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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2011
iBoy
Brooks, Kevin

iBoy


ausgezeichnet

Als der 16-jährige Tom Harvey aus dem Koma erwacht, hat sich seine Welt verändert.
Fragmente des iPhones, das seinen Schädel zertrümmert hat, sind eine Verbindung mit seinem Gehirn eingegangen. Tom kann jetzt mit seinem Kopf nicht nur alle Möglichkeiten des Internets ausschöpfen und hat direkten Zugriff auf alle digitalen Medien, er ist auch durch eine Schutzhaut unverwundbar und kann Elektroschocks austeilen, um seine Gegner damit niederzustrecken. So ausgerüstet beginnt Tom einen Rachefeldzug gegen eine Gang in seinem Viertel, die Lucy, Toms Freundin aus Kindertagen, brutal überfallen hat.

Ich bin begeistert, was Kevin Brooks aus dieser doch verrückten Idee, Mensch und Iphone zu einer Einheit zu verschmelzen, gemacht hat. In einer lockeren, jugendlichen Sprache geschrieben, ist daraus ein fesselnder Thriller geworden. Die Grundidee eines Superhelden, der quasi aus dem Nichts kommt, ist nicht neu. Aber Brooks macht aus seiner Geschichte etwas Besonderes und vor allen Dingen Zeitgemäßes, indem er eine Verbindung zu der heute allgegenwärtigen digitalen Welt schafft.
Tom erhält durch seine neuen Fähigkeiten fast uneingeschränkte Macht. Brooks lässt seinen Protagonisten dabei aber nicht zu einer allmächtigen Kampfmaschine werden, sondern stattet ihn mit einer hohen Moralvorstellung aus. Immer wieder kämpft iBoy/Tom nicht nur gegen die Gang in seinem Viertel, sondern muss auch einen Kampf gegen sich selbst ausfechten, muss abwägen zwischen Gut und Böse, zwischen Recht und Unrecht.
Wir erleben, wie verwirrt und verunsichert aber gleichzeitig auch fasziniert Tom von seinen Möglichkeiten ist. Brooks vermittelt dabei die zwiespältigen Gefühle und innere Zerrissenheit, die Tom durchmacht und lässt uns dessen Wut und Gewaltbereitschaft genauso spüren, wie die Angst und Hoffnungslosigkeit.

Ein spannender und moderner Jugendthriller, den ich jedem uneingeschränkt empfehlen kann.

7 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2011
Die dritte Generation / Totentöchter Bd.1
DeStefano, Lauren

Die dritte Generation / Totentöchter Bd.1


gut

Die 16-jährigen Waisen Rhine und Rowan leben im New York der Zukunft. Sie sind Kinder der dritten Generation nach einem misslungenen Genexperiment. Ihre Lebenserwartung ist gering: 20 Jahre bei Mädchen, 25 Jahre bei Jungen.
Durch eine Unachtsamkeit bei der Arbeitssuche gerät Rhine in die Fänge von Mädchensammlern und wird zusammen mit zwei anderen Mädchen an den reichen Linden Ashby verkauft und in eine polygame Ehe gezwungen. Die Mädchen leben eingesperrt auf dem luxuriösen Anwesen von Linden und seinem Vater Vaughn, einem Arzt aus der ersten Generation, der nach einem Heilmittel forscht. Einzige Aufgabe der Mädchen: Kinder bekommen.
Rhine versucht ihrem Schicksal zu entkommen und sucht gemeinsam mit dem Diener Gabriel nach einem Fluchtweg.

Durch den flüssigen Schreibstil gelingt der Einstieg in „Totentöchter – Die dritte Generation“ sofort, aber wirklich gepackt hat mich die Handlung über weite Strecken nicht. Der Titel, das tolle Cover und der schockierende Anfang haben mich eine andere Rhine erwarten lassen, eine Rebellin, eine Kämpferin, die ihre Wut zeigt und energisch einen Ausweg sucht.
Aber die sympathische Rhine ist anders. Sie weiß zwar genau, dass sie ihre Freiheit will, weiß aber nicht wirklich, wie sie das anpacken soll. Sie bleibt unentschlossen, handelt sogar unüberlegt. Was lässt sie zögern? Angst? Zweifel, ob ihre Flucht gelingt?
Sie scheint mit ihren Fluchtgedanken allein zu sein, ihre „Schwesterfrauen“ Jenna und Cecily haben sich mit der Situation abgefunden bzw. fühlen sich in all dem Luxus sogar wohl. Selbst die Diener, allesamt wie Sklaven gekauft, sind zufrieden.
Zitat von Gabriel:“ Was hat die freie Welt zu bieten, was du hier nicht hast?“

Die Charaktere werden von der Autorin unterschiedlich stark betont, entwickeln sich zum Teil sehr langsam oder unzureichend. Über Linden erfahren wir sehr viel, er ist unglaublich naiv und vertraut seinem Vater in jeglicher Hinsicht. Gabriel ist für meinen Geschmack viel zu kurz gekommen, wo er doch eine wichtige Rolle spielt.

Lauren DeStefano lässt ihre Geschichte wie einen langsamen Fluss leise dahingluckern, Ereignisse sind meist unspektakulär und auch der Schluss dieses ersten Teils ist wenig dramatisch.

Auch wenn ich mir mehr Spannung und Schwung gewünscht hätte, hat Lauren DeStefano das Ziel einer Dystopie erreicht: Sie lässt mich aufgewühlt und nachdenklich zurück. Schon allein um zu erfahren, ob letztendlich ein Heilmittel gefunden wird, werde ich die Geschichte von Rhine in den Fortsetzungen weiter verfolgen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2011
Nacht, komm!
Hammer, Agnes

Nacht, komm!


sehr gut

Die vorbestrafte Lissy Winterhart muss Sozialstunden in einem Altenheim ableisten. Hier freundet sie sich mit der Pflegerin Nele an. Bei einem gemeinsamen Schwimmbadbesuch lernt Lissy Neles Freund Daniel kennen und verliebt sich in ihn.
Nach einem Streit mit Lissy wird Nele ermordet aufgefunden. Lissy wird sofort verdächtig, denn sie hat für die Tatzeit kein Alibi.

Die Geschichte um Lissy, Nele und Daniel beginnt interessant, lässt aber die Eigenschaften eines Thrillers zunächst vermissen. Erzählt wird von den Problemen der Protagonisten, allen voran Lissys Lebensumstände und ihre familiären Schwierigkeiten, denn ihr Vater ist ein obdachloser Alkoholiker, ihre Mutter ist kaufsüchtig. Wut, Angst und Sehnsucht leben in Lissy wie ein Tier, dass sie von innen her „auffrisst“. Trotz ihrer kriminellen Vergangenheit wirkt die als aufbrausend und gewalttätig geltende Lissy durch ihren hilfsbereiten Umgang mit den alten Menschen oder die Sorge um ihren Vater sehr sympathisch.
Auch Daniel, anfangs eher undurchsichtig und mit einem negativen Touch behaftet, wandelt sich im Verlauf der Geschichte. Man erfährt von seiner Lese- und Rechtschreibschwäche, durch die er sich selbst für dumm hält und sich als Versager fühlt.
Zum Ende hin wird es spannender, die Story konzentriert sich dann mehr auf Lissys Ermittlungen in dem Mordfall. Diese stellen sich als sehr schwierig heraus, denn die Polizei sieht Lissy als Täterin und hört ihr nicht zu. Auch Daniel will nichts mehr mit ihr zu tun haben und wendet sich von ihr ab.

Agnes Hammer kann sich durch ihre Arbeit mit sozial benachteiligten Jugendlichen sehr gut in deren Probleme einfühlen und schafft es, diese auch in dem Buch hervorragend zu vermitteln.

Der Schreibstil ist meist flüssig zu lesen. Die manchmal sehr kurzen Sätze lassen den Lesefluss jedoch ab und zu etwas holperig werden. Die Dialoge wirken dann sehr hektisch.

Nicht der fesselnde Thriller, den ich erwartet habe, aber eine locker geschriebene und gut zu lesende Geschichte, die auf Probleme und Schwierigkeiten in unserer Gesellschaft aufmerksam macht und mit Vorurteilen aufräumen will.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2011
Westend Blues
Barz, Helmut

Westend Blues


ausgezeichnet

Katharina Klein, Kriminalhauptkommissarin in Frankfurt wird suspendiert, weil sie bei einer missglückten Aktion der Drogenfahndung die Mörder ihres Partners Thomas erschießt.
Als kurz darauf Katharinas Nachbarin ermordet wird, nimmt sie deren „fast fünf“-jährige Tochter Laura für einige Zeit bei sich auf und beginnt trotz Suspendierung in diesem Fall zu ermitteln.
Hilfe bekommt sie dabei von dem Gerichtsmediziner Andreas Amendt, seinerseits suspendiert, weil er einen Kollegen an der Uni-Klinik des Mordes an einer Patientin bezichtigt hat.
Im Verlauf ihrer Nachforschungen finden Katharina und Andreas heraus, dass es Verbindungen zwischen den beiden toten Frauen gibt …


Mit „WestEnd Blues“ hat Helmut Barz einen Volltreffer gelandet. Von der ersten Seite an wird man von der Story gepackt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Die Mischung aus einer gehörigen Portion Spannung und viel frischem Humor lässt den Leser mit beinahe atemberaubendem Tempo durch das Buch rauschen.

Katharina Klein beeindruckt auf ganzer Linie. Eine starke, selbstbewusste und in mehr als einer Hinsicht schlagfertige Ermittlerin mit einer hundertprozentigen Aufklärungsquote, aber auch eine gefühlvolle und fürsorgliche Frau.
Andreas Amendt ist undurchsichtig und geheimnisvoll, wird aber durch seine gewinnende Art im Verlauf der Geschichte nicht nur dem Leser sondern ganz besonders Katharina immer sympathischer.
Auch alle Nebenfiguren sind fantastisch gezeichnet. Sie haben viel Witz und Charme, so dass nicht nur die Aufklärung der Morde fesselnd und spannend ist, sondern auch die mit Situationskomik gespickten Nebenhandlungen größten Unterhaltungswert haben.

Alle Handlungsstränge sind fein miteinander verwoben, es gibt keine Abschweifungen, jeder Abschnitt greift in den nächsten. Selbst Rückblenden in Katharinas Vergangenheit sind so geschickt eingebaut, dass der Fluss der Handlung nie gestört wird.

Auch bemerkenswert: Das Cover. Kommt es doch mit einem einfachen, aber sehr ausdrucksstarken und zum Inhalt passenden Piktogramm daher. Klasse!

„WestEnd Blues“ ist ein köstlicher Krimi, den man einfach nur gierig verschlingen kann. Ich bin froh, dass es bereits Nachschlag gibt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2011
Die Stadt der Heiligen
Schier, Petra

Die Stadt der Heiligen


ausgezeichnet

Aachen 1412. Die Vorbereitungen für die Heiltumsweisung laufen auf Hochtouren, da wird der Geselle Klas erschlagen im Dom gefunden. Schnell wird sein Meister, der Schreinbauer Reinold Markwardt, nicht nur des Mordes sondern auch des Handelns mit falschen Reliquien verdächtigt, denn neben der Leiche wird ein Reliquiar aus Markwardts Werkstatt mit einer gefälschten Reliquie gefunden.
Reinolds Frau Marysa vermutet eine Intrige und versucht, die Unschuld ihres Mannes zu beweisen. Hilfe erhält sie vom Mönch und Ablasskrämer Christophorus, der nach Aachen gekommen ist, um Marysa vom Tod ihres Bruders zu unterrichten.
Aufgrund fehlender Beweise kommt Reinold frei. Er beschließt jedoch trotz eindringlicher Warnungen seiner Frau, den ihm zur Last gelegten Handel mit unechten Reliquien tatsächlich zu beginnen. Ein Vorhaben, das nicht nur für ihn selbst, sondern auch für Marysa gefährlich wird.

Mit „Die Stadt der Heiligen“ wendet sich Petra Schier einem interessanten historischen Thema zu, dem Handel mit gefälschten Reliquien.
Verpackt in einen spannenden Krimi beschreibt sie, wie sich angesehene Bürger eine zusätzliche Einnahmequelle verschaffen, indem sie mit Fälschungen ahnungslosen Pilgern das Geld aus der Tasche ziehen und dabei auch vor Mord nicht zurückschrecken.
Von Geldgier angetrieben, blühte zu dieser Zeit aber nicht nur der Handel mit falschen Reliquien, sondern auch ein anderes sehr einträgliches Geschäft mit dem Glauben: der Ablasshandel. Zu diesem Thema erfährt man einiges durch die Figur des Christophorus.

Der Erzählstil ist gradlinig und angenehm flüssig zu lesen. Petra Schier verzichtet auf Abschweifungen und allzu überladene Darstellungen, sondern lässt den Leser die bunten Bilder und das geschäftige Treiben in der von Pilgern überfluteten Stadt durch die Augen ihrer Protagonisten erleben.
Die Geschehnisse rund um die Heiltumsweisung werden umfassend und präzise geschildert, so dass man die intensive und farbenfrohe Atmosphäre des gesamten Ereignisses spüren kann.

Auch die Charaktere sind durchweg gut gelungen. Man leidet mit Marysa, die unglücklich mit dem sauertöpfischen Reinold verheiratet ist und möchte sie so manches Mal schütteln, damit sie sich endlich gegen die dauernden Schikanen wehrt, doch sie zeigt gerade dadurch Stärke, dass sie sich mit ihrer Situation abfindet und ihr Leben so akzeptiert, wie es ist.
Christophorus, eine anfangs sehr fragwürdige Gestalt, an deren guten Absichten man zunächst zweifelt, wird im Verlauf der Handlung durchaus sympathisch, bleibt aber geheimnisvoll.
In der Beziehung zwischen Marysa und Christophorus wechseln sich Zuneigung, Antipathie, Streit und Freundschaft ab, aber anders als von mir anfangs vermutet, bleibt eine große Romanze zumindest in diesem ersten Teil der Trilogie aus.

Das Buch wird abgerundet durch eine historische Nachbemerkung mit Informationen über Heiltumsweisung und Reliquien. Auch ein Rezept für die in der Geschichte erwähnte Konkavelite ist im Anhang zu finden.

Es hat mir großen Spaß gemacht, diesen gut recherchierten historischen Roman zu lesen und ich werde die Geschichte von Marysa und Christophorus auf alle Fälle weiterverfolgen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2011
Wie ein Falke im Sturm
Rost, Simon X.

Wie ein Falke im Sturm


ausgezeichnet

Deutschland im Jahr 1152 – Ditho von Ravensburg, Kreuzzugsrückkehrer, gerät mit seinem streitsüchtigen Nachbarn Gernot von Wangen in eine heftige Rauferei, wird von diesem eingekerkert und soll gehängt werden.
Aber Ditho wird von seinen Kumpanen aus dem Gefängnis befreit und von Friedrich Barbarossa engagiert, den Mörder von Konrad III., der auch Barbarossa ins Visier genommen hat, aufzuspüren. Gemeinsam mit dem Hofnarr Jasmo und dem Sarazenen Hasan nimmt Ditho die Verfolgung auf.
Während der Suche nach dem Mörder lernt Ditho Adela – die Frau Barbarossas – kennen und lieben; weitere Verwicklungen bleiben nicht aus.

In seinem zweiten historischen Roman entführt Simon Rost den Leser in die Zeit nach dem Zweiten Kreuzzug und wartet mit einer gut ausbalancierten Mischung auf: Spannung, Humor und Romantik eingebunden in die historische Kulisse um die strittigen Umstände der Königswahl Friedrich Barbarossas.

Unterschiedliche Handlungsstränge und geschickt eingebaute Rückblenden zu den Ereignissen während des Kreuzzugs in und um Damaskus führen uns von Wangen und Bamberg über Köln und Frankfurt nach Aachen zur Krönung Barbarossas. Die Beschreibung der Geschehnisse und Handlungsorte sind so gut gelungen, dass man von der ersten Seite an mitten im Geschehen ist. Nach und nach kommen während der Reise immer mehr teils grausame, teils überraschende Tatsachen zum Vorschein und lassen an keiner Stelle Langeweile aufkommen.

Fiktive und historische Figuren werden einleuchtend miteinander kombiniert, das Zusammenspiel ist gut durchdacht und ausgeklügelt. Alle Charaktere sind bunt und detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht, selbst Nebenfiguren wie zum Beispiel Wiltrud, die Zofe Adelas, wirken überzeugend. Kleine Geheimnisse und Unvollkommenheiten machen die Protagonisten sympathisch und glaubwürdig. Besonders gefallen haben mir die herrlichen Streitgespräche zwischen dem kleinwüchsigen Hofnarr Jasmo und dem Sarazenen Hasan, der vom Autor mit einer leicht holprigen Sprache ausgestattet wurde. Man kann sich so manches Grinsen nicht verkneifen, wenn mal der eine und mal der andere bei einem Wortgefecht die Oberhand behält.

Die lebendige, flüssige Schreibstil, die wundervoll bildliche Erzählweise und die sprachliche Ausdrucksfähigkeit lassen diesen Roman zu einem echten Highlight werden.
Ein interessantes Nachwort, ein Glossar sowie eine Übersicht der handelnden Figuren runden das Buch ab.

Mit „Wie ein Falke im Sturm“ hat mich Simon Rost restlos begeistert. Kopfkino ganz nach meinem Geschmack. Bitte mehr davon.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2011
Hexengold / Die Wundärztin Bd.2
Rehn, Heidi

Hexengold / Die Wundärztin Bd.2


ausgezeichnet

Frankfurt 1650. Magdalena und Eric lassen sich mit ihrer Tochter Carlotta in Frankfurt nieder und führen gemeinsam mit Erics Vetter Vinzent ein geerbtes Handelskontor.
Nach einem Überfall während einer Handelsreise stirbt Vinzent. Daraufhin ziehen Vinzents Frau Adelaide und sein Sohn Mathias bei Magdalena und Eric ein. Reibereien bleiben nicht aus.
Als Eric bei einer weiteren Reise ein falsches Reiseziel vortäuscht und Magdalena nicht nur weitere Ungereimtheiten um Eric und ihre Vergangenheit aufdeckt sondern auch noch Haus und Hof verliert, macht sie sich auf den Weg nach Königsberg. Dort hofft sie die Wahrheit über ihre Familie zu finden.

Mit „Hexengold“ hat Heidi Rehn einen wundervollen historischen Roman geschaffen.
Spannend wird aus dem Leben einer Kaufmannsfamilie in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg erzählt. Dabei steht der Alltag im Vordergrund, das politische Geschehen während dieser Zeit wird angenehm vernachlässigt.

Besonders gut gefallen haben mir die unterschiedlichen Charaktere.
Die selbstbewusste, starke und unabhängige Magdalena zweifelt an sich und ihren Fähigkeiten als Hausfrau und sehnt sich nach ihrem Wanderleben während des Krieges.
Eric ist durchgehend rätselhaft, ein großer Heimlichtuer.
Carlotta war von Anfang an meine Lieblingsfigur. Quirlig, pfiffig und wissbegierig zeigt sie alle Eigenschaften eines Teenagers und wird auch aufbrausend und trotzig.
Bei Adelaide wechseln Sympathie und Abscheu ständig, von liebenswert bis hin zu abgrundtief böse zeigt sie alle Facetten.
Kummer und Furcht, Glück und Freude der einzelnen Personen werden aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert, man kann jederzeit mit den Protagonisten mitfühlen.
Durch die Vielschichtigkeit der einzelnen Personen ergeben sich immer wieder herrliche Wortwechsel und lebhafte Dialoge.

Aber nicht nur die Charaktere werden lebendig und bildhaft dargestellt, auch die Orte und Geschehnisse während der Reise nach Königsberg werden umfassend und präzise beschrieben. Es macht Spaß, Magdalena zu begleiten.
Am Ende lief die Geschichte für Magdalena sehr glatt, das hätte für meinen Geschmack noch ein bisschen kniffliger sein können. Aber da es noch weitere Abenteuer mit Magdalena und Carlotta geben wird, kann ich diese Lappalie locker verschmerzen.

Auch ohne Kenntnis des ersten Teils der Trilogie um die Wundärztin Magdalena hatte ich keinerlei Schwierigkeiten der Handlung zu folgen, da geschickt eingebaute Rückblenden alle nötigen Informationen vermitteln.
Der Schreibstil ist angenehm, selbst einige oft wiederholte Kleinigkeiten stören den Lesefluss nicht.

Ein sehr empfehlenswerter Roman, den man schnell verschlungen hat und auf dessen Fortsetzung ich mich jetzt schon freue.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2011
Gefahr für das britische Empire / Mission Clockwork Bd.1
Slade, Arthur

Gefahr für das britische Empire / Mission Clockwork Bd.1


ausgezeichnet

Arthur Slade ist mit „Mission Clockwork – Gefahr für das Britische Empire“ ein fabelhafter Auftakt zu einer neuen Serie gelungen - ein fantastisches Steampunk-Abenteuer mit allem, was dazugehört: dampf- und zahnradgetriebene Mechaniken (Mr. Fuhr, ein Dampfmaschinen-Cyborg – herrlich!), verrückte Erfindungen, einer Portion Magie und ein bisschen Abenteuerromantik, die natürlich nicht fehlen darf. Alles verpackt in einem wundervollen viktorianischen Ambiente.

Modo – ein auf das schrecklichste missgestalteter Waisenjunge, von Kuriositätenhändlern als Ausstellungsstück missbraucht – wird von Mr. Socrates freigekauft. Denn Modo ist etwas Besonderes, er kann das Aussehen einer beliebigen Person annehmen. Diese Eigenschaft will sich Mr. Socrates zu nutze machen und bildet Modo zu einem Agenten aus.
Gemeinsam mit der jungen Agentin Octavia begibt sich der Modo in die Londoner Unterwelt. Die beiden Teenager haben den Auftrag, die mysteriöse Clockwork Guild zu stoppen und das Britische Empire zu retten.
Und Eile ist geboten, denn Waisenkinder verschwinden und unbescholtene Bürger werden zu Mördern!

Leseprobe und Buchtrailer haben mich auf dieses Buch und besonders auf die Charaktere neugierig gemacht. Und ich wurde nicht enttäuscht. Arthur Slade fasziniert mit einer Reihe außergewöhnlicher Figuren:
Der intelligente, loyale Modo, der sich wegen seines missgestalteten Aussehen sehr unsicher fühlt und daher meist eine Maske trägt, ist dem Leser sofort sympathisch; genauso wie die freche, mutige Octavia, die nicht auf den Mund gefallen ist und immer einen flotten Spruch im Gepäck hat.
Eher unliebenswürdig wirkt Mr. Socrates: kaltherzig, hart und zielgerichtet zählt für ihn nur die Rettung des Britischen Empires.
Übelgesinnt die Schurken: Die kaltblütige und skrupellose Schwedin Ingrid Hakkandottir und der von ihr engagierte verrückte Wissenschaftler Dr. Cornelius Hyde. Mit einer magischen Tinktur und Hypnose machen sie ihre Opfer willenlos. Mit operativ eingesetzten Metallteilen wollen sie ihre Gefangenen kontrollieren.
Die Besetzung ist dem Autor bestens gelungen. Selbst Nebenfiguren wie der naive Oppie
handeln entsprechend der ihnen zugeschriebenen Eigenschaften und entwickeln eine ganz persönliche, liebenswerte Art.

Als es zum großen Showdown mit den Halunken kommt, müssen Modo und Octavia zeigen, was man mit Mut, Entschlossenheit und ganz viel Herz alles erreichen kann. Modo findet dabei heraus, dass alle Menschen Anerkennung, Verständnis und Liebe brauchen, um in der Welt bestehen zu können.

Die Handlung ist kurzweilig und hat mich sofort eingefangen. Die kurzen Kapitel enden immer spannend, man saust ungebremst durch das ganze Buch und schwuppdiwupp ist es ausgelesen. Besonders gut hat mir gefallen, dass mit dem letzten Kapitel alle Rätsel dieses Abenteuers gelöst werden, keine Fragen bleiben offen.

Ein großes Lob verdient auch die Umschlaggestaltung des Buches. Neben vielen Zahnrädern und mechanischen Bauteilen gibt es auch Hinweise auf den Inhalt: Modo, der über das nächtliche London blickt oder das Emblem der Clockwork Guild, ein Ziffernblatt in einem Dreieck.

Auch wenn ich das empfohlene Lesealter von 12-15 Jahren schon um einiges überschritten habe, hat mir das Lesen dieser fesselnden Geschichte sehr viel Spaß gemacht. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der einen Ausflug in eine abenteuerliche Steampunk-Welt machen möchte und freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.