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Sikal
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Österreich

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Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2018
Schnee in Amsterdam
MacLaverty, Bernard

Schnee in Amsterdam


sehr gut

Schnee in Amsterdam

Stella und Gerry möchten dem Glasgower-Alltag entfliehen und ein Partnerwochenende in Amsterdam verbringen, ist doch ihr Eheleben zu sehr durch Eintönigkeit getrübt worden. Anfangs bemerkt man nur das „Genervt sein“ doch so nach und nach merkt man, dass viel mehr dahintersteckt. Wird Amsterdam ihre Ehe retten können? Wo doch Gerry sein Leben nur mehr mit einer Menge Alkohol erträgt und Stella an einem Gelübde festhält, dass sie vor Jahren gegeben hat.

Der irische Autor Bernard MacLaverty hat einen sehr ruhigen und emotionalen Roman geschrieben. Er beschreibt die romantischen, intimen, verbindenden Momente einer Ehe ebenso wie die Konflikte, das gegenseitige Ertragen und die Isolation. Verschärft sich diese Situation noch im Ruhestand? Wird die Grundlage bereits Jahre zuvor gelegt?

Die Story rund um die beiden erschien mir wie von gut Bekannten, der Autor lässt uns hier Anteil nehmen und einen Teil des Weges begleiten. Nach und nach erfährt man einiges aus der Vergangenheit, von politischen Zwischenfällen in Nordirland und bekommt so viel mehr Verständnis für deren Situation.

Der Roman ist sehr ruhig geschrieben und trotzdem wird man von den Gegebenheiten berührt. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet, in ihrer gemeinsamen Einsamkeit kann man erkennen wie viel Mühe sie sich miteinander machen und doch ist es vermutlich nicht ausreichend. Teilweise ging mir Gerry mit seinen Schnapsflaschen auf die Nerven, da bewunderte ich Stelle, die anscheinend alles erträgt (oder bereits resigniert hat).

Ein melancholisches Buch, das zum Nachdenken einlädt. Gerne vergebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 25.11.2018
Zeit am Fluss
Gruber, Eva

Zeit am Fluss


ausgezeichnet

Eine intensive Begegnung mit der Natur – Land Art

Die freischaffende landartistin Eva Gruber hat einen Auszug ihres Schaffens in ihrem Buch „Zeit am Fluss“ veröffentlicht. Ihr Atelier war über Jahre das Höllental zwischen Rax und Schneeberg, ihre Leinwand das dortige Schotterufer der Schwarza. Die vergänglichen Bilder wurden aus Naturmaterialien gestaltet – Blumen, Blätter, Wasser, Äste, Steine, Eis und Schnee waren ihre Baustoffe.

„Mein Anliegen als landartistin ist, poetische Hommagen an die Natur zu schaffen. Sie führen Betrachtern einen achtungsvollen Umgang mit ihr vor Augen. Die landart, ihre Aussage, das Buch – sind eine ganz große Herzensangelegenheit!!“

Wenn man die Bilder betrachtet, weiß man, wovon sie spricht. In der Einleitung erfährt man einiges über ihre Intention, wie die Natur sie inspiriert, welcher Wandel einen besonderen Reiz ausübt. Zwischen den Bildern finden sich immer wieder Haikus, die sich gut ergänzen.

Die Bildergalerie öffnet im Herbst mit den goldenen Farben und zeigt nach und nach, welches Spektrum die einzelnen Jahreszeiten zu bieten haben. Im Anschluss findet man noch Erklärungen zu den Bildern – sehr wertschätzend und respektvoll.

Das Buch ist ein stimmungsvolles Gesamtkunstwerk, das sich zum immer wieder Durchblättern und Hineintauchen anbietet.
Ich habe bereits selbst vor einigen Jahren einige landart-Kunstwerke gemacht (natürlich nicht so professionell wie Eva Gruber) und genoss auch diesen meditativen Schaffungsprozess.

„Zeit am Fluss“ ist ein wunderbares Geschenk an sich selbst oder einen Menschen, dem man eine Freude machen möchte. Gerne vergebe ich dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 25.11.2018
Europäisches Weihnachtskochbuch
Sluga, Taliman

Europäisches Weihnachtskochbuch


ausgezeichnet

Weihnachten in Europa

In der Ferienregion Wagrain-Kleinarl (Salzburger Land) wurden anlässlich dem „Advent der Kulturen“ Menschen aus verschiedensten Ländern eingeladen, um ihre Musik, ihr Brauchtum, ihre besonderen Weihnachtsköstlichkeiten vorzustellen. Das Projekt wurde von Taliman Sluga betreut und von den Schülerinnen und Schülern aus Wagrain und Kleinarl mit viel Begeisterung begleitet. Die Ähnlichkeiten und Besonderheiten der einzelnen Länder sollten über Jahre hinweg hervorgehoben werden – als Ergebnis wurde nun dieses Buch präsentiert.

Der Anfang jedes Kapitels wird in der jeweiligen Landessprache mit „Fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr“ sowie mit dem Beginn von „Stille Nacht, heilige Nacht“ eingeleitet. Dann liest man einiges über die Weihnachtsbräuche, über die Besonderheiten der Feiertage, über Traditionen und Rituale, bevor noch einige Rezepte des jeweiligen Landes vorgestellt werden. Ergänzend dazu wird mit Bildern eine wunderbare Stimmung erzeugt.

Viel Interessantes erfährt man, so beispielsweise füllt in Bulgarien „Vater Roger“ am 6. Dezember für die Kinder die Nikolaussäckchen und es wird Fisch gegessen, während man in Estland den heiligen Nikolaus wie bei uns nicht kennt, dafür treiben sich Gnome und Hexen herum. Im Kapitel Großbritannien liest man z.B. dass der Brauch, Weihnachtskarten zu verschicken von dort stammt und bereits 1843 die erste Grußkarte entworfen wurde. Amüsantes gibt es unter den irischen Bräuchen – das Weihnachtsschwimmen oder das „Weihnachten der Frauen“, wo die Damen durch die Pubs ziehen und die Männer zu Hause den Haushalt erfüllen dürfen.

Toll finde ich auch die Erwähnung bei uns in Österreich, dass im Advent Roratemessen abgehalten werden. Wir gehen bereits seit Jahren um 6 Uhr früh zur Rorate und genießen die besondere Atmosphäre, weit weg von Stress und Zeitmangel. Danach gibt es immer ein Frühstück in der Pfarre, wo man sich alljährlich wieder für nette Gespräche trifft. Während wir besinnlich unser Weihnachten feiern, wird es in Rumänien mit Musik und Tanz sehr laut und in Spanien frönt man der Weihnachtslotterie.

Auch die Rezepte quer durch Europa sind durchaus nachahmenswert und laden dazu ein, über den eigenen Tellerrand zu schauen und auch mal etwas „Exotisches“ auf den Tisch zu bringen. Wenn man die Kalorien mal beiseitelässt, findet man bestimmt das ein oder andere was man gerne mal ausprobieren möchte.

Das Buch ist im Verlag Anton Pustet erschienen, sehr hochwertig gestaltet und bestimmt ein tolles Weihnachtsgeschenk. Auf jeden Fall gibt es dafür 5 leuchtende Sterne.

Bewertung vom 18.11.2018
Island
Krug, Christian;Poliza, Michael

Island


ausgezeichnet

Ein großartiger Bildband

Nachdem wir in diesem Jahr unseren Urlaub in Norwegen verbrachten, wurde für die nächsten Jahre gleich wieder der Norden ins Auge gefasst, so fasziniert waren wir. Eines der nächsten Ziele wird bestimmt Island sein – dieser Bildband hat unseren Wunsch dorthin zu reisen noch verstärkt.

Gleich zu Beginn begeistert mich eine zahlenmäßige Zusammenfassung:

350.000 Einwohner
285.000 Mobiltelefone
500.000 Schafe
keine Panzer
keine Soldaten

Dafür gibt es im Übermaß ein Farbenspiel, das seinesgleichen sucht, Gletscher, Vulkane, Meer, Geysire, Wiesen, freundliche Menschen und das ein oder andere für uns „exotische“ Tier. Das Buch gibt einen breiten Überblick, lädt uns ein in diesen wunderbaren Fotos zu versinken oder auch die Texte wieder und wieder zu lesen (beispielsweise gibt es nur einen Pathologen auf Island).

Gut gefallen hat mir auch, dass es eine Karte für Fotolocations gibt, wo man die im Buch gezeigten Fotos versuchen kann nachzumachen. Der Autor Christian Krug sowie Fotograf Michael Poliza haben jedoch Tausende Kilometer zurückgelegt und dies über mehrere Jahre – somit ist Geduld angesagt, um in deren Fußstapfen zu treten. Vom technischen Equipment mal abgesehen…

Fast bekomme ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Island als Urlaubsziel auserkoren habe. Im Buch werden die Probleme mit dem Tourismus sehr eindrucksvoll geschildert. Man darf hoffen, dass die Isländer eine Möglichkeit finden, die einzigartige Natur zu beschützen und trotzdem bis zu einem gewissen Maß vom Tourismus zu leben.

Ein farbenprächtiger Bildband, den man ständig durchblättern möchte. Gerne vergebe ich 5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.11.2018
Berlin - Lieblingsorte
Rust, Bettina

Berlin - Lieblingsorte


ausgezeichnet

Eine Entdeckungsreise durch eine tolle Stadt

Die Autorin Bettina Rust lebt – wie könnte es anders sein – in Berlin und liebt ihre Heimatstadt. Das merkt man während des Lesens immer wieder. Sie erzählt über Lieblingsorte, versteckte Winkel, überzeugt Freunde von einer tollen Bar oder stellt außergewöhnliche Übernachtungsideen vor, wie beispielsweise den Hüttenpalast, wo man in einem Wohnwagen sein eigenes kleines Refugium aufschlagen kann.

Ich lebe zwar nicht in Berlin, war jedoch bereits ein paar Mal dort und durfte immer ein persönliches Stadterlebnis genießen, unter der Anleitung von guten Freunden (bei denen ich auch wohnen darf). Da musste ich schmunzeln, als ich in dem Buch las:

„Tja, was ist stabiler: das einem innewohnende Nervenkostüm oder die Federung der Gästecouch? Letztlich spielt es keine Rolle, denn sie kommen eh – Freunde, Familie, Freunde der Familie und die Familien der Freunde. Wer in Berlin wohnt, erklärt sich schweigend damit einverstanden, permanent empfangsbereit zu sein.“

Am Buchinnendeckel findet man einen Stadtplan mit den eingetragenen Destinationen, das hat mir gut gefallen. In einem Inhaltsverzeichnis findet man gleich den Stadtteil, den man erkunden möchte: Mitte, Kreuzberg, Neukölln, Tempelhof und Schöneberg, Dahlem, Wannsee, Zehlendorf, Charlottenburg und Wilmersdorf, Wedding, Moabit, Tiergarten, Prenzlauer Berg und Friedrichshain, Marzahn, Oberschöneweide, Lübars oder man zieht quer durch die Stadt.

Der Autorin gelingt es, die Atmosphäre der Stadt wunderbar einzufangen, man erfährt über Delikatessenläden oder auffallend andere Restaurants. Man kann auch ein Kino wie vor 30 Jahren besuchen, sich ein Boot ausleihen oder in luftigen Höhen einen Drink schlürfen. Berlin ist einfach eine Stadt mit unbegrenzten Möglichkeiten (für mich zumindest als Nicht-Berlinerin), spannend, innovativ, anziehend.

Ebenfalls werden auch die genauen Adressen oder Internetseiten der vorgestellten Geheimtipps angeführt, sowie die Verbindungen der Öffis, um dort auch hinzugelangen. Einzelne Bilder ergänzen dieses nette Büchlein.

Ein etwas anderer Reiseführer, mit Tipps und Tricks um Abseits vom Mainstream die Stadt zu erkunden. Gerne vergebe ich dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 18.11.2018
Kekse - Lebkuchen - Teegebäck
Ruckser, Elisabeth

Kekse - Lebkuchen - Teegebäck


ausgezeichnet

Auf die Plätze, fertig – backen!

Die meisten Hobbybäcker und -bäckerinnen stehen bereits in den Startlöchern, überlegen was es alles in diesem Jahr geben wird – etwas Neues, etwas Altbewährtes, die Lieblingssorte … Und schon hat man wieder eine Menge beisammen. Spannend finde ich, dass die Geschichte dieses Gebäcks bis in die Antike zurückreicht, von Seefahrern der haltbare „Zweyback“ geschätzt wurde und aus medizinischen Gründen in vielen Klöstern des Mittelalters Gewürzbrote gefertigt wurden.

Die Autorin und Journalistin Elisabeth Ruckser beschäftigt sich mit hochwertigen Lebensmitteln, gründete die „Erste Waldviertler Bio-Backschule“ und verfasste bereits mehrere Bücher im Servus-Verlag. Dieses nun – „Kekse, Lebkuchen, Teegebäck“ – stimmt ganz auf die Advent- und Weihnachtszeit ein (obwohl man Kekse natürlich das ganze Jahr backen kann).

Es werden viele traditionelle Rezepte vorgestellt, man findet auch einige neue, alle werden mit einfachen Zutaten hergestellt und sind gut beschrieben. Die tollen Fotos ergänzen und machen Lust darauf, zu rühren, zu kneten oder zu mixen. Die österreichischen Begriffe werden in einem Glossar „übersetzt“.

Man findet Leckereien wie beispielsweise: Lebkuchen, Teegebäck, salzige Knabbereien, Klassiker, Weihnachtskekse und kann sich nicht entscheiden zwischen Kokosbusserl, Burgenländerkipferl, Mostkeksen, Nervenkeksen oder Zwiebel-Specktalern.

Für die Weihnachtsbäckerei ein geniales Buch, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 17.11.2018
Anna
Pluhar, Erika

Anna


ausgezeichnet

Ein offenes und ehrliches Porträt

Anna wird als Tochter einer Schauspielerin und eines Designers geboren. Die Eltern gelangen zu Ruhm und Berühmtheit, stehen in der Öffentlichkeit und sind nicht in der Lage gemeinsam ein „normales“ Familienleben zu führen. Der Vater ist häufig abwesend, trinkt und ist gewaltbereit, während die Mutter versucht liebevoll diese Zustände auszugleichen. Doch auch sie ist getrieben, wird immer erfolgreicher und somit nur mehr Besucher in ihrem Haus, während die Tochter sich wechselnden Kindermädchen anpassen muss.

Die Schauspielerin und Autorin Erika Pluhar hat mit „Anna – Eine Kindheit“ ein bemerkenswertes Buch geschrieben, ein autobiographisches Werk in Romanform, in dem sie aus der Sicht der kleinen Anna ihr Leben beschreibt. Es ist eine Hommage an ihre Tochter Anna, die sehr jung verstorben ist und deren Kindheit sich oftmals einsam und dunkel gestaltete.

Erika Pluhar beschreibt sehr ehrlich und offen mit welchen Zuständen die kleine Anna zu leben hatte. Sie reflektiert ihr eigenes Muttersein, ihr freundschaftliches Verhältnis zu ihrer Tochter, die doch einfach nur jemanden zum Knuddeln wollte. Sie erzählt über die Ängste, die bedrückenden Veränderungen, das feine Gespür für Emotionen – ein sehr feinsinniges und persönliches Buch.

Was mir hier sehr gefällt, ist, dass sie nicht mit Bitterkeit an die Vergangenheit zurückdenkt, sondern eben alles so nimmt, wie sich das Leben gestaltete, dass Veränderungen stets präsent sind und zum Leben gehören.

Ein sehr persönliches Buch, mit viel Respekt und Wertschätzung geschrieben. Empfehlenswert! Dafür vergebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 17.11.2018
Menschen, Tiere und andere Dramen
Iwaniewicz, Peter

Menschen, Tiere und andere Dramen


sehr gut

Tiere sind auch nur Menschen …

… und mancher Mensch verhält sich wie ein Tier. Wie stellt sich denn nun die Tierliebe dar, wenn man einerseits den Hund Gassi führt und andererseits die Fliegenklatsche schwingt, um alles zu zerschmettern was herumkriecht oder –fliegt? Der Untertitel des Buches „Warum wir Lämmer lieben und Asseln hassen“, lässt bereits die ambivalente Einstellung des Menschen aufflackern. Zuneigung und Ekel, partnerschaftliches Zusammenleben und Bedrohung mit Gift – die Gratwanderung ist allgegenwärtig.

Der Biologe, Wissenschaftsjournalist und Autor Peter Iwaniewicz hat hier humorvolle, skurrile und zum Teil tiefgründige News (und Fake-News) rund um das Tier-Mensch-Verhalten zusammengetragen. Mit scharfer Zunge, pointiert und unterhaltsam portraitiert der Autor die Gelse ebenso wie den Wombat (und warum dieser würfelförmigen Kot ausscheidet), ergötzt sich in der Arachnophobie (Angst vor Spinnen) und gibt Tipps für diverse Wiederbelebungsversuche von ohnmächtig gewordenen Tieren (z.B. Mund-zu-Mund-Beatmung bei Fischen …).

Charaktereigenschaften von Tier und Mensch werden analysiert, unglaubliche Vorfälle plausibilisiert und diverse Leserbriefe aufs Korn genommen.

„Wenn ich meine Nachbarn auf raffinierte Weise töten will, welches stechende Insekt wäre dafür am besten geeignet. Und wie viele Exemplare sind dafür notwendig?“

Sprachlich ist Iwaniewicz ein Genuss, viel Wortwitz, rasante Analysen und interessantes Hintergrundwissen aus der Biologie lassen hier Seite um Seite verfliegen.
Was mich ein wenig gestört hat, waren etliche Verweise auf Wikipedia und auf Studien ohne Quellenangabe. Außerdem hemmten zum Teil Druck- und Grammatikfehler mein Lesevergnügen ein wenig, doch hier sind wohl eher der Verlag sowie das Lektorat gefordert.

Ansonsten ein humorvoller Ausflug in die Tierwelt und eine Geschenkidee für Tierliebhaber oder solche, die es werden wollen.

Bewertung vom 17.11.2018
Mord in Cornwall
Bude, John

Mord in Cornwall


ausgezeichnet

Ein spannender Ausflug nach Cornwall

Der Krimi ist bereits 1935 aus der Feder von John Bude erschienen und wurde nun von Klett-Cotta neu aufgelegt. Man ist versucht sich immer wieder in einen so richtig urig-alten Schwarz-Weiß-Krimi zu versetzen, sieht die Küste Cornwalls, das verschlafene Örtchen und ein typisches Landhaus vor sich (beinahe ein wenig Agatha-Christie-Feeling).

Der Pfarrer und der Arzt des Dorfes haben eine ganz eigene Leidenschaft – sie frönen ihrer Lesegemeinschaft, besonders Krimis sind bevorzugt, und sie versuchen immer wieder den anderen „ermittlungstechnisch“ zu übertreffen, wobei ganz klar der Pfarrer die Nase vorn hat. Als plötzlich Julius Tregarthan tot in seinem Landhaus aufgefunden wird, kommt dieses Wissen des Pfarrers der Polizei zugute…

Eine düstere Nacht, viele verdächtige Personen, Fußspuren, widersprüchliche Aussagen, verschiedenste Motive und ein mysteriöser Autor, der irgendwie verschwunden zu sein scheint, werden genauestens analysiert und gewissenhaft hinterfragt.

Toll finde ich vor allem die Ermittlungsmethoden. Fernab von Computer und modernster Forensik werden ganz einfach Rückschlüsse gezogen, Beweise auf altherkömmliche Art gesammelt und Widersprüche aufgedeckt. Herrlich! Dem Autor gelingt es, den Charakteren teilweise solche zweifelhaften Charakterzüge zu verpassen, dass man während des Lesens mal hierhin und mal dorthin schwankt und so manchen Verdächtigen am Schirm hat.

Der Krimi ist bestens geeignet für diese dunkle, etwas düstere Jahreszeit – ein Genuss, mit Tee und Kuscheldecke auf der Couch einen Ausflug nach Cornwall zu unternehmen.

Bewertung vom 16.11.2018
Das Kochbuch des Prinzen Bagrat von Georgien 1818
Babunashvili, Vakho

Das Kochbuch des Prinzen Bagrat von Georgien 1818


ausgezeichnet

Historische Kulinarik

Dieses Buch finde ich richtig spannend für alle historisch sowie kulinarisch interessierten Leser. Anfangs findet man einen kurzen Rückblick in die Vergangenheit, Prinz Bagrat (1776 – 1841) war der Sohn des letzten Königs von Kartli und Kacheti, Giorgi XII. und war im Königreich Georgien in der Verwaltung beschäftigt. Als der Prinz samt seiner Familie Anfang des 19. Jahrhunderts nach Russland zwangsumgesiedelt wurde, begann er diverse Abhandlungen zu publizieren. Neben historischen Berichten, einem Handbuch über Tierheilkunde, verfasste er auch das erste georgische kulinarische Buch.

Der Autor Vakho Babunashvili ist Mediziner und unterrichtet auch an der Kakha Bendukidze Kulinarischen Akademie. Mit welchem Aufwand und wie die Rezepte abgewandelt wurden, um sie für die heutige Zeit anwendbar zu machen, erklärt er in der Einleitung. Toll finde ich Kreativität und Fantasie einzusetzen, um den Rezepten eine persönliche Note zu geben.

„… um ein tolles Ergebnis zu erzielen, traue nicht alleine den Rezepten, setze deine Fantasie ein, improvisiere bei der Zubereitung, folge deinen Ideen, denn Kulinarik, das Tüfteln in der Küche, ist ein kreativer Prozess; wahrscheinlich sogar der älteste kreative Prozess. Die Rezepte von Prinz Bagrat geben dazu viele Möglichkeiten.“

Das Buch bietet eine breite Palette an außergewöhnlichen Rezepten und ist gegliedert in einzelne Kapitel:
Suppen
Hauptgerichte
Saucen
Desserts
Getränke
Zuckerkandis und Eingemachtes

Ergänzt werden die Rezepte noch durch wunderbare Fotos und laden ein, den Kochlöffel zu schwingen. Ein tolles Geschenk für Kochliebhaber und experimentierfreudige Hobbyköche.