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Benutzername: 
harakiri
Wohnort: 
Ostalb
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1101 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2017
Unsere Seelen bei Nacht
Haruf, Kent

Unsere Seelen bei Nacht


sehr gut

„Ich möchte einfach nicht alleine sein“

Wie gut kann man Addie hier verstehen! Warum soll das Leben jenseits der 70 einsam sein? Sie nimmt all ihren Mut zusammen und fragt ihren Nachbarn ob er nicht nachts zu ihr kommen wolle, um die langen Nächte zu teilen. Was anfangs sehr gut klappt, scheitert bald an den kleingeistigen Ansprüchen der Angehörigen. Und Addie hat dann einfach keine Kraft mehr, sich dem zu widersetzen.

Ein zauberhaftes Büchlein. Ich hatte beim Lesen die zwei älteren Leute gut vor Augen, auch ohne dass sie groß beschrieben worden wären. Denn wer hat keine Großeltern, die evtl. schon einen Partner verloren haben? Da liegt es ja nahe, dass man sich wieder jemanden sucht. Nicht allein sein zu müssen – das gibt dem Leben Sinn und das wird in dem Buch von Kent Haruf auch glaubhaft transportiert. Wie die zwei alten Herrschaften wieder aufleben. Allein durch die Gesellschaft des anderen. Und wie sich die Kleinstadtmeute dann die Mäuler zerreißt! Und damit alles kaputt macht.

Ein Buch, das Mut macht. Einfach mal unkonventionell sein und etwas wagen- egal in welchem Alter. Und nicht so engstirnig sein.
Für mich hätte das Büchlein ruhig noch ein paar Seiten mehr haben dürfen.

Bewertung vom 08.03.2017
Sie werden dich finden
Rayburn, James

Sie werden dich finden


gut

Kate und ihre Tochter Suzie sind auf der Flucht. Nachdem Kate einen Amoklauf an einer Grundschule vereitelt hat fliehen die beiden nach Thailand. Kate erhofft sich von einem alten Bekannten Hilfe. Doch ihre Häscher sind ihr wieder auf der Spur. Kein Wunder, stecken doch große Organisationen dahinter, denen Kate in die Suppe gespuckt hat. Kann Kate ihren Verfolgern entkommen?

Das Buch hat durch seine kurzen Kapitel ein sehr schnelles Tempo. Dieses wird nur gebremst durch die unterschiedliche Erzählperspektive. Viele Charaktere berichten aus ihrer Perspektive, was das Lesen nicht ganz einfach macht. Denn hinter die ganzen Zusammenhänge muss man erst mal kommen.

Rayburn erzählt schnörkellos grausam. Blut fließt sehr viel und nicht nur die Bösen müssen dran glauben .Gestorben wird eine Menge im Buch und es fliest auch ganz schön viel Blut. Für zarte Gemüter würde ich das Buch jetzt nicht empfehlen. Die wilde Jagd geht fast über den ganzen Globus und eine Nebenhandlung fand ich besonders spannend. Ein Mann verpasst seiner Frau eine Fußfessel und die rächt sich. Passt zwar nicht ganz zum Hauptfaden, liest sich aber sehr gut und flüssig.

Ich habe bisher nur ein Buch des Autors unter seinem Namen Roger Smith gelesen. Auch wenn mir dieses Buch besser gefallen hat, belasse ich es wohl in Zukunft auch dabei. Mir war die Aneinanderreihung von Gräueltaten und die manchmal fehlende Logik (eine 6 Jährige nimmt einfach alles so hin?) und das Ende dann doch zu viel.

Bewertung vom 27.02.2017
Der letzte Überlebende
Pivnik, Sam

Der letzte Überlebende


gut

Sam Pivnik ist wie eine Katze – doch er hat nicht nur 7 Leben, nein ,er hat 14. Mit 16 Jahren wird er als Jude deportiert und kommt nach Auschwitz. Die Torturen überlebt er mit großem Glück. Aber auch nach der Befreiung und dem Ende des Krieges gerät er in Todesgefahr.

Sam Pivnik erzählt seltsam distanziert und wie eine Erzählung. Ich hatte einen Roman erwartet und tat mich deshalb sehr schwer. Gefühle kamen selten auf, manchmal las sich das Buch wie ein Geschichtsbuch. So richtig gut fand ich den Mittelteil als Sam in Auschwitz ist und von den dortigen Schrecken erzählt. Palästina habe ich nur überflogen, das passte für mich schon nicht mehr zur Geschichte.

Fazit: Pivniks Geschichte ist sicher interessant und erschreckend, aber im Gegensatz zu anderen Bücher über diese Zeit habe ich mich stellenweise doch etwas gelangweilt. Vor allem am Anfang und am Ende. Mir hat o.g. Gefühl gefehlt und kleine Geschichten aus der Familie. Stattdessen lesen wir eine Aneinanderreihung der Stationen in Pivniks Leben, die zwar teilweise fesseln, teilweise aber auch keinen Bezug mehr zum Klappentext haben.

Bewertung vom 21.02.2017
Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
MacMillan, Gilly

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit


sehr gut

Zoe ist 14 als sie einen Autounfall hat. 3 ihrer Freunde sterben und sie muss sich vor Gericht verantworten. Nach der Entlassung aus der Jugendstrafanstalt hat sich ihr Leben verändert. Ihre Mutter trennt sich von ihrem Vater und beginnt eine neue Beziehung, sie wechseln den Wohnort, Zoe bekommt einen anderen Namen. Lediglich ihre Passion fürs Klavierspielen ist geblieben. Bei einem Konzert kommt es zum Eklat durch den Vater eines der getöteten Mädchen. Und der neue Mann ihrer Mutter weiß nichts von Zoes Vergangenheit. Wird die Ehe diesen Schlag aushalten? Und was blüht da noch im Verborgenen?


Eher unkonventionell geschrieben fand ich das Buch. Kurze Kapitel mit wechselnden Erzählern, anfangs immer mit Rücksprüngen. Ich fand es etwas schwierig, den Einstieg zu finden. Auch die wechselnde Perspektive hat mich etwas gestört, weil die Kapitel stellenweise so kurz waren, dass sie auf eine Seite passten und man so kaum in der Handlung voran kam.

Doch spätestens ab dem zweiten Abschnitt war ich gefangen. Endlich erfährt man, was mit Zoes Mutter passiert, denn laut Klappentext hatte ich die ganze Zeit darauf hingefiebert. Doch das ist eigentlich nur eine Nebenhandlung, bzw. eine der Wendungen im Buch. Und davon gibt es ein paar, die mich überrascht haben. Ein Buch, das nur langsam seinen Inhalt preisgibt, aber dadurch gut unterhält.

Fazit: erwartet habe ich etwas anderes, enttäuscht wurde ich dennoch nicht.

Bewertung vom 13.02.2017
Schlaflied / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.4
Börjlind, Rolf;Börjlind, Cilla

Schlaflied / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.4


ausgezeichnet

„Schlaf, du kleines Weidenkind, denn es ist noch Winter“.
Dieses Lied singt Muriel einem Flüchtlingskind vor, das sie bei sich in Obhut genommen hat. Die beiden wissen es nicht, aber sie helfen sich gegenseitig. Denn Muriel ist drogenabhängig und das Kümmern um Folami tut ihr gut.

Als in den Wäldern von Smaland ein toter Junge gefunden wird, beginnt das Team um Olivia Rönning zu ermitteln. Aber erst beim Auftauchen der nächsten beiden Toten, ebenfalls Kinder, kommen sie auf eine erste Spur: Organtransplantationen. Und es scheint einen Zusammenhang mit Folami zu geben.


Was für ein Buch! Von der ersten bis zur letzten Seite eine Spannung zum Nägelkauen!
Dazu tragen auch wieder die verschiedenen Handlungsstränge bei, die sich allerdings bald verweben. Ganz besonders authentisch fand ich diesen Fall, weil aktuelle Geschehnisse eingeflochten werden und die Not der Straßenkinder von Rumänien thematisiert wird.

Börjlinds Charaktere sind wieder überaus lebendig und sympathisch. Sie sind nicht eindimensional, sie haben Schwächen und Sehnsüchte. Und handeln auch mal aus dem Bauch heraus. Tom, der ehemalige Obdachlose, lebt jetzt auf einem Hausboot, zusammen mit Luna. Doch manchmal ist ihm alles zu viel, dann verzieht er sich auf eine einsame Schäre. Dennoch ist er da, wenn er gebraucht wird und steht seinen Mann.

Ein besonderes „Zuckerl“ finde ich den Prolog, den man lange nicht versteht. Erst mit dem letzten Satz wird dieser aufgeklärt.

Der Schreibstil der Autoren fesselt einfach und ich hoffe, es gibt noch weitere Fälle mit Stilton und Rönning, auch wenn einige Andeutungen im Buch darauf hin deuten, dass es vielleicht der letzte Fall gewesen sein könnte.

Bewertung vom 09.02.2017
Sturmherz
Bomann, Corina

Sturmherz


ausgezeichnet

Cornelia Petri hatte kein einfaches Leben: die große Liebe verloren, in ihrer Ehe wie gefangen. Eines Tages bricht sie aus der Ehe aus und kehrt verwandelt wieder. Sie kann ihre Tochter Alexa nicht mehr lieben und zeigt ihr das auch.

Jahre später, als Cornelia einen Schlaganfall hat, findet Alexa heraus, was passiert ist. Rick ist wieder da und erzählt ihr von früher. Langsam nähert sich Alexa ihrer Mutter wieder an, doch dann geschieht ein weiteres Unglück.



Zugegeben: das Buch könnte immer und überall spielen. Man bräuchte keine Sturmflut, könnte diese durch jedes beliebige Ereignis ersetzen, aber es gibt dem Buch das gewisse Etwas. Bomanns Geschichte spielt wieder in Vergangenheit und Gegenwart, was Spannung und Neugierde aufbaut. Nur häppchenweise erfährt der Leser, was wirklich geschehen ist und warum sich Cornelia und Rick aus den Augen verloren haben, obwohl sie sich immer noch lieben.



Etwas vorhersehbar, aber nichtsdestotrotz schön, ist die Liebe zwischen Alexa und Ricks Sohn, Ethan. Erst das macht das Buch rund und bildet den perfekten Rahmen für die Handlung im Jahre 1962. Bomanns Figuren leben! Man kann sich fast vorstellen, dass man neben ihnen am Tisch sitzt und sich mit ihnen unterhält.



Fazit: wieder ein überaus gelungenes Werk aus der Feder von Corina Bomann

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.02.2017
Das Buch der Spiegel
Chirovici, Eugene O.

Das Buch der Spiegel


gut

Wer hat Joseph Wieder getötet?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn der Mord ist schon 30 Jahre her und somit ein Cold Case. Als der Literaturagent Peter Katz ein Manuskript des Richard Flynn in die Hände gerät, in der dieser schreibt, wie er Wieder kennen gelernt hat. Doch leider endet das Manuskript an der entscheidenden Stelle und Katz beginnt, Nachforschungen anzustellen. Er stößt auf eine Mauer des Schweigens. Entweder sind die Menschen schon gestorben, oder sie haben etwas zu verbergen – wie im Fall von Laura, die mit Wieder und Flynn befreundet war.
Erst als ein zum Tode Verurteilter sein Schweigen bricht, kommt Licht ins Dunkle.

Etwas anstrengend zu lesen fand ich das Ganze. War doch die Erzählweise etwas distanziert und in jedem der 3 Teile von einem anderen Ich-Erzähler berichtet. Sehr gut hat mir der Plot gefallen und die Idee hinter dem Buch. Ich mag so Cold Cases sehr gerne, auch wenn es manchmal zu viel Zufall ist, dass nach 30 Jahren auf einmal ein Zeuge auftaucht, der damals zufällig im Urlaub war oder so. Hier ist das ähnlich, aber zuvor wird der Leser sehr lange im Dunkeln gelassen und in die Irre geführt. Denn die Geschichten der Zeugen widersprechen sich ein ums andere Mal.

Fazit: Gute Story, guter Plot, dennoch etwas anstrengend beim Lesen.

Bewertung vom 22.01.2017
Smoke
Vyleta, Dan

Smoke


sehr gut

In einer Welt, in der negative Emotionen sich als Rauch und schmieriger Ruß abzeichnen, leben Thomas, Charlie und Livia.
Die drei haben herausgefunden, dass es den Rauch nicht immer schon gab und dass es Organisationen gibt, die sich darum bemühen, diesen wieder loszuwerden. Doch leider treffen sie auch auf Personen, die es nicht gut mit ihnen meinen und so müssen sie erst allerlei Abenteuer erleben. Vor allem weil der Rauch auch böse macht – und die drei bekommen das schnell am eigenen Leib zu spüren.


Erstmal durchatmen. Das Buch lässt einem dazu nämlich kaum Gelegenheit. Dan Vyleta war mir als Autor bisher gänzlich unbekannt. Ein wenig erinnerte mich seine Schreibweise an Hohlbein. Auch recht ausschweifend und sehr anschaulich. Das Buch spielt Ende des 19. Jahrhunderts und die Grundstimmung ist recht düster. Da ist zum Einen die noch nicht vorhandene Elektrizität, zum Anderen der Rauch an sich, der sich über die Städte und Dörfer legt.
Sehr eindringlich fand ich die Szenen im Bergwerk. Sich vorzustellen, dass man tagelang dort hockt, ohne Licht – sehr grausig!

Die Charaktere haben mir auch sehr gut gefallen. Sie wirken lebensnah und stilecht. Vor allem Thomas ragt hier aus der Masse heraus. Als Sohn eines Mörders und mit der Prophezeiung, selber böse zu sein, kämpft er gegen seine inneren Dämonen und resigniert manchmal fast. Einzig Livia und Charlie dürfen sich ihm nähern, sonst lässt er niemanden an sich heran.

Vyleta entwickelt eine Handlung mit Sogwirkung. Von Anfang an baut sich die Spannung auf und der Spannungsbogen bleibt die 612 Seiten über erhalten. Man rast förmlich durch die Seiten und hofft auf ein gutes Ende für die Welt. Hier hat der Autor aber auch noch eine Überraschung für den Leser bereit und das Ende war nicht ganz so, wie ich es erwartet oder erhofft hatte. Stellenweise hat mich die Handlung auch etwas verwirrt und ich kam nicht ganz mit den Emotionen und Zielen der Handelnden klar, aber das ist meine subjektive Meinung.

Fazit: spannendes Jugendbuchabenteuer, das auch Erwachsene fesselt.

Bewertung vom 21.01.2017
Ab morgen wird alles anders
Gavalda, Anna

Ab morgen wird alles anders


gut

In 5 Kurzgeschichten erzählt Anna Gavalda die Storys von Mathilde, Jeannot, Pierre, Yann und Lulu.
Allen geht es irgendwie nicht gut und alle sind auf der Suche nach Verbesserung. Doch von allein passiert nichts. Sie müssen an sich arbeiten.

Da ist zum Einen Jeannot, dessen Hund stirbt und diese Tatsache bringt ihn zum Grübeln. Zeit zum Reflektieren über sein Leben und das seiner Frau. Die seit dem Tod des Sohnes nur noch putzt und die dann doch ein kleiner Anstoß dazu bringt, sich ihrem Mann wieder zu nähern.

Zauberhafte Geschichten, aber nicht einfach geschrieben. Vor allem die Story mit Mathilde. Gavalda erzählt nicht nur stur nach Schema F. Sie schweift ab, kommt wieder zurück, nur um wieder in die Vergangenheit der Charakere einzutauchen. Das macht es nicht leicht, zu folgen. Ihre Geschichten sind komplex, aber zauberhaft. Am meisten Gefühl entwickelte für mich die Geschichte von Pierre und seinem Sohn Valentin. Wie Valentin einem Mitschüler die Reifen seines Rollstuhls zersticht und sein Vater reagiert – einfach nur herrlich zu lesen!

Gabaldas Figuren haben Persönlichkeit. Jede für sich. Jede wird anschaulich beschrieben und jede hat eine kleine nette Art, die sie besonders liebevoll macht. Die kürzeren Geschichten fand ich einfacher zu lesen als die zwei langen.
Die Storys im Einzelnen:

Mein Hund wird sterben
Mathilde
Meine Kraftpunkte
Yann
Minnesang

Bewertung vom 20.01.2017
Glashaus (eBook, ePUB)
Gailus, Christian

Glashaus (eBook, ePUB)


sehr gut

Glashaus ist eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Internet sicherer zu machen. Dass sie dabei nicht ganz legal arbeiten stößt einigen Leuten auf. Und besonders einem: Godspeed. Der will nämlich selbst an die Macht und das Internet für seine Zwecke nutzen, weshalb er Glashaus massiv bekämpft.
Mark West, in Afghanistan verwundet, soll helfen, den Hacker dingfest zu machen. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn der einem immer einen Schritt voraus ist.


Eigentlich hatte ich hier ein Science-Fiction-Szenario erwartet, bin aber angenehm überrascht worden. Denn die Handlung spielt in der Gegenwart und ist sehr brisant und aktuell. Was alles mit dem Internet machbar ist – erschreckend. Sehr gefesselt hat mich die Szenerie mit dem Stromausfall und wie schnell es dann zur Anarchie kommt. Das hätte man in meinen Augen noch mehr ausbauen können. Und dafür die Szenen mit der Kanzlerin weglassen. Die fand ich nicht wichtig für die Handlung, wenngleich ich sie mit einem Grinsen gelesen habe. Auch wenn die Frau im Buch anders heißt – ihre Reden hatten in meinen Ohren den Klang unserer Kanzlerin.

Der Autor schreibt sehr anschaulich und die Handlung hat mich durchwegs gefesselt. Auch mit den Charakteren konnte ich gut mitfühlen. Vor allem Mark West hat es mir hier angetan. Am Ende geht alles recht schnell. Hier hätte ich mir noch ein wenig mehr gewünscht. Vor allem beim Tod eines Protagonisten, der mir etwas gleichgültig abgehandelt wurde.