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melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 870 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2011
Toter geht's nicht / Henning Bröhmann Bd.1
Faber, Dietrich

Toter geht's nicht / Henning Bröhmann Bd.1


sehr gut

Ein Loser bewährt sich

Zum Inhalt: Henning Bröhmann, Kriminal-Polizist und Reihenhaushälftenbesitzer wider Willen, wird nicht nur plötzlich und unerwartet von seiner Gattin sitzengelassen, sondern darf zu allem Überfluss einen Mord im beschaulichen Bad Salzhausen aufklären, während er sich um die zwei Kinder und den Hund kümmern muss. Von diesen Umständen herausgefordert, wächst die selbsternannte „Memme“ über sich hinaus und gewinnt ganz nebenbei die Liebe seiner Frau, die Achtung seiner Kinder und seines Vaters und den Spaß an Ermittlungsarbeit.


Zum Cover: Fuchs mit Bembel in der Schnauze – das hessische Umfeld des Heimatkrimis wird sehr schön getroffen.


Mein Eindruck: Zu Anfang des Buches noch eher skeptisch, musste ich diese Meinung schnell revidieren. Nachdem die Einführung der Hauptfiguren und derer diversen Macken eher dröge und schleppend verlief, kam die Geschichte mit dem Auszug Franziskas richtig in Schwung.

Herrlich ironisch werden die Versuche Bröhmanns beschrieben, Privatleben mit pubertierender Tochter und Sohn im Kindergartenalter und zusätzlich den Beruf mit der höchsten je an ihn gestellten Anforderung zu meistern. Dass die Jagd nach dem Mörder dabei in den Hintergrund geriet, konnte ich Dietrich Faber nicht übel nehmen. Zu amüsant wurden die kleinen und größeren Katastrophen und Nebenkriegsschauplätze eines alleinerziehenden, vollzeitberufstätigen Vaters geschildert. Besondere Highlights stellten die äußerst lebensnah beschriebenen Umstände im Kindergarten Schlumpfloch mir dazugehörigem pädagogisch wertvollem Essen, Spielzeug und Personal dar.

Die Wandlung Bröhmanns von einem wehleidigen Loser zu dem Beherrscher der Lage, Team, Familie und Eheglück verlief so glaubhaft und humorvoll, dass ich gerne verzieh, dass der Mordfall ein bisschen zu kurz kam und zu nebenher bearbeitet wurde. Die Lösung jedoch geriet selbst für den geübten Krimileser sehr überraschend.


Fazit: Ein Pralinchen des Genres mit einer für mich sehr ansprechenden Mischung aus Heimat und Krimi. 4 Sterne geben der Hoffnung auf weitere Krimis mit Kommissar Bröhmann Vorschub.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.12.2011
Nichts als Erlösung / Kommissarin Judith Krieger Bd.5
Klönne, Gisa

Nichts als Erlösung / Kommissarin Judith Krieger Bd.5


sehr gut

Schicksale, für die eigentlich die Worte fehlen...

... aber Gisa Klönne versucht trotzdem, sie zu erfassen.

Zum Inhalt: Kommissarin Krieger stolpert bei ihrer nächtlichen Joggingtour fast über eine Leiche und dadurch in einen Fall, der in die Abgründe dessen führt, was Menschen anderen Menschen antun können und wie diese Taten auch noch Jahrzehnte nachwirken können.

Zum Cover: Ein laufendes Kind in einer leeren Wohnung. Dieses Bild würde mir zwar sofort in der Buchhandlung auffallen und mich für einen Kauf gnädig stimmen, mit dem Inhalt des Buches hat es jedoch gar nichts zu tun.

Mein Eindruck: Das Grauen kommt auf leisen Sohlen. Obwohl eher wenig blutrünstige Details zur Sprache kommen, bleibt der Leser fassungslos nach dem Ende der Lektüre zurück. Zu eindringlich wird die seelische Pein des Mörders geschildert, welcher selber Opfer war. Dieses Mitgefühl sorgt für ein Verständnis seiner Beweggründe, zu dem ich mich selten in Kriminalromanen genötigt fühle. Dies gilt insbesondere deshalb, weil die Opfer dieses Menschen teilweise keinerlei Schuld auf sich geladen haben. Gisa Klönne beweist eine gute Recherche und ein großes Einfühlungsvermögen in ihre Figuren. Wenn ich auch für befremdlich halte, von einer Kollegin als "die Krieger" zu denken (wie es eine der fünf Figuren, deren Blickwinkel das Geschehen erhellen, tut), ist die Zusammenarbeit im Dezernat glaubhaft geschildert. Die zwischenmenschlichen Turbulenzen der Protagonisten bleiben im Bereich des Erträglichen und für alle Katastrophen bieten sich Lichtstreife am Horizont.

Fazit: Ein schwieriges Thema, das völlig zu Recht den Weg zwischen die Buchdeckel gefunden hat, wird in gekonnter Weise von Gisa Klönne dargeboten. Dafür 4 Sterne.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.12.2011
Robocalypse
Wilson, Daniel H.

Robocalypse


sehr gut

Maschinen mit Herz und Verstand

Zum Inhalt: Archos, eine bahnbrechende Erfindung im Bereich der künstlichen Intelligenz, lässt sich nicht mehr abschalten und übernimmt die Macht über sämtliche mit Computern ausgestatteten Gerätschaften und versucht nun seinerseits, die Menschheit "herunterzufahren". Nach dem anfänglichen Schock stellen sich Menschen und einige Maschinen dem Schicksal der Auslöschung entgegen. Diese Einzelschicksale beschreibt das Buch in einer Art elektronischem Tagebuch, welches Momente aus dem Kampf Mensch-Maschine aufgezeichnet hat und zu Beginn der Geschichte (und zum Ende des Kampfes) gefunden wird.

Zum Cover: Eiskalt und bösartig blickt ein übergroßer Roboterkopf den Betrachter an, dazu besitzt dieses Buch abgerundete Ecken - ein unbedingter Hingucker auf dem Gabentisch der Buchhandlungen.

Mein Eindruck: Erschreckend plastisch schildert Daniel H. Wilson seine Vision der Machtübernahme durch die Roboter. Dabei gibt er sich bedeutend mehr Mühe mit der Beschreibung von Aussehen und Funktionsweise der Maschinen als mit Gefühlen und Erscheinungsbild seiner menschlichen Protagonisten. Vielleicht ist das (hier spekuliere ich mal..) dem inhaltlichen Umstand geschuldet, dass eine Maschine die einzelnen Begebenheiten aufzeichnet, mich als menschliches Wesen hat das jedoch ein bisschen gestört. Auch, dass fast alle Helden Amerikaner sind (ein Alibi-Engländer, bester Freund der Amerikaner, wirft sich ebenfalls in die Schlacht, ein Afghane und ein Japaner sorgen sich zwar um eigene Leute, für den großen Sieg sind sie aber nicht relevant), fällt mir schwer zu akzeptieren. Wenigstens sind die handelnden Personen brav politisch korrekt zusammengestellt: Indianer, Weiße, Schwarze und Latinos, Männlein und Weiblein, jung und alt. Diese Vielfalt der Personen macht einen großen Vorteil der Geschichte aus: Durch den alle paar Seiten stattfindenden Wechsel von Orten und Hauptpersonen erhält die Story einen Drive, dem ich mich nur schwer entziehen konnte und das Buch nur ungern aus der Hand legte. Der Kunstgriff, dass diese Vorgehensweise inhaltlich begründet ist täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass dadurch ein Fehler überdeutlich wird: Wenn die Maschinen genau wussten, wie die Menschen handeln (denn wie hätten die Aufzeichnungen ihrer Taten sonst möglich sein können), warum geboten sie nicht diesem Tun Einhalt?

Doch trotz dieses Minuspunkts: Spannend ist der Kampf auf jeden Fall!

Fazit: Inhaltliche Schwächen, aber ein wahrhaft grandioser Spannungsaufbau.

4 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2011
Der wahrhaftige Volkskontrolleur / Pawel Dobrynin Trilogie Bd.1
Kurkow, Andrej

Der wahrhaftige Volkskontrolleur / Pawel Dobrynin Trilogie Bd.1


gut

Vier unvollendete Geschichten
Zum Inhalt: Mit vier Hauptdarstellern - der aus dem Titel bekannte Volkskontrolleur, ein Engel, ein Schuldirektor und ein Künstler mit Gedichte rezitierendem Papagei - erzählt Kurkow Geschichten aus der Sowjetunion des letzen Jahrhunderts einige Jahre nach Lenins Tod.

Zum Cover: Wie von Kindern gemalt. Ein Mann und sein Pferd. Deutlich zu erkennen, aber eben leicht naiv - das passt hervorragend zu den Sichten, die die einzelnen Darsteller des Buches auf ihr Dasein haben: Einfach, gutmütig, gerecht und manchmal verzweifelnd an den äußeren Umständen.

Mein Eindruck: Das Buch lässt mich ratlos zurück. Ich habe es gern gelesen, solange es dauerte, aber dann war es zu Ende. Einfach so. Ohne echten Abschluss auch nur einer der vier Geschichten. Zusammenhänge gab es so gut wie keine (wenn man von einer Gewehrkugel absieht), jede Geschichte hätte von Anfang bis zu dem nicht vorhandenen Ende in einem eigenen kleinen Band erzählt werden können. Dabei ist die Erzählweise grandios, - trotz allen Unbill und so einiger menschlicher und tierischer Leichen muss der Leser oftmals über die stoische Ruhe der Protagonisten schmunzeln, mit denen über diese Tragödien hinweg- und weitergelebt wird. Alle vier gehen in ihrer Berufung auf, selbst, wenn ihnen fast unüberwindbare Hindernisse in den Weg gelegt werden, und verlieren nie ihren Glauben an das Gute der Sowjetunion und ihrer Bürger und das irgendwie schon alles richtig geordnet ist. Schön fand ich die Episoden vom Zusammenhalt in schwierigen Zeiten - egal, ob im Schneesturm oder als Engel unter Ungläubigen, jeder versucht sich einzubringen, so gut er eben kann und das Leben in seiner Umgebung zu verbessern.

Aber dann kam die letzte Seite und so sehr ich nach einem Schlusswort suchte - das kam eben nicht. Deshalb ist meine Bewertung so, wie sie ist - drei Sterne für die russische Seele und die Freundschaft, zwei Sterne Abzug für die Nichterfüllung des Plansolls der Zufriedenstellung des Lesers.

Bewertung vom 21.08.2011
Der Ruf des weißen Raben
Seven Deers, Sanna

Der Ruf des weißen Raben


gut

Auch wenn die weißen Tauben müde sind...

... der weiße Rabe fliegt.

Zum Inhalt: Myra Morgenstern nimmt unbeabsichtigt an einer indianischen Beschwörungszeremonie teil und erhält dadurch die Fähigkeit, Vergangenheit und Zukunft zu besuchen. Dabei wird sie von dem Mitarbeiter einer Firma verfolgt, welcher dieses Können für seine eigenen Zwecke nutzen will.

Zum Cover: Wald, See, Berge - das totale Urlaubsidyll. Dass sich an dieser Stelle ein Indianer-Reservat befindet, wirkt glaubhaft.

Mein Eindruck: Wenn man bereit ist, zu viel Zeremonie zu Beginn und Pathos zum Ende der Geschichte zu vertragen, bietet Sanna Seven Deers eine zeitweilig spannende Fantasygeschichte, die den Bogen von Vergangenheit über die Gegenwart bis hin zur Zukunft nicht nur der Ureinwohner Amerikas schlägt. Mir gefiel das Spiel mit den Gegensätzen: Geschäftswelt/Natur, Leben/Tod, gut/böse und Familie/Firma. So gerät die Story zwar plakativ, aber dadurch auch sehr berührend und eindringlich. Zusätzlich mochte ich den Gedanken, dass die Zukunft nicht festgeschrieben ist, sondern durch unser Handeln im Hier und Jetzt verändert werden kann, - "hilf dir selbst, dann hilft dir Gott" in Reinkultur. Dieser Ansatz bewirkte, dass die Figuren wenigstens teilweise glaubwürdig handelten, und nicht nur so, wie es sich in einem Schwarz-Weiß-Universum gehört.

Fazit: Freiheitsliebende und naturverbundene Menschen sind grundgut, machtverliebte Subjekte abgrundtief schlecht. Damals, heute und in Zukunft. Davon abgesehen ist "Der Ruf des weißen Raben" ein schönes Stück Fantasy mit Real-Life-Einschlag. Oder eben umgekehrt.

3 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.08.2011
Leopard / Harry Hole Bd.8
Nesbø, Jo

Leopard / Harry Hole Bd.8


sehr gut

Fast wie im Film
Nicht irgendein lieblos abgespulter Streifen, sondern ein echter Blockbuster könnte "Der Leopard" werden, wenn Regisseur und Hauptdarsteller so meisterhaft wie Harry Hole und seine vielen innerpolizeilichen und kriminellen Gegner agieren.

Zum Cover: Nun ja, ein Leopard - in der Schnee-Version. Passt zur Hauptlocation (eine Hütte in den verschneiten Bergen) und im übertragenen Sinne zum Drogenkonsum und Einzelkämpfer, daher nicht ganz schlecht gewählt.

Zum Inhalt: Harry Hole, desillusioniert und rauschgiftsüchtig in Hongkong gestrandet, wird von einer Kollegin nach Norwegen zurückbeordert, um dort eine Mordserie aufzuklären, bei der Motiv und Mordinstrument des Täters lange im Dunkeln bleiben. In der Heimat muss sich Harry nicht nur mit dem Fall beschäftigen, sondern auch die Geister seiner Vergangenheit und Gegenwart im Zaum halten.

Mein Eindruck: Zwar ist mir immer wieder ein Rätsel, warum ausgerechnet die kaputtesten Typen die hübschesten und erfolgreichsten Frauen abschleppen (wahrscheinlich Wunschdenken der Autoren), davon abgesehen fasziniert "Der Leopard" fast uneingeschränkt: Sehr gut beschriebene und höchst unterschiedliche Handlungsorte, mehrere Twists, die dem Leser unterschiedliche Tat- und Täterversionen anbieten, dabei jedoch - soweit das bei Krimi-Serienmorden möglich ist - meistens glaubwürdig bleiben und Hauptfiguren, die an ihre physischen und psychischen Grenzen gehen und diese teilweise sogar überschreiten. Zu diesem Fingernagelkau-Plot mixt Nesbo geschickt zwischenmenschliche Tiefen und Machtkämpfe innerhalb der mit den Mordfällen befassten Ermittlergruppen, so dass selbst dann für Spannung beim Leser gesorgt ist, wenn sich das Hauptaugenmerk außerhalb der Ermittlungen befindet. Leider geht bei der Hochspannung und den dauernden Schwenks dem Leser irgendwann die wohlwollende Puste aus, so dass die letzten Überraschungsmomente zu nerven beginnen. 50 Seiten und ein Kontinent weniger hätte sich Nesbo sparen können und "Der Leopard" wäre ein noch besseres Buch gewesen.

Die letzten Seiten konnten jedoch wieder überzeugen, das Ende war schlüssig und entsprach Harry Holes Charakter.

Fazit: Etwas weniger wäre mehr gewesen, aber trotz einer Wendung zu viel ein sehr unterhaltsamer und spannender Thriller. 4 Sterne

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.08.2011
Das Leben ist kein Gurkensandwich
Radford, Ceri

Das Leben ist kein Gurkensandwich


gut

Weltfremd, komisch und very british
Zum Inhalt: Constance, englische Hausfrau, Anfang 50, verheiratet mit einem Anwalt, zwei Kinder, beschließt das Verfassen eines Blogs, da sich weder die Familie, noch ihr litauisches Dienstmädchen wirklich dafür interessieren, was sie denkt und was sie möchte. Ein Kalenderjahr darf der geneigte Leser den Gedanken folgen, die sie als "Silberglöckchen" verfasst.

Zum Cover: Weibliche Comicfigur beim Wechselläuten - Constances Hobby. Eigentlich passend für ein humorvolles Buch, mich stört jedoch, dass die Dame eher nach 35 als nach 53 aussieht.

Mein Eindruck: Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Ähnlich dem Gefühlsspektrum, welches Ceri Radford ihrer Hauptperson Constance über das Jahr zumutet, fahren meine Emotionen Achterbahn. Einerseits konnte ich mich köstlich über die typisch britischen Eigenschaften und Verhaltensweisen amüsieren (Wechselläuten, Mitgliedschaft in diversen Frauengruppen, Fünf-Uhr-Tee), andererseits fand ich das großmütterliche Verhalten von Constance mehr als nur einmal absolut weltfremd, altbacken und ärgerlich. Wahrscheinlich ist eine 30jährige Redakteurin nicht wirklich in der Lage, sich in die Psyche einer (nur!!) 20 Jahre älteren Frau zu versetzen. Wenn sich Constances Gedanken nur um Kleidung, Menufolgen und die Lebensplanung ihrer Kinder und sonstiger Verwandter und Bekannter drehte, fühlte ich mich eher an altjüngferliche Großmütter als eine Frau in den besten Jahren erinnert. Dazu im Gegensatz bietet die Geschichte einige wirkliche Schmunzler, die vor allem den mannigfaltigen und teilweise recht skurrilen Nebenfiguren geschuldet sind. Die muffelige Haushaltshilfe mit Unterwäschespleen, der untragbare beste Freund des Hausherrn und der sitzengelassene Mit-Wechselläuter nebst Verehrerin; - bei deren Beschreibungen zeigte sich echtes erzählerisches Talent.

Fazit: Viele nette Einfälle mit einer leider für meinen Geschmack lange zu trutschigen Hauptfigur. 3 Sterne

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.07.2011
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Ruppert, Astrid

Wenn nicht jetzt, wann dann?


sehr gut

Zuckerguss mit bitterer Schokolade

Zum Inhalt: Durch eine Hochzeit kreuzen sich die Lebenswege dreier Frauen, welche dem Lesenden an das Herz wachsen werden: Die zukünftige Braut - eine Tochter aus bestem Hause -, die Hochzeitsplanerin - ein gebranntes Kind - und die Tortenbäckerin - eine ältere Dame, die immer noch von der Romantik träumt. Alle drei machen während des Romans eine Entwicklung durch, von der sie und die mit ihnen verbundenen Personen männlichen Geschlechts zum Teil sogar buchstäblich überrollt werden.
Zum Cover: Romantik pur! Junge Frau auf und in Mohnwiese; ein perfektes Zusammenspiel zwischen äußerer Erscheinung und innerer Werte.
Mein Eindruck: Wunderbar warmherzig und mit großem Einfühlungsvermögen schildert Astrid Ruppert den Umgang ihrer drei Hauptpersonen mit der Liebe. Durch die dauernden Perspektivwechsel kommt nie Langeweile auf und trotz aller Vorhersehbarkeit (mit großer Krise kurz vor Schluss und noch größerem Happy End) leidet und freut sich der Leser (oder besser die Leserin) mit jeder der drei Damen mit. Gut gewählt ist nicht nur deren Altersstruktur (20, 40 und 60 Jahre), sondern auch die gesellschaftliche Herkunft ist breit gefächert - vom ungeliebten, unehelichen Nachkriegskind bis zur vergötterten High Society Schönheit. Dadurch bieten sich vielfältige Identifizierungsmöglichkeiten. Dass alle Frauen und auch Männer liebenswert genug geschildert sind, um mit ihnen mitzufiebern, tut dem Lesevergnügen dabei keinen Abbruch.
Mein Fazit: Die perfekte Lektüre, um zu lachen und zu weinen. Ohne den ganz großen Tiefgang, aber an lauen Sommerabenden reicht mir persönlich auch einmal der seichte Einstieg am Seeufer.
4 Sterne

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2011
Für immer und eh nicht
Wanner, Heike

Für immer und eh nicht


sehr gut

Ernie und Barbie
Ehen werden nicht nur im Himmel geschlossen, manchmal wird dort auf die große Liebe gewettet.

Zum Inhalt: Im Himmel herrscht Uneinigkeit darüber, ob Mann und Frau miteinander glücklich werden können. Um eine abschließende Aufklärung unter besten Bedingungen zu erhalten, wird beschlossen, einer Frau ihren in jeder Hinsicht absoluten Traummann zu schicken. Die irdische Versuchsbarbie fühlt sich mit ihrem Engel tatsächlich wie im siebten Himmel, bis ihr auffällt, dass ein Ernie mit leichten Mängeln vielleicht doch Vorteile gegenüber der Luxusversion von Ken mit Rolls Royce und Supermanieren besitzt.

Zum Cover: Zwei Goldfische mit Angel. Nun gut, dass es sich um einen humorvollen Roman handelt, suggeriert dieser Einband schon. Da aber weder Fische eine Rolle spielen, noch irgendjemand an einem ungewollten Haken hängt, ist mir die Intention des Verlages dabei unklar. Ich hätte Schloss, Pferd und Himmelsleuchten bevorzugt.

Mein Eindruck: Zwar bewegt sich der Roman auf ein vorhersehbares Ende zu, aber der Weg dorthin ist auf eine so amüsante Weise gepflastert, dass man wie auf Wolken dahin schwebt. Nicht nur die Hauptfiguren Theresa und Raphael sind mit viel Freude am Detail gezeichnet, auch die Nebendarsteller erhalten genügend Aufmerksamkeit seitens Frau Wanner, um glaubhaft zu agieren und bildhaft vor dem geistigen Auge zu entstehen. Dazu die kleinen Macken, die uns den Partner einerseits so richtig liebenswert machen, uns andererseits zur Verzweiflung bringen können: Morgenmuffelei, grenzenloser Charme, Allergien oder auch die Freude an schönen Autos. Meiner Meinung nach macht das einen guten Teil des Lesespaßes aus: Die Wiedererkennbarkeit der eigenen Beziehung oder der Marotten im Bekannten- bzw. Verwandtenkreis.

Fazit: Eine Figur sagt in etwa Folgendes: Ich weiß, dass es nicht perfekt ist und ich weiß nicht, ob es für immer hält, aber die Zeit dazwischen ist, was zählt..... Die Zeit, die ich mit diesem Buch verbracht habe, war sehr vergnüglich und hat gezählt.