Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Kleeblatt
Wohnort: 
Berlin
Über mich: 
Ich lese sehr gern, wann immer ich Zeit habe. Mit meiner Tochter zusammen habe ich einen Bücherblog, auf dem wir uns immer über Besucher freuen. http://lesendes-katzenpersonal.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2012
Ich bremse auch für Männer
Evanovich, Janet

Ich bremse auch für Männer


ausgezeichnet

Alex Barnaby ist Spotter (Aufklärerin) des Rennfahrers Sam Hooker, der auch ihr Ex-Geliebter ist. Bei einem Rennen, bei dem er als zweiter ins Ziel fährt, wird vermutet, dass an dem Auto des Siegers "herumexperimentiert" wurde. Kurzerhand versuchen Sam und Alex dem auf die Spur zu kommen. Sie klauen den Laster und brechen ihn auf. Was sie finden, sind außer Autos auch noch eine Leiche. Eine von vielen, denn es bleibt nicht bei der einen.
Zu allem Ärger haben sie auch noch die bösen Buben am Hals und sie verstricken sich immer mehr und geraten immer tiefer in den Sumpf ...

Nach "Tiefer gelegt" ist es nun der 2. Teil der Barnaby-Reihe und wieder spielen die Protagonisten Alex und Sam die Hauptrolle. Hier bekommen sie noch "Hilfe" von einem Riesenbernhardiner, der für weitere Verwirrung sorgt.
Witzig spritzig treiben sie auch in diesem Teil ihr Unwesen. Wortspiele, bei denen man einfach den Kopf schütteln muss oder einfach nur lachen sind die Regel.
Sie wollen beide helfen, verstricken sich aber in einen Mord, der weitere nach sich zieht. Mit nicht legalen Mitteln betreiben sie ihre Ermittlungen, wissend, dass sie nicht mehr in der Lage sind, die Polizei zu bemühen, da sie selbst als Verdächtige gesucht werden.
Auch wenn es keine Liebesgeschichte ist, prickelt es zwischen den beiden und man kann die Spannung förmlich spüren.
Ein tolles Buch zum Entspannen. Kein Mitdenken erforderlich, keine großartigen Verwicklungen, einfach nur Spaß pur.
Wer die Reihe um Stephanie Plum kennt und sie mag, der wird auch um Alex und Sam nicht herumkommen.

Bewertung vom 28.04.2012
Nachricht von dir
Musso, Guillaume

Nachricht von dir


ausgezeichnet

In einem Schnellrestaurant auf dem New Yorker Flughafen passiert es. Madeline und Jonathan eilen beide auf den einzigen freien Platz hin und prallen aneinander. Beide lassen ihre Handys fallen und als sie bemerken, dass sie diese versehentlich vertauscht haben, ist es zu spät - Madeline ist in Paris und Jonathan in San Francisco. Sie nehmen mittels SMS Kontakt auf und versprechen sich, das jeweils andere Handy per Post zu verschicken. Aber beide sind neugierig auf das, was der andere in seinem Handy gespeichert hat, seien es die Fotos, Videos oder auch andere interessante Infos. Sie machen sich ein Bild von dem jeweils anderen.
Dann entdeckt Jonathan auf Madelines Handy Daten aus ihrer Vergangenheit und er stellt fest, dass sie etwas gemein haben - einen Kontakt, der Madeline fast das Leben gekostet hat und Jonathans Leben gerettet hat.
Sie müssen sich wieder treffen, um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen...

Es ist für mich nicht das erste Buch von Guillaume Musso, aber wieder eines, das mir beweist, dass er ein Allroundschreiber ist. Was er auch anpackt, gelingt.
Er macht aus der alleinigen Tatsache des Verwechselns zweier Handys eine Geschichte, die zu Beginn von Neugier geprägt ist. Neugierde auf das, was der jeweils andere auf seinem Handy hat. Die Geschichte entwickelt sich schließlich zu einem Kriminalfall, was ich im Vorherein so gar nicht vermutet hatte.
Ganz langsam tastet er sich in die Geschichte hinein. Ich war schon fasziniert von den Schlussfolgerungen Jonathans, als er sich Madelines Kalender angesehen hat. Welche Spitzfindigkeiten und Überlegungen er jedoch anstellte, um an das Passwort der geschützten Dateien zu kommen, empfand ich als genial. Er kommt dem ganz großen Geheimnis von Madeline auf die Spur und erkennt, dass ihre Leben miteinander verknüpft sind.
Madeline hingegen erkundet die Vergangenheit von Jonathan und mischt sich in sein Leben ein, um ihm zu helfen.
Geschickt und feinfühlig lässt Musso den Leser miterleben, wie die Leben von den beiden Protagonisten miteinander verknüpft werden.
Die Charaktere der beiden Protagonisten sind sehr gut herausgearbeitet. Es war mir ein Vergnügen, die beiden zu begleiten.
Der Leser erhält hier nicht, was ihm anhand des Covertextes suggeriert wird, denn danach vermutet man eine Liebesgeschichte. Der Leser erhält noch etliches mehr, Spannung, Geheimnisse, einen längst als abgeschlossen behandelten Mordfall.
Hat man dieses Buch begonnen, gibt es kein zurück mehr, denn Musso fesselt den Leser und führt ihn durch eine spannungsgeladene Geschichte.
Der Schreibstil von Musso ist flüssig und lässt sich leicht lesen.

Fast jedes Kapitel hat als Vorsatz einen Spruch oder eine Passage aus anderen Büchern, die immer passend zum Kapitel sind.
Die Covergestaltung finde ich sehr gelungen, sie steht verträumt vor der Silhouette von Paris, er vor der einer amerikanischen Stadt. Beide stehen so, als würden sie sich einander zuwenden. Die Motive wiederholen sich im inneren Klappenbereich.

Ein Buch, das ich guten Gewissens weiterempfehlen werde.

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2012
Die Frau in Schwarz
Hill, Susan

Die Frau in Schwarz


sehr gut

Arthur Kipps, ein junger aufstrebender Anwalt, erhält von seinem Chef den Auftrag, an einer Beerdigung einer ihrer Klientinnen teilzunehmen. Im Anschluss möchte er sich so viel Zeit nehmen, dass er noch in ihr Haus geht, um dort nach wichtigen Papieren Ausschau zu halten. Arthur hält das für keine allzu schwierige Angelegenheit und macht sich auf den Weg dorthin.
Schon bei der Beerdigung sieht er eine ausgemergelte Frau ganz in schwarz gekleidet, die nur er sieht. Auch eine Gruppe von Kindern sieht er, aber nur er.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, denn niemand traut sich zu dem Haus, findet er jemanden, der ihn hinbringt. Das Haus liegt in einer Marschgegend und ist nur über einen Damm zu erreichen, wenn Ebbe ist. Arthur sieht sich gezwungen, dort auch die Nacht zu verbringen.
Es geschehen eigenartige Dinge, er hört Stimmen und Kinderschreie, aber was hat das alles mit der Frau in schwarz zu tun? ...

Die Geschichte um die Frau in schwarz wird von Arthur Kipps als Erinnerung niedergeschrieben. Animiert wurde er durch die Kinder seiner Frau, die Weihnachten Gruselgeschichten erzählen wollten, Arthur sich aber weigerte, eine zu erzählen.
Susan Hill ist es gelungen, dass ich mir sehr gut vorstellen konnte, wie er in Gedanken diese Geschichte aufschreibt, bedächtig und seine Ängste wiederspiegelnd.
Dank ihrer Erzählkunst spürte ich selbst den Nebel, der um das Haus waberte und die beängstigende Atmosphäre drückte auch mich. Ich fühlte genau die selben Ängste wie Arthur und spürte die Hilflosigkeit, die ihn packte.
Das Moor, der Damm, der Nebel, das alte Gemäuer - als Leser ist man mittendrin und erlebt es mit den Augen von Arthur. Die unheimliche Atmosphäre und das Grauen, das sich wiederspiegelt kann man als Leser sehr gut miterleben. Dieser Roman hat Potenzial zur Gänsehaut.Er kommt gut ohne Action aus, das Grauen kommt ganz leise.

Das Original des Buches wurde bereits 1983 veröffentlicht, diese Ausgabe in deutsch erschien nach der Verfilmung des Romans 2011 als "Roman zum Film".
Im Inneren sind 8 Seiten mit Fotos vom Film, die aber nicht alle mit der Textvorlage gemeinsames haben.
Eine feine Gruselgeschichte, die gut ohne Action auskommt und die sich gut lesen lässt.

4 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2012
Fragmente des Wahns
Schmid, Michael

Fragmente des Wahns


sehr gut

Alex befindet sich auf dem Heimweg, als er einen Autounfall hat. Er wird im Krankenhaus wach und hat zu dem Hergang des Unfalls keine Erinnerung mehr. Trotzdem er außer ein paar Blessuren und einem leichten Schädel-Hirn-Trauma keine nennenswerten Verletzungen hat, bleibt er noch im Krankenhaus für ein paar Untersuchungen.
Pünktlich zum 3. Geburtstag seiner Tochter kommt er nach Hause und dort beginnen dann auch die ersten kleinen Aussetzer. Es fühlt sich für ihn alles nicht mehr richtig an, er sieht andere Personen, die ihm vertraut und doch fremd sind. Obwohl er seine Frau und seine Tochter liebt, verlässt er sie, um hinter das Geheimnis seiner Wahnvorstellungen zu kommen. Wird er verrückt oder welches Geheimnis hat er verdrängt? ...

Mit diesem Thriller stellt der Autor Michael Schmid seinen Debütroman vor.
Zu Beginn wird der Leser mit Alex' Leben und seiner Familie vertraut gemacht. Ein wenig zu ausführlich, so dass eine gewisse Langatmigkeit einsetzte.
Durch Rückblicke erfährt der Leser auch von seiner schweren Kindheit, die die Brüder Alex und Andreas umso mehr miteinander verschweißt hat.
Nach dem Unfall, an dessen Hergang er sich nicht mehr erinnern kann, hat er immer wieder und immer häufiger Aussetzer, die ihm Angst machen. Es tauchen plötzlich Erinnerungen auf, die ihm sehr vertraut vorkommen, von denen er nicht weiß, wo sie herkommen.
Sein Freund Ralfie hilft ihm und versucht gemeinsam mit Alex das Geheimnis zu lüften. So nach und nach lüftet sich für Alex das Geheimnis, das sich hinter seinem Schädel-Hirn-Trauma verbirgt. Ein furchtbares Ereignis hatte ihn vor Jahren getroffen und nun wird er wieder damit konfrontiert.

Der Autor hat den Protagonisten als eine Kämpfernatur gezeichnet und das macht ihn dem Leser sympathisch. Er nimmt ihn mit auf eine Reise der Selbstfindung in sein vergessenes Ich. Nach der Hälfte des Buches zieht das Buch den Leser völlig in seinen Bann. Die Spannung zieht an und man kämpft sich gemeinsam mit Alex bis zu dem schrecklichen Ereignis vor und denkt nur noch, wie ein Mensch das aushalten kann.
Es ist ein Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hätte. Ich hatte zwar einen Verdacht, wer mit involviert wäre, aber inwieweit, hat mich doch überrascht.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen

Es ist ein gelungenes Erstlingswerk und lässt hoffen, dass noch viele folgen werden.

6 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.04.2012
Ein Hauch von Ewigkeit
Sheehan, Jacqueline

Ein Hauch von Ewigkeit


sehr gut

Als Anna O`Shea von einer Reise durch Schottland, Wales und Irland nach Amerika zurückkehrt, muss sie erfahren, dass ihr Bruder einen schweren Unfall hatte und im Koma liegt. Er befand sich auf dem Weg zu seinem Sohn, den er von der Polizei abholen sollte, die ihn wegen eines Jungenstreichs festgesetzt hatte.
Nachdem sie ihren Bruder gesehen hat, erklärt sie sich bereit, ihren 16-jährigen Neffen abzuholen. Sie nimmt ihn mit zu sich und wird nachts wach, weil sie ihn durch die Wohnung schleichen hört. Sie erwischt ihn, wie er in ihrem noch nicht ausgepacktem Koffer wühlt und ein Päckchen in der Hand hat, dass sie von einer älteren Dame in Irland geschenkt bekommen hatte. Als sie beide um das Päckchen ringen, geraten sie in einen Zeitenstrudel und reisen zurück in das Jahr 1844 nach Irland.
Während der Reise werden sie getrennt und beide gelangen nach Irland, ohne zu wissen, ob der jeweils andere es ebenfalls überlebt hat.
Jeder auf seine Weise versucht mit der Situation klar zu kommen und sich den Gegebenheiten anzupassen, aber wird es ein Wiedersehen und eine Rückkehr in die heutige Zeit geben?

Aufgrund meiner Liebe zu Zeitreisen, hervorgerufen durch die Schottlandsaga von Diana Gabaldon, stand dieses Buch auf meiner Wunschliste, zumal es auch noch in Irland spielt.
Leider hat es meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Auf das Thema Zeitreisen ist nicht näher eingegangen.
Die Protagonisten landen ein Jahr vor der großen Hungersnot 1845 in Irland. Die Briten haben das Land okkupiert und die Handlung gibt ein wenig von den Zuständen zwischen Briten und Iren wieder. Der Leser erfährt einen kleinen Einblick in die damalige Geschichte des Landes, die Unterdrückung der Iren durch die Briten. Ihnen wurde die Sprache verboten, die Religion und das Recht auf Bildung. Armut machte sich breit.
Die Autorin versetzt die beiden Protagonisten jeweils in ein anderes Lager, Anna zu den Iren und ihren Neffen Joseph zu den Briten.
Mit dem Charakter der sympathischen Anna konnte ich mich sehr gut identifizieren. Ihre Handlungen waren durchdacht und konnten leicht nachvollzogen werden.
Das erging mir mit Joseph ganz anders. Mit diesem Charakter bin ich gar nicht warm geworden, er zeigte sich oberflächlich und war mir alles andere als angenehm. Das machte die ehrliche Liebe zu seiner Freundin auch nicht mehr wett.

Zu Beginn des Buches hatte ich ein wenig zu tun, in die Geschichte hereinzukommen. Es wurde zuviel geschrieben, ohne das etwas passierte. Nach dem ersten Drittel zog die Geschichte mich dann jedoch in ihren Bann und ließ mich bis zum Schluss nicht mehr los.
Das Ende kam überraschend und schnell und war so nicht vorauszusehen.

Was mir sehr gut gefallen hat, war die Einbindung einer real lebenden Person in die Geschichte - Biddy Early. Als ich den Namen das erste Mal gelesen hatte, wusste ich, dass er mir bekannt vorkam. Wenn man sich für die Geschichte Irlands interessiert so wie ich, dann stösst man irgenwann auch auf die Heilerin und Hexe Biddy Early. Sie lebte 1798 - 1874 und hatte ein bewegtes Leben.

Alles in allem, kein Buch, das man mit der Schottlandsaga von Diana Gabaldon vergleichen kann, das aber trotzdem lesenswert ist.

Bewertung vom 25.04.2012
Schnitt
Raabe, Marc

Schnitt


ausgezeichnet

Wer kennt sie nicht, die Angst, allein in den Keller zu gehen.
Gabriel, 11 Jahre, wird nachts wach, weil sich seine Eltern in der Küche laut streiten. Er steht auf und kann sehen, dass die Kellertür offen steht und er geht hinunter, in das Reich seines Vaters, der dort unten ein Labor hat und allen ein striktes Verbot erteilt hat, dort hinunter zu gehen.
Dort unten macht er dann eine furchtbare Entdeckung, eine, die sein ganzes Leben verändern wird.

29 Jahre später soll er sich mit diesem Ereignis auseinandersetzen. Seine Freundin Liz wurde entführt und nur er kann sie retten, aber wie soll das geschehen?
Die Lösung liegt in dieser bewussten Nacht. Aber alles, was diese Nacht betrifft, liegt bei Gabriel hinter einer Amnesie verborgen.
Ihm bleiben 6 Wochen, sich der Vergangenheit zu stellen, denn am 13. Oktober, dem 30. Jahrestag dieser Nacht soll Liz sterben.

"Schnitt" ist das Erstlingswerk von Marc Raabe.
Der Leser wird von Anfang an in die Geschichte hineingezogen und nicht mehr losgelassen. Mit einem Ereignis vor fast 30 Jahren beginnt die Geschichte und zeigt dem Leser den kleinen Gabriel, wie er mit seiner Angst kämpft und doch tapfer in den verbotenen Keller geht. Was genau er dort sieht und was ausschlaggebend für seine Amnesie ist, wird nicht vermittelt. Das offenbart sich dem Leser erst im Lauf der Geschichte, wenn auch Gabriel sich beginnt zu erinnern.

29 Jahre später setzt die eigentliche Geschichte an, von der Zeit dazwischen erfährt der Leser durch Rückerinnerungen von Gabriel.
Von der Person Gabriel kann der Leser sich ein sehr gutes Bild machen. Der Autor hat eine sehr gute Charakterstudie betrieben.
Gabriel, der seit seiner Kindheit ein Fan von Star Wars ist, identifiziert sich mit Luke Skywalker. Es gibt in seinem Kopf noch immer die Stimme aus seiner Kindheit, die ihn Luke nennt und mit ihm sämtliche Ereignisse oder Beweggründe diskutiert. Durch die Zwiesprache mit seinem inneren Ich über das Für und Wider zu Liz stellt sich dem Leser auch die Frage, ob Gabriel wirklich zurechnungsfähig ist und was ist, wenn er auf die Stimme hört.

Der Roman wird in recht kurzen Kapiteln minutiös aufgeteilt, so dass der Leser parallel an den Schicksalen von Gabriel und Liz teilhaben kann.
Die Geschichte beginnt spannend und legt an Tempo zu bis zu einem spektakulären Ende. Es gibt keine Längen oder Verzögerungen. Man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen und bangt mit den Protagonisten mit. Mich hat es so gefesselt, dass ich es an einem Nachmittag durchgelesen habe.

Marc Raabe mit seinem Debütroman hat mich überzeugt und ich kann nur hoffen, dass es mehr von ihm zu lesen gibt.

Bewertung vom 23.04.2012
Judaswiege
Berkeley, Ben

Judaswiege


ausgezeichnet

2004 verschwindet Jessica von Bingen spurlos während ihrer Hochzeitsreise auf Maui. Gefunden wird nur ihr Auto, das mit einer Bombe in die Luft gesprengt wurde.
2011 findet der Computerspezialist Wesley vom FBI verstörende Fotos im Internet von 3 Frauen, die diese in brutalen Szenen zeigen. Es wird offensichtlich, dass die Fotos nicht in Einverständnis gemacht wurden, sondern reale Folterszenen mit der Judaswiege gezeigt werden, die bis zum Tod gehen. Eines dieser Opfer ist Jessica von Bingen.
Es wird eine Mordkommission unter der Leitung von Sam Burke, Psychologe und Ermittler, gebildet.
Mit dabei ist auch seine ehemalige Mitarbeiterin und Geliebte Klara Swell. Aufgrund unlauterer und nicht legaler Ermittlungsmethoden sitzt sie momentan zwar nicht im Gefängnis, ist aber mit einer Fußfessel versehen.
Dem cleveren Anwalt Thibault Godfrey Stein und seiner Assistentin Pia Lindt gelingt es, sie davon freizubekommen und verpflichten sie, an diesem brisanten Fall mitzuarbeiten.
Die Ermittlungen nach der Aufklärung der 3 Todesfälle läuft auf Hochtouren, da entdeckt Wesley, wer das nächste Opfer sein wird.
Werden sie es schaffen, die Entführung zu verhindern oder kommen sie zu spät? ...

Der Autor Ben Berkeley selbst hat Psychologie studiert und ist Berater beim FBI, er weiß also um die Psyche von kranken Tätern Bescheid.
Sein Roman packt den Leser von Beginn an. Das Spannungslevel hält sich fast das ganze Buch über als Gerade, wird zum Ende jedoch noch einmal richtig angezogen. Der letzte Absatz jedoch ist der Knaller.
Auch wenn er in der Zeit ein wenig hin- und herhoppst, so dass man anfänglich aufpassen muss, in welcher Zeit man sich gerade befindet, sind die Ermittlungen der Mordkommission logisch aufgebaut und gut nachvollziehbar. Der Autor ist nicht bestrebt, dem Leser das Grauen der einzelnen Morde mitzuteilen, das gefällt mir gut, die eigene Fantasie reicht völlig.
Die einzelnen Protagonisten, von denen es reichlich gibt, erscheinen in der Regel sympathisch. All zuviel erfährt man leider nicht von ihnen, aber das wäre wahrscheinlich auch bei der Vielzahl buchsprengend gewesen, obwohl ich schon ganz gern etwas mehr von dem ein oder anderen erfahren hätte.
Das Buch hat Potenzial und könnte gut und gern als 1. Teil einer Serie um die Ermittler Sam und Klara sowie die Anwälte Thibault und Pia sein. Ich würde mich zumindest über ein Wiedersehen der 4 freuen.

Bewertung vom 20.04.2012
Wie ein Flügelschlag
Wilke, Jutta

Wie ein Flügelschlag


ausgezeichnet

Jana, ein 16-jähriges Mädchen darf aufgrund eines Stipendiums an einer der besten Sportinternate lernen. Seit sie 5 Jahre alt war und schwimmen gelernt hat, weiß sie, dass sie Flügel hat, sie kann fliegen, sich von allem befreien.
In der Schule jedoch hat sie einen schweren Stand, sie wird von ihren Mitschülern nicht aktzeptiert, weil sie eben nur durch das Stipendium dort sein kann und nicht wie viele andere, hauptsächlich durch das Geld ihrer Eltern. Sie hat nur eine Freundin, die auch ihre stärkste Konkurrentin ist - Melanie.
Mel lebt in einer völlig anderen Welt wie Jana. Ihr Vater ist Arzt und selbst ein ehemaliger Leistungssportler, der nun seine Tochter massiv antreibt, immer mehr und bessere Leistungen zu bringen.
Dann wird Melanie eines morgens tot im Schwimmbecken des Internats gefunden, Todesursache: Herzversagen. Das aber kann und will Jana nicht glauben und gemeinsam mit Mels Bruder Mika versuchen sie, die Wahrheit über Mels Tod in Erfahrung zu bringen.
Wird Ihnen das gelingen?

Jutta Wilke hat hier einen fantastischen Jugendroman vorgelegt, der nicht nur Jugendliche anspricht.
Er handelt von Freundschaft, Liebe, Mobbing, Doping, Neid und Hass.
Die Charaktere der Protagonisten, insbesondere von Jana sind hervorragend ausgearbeitet.
Die Geschichte wird in der Ich-Form aus der Sicht von Jana erzählt. Sie beginnt eigentlich mit der Mitte des Buches, dem Tod von Melanie. Im Nachhinein wird die Vorgeschichte der letzten 3 Wochen erzählt, von den Veränderungen in Melanies Verhalten und den Gedanken und Gefühlen, die Jana während dieser Zeit hatte.
Die Autorin zeigt auch die negativen Aspekte auf, die der Leistungssport mit sich bringt - Konkurrenzdenken, Missgunst, Doping und die Zwänge, immer die besten sein zu müssen. Man sieht aber auch, wie notwendig für die Psyche der Sportler ein intaktes familiäres Umfeld ist. Das hatten beide Mädchen nicht. Jana war mit einer Mutter geschlagen, die es am liebsten gehabt hätte, wenn sie wieder nach Hause kommen würde und Melanie kämpfte gegen ihren dominanten Vater, der Schwäche nicht akzeptieren konnte. Beide haben auf ihre Art versucht, auszubrechen.
Die Welle des Hasses, die Jana entgegen gebracht wird, nachdem Melanie tot aufgefunden wurde, hätte viele zum Aufgeben gebracht, aber Jana ist die geborene Kämpferin, auch diese Situationen meistert sie mit zusammengebissenen Zähnen. Sie hat es nicht soweit gebracht, um jetzt aufzugeben.
Im Gegenteil, sie mobilisiert den Bruder von Mel und gemeinsam stoßen sie auf Ungeheuerliches.

Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen und war sprachlich an die Alterszielgruppe von 12 - 16 Jahren angepasst.
Es war von Beginn an spannend und ließ den Leser mit teilhaben an den Recherchen von Jana und Mika, die absolut nachvollziehbar und glaubhaft dargestellt wurden.
Obwohl ich mir schon so ein Ende gedacht habe, hat es mich doch überrascht.
Das ist definitiv ein Buch, bei dem man sich schwer tut, es aus der Hand zu legen, wenn man angefangen hat zu lesen.

Die Gestaltung des Covers finde ich wunderschön und absolut passend zum Buch. Ebenso die Schmetterlinge in den Ecken des jeweils neuen Kapitels sind gelungen und lockern so die ernste Atmosphäre, die sich beim Lesen einschleicht, etwas auf.

Absolut empfehlenswert, auch für ältere Leser wie mich.

Bewertung vom 19.04.2012
Das verborgene Haus
Ernestam, Maria

Das verborgene Haus


gut

Viola und ihr Mann Axel machen um Ostern herum mit den Kindern und der Katze Urlaub in der Provinz Schonen in Südschweden. Ursprünglich war Italien geplant, aber Axel hat eine schwere Krankheit hinter sich und seine Mutter, die an Demenz erkrankt ist, liegt im Pflegeheim. So haben sie sich entschieden und machen in ihrer Nähe Urlaub, um sie zu besuchen.
Bei diesen Besuchen macht Viola Bekanntschaft mit der über 90 Jahre alten Lea. Als sie dieser erzählt, dass sie Literaturdozentin ist und einen Aufsatz mit dem Thema Ewigkeit scheiben will, bekommt Viola ein Heftchen mit Geschichten, die Lea selbst geschrieben hat. Sie spiegeln Episoden aus dem Leben von Lea wider.
Während sie sich mit Lea anfreundet, verändert sich Axel. Sie entfremden sich und Viola erkennt ihren Mann nicht mehr wieder. Ist das noch ihr Mann und wird es letztendlich für sie beide eine Zukunft geben? ...

Die Autorin schreibt den Roman in der Ich-Form aus der Sicht Violas.
Viola, eine studierte Frau und Dozentin, wird als eine Frau beschrieben, die am alten festhält. Diese Frau ist im Erdulden geübt. Völlig realitätsfremd und gar nicht nachvollziehbar reagiert sie auf die Eskapaden von Axel. So reagiert keine Frau mehr im 21. Jahrhundert und schon gar nicht, wenn sie weiter als 3 zählen kann.
Wie kann man verzeihen, was dieser Mann der Katze angetan hat? Völlig unverständlich für mich und fern ab der Realität.
Viola lernt Lea kennen und freundet sich mit ihr an. Die Geschichten, die sie von Lea erhalten hat, suggerieren dem Leser, dass die beiden Gemeinsamkeiten haben, die auch Viola eine Lösung ihrer Probleme zeigen könnten.
Die Geschichten sind nett zu lesen und sind vom Sprachstil auch gefälliger als die eigentliche Handlung, aber letztendlich frage ich mich, wozu waren sie gut? Genauso gut hätte Lea ihr alles erzählen können. Zumal diese nicht sagte, dass es sich um ihr Leben handelt.
Auch habe ich während der Lektüre versucht dahinter zu kommen, wie der Titel des Buches gerechtfertigt werden soll. Es gab kein verborgenes Haus oder was man damit vergleichen könnte.
Nach Beendigung der Lektüre war ich vom Ende enttäuscht.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.