Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
melange
Wohnort: 
Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 870 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2009
In Todesangst
Barclay, Linwood

In Todesangst


gut

Vater in Nöten

Zur Story: Eine Tochter verbringt ihre Ferien bei ihrem geschiedenen Vater und verschwindet spurlos. In dem Hotel, in dem sie angeblich jobbte, ist sie unbekannt. Der Vater beginnt mit einer verzweifelten Suche, bei der er eher von Leuten aus seinem Umfeld als von der Polizei unterstützt wird. Im Laufe der Zeit stellt er dabei fest, dass wenig so ist, wie es schien, dass man nicht jeder Aussage glauben kann und dass die Polizei nicht nur Freund und Helfer sein kann.

Zur Verpackung: Sehr schick. Die rote Farbe mit einer diffusen Gestalt im Schweinwerferlicht des Buchcovers findet sich auf dem Hörbuch wieder. Dazu sind die fünf CDs in festen Einschüben verpackt - so kommt nichts weg. Es finden sich eine kurze Inhaltsangabe und Informationen zu Walter Kreye außen, eine etwas längere Beschreibung im Innenteil.

Mein Eindruck: Die Angst, die der Vater Tim Blake empfindet, ist von der ersten Minute des Verschwindens seiner Tochter Sidney zu spüren. Auch die teilweise Ignoranz der Polizei, die mangelnde Mithilfe von Freunden und Bekannten und die Verzweiflung darüber versteht das Hörbuch gut zu vermitteln. Was mir nicht so gut gefallen hat, waren die fehlende Zeichnung von Figuren, die wichtig für das Buch waren: Viele Personen waren mir viel zu ungenau beschrieben, als dass ich sie wirklich sehen und in ihren Handlungen begreifen konnte. Damit meine ich noch nicht einmal die Äußerlichkeiten, sondern die inneren Beweggründe: Warum lässt die Polizei jemanden laufen, der jede Menge Kokain in seinem Haus versteckt hat? Warum kümmert sich kein Ordnungshüter etwas genauer um das Hotel (Vorsicht, jetzt Spoiler), - schließlich gehen die dubiosen Dinge, die zum Verschwinden Sidneys geführt haben, dort immer noch vor und der ermordete Mann handelte mit Menschen? Da würde doch eigentlich eine Überprüfung des Gastgewerbes nahe liegen. Stattdessen wird Tim Blake bei einer ganz anderen Sache, die sich leicht überprüfen ließe (es müssten nur einige Zeugen mehr befragt werden), verdächtigt und in ein enges Verhör genommen - hier fast ohne Grund. Für so maßlos dämlich halte ich die amerikanische Polizei nicht. Die zweite seltsam handelnde Gruppe waren die Bösewichter: Warum wollen sie den Vater aus dem Weg räumen, der doch offenkundig im Dunkeln tappt? Wegen einer Website? Später wollen sie durch seinen Tod Sidney finden - warum konzentrieren sie sich nicht direkt auf dieses Ziel?

Was mir hingegen gut gefiel, war das Desinteresse und Unwissen, was viele Eltern im Umgang mit ihrem Nachwuchs pflegen: Keiner weiß, dass ihre Kinder in die Kriminalität abrutschen. Zuerst klein mit nicht angemeldeten Jobs, dann größer mit gefälschten Kreditkarten und Wettbetrügereien.

Mein Fazit: Nicht der große Knaller, aber für einen angemessenen Grusel gut, das Ende ist fulminant, für meinen Geschmack haben noch fünf Minuten mit der Polizei und einigen mehr beantworteten Fragen gefehlt.

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2009
Blut & Barolo
Henn, Carsten Sebastian

Blut & Barolo


gut

Sind Hunde die besseren Menschen?

Vielleicht nicht, auf jeden Fall leben sie ihre Macken ohne Wenn und Aber aus.

Zur Story: Das Grabtuch wird aus dem Turiner Dom gestohlen. Die Suche nach der Reliquie verbindet Mensch, Wölfe, Vögel und die unterschiedlichsten Hunderassen und fordert Opfer unter Zwei- und Vierbeinern.

Zur Aufmachung: Die Haupt-"personen" berstimmen das Cover, darüber eine gemalte Landschaft, die meines Erachtens zwar wunderbar an Italien, nicht aber an Turin erinnert - und hier spielt der Großteil der Geschichte. Dennoch gefällt mir die Gestaltung sehr gut.

Mein Eindruck: Wer einen hauptsächlich spannenden Kriminalfall erwartet, wird enttäuscht. Zwar gibt es einige Tote und Folterszenen, die Akteure geraten in Lebensgefahr, wirklich gefesselt wurde ich von den Schilderungen nicht. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich gut unterhalten und das liegt an der Fähigkeit von Carsten Sebastian Henn, Hunde menschlich überspitzt darzustellen: Da sie sich nicht um gesellschaftliche Konventionen, die neueste Mode, Karriere und Schönheitsoperationen scheren müssen, geben sie sich so, wie sie sind. Natürlich haben sie auch Schwächen wie Gefallsucht, Völlerei, Bosheit und Dummheit, diese Schwächen werden jedoch nicht vertuscht, sondern ausgekostet.

Sehr oft musste ich bei der Lektüre des Buches grinsen oder sogar lachen, wenn die Menschen, die sich für die Krone der Schöpfung halten, von ihren vierbeinigen Freunden vorgeführt wurden. Die Schilderungen eines Hundes, der sich nur nach Genuss eines guten Weines wirklich auf sein Ziel konzentrieren kann (und will) taten ihr Übriges für den Lesespaß.

Fazit: Kein Krimi im üblichen Sinn, aber ein schönes Buch für zwischendurch, welches dem Leser Hunde, Italien und die kulinarischen Köstlichkeiten, die dieses Land zu bieten hat, sehr nahe bringt.

Bewertung vom 07.11.2009
Die besten zehn Sekunden meines Lebens
Schmelzer, Roger

Die besten zehn Sekunden meines Lebens


sehr gut

Man lebt nur zweimal...

Dieses trifft für Chris Mackenbrock, Hauptfigur von "Die besten zehn Sekunden meines Lebens" nicht für zehn Sekunden, sondern für 20 Jahre desselben zu.

Zum Inhalt: Jahrelang trauert der Held des Buches einer verpassten Chance hinterher, die seiner Meinung nach die Weichenstellung für sein späteres Leben komplett verändert hätte. Nach einem Nervenzusammenbruch im Alter von etwa 40 Jahren bekommt er vom Schicksal die Chance, genau diesen Moment noch einmal zu erleben, sein damaliges Fehlverhalten zu korrigieren und die letzten zwanzig Jahre mit den neuen Voraussetzungen ein weiteres Mal zu verbringen. Zwar wird von Schmelzer nicht erklärt, wie sich diese Zeitverschiebung ereignen konnte, aber - seien wir doch ehrlich - es handelt sich um Fiktion, und z.B. Vampirgeschichten sind bestimmt ebenfalls nicht das Logischste, trotzdem werden sie nicht hinterfragt. Natürlich läuft nicht alles nach Plan und Chris muss feststellen, dass sein verändertes Verhalten nicht nur sein, sondern auch das Leben anderer Menschen beeinflusst, - und das nicht immer zu deren Vorteil.

Zur Aufmachung: Orange (fällt sehr gut im Bücherregal und der Buchhandlung auf) mit der Comiczeichnung eines Jungen, der gerade vom Brett im Schwimmbad gesprungen ist. Das symbolisiert sehr schön eine kurze Zeit, in der man vorbehaltlos glücklich ist - bis der Aufprall kommt.

Mein Eindruck: Ich muss gestehen, dass mir die Geschichte schon alleine deshalb so gut gefallen hat, weil Chris Mackenbrock "mein Alter" hat. Seine Schulzeit lief zu meiner Schulzeit ab, an viele Ereignisse und Gerätschaften von damals (AKW, Die Grünen, Cassettenrecorder, nur drei Fernsehprogramme inklusive Testbild am Nachmittag) kann ich mich gut erinnern. Das Ganze wird in eine hübsch eingängige und humorige Sprache verpackt, so dass ich nicht nur einmal in Gedanken verloren geseufzt habe. Schön war ebenfalls, dass Chris wirklich die zwanzig Jahre durchlebt und nicht durch einen Glückskeks, eine verwunschene Truhe oder sonst ein seltsames Gerät diese Zeitschleife unterbrechen kann. Hier muss der Held wirklich 20 Jahre ackern, das Abitur machen und das Studium hinter sich bringen. Obwohl er über das Wissen der verlorenen Jahre verfügt, fällt er trotzdem in einige Fallgruben, nur in andere als in seinem ersten Leben. Einige der Nebenfiguren (Richie, Stefan, Kathleen) sind sehr gut gezeichnet, andere leider weniger. Dabei fällt auf, dass besonders die schrägen Charaktere dem Autor am Herzen liegen. Die brave Beatrix konnte ich mir gar nicht vorstellen.

Gelungen der Schluss: Der Ausgangspunkt und das spätere Desaster, mit dem sein zweites Leben beginnt, könnte dazu führen, dass - wenn auch mit Verspätung - Chris seine tatsächliche Traumfrau findet. Es sei ihm zu gönnen, und zu lachen werden die beiden bestimmt so einiges haben - wie auch ich beim Lesen dieses Buchs.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2009
Kalter Süden
Marklund, Liza

Kalter Süden


gut

Ich kenne zwar ein wenig aus dem Werk von Liza Marklund, welches nicht nur Krimis umfasst, aber leider nicht alles. Deshalb fehlten mir viele Informationen, die "Kalter Süden" leichter lesbar gemacht hätten. Dieser Umstand führte dazu, dass einige der handelnden Personen seltsam blass blieben, da sich Frau Marklund leider nicht die Mühe machte, sie genauer zu beschreiben: z.B. die beiden Polizistinnen, die tiefer in diesen Fall in Spanien verstrickt sind, als Annika am Anfang glaubt, oder auch der für mehrere Morde verurteilte und jetzt freigesprochene Filip. Dazu kamen dann noch viele Personen aus dem Umfeld dieser drei, so dass ich mehrmals in dem Buch blätterte, um nicht den Überblick zu verlieren, wer jetzt wie mit wem in Zusammenhang stand und warum. Diese Recherchearbeiten schmälerten leider doch den Lesegenuss.

Zum Inhalt: In Marbella wird einer von vielen Einbrüchen verübt, bei denen Giftgas zum Zug kommt. Dieser Einbruch unterscheidet sich dergestalt, dass die Bewohner - Schweden mit einem berühmten Familienoberhaupt - dabei sterben. Deshalb wird die Reporterin Annika Bengtzon von ihrem neuen Chef an den Tatort geschickt, um für das schwedische Abendblatt möglichst auflagensteigernde Berichte abzuliefern. Nach und nach stellt sie fest, dass die Morde in Zusammenhang mit einem früheren Fall stehen, der sie in große Gefahr gebracht hat. Natürlich bleibt sie mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit am Ball des Geschehens, was ihr nicht nur Freu(n)de, sondern zum Schluss einige massive Unannehmlichkeiten einbringt.

Zum Cover: Sehr schön und passend aufgemacht. Ein Körper im Swimmingpool, so unscharf, dass man nicht sicher sein kann, ob es sich um eine weibliche Leiche oder eine lasziv vor sich hinschwimmende Dame handelt. Der Pool ist groß, im Freien und privat - dass er in einem Villenviertel in Spanien liegen könnte, glaubt man sofort. Der Klappentext ist ausführlich, leider vergisst er aber die meines Erachtens wichtige Auskunft, dass dieser Thriller auf dem Vorgänger aufbaut.

Zum Buch: Liza Marklund schreibt flüssig in nicht zu verschachtelten Sätzen. Wenn sie es will und für nötig erachtet, erscheinen Personen und Schauplätze sehr gut vor dem geistigen Auge - als Beispiel die Dolmetscherin oder der schwedische Undercover-Polizist. Die Einschübe aus der Vergangenheit passten sich gut ein, dem Leser wurde transparent, warum die drei jetzt älteren Damen den Verstand und/oder das Unrechtsbewusstsein verloren hatten und was das Band für die enge Beziehung der drei Familien war. Bei der Beschreibung der innerredaktionellen Vorgänge musste ich öfter einmal schmunzeln. Hier gab sich die Ex-Journalistin Marklund viel Mühe und brachte wohl eigene Erfahrungen mit inkompetenten Chefs und sonstigen "Künstlern" ein.

Mein Eindruck: Auf dem Buch sollte eine Warnung vermerkt sein, dass der Vorgängerband gelesen werden müsste. Die vielen Querbezüge verwirren zu massiv, um der Handlung ohne Zurückblättern adäquat folgen zu können. Vor allem durch die vielen Personen und Namen (schwedisch wie spanisch), die teilweise nach zusätzlich durch Spitznamen aufgepeppt werden (Jocke, das Trollmädchen...) kommt ein Nicht-Band-7-Leser ins Schwimmen. Leider, denn das Buch ist gut, spannend geschrieben und die Auflösung schlüssig und trotzdem überraschend. Die vielen Grautöne der Schilderung gefielen mir ausgezeichnet: Für Unrecht gibt es manchmal gute Gründe - nicht alles ist schwarz oder weiß.

1 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2009
Submarino
Bengtsson, Jonas T.

Submarino


sehr gut

Wahrlich keine meiner üblichen Urlaubslektüren, trotzdem hat Submarino mich gefesselt.

Zur Story: Zwei Brüder, ohne Vater, dafür mit alkohol- und tablettensüchtiger Mutter aufgewachsen, lernen früh sich auf der Straße zu behaupten. Der eine landet in einer Notunterkunft, der andere beim Rauschgift. Beide versuchen ihr Leben dadurch in den Griff zu bekommen, dass sie sich um noch Schwächere kümmern. Beide scheitern bei dem Versuch.

Zur Aufmachung: Kalte Farben bestimmen das Cover, dazu ist ein wohlgeformter, aber gesichtloser Männerkörper zu sehen. Eine perfekte Abbildung des Inhalts - eine desinteressierte, kalte Umwelt, die - wenn überhaupt - nur den äußeren Schein wahrnimmt, jedoch keinesfalls hinter die Fassade blickt.

Inhaltliche Gliederung: Zwischen Prolog und Epilog befinden sich die beiden Hauptkapitel, die sich jeweils mit einem der beiden Brüder näher befassen. Diese beiden Kapitel tragen die Namen der Figuren, denen die Hauptsorge der Brüder gilt: Ivan, der kleine Bruder der Exfreundin von Nikolai und Martin, der Sohn des zweiten, namenlosen Bruders.

Mein Eindruck: In schnörkellosen Sätzen und kurzen Kapiteln schildert Bengtsson meisterhaft den Fall zweier Brüder, die vom Schicksal keine Chance bekommen haben. Früh von einer überforderten Mutter vernachlässigt, versuchen beide, ihren nächsten Bezugspersonen ein besserer Freund bzw. ein besserer Vater zu sein und gehen dafür in einem Fall nicht nur sprichwörtlich über Leichen. Was mir besonders gefiel, war, dass beide Hauptfiguren schemenhaft blieben - wie die Leute, denen man zwar auf der Straße begegnet, die man aber nicht wirklich wahrnimmt und teilweise nur zu gerne übersieht - Penner, Junkies, Obdachlose, Bettler. Die Nebenpersonen des Romans hingegen waren klarer gezeichnet, - sie erstanden vor dem geistigen Auge des Lesers. Im Gegensatz zur Konturlosigkeit des Aussehens waren die Beweggründe für das Handeln der Beiden um so klarer. Selbst wenn alte Frauen überfallen wurden, um die Heroinsucht zu finanzieren oder eine Leiche verschwinden musste - alles erschien mir logisch, selbst mit einer ganz und gar bürgerlichen Einstellung, die ich im Normalfall zu Kapitalverbrechen habe. Das ist ein Verdienst von Bengtsson, der es versteht, einem Leser auch ihm zuwider gehende Handlungsweisen zu erklären.

Mein Fazit: Dieses Buch ist hartes Brot, das ich nicht unbedingt einem depressiven Freund empfehlen würde, aber wenn man sich auf eine nicht einfache Geschichte einlassen kann, ist Submarino eine gute Wahl.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.07.2009
Ich folge Dir mit geschlossenen Augen
Frank, Rina

Ich folge Dir mit geschlossenen Augen


schlecht

Geschüttelt, nicht gerührt

So fühlte ich mich, als ich die Geschichte, die ja wenigstens ansatzweise autobiographisch ist (was sollten sonst die Anspielungen auf Namen, Daten und Beruf der "echten" Rina), gelesen hatte. Wie ist es möglich, dass eine Frau, die sonst absolut mit beiden Beinen auf dieser Erde steht, sich dermaßen und für so lange Zeit an einen Nichtsnutz verschwenden kann? Sie ist weder in Liebesdingen völlig unerfahren (Exmann, verflossene Liebhaber), noch leidet sie an Notstand. Ganz im Gegenteil, - ein wirklich liebevoller und mitfühlender Lebensgefährte hält ihr die Hand bei der Operation und kümmert sich auch danach rührend um sie. Aber der wird auf die Müllhalde der Gefühle entsorgt - für einen verlogenen, egoistischen, egozentrischen und dann auch noch schlagenden Geliebten.

Ein weiteres Rätsel ist mir das Verhalten der Kinder. Wenn sich meine Mutter so abgrundtief dämlich verhalten würde, täte ich sie schon mal fragen, ob sie noch ganz richtig tickt. Das kann Kind auch machen, ohne dass sich Mutter verletzt fühlt. Kurioserweise ist die Erzählerin noch nicht einmal neugierig - sonst hätte sie vielleicht wenigstens bemerkt, dass weder die Ehefrau hässlich, noch die Ehe am Ende ist.

Mich (als Frau) hat das Buch geärgert. Dass Hera-Lind-Protagonistinnen mit Augen- und Ohrenklappen durch die Welt spazieren, nehme ich gerade noch so hin. Aber dass 48jährige selbständige Dokumentarfilmproduzentinnen sich 10 Monate lang wie Teenager verhalten (obwohl das schon fast eine Beleidigung aller Teenager ist), grenzt an Absurdität.

Bewertung vom 25.06.2009
Die Hütte
Young, William P.

Die Hütte


sehr gut

Zum Inhalt: Mack, der seine Tochter durch einen Kindermörder verloren hat, fast an Selbstvorwürfen und der "großen Traurigkeit" verzweifelt und darüber die Bedürfnisse und Kümmernisse des Rests seiner Familie aus den Augen verliert, erhält eine Einladung von Gott an den Schauplatz des Verbrechens. Durch dieses Wochenende mit der Dreifaltigkeit erhält Mack die Kraft, sich seiner Vergangenheit zu stellen, mit ihr auszusöhnen und dem Mörder seiner Tochter zu vergeben.

Zur Aufmachung: Eine Hütte, die ein wenig an den Stall zu Christi Geburt erinnert, goldenes Licht inklusive. Was mir nach Lesen des Buches besonders gefiel, war der kleine Marienkäfer im Titel.

Mein Fazit: Ein sehr anrührend geschriebenes Buch, welches es dem Leser leicht macht, mit seiner Hauptfigur zu zweifeln, zu zagen, sich zu freuen und in Liebe zu schwelgen. Die Liebe zu seinen Kindern, Triebfeder von Gott im Buch und von Young zu seinen Kindern (für die das Buch geschrieben wurde) wird immer und immer wieder thematisiert - trotzdem hatte man nicht das Gefühl, in Zuckerwatte ertrinken zu müssen. Wie selbstverständlich lässt sich der Leser von der Liebe umfangen, geradeso wie Mack sich von Gottvater, Jesus und dem heiligen Geist umarmen lässt. Selbst die Vergebung, die Gott für den Mörder erbittet, ist zwar ein schwerer, dennoch gehbarer Schritt für Mack, der begreift, dass er seinen Kindern auch alles vergeben würde und versteht, dass Gott zu seinen Kindern steht, - ganz gleich, welche Verfehlungen sie sich zu Schulde kommen lassen. Der Leser fühlt sich nie gegängelt oder zu einer Sicht gedrängt, sondern vollständig frei wie ein Vogel zu fliegen und das Geschriebene auf sich wirken zu lassen.

Absolut ein Buch, das man in einem Rutsch lesen kann. An einem Wochenende. In einer Hütte. Oder zuhause im Wohnzimmer.

9 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2009
Daheimbleiben kann jeder
Baumann, Thomas

Daheimbleiben kann jeder


weniger gut

Zum Inhalt: Kurzgeschichten, die sich alle mit dem Reisen oder dem Drumherum des Reisens im weitesten Sinne beschäftigen. Da hat ein Praktikum im Reisebüro genauso seinen Platz wie die Fahrt mit der Straßenbahn durch das Ruhrgebiet.

Zur Aufmachung: Ein missgelauntes Pärchen am Strand in einem Haufen Unrat. Das Ganze im Comicstil - ganz ehrlich, da bleibe ich tatsächlich lieber daheim.

Mein Fazit: Ein Sammelsurium von Interviews, Werksbesichtigungen und eigenen Erfahrungen, wobei sich Thomas Baumann nicht sträubt, über sich selbst zu lachen. Das war der Aspekt des Buchs, der mir persönlich sehr gut gefallen hat. Durch die Vielfalt der Geschichten wurde es nie langweilig. Meine Highlights dabei waren die Reise nach Russland mit Dosensuppen im Gepäck und die Fahrt mit der Straßenbahn. Was mir nicht gefallen hat, war die manchmal - aber wirklich nur manchmal - leicht ordinäre Sprache und die Fotostrecke über den Tod auf Mallorca - das hatte für mich absolut nichts mit Reisen zu tun und war mir zu makaber für ein eigentlich doch lockeres Buch.

Nichtsdestotrotz ein Buch wie eine bessere Tütensuppe:

- Schnell gegessen,
- okay, jedoch kein kulinarischer Brüller,
- schnell vergessen.

Bewertung vom 19.04.2009
Die Känguru-Chroniken / Känguru Chroniken Bd.1
Kling, Marc-Uwe

Die Känguru-Chroniken / Känguru Chroniken Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt: Der Ich-Erzähler dieses Buches wird eines Tages von seinem neuen Nachbarn, einem kommunistischen Känguru, dermaßen mit Beschlag belegt, dass er sich auch gegen eines Einzugs desselben und einer Gründung einer Männer-WG (naja, einer Mann-Känguru-WG) nicht mehr wehren kann. Von den Alltags-Erlebnissen dieser wundervollen Zweierbeziehung handelt das Buch.

Zur Aufmachung: Automatenpassbilder - wie sie immer noch gerne bei Teenies zur Dokumentation ihrer Beziehung zu Freund/inn/en oder Partnern geschossen werden. Sehr stimmig, denn die Beziehung der Hauptprotagonisten ist ähnlich innig.

Mein Fazit: Natürlich keine große Literatur, aber meiner Meinung nach ist derjenige, der bei dem Klappentext und dem Cover Tiefsinn erwartet, selber schuld, wenn er diesen nicht findet. Das Buch ist sehr geeignet für einen schnellen Schmunzler zwischendurch - dafür sind die Häppchen von höchstens fünf Seiten pro Story ideal. Durch die Geschichten zieht sich kein roter Faden (wenn man mal von den Schnapspralinen absieht...), der zu verlieren wäre, daher kann man sie auch genießen, wenn man keine Zeit hat (z.B. das perfekte Bus-Buch) oder nicht ganz auf der Höhe ist (malade oder kurz vor dem Einschlafen). Ich würde allerdings nicht empfehlen, das Buch in einem Rutsch zu lesen, - dann gerät der Schreibstil ein wenig eintönig. Aber so zwei, drei Geschichten am Stück sind absolut lesbar. Meine Highlights waren die Hundeflugschule, der aus der Leseprobe bekannte Fahrradklau und die Verfolgungsjagd der Jugendgang - schon deshalb, weil ich die politisch inkorrekten Lösungsansätze des Kängurus im tiefsten Inneren gutheißte (was ich natürlich niemals zugeben würde).

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.