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Bibliomarie

Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2017
Und jetzt lass uns tanzen
Lambert, Karine

Und jetzt lass uns tanzen


ausgezeichnet

Kann man zweimal im Leben die große Liebe finden? Oder findet man sie gar im hohen Alter zum ersten Mal?
Eine Kur bringt Marcel und Marguerite zufällig zusammen, beide haben erst vor kurzer Zeit ihre Partner verloren. Während Marcel in jeder Minute um seine große Liebe Nora trauerte und darüber seinen ganzen Lebensmut verlor, ist Marguerite nach 55 Ehejahren endlich befreit und doch in ein tiefes Loch gefallen. Ihre Ehe war zwar von Respekt, aber auch von fehlender Herzensgüte geprägt. Und nun will ihr Sohn das über sie bestimmende Regiment fortführen. Doch die Begegnung der Beiden ändert ihre Welt.
Dieser kleine Roman ist so warmherzig geschrieben, dass er wohl niemanden unberührt lassen kann. In dieser einfachen Handlung ist so viel Lebensweisheit versteckt, dass ich beim Lesen immer wieder inne halten musste. Es gibt im Alter noch ein Recht auf Liebe und Leidenschaft, auf Sexualität. 78 Jahre alt musste Marguerite werden um zu sagen: „es war das erste Mal…“
Beschwingte Heiterkeit und Melancholie und Traurigkeit liegen in dieser Geschichte sehr nah zusammen, genau wie im richtigen Leben und das hat mich so besonders angesprochen.
Für die Liebe gibt es keine Altersgrenze und mit Mut und Entschlossenheit ergreifen Marcel und Marguerite ihre Chance.
Ein beschwingter Roman über die Macht der Liebe und den Zauber des Neubeginns.

Bewertung vom 15.04.2017
Nimmergrün
Bicks, Elinor

Nimmergrün


gut

Die Einweihung des neuen Hugenotten- und Waldenserpfad im schönen Odenwald steht kurz bevor. Die Lokalpolitiker möchten sich im Erfolg des touristischen Projekts sonnen, da befällt ein unheimlicher Pilz die Bäume längs des Wegs und breitet sich rasend schnell aus.
Aber nicht nur Bäume sterben ab, auch Tiere auf den Weiden und als zwei Kinder tot gefunden werden, ist klar – diese Vergiftung hat keine natürliche Ursache. Futterpflanzen wurden mit Eisenhut präpariert.
Unter Hochdruck wird an einem Mittel geforscht, der den Pilz stoppen soll und die Roland Otto von der Polizei steht unter gewaltigen Ermittlungsdruck. Lore Kukuk, die Kräuterkundlerin und Museumsmitarbeiterin ist entsetzt, auch in ihrem Garten sind die Pflanzen betroffen. Da sie schon früher mal bei Ermittlungen ein gutes Gespür hatte, forscht auf eigene Faust, vor allem da Otto sich mehr als abweisend verhält, obwohl man sich doch schon auch privat näher gekommen ist.
Dieser Naturkrimi hat mir ganz viel Lust auf den Odenwald gemacht, so wie dieser Weg beschrieben wurde, würde ich ihn am liebsten entlangwandern. Die Natur- und Landschaftsbeschreibungen sind eine Stärke dieses Buchs. Die andere Stärke ist die verzwickte Handlung, die mich lange über den Täter rätseln ließ. Spuren führen in die Geschichte und Lores Erkenntnisse aus alten Dorfchroniken und Kirchenbüchern haben auch viel mit ihrer eigenen Familiengeschichte zu tun. Das ist faszinierend beschrieben, vor allem, weil mit Lore Kukuk eine ganz besondere Ermittlerin im Fokus steht. Eine Kräuter- und Heilkundige, die über viel überliefertes Wissen zu Pflanzen verfügt und die in früheren Zeiten sicher als Hexe gebrandmarkt worden wäre.
Ein spannender, unterhaltsamer Krimi mit viel Lokalkolorit. Was ich ganz besonders gelungen finde, ist die schöne Ausstattung: in feines Leinen gebunden, mit einem Lesebändchen und einer wunderschönen Covergestaltung ist das Buch ein richtiger Hingucker!

Bewertung vom 10.04.2017
Der Gentleman
Leo, Forrest

Der Gentleman


sehr gut

Der kleine Roman „Der Gentleman“ entzieht sich jeder Einordnung. Verrückt, subversiv und komisch – ein Debüt eines Autors, der unbekümmert seine Ideen in Worte fasst.
Savage ist ein viktorianischer Gentleman, der von seinem Vermögen lebt und dichtet, allerdings braucht er bald Geld und er tut was ihm richtig erscheint, er heiratet Geld. Für alles andere ist er schlicht zu faul und zu unbegabt. Die Lancasters verfügen über ein großes Vermögen, eine Tochter, die mit 21 dringend unter die Haube muss. Da greift Savage zu, ohne sich groß über seine Zukünftige Gedanken zu machen. Allerdings gelingt ihm seit dem Tag der Hochzeit kein einziger gelungener Vers, also wünscht er seine Frau zum Teufel und tatsächlich am nächsten Morgen ist Vivien verschwunden. Dafür taucht ungeplant seine jüngere Schwester – ein wahrer Teufelsbraten – auf und auch Viviens Bruder, ein Weltreisender, Abenteurer und Entdecker steht vor der Tür. Die einzige Konstante in diesem Tohuwabohu ist Simmons, der vortreffliche Butler.
Da drängt sich förmlich Wodehouse, gemischt mit Monty Python auf, ein richtiger Spaß mit vielen mal versteckten, mal auffälligen Anspielungen auf die Epoche und die Literatur. Man muss sich auf diese Art von Humor einlassen können, für diese Leser ist der Roman eine Entdeckung. Wer Ernst und Sinn erwartet, wird sicher enttäuscht. Nicht immer wird das Tempo und Absurdität gleich hochgehalten, es gibt mitunter einige „Hänger“ in den Kapiteln, aber auch als Leser musste ich mal verschnaufen.
Ein Kapitel für sich sind die originellen, absurden Fußnoten. Die in meinem Fall im E-Book leider am Ende zusammengefasst und nicht direkt am Seitenende. Das ist der einzige Kritikpunkt, den ich anmerken möchte.
Ein gelungener Einstand für den Autor, der mich neugierig auf weitere Bücher macht von ihm macht.
Ach ja – und das Titelbild: damit konnte ich nicht allzu viel anfangen.

Bewertung vom 10.04.2017
Die unbekannte Schwester / Carlotta Fiore Bd.3
Prammer, Theresa

Die unbekannte Schwester / Carlotta Fiore Bd.3


gut

Carlotta Fiore hat eines ihrer Ziele erreicht, sie wird bei der Kriminalpolizei angenommen und ermittelt nun ganz offiziell an der Seite von Konrad Fürst, ihrem leiblichen Vater. Nach vielen dramatischen Ereignissen – wer die zwei Vorgängerbände kennt, ist klar im Vorteil – scheint eine Zukunft ohne den übermächtigen Schatten der berühmten Opernsängerin Maria Fiore, möglich. Offiziell ist Carlotta die Tochter der verstorbenen Diva, allerdings wurde sie von ihr als Kleinkind entführt und als Tochter ausgegeben, um ihr leibliches, behindertes Kind in einer Heil-und Pflegeanstalt zu verstecken.
Kaum im Polizeidienst angekommen, ermitteln sie und Konrad in einem Suizidfall. Eigentlich liegt alles klar auf der Hand, doch als Carlotta einen Zettel in der Wohnung findet, auf der ihr Name und der Tag der Entführung stehen, weiß sie, dass auch dieser Fall ganz viel mit ihr persönlich zu tun hat. Psychisch angeschlagen versucht Carlotta trotz Behinderungen durch ihre Kollegen und dem Polizeichef weiter zu ermitteln. Jede Spur führt sie tiefer in ihre Vergangenheit und reißt bei ihr und ihrem Vater Konrad alte Wunden auf.
Was im ersten Band „Wiener Totenlieder“ wunderbar funktioniert und im zweiten Band „Mörderische Wahrheiten“ zumindest den Krimi noch spannend getragen hat, versagt für mich in diesem dritten Buch. Wieder kreist alles um die damalige Entführung, den Gedächtnisverlust ihres Vaters und die On-Off-Beziehung mit Kollege Hannes. Atemlos hetzt Carlotta von Schauplatz zu Schauplatz, unterbrochen von Besuchen bei der Therapeutin und Beinahe-Zusammenbrüchen. Sie ist nicht nur Ermittlerin, sie ist auch Verdächtige und Opfer gleichzeitig. Diese Szenerie war mir einfach zu überladen und durch die ausgedehnten Privatprobleme überfrachtet. Die Darstellung der Polizeiarbeit ist absolut nicht realistisch. (ohne Ausbildung eine Stelle im Kriminalkommissariat zu bekommen oder nach 30 Jahren alkoholbedingte Auszeit und Amnesie wieder in der alten Stellung einzusteigen) Das sprengt auch den Rahmen, den man der erzählerischen Freiheit zubilligen kann.
Das Buch ist durchaus spannend geschrieben, dafür sorgen die schnellen Szenenwechsel, nur den Plot fand ich leider nicht mehr sehr originell, ständige Wiederholungen ließ es mir zu sehr wie einen Aufguss der letzten Bände erscheinen. Dabei mag ich den Stil der Autorin, das gewisse „Wienerische“, das ließ mich auch zu diesem Krimi greifen. Meine Erwartungen waren sehr hoch, vielleicht zu hoch und daraus resultiert die Enttäuschung, die ich nach dem Lesen empfand.

Bewertung vom 06.04.2017
Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands
Basile, Salvatore

Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands


gut

Michéle lebt und arbeitet auf dem Bahnhof des kleinen Örtchens Miniera de Mare. Arbeit und Wohnung hat er vom Vater übernommen, mittlerweile hält nur noch ein Regionalzug am Tag und Michéle ist ganz eingesponnen in seiner Alltagsroutine und Einsamkeit. Seit seine Mutter eines Tages den Zug bestieg und nie mehr zurückkam, umgibt ihn Misstrauen gegen Menschen. Seine einzige Freude sind Fundgegenstände aus dem Zug, die, wenn sie nicht mehr abgeholt werden, in seinem Zimmer gesammelt werden.
Eines Tage reißt ihn Elena, eine junge Frau auf der Suche nach einer vergessenen Puppe aus seiner Lethargie und schubst ihn in die Realität, er beginnt die fast aussichtslose Suche nach seiner Mutter. Elena hilft ihm auch, seine inneren Fesseln zu lösen und eine zarte Freundschaft und Bindung entsteht.
Die Beschreibung verspricht eine märchenhafte, eine wenig versponnene Geschichte und es sind auch alle Zutaten vorhanden, die dazu gehören. Der Autor, Salvatore Basile, ist ein versierter Drehbuchschreiber, der eine Geschichte aufbauen und mit Worten umgehen kann. Es gelingen ihm sehr schöne Szenen, die sofort ein Kopfkino auslösen. Doch warum konnte mich der Roman nicht ganz überzeugen?
Sicher lag es an der Überfülle solcher Szenen und Zufälle. Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass der Autor zu viel hineinpackte, Begegnungen und Personen ganz kalkuliert auf ihre Bildhaftigkeit hineinpackte und dadurch die Wirkung verwässerte. Auch die Charakterisierung seiner Hauptfiguren litt darunter, ihre Entwicklung war nicht immer nachzuvollziehen. Das fand ich sehr schade, denn immer wieder waren da sehr anrührende emotionale Abschnitte, die allein besser gewirkt hätten, wären sie nicht zu überfrachtet gewesen. Statt auf die Fantasie der Leser zu vertrauen, gibt der Autor jedes Detail vor und bemüht immer wieder den Zufall um den Roman voranzutreiben. Dass hat mir die Freude an diesem Roman geschmälert, dessen Handlungsidee mir sehr gut gefallen hat und von dem ich mir viel versprochen hatte.
Mein Lesedruck: eine schöne Idee, eine gute Sprache, aber die Ausführung war nicht ganz rund, deshalb bin ich mit meinen Leseeindruck auch gespalten. Es war alles da, was eine unterhaltsame, etwas märchenhafte Geschichte ausmacht, dass es mich trotzdem nicht richtig gepackt hat, lag vielleicht auch an meinen hohen Erwartungen.
Die Gestaltung des Covers fand ich ausnehmend gelungen, der ein Bahnhof, etwas altertümlich, der Aufbruch und Heimkehr gleichermaßen symbolisiert.

Bewertung vom 05.04.2017
Backfischalarm / Thies Detlefsen Bd.5
Koch, Krischan

Backfischalarm / Thies Detlefsen Bd.5


ausgezeichnet

Wenn eine Klasse 10 auf Klassenfahrt geht, wird es meistens stürmisch. Deshalb sieht Polizist Thies Detlefsen seine Zwillingstöchter Telje und Tadje auch mit Sorgen ziehen. Nicht umsonst, wie sich bald herausstellt. Auf der Fähre nach Amrum geht es schon hoch her, es wird gegiggelt und geflirtet, schließlich ist mit Referendar Manuel ein „voll süßer“ Junglehrer dabei. Die Smartphones sind im Dauereinsatz, Selfies und Filmchen werden gemacht und dann sitzt da plötzlich ein Fahrgast erstochen auf dem Sonnendeck.
Zwar finden es Telje und Tadje voll peinlich, dass ihr Vater nun dienstlich auch auf Amrum weilt, Nicole Stappenbeck ist auch dabei, zusammen mit Finn, für den sie in der Eile keinen Babysitter fand. Gut, dass die übliche Stammbesetzung der „Hidde Kist“ einen Wettgewinn auf Amrum gemeinsam auf den Kopf hauen will, sie übernehmen nicht nur Hilfspolizeidienste, sondern auch den kleinen Finn.
Für alle Leser, die schon frühere Bücher von Krischan Koch kennen, ist das Wiedersehen mit den Figuren sehr vergnüglich, die anderen Leser werden gleich mit ihnen heimisch, es wird höchstens der Wunsch geweckt, die Lücken schnell zu schließen.
Wie immer macht es einen Riesenspaß diesen vergnüglichen und schrägen Nordseekrimi zu lesen. Die Gag-Dichte und der Wortwitz sind hoch, es vergeht keine Szene, in der ich nicht schmunzeln oder sogar laut lachen musste. Zu den alten Bekannten hat sich der Autor wieder eine ganze Reihe kantiger und origineller Typen einfallen lassen. Ob es die Helikoptermama von Anna-Lena ist, die sogar Hausverbot im Landschulheim bekommt; der Referendar Manuel, der sich mit Piratentuch fast wie Jack Sparrow fühlt und dem Charme der Schülerinnen viel zu leicht erliegt; oder dem Esoteriker Rainer, der als Steineflüsterer seine Anhänger um sich schart. Ein ganz besonders gelungenen Auftritt hat Bootsmann Johnny Petersen, mit seinem Holzbein, wie weiland Long John Silver.
Darüber hinaus ist der Krimi nicht nur witzig, sondern auch verzwickt und spannend aufgebaut. Der erste Tote war nur der Anfang und Thies und Nicole haben alle Hände voll zu tun, die Spuren zu sichten, Verdächtige ausfindig zu machen und immer mal wieder verschwundene Schüler zu suchen.
Wie immer hat mich Krischan Koch mit einer frischen Brise an die Nordseeküste entführt und diesen Kurzurlaub empfehle ich jedem, der gern Krimis mit Humor und Witz liest.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2017
Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte
Basener, Anna

Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte


weniger gut

Biancas Omma ist ein echtes Original – schon in jungen Jahren hat sie erkannt, dass für sie die Arbeit im Puff besser hinter der Theke als in den Zimmern geeignet ist. Sie wird Wirtschafterin im Haus von Herbert. Ihr großes Herz hat ihr zwar öfters Schwierigkeiten eingebracht, aber sie hält zu den Mädchen und als Mitzi von Herbert übel zugerichtet wird, zieht sie ihm eine Flasche Fusel über den Schädel und zündet das Haus an.
Mit Mitzi verbindet sie eine Art Hass-Liebe und als Mitzi stirbt, zieht die Omma nach Berlin zu Bianca. Eigentlich wollte Bianca ja endlich mal auf eigenen Füssen stehen, aber das Milieu zieht sie halt an. Sie entwirft eine Dessous Kollektion, die Seide fällt zufällig immer ballenweise vom Laster, aber ihre Schlüppis‘ sind nicht so der Renner. Gut dass die Omma in Berlin ebenfalls alles aufmischt und Bianca eine Karriere im Gewerbe als durchaus anziehend betrachtet.
Das Buch wird als „rotzfrech und politisch nicht korrekt“ beworben, beides stimmt sicher, aber ich fand es auch nicht wirklich lustig. Der Ruhrpott Slang wird überstrapaziert und klingt aufgesetzt und übertrieben. Die ständige Verwendung von „getz“ und grammatikalischen Umstellungen sollen Authentizität zeigen, haben bei mir aber das Gegenteil erreicht. Verniedlichungen wie „Döschen, die ständig poliert werden“ fand ich nur albern.
Die Charaktere haben Ecken und Kanten, aber hinter der großen Schnauze oft ein großes Herz. Aber ich finde die Figuren sind schon sehr übertrieben gezeichnet, auch wenn immer mal wieder ein stimmiges Genrebild beschrieben wird. Natürlich gibt es Taubenväter und ehrliche Malocher. Was mich aber sehr störte, war die rosarote Beschreibung der Prostitution und des Umfelds.
Nicht jedes Buch muss für jeden Leser passen, dieses war definitiv nicht das Richtige für mich.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.04.2017
Rabenaas / Ostsee-Krimi Bd.3
Holm, Klara

Rabenaas / Ostsee-Krimi Bd.3


ausgezeichnet

Was wie ein harmloser Routinefall beginnt – ein Streit unter Nachbarn – entwickelt sich zu einer Herausforderung für die Beamten des Kommissariats auf Rügen.
Kerstin Sonntag wird von einer jungen, drogenberauschten Frau mit dem Messer bedroht und schießt in Notwehr. Aber niemand außer ihr hat ein Messer gesehen. Die junge Frau gehörte zum Clan der Schreppers, eine kriminelle Familie, die seit Jahren die Insel und die Nachbarschaft beherrscht, denen aber nie etwas nachzuweisen ist. Oberhaupt der Familie ist Martha Schrepper, als Rabenaas bekannt und gleichermaßen gehasst, wie gefürchtet.
Für Kerstin sieht es nicht gut aus, ihr Chef Luka Kroczek hegt schon länger eine persönliche Abneigung gegen sie und lässt es an Unterstützung mangeln und der eingesetzte LKA Beamte lässt sich durch Vorurteile beeinflussen und ermittelt schlampig.
Derweil eskaliert der Streit in der Nachbarschaft der Schreppers, es gibt noch einen Toten, gefährliche Angriffe und Überfälle und immer geben sich die Familienmitglieder gegenseitig hieb-und stichfeste Alibis. Natürlich haben sie auch immer einen äußerst gewieften Anwalt im Schlepptau. Das zerrt an den Nerven der Beamten, sie suchen nach Motiven, nach greifbaren Beweisen und ziehen frustriert immer wieder den Kürzeren, selbst als das Rabenaas nicht davor zurückschreckt, Lukas Tochter mit einem Messer zu bedrohen, bleibt das folgenlos. Realistisch wird auch geschildert, wie hilflos die Polizei dem Treiben gegenüber steht, wenn sie sich an die Regeln hält, der Familienclan aber jede Regel bricht.
Ein spannender Fall, der zeigt, wie schnell die Beamten an ihre Grenzen stoßen können, die Eskalation von Gewalt ist rau und hart beschrieben, gerade aus der wirklichkeitsnahen Darstellung zieht der Krimi seine Faszination. Besonders die Figuren der Familie Schrepper sind toll charakterisiert. Hart, aber nie unglaubwürdig dargestellt, habe ich zwar keine Empathie für sie entwickeln können, wohl aber ein Verständnis, wie Charakter deformiert werden können. Schon bei der kleinen Enkelin der Martha Schrepper ist das zu spüren.
Gleich von den ersten Seiten an gelingt es Klara Holm mich in den Bann der Geschichte zu ziehen, auch wenn ich nicht alle Vorgängerbände kenne, ist der Einstieg problemlos. Das Tempo des Krimis ist von Beginn an rasant und ich war sofort in die Handlung einbezogen. Wie sehr merkte ich daran, dass ich mich mit einzelnen Figuren zu solidarisieren begann und wünschte dem Rabenaas das Handwerk zu legen. Der Plot ist verzwickt und überrascht immer wieder durch neue, absolut logische Wendungen. Das war wirklich ein Buch, das mich für Stunden nicht losgelassen hat, was ich mir für einen Krimi auch wünsche.

Bewertung vom 02.04.2017
Schwarze Brandung / Liv Lammers Bd.1
Weiß, Sabine

Schwarze Brandung / Liv Lammers Bd.1


sehr gut

Liv Lammers, eine junge Kriminalkommissar aus Flensburg, soll in einem Mordfall auf Rügen ermitteln. Eine junge Frau wurde am Strand brutal vergewaltigt und dann lebendig im nassen Sand begraben. Für Liv eine ungute Situation, sie hat vor 15 Jahren nach einem fürchterlichen Familienstreit die Insel verlassen und den Kontakt völlig abgebrochen. Bis vor wenigen Tagen als sich ihr bis dato unbekannter Neffe telefonisch meldet und sie bittet, seine verschwundene Freundin zu suchen, hatte sie die Insel und ihre Familie ausgeblendet.
Die Insel hat sich verändert, die Grundstücksspekulation hat längst die alteingesessenen Einwohner erfasst, man kann kaum noch bezahlbaren Wohnraum finden und Angestellte pendeln vom Festland. Daneben gibt es die gutsituierten Bewohner, die sich ihre Prominenz nicht durch Polizeiermittlungen stören lassen wollen und die in ihrem eigenen Kosmos aus Sterne-Restaurants und Charity-Veranstaltungen leben.
Der Fall geht Liv gehörig an die Nieren, zu sehr wird sie an ihre Vergangenheit erinnert, zumal ein Mann zum Kreis der Verdächtigen gehört, der zu ihren Erinnerungen an die Jugend gehört. Dazu kommt, dass die Beamten aus Flensburg und Sylt nicht gerade ein harmonisches Team bilden. Besonders als sich herausstellt, dass Livs Inselvergangenheit durchaus mit dem Fall etwas zu tun haben könnte.
Ein wirklich spannender Krimi, der mich von der ersten Seite an fesselt. Dass es der erste Kriminalroman der Autorin ist, merkt man an keiner Szene. Die Handlung ist logisch aufgebaut und das Tempo steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Ein Plus ist die genaue Zeichnung der Figuren. Selbst der stets mürrische, vorurteilsbehaftete Vorgesetzte – wie er wohl in jeden Krimi gehört – stört nicht sonderlich. Liv bietet natürlich durch ihre spontane, manchmal unüberlegte Art auch viel Angriffsfläche. Aber das macht auch einen Teil der Spannung aus, wenn sie gegen den Strich gebürstet, sich nicht von ihren Kollegen ausbremsen lassen möchte. Der Mord an der jungen Frau ist nur der Auftakt zu einer Ermittlung, die tief hinter die schicke Fassade der Insel führt. Dabei lüftet sich auch das Geheimnis des Bruchs mit der Familie. Liv, als Hauptfigur bringt eine private Problemstellung mit den Krimi, aber es ist ein Teil der Geschichte und wirkt deshalb absolut stimmig und passend.
Mein Fazit: ein wirklich gelungener Kriminalroman, der zwei Seiten der Insel zeigt und Lust macht von der Autorin weitere Krimis zu lesen.

Bewertung vom 02.04.2017
Es klingelte an der Tür / Nero Wolfe Bd.41
Stout, Rex

Es klingelte an der Tür / Nero Wolfe Bd.41


sehr gut

Rex Stouts Krimis um Privatdetektiv Nero Wolfe sind Klassiker des Genres. Seit Jahrzehnten beliebt, verfilmt und jetzt auch dankenswerter Weise vom Verlag Klett-Cotta neu übersetzt.
Nero Wolfe ist beleibt und bequem – sein Herz gehört seiner Orchideenzucht – er hat gleiche mehrere Gewächshäuser auf seinem Anwesen und natürlich der Haut Cuisine. Seine Intelligenz und seine Menschenkenntnis sind seine wichtigsten Arbeitsmittel. Dann hat er noch Archie Goodwin, seinen fast kongenialen Assistenten, der ihm alles abnimmt, was mit Arbeit und Wegen verbunden ist. Aus Archies Sicht wird auch dieser Fall erzählt.
Wie so oft im amerikanischen Krimi beginnt alles mit einer Dame, die das Detektivbüro aufsucht. Sie wünscht nichts weniger, als dass Nero Wolfe dem FBI Einhalt gebietet. Seit sie offen ein kritisches Buch über Hoover und seine Behörde unterstützt, wird sie und ihre Familie, die Firma und Freunde rund um die Uhr bespitzelt und überwacht. Einzig das horrend hohe Honorar bewegt Nero Wolfe sich der Klientin anzunehmen.
Das Buch erschien erstmalig Mitte der 60iger Jahre in den USA. Die Kommunistenhatz der McCarthy Ära hat das Land nachhaltig geprägt und J.E. Hoover hat das FBI zu einem Überwachungsriesen aufgebaut, dem keine Grenzen gesetzt waren. Das ist die Atmosphäre in der sich Wolfe mit der Behörde anlegt, allein schon durch das Gespräch mit Mrs Bruner gerät er in den Fokus der Behörde.
Ich finde, das Buch hat immer noch Aktualität, vielleicht gerade wieder durch die politische Entwicklung. Die uneingeschränkte Macht der Behörde, das Sammeln von Daten über Personen, die missliebig erscheinen hat sich in den Jahren nicht viel verändert. Zwar entlockt es dem Leser ein Lächeln, wenn von Abhörgeräten erzählt wird, die schon eine Reichweite von einer Viertel Meile haben und man eine Telefonzelle oder den nächsten Drugstore aufsucht um unabgehört ein Gespräch zu führen.
Mir hat diese Wiederentdeckung ausgezeichnet gefallen und freue mich auf weitere Nero Wolfe Abenteuer. Die schöne Ausstattung ist noch ein weiteres i-Tüpfelchen.