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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 28.05.2017
Die Schnitzel-Jagd
Bernard, Carine

Die Schnitzel-Jagd


sehr gut

Molly Preston arbeitet als Ermittlerin in einer EU-Behörde, die auch mit Computerkriminalität befasst ist. Nach Wien fliegt sie aber in halboffizieller Mission. Ein alter Freund ihres Chefs, aus wilden Hackertagen, hat um Rat gefragt. Er leitet nun in seiner Freizeit einen Computer Club für junge Leute und ein Mitglied, Karl Buchinger hat ihm von einem Rätsel erzählt, das ihm viel Geld einbringen könnte. Nun ist Karl tot, ein Unfall wie die Polizei glaubt, aber für Markus Wilhelm ist die Sache nicht ganz so klar.
Molly beginnt nun mit Markus in der Geocaching Szene zu ermitteln und kommen bald einem geheimnisvollen „Stifter“ auf die Spur.
Dieser Krimi ist wirklich zugeschnitten auf Fans der GPS Schnitzeljagd. Spannend, aber auch witzig und vor allem charmant. Wie mit Molly und Markus eine typische Deutsche und ein Wiener mit altmodischem Schmäh und Charme aufeinander treffen, macht viel Spaß beim Lesen. Zwischen den Zeilen ist es auch ein hervorragender Wien Führer, nicht nur zu den Schönheiten der Stadt, sondern auch zu den kulinarischen und kulturellen Besonderheiten. Wenn Markus Molly in einem Kaffeehaus die österreichischen Kaffeesorten erklärt – sie als Banause wollte nur einfach eine Tasse Kaffee bestellen – sollte man aufmerksam lesen, es erleichtert beim nächsten Wien Besuch ganz sicher die Bestellung.
Aber Schritt für Schritt dringen die beiden Schnitzeljäger tiefer in die Materie vor und scheinen kurz vor der Aufklärung zu stehen, aber da geht alles schief…
Mir hat dieser Wien-Krimi gut gefallen, flott und locker geschrieben, merkt man, dass die Autorin beide Welten gut kennt. Als gebürtige Niederösterreicherin kann sie mit dem Dialekt spielen und da sie schon lange in Deutschland lebt, weiß sie eben auch wie „Piefkes“ ticken. Die Schnitzeljagd ist spannend aufgebaut und auch wenn man nicht ganz so tief in der Computer- und Hacker- Szene zu Hause ist, kann man die Handlung gut verfolgen. Ich habe es mehr als Rätsel- denn als Ermittlerkrimi gelesen und bin damit sehr gut gefahren.
Es war mein erster Roman mit Molly Preston und nur den gewählten Namen für diese Figur fand ich nicht so passend – da assoziierte ich gleich einen etwas altmodischen Krimi in Agatha Christie Manier und das ist dieser Krimi ganz sicher nicht.

Bewertung vom 26.05.2017
Fabelhafte Mrs. Bridge
Connell, Evan S.

Fabelhafte Mrs. Bridge


sehr gut

1959 erschien Evan S. Connells Roman „Fabelhafte Mrs Bridge“ zum ersten Mal. Seine Titelfigur ist ein Paradebeispiel für eine Frau aus der oberen Mittelschicht im Kansas der 30iger und 40iger Jahre.
Schon von der High School an ist Indias Lebensweg vorgezeichnet: Frühe Heirat mit einem ordentlichen, aufstrebenden Rechtsanwalt, zwei Kinder, ein schönes Haus in der Vorstadt, eine farbige Hilfe im Haus fürs Grobe. Dass es dann drei Kinder wurden, weil man gerne einen Sohn wollte, ist nur eine kleine Abweichung in Mrs Bridges Lebensplan. Ihr Vorname „India“ scheint das einzige irritierend Außergewöhnliche in ihrem Leben zu sein, dass sie sich gestattet.
Die Handlung ist kein durchgehender Roman, es sind kleine bis kleinste Abschnitte, die wie mit dem Brennglas Episoden aus dem völlig sinnentleerten Leben der Hausfrau und Mutter beschreiben. Man spürt, wie India Bridge manchmal etwas vermisst, aber nie gestattet sie sich, diesem Gefühl auf den Grund zu gehen. Von der jungen Frau, die sich Liebe erhoffte, bis zur arrivierten, ältlichen Country Club Matrone begleitet Connell dieses Leben.
Das letzte Kapitel scheint mir wie ein Sinnbild des kompletten Lebens der Mrs Bridge. Inzwischen Witwe, versucht sie den Wagen aus Garage zu bugsieren und als sie den Motor abwürgt, bleibt sie in ihrem Auto gefangen. Es gibt kein Vor und kein Zurück und die Wagentüren kann sie in der engen Garageneinfahrt zwischen Mauer und Zwischenwand nicht öffnen. Resigniert und still bleibt sie sitzen.
Die geschliffene Sprache, die noch in kleinsten Andeutungen die Gesellschaft seziert, die feine, hintergründige Ironie seiner Beobachtungen machen mit den Reiz dieser Wiederentdeckung aus.

Bewertung vom 23.05.2017
Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
Hogan, Ruth

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge


sehr gut

Mr. Peardew ist ein fast zwanghafter Sammler verlorenen Gegenstände. Egal wie trivial sie sein mögen - ein gelbes Haargummi, ein blauer Mantelknopf, ein Puzzleteil – er hebt sie auf und katalogisiert sie um irgendwann den Besitzer wieder zurückzugeben. Auch eine Keksdose findet er, der Inhalt ein graues körniges Pulver, könnte es Asche sein?
Peardew selbst leidet sein ganzes Leben an einem Verlust, am Tag als seine Verlobte starb, verlor er ihr Medaillon und seine Hingabe an Fundstücke resultiert aus seinem Verlust. Aber sie inspirieren ihn auch zu kleinen, anfangs heiteren Geschichten, die ihm als Schriftsteller zu Erfolg und Vermögen verhelfen. Er lebt in einem wunderschönen Haus, umsorgt von seiner liebevollen Haushälterin und Assistentin, der vom Leben enttäuschten Laura. Sie soll nach seinem Tod seine Aufgabe vollenden.
Ein Fundstück findet sich nicht in seiner Sammlung, Eunice die grade zu einem Bewerbungsgespräch unterwegs ist, findet ein kleines Schmuckstück auf der Straße und steckt es ein. Es scheint ihr Glück zu bringen, sie bekommt die Stelle in einem kleinen Verlagshaus und ihr Chef Bomber wird ihr Freund fürs Leben. Es wird eine fast symbiotische Beziehung, auch wenn Eunices bald erkennt, dass Bombers Liebe eine andere ist, als sich Eunice erhoffte.
Eine liebevoll, sehr anrührende Erzählung, mit vielen kleinen Geschichten in der Geschichte und Nebenhandlungen, die gleich ahnen lassen, dass sich alle Stränge miteinander verknüpfen werden. Es ist, trotz vieler kleiner komischer Anekdoten ein wehmütiger, fast sentimentaler Stil, den ich gern gelesen habe, trotz der kleinen Längen und Wiederholungen. Der Roman ist eines der Bücher, die man gern an einem regnerischen Tag mit einer Tasse Tee genießt und bei dem man auch mit einem Lächeln ein Tränchen wegwischt und man sich eingesteht, dass es manchmal auch ein wenig kitschig sein darf.
Dem List Verlag ist dem zarten Cover und der schönen Gestaltung des Buches ein passender Rahmen für das Buch gelungen.

Bewertung vom 22.05.2017
Ich will so bleiben, wie ich war
Bittl, Monika

Ich will so bleiben, wie ich war


sehr gut

Die Autorin Monika Bittl scheint mit ihrem ersten Buch „Ich hatte mich jünger in Erinnerung“ einen Nerv getroffen zu haben, sonst wäre es nicht in Windeseile die Spiegel Bestsellerliste hochgeklettert. Nun habe ich die Fortsetzung gelesen – „ich will so bleiben, wie ich war“ und habe mich auch in diesem Buch auf vielen Seiten wiedergefunden.
In kleinen Kapiteln wird uns der Spiegel vorgehalten: ob es über die Versprechungen der Pharma- und Kosmetikindustrie geht, ob es die Erwartungen an uns selbst und vieles mehr. Aber es nicht der 100. Ratgeber zum Thema Älterwerden, der alles besser weiß, es sind humorvolle kleine Episoden, wie sie jede Frau kennt. Dass man vielleicht das Eine oder Andere für entdeckt, dass man sich aneignen kann, worüber man schon immer mal nachdenken wollte, ist der durchaus positive Nebeneffekt.
Es ist viel Lebensweisheit in den kurzen Episoden versteckt und es lohnt sich immer mal wieder reinzuschauen. Die meisten Geschichten machen viel Spaß zu lesen, einige erschienen mir fast wie eine Wiederholung aus dem Vorgängerband.
Eine liebevoll-ironische Lektüre für sich oder als Geschenk für die gute Freundin geeignet.

Bewertung vom 22.05.2017
Sylter Intrigen / Kari Blom Bd.2
Tomasson, Ben Kryst

Sylter Intrigen / Kari Blom Bd.2


sehr gut

Kari Blom arbeitet als verdeckte Ermittlerin für das LKA. Ihr neuester Einsatz führt sie in ein Feinkostgeschäft auf der Insel Sylt. Eine Reihe von Kreditkartenbetrügereien scheint von diesem Geschäft auszugehen. Denn in allen Fällen war die Karte vorher bei Feinkost Freund eingesetzt worden. Es ist Karis zweiter Einsatz auf der Insel, was ihr nicht ganz angenehm ist, denn dem örtlichen Polizisten Jonas Voss ist sie beim ersten Mal fast ein wenig zu nahe gekommen. An die Schmetterlinge im Bauch kann sie sich noch gut erinnern.
Bei Feinkost Freund übernimmt sie eine Stelle als Kassiererin und lernt schon gleich den widerlichen Geschäftsführer Elmar Bruns von seiner üblen Seite kennen. Er schikaniert und mobbt seine Mitarbeiter auf übelste Weise, wird aber immer wieder vom Eigentümer Freund gebremst. Kari wird ziemlich schnell klar, dass der Betrüger aus dem Kreis der Mitarbeiter kommen muss und Bruns steht auf ihrer Liste ganz weit oben. Dumm nur, dass er gleich am zweiten Tag ermordet wird. Nun kommt es zum gefürchteten Treffen mit Voss, der ihre wahre Identität immer noch nicht kennt. Außerdem scheint Alexander Freund, zwar verheiratet, aber sehr charmant einem Flirt ebenfalls nicht abgeneigt.
Eine verdeckte Ermittlerin, die plötzlich in einem Mordfall als Verdächtige dasteht, das ist die Ausgangslage für diesen amüsanten Krimi. Spannung und Humor halten sich dabei perfekt die Waage. Der Verdächtigenkreis ist überschaubar und ich war immer wieder überrascht, wie einfallsreich der Autor seine Haken und Wendungen einbaut und die Leser beim Miträtseln aufs Glatteis führt. Gleich mit dem ersten Mord nimmt der Krimi Fahrt auf und die Spannung steigt im Lauf der Handlung. Der Kreis der Mitarbeiter bei Feinkost Freund ist sehr unterschiedlich, vom charmanten Chef, über die übergewichtige, schlichte Verkäuferin an der Frischtheke bis hin zum feurigen Koch, der das Edelcatering macht, sind ganz unterschiedliche Persönlichkeiten vertreten. Diese Charakterisierung – manchmal auch ein wenig überzeichnet – ist dem Autor ganz besonders gelungen.
Ich habe diesen Sylt-Krimi, der mit witzigen Einfällen und einigen Seitenhieben auf die Sylter Feriengäste punktet, sehr gern gelesen. Für mich war das perfekte Unterhaltung, locker und kurzweilig geschrieben, dazu viel lokale Atmosphäre und nicht zu vergessen, die Gastauftritte der „Häkelmafia“ als Running Gag.
Von Kari Blom werde ich sicher noch mehr lesen.

Bewertung vom 19.05.2017
Tödliches Treibgut / DCI Jim Daley Bd.1
Meyrick, Denzil

Tödliches Treibgut / DCI Jim Daley Bd.1


sehr gut

DCI Jim Daley wird zu einem Leichenfund an der Küste der Kintyre-Halbinsel gerufen. Eine Frauenleiche, entstellt von Tierfraß und Strömung ist in Kinloch an Land gespült worden. Statt in Glasgow zu ermitteln, findet er sich in einem Fischerdörfchen wieder, dass seine besten Zeiten schon hinter sich hat. Die Dorfgemeinschaft ist verbittert und hält zusammen, da wird kein Wort zu viel gesagt, vor allem, da die junge Ermordete einen denkbar schlechten Ruf hatte. Keine einfache Situation für Daley und seinen Partner Scott, vor allem, da Kinlochs Polizisten ihnen gern Knüppel zwischen die Beine werfen. Was wie ein Mord an einer Gelegenheitsprostituierten aussieht, scheint nicht ganz so klar zu sein, wie es die örtliche Polizei gern hätte.
„Tödliches Treibgut“ ist ein Krimi der wirklich „Old School“ ist. Die Polizei ermittelt in einer rauen Männerwelt und die Glasgower Polizisten müssen mit stürmischen Seegang und widrigen Bedingungen zurechtkommen. Eine sehr spannende und sehr stringente Handlung machen den Reiz des Krimis aus. Die Figuren, vor allem Scott und Daley sind toll gezeichnet, ihre Charaktere wirken absolut lebensecht. Manchmal hätte mir es mir etwas weniger Privatprobleme zwischen Daley und seiner Liz sein können, die ich in ihrer ständigen Wiederholung ein bisschen anstrengend fand. Dagegen ist die Landschaft, der schottische Menschenschlag und die harte Welt der Fischer ausgezeichnet eingefangen.
Der Krimi macht durch sein Tempo und die mitreißende Handlung Spaß und Lust auf mehr Fälle, vor allem da der letzte Abschnitt des Buches ein echter Cliffhanger ist und der Geschichte nochmal rückwirkend einen Drive versetzt.

Bewertung vom 16.05.2017
Die Hummerkönige
Zentner, Alexi

Die Hummerkönige


ausgezeichnet

Die Kings sind seit Generationen auf Loosewood Island ansässig und betreiben den Hummerfang, so wie es der Gründer der Familie, Brumfitt Kings vor 300 Jahren begonnen hat. Immer geht das Geschäft auf den Sohn über, nur Cordelia will sich damit nicht abfinden. Sie hat von klein an eine ganz besondere Bindung ans Meer und an ihren Vorfahren, um den sich Mythen und Legenden ranken. Er war nicht nur erfolgreicher Hummerfischer, er war auch Maler und hat ein großes Werk hinterlassen. In seinen Bildern findet Cordelia mehr, als die meisten sehen.
Der Roman wirkt für mich wie aus der Zeit gefallen. Gäbe es nicht die allgegenwärtige Technik, könnte dieses Buch auch in der Vergangenheit angesiedelt sein. Cordelia kämpft um die Anerkennung ihres Vaters, sie sieht sich als würdige Nachfolgerin der Familientradition und nicht nur als Ersatz weil ihr Bruder ertrunken ist. Auf Loosewood Island gelten andere Gesetze, bei Auseinandersetzungen wird nicht die Küstenwache gerufen, man regelt seine Angelegenheiten selbst, auch Cordelia muss sich diesem ungeschriebenen Gesetz beugen. Fast erinnerte mich die Auseinandersetzung der rivalisierenden Hummerfischer an den Wilden Westen.
Sehr schön fand ich die Verbindung zur Vergangenheit und seinen Legenden. Die Grenzen zwischen Realität und Mythos verschwimmen in diesem wunderschönen Buch. Ich mochte alle Figuren, sie sind so lebensecht und liebevoll portraitiert. Der harte Kampf mit den Elementen und die Feinfühligkeit der Beziehungen ergänzen sich und machen das Buch fesselnd. Auch die Anspielungen auf die Literatur gefielen mir, Cordelias Name scheint nicht zufällig gewählt, schließlich heißt die Familie auch Kings und als Könige der Insel scheinen sie unausgesprochen auch von den übrigen Insulaner anerkannt.
Das war eine wunderschöne Geschichte, in die ich richtig eingetaucht bin. Die schöne, melancholische Sprache hat das Lesevergnügen noch abgerundet.

Bewertung vom 15.05.2017
Der Kommissar und die Morde von Verdon / Philippe Lagarde ermittelt Bd.6
Dries, Maria

Der Kommissar und die Morde von Verdon / Philippe Lagarde ermittelt Bd.6


gut

Philippe Lagarde, der seinen Ruhestand im malerischen Städtchen Barfleur in der Normandie genießt, muss statt in den geplanten Kurzurlaub, zu einer Besetzung nach Südfrankreich fahren. Der Ehemann von Hélène, der Freundin seiner Lebensgefährtin Odette ist bei einem Unfall am Verdon in die Tiefe gestürzt. Der örtliche Polizeichef geht von einem Suizid aus und schließt überraschend schnell die Akte.
Es bleibt nicht bei diesem einen Unfall, auch der Bürgermeister stürzt bei einem Spaziergang in die Tiefe. Auch wenn er nicht mehr aktiv ist, ein Fall mit so vielen Ungereimtheiten weckt den Spürhund in Lagarde. Da trifft es sich gut, dass sich in der Gegend zufällig drei Ex-Kollegen niedergelassen haben, die mit ihm die polizeiliche Eliteausbildung machten. Die besten Voraussetzungen also um sich umzuhören und zu ermitteln.
Mit „Der Kommissar und die Morde von Verdon“ liegt bereits der 6. Band der sympathischen und völlig unabhängig zu lesenden Reihe vor und das Muster ist altbekannt. Die Landschaftsbeschreibungen lesen sich malerisch wie aus dem Touristenprospekt, wecken Reiselust und machen Appetit. Denn natürlich dürfen auch bei den Ermittlungen die Restaurantbesuche mit ausführlichen Menüschilderungen nicht fehlen. Es gibt eine ganze von Zufällen, die nicht unbedingt realistisch sind, aber Lagardes Ermittlungen vorantreiben. Natürlich ist einer seiner Kumpels ein Internet-Crack, der sich mühelos in jedes beliebige Netzwerk hackt und ihn mit Informationen versorgt. Auch wenn der örtliche Polizeichef cholerisch mauert, so erliegt seine Sekretärin dem Charme des anderen Freundes und damit stehen ihnen auch alle Dokumente der Ermittlung zur Verfügung.
Der Krimi liest sich locker, die Spannung hält sich aber in wohldosierten Grenzen. Er ist ein typischer Urlaubskrimi mit viel Lokalkolorit und netten Beschreibungen, unterhaltsam und amüsant zu lesen ohne dass man allzu viel Aufmerksamkeit braucht. Eben das richtige Buch für das Reisegepäck.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2017
Wenn das Eis bricht / Profilerin Hanne Bd.1
Grebe, Camilla

Wenn das Eis bricht / Profilerin Hanne Bd.1


gut

Im Haus des Unternehmers Jesper Orre wird eine enthauptete Frauenleiche gefunden, den Kopf auffällig neben dem Körper drapiert. Eine schockierende Inszenierung, die die Kriminalisten an einen ganz ähnlichen, nie aufgeklärten Fall von vor 10 Jahren erinnert. Aus diesem Grund wird Hanne Lagerlind eingeschaltet, eine Psychologin, die damals mit den Ermittlungen befasst war.
Der Roman wird in der Hauptsache aus drei ganz persönlichen Perspektiven erzählt. Wir hören von Emma, einer jungen, sehr unglücklichen Frau, die mit Jesper ein geheim gehaltenes Verhältnis hatte und vom ihm ausgenutzt und schwanger sitzen gelassen wurde. Emma arbeitete bis zur ihrer Entlassung in Jespers Konzern. Ihre Geschichte setzt 2 Monate vor dem Fund der Leiche ein.
Peter Lindgren, einer der Kriminalisten, war im ersten Fall sehr in Hanne verliebt. Sie wollte ihren Mann verlassen und mit Peter ein neues Leben beginnen. Aber Peter, der durch ein Jugenderlebnis traumatisiert ist, ist völlig bindungsunfähig und macht im letzten Augenblick einen Rückzieher und verletzt die sensible Hanne damit sehr.
Hanne weiß seit einiger Zeit von ihrer beginnenden Demenz und die ersten Anzeichen stürzen sie in eine tiefe Lebenskrise. Dazu fühlt sie sich immer mehr von ihrem Mann eingeengt und demoralisiert. Auch sie hat die damalige Beziehung zu Peter noch nicht verkraftet und fürchtet und freut sich zugleich vor der Zusammenarbeit.
Diese unterschiedlichen Persönlichkeiten, ihre Beziehungen untereinander und ihre Sicht auf den Fall machen einen Großteil der Spannung aus. Die reine Ermittlungsarbeit scheint dabei fast ins Hintertreffen zu geraten. Aber es scheint nur so. Der Untertitel „Psychothriller“ hat mich anfangs verwirrt. Titel und Beschreibung im Klappentext lassen falsche Erwartungen entstehen. Das Buch ist kein landläufiger Thriller, die Spannung entwickelt sich sehr subtil aus dem Beziehungsgeflecht, den familiären und persönlichen Hintergründen und steigert sich mit jedem weiteren Detail, das sich aus den Rückblenden ergibt.
Ich konnte mich gut auf die Erzählweise einlassen, die Wechsel der Perspektiven brachten mir die Personen nahe und mir gefiel der Kunstgriff der Autorin, das Motiv lange in der Schwebe zu lassen. Auch die spröde, fast unterkühlte Sprache passt gut zu diesem Psychokrimi aus Skandinavien, was sicher auch der Übersetzerin Gabriele Haefs zu verdanken ist.
Lange musste ich über die Bedeutung des Titels rätseln, der einem Innuit Sprichwort entlehnt ist, aber je mehr ich las, umso passender schien er mir.

Bewertung vom 09.05.2017
Deichmord / Romy Beccare Bd.6
Peters, Katharina

Deichmord / Romy Beccare Bd.6


ausgezeichnet

Eine anonyme Terrorwarnung versetzt Romy Beccare und ihr Team in Aufruhr. Bei den Störtebecker Festspielen in Ralswiek auf Rügen soll ein örtlicher Hotelier in eine Anschlagsplanung verwickelt sein. Die Kommissare drehen jeden Stein um, in diesen Zeiten nimmt man auch eine anonyme Drohung ernst. Sie finden nichts, aber immer wieder taucht ein Name auf, der mit zwei alten Vermisstenfällen in Verbindung steht. Romys Bauchgefühl sagt ihr, dass sich da Weiterbohren lohnen könnte.
Ich habe schon einige der Romy-Beccare-Krimis gelesen und jedes Mal wieder habe ich das Gefühl, dass das Buch noch besser als sein Vorgänger ist. Dabei sind alle Folgen abgeschlossen und ganz unabhängig zu lesen. Hier haben mir ganz besonders die Spurensuche, die Recherche und die Suche nach alten Verbindungen gefallen. Zwei alte Fälle mit kalten Spuren, da kann Romy nicht locker lassen. Die Teams aus Rügen und Stralsund ergänzen sich und die Ermittlungsarbeit ist spannend und realistisch erzählt. Ich konnte kaum mit dem Lesen aufhören, so hat mich der Krimi gepackt. Auch dass sich die Kommissare nicht in endlosen privaten Verwicklungen verlieren, ist für mich ein Pluspunkt.
Die Handlung ist sehr vielschichtig, erst langsam schälen sich im Lauf der Zeit die Verbindungen von Vergangenheit bis in die Gegenwart heraus. Trotz der Vielzahl von Personen und Verdächtigen verzettelt sich die Geschichte nicht, es ist logisch und stringent aufgebaut und erzählt. Das Ende ist überraschend, aber folgerichtig.
Wieder einmal der beste Rügen-Krimi von Katharina Peters – vielleicht bis zum nächsten Buch ?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.