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Kleeblatt
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Berlin
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Ich lese sehr gern, wann immer ich Zeit habe. Mit meiner Tochter zusammen habe ich einen Bücherblog, auf dem wir uns immer über Besucher freuen. http://lesendes-katzenpersonal.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 09.07.2012
Suche: Köchin, biete: Liebe
Mallery, Susan

Suche: Köchin, biete: Liebe


ausgezeichnet

Das Restaurant "The Waterfront" ist den Bach runtergegangen. Um es wieder auf Vordermann zu bringen, setzt Gloria Buchanan ihren Enkel Cal als Geschäftsführer für 4 Monate ein.
Bei der Wahl der Küchenchefin will er die Beste haben. Zufällig ist die Beste auch noch seine Exfrau Penny, aber warum auch nicht, sie sind ja schließlich schon seit 3 Jahren geschieden.
Penny, die gerade auf der Suche nach einem Job war, nimmt das Angebot von Cal an. Bei der Einstellung verschweigt sie ihm, dass sie schwanger ist.
Da Cal seinerzeit keine Kinder haben wollte, war das mit ein Grund zum Scheitern ihrer Ehe. Dass er noch ganz andere Geheimnisse parat hat, konnte Penny nicht ahnen.
Sie wollte immer eine Familie mit Kindern, hat sich aber nun, da sie bereits über 30 ist und ihre hormonelle Uhr tickt, für eine künstliche Befruchtung mit unbekanntem Samenspender entschieden.
Obwohl es bald zwischen ihnen knistert, stehen die Geheimnisse und die Bösartigkeit der Großmutter beziehungshemmend zwischen ihnen ...

Dieser Roman ist der 1. Teil um die 4 Geschwister der Buchanans. Die Hauptprotagonisten sind Cal Buchanan und seine Exfrau Penny.
Cal ist der nette und alle beschützende älteste Bruder. Dass seine Ehe damals scheiterte, lag unter anderem auch an den Geheimnissen, die er niemandem offenbarte, auch seiner Frau nicht.
Penny trennte sich seinerzeit von ihm, in der Hoffnung, er würde um sie kämpfen. Es war ein Trugschluss und sie ist nie wirklich über ihn hinweggekommen.
Sie hat sich in den Jahren weiterentwickelt und ist eine Persönlichkeit geworden, auf die man zählen kann.
Als Penny den Posten der Küchenchefin annimmt, ist sie der festen Überzeugung, dass sie mit den Gefühlen für Cal abgeschlossen hat.
Sie hat sich ihren großen Wunsch erfüllt und ist schwanger, dass sie mit der Neuigkeit bei Cal nicht gerade auf Begeisterung stößt, kann sie sich lebhaft vorstellen. Der Ärger ist vorprogrammiert.

Der Roman erzählt nicht nur die Beziehungsgeschichte der beiden Protagonisten. Die Autorin macht den Leser auch mit den Geschwistern von Cal und seiner Großmutter bekannt, von denen sich der ein oder andere in den kommenden Bänden wiederfinden wird.
Sie lässt den Leser teilhaben an der Einrichtung eines Restaurant, macht ihn bekannt mit den Aufgaben und Widrigkeiten, die in der Küche oder einem Restaurant an der Tagesordnung sind.
Alles ist genauestens recherchiert und nachvollziehbar.
Es ist ein Roman, in dem es nicht nur um Liebe und Freundschaft geht, sondern auch um Geheimnisse, Krankheiten und Bösartigkeiten. Selbst den Humor hat die Autorin nicht vergessen.
Ich habe mit den Protagonisten mitgelitten, gebangt, gehofft, sogar ein paar Tränen sind geflossen.

Ein wunderbares und herzliches Buch, bei dem man mal so richtig abschalten und in eine andere Welt abtauchen kann.
Für mich ist schon jetzt klar, dass ich mir auch die anderen 3 Teile besorgen werde, denn diese Familie birgt noch Potenzial, auf das ich mich freuen kann.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.07.2012
Fix und forty
Janzen, Rhoda

Fix und forty


gut

Rhoda ist jenseits der 40, hat sich von ihrer Gebärmutter getrennt und kurz darauf ihr Mann sich von ihr. Er hat was besseres gefunden auf gay.com.
Eine kurze Zeit später hat sie einen schweren Autounfall mit vielen Knochenbrüchen. Nachdem sie einigermaßen hergestellt ist, zieht sie sich in den Kreis ihrer Familie zurück. Ihre Familie, das sind ihr Vater, ein ehemaliger Mennonitenpfarrer, ihre etwas wundersame Mutter und ihre Geschwister. Willkommen in der Welt der Mennoniten. Dort angekommen, fügt sie sich recht mühelos wieder in die Gemeinschaft ein und schwelgt in Erinnerungen...

Nach dem Inhalt des Klappentextes freute ich mich auf einen unterhaltsamen und humorvollen Roman. Das ist dieser leider nicht geworden.
Stattdessen wird der Leser mit der Welt der Mennoniten vertraut gemacht, aber zum Teil so plumb, dass es aufdringlich wirkt. Es vergeht fast keine Seite, wo der Wortstamm mennonit nicht vorkommt.

"An mennonitischen Schulen ist das Tanzen heute immer noch verboten. Mennonitische Gymnasialleher müssen oft noch einen Vertrag unterzeichnen, in dem sie versichern, dass sie, solange sie für eine mennonitische Einrichtung arbeiten, weder trinken noch tanzen noch vorehelichen Geschlechtsverkehr haben werden. Dennoch erlauben inzwischen selbst manche der eingefleischten Mennoniten ihren Kindern das Tanzen." (Seite 150)

In diesem kurzem Auszug kommt es bereits 4x vor. So zieht es sich leider durch das ganze Buch und ich persönlich empfinde es als sehr anstrengend. An der Stelle wäre weniger mehr gewesen, zumal ich schnell begriffen habe, dass es um das Leben der Mennoniten geht.
Dabei will ich den Inhalt und die Informationen um diese Kulturgruppe nicht schlechtreden, er ist ohne Frage sehr informativ.

Der Leser erhält Einblicke in Rhodas Schul- und Jugendzeit und auch etliche Eigenheiten ihrer Eltern werden offenbart.
Anhand der vielen Erinnerungen und Rückblicke habe ich während des Lesens irgendwie den Überblick verloren. Eine weitreichende und allumfassende Erinnerung an die andere und das bisschen roter Faden, der anfangs noch vorhanden war, driftete ins Nirvana ab. Oft habe ich mich gefragt, was passiert hier eigentlich?
Ich muss auch gestehen, dass ich für diese 250 Seiten solange zum lesen gebraucht habe, wie sonst für kein anderes Buch. Es ermüdete mich und ich bin tatsächlich eingeschlafen.
Vielleicht haben die Amerikaner einen anderen Humor, ich jedenfalls habe völlig andere Vorstellungen davon.

Dieses Buch konnte mich leider nicht fesseln und auch nicht überzeugen.
Für Leser, die an dem Leben der Mennoniten interessiert sind und dieses Wissen in geballter Form zu sich nehmen wollen, für die ist dieses Buch genau das richtige.

Bewertung vom 06.07.2012
Die Lektionen
Alderman, Naomi

Die Lektionen


gut

Als James nach Oxford zum Studium geht, muss er erkennen, dass er nicht mehr einer der besten ist, er ist abgerutscht in die unscheinbare Mittelklasse. Als er dann auch noch im Winter auf Glatteis ausrutscht und sich ernsthaft sein Knie verletzt, hat er arge Probleme, im Unterricht mitzukommen. Unterstützung seitens des Lehrpersonals gibt es nicht.
Er lernt Mark, ebenfalls einen Studenten kennen, den er anfangs überhaupt nicht leiden kann. Mark, ein steinreicher junger Mann, der Geld nicht schätzen kann, es aber mit vollen Händen rauswirft. Mark scharrt andere Studenten um sich und bietet ihnen an, bei ihm kostenfrei außerhalb des Universitätsgeländes zu wohnen. Auch James gehört mit dazu und sie bilden als Freunde eine feste Gemeinschaft während des gesamten Studiums.
Nach dem Studium gehen alle ihrer Wege. James, der mit seiner Freundin Jess bei Mark wohnte, zieht mit ihr in eine Wohnung.
Die Kontakte innerhalb der Clique werden spärlicher, jeder geht seiner eigenen Wege.
Mark heiratet, obwohl er schwul ist, Simons kleine Schwester Nicola.
James, der sich eingestehen muss, dass er Mark liebt, ist eifersüchtig, will aber auch nicht von Jess lassen.
Eine vertrackte Situation - wird es für alle Beteiligten eine zufriedenstellende Lösung geben? ...

Naomi Alderman hatte zwar schon ein Buch mit Erfolg veröffentlicht, für mich war sie jedoch eine unbekannte Autorin.
Die Erzählung um die Protagonisten James und Mark schreibt sie aus der Erzählerperspektive von James.
Ein Buch, in dem es von Abhängigkeiten voneinander geht. James ist abhängig von Mark und Jess, Mark ist abhängig von den Leuten, die um ihn herum sind. Er braucht das Wissen, dass sie ihn wie die Motten das Licht umschwärmen.
So wie er mit den Menschen umgeht und der Meinung, die er von ihnen hat, lässt schon ahnen, dass er zu keiner wirklich herzlichen Beziehung fähig ist. Sie sind da und hofieren ihn und er braucht das. Es gibt später nur einen Menschen, den er wirklich liebt.
James ist eine unscheinbare und farblose Figur. Er ist ein Nichts ohne Mark oder Jess. Er liebt Jess, kann aber auch von Mark nicht loslassen, zu dem er sich sexuell hingezogen fühlt. Die Entscheidung, die er nicht allein treffen will, wird ihm abgenommen.
Ein Mensch so ganz ohne Rückgrat. Selbst Schläge, Beschimpfungen und Misshandlungen lässt er geduldig über sich ergehen, nur um Mark nahe sein zu können. Das macht ihn nicht sympathisch.
Es ist ein düsteres Buch, in dem es keine Hoffnung auf Besserung gibt. Die beiden Protagonisten Mark und James befinden sich in einer Abwärtsspirale ohne Hoffnung und Motivationen.
Es ist ebenfalls ein Buch mit menschlichen Schicksalen, persönlichen Tragödien und Albträumen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.07.2012
Herzenskind
Binchy, Maeve

Herzenskind


ausgezeichnet

Stella Dixon ist sterbenskrank und schwanger. Sie weiß, wenn das Kind mit Kaiserschnitt geholt wird, wird sie sterben. Die Fürsorge in Gestalt von Moira will sich des Kindes annehmen. Stellas Wunsch jedoch ist, dass Noel, der Vater, das Kind aufzieht, es gibt nur ein Problem, dieser hat keine Ahnung, dass er Vater wird.
Noel, aufgewachsen bei schon fast fanatisch gläubigen Eltern, sieht sich anfangs der Situation nicht gewachsen. Er lebt noch bei seinen Eltern, zurückgezogen und alkoholabhängig.
Er entschließt sich, Frankie, so soll das kleine Mädchen heißen, zu sich zu nehmen und sie bei sich zu behalten. Das heißt für ihn aber auch, dass er sein komplettes Leben neu organisieren und auf die Reihe bringen muss.
Voll hinter ihm steht seine Tante Emily, die aus den Staaten zu ihnen gekommen ist und nun bei seinen Eltern wohnt.
Emily gelang es in nur kurzer Zeit, sich Freunde zu schaffen und sich unersetzlich zu machen, sie ist immer mit Rat und Tat zur Stelle.
Dank Emily zieht auch Lisa bei ihm ein, mit dem Versprechen, für freie Unterkunft sich ebenfalls um Frankie zu kümmern.
Sie erfahren große Hilfe von Freunden und Verwandten, aber wird das reichen, Moira, die Fürsorgerin, davon zu überzeugen, dass Frankie es dort gut haben
wird? ...

Maeve Binchy, eine Institution, wenn es heißt, ein gutes Buch lesen zu wollen. Sie ist immer eine gute Wahl.
Auch mit diesem Buch gelingt es ihr wieder meisterhaft, viele Einzelschicksale zu einem großen Ganzen zu verbinden.
Das Bindeglied von allen ist die kleine Frankie, um die sich alle sorgen. Frankie wächst auf in einem Umfeld der Liebe, Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Alle wollen nur ihr bestes, selbst Moira, die Fürsorgerin, die aber einen krankhaften Ehrgeiz hat.
Die Autorin beschreibt ihre Figuren als warmherzige und innige Charaktere, sei es der Vater Noel, der seine eigene Dämonen bekämpfen muss, um Frankie ein guter Vater zu sein, sei es Lisa, die aus einem lieblosen Elternhaus geflüchtet ist, seien es die gläubigen Großeltern Josie und Charles, sei es Emily, die inzwischen unentbehrliche Tante aus den Staaten oder alle anderen. Jeder wird liebevoll beschrieben, so dass der Leser auch an dem Leben der Protagonisten teilnehmen kann.
Wer die Bücher von Maeve Binchy kennt, wird viele vertraute Personen wieder neu erleben. Es gibt ein Wiedersehen mit Clara Casey und Frank Ennis aus "Wege des Herzens", Father Brian Flynn aus "Straße des Glücks", mit den Zwillingen Simon und Maus sowie Muttie und Lizzie aus "Cathys Traum", Nora aus "Die irische Signora", Brenda aus "Wiedersehen mit Brenda" und vielen vielen anderen.
Auch wenn das Hauptaugenmerk auf das Wohlergehen der kleinen Frankie
geht, vergisst die Autorin nicht, dass auch alle anderen Protagonisten ein Leben führen mit ihren Höhen, Tiefen, Freuden und Schicksalsschlägen.

Das Buch ist ein absolutes Muss für Fans von Maeve Binchy.
Wer nur mal ein Buch der Autorin lesen möchte, hat keine Probleme, in die Story hineinzufinden, wer jedoch die Autorin und ihre Bücher kennenlernen möchte, sollte möglichst mit früheren Werken beginnen, denn vielen Figuren begegnet man immer wieder, so dass man die Entwicklung und Zusammenhänge besser verstehen kann.

Für mich war es wieder ein absolutes Lesevergnügen, ich liebe die Autorin und kann es kaum erwarten, ein neues ihrer Bücher in Händen zu halten.
Dieses Buch empfehle ich sehr gern weiter.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.06.2012
Nero Corleone
Heidenreich, Elke

Nero Corleone


ausgezeichnet

Nero, ein kleines kohlpechrabenschwarzes Katerchen mit einem weißen Pfötchen wird in Italien auf einem Bauernhof geboren. Sie sind zu viert, aber zwei von ihnen vermittelt der Bauer weiter. Mit Rosa, seiner Schwester, verbindet ihn Freundschaft, er sorgt für sie und kümmert sich um sie, da sie ein wenig dummlich ist und auch noch schielt.
Schnell verschafft sich der kleine Kater Respekt auf dem Bauernhof, egal, ob beim Hund oder bei den Hühnern, er ist der King.
Nicht weit vom Bauernhof gibt es ein Ferienhaus, in dem ein deutsches Ehepaar mehrmals im Jahr Urlaub macht. Nero macht sich mit ihnen bekannt und lässt sich gern von ihnen verwöhnen, bringt auch Rosa mit, damit auch sie in den Genuss kommt.
Das Ehepaar findet Gefallen an den beiden und adoptiert sie, um sie mit nach Deutschland zu nehmen.
Wird es ihnen dort gefallen und werden die beiden dort zurechtkommen? ...

Elke Heidenreich stellt uns hier ein wundervolles Katzenbuch vor. Der Leser ist mit dabei, wenn Nero sich Respekt verschafft und freut sich mit dem kleinen frechen Kerl. Aber auch traurige Momente gibt es und man fühlt mit Nero mit.
Ich habe diesen kleinen frechen Kerl in mein Herz geschlossen, wie es wahrscheinlich jedem gehen wird, der dieses Buch liest. Nero hat mich förmlich um seine kleinen Krallen gewickelt.
Das Buch wurde von Quint Buchholz illustriert. Wunderschöne Zeichnungen, die man sich gern ansieht.

Es ist ein Kinderbuch und wird für die Altersklasse 8 - 9 Jahre empfohlen, aber ich denke, man kann es auch schon jüngeren Kindern vorlesen.
Eine Geschichte um einen kleinen Kater, der von Italien nach Deutschland gebracht wird und den man, auch wenn man kein Katzenbesitzer ist, in sein Herz schließen wird.

Bewertung vom 22.06.2012
Das Seil
Siepen, Stefan aus dem

Das Seil


gut

Ein ganz normales kleines Dorf zu irgendeiner Zeit an irgendeinem Ort. Die Dörfler kennen sich alle von klein an und verstehen sich ohne víel Worte.
Einer von ihnen, Bernhardt, findet eines Tages auf einer Wiese ein Seil. Dass es niemandem aus seinem Dorf gehört, ist ihm sofort klar, als er die Qualität des daumendicken Seils sieht. Was macht es da, hat es ein Kind nach dem Spielen vergessen?
Bernhardt macht sich auf in den Wald und guckt, wo es hinführt. Nach einem Stückchen Weg kehrt er um, ohne das Ende erreicht zu haben. Inzwischen hat es sich im Dorf herumgesprochen und die Männer treffen sich am Seil. Sie beschließen, am kommenden Tag in den Wald zu marschieren, um zu sehen, wo das Ende ist und wo es hinführt. Nachmittags wären sie wieder zu Hause und würden dann endlich an die Ernte gehen.
Es kommt jedoch ganz anders ...

Das war seit langer Zeit mal wieder ein Buch, dass mich so gar nicht angesprochen hat.
Stefan aus dem Siepen erzählt über 180 Seiten eine Geschichte, die man auch auf 50 Seiten in Kurzfassung hätte bringen können.
So gut wie alle Männer aus dem Dorf machen sich auf den Weg, um zu sehen, wo ein Seil endet und was es damit auf sich hat. Wohlgemerkt: ein Seil.
Die Ernte sollte eingebracht werden, aber nein, das hat Zeit, man will ja erst mal nach dem Seil sehen. Die Frauen bleiben derweilen fast sich selbst überlassen.
Selbst nach Tagen vergeblichen Suchens nach dem Ende ist an eine Umkehr nicht zu denken, denn das Rätsel ist ja noch nicht gelöst.
Derweilen treten Charakterzüge auf, die man an den einzelnen Dörflern nicht kannte, sei es die Gier, die Zerstörungswut oder einfach auch nur die Macht der Stimme, die der Lehrer zu Überzeugungszwecken anwendet. Einer erhebt die Stimme, die anderen folgen, um nur nicht aus dem Rahmen zu fallen.
Die Protagonisten werden als eine Herde muffeliger, abgestumpfter Dörfler beschrieben, die glauben, das große Rätsel lösen zu können.

Der Roman endet mit vielen aufgeworfenen Fragen zu Personen und Ereignissen.
Obwohl sich die Geschichte gut lesen lässt, plätschert sie ohne Höhen und Tiefen so vor sich hin.
Was mich anfangs ein wenig verwirrte war die Tatsache, dass Gespräche nicht in Anführungszeichen gesetzt wurden, sondern sie begannen mit einem Anstrich. Auch wenn man sich schnell daran gewöhnt, stört es ein wenig den Lesefluss.

Eine Geschichte, die man sehr schnell gelesen hat, aber ebenso schnell auch vergessen hat. Mich hat sie leider nicht überzeugt.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2012
Das Motel
McBean, Brett

Das Motel


sehr gut

31.10.- Halloween. Eine Nacht des Schreckens und des Horrors. In einem abgelegenen Motel außerhalb der Stadt treffen in dieser Nacht die verschiedensten Menschen aufeinander. Sie kennen sich nicht, aber ihre Schicksale sind miteinander verknüpft. Da sind die Jungganoven Eddy und Alfred, das Ehepaar Morries und Judy sowie Wayne mit Simon.
Madge, die Motelbesitzerin macht sich ihre Gedanken, als die Leute so nach und nach bei ihr einchecken.
Unter den Motelgästen befindet sich ein Serienmörder, der perverser nicht sein kann. Es beginnt eine Nacht des Schreckens und des Horrors und zum Schluss zählt nur noch das Überleben, egal wie ...

Wer denkt, Norman Bates aus "Psycho" ist ein kranker Psychopath, der hat dieses Buch noch nicht gelesen.
Die Handlung spielt wie schon in "Psycho" auch hier in einem Motel. 6 Menschen quartieren sich für eine Nacht im Lodgepole Pine Motel ein. Bei den meisten der Gäste führte eine kriminelle Handlung dazu, dass sie in dieser stürmischen Nacht unterwegs waren und das Motel aufsuchten.

Das Buch wird in 2 Teile untergliedert. Teil 1 macht den Leser mit den Protagonisten bekannt. Als Leser erlebt man die Ankunft der jeweiligen Gäste und in Rückblenden wird erzählt, was dazu führte, dass sie auf der Flucht waren und hier untergekommen sind.
Im 2. Teil ist der absolute Horror zu Hause. Ein Schreckensszenario ohne Ende. Da wird vom Autor Brett McBean aber auch nichts ausgelassen, um den Leser zu schockieren. Perverse Vergewaltigungen, die schon hart an der Grenze sind, und grausame Morde ziehen sich durch den Roman.
Die einzelnen Geschichten der Gäste lassen erkennen, wie sie in dieser einen Nacht schon vor dem Eintreffen in dem Motel miteinander verwoben wurden.
Als das Abschlachten durch den Serienmörder beginnt, ist man als Leser mittendrin und sehr nah dabei. Man schwankt zwischen Ekel, Grausamkeit und Entsetzen und ist doch fasziniert von der Erzählkunst und dem Einfallsreichtum des Autors.
An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, er würde nicht alles so detailliert wiedergeben, denn durch die recht bildhafte Beschreibung hat man die Szenen wirklich gut vor Augen.

Was mich persönlich recht lange verwirrt hatte, war die parallel verlaufende Handlung mit dem betrunkenen Polizisten, der eine Frau beobachtete.
Auch wenn sich das letztendlich mit in den Roman integrierte, empfand ich diese als überflüssig. Das lenkte mich immer wieder von der eigentlichen Handlung ab mit der Frage, was soll das.

Der Schreibstil des Autors ist gut ausgearbeitet, er schreibt flüssig und ist dabei sehr detailfreudig.
Die Kapitel sind relativ kurz und lassen sich daher gut lesen.
Die Gestaltung des Covers finde ich sehr gelungen und die Coveroptik ist wie alles, was ich bisher vom Festa-Verlag gelesen habe, mit dieser sehr schönen Lederoptik ausgestattet.

Für mich war es das erste Buch des Autors, aber ich gehe davon aus, dass es nicht das letzte war.
Wer es gern etwas deftiger und härter bei einem Thriller mag, für den ist das Buch genau richtig. Wer eher zart besaitet ist, sollte die Finger davon lassen.

Bewertung vom 18.06.2012
Wer Schatten küsst
Levy, Marc

Wer Schatten küsst


sehr gut

Er ist ein kleiner unscheinbarer Junge. Als er eines Tages als Neuer in einer neuen Schule anfängt, hat er es schwer, Freunde zu finden. In Luc findet er einen Freund fürs Leben und in Marquès findet er einen Feind, der ihm in der Schule das Leben schwer machen wird. Es spitzt sich zu, als sie beide sich zu Elisabeth hingezogen fühlen.
Der Junge, dessen Name nie genannt wird, besitzt die Gabe, sich fremde Schatten anzueignen. Sie sprechen mit ihm und er erfährt von ihnen die Wahrheit und die verborgenen Ängste der Personen und kann auch in deren Zukunft sehen. Er ist verwirrt, verlangen doch die Schatten von ihm, dass er helfen soll, aber kann er das?...
Jahre später, er studiert Medizin, besinnt er sich wieder auf seine Gabe, als er sich um einen kleinen Patienten bemüht, der das Essen verweigert.
Auch jetzt wollen die Schatten, dass er hilft, aber wird ihm das auch selber helfen? ...

Mit wenigen Seiten ist es Marc Levy gelungen, ein sehr gefühlvolles Buch zu schreiben.
Er erzählt eine Geschichte von einem kleinen Jungen, der anfangs unscheinbar ist und sich später seinen Platz in der Gesellschaft geschaffen hat.
Er hat eine Gabe, er kann mit Schatten sprechen und nimmt die Gefühle und Wahrheiten deren Eigentümer auf. Durch die Verständigung mit den Schatten kann er Dinge erkennen und Menschen verstehen, die sich ihm sonst nie offenbart hätten.
Durch seine Erkenntnisse versucht er auf unaufdringliche und leise Art, diesen Menschen zu helfen, ohne dass sie es spüren oder ahnen.

Der Protagonist ist ein sehr feinfühliger und sympathischer junger Mann, der sich in andere Menschen hineinversetzen kann und versucht, sie in die richtige Richtung zu bringen. Das ihm das bei seinem eigenen Gefühlsleben nicht ganz gelingt, bemerkt man an seiner Beziehung zu Sophie.
Erst als er durch Zufall wieder an eine Begebenheit aus der Vergangenheit denken muss, erinnert er sich wieder an das kleine taubstumme Mädchen Cléa, dem er einst begegnete und die sein Herz berührte.

Eine wunderschöne Geschichte, die ans Herz geht und den Leser mit auf eine Reise nimmt auf den Weg zum Erwachsen werden.
Sie zeigt auch eine sehr schöne Mutter-Sohn-Beziehung auf und lässt den Leser miterleben, wie die beiden auch aus der Ferne Kontakt halten und sich wirklich nah sind.

Zu Beginn des Buches war für mich nicht ersichtlich, wohin die Gabe den Jungen führen sollte. Das hätte man meiner Meinung noch ein wenig ausbauen können, deshalb ziehe ich in der Bewertung auch ein Pfötchen ab.
Wirklich gepackt hat mich der Roman ab der Mitte des Buches, als die Geschichte im Erwachsenenalter fortgeführt wurde. Ab da gab es dann kein Halten mehr und als Leser wird man von der Geschichte vollends vereinnahmt.

Ein wirklich sehr schönes tiefergehendes Buch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.