Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
sommerlese
Über mich: 
Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 2613 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2021
Als ich einmal in den Canal Grande fiel
Reski, Petra

Als ich einmal in den Canal Grande fiel


sehr gut

Leidenschaftlich und kritisch geschriebener Erfahrungsbericht über Venedig
Petra Reski lebt seit den Neunzigern in der Lagunenstadt und liebt und kennt sie aus nächster Nähe. Sie prangert die Probleme offen an: Kreuzfahrttourismus, Immobilienspekulation und gewissenlose Bürgermeister bringen die Stadt dem Untergang näher. Aber Petra Reskis Bericht zeugt offenkundig von ihrer Liebe zu der neuen Heimat, sie lässt sie in romantischem Licht erstrahlen und stellt die alten Venezianer und die Geheimnisse dieser Stadt vor.

Von dieser Lektüre habe ich mich richtig überraschen lassen, denn ich konnte mir unter dem Titel nicht viel vorstellen. Doch als ich zu lesen begann, wurde ich von Petra Reskis Faszination für Venedig angesteckt und ich war nicht nur vom Erzählstil, sondern auch vom Zauber Venedigs gefangen. Ich habe die Bewohner, allen voran Fischer Alberto, und auch die Blicke hinter die Fassaden der alten Gemäuer kennenlernen dürfen. Petra Reski kann so erzählen, als ob man selbst mit dabei wäre und so hört man zwischendurch immer mal einen Gondoliere in einem der Kanäle singen.

Ein journalistischer Auftrag lockte Petra Reski nach Venedig, der Liebe wegen blieb sie. Diese Liebe wird stets "der Venezianer" genannt. In diesem Buch erzählt sie, wie sie heimisch wurde, Freunde fand, die Gegend kennenlernte und hinter die Fassaden der Geschichte Venedigs schauen konnte. Die Erzählung ist in Kapitel gegliedert und sie gibt sehr kenntnisreich und unterhaltsam ihr Wissen über die Stadt an ihre Leser weiter.

Weil man in Venedig mit dem Boot schneller und unabhängiger von den Besucherströmen ist, kauft Petra Reski sich ein Boot, vielmehr die Anlegestelle, denn ohne nützt auch in Venedig kein Boot etwas. Als sie ihr seltenes Glück fassen kann, geht es auf große Fahrt. Sie lässt uns mit amüsanten Anekdoten an ihren Fahrkünsten teilhaben und macht dabei klar, wie die Regeln auf dem Wasser aussehen. Nicht immer ist das ein einfaches Unterfangen.

Sehr unterhaltsam ist die die Schilderung der Hochzeit der Autorin, die nach einigen Überlegungen nicht in Venedig stattgefunden hat. Dadurch gewinnt man einen privaten Einblick in ihr Leben.

Der Tourismus ist Segen und Fluch zugleich, einerseits füllt er die Kassen der Souvenierhändler, Gastronomen und der Reisebranche, andererseits fluten die Touristenmassen nicht nur die Plätze in endlosen Strömen, sie sorgen dank der vielen Kreuzschifffahrt auch für eine Überschwemmung der Stadt. Ganz zu schweigen davon, dass die Einheimischen ihre Mietobjekte lieber gewinnbringend als Ferienunterkünfte zu vermieten als an Dauermieter, die vor Ort leben. Die Folge für die Bevölkerung ist die Abwanderung aufs Festland.

Wenn man nun glaubt, die Regionalpolitiker könnten eine Hilfe für die Stadt sein, wird man beim Lesen eines anderen belehrt. Sie sorgen durch korrupte Machenschaften für den Verkauf staatlicher Immobilien und vernichten damit günstigen Wohnraum. Selbst das gutgemeinte Flutsperrwerk Mose, dass vor Überschwemmungen schützen sollte, wurde ein Flop in Milliardenhöhe. Außerdem sind die Folgen ein ökologisches Desaster für die Lagune.

Wie war Venedig im Mittelalter? Reiche Händler regierten die Stadt, die Häuser zeugen noch heute von dem Prunk vergangener Jahrhunderte. Und die vorgelagerten Inseln wurden Zufluchtsorte für abgesonderte Pestkranke. Doch wie wird es weitergehen mit Venedig, wenn die Gelder der Touristen ausbleiben, die Politiker auf dem Festland nicht mehr ihre "Kuh" melken können?


Dieses Buch ermöglicht einen kritischen Blick ins alte und neue Venedig, zeigt auf unterhaltsame Weise die Bewohner und Örtlichkeiten und lässt das Flair Venedigs im Kopfkino aufleben. Nicht nur für Venedigfans eine lohnenswerte Lektüre.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2021
Grado in Flammen
Nagele, Andrea

Grado in Flammen


sehr gut

Was auf den ersten Blick in der Lagune von Grado wie ein wunderschöner Sonnenaufgang aussieht, ist in Wahrheit ein loderndes Feuer auf einem Boot. Ein Menschenleben hat der unbekannte Feuerteufel schon zu verantworten und noch tappt die Polizei im Dunklen. Deshalb wird Commissaria Maddalena Degrassi von ihrer ehemaligen Dienststelle angefordert. Zusammen mit ihrem Team begibt sie sich auf die fieberhafte Suche nach dem Täter, bevor es weitere Opfer gibt. Doch möglicherweise ist es dafür längst zu spät

Seit vor über einem Jahr Maddalena Degrassis Verlobter Franjo bei einer Schießerei ums Leben kam, leidet sie schwer unter dem Verlust. Die Trauer hat sie fast in eine Magersucht getrieben, sie bekommt ihren Tagesablauf nur schwer geregelt und ist dienstunfähig. Comandante Scaramuzza, ihr Vorgesetzter und der Mann ihrer Mutter, ordert ihre Mithilfe in der Brandserie an. Das lässt Maddalena aus ihrer Starre erwachen und sie widmet sich mit dem Team den Ermittlungen.

Dieses ist mein erster Krimi der Reihe und ich bin sofort in das schöne Flair an der Adria eingetaucht. Die Charaktere sind vielseitig gezeichnet, man lernt sie in gut beschriebenen Vorgängen und etlichen Dialogen näher kennen. Besonderes Augenmerk legt die Autorin in diesem Band auf die spezielle Trauersituation Maddalenas. Hautnah erlebt man mit, welche Gedanken und welche Leere sie nach dem Tod von Franjo umgibt, und wie schwer ihr die Trauerbewältigung fällt. Auf die gesamte Handlung gesehen wurde ihr Psychotrauma mehr thematisiert als ich es in einem Krimi erwartet hätte. Doch das hat mich nicht weiter gestört, denn der Fall ist interessant und zeigt einige Facetten, wie Menschen zu Verbrechern werden können.

Bei diesem spannenden Italien-Krimi wird ein Feuerteufel gesucht und das Thema Trauerbewältigung steht durch die belastete Psyche der Protagonistin sehr im Fokus. Nebenbei erfährt man reichlich Lokalkolorit und das viele gute Essen erinnert an Urlaube in Italien. Ein paar Rezeptvorschläge zum Ende des Buches verlocken zum nachmachen.

Ein interessanter Krimi von der Adria, der sehr genau auch die menschliche Psyche ausleuchtet.

Bewertung vom 08.03.2021
Lockvogel
Prammer, Theresa

Lockvogel


sehr gut

Ein charmantes Detektivduo mit einem speziellen Undercovereinsatz

Schauspielschülerin Toni lebt in Wien, nachdem ihr Freund Felix mit den Ersparnissen ihrer Großmutter verschwunden ist, hat sie echte Geldsorgen, sie ist pleite. Sie wendet sich mit der Suche nach Felix an den Privatdetektiv Edgar Brehm, der aber ebenfalls Geldsorgen hat. Die große Frage ist nun, wie soll Toni das Honorar bezahlen?

Toni wurde nicht nur von ihrem Freund Felix verlassen - viel schlimmer, er hat sämtliche, heimlich verwahrten Ersparnisse ihrer Oma und deren Schmuck gestohlen. Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden, die Sache der Polizei melden kann sie aber auch nicht. Ihre einzige Chance sieht Toni darin, den Detektiv Edgar Brehm auf Felix anzusetzen, um das Geld wieder zu bekommen. Doch Brehm verlangt ein Honorar, das sie einfach nicht aufbringen kann.
Zeitgleich hat Brehm den Auftrag einer reichen Klientin an der Angel und sieht Tonis Mithilfe als Lockvogel in dem Fall als gelungene Win-win-Situation. Und so kommen beide ins Geschäft und agieren als ungewöhnliches Duo in zwei Fällen.

Neben Tonis Ärger mit Felix steht in diesem Buch ein weiterer Fall im Fokus, der im Bereich von #metoo anzusiedeln ist. Klientin Sybille Steiner, Gattin des erfolgreichen Regisseurs, engagiert Brehm, um Anschuldigungen junger Schauspielerinnen gegen ihren Mann überprüfen zu lassen. Da bietet sich die schauspielerische Fähigkeit Tonis ja geradezu an, um als Lockvogel undercover zu ermitteln, denn ausgerechnet in Steiners Villa hat sich ein Todesfall ereignet, der überprüft werden muss.

Theresa Prammer konstruiert einen vielschichtigen Krimi, der mehrere interessante Themen anschneidet. Neben einer Mordermittlung geht es um die brisante #metoo -Thematik, gleichzeitig um Einblicke in die Arbeit am Filmset und die Frage nach dem Ausnutzen von Machtpositionen. Aber der spannende Undercover-Einsatz Tonis setzt dem Ganzen erst die Krone auf. So gelingt eine fesselnde, bunte Mischung mit perfekter Krimi-Unterhaltung.

Überzeugen kann mich auch das besondere Detektiv-Duo Brehm und Toni. Bei Tonis Uncercover Aktionen läuft einiges schief und auch Brehm wird von Toni aus einigen Schwierigkeiten gerettet, aber gerade diese menschlichen Schwächen und Fehler machen sie sehr sympathisch. Beide wachsen durch ihre Arbeit zusammen, sie harmonieren zwischenmenschlich recht gut und es gibt immer wieder überraschende und für Abwechslung sorgende Vorfälle, die die Unterhaltungskurve konstant auf einem recht hohen Level halten. Im Bereich der möglichen Täter kann man gut mitraten und die Nebenfiguren runden mit ihren Geschichten die Story gelungen ab. Die Spannungskurve hält eher das Mittelmaß, was mich aber durch die unkonventionellen Ermittlungsmethoden, die frische Erzählweise und die logische Verflechtung der Puzzleteile nicht weiter gestört hat.

Ein gelungener Krimi mit einem charmanten Duo, von dem ich gern mehr lesen möchte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2021
Als wir den Himmel erobern konnten / Der Nordseehof Bd.3
Kölpin, Regine

Als wir den Himmel erobern konnten / Der Nordseehof Bd.3


ausgezeichnet

Ein wunderbarer Abschluß der Reihe und ein perfekt unterhaltender Schmöker

Eine Familiengeschichte über drei Frauen aus drei Generationen, die alle fest mit dem Nordseehof verknüpft sind, erzählt Regine Kölpin in ihrer dreibändigen Reihe. Dieser Teil spielt in den 80er Jahren, das Jahrzehnt der Friedensdemos und Anti-Atomkraft-Bewegung. Enkelin Feemke Deeken steht die Welt offen, doch wo fühlt sie sich wirklich heimisch?

Die Rahmenhandlung spielt auf dem Nordseehof, ein Hof mit Schafhaltung, auf dem ordentlich angepackt werden muss. Johanna Deeken ist die Hofbesitzerin, ihre Tochter Adda und ihre Enkelin Feemke ziehen in dieser Zeit auf den Hof. Wir lernen die Wünsche und Sorgen der Frauen kennen, erleben die Probleme durch Intrigen und tauchen in das Leben auf dem Hof ein. Mir sind die Frauen schon aus dem Vorgängerbänden bekannt, deshalb war es mir ein großes Vergnügen, sie weiterhin zu begleiten. Regine Kölpin hat ein Händchen für überzeugende Charaktere und füllt sie mit Leben. Alle Figuren wirken sehr lebendig, es gibt gute und schlechte Typen. Die sympathischsten Hauptfiguren sind die drei Frauen, sie alle eint der Wunsch, ihr Leben selbst zu bestimmen, die große Liebe zu finden und auf unterschiedliche Art und Weise suchen sie nach dem richtigen Weg.

Addas kehrt nach der Trennung von ihrem Mann Dirk mit Feemke auf den Hof zu ihrer Mutter zurück. Johannas Freund Rolf, Addas Vater, ist mit Feemke ein Herz und eine Seele, schnell lebt sich das Kind ein und fühlt sich auf dem Bauernhof heimisch. Die alte Liebe zwischen Johanna und Rolf scheint wieder aufzuflammen, doch dann taucht Rolfs Ex-Frau Dagmar wieder auf und will ihn zurückgewinnen. Doch damit nicht genug, auch Manfred Oetjen, der Johanna schaden will, sorgt wieder für gemeine Stimmung. Mehr möchte ich hier aber gar nicht verraten.

Die Charakterdarstellung ist Regine Kölpins Stärke, alle sind fein gezeichnet und wirken mit ihren Ecken und Kanten sehr normal. Es geht um Lebenswünsche und um Alltagssorgen, aber auch um die Darstellung der Zeit, des Gedankentums von Friedensbewegung und dem Konflikt zwischen Ost- und Westdeutschland. Die Lebenswege, Wünsche und die Emanzipation dieser Frauen entwickeln sich vor der wunderschön bildhaft beschriebenen landschaftlichen Kulisse der Natur an der Nordsee mit Äckern und Wiesen voller Schafe. Was so idyllisch klingt, ist aber nicht nur rosarot und wunderbar, einige Intrigen und Schicksalsschläge gilt es zu verkraften und abzuwehren, dadurch gewinnt die Story an Spannung und Tiefe.

Bei dieser spannend erzählten Geschichte konnte ich mit den Figuren mitfiebern und ihre Lebensentscheidungen mitverfolgen. Vom Land zieht es junge Menschen in die Städte, die mit Unterhaltung, Abwechslung und vielen Möglichkeiten der Selbstverwirklichung locken. Doch ist es das, was glücklich macht?

Ein wunderbarer Unterhaltungsschmöker mit Nordseeatmosphäre und drei starken Frauen, die ihren Weg gehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2021
Das Kino am Jungfernstieg - Der Filmpalast / Kino-Saga Bd.2
Jary, Micaela

Das Kino am Jungfernstieg - Der Filmpalast / Kino-Saga Bd.2


sehr gut

Hamburg, 1951: Die restlichen Trümmer des Krieges erinnern noch immer an die schlimme Zerstörung durch Bombenangriffe. Doch die Bevölkerung packt an und beginnt von vorn. Viele haben ihre Häuser und Wohnungen verloren und leben einquartiert auf engstem Raum bei anderen Familien.

Lili Paal verlor 1944 nach einem Unfall in den Babelsberger Filmstudios ihren Geliebten, den britischen Journalisten John Fontaine, aus den Augen. Thea von Middendorff, ein internationaler Filmstar, war für das Unglück verantwortlich, konnte aber ihre Schuld verstecken. 1951 kehrt sie nach Deutschland zurück, um Werbung für ihren Film machen und wird von John Fontaine in einem Interview bezüglich des Unglücks kompromittiert. Zu dem Zeitpunkt tritt John wieder in Lilis Leben und wirbelt damit alles durcheinander.

Micaela Jary hält ihre Geschichte durchgängig spannend, immer wieder sorgen Intrigen, Emotionen und Enthüllungen für einen Lesesog, denn Lilis Schicksal und ihre Liebe zu John Lafontaine liegt mir seit dem ersten Band sehr am Herzen. Doch wie kann sie es an der Seite ihres bestimmenden Ehemannes und mit ihrer selbstsüchtigen Halbschwester Hilde und derem geldgierigen Ehemann aushalten und was wird geschehen, als sie John wiedertrifft?

Aus dem Kino von Lilis Eltern am Jungfernstieg wurde inzwischen ein Musikklub, in dem Lilis Mann Albert als Musiker auftritt. Ihre Arbeit als Cutterin hat sie aufgegeben, sie arbeitet für die Wochenschau, die in dieser Zeit groß angesagt ist. Doch dann trifft sie auf John, der als Journalist für die Berliner Filmfestspiele berichtet und sofort lodert die Liebe wieder auf.
Als verheiratete Frau ist Lili von den Entscheidungen ihres Ehemannes abhängig, die Stellung der Frau war damals ohne Rechte und Entscheidungsmacht. Das sorgt für einige Vorgänge, bei denen ich gemeinsam mit Lili ihre Enttäuschung und Ohnmacht gespürt habe. Doch Lili lässt sich nicht unterkriegen, voller Tatendrang und Mut macht sie das Beste aus ihrer Situation und hofft auf eine Zukunft ihrer Wünsche und Gefühle.

Bei dieser Geschichte wird man von einem Strudel voller Intrigen, Sorgen und Emotionen mitgerissen und bangt und leidet mit Lili. Die Zeit der Einquartierungen boomt, Besitzer zerstörter Grundstücke haben nicht die finanziellen Mittel zum Wiederaufbau, die Folge ist Enteignung. Die meisten Menschen leben teilweise am Existensminimum, doch alle sind in Aufbaustimmung und froh, den Krieg überstanden zu haben. Für Zerstreuung sorgt auch das Wiederaufleben des kulturellen Lebens, die Kinos und Theater sind angesagter denn je und sorgen für ein positives Lebensgefühl der Bevölkerung.


Eine lesenswerte Fortsetzung der Romanreihe, in der die Nöte der Menschen und die gesellschaftlichen Zwänge der Frau in der Nachkriegszeit deutlich abgebildet werden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2021
Der Club der toten Sticker
Kruse, Tatjana

Der Club der toten Sticker


ausgezeichnet

Ein besonderes Lesevergnügen mit Lachflashs am laufenden Faden

Die Männerstickgruppe in Schwäbisch Hall droht auszusterben, das liegt aber nicht an vermehrten Austritten oder der Aufgabe dieses beruhigenden Hobbys, sondern eher daran, weil die Mitglieder versterben, hinterrücks von einer Präzisionsschleuder aus dem Leben gelöscht. Wer steckt oder stickt dahinter? Ein Macho, der dieses Hobby nicht anerkennen will oder gar eine eifersüchtige Ehefrau? Der Verdacht gegen Siggi Seifferheld, der Promi unter den Stickern, erhärtet sich durch stichfeste Indizien, nun muss Siggi selbst ermitteln, um den Verdacht aus der Welt zu schaffen.


Schon mal etwas von einem "Männerstickkränzchen" oder Siggi Seifferheld gehört? Nein, dann wird es aber höchste Zeit für diese Cosy Crime Reihe, denn sonst habt ihr etwas verpasst. Siggi ist Ex-Polizist und Frührentner und bekennender Stickfreund. Nun gerät er aber bei seinen ehemaligen Kollegen unter Mordverdacht . Dabei hat er gar keine Lust zu ermitteln, er möchte viel lieber in Ruhe seinem Hobby frönen, denn Sticken ist sein Leben. Doch die Sache wird brenzlig, vielleicht hat es ja auch jemand auf ihn abgesehen.

Vielleicht mal als Hinweis, die Krimihandlung ist kaum blutig, mäßig spannend und trotzdem ist die Spurensuche fesselnd, doch das ist nicht der Clou des Buches. Wer die Bücher von Tatjana Kruse kennt, wird wissen, sie versteht sich auf Pointen und versetzt Alltagsszenen einen bewusst komischen Anstrich, der für einen humorvollen Unterhaltungswert sorgt und damit voll ins Lachzentrum der Leserin knallt.

Wie man es von Tatjana Kruse gewöhnt ist, ist dieses Buch wieder prall gefüllt mit witziger Situationskomik und lustigen Gedankenspielereien. Am liebsten möchte ich alle Gags zitieren, doch das würde hier den Rahmen sprengen. Nur soviel: Es darf mal wieder schallend gelacht werden. Besonders die Kapitelüberschriften zeigen hier geniale Einfälle der Autorin, ein Beispiel: Auf Augenhöhe, ja - aber auf Hühneraugenhöhe.


Ein bißchen deprimierend ist es schon, wie der sympathische Siggi wegen Mordverdacht mit Verkleidung im fliederfarbenen Anzug und angeklebten Augenbrauen durch die Gegend hinkt und einen Mörder sucht. Schliesslich muss er dieses Mal ohne seine Familie ermitteln, sogar Herzdame Marianne ist ausgeflogen und Hund Onis muss er der Fürsorge von Gunda überlassen. Die hat es sich in den Kopf gesetzt, seine Autobiografie schreiben zu wollen. Doch Stich um Stich ermittelt er und so kommen nicht nur im Stickermilieu einige Verdachtsmomente ans Licht, die schliesslich in einem dramatischen und zugleich komischen Showdown zum Ziel führen und bei mir das Zwerchfell zum Wanken brachte.

Schwungvoll, amüsant und mit viel Humor wird dieser Fall zu einem Pageturner der besonderen Art. Oder auf gut deutsch zu einem amüsanten "Seitendurchraser"!

Bewertung vom 01.03.2021
Die Apfel-Apotheke
Maly-Samiralow, Antje

Die Apfel-Apotheke


ausgezeichnet

Informativer und hilfreicher Ratgeber rund um das Superfood Apfel

Das beliebteste Obst in Deutschland sind die Äpfel. Sie sind wahre Superfoods, denn sie haben eine antientzündliche Wirkung, helfen gegen Hämorrhoiden und der Magnesium-Gehalt bei getrockneten Äpfeln wirkt sogar präventiv gegen Übermüdung und Stress. Zur Stärkung des Immunsystems wird empfohlen, täglich ein bis zwei Äpfel zu essen, und zwar mit Schale, denn darunter sitzen die zahlreichen Vitamine.


Äpfel enthalten viele Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine in Hülle und Fülle: Kalium, Kalzium und Magnesium, die B-Vitamine 1, 2 und 6, Vitamin E und Folsäure, doch vor allem sehr viel Vitamin C. Außerdem enthalten sie Antioxidantien, die die Zellen vor freien Radikalen schützen. Sie sind das ganze Jahr über erhältlich, schmecken gut und können vielseitig verarbeitet werden.

Immer wieder werden neue Apfelsorten gezüchtet, doch was können alte Sorten besser als die neuen Züchtungen? Diese und andere Fragen werden im Buch beantwortet, die Autorin hat den anerkannten Pomologen Eckart Brandt mit ins Boot geholt.

Eckart Brandt ist bekannt als "Apfel-Guru" und etreibt das Boomgarden-Projekt in Großenwörden, kennt sich mit alten Sorten aus, weiß, wie man sie kultiviert und setzt alles daran, dass uns die Vorteile der alten Sorten erhalten bleiben und sie nicht aussterben.

Infos zu Allergiestudien, denn für Allergiker ist die Höhe des Polymphenolgehaltes im Apfel entscheidend, Sorten mit einem niedrigen Anteil diese Polyphenole sind bekömmlicher. Dazu gibt es eine Auflistung mit den entsprechenden Sorten.

Weiterhin werden interessante Punkte erklärt und es gibt diverse Heilrezepte, die unserer Gesundheit zugute kommen. Apfel-Ei-Brei gegen Husten, Habermus nach Hildegard von Bingen, Apfelschalentee gegen Übelkeit und Walnuss-Apfelkuchen (einfach weil er gut schmeckt!).

Wie lange sind Äpfel lagerfähig und wie lagert man Äpfel ein?

Wie stellt man Apfel-Essig her und wie wendet man ihn an? Von Reizdarm, über schönes Haar, bis hin zur Behandlung von schuppender Haut oder Fußpilz ist dieser Tausendsassa hilfreich.

Am Ende des Buches gibt es eine Übersicht mit Bezugsadressen, die alte Apfelbaumsorten und ihre Früchte anbieten.

Dieser umfangreiche und gut zu lesende Ratgeber enthält alles Wissenswerte rund um den Apfel, über die Heilkraft dieser Frucht und mit vielen hilfreichen Rezepten und Tipps zur Verbesserung der Gesundheit auf natürlicher Basis.

Bewertung vom 27.02.2021
Schau mal, wer da fliegt

Schau mal, wer da fliegt


ausgezeichnet

Eine großartige Entdeckungsreise durch die Vogelwelt

Es gibt weltweit mehr als 10.000 Arten von Vögeln, die sich dem Leben der Klimabedingungen individuell angepasst haben. Manche halten den antarktischen Frost aus, andere leben in den heißen Tropen und wieder andere überleben sogar in der Trockenheit der Wüste. Das kann man nur bewundern und die Vielfalt im Aussehen und in ihrer Größe ist auch erstaunlich.

In "Schau mal, wer da fliegt" werden mit bunten, originalgetreuen Illustrationen verschiedene Vögel von Weißkopfseeadler bis Kiwi vorgestellt, die man unbedingt kennen sollte. Auf unterhaltsame Weise werden Fakten zu den Lebensräumen und den dort angepasst lebenden Tieren gezeigt.

Zu Beginn geht es um den Körperbau des Vogels und es wird erklärt, wozu das Gefieder dient, wofür der Schnabel gut ist und welche Sinne besonders ausgeprägt sind.

Jede Art hat einen besonders geformten Schnabel, diese Form gibt Aufschluss über die Nahrung des Vogels und die Tiere sind sehr pfiffig, sie können ihn auch als Werkzeug einsetzen.

Wenn es Frühling wird im Wald, beginnen die Vögel zu brüten, welche Arten im Wald leben, erfahren wir auf einer Doppelseite, auf der auch die unterschiedlichen Nistmöglichkeiten vorgestellt werden.

Welche Vögel leben in der Stadt, welche grünen Ecken und Gebäude dienen ihnen als Behausung? Und vor allem, wie überwintern sie, wenn es bei Eis und Schnee kein großes Nahrungsangebot mehr gibt?

Wissen kann auch Spaß machen, so gibt es zu den Bauernhofvögeln ein witziges Suchbild, wo es darum geht, die Unterschiede zu entdecken.

Der Regenwald ist ein dichtes und immergrünes Waldgebiet, die hier lebenden Vögel haben ein besonders buntes Federkleid und schillern in allen erdenklichen Farben. Auch der kleine Kolibri lebt hier und ernährt sich von Nektar. So etwas ist wirklich einzigartig in der Vogelwelt.

Weiter geht es ins Polareis, dort leben Pinguine, die sich der kalten Gegend gut angepasst haben.

Das Aussehen und die Größe der Eier ist je nach Art unterschiedlich. Vorgestellt werden die verschiedenen Nestformen, aber auch Nisthilfen, die der Mensch den Tieren anbieten kann.

Erstaunliche Leistungen vollbringen manche Vögel, einige sind als Zugvögel ausdauernde Langstreckenflieger und überbrücken ungeahnte Entfernungen. Andere sind flugunfähig, können aber ganz schnell laufen.

Dieses Buch ist großartig, denn damit gelingt es spielend leicht, Kindern die faszinierende Vogelwelt näher zu bringen. Es macht Spaß, die bunten Illustrationen zu betrachten und die Lebensräume der Vögel und ihre Besonderheiten zu entdecken. Ein tolles Geschenk zu Ostern!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2021
Erdbeerversprechen / Kalifornische Träume Bd.4
Inusa, Manuela

Erdbeerversprechen / Kalifornische Träume Bd.4


gut

Amanda lebt seit einigen Jahren mit ihrer Familie glücklich auf ihrer Erdbeerfarm in Carmel-by-the-Sea. Vor achtzehn Monaten verstarb ihr Mann Tom, es beginnt eine schwere Zeit, Amanda muss neben all ihrer Trauer die Erdbeerplantage allein weiter führen und ihre Tochter Jane leidet ebenfalls sehr am Verlust ihres Vaters. Auf den guten Rat ihrer Freundin besucht sie eine Trauergruppe, das Treffen von Gleichgesinnten verbindet und sie kann über ihren Kummer sprechen. Dort trifft sie auf Carter, Vater zweier Mädchen, der ebenfalls seine geliebte Frau verloren hat. Wird sie das gemeinsame Schicksal verbinden?


Bei diesem Buch habe ich mal wieder den flüssigen und leicht zu lesenden Schreibstil der Autorin genossen. Auch das wunderbare Setting unter der kalifornischen Sonne konnte mich mit den bildhaften Beschreibungen locken und ich war gespannt auf die Geschichte Amandas, die mich laut Klappentext als Hauptfigur erwarten sollte. Die Erzählperspektiven wechseln und werden aus der Sicht der vier Hauptpersonen Amanda, ihrer Tochter Jane, Carter und Sam (Carters ältere Tochter) erzählt, dadurch erlebt man ihre Emotionen und Gedanken sehr nah und bekommt den Ablauf der Handlung sehr direkt mit. Die Geschichte fand ich von der Grundidee her sehr interessant, was mich aber etwas gestört hat, ist die Tatsache, dass gar nicht Amanda im Vordergrund stand, sondern die Belange der Jugendlichen Töchter Sam und Jane vordergründig beschrieben wurden. Dadurch hatte ich das Gefühl, in einen Jugendroman geraten zu sein, was mir nicht so sehr liegt. Eigentlich hatte ich mehr von Amanda und ihrer Farm, vom Landleben und den Trauergefühlen erwartet. Leider zog sich die Handlung ohne große Spannung hin und die Gefühle der Mädchen erschienen mir zu nebensächlich als dass ich mit großem Interesse ihren Verabredungen gefolgt wäre. Das ist echt schade, immerhin unterhalten die Romane von Manuela Inusa sonst immer perfekt.
Auf alle Fälle ist das Buch eine schön geschriebene und gefühlvolle Geschichte über Verlust und Trauer, ich mochte die Charaktere und habe mich gefreut, wie Amanda erneut die Freude am Leben entdecken konnte.

Konnte mich leider trotz gut umgesetztem Trauerthema und perfektem Setting nicht ganz überzeugen. Lesenswert für alle Leserinnen von Jugendromanen.