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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 924 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2022
Nebelopfer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.5 (eBook, ePUB)
Fölck, Romy

Nebelopfer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem 5. Fall für Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ist wenig so, wie es scheint.

Frida wird zur Leiche eines augenscheinlichen Selbstmörders gerufen, die an einem sogenannten Galgenbaum, einer früheren Richtstätte, baumelt. Um den Hals des Mannes hängt ein Schild, er hätte bei einem Mordprozess falsch ausgesagt. Bei eingehender Betrachtung des Toten wird klar, dass er Opfer eines Verbrechens wurde.

Bjarne Haverkorn kann sich an die Familientragödie erinnern, bei der eine Frau und zwei ihrer drei Söhne erschossen wurden. Der dritte Sohn hat in der Güllegrube des Bauernhofes versteckt überlebt. In einem Indizienprozess ist der Mann und Vater aufgrund von drei Zeugenaussagen des dreifachen Mordes schuldig gesprochen worden und sitzt seitdem im Gefängnis.

Als dann wenig später ein zweiter der damaligen Belastungszeugen ermordet aufgefunden wird, der ebenfalls seine Falschaussage gesteht, ist klar, dass jeder, der in dem alten Fall involviert war, ein potenzielles Opfer eines bislang unbekannten Rächers werden kann. Da Haverkorn damals die Ermittlungen geleitet hat, wird er aus der sprichwörtlichen Schusslinie genommen. Doch wird ihn das vor der Rache schützen? Frida Paulsen läuft die Zeit davon, denn der Rächer hat der Polizei ein Ultimatum gestellt ...

Meine Meinung:

Auch dieser 5. Krimi aus der Reihe rund um Paulsen & Haverkorn ist fesselnd bis zur letzten Seite. Der Plot und die Handlung sind vielschichtig und bis ins letzte Detail ausgeklügelt. Ich habe zwar schon recht bald einen Verdacht, wer der Rächer bzw. der ursprüngliche Täter sein konnte, beides hat sich, nach zahlreichen Verwicklungen und Spuren, die in Sackgassen geendet haben, bestätigt.

Wie bei den meisten Verbrechen geht es um Geld, Macht und Sex. So auch hier, doch die Motive sind geschickt versteckt und so dauert es eine geraume Zeit, bis Frida der Auflösung näher kommt.

Fazit:

Mir hat auch der 5. Krimi aus der Elbmarsch sehr gut gefallen, daher gibt es 5 Sterne.

Bewertung vom 27.03.2022
Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3 (eBook, ePUB)
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Polizeiärztin Magda Mehring und ihr Mann Kuno, der Kriminalkommissar, leben nach wie vor in Berlin, das sich nun im Jahr 1924 zu einem Moloch entwickelt hat. Man tanzt den Tanz auf dem Vulkan, schert sich wenig um Konventionen und ein Menschenleben ist wenig wert.

Das muss auch Magda wieder feststellen, als eine unbekannte Frau verletzt aus dem Fluss gezogen wird. Als die Frau wenig später ermordet aufgefunden wird, beginnt Magda nachzufragen, denn die Frau hat sich kurz vor ihrem Tod noch bei ihr gemeldet.

Magda und Kuno suchen nach wie vor nach dem kleinen Otto, dem Bruder von Elke, die inzwischen bei Magdas Schwester lebt. Dabei beschreiten sie neue Wege der Kriminalistik, denn sie nehmen von jedem Straßenkind, das ungefähr in Ottos Alter ist, Fingerabdrücke und vergleichen sie mit denen in ihrer noch rudimentären Kartei. Und dann, erinnert sich jemand an ein besonderes Merkmal Ottos. Ist das der Durchbruch?

Meine Meinung:

In diesem Abschlussband der Trilogie begegnen wir wieder den starken Frauen aus den Vorgängerbänden, nicht nur Magda, sondern auch Celia Hinnes-Fahrland, der Journalistin Erika Hausner oder Cläre Hinnes. Allerdings treffen wir noch andere ungewöhnliche Frauen wie die Ärztinnen, die in Afrika gelebt haben. Zu ihnen gibt es eine gesonderte Reihe, die ich näher betrachten werde.

Hinter dem Autorennamen Helene Sommerfeld verbirgt sich ein Duo, das penibel recherchiert und sehr gute Charakterstudien betreibt. Wir Leserinnen konnten sie Entwicklung so mancher Frau, wie zum Beispiel Celia, sehr gut nachvollziehen.

Die bislang offenen Handlungsstränge aus den früheren Bänden werden gekonnt zusammengeführt.

Fazit:

Ein gelungener Abschluss der Trilogie, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 27.03.2022
Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht / Jahn und Krammer ermitteln Bd.2
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht / Jahn und Krammer ermitteln Bd.2


sehr gut

In diesem zweiten, grenzüberschreitenden Krimi arbeiten Alexa Jahn und Bernhard Krammer wieder miteinander an der Auflösung eines komplexen Kriminalfalles.

Was ist passiert?

Zum einen verschwinden in einem Studentenheim in Innsbruck zwei junge Frauen spurlos und zum anderen kommt eine Frau während ihres Heimweges in der bayrischen Jachenau mitten im Schneechaos nicht bei ihren Eltern an. Alexa Jahn beginnt mit den Ermittlungen und stößt auf lang verborgene Nachbarschaftsstreitigkeiten und Familienkonflikte. Außerdem wird ihr ein junger Mann von der Dorfgemeinschaft als möglicher Täter präsentiert, der schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist. Aber, hat er wirklich etwas mit der vermissten Frau zu tun?

Während Jahn und Krammer mit den widrigen Wetterbedingungen kämpfen, werden wenig später zwei weitere Personen vermisst. Krammers untrügliches Gespür für Verbrechen, glaubt, den Urheber zu kennen, nämlich jenen Mann, der ihm im ersten Fall entwischt ist.

Bevor Krammer jedoch Alexa Jahn in seine Überlegungen einbeziehen kann, gerät sie in die Fänge eines Mannes, der nichts zu verlieren hat ...

Meine Meinung:


Dieser Krimi, der hart an der Grenze zum Thriller balanciert, ist für mich das erste Buch dieser Reihe.

Neben der packenden Krimihandlung entwickelt sich auch die Beziehung zwischen den beiden Ermittlern. Denn Bernhard Krammer ist der bislang von Alexas Mutter verschwiegene Vater. Er lebt in Innsbruck, sie in Bayern. Die aus dieser Verwandtschaft entstehenden Konflikte sorgen zusätzlich für spannende Momente.

Ein großes Thema ist die Ausweglosigkeit von jungen Menschen, vor allem Männern, im ländlichen Raum. Wenige Jobs und wenige Möglichkeiten, eine Partnerin kennenzulernen, machen es manipulativen Gurus leicht, mit diffusen Heilsversprechen, diese Personen zu Marionetten ihrer eigenen kriminellen Energie zu machen.

Nachdem ich den ersten Fall nicht kenne, muss ich das schleunigst nachholen. Für Frühjahr 2023 ist ein dritter Krimi für das Vater&Tochter-Duo geplant.

Fazit:

Ein spannender Krimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 27.03.2022
Wenn Wände reden könnten
Riha, Clemens;Farmer-Wichmann, Silke

Wenn Wände reden könnten


ausgezeichnet

Das Autoren-Trio Silke Farmer-Wichmann, Bernhard und Clemens Riha sind - wie sie im Vorwort berichten - mit zahlreichen Zinshausbesitzer*innen ins Gespräch gekommen. Gefühlte 10.000 Briefe - wie sie schreiben, wurden versendet, immer mit der bangen Frage: Wird es Antworten geben?

Das Ergebnis ihrer Recherchearbeit liegt nun mit diesem prächtigen Bildband vor. Bei ihren Gesprächen mit den Zinshausbesitzer*innen haben sie Unterhaltsames, Berührendes und Wissenswertes zutage gefördert.

Gemeinsam mit den Autoren dürfen wir Leser uns in zahlreichen Spaziergängen durch die 23 Wiener Bezirke begeben und 50 Gebäude in Anekdoten und prächtigen Fotografien kennenlernen.

Naturgemäß sind den Bezirken diesseits der Donau mehr Gründerzeithäuser zu finden, als in den beiden jenseits der Donau, nämlich Floridsdorf und die Donaustadt, die ihren dörflichen Charakter stellenweise bis heute bewahrt haben.


Die Autoren räumen mit dem Mythos, Zinshäuser brächten immensen Gewinn, auf. Fast alle Eigentümer berichten, dass erwirtschaftete Erlöse wieder reinvestiert werden, um die Bausubstanz zu erhalten und zu verbessern. Viele dieser Jahrhundertwendehäuser haben Glück und Leid ihrer Bewohner erlebt und könnten noch viel mehr Geschichten und G’schichterln erzählen, als es ihre Eigentümer vermögen.

Fazit:

Ein großartiges Buch über eine vom Aussterben bedrohte Spezies: dem Wiener Zinshaus. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2022
Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße (eBook, ePUB)
Leo, Maxim

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der ehrgeizige Journalist Alexander Landmann stößt kurz vor den Jubiläumsfeiern zum 30. Jahrestag des Mauerfalls in alten Stasi-Akten auf einen Bericht über eine der spektakulärsten Massenfluchten aus der DDR: In der Nacht von 12. Juli 1983, konnten 127 Menschen durch das Freischalten einer Weiche mit einer S-Bahn-Garnitur in den Westen gelangen.

Landmann, eine große Story witternd, macht sich von Hamburg nach Berlin auf, um den damaligen Stellwerksmitarbeiter Michael Hartung zu suchen.

Hartung, inzwischen Besitzer einer mehr als schlecht gehenden Videothek, lebt in Ostberlin. Er ist eine verkrachte Existenz, denn sein Leben plätschert vor sich hin. Er hat seit der Scheidung keinen Kontakt mehr zu seiner Tochter und deren Kinder. Hin und wieder erreicht ihn eine Postkarte. Die Kunden bleiben aus, nur Beate hält ihm die Treue.

Als dann Landmann in sein tristes Leben platzt, nimmt er dessen Geld (um die Schulden zu begleichen)zwar zögerlich an, versucht aber, die Fakten richtigzustellen. Denn, eigentlich war alles ganz anders.

Weder Hartung noch Landmann können abschätzen, welche Lawine sie mit dieser Geschichte lostreten ...

Meine Meinung:

Obwohl dieser Roman vom Maxim Leo, der selbst in der DDR aufgewachsen ist, der Unterhaltung dient, schleichen sich leise nachdenkliche Untertöne ein.

„Vielleicht sollten wir damit aufhören, von den Ostdeutschen und von den Westdeutschen zu sprechen. Ich meine, was hat ein Hamburger mit einem Oberbayern zu tun? Und ein Mecklenburger mit einem Sachsen? Wir sollten aufhören, uns gegenseitig zu beschuldigen und zu belehren."

Als Österreicherin kann ich diese Herabwürdigung der ehemaligen DDR-Bürger nur schwer nachvollziehen. Aber obige Zitat gefällt mir sehr gut, denn es trifft den Kern.

Mit spitzer Feder beschreibt Maxim Leo die gegenseitigen Vorurteile, die Befindlichkeiten und die diversen Vertuschungsaktionen der ehemaligen Stasi-Mitarbeiter. Mehrmals musste ich herzlich lachen.

Maxim Leo ist mit diesem humorvollen und satirischen Roman ein ganz wunderbares Buch über die deutsche Wiedervereinigung gelungen.

Die Charaktere sind gut gelungen. Michael Hartung ist ein Antiheld, der eigentlich nur sein Auskommen ohne Höhenflüge haben will. Er ist ein verletzlicher Mensch, der sich nach menschlicher Wärme sehnt.

Fazit:

Diesem Buch, das mich sehr gut unterhalten hat, gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 25.03.2022
Claudia, Erdheim

"So etwas schreibt man nicht!"


gut

Autorin Claudia Erdheim ist mir durch ihre (historischen) Romane wie „Betty, Ida und die Gräfin“ oder „Vilma Steindling“ bekannt. Deshalb war ich auf dieses kleine Buch recht neugierig. Meine Erwartungen sind allerdings in eine völlig andere Richtung gegangen. Daher bin ich ein wenig irritiert und enttäuscht.

In drei Essays analysiert Claudia Erdheim, wie Literatur auf die Leser wirken kann. Dabei geht sie recht scharfsinnig und manchmal bissig ans Werk. Die ersten beiden Teile haben mich noch gefangen genommen.

Besonders deswegen, weil Erdheim die Auseinandersetzung mit ihrer Mutter ein wenig übel genommen wird. Manchen Kollegen erscheinen die Kindheitserinnerungen an ihre Mutter als Abrechnung. Und abrechnen mit der eigenen Mutter? „So etwas schreibt man nicht“ - warum denn nicht? Manchmal muss man sich die Erlebnisse einfach von der Seele schreiben.

Beim dritten Teil, der Auseinandersetzung mit Clemens Setz‘ Werk „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ muss ich passen. Ohne das Buch zu kennen, stehen die Betrachtungen ein wenig einsam herum und wirken befremdlich.

Fazit:

Da ich etwas anderes erwartet habe, bin ich mit diesem Buch nicht so recht warm geworden. Daher gibt es 3 Sterne.

Bewertung vom 25.03.2022
Die Herkunft Europas
Braun, Bernhard

Die Herkunft Europas


ausgezeichnet

Bernhard Braun, Professor für Kulturgeschichte, nähert sich in 13 Kapitel der Herkunft Europas an. Dabei klärt er seine Leser gleich zu Beginn über einen jahrhundertealten Irrtum der griechischen Mythologie auf: die Namensgeberin Europa ist eine Tochter des phönikischen Königs und damit eine Nordafrikanerin.

Europa hat einen Migrationshintergrund
Die Erfindung der Kultur - der Alte Orient
Götter aus dem Morgenland - die Erfindung der Religion
Die Entstehung des judäischen Monotheismus
Auf dem Weg nach Europa - der Mythos Griechenland
Von den Stadtstaaten zum Weltreich Alexanders des Großen
„Außer Rom ist fast nichts Schönes auf der Welt“
Die Geburt des Christentums
Europa übersiedelt in den Orient - die Welt von Byzanz
Die Kultur des Islam als Teil Europas
Die langwierige Baustelle Europas - das Mittelalter
Das Subjekt emanzipiert sich für eine neue Zeit
Vom Kentern des Tidenstroms

Ergänzt werden die dreizehn interessanten Kapitel durch Nachwort, Anmerkungen und Literaturverzeichnis.

Ganz Kunsthistoriker lässt der Autor dieser Sichtweise einen breiten Raum zukommen. So dürfen wir lesen, wie die frühen, längst vergangenen Kulturen Einfluss auf christliche Bauten genommen haben. Hierzu gibt es zahlreiche Fotos.

Meine Meinung:

Dieses populärwissenschaftliche Werk (was absolut nicht abwertend gemeint ist) lässt sich leicht und flüssig lesen. Es spricht daher zahlreiche Interessenten an, die sich von sonst üblichen wissenschaftlichen Büchern über die unsere Herkunft, abgeschreckt fühlen. Bernhard Braun erläutert komplizierte Sachverhalte leicht verständlich, ohne dass viel Vorwissen benötigt wird. Immer wieder muss ich schmunzeln, wenn der Autor launische Kommentare und Zitate verwendet.

Leicht verständlich sind die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen der christlichen und islamischen Kultur. Dabei ist Europa der größere Nutznießer der arabischen Kultur. Nur ein kleines Beispiel: Wenn wir heute die Zahl „Null“ bedenkenlos verwenden, so geht die auf eine Erfindung aus dem Jahr 970 v. Chr. zurück. Auch das Wort „Ziffer“ stammt aus dem Arabischen - sifr.

Fazit:

Ein gelungenes Buch über die Herkunft Europas, das für die breite Bevölkerung fesselnd und leicht lesbar ist. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.03.2022
Die Zeit der Jäger / Karl Wiener Bd.3
Götz, Andreas

Die Zeit der Jäger / Karl Wiener Bd.3


sehr gut

In diesem dritten Band der Trilogie um Karl Wieners, Ludwig Gruber und Magda Blohm verschwindet der despotische Ehemann Magdas beinahe spurlos. Außer einem leer geräumten Tresor, einem großen Blutfleck und einem toten Leibwächter ist nichts zu finden. Ist Walter Blohm entführt worden? Wenn ja, von wem?

Ausgerechnet Ludwig Gruber, der nach einem Intermezzo als Berufsdetektiv wieder in den Polizeidienst zurückgekehrt ist, wird mit der Aufklärung dieses mysteriösen Falles betraut. Während sein Vorgesetzter Magda Blohm und Karl Wieners, den alle für ihren Onkel halten, als Verdächtige ansieht, geht Gruber einem anderen Hinweis nach. Er hat nämlich den Tipp erhalten, dass sich Blohms Reichtum auf geraubtem Zahngold begründet ....

„Wer nicht mit offenen Karten spielen kann, der spielt falsch. Und das ist nie der Anfang von etwas Gutem.“ (S. 110/111)

Meine Meinung:

„Die Zeit der Jäger“ ist der Abschluss der Trilogie von Andreas Götz. Wie schon in den Vorgängern beschreibt der Autor die Zeit der Neuausrichtung von Polizei, Wirtschaft und Gesellschaft im Nachkriegsdeutschland. Viele der ehemaligen Nazis sind wieder in einflussreichen Positionen, die sie um keinen Preis aufgeben wollen. Daneben steuert der Kalte Krieg langsam aber unaufhörlich seinem Höhepunkt zu. Mitarbeiter von Spionage und Gegenspionage bespitzeln die Bürger und einigen Gruppierungen geht die Aufarbeitung der NS-Verbrechen zu lasch vor sich, weshalb sie das Recht in ihre eigenen Hände nehmen.

Diese Zeit um 1958 dient Alexander Götz als Kulisse für seinen Krimi, der weniger ein klassischer Whodunit-Krimi als ein zeitgeschichtliches Dokument ist. An manchen Stellen ist das Buch spannend, andere hätten ein wenig gestrafft werden können.

Die politischen Hintergründe sind sehr gut dargestellt. Durch zahlreiche Rückblenden werden einzelne Zusammenhänge erläutert.

Eine der zentralen Fragen ist, ob man aus Liebe zum Mörder werden kann, oder ob es mehr dazu bedarf. Wie gut kennt man seine Freunde wirklich?

Die Aufklärung der Herkunft von Agota und Danuta klingt abenteuerlich. Aber, in den Wirren des Zweiten Weltkrieges ist wohl viel möglich gewesen. Ich persönlich finde dieses Happy End (wenn es eines sein sollte) ein wenig zu dick aufgetragen.

Interessant ist, wie unterschiedlich DDR und BRD bei der Aufklärung und Verfolgung von NS-Verbechen vorgegangen sind.

Fazit:

Ein gelungener Abschluss der Trilogie, der mehr zeitgeschichtlicher Roman als Krimi ist. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 25.03.2022
Insektenwelt für Ahnungslose
Mischitz, Véro (Veronika)

Insektenwelt für Ahnungslose


ausgezeichnet

Was kribbelt und krabbelt und schillert und fliegt denn hier?

Ist euch auch aufgefallen, dass heutzutage viel weniger Insekten an die Windschutzscheiben klatschen als noch vor rund zehn oder fünfzehn Jahren? In diesem Buch wird erklärt warum und wieso, und wie man dagegen Abhilfe schaffen kann.

Zahlreiche Insekten werden von uns mit einem „Igitt!“ bedacht. Meistens geschieht das durch Unkenntnis und anerzogener Abscheu. Ich nehme mich da persönlich nicht aus. Ich mag allen jene nicht, die fliegen, surren und stechen. Selbst um Bienen mache ich einen großen Bogen.

Nach der Lektüre dieses Buches habe ich neue Eindrücke der Insektenwelt gewonnen und kann ich mich den Tieren ein wenig unbefangener nähern.

Das Buch ist auch für junge Leser geeignet. Vielleicht greift auch so mancher zu Becherlupe und Fangnetz, um Insekten zu betrachten. Es muss ja nicht jeder ein Entomologe wie Mark Benecke werden. Zum Verständnis dieser Tiere trägt das Buch jedenfalls bei.

Fazit:

Autorin Véro Mischitz bringt uns die einzelnen Insektengruppen näher. Sie erklärt, wie man sie bestimmt. Ein besonderer Genuss sind die zahlreichen liebevoll gestalteten Illustrationen. Gerne gebe ich hier 5 surrende Sterne.

Bewertung vom 25.03.2022
Hamdraht
Parker, Martina

Hamdraht


sehr gut

Dieser Krimi beginnt schon recht interessant: Eine Szene auf einem Boot am Wörthersee in Kärnten weit weg vom Südburgenland und dem Club der grünen Daumen. Wie dieser Prolog mit den späteren Ereignissen zusammenhängt, wird nach und nach enthüllt. Zunächst fiebert alles der Eröffnung des „Fia Mi“, einem Wellnesstempel entgegen.

Just während der Eröffnungsfeiern wird Sky Dujmovits, eine bekannte Influencerin, tot in der mit Rotwein gefüllten Badewanne gefunden. Grund genug für Journalistin Vera Horvath, ihre Nase in den Mordfall zu stecken, zumal Markus Ortner, ein Kärntner Kollege, eine diffuse Andeutung über die Vergangenheit des Hotelbetreibers Arno Radeschnig macht und mit einem Enthüllungsbuch droht, plötzlich verschwindet.

Meine Meinung:

Nach „Zuagroast“ ist „Hamdraht“ nun der zweite Krimi von Martina Parker, der unter der Bezeichnung „Garten-Krimi“ im Gmeiner-Verlag erschienen ist.
Wie schon im ersten Fall, beginnt jedes Kapital mit kurzen Fakten, diesmal über mehr das Leben in der Unterwasserwelt als im Garten. Das passt zwar zu den „Gedanken einer Wasserleiche“, die regelmäßig bei mir für Schmunzeln sorgt, passt aber weniger zum „Gartenkrimi“.

„Hamdraht“ beschert uns ein Wiedersehen mit zahlreichen Charakteren aus dem Vorgänger. So darf sich auch Veras Mutter wieder in das Leben ihrer Enkelin einmischen und Veras Erziehungsversuche zunichtemachen. Gartenclubmitglied Mathilde darf ihre eigenwilligen Kreationen kochen und Vera setzt ihre on-off-Beziehung mit Tom fort.

Vermisst habe ich die anderen Damen des „Club der grünen Daumen“ und das Garteln an sich. Dieses Abdriften von der ursprünglichen Idee den Gartenkrimis kostet einen Stern.

Gewohnt humorvoll sind die Wortspenden der Einheimischen, die sie wie immer im breiten südburgenländischen Dialekt von sich geben. Doch keine Angst, es gibt hier eine Übersetzung auf Hochdeutsch.

Fazit:

Nicht ganz so locker und spritzig wie der erste Fall, daher gibt es diesmal nur 4 Sterne.