel auf Seite 43 zum Brachvogel lesen.

Die Bilder der oft unauffällig gezeichneten Gartenbewohner, der farbenprächtigen Akrobaten der Lüfte oder der großen, oft am Boden lebenden Moorbewohner, unterstützen die Worte des Autors.
Dem Fotografen Konrad Wothe ist es eindrucksvoll gelungen, zu zeigen, was wir vernichten, wenn wir so weitermachen wie bisher.

Wir fühlen uns als Krone der Schöpfung und sind drauf und dran, die Schöpfung selbst zu vernichten. Aber noch ist es nicht ganz zu spät, damit auch unsere Enkel, wenn sie morgens außer Haus gehen noch das fröhliche Gezwitscher der Vögel wahrnehmen dürfen.