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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2012
Die Mauern des Schweigens
Beil, Lilo

Die Mauern des Schweigens


sehr gut

Heidelberg 1993. Im Philosophenweg wird eine Leiche gefunden. Der Mann wurde durch Stiche ins Herz getötet und mit barocker Kleidung kostümiert. Kommissar Melzer erhielt kurz zuvor einen anonymen Brief, einen Ausschnitt aus einem Brief der Liselotte von der Pfalz. Eine Kopie dieses Briefes befindet sich in der Tasche des Toten, hier wurde eine Zeile gekennzeichnet, die auf den Missbrauch von Kindern schließen lässt. Melzers Freund Friedrich Gontard ist zwar bereits im Ruhestand, bietet aber in diesem Fall seine Hilfe an. Zusammen nehmen die beiden die Ermittlungen auf. Eile ist geboten, denn weitere Briefe tauchen auf und ein weiterer Mord geschieht…

Der Roman lässt sich flott lesen, die Handlung geht schnell und gradlinig voran. Die eigentliche Krimihandlung kommt für meinen Geschmack etwas zu kurz, denn die Ermittlungen führen eher zufällig zum Erfolg. Aber ich denke, dass das in der Absicht der Autorin lag, um das Augenmerk auf das eigentliche Thema des Buches zu legen, den sexuellen Missbrauch von Kindern. Vielleicht aber auch, um hervorzuheben, wie schwer es für Polizei und Justiz ist, für diese Verbrechen entsprechende Beweise zu finden, wenn alle schweigen.
Die Autorin versucht auf alle erdenklichen Bereiche einzugehen, an denen Missbrauch vorkommen kann: Schule, Familie, Kirche. Die Vorkommnisse in der Odenwaldschule kommen zur Sprache, von Thailand ist die Rede. Ja, und auch die „Liselotte-Briefe“ zeigen, dass diese schrecklichen Taten schon seit Jahrhunderten geschehen und die Gesellschaft schon immer geschwiegen hat, anstatt dagegen vorzugehen und die Kinder zu schützen. Außerdem versucht Lilo Beil aufzuzeigen, warum Betroffene die Fälle verschweigen: aus Scham; aus Angst, gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden oder auch, weil sie vom Täter bedroht werden. Am meisten schockiert mich die Tatsache, dass den Kindern, wenn sie denn so mutig sind und um Hilfe bitten, nicht geglaubt wird, schlimmer noch, dass man diese Kinder der Lüge bezichtigt.
Lilo Beil geht sehr vorsichtig mit diesem heiklen Thema um, und schafft es, das nie endende Leid und die Verzweiflung und Hilflosigkeit der missbrauchten Kinder deutlich darzustellen.
Am Ende der Geschichte dann ein nachdenklich machender Satz von Friedrich Gontard: “Selbstjustiz ist nicht erlaubt in unserer Gesellschaft. Aber wenn die Gesellschaft versagt…“ (S.195).
„Die Mauern des Schweigens“ will aufmerksam machen und fordert auf, sich einzumischen und nicht stumm wegzuschauen. Ein lesenswerter, sehr bewegender Roman.

Bewertung vom 17.07.2012
Blutsommer / Martin Abel Bd.1
Löffler, Rainer

Blutsommer / Martin Abel Bd.1


gut

Martin Abel ist Fallanalytiker. Als bester seines Fachs wird er vom Stuttgarter LKA zur Unterstützung der Polizei nach Köln entsendet. Hier geht ein Serienmörder um – grauenhafte Morde geschehen. Gemeinsam mit der ihm zur Seite gestellten Hannah Christ macht sich Abel auf die Suche…

Angelockt von der superspannenden Leseprobe, war ich sehr neugierig auf diesen Thriller, der mich aber letztendlich nicht durchweg fesseln konnte. Nach dem packenden Prolog wird die Geschichte erst im letzen Viertel des Buchses, als die Ermittlungen in die heiße Phase kommen, wieder richtig rasant und spannend.
Die unkonventionelle Spurensuche und die ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden fand ich zwar interessant dargestellt und auch die Rückblenden in die Vergangenheit, wie aus einem misshandeltem und missbrauchtem Kind ein mordende Bestie wird, sind interessant geschildert, aber die Aneinanderreihung von Grauen und Ekel bis hin zum Kannibalismus baut für mich keine Spannung auf.
Auch die Charaktere bieten keine wirkliche Überraschung, sie wirken auf mich einfach zu klischeehaft und stereotyp. Abel ein griesgrämiger Sonderling; Hannah jung, schön, ehrgeizig und Abel sehr zugetan; Kriminalhauptkommissar Greiner kann als schwergewichtiger Leiter der Dienststelle seinen Bauch gerade so hinter den Schreibtisch quetschen. Und dann ist da noch Hauptkommissar Maas, dem der Fall weggenommen wurde und der natürlich ständig irgendwelche Affären hat. Mir ist, als hätte ich alle schon mehrfach irgendwo getroffen.
Insgesamt ein solides Debüt mit viel Platz nach oben.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2012
Zimtzuckerherz / Amelie Bd.9
Abidi, Heike

Zimtzuckerherz / Amelie Bd.9


ausgezeichnet

Die 35-jährige kaffeesüchtige Singlefrau Veronika Kramer ist privat eine unverbesserliche Chaotin, beruflich schreibt sie als Aufräum- und Ordnungsexpertin Vera Kroemer einen Bestseller nach dem anderen. Dieses Doppelleben gestaltet sich natürlich nicht ganz so einfach, schlittert Vero doch immer wieder von einer vertrackten Situation in die nächste. Wie gut, dass es da Freundin und Büropartnerin Charlotte und die in Spanien lebende Tante Amanda gibt – beide unterstützen Vero und stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie mal wieder ins Schlingern gerät. Die Angst aufzufliegen ist ihr ständiger Begleiter, die große Enttarnung ihr tägliches Schreckgespenst. Auch mit der Liebe hat es Vero nicht leicht, gibt es doch gleich drei interessante Männer, die ihr Herz begehren.

Heike Abedi hat mit „Zimtzuckerherz“ ein wundervolles Debüt geschrieben. Herrlich amüsant erzählt, ist es locker und leicht zu lesen. Die Charaktere machen das Buch so glaubwürdig, lebendig und liebenswert, es macht großen Spaß, der sympathisch-humorvollen, etwas tollpatschigen Vero von einem Schlamassel zum nächsten zu folgen und man ist immer wieder froh, wenn sie von Charlotte und Tante Amanda aufgefangen wird. Durch mehrfach eingestreute Chats mit Tante Amanda oder auch das direkte Ansprechen des Lesers ist die Geschichte sehr abwechslungsreich gestaltet. Das Buch ist auf keiner Seite langweilig – einfach ein tolles Lesevergnügen.

Bewertung vom 12.07.2012
Cheffe versenken / Trixi Gellert Bd.1
Güth, Christiane

Cheffe versenken / Trixi Gellert Bd.1


ausgezeichnet

Nachdem ihre Eltern die monatliche finanzielle Unterstützung eingestellt haben und auch ihre Schwester sie nicht mehr als keine-Miete-zahlende Mitbewohnerin haben möchte, ist die 30-jährige Trixi gezwungen, sich einen Job zu suchen. Da kommt ihr ein Tipp von Freundin Edith ganz gelegen. Deren Chef Bernold Bellersen sucht jemanden, der eine Chronik seines Reiseführerverlags schreibt. Trixi bekommt den Job und kaum angefangen, steckt sie schon im größten Schlamassel…

Mit „Cheffe versenken“ ist Christiane Güth ein unterhaltsamer, turbulenter und spannender Roman gelungen. Auch wenn die Krimihandlung nicht mit Höchstspannung daherkommt, so konnte ich doch fast bis zum Schluss miträtseln und wurde von der Identität des Täters überrascht.
Die Geschichte ist durchweg mit viel Wortwitz gespickt, der frisch-fröhliche Schreibstil macht das Lesen zu einem großen Vergnügen.
Der Clou sind ganz eindeutig die wunderbaren und zum Teil recht skurrilen Figuren. Allen voran die sportbegeisterte aber arbeitsunwillige Trixi selbst: sie ist ziemlich abgedreht, das Chaos drapiert sich ständig um sie herum.
Aufgefangen wird sie meist von ihrer Vermieterin Florence, dessen französischer Akzent den Dialogen eine Extraportion Humor verleiht. Gemeinsam mit Trixis 14-jähriger Nichte Rahel bildet Florence ein herrliches Gespann, das reichlich kriminalistisches Gespür an den Tag legt. Ohne die beiden und ihre tatkräftige und ideenreiche Unterstützung wäre Trixi so manches Mal aufgeschmissen gewesen.
Der Bellersensche Verlag erweist sich als reinstes Irrenhaus, jeder von Trixis Kollegen scheint eine andere Macke zu haben. Ein bunter Haufen, der seinerseits für gute Unterhaltung sorgt. Vielleicht auch, weil jeder einzeln betrachtet, der Realität gar nicht so fern ist.
Ein spaßiger Krimi, der wunderbar kurzweilige Unterhaltung bietet. Bitte mehr davon.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.07.2012
Die Henkerin
Martin, Sabine

Die Henkerin


gut

Esslingen, 1325. Familie Wilhelmis befindet sich auf der Rückreise von einer Hochzeitsfeier, als sie in einen von Ottmar de Bruce organisierten Hinterhalt gelockt und brutal niedergemetzelt wird. Nur die 12-jährige Melisande überlebt – gerettet von Raimund Magnus, dem Henkermeister der Stadt Esslingen. Raimund nimmt Melisande als sein Neffe Melchior getarnt bei sich auf und lehrt sie den Beruf des Henkers. Doch Melisande kann mit den grausigen Erlebnissen des Überfalls nicht abschließen, denn sie hat ihrer sterbenden Mutter das Versprechen gegeben, ihre Familie zu rächen…

Melisandes Geschichte wird spannend und interessant erzählt, die Charaktere werden eingehend beschrieben, Städte und Landschaften anschaulich dargestellt. Schön ist auch der flüssige und mitreißende Schreibstil, dem man von der ersten Seite an mühelos folgen kann. Es gibt detaillierte Einblicke in die Arbeit eines Henkers: Hinrichtungen, Folter und auch das Heilen werden ausführlich beschrieben. Im Verlauf der Handlung gibt es ein paar Wendungen, die ich so nicht erwartet habe, die aber die Spannung durch das ganze Buch sehr hoch halten. Es ist klasse, wenn man immer wieder überrascht wird, da macht das Lesen richtig Spaß.
Trotz allem bleibe ich nach dem Lesen unzufrieden zurück. Mit Beginn des dritten Kapitels gab es für mich eine kleine Enttäuschung. Ein Zeitsprung über 5 Jahre! Dabei hätte ich gern mehr darüber erfahren, wie Melisande sich in ihr neues Leben einfindet, hätte gern mehr über ihren Werdegang und die dabei zu überwindenden Schwierigkeiten gelesen, über ihre Ausbildung zum Henker und wie sie es geschafft hat, die sehr grausamen Aufgaben zu lernen und den für sie völlig neuen Alltag zu bewältigen.
Des Weiteren kann ich es einfach nicht nachvollziehen, dass Melisande mehrfach ihre Identität wechseln kann, ohne dass ihr jemand auf die Schliche kommt. Das Haar kürzen und statt einem Kleid Hosen anziehen, reicht meiner Meinung nach nicht aus, die Mitmenschen so zu täuschen, wie es in dem Buch dargestellt wird.
Auch der Schluss wird sehr knapp gehalten, plötzlich lösen sich alle Widrigkeiten in Luft auf, alles läuft viel zu glatt. Schade, dass hier nicht an den ausführlichen Schilderungen der vorangegangenen Kapitel festgehalten wurde.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.07.2012
Das Zeichen des Phönix / Books & Braun Bd.1
Morris, Tee;Ballantine, Philippa

Das Zeichen des Phönix / Books & Braun Bd.1


ausgezeichnet

Der äußerst pedantische Wellington Books und die abenteuerlustige, furchtlose Eliza Braun arbeiten beide für das „Ministerium für Eigenartige Vorkommnisse“. Er als Archivar im Innendienst, sie als Agentin im Außendienst.
In einer explosiven Aktion rettet Eliza Wellington aus den Fängen des Hauses Usher und wird aufgrund ihrer eigenmächtigen Entscheidungen von ihrem Chef zum Innendienst verdonnert – sie soll Books in dem staubigen Archiv assistieren.
Die Situation ist für Eliza inakzeptabel, sie bringt den disziplinierten Books mit ihrem nachlässigen Verhalten zur Weißglut. Doch als Eliza in den alten Akten ihres früheren Partners stöbert und feststellen muss, dass es Zusammenhänge zu aktuellen Mordfällen gibt, werden Books und Braun zu einem tollkühnen Duo und beginnen heimlich in Londons Straßen zu ermitteln. Dabei stoßen sie auf eine zwielichtige Gesellschaft und kommen sie einer großen Verschwörung auf die Spur…

„Das Zeichen des Phönix“ ist eine fantastische Steampunk-Geschichte mit allem, was dazugehört: dampf- und zahnradgetriebene Mechaniken, zischende Apparate, ächzende Hydraulik. Es rumpelt und rattert, es sirrt und surrt. Ambiente und Mode lassen das viktorianische Zeitalter aufleben. Der geniale, aber leider verrückte Wissenschaftler, der eine Gefahr für Krone und Empire ist und unbedingt gestoppt werden muss, fehlt natürlich nicht. Romantik und Erotik bleiben eher im Hintergrund, manchmal knistert es aber ganz leise zwischen Eliza und Wellington.
Und auch die Sprache ist absolut gelungen. Ich fühle mich in das ausgehende 19. Jahrhundert zurückversetzt. Ein wenig gestelzt mit einem humorigen Unterton – very british und für ein Steampunk-Abenteuer genau richtig.

Getragen wird die Geschichte eindeutig von den beiden Hauptpersonen. Books und Braun sind ein grandioses Gespann und sorgen mit ihren gegensätzlichen Charakteren für prächtige Unterhaltung. Die herrlichen Dialoge und Zankereien der beiden haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.
Im Handlungsverlauf zeigt dann auch der anfangs eher zugeknöpfte Books seine kämpferische Seite. Als es zum großen Showdown kommt, werden beide Helden noch einmal richtig gefordert – einfach Action pur.

Ein fantastisches Buch! Ich freue mich schon auf die in Kürze erscheinende Fortsetzung „Die Janus-Affäre“.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2012
Blick und Beute
Fritz, Thomas

Blick und Beute


ausgezeichnet

Jan Horvath, Fotoarchivar des Stadtgeschichtlichen Museums in Leipzig, ist auf dem Weg zur Arbeit, als er im Rückspiegel seines Autos beobachtet, wie im Bentley hinter ihm ein Mann erschossen wird. Jan macht mit seinem Handy ein Foto und fährt, abgelenkt von der dramatischen Szene, prompt auf den Wagen vor ihm auf.
Zwei Verkehrspolizisten erscheinen auf der Bildfläche, Jan wird von seinem Unfallgegner Trunkenheit am Steuer vorgeworfen, die Polizisten stellen Restalkohol fest. Als Jan die Gründe für seine Unaufmerksamkeit erklärt, glaubt ihm niemand, sein Führerschein ist erst mal weg. Eine Katastrophe für ihn, muss er doch täglich seine bei seiner Exfrau lebende Tochter quer durch die Stadt zur Schule fahren. Als Jans Geschichte sich als Teil eines Entführungsdramas herausstellt, nehmen die Verwicklungen ihren Lauf…

In diesem Roman treffen mehrere ganz unterschiedliche Geschichten aufeinander, die durch ein einfaches Handy-Foto miteinander verknüpft werden. Dabei werden die einzelnen Fäden der Handlung so geschickt miteinander verwoben, dass die Geschichte an keiner Stelle konstruiert wirkt. Die Verkettung all dieser unglücklichen Umstände hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht und manchmal auch den Kopf schütteln lassen. Ich habe mich amüsiert über ein Ermittlerteam, das immer ein paar Meter hinterherhinkt; über Streifenpolizisten, die aus Eigenschutz lieber den Mund halten; über Jan Horvath, der von einer vertrackten Situation in die nächste stolpert.
In diversen kleinen Rückblicken erfährt man mehr über die Lebensumstände der einzelnen Personen, ihr derzeitiges Handeln wird darin nachvollziehbar erklärt. Ausgangspunkt dieser Rückblenden ist das Jahr 1989, geschildert werden die unterschiedlichen Lebenswege nach dem Mauerfall.
Die kurzen Kapitel lassen sich angenehm zügig lesen. Thomas Fritz erzählt diese Geschichte ganz hervorragend, die Glanzpunkte waren dabei für mich eindeutig die Dialoge. Lebendig und voller Schwung – einfach herrlich.

Bewertung vom 16.06.2012
Hexendämmerung / Magnolia Steel Bd.1
Städing, Sabine

Hexendämmerung / Magnolia Steel Bd.1


ausgezeichnet

Die 13-jährige Magnolia Steel soll bei ihrer Tante Linette wohnen – ganz doof, wie sie findet. Es gibt für Magnolia aber keine Alternative, denn ihre Mutter muss für ein Jahr aus beruflichen Gründen in die USA und kann sie nicht mitnehmen.
Schon kurz nach ihrer Ankunft im „Regenfass“ begegnen Magnolia merkwürdige Dinge und bald darauf erfährt sie, dass nicht nur ihre Tante eine echte Hexe ist, sondern sie selbst auch. Für Magnolia beginnt ein spannendes Abenteuer, wie sie es sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.

Zwar keine ganz neue Idee, dass ein Kind bzw. ein Teenager plötzlich damit konfrontiert wird, magische Fähigkeiten zu haben und diese trainieren muss, um gegen einen bösen Fiesling zu kämpfen, aber Sabine Städing hat aus diesem Thema eine eigene und richtig gut gelungene Geschichte gemacht. Viele tolle Kleinigkeiten und eine große Portion Witz machen dieses Buch zu einem fesselnden Leseerlebnis.
Sehr gut gefallen hat mir, dass die Autorin ihre magische Welt in das Hier und Jetzt eingebunden hat. So muss Magnolia zum Beispiel vormittags in eine ganz normale Schule gehen und bekommt nachmittags Unterricht in Hexenkunde.
Ein besonderes Lob hat neben dieser zauberhaften Geschichte auch die wundervolle Covergestaltung verdient.
„Hexendämmerung“ ist ein rundum fantastisches Buch, das spannende Unterhaltung für Leser ab 10 Jahre bietet.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2012
Die Fälscherin
Freidank, Julia

Die Fälscherin


sehr gut

Der zweite Kreuzzug endet für Blanka von Burgrain grausam: An Aussatz erkrankt soll sie zurückgelassen werden. Nur der Dienstherr ihres Vaters, Bischof Otto von Freising, gibt sie nicht auf und hilft ihr. Blanka kann geheilt in die bayrische Heimat zurückkehren, wo sie zunächst als Laienschwester in ein Kloster geht. Als ein paar Jahre später bei ihrem Vater die schreckliche Krankheit ausbricht, muss Blanka um ihren Familienbesitz bangen, denn die verfeindeten Wittelsbacher wollen sich Burgrain durch eine arrangierte Hochzeit aneignen. Abermals ist es Bischof Otto, der eine Lösung für eine fast ausweglose Situation bietet: Blanka soll ihr Schreibtalent nutzen und für Otto Urkunden fälschen, die es ihr ermöglichen, ihr Lehen zu behalten. Aus Dankbarkeit und Treue lässt Blanka sich auf dieses äußerst gefährliche Vorhaben ein und muss schon bald um ihr Leben fürchten.
Ihre Liebe zu Ortolf Kopf, einem treuen Ritter der Wittelsbacher, macht ihre Situation dabei noch komplizierter, als sie sowieso schon ist.

In ihrem historischen Roman „Die Fälscherin“ nimmt Julia Freidank den Leser mit auf eine Reise in das mittelalterliche Bayern.
Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen Besitzstreitigkeiten, die anders als sonst üblich nicht mit dem Schwert, sondern mit geschickt gefälschten Urkunden geregelt werden sollen.
Rund um dieses zentrale Geschehen greift Julia Freidank viele interessante Themen aus der damaligen Zeit auf, wie zum Beispiel die Stellung der Frau in der Gesellschaft, die Schrecken der Leprakrankheit oder die voranschreitende Stadtentwicklung.
Die Beschreibung der Geschehnisse und Handlungsorte ist hervorragend gelungen, so dass man schnell von der mittelalterlichen Atmosphäre eingefangen wird und einen sehr guten Einblick in diese zum Teil äußerst grausame Welt erhält.
Einzig ein paar zeitliche Sprünge im Verlauf der Handlung, haben mich manchmal etwas aus dem Lesefluss gebracht.
Besonders gut gefallen hat mir die Schilderung des Zwiespalts, in dem sich Blanka befindet. Sie ist hin- und hergerissen zwischen Dankbarkeit und Pflichtbewusstsein gegenüber Bischof Otto und ihrer Liebe zu Ortolf. Hier gelingt es der Autorin ganz fantastisch, Blankas Gedanken und Gefühle zu vermitteln. Auch Blankas Ängste und Sorgen um ihren Vater und ihren Bruder oder auch um die Zukunft ihres Sohnes werden glaubwürdig und gut nachvollziehbar dargestellt.

Ein interessanter historischer Roman, der mich schnell gefesselt und sehr gut unterhalten hat.