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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2018
Kipferl & Busserl
Pernkopf, Ingrid;Wagner-Wittula, Renate

Kipferl & Busserl


ausgezeichnet

Tolle und brauchbare Rezepte

Die Autorinnen Ingrid Pernkopf und Renate Wagner-Wittula präsentieren in dem Buch „Kipferl & Busserl“ eine Vielzahl an österreichischen Rezeptideen.

Gleich zu Beginn findet man eine Menge an Tipps und Tricks für problemloses Backen, Hinweise für die Verarbeitung der Teige - den Tipp mit dem Strumpf am Rollholz muss ich wirklich mal ausprobieren. Von Backanfängern wird sicherlich die genaue Beschreibung der Mürbteigherstellung geschätzt. Es werden hier verschiedene Grundrezepte angeführt, die man noch durch zahlreiche Variationen abwandeln kann. Man erhält somit ein solides Handwerkzeug, um mit einfachen Mitteln einen professionellen gemischten Keksteller zu präsentieren.

Viele Fotos ergänzen die zum Teil sehr ausführlichen Rezepte. Natürlich findet man eine Vielzahl an klassischen Rezepten, wie beispielsweise Zimtsterne, Vanillekipferl, Eisenbahner, Mostkekse oder Spitzbübli. Doch ebenso werden interessante Kombinationen vorgestellt, die ich unbedingt in den nächsten Tagen versuchen werde: Mohn-Preiselbeer-Busserl hört sich spannend an, finde ich.

Auch bei den vielen Lebkuchen-, Stollen- und Schnittenrezepten hat man die Qual der Wahl. Da hilft nur Ausprobieren und die Familie zum Testen versammeln. Viele Grundrezepte werden ebenso vorgestellt, wie Füllungen, Glasuren und Aromen – so wird der eigenen Kreativität ein guter Grundstock gelegt und man kann seine eigene Kreation à la … zusammenstellen.

Auch am Ende findet man noch viele Tipps für ein vergnügliches Backen, eine Warenkunde und ein Glossar der österreichischen Begriffe. Das Pannen-ABC sowie die Tipps für die Resteverwertung können sehr hilfreich sein.

Natürlich darf man die Kalorien nicht im Kopf haben, sonst kann man die leckeren Kekse gar nicht genießen. Denn viel Fett und Zucker gehören nun mal dazu, geschmacklich sind diese Kekse dafür top.

Ein grundsolides Backbuch, das auch Anfängern gute Dienste leistet. Außerdem kann ich das Buch als Geschenk weiterempfehlen und vergebe gerne 5 Sterne dafür.

Bewertung vom 02.12.2018
Weltmacht China
Löw, Raimund;Witt-Löw, Kerstin

Weltmacht China


ausgezeichnet

Ein aufstrebendes Land

Der Historiker und Publizist Raimund Löw arbeitet als Auslandsexperte beim ORF und hat mit seiner Frau Kerstin Witt-Löw von 2015 bis 2017 in China gelebt. Ihre vielen Eindrücke und Analysen haben die beiden in dem Buch „Weltmacht China“ verarbeitet und gewähren interessante Einblicke in die chinesische Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur.

Die größte Stadt der Welt wird vorgestellt – Chongqing – mehr als 30 Millionen Menschen leben dort. Interessant fand ich, dass den Menschen erlaubt ist, am dortigen Flussufer Gemüse zu pflanzen, was den Bewohnern einen einträglichen Zusatzverdienst beschert. Man erfährt auch einiges über wirtschaftliche Gegebenheiten und Ziele dieser Weltmacht, beispielsweise ist China im Bereich der Elektromobilität auf dem Vormarsch. Bereits 2019 müssen bei jedem Autohersteller mindestens 10 Prozent der verkauften Neuwagen Elektroautos sein, ab 2020 bereits 12 Prozent.

Einige Kapitel beschäftigen sich mit der politischen Lage, Xi Jinpings Ideen, seine Macht, das Politbüro, Risiken werden aufgezeigt, aber auch Positives erwähnt. Regierungsziel ist, dass China bis 2020 ein „Land mittleren Wohnstands“ sein soll, in dem die Armut beseitigt ist und ein Großteil der Bürger zur Mittelschicht gehört.

Doch es wird auch der Maoismus heute analysiert, über die staatliche Zensur und die Einhaltung der Menschenrechte informiert. Der Ein-Kind-Politik wurde mittlerweile abgeschworen – nach 35 Jahren wurde die Familienpolitik reformiert und nun wird verheirateten Paaren ein zweites Kind erlaubt. Ebenfalls interessant ist die Situation Hongkongs, Macaus und Taiwans. Das Tabuthema Dalai Lama sowie die schwierige Lage in Tibet wird auch zum Thema, sowie die Rivalität zu Japan oder auch die Schwierigkeiten mit Nordkorea. Der Brückenschlag zum Westen ist noch nicht so recht geglückt, hier muss wohl erst die neue Machtstellung Chinas akzeptiert werden.

Das Buch liest sich sehr flüssig, zwischen den informativen und aussagekräftigen Texten findet man immer wieder persönliche Hintergründe, freundschaftliche Begebenheiten, Ausflüge und dergleichen – diese dürfen wir in „Kerstins Tagebuch“ lesen. Dadurch bekommen wir auch private Einblicke in die Zeit der beiden Autoren während ihres China-Aufenthaltes.

Ein interessanter Einblick in das Reich der Mitte. Gerne vergebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.12.2018
Die geheime Bibliothek von Daraya
Minoui, Delphine

Die geheime Bibliothek von Daraya


ausgezeichnet

Bücher haben eine besondere Macht – auch während eines Krieges

Die Autorin Delphine Minoui ist eine französisch-iranische Journalistin und gilt als Nahost-Expertin. Mit ihrem Buch „Die geheime Bibliothek von Daraya“ zeigt sie eine besondere Seite des Syrien-Krieges.

„Es ist ein ungewöhnliches Bild. Eine rätselhafte Aufnahme aus der syrischen Hölle, ohne jede Spur von Blut oder Kugeln. Zwei Männer im Profil, umgeben von Wänden aus Büchern. Der eine beugt sich über einen in der Mitte aufgeschlagenen Band. Der andere blickt suchend in ein Regal. … Wie ein vorsichtiges Atemholen in den Zwischenräumen des Krieges.“

Als die Autorin dieses Foto im Internet entdeckt, will sie die Hintergründe wissen, will erfahren was es mit den jungen Männern und diesen vielen Büchern auf sich hat. Was sie findet und wie sich die Situation danach entwickelt, erzählt sie in diesem Buch – eine unglaubliche Geschichte.

Daraya ist ein Vorort von Damaskus, sämtliche Zufahrtswege sind seit 2012 versperrt, laufend werden Fassbomben auf die dortigen Bewohner abgeworfen. Jahrelang versuchen die verbliebenen Menschen in Daraya zu überleben. Der junge Ahmed und seine Freunde haben einen besonderen Weg gefunden, um dem Wahnsinn des Krieges zumindest immer für kleinere Atempausen zu entkommen: Sie retten aus den zerstörten Häusern sämtliche Bücher und errichten in einem Kellerversteck eine Bibliothek. Mühsam und oft unter Einsatz ihres Lebens sammeln die jungen Männer die oftmals zerstörten Bücher zwischen den Trümmern, reparieren diese, versehen alle mit dem Namen der Besitzer und sortieren die Bücher in Regale, die sie selbst herstellen. Für die Bewohner von Daraya ist es eine Besonderheit, viele nutzen die Bibliothek, können sich nun auch über Literatur unterhalten und nicht nur über den stets präsenten Krieg.

„Der Krieg ist pervers, er verändert die Menschen, er tötet die Emotionen, die Ängste, die Furcht. Wenn man in den Krieg zieht, sieht man die Welt anders als zuvor. Das Lesen lenkt uns ab, es hält uns am Leben. Wenn wir lesen, dann vor allem, um Menschen zu bleiben.“

Die Autorin hatte keine Chance direkt in Daraya zu recherchieren, so wurden sämtliche Interviews über Skype, Mails, SMS und dergleichen geführt. Und trotzdem baut sie eine sehr persönliche Beziehung zu diesen jungen Leuten auf, fühlt mit ihnen, sorgt sich, wenn mal wieder tagelang kein Lebenszeichen zu hören war. „Es [das Buch] wird das lebendige Gedächtnis von Daraya sein.“

Ergänzend finden sich im Buch eine Karte Syriens und einige persönliche Fotos. Ein sehr berührendes und erstaunliches Projekt, das eine andere Seite des Krieges aufzeigt.
Auf jeden Fall bekommt dieses Buch 5 Sterne und ich würde mir viele Leser dafür wünschen.

Bewertung vom 01.12.2018
Die dunkle Seite der Bucht
Hinzmann, Silvija

Die dunkle Seite der Bucht


gut

Ruhiger Istrien-Krimi

Ehemaliger Kriminalhauptkommissar Joe Prohaska hat seine Stuttgarter Zeit hinter sich gelassen und lebt seit seiner Frühpensionierung in einem kleinen Dorf in der Nähe von Rovinj, wo er als Fotograf viele Aufträge einheimst. Doch plötzlich ist es aus mit der Ruhe, er erhält ein anonymes Päckchen mit Hinweisen zu einem Mordfall, den er einst gelöst hat. Der damalige Täter hat Rache geschworen und ist nun wieder aus dem Gefängnis entlassen worden.

Ein weiterer Erzählstrang beschäftigt sich mit dem Fund einer Leiche an einem Strand von Punta Corrente. So hat Joes Freund Inspektor Rossi auch überhaupt keine Zeit, sich um dessen anonymes Päckchen zu kümmern. Zu sehr nehmen ihn die Ermittlungen am Mord des unbekannten Toten gefangen. Als Joe jedoch als Fotograf bei einer Hochzeit einspringen soll, ahnt er noch nicht, in welch gefährliche Situation er dadurch gerät …

Die Autorin Silvija Hinzmann hat einen ruhigen Krimi geschrieben, der trotzdem dramatische Szenen aufweist. Fernab von Tempo und Action werden die Ermittlungen auf besonnene Art und Weise vorangetrieben. Einige Charaktere waren für mich nicht ganz schlüssig, da müsste ich vielleicht die Vorgängerbände zuerst gelesen haben. Vor allem die Schriftstellerin Martha Schön erschien mir ziemlich dubios und ich konnte ihre Rolle nicht so recht einordnen. Besonders nett fand ich die Beschreibungen Istriens, die Terrassen vor den Restaurants, das malerische Rovinj und das tiefblaue Meer.

Für meine Begriffe ein zu ruhiger Krimi, dem ich 3 Sterne gebe.

Bewertung vom 01.12.2018
Schneekönig
Bronski, Max

Schneekönig


weniger gut

Ein Weihnachtsmärchen?

Der Besitzer eines Trödelladens, Wilhelm Gossec, überlässt manchmal seinen Stand am Münchner Christkindlmarkt der Obdachlosenhilfe. Dort wird dann die Weihnachtsgeschichte aufgeführt, es werden Spenden gesammelt und heiße Getränke ausgeschenkt. Nach einigen ziemlich alkoholhaltigen Heißgetränken wankt Gossec nach Hause und hat nach einem Unfall eine eigenartige Nahtoderfahrung…

Als er wieder in seinen Trödelladen heimkehren will, trifft er auf die schwangere Mariella und ihren Begleiter, denen er sich annimmt. Als plötzlich zwei neugeborene Babys im Krankenhaus getötet werden und Gossec sich verfolgt fühlt, wird klar, dass Mariellas Sohn in Gefahr ist. Gossec fühlt sich verpflichtet, dem ganzen auf die Spur zu gehen. Während seiner Ermittlungen begegnet er eigenartigen Gestalten, immer wieder sich selber, schwankt zwischen Traum und Realität und ist selbst verwirrt – und verwirrt somit auch den Leser.

Der Autor hat hier einen etwas eigenartigen Krimi geschrieben, der für meine Begriffe mit allzu breit gestreuten skurrilen Erlebnissen aufwartet. Ich musste manche Passagen doppelt lesen, um zu verstehen welcher Gossec nun gerade gemeint ist.

Kein Krimi für mich, das Buch war mir zu verwirrend geschrieben und wies zu viele Nebenhandlungen auf. Daher auch nur 2 Sterne.

Bewertung vom 01.12.2018
Als das Leben unsere Träume fand
Di Fulvio, Luca

Als das Leben unsere Träume fand


sehr gut

Als das Leben unsere Träume fand

Die Geschichte ist im Jahr 1912 angesiedelt. Die drei Protagonisten kommen durch völlig unterschiedliche Umstände nach Buenos Aires, wo es für sie einen Neuanfang geben soll. Der Sizilianer Rocco soll in die Fußstapfen seines Vaters treten, der engagiertes Mafia-Mitglied war und sich nicht scheute, diverse Verpflichtungen auszuführen. Als Rocco seinem Leben eine andere Richtung geben will, muss er aus seiner Heimat verschwinden.

Die Sizilianerin Rosetta ist gezwungen zu fliehen, als der Baron ihr Land raubt und sie vergewaltigt wurde. Die russische Jüdin Rachel sieht als einzige Überlebende eines Pogroms nur ein fernes Land für einen Neuanfang geeignet und sieht ihre Hoffnung bereits auf der Überfahrt schwinden, als sie die Freundlichkeit ihres Helfers Amos durchschaut.

Wie bei Luca di Fulvio üblich lesen sich seine Romane trotz der 700 Seiten wie nichts. Ebenfalls muss man bei seinen Büchern wissen, dass die Szenen so manches Horrorszenario heraufbeschwören und nichts für schwache Nerven sind. Demütigung, Gewalt, Drohungen, Menschenhandel, erzwungene Prostitution und einiges mehr hat dieses Buch zu bieten, immer ergänzt von einer den jeweiligen Vorgängen angepassten Sprache. Manches Mal musste ich echt schlucken und das Buch wieder für einige Tage zur Seite legen. Viele Szenen sind vorhersehbar und man weiß um deren weiterer Entwicklung – und trotzdem liest man unbeirrt weiter.

Die drei jungen Auswanderer sind durchwegs sympathisch und man fühlt mit ihnen, während man ihre Gegenspieler oftmals schütteln möchte und über deren Grausamkeiten erschüttert ist. Hier sticht der wahnsinnige Baron hervor, der Rosetta nachreist, um sie zu töten und dem jedes Mittel recht ist, um sein Ziel zu erreichen. Der Menschenhändler und Zuhälter Amos ermordet seine Widersacher ohne mit der Wimper zu zucken, auch Rachel wird Zeugin eines Mordes.

Natürlich fehlt auch eine Romanze nicht, bereits auf der Überfahrt haben sich Rocco und Rosetta ineinander verliebt und dürfen nach einigen Schwierigkeiten ein Happy-End erleben. Das war mir beinahe zu viel der guten alten Romantik.

Ansonsten eine beeindruckende Geschichte einer Reise junger Menschen, die nur die Flucht als Ausweg erkannten und doch mit unendlichen Schwierigkeiten kämpfen müssen. Spannend zu lesender Ausflug nach Südamerika mit teilweise schwer verdaulichen Passagen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2018
Siegen wie ein Shaolin
Moestl, Bernhard

Siegen wie ein Shaolin


sehr gut

Siegen wie ein Shaolin

„Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen, […] war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt“ [Seite 56]

Die beste Zeit dieses Buch zu lesen ist jetzt - und in 20 Jahren.

Wie aus den Lehren der Shaolin oder des Buddhismus bekannt ist, ist die Achtsamkeit ein wichtiger Baustein zu einem guten Leben. Die Achtsamkeit ist auch bei Bernhard Moestl ein wichtiger Baustein zum Erfolg.

So verwundert es auch nicht weiter, dass sich bereits das zweite Kapitel – oder der zweite Weg - mit der Achtsamkeit befasst. Genau diese Achtsamkeit ist es auch, die man als Leser benötigt, um den Inhalt des Buches voll und ganz aufnehmen zu können.

Nicht, dass das Buch schwer zu lesen wäre, aber ein Buddhist oder auch ein Shaolin benötigt Jahre oder gar Jahrzehnte um an das Ziel zu gelangen. Wer also erwartet, nach der Lektüre dieses Buches alles besser, schneller und effizienter erledigen zu können wird enttäuscht werden.
Vielleicht aber wird man sich gerade hierüber bereits im vierten Weg gewahr, wenn es um den Weg der Entschleunigung geht.

Der Autor - selbst Shaolin - gibt dem Leser seine Wege vor, zeigt auf wo wir uns gerne selbst verheddern oder täuschen und zeigt Auswege aus den Fallen, in die wir tappen.

Zu Wort kommt aber nicht nur der Autor – auch der Leser ist gefordert. Während des Durcharbeitens der einzelnen Kapitel bekommt der Leser immer wieder Aufgaben gestellt. Diese Aufgaben zwingen den Leser über sich selbst nachzudenken auch wenn die Antworten oft intuitiv gegeben werden sollen.

Und gerade dieses Reflektieren über sich selbst ist es, was das Buch ausmacht. Ein „in- sich- Gehen“, um sich selbst besser kennen zu lernen, ist bereits ein großer Schritt in die Richtung zu mehr innerer Stärke.
Was es allerdings mehr braucht als das Buch zu lesen und die Aufgaben zu bearbeiten, ist der Wille, sich selbst immer wieder an die acht Wege zu erinnern und diese zu beachten – wieder und wieder – bis diese verinnerlicht wurden.

Vielleicht ist es gerade aus diesem Grund auch schwer eine Rezension über das Buch zu verfassen. Wann hat es wirklich seinen Sinn erfüllt? Nach zwei Wochen? Nach 2 Jahren? Oder erst in zwanzig Jahren?
Wie auch immer, der beste Zeitpunkt es zu lesen, ist auf alle Fälle jetzt…

Bewertung vom 29.11.2018
Der Tunnel
Leister, Hans

Der Tunnel


ausgezeichnet

Gruseliges Tunnelerlebnis

Der Intercity mit dem Namen Friedrich Dürenmatt fährt mit 200 Stundenkilometern in den längsten Tunnel der Welt. Keine 45 Minuten sollte die Fahrt durch den Gotthart-Basis-Tunnel dauern. Nach wenigen Minuten im Tunnel ein merkwürdiger Funkspruch und der abrupte Ausfall der Energieversorgung. Der Zug rollt aus und kommt an einem Notbahnhof im Tunnel zu stehen.
Die Innsassen des Zuges ahnen noch nicht, dass für sie in diesem Moment eine neue Zeitrechnung begonnen hat…

Hans Leister schildert spannend und kurzweilig wie sich die Mannschaft und die Besatzung des Zuges organisieren müssen, um die nächste Zeit zu überstehen. Wie lange wird man im Tunnel gefangen sein?

Gleichzeitig wird in einem Notfalldepot der Schweizer Bundeswehr eine Übung abgehalten. Während einer Lagebesprechung geht ein Ruckeln durch das Depot – ein Erdbeben? Auch hier fängt in diesem Augenblick die Zeit von vorne an zu laufen…

Dem Autor gelingt es bereits in den ersten – durchwegs kurz gehaltenen – Kapiteln eine Spannung aufzubauen, die den Leser nicht mehr los lässt. Immer wieder stellt man sich die Frage, was ist eigentlich passiert? Dem Leser ergeht es wie den Charakteren im Buch – auch diese stellen sich immer wieder die Frage, was denn eigentlich los ist.

Nur langsam wird dem Leser bewusst warum der Zug im Tunnel zum Stehen gekommen ist – ebenso langsam müssen die Bahnreisenden und die Soldaten feststellen, dass ihre Welt mit einem Schlag eine andere geworden war.

Bis zum letzten Kapitel gelingt es Hans Leister, den Leser zu fesseln - bis er im letzten Kapitel auf den Kunstgriff einer Ellipse zurückgreift. In diesem Augenblick wird man als Leser hart auf die Probe gestellt – es lohnt sich aber jetzt nicht aufzugeben.
Gerade dieses letzte Kapitel, mit seiner abrupten – im ersten Augenblick fast unglaubwürdigen -Wendung zeigt die wahre Absicht des Autors. Jetzt beginnt die Intention des Autors durchzusickern. Der Leser soll seine Gedanken auf seine eigene Geschichte lenken.
Wer bin ich? Wo komme ich her? Mehr noch, woher stammen wir alle und wie ist eigentlich unsere Geschichte zustande gekommen.

Mit einem Thriller, der spannender kaum sein könnte, leitet Hans Leister einen Denkprozess bei seinem Publikum ein, über den mancher Philosoph nur staunen würde.

„Kopano Shamong blätterte weiter im Buch. Die ersten zehn Seiten beschäftigten sich mit den Vorbereitungen der letzten Expedition von Professor Asmo Uagu…“

Bewertung vom 29.11.2018
Bluthaus / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.2
Fölck, Romy

Bluthaus / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.2


sehr gut

Spannendes Szenario

Frida Paulsen hat ihren letzten Fall psychisch noch immer nicht verarbeitet und hofft auf dem Obsthof ihrer Eltern den nötigen Abstand gewinnen zu können. Oder sollte sie doch wieder zurück zur Polizei?

Es gibt aber Dinge im Leben, über die kann man nicht selbst entscheiden und somit sind ohne Fridas Wissen die Weichen in ihre Zukunft bereits gestellt, als ihre Freundin und ehemalige Zimmerkollegin plötzlich auftaucht. Die seltsamen Fragen und das darauffolgende Verschwinden der Freundin lassen der jungen Polizistin keine Wahl. Als dann noch ihr ehemaliger Kollege Bjarne Haverkorn in der Nähe ihres Obsthofes zu einem Mord ermittelt, kommt sie nicht umhin ihm beizustehen.

Romy Fölck gelingt es – wie bereits in ihrem ersten Roman – ihre Leserschaft bereits auf den ersten Seiten in ihren Bann zu ziehen. Fridas Ängste und Sorgen sind leicht nachzuvollziehen und die Furcht um ihre Freundin überträgt sich leicht auf den Leser.

Dass der Hergang der Tat und die laufenden Ermittlungen für den Leser relativ schnell einen Tatverdächtigen bieten, tut der Spannung allerdings keinen Abbruch. Der Weg, diesen zu überführen, ist ein langer und die eine oder andere Wendung lassen dann doch wieder Zweifel aufkommen, ob man jetzt wirklich richtig liegt mit seinem Verdacht.

Zwei scheinbar unabhängige Taten laufen unaufhaltsam auf eine Geschichte zusammen und steuern auf ihr Finale in einem Haus zu, das unter den Bewohnern nur als das Bluthaus bekannt ist. Keiner der Anrainer spricht darüber und nur der anfangs nicht wirklich vertrauenserweckende Campingplatzbesitzer spricht offen über die alte Geschichte. Ob er Frida und Bjarne allerdings die richtigen Hinweise liefern kann?

Die Erzählstränge der Autorin sind für den Leser sehr leicht nachzuvollziehen und die Orte der Handlung werden so gut beschrieben, dass man sich teilweise sogar ans Meer versetzt fühlt. Leider ist das Verschwinden der Freundin zwar nachvollziehbar aber bis zum Schluss nicht ganz logisch. Auch am Ende bleibt für den Leser durch die Handlungen der Freundin ein etwas lauer Geschmack.

Der Täter jedoch ist dann doch noch eine Überraschung und dass Frida sich bei ihrem Kollegen für ihre Lebensrettung der letzten Geschichte revanchieren kann, ist bei Romy Fölck selbstverständlich.

Bewertung vom 29.11.2018
Wie man ein Auto baut
Newey, Adrian

Wie man ein Auto baut


ausgezeichnet

Ein Leben für die Formel 1

Während die Formel 1 Rennwägen ihre Kreise auf dem Ring ziehen, steht ein Mann in der Box und beobachtet jeden einzelnen Wagen ganz genau. Wie reagieren die Fahrzeuge der Gegner in den Kurven, wie reagieren sie auf den Wind oder wie sind die Autos im Windschatten des Vordermannes zum Handhaben.
Dieser Mann ist Adrian Newey – nicht umsonst einer der begehrtesten Ingenieure im Rennsport.

So akribisch wie er die Autos der Gegner beurteilt und beobachtet, so genau nimmt er es auch bei denen, welche er gebaut hat – oder zumindest an der Entwicklung beteiligt war. Und so schafft er es, beinahe jedes Team, für welches er arbeitet, zum Weltmeister zu machen.

Spannend und mit viel Humor schildert der Autor seinen Werdegang - von den ersten Versuchen in der Garage des Vaters, über seine eher mäßigen Erfolge im Kartsport bis hin zu seinen großen Erfolgen in der Indy-Car-Serie und den Erfolgen in der Formel 1.
Aber auch seine Misserfolge lässt Adrian Newey nicht unerwähnt sowie den Tod Ayrton Sennas in einem „seiner“ Autos.

Das Buch beschreibt aber nicht nur den Werdegang des Ingenieurs Newey sondern gibt auch ganz allgemein einen Einblick in das Geschehen hinter der Rennbühne und die vielen Kämpfe zwischen den Baumeistern der Boliden und den Reglements der Rennsportkommission.

So herrscht ein andauernder Wettstreit nicht nur zwischen den Teams oder den einzelnen Fahrern eines Teams, sondern auch zwischen den Technikern und der FIA. Neue Regeln für eine neue Saison, bedeuten neue Schlupflöcher zu finden um die Wagen zumindest gleich schnell – und wichtiger, gleich sicher über die Rennstrecken jagen zu lassen.

So wie das Buch Einblicke in das Leben des Autors zulässt, lässt es auch die Technik und Entwicklung der Wagen erahnen. Technische Details werden sehr genau aber verständlich erläutert, Zeichnungen helfen dabei die Beschreibungen zu verstehen. Ein wenig technische Vorbildung schadet allerdings nicht, wenn man sich in die technischen Beschreibungen hineinlesen möchte.

Und wer kein Techniker ist, sich aber über die Formel 1 informieren möchte oder ein wenig hinter die Kulissen blicken möchte, bekommt hier unkonventionell geschildert was es Interessantes gibt.
Das Buch ist nicht nur eine „AUTObiografie“ eines der besten Techniker des Rennsports, vielmehr ist es ein Buch, das die Geschichte der Formel 1 auf mitreißende Art und Weise erzählt.
Unbedingt empfehlenswert für jeden Rennsportfan und jene die es noch werden möchten.