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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2018
Peter Cornelius - Reif für die Insel
Cornelius, Peter;Zahradnik, Andy

Peter Cornelius - Reif für die Insel


ausgezeichnet

Ein Blick hinter die Kulissen

Wie oft habe ich wohl schon seine Hits gehört? „Du entschuldige i kenn di“, „Träumer, Tramps und Clowns“, aber auch der „Calafati“ oder „der Kaffee ist fertig“, … Die Reihe könnte man beliebig fortsetzen. Er war ein ständiger Begleiter meiner Jugend, heute noch habe ich einige LPs und natürlich auch die Single „Segel im Wind“, leider habe ich es immer noch auf kein Konzert geschafft. In seinen Liedern findet man immer wieder den besonderen Moment, eine Szene, die man bildlich vor Augen hat.

Der Autor Andy Zahradnik versucht in dieser Biographie nicht nur die großen Erfolge Revue passieren zu lassen, die längst verdrängten Songs wieder aufleben so lassen – er versucht vor allem den Menschen hinter dem Star zu zeigen. Und dies ist ihm, wie ich finde, ganz gut gelungen.

Peter Cornelius wurde 1951 in Wien geboren, verbrachte einen Teil seiner Kindheit bei den Großeltern und experimentierte auch bald mit Musik, wobei seine Cello-Versuche wohl eher dürftig ausfielen. Um den Eltern eine Freude zu machen und „was Gescheites zu lernen“, machte er eine Lehre als Bankkaufmann und nebenbei lebte er bereits für die Musik. Was folgte waren Plattenverträge, Tourneen, eine Glitzer-Schein-Welt, die es in sich hat… Was auch folgte war Stress, Depressionen, Burnout …

Sehr ehrlich und persönlich wird hier Peter Cornelius gezeigt, seine lange Pause von der Musik, seine Liebe zu seiner Frau und die Beziehung zu seinen Gitarren. Heute hat er wohl für sich einen gangbaren Weg gefunden, um seine Liebe zur Musik noch auszuleben und sich nicht vom Business zerstören zu lassen. Bestimmt auch durch das „Alter“ gereift, hat er für sich seine ganz persönliche Insel gefunden und lässt seine Gedanken schweifen:

„… Seltsam, dass wir so leicht vergessen, dass wir ja auch noch uns selbst haben. Wir selber müssen letztendlich unsere eigene Insel sein. Und wenn es hart auf hart kommt, kann uns diese Insel niemand nehmen.“

Viele Fotos ergänzen diese Biographie und zeigen einen sehr sympathischen Querdenker, „Gegen-den-Strom-Schwimmer“. Auch weiterhin werde ich gerne seine Lieder hören und mich immer wieder an die Hintergründe erinnern, wie diese entstanden. Gerne vergebe ich 5 Sterne.

Bewertung vom 16.11.2018
Überleben
Zeillinger, Gerhard

Überleben


ausgezeichnet

Ein Gürtel gibt Halt und Hoffnung

Walter Fantl ist heute einer der letzten Zeitzeugen, der über die wohl schrecklichste Zeit unserer jüngeren Vergangenheit berichten kann. Als Überlebender des Holocaust kann er erzählen, was wir alle nicht mal ansatzweise erahnen können. Menschen, die meinen, diese Zeit leugnen oder bagatellisieren zu können, sind für Betroffene wohl noch ein zusätzlicher Affront.

Der Autor Gerhard Zeillinger, Historiker und Journalist, hat in vielen Gesprächen und Recherchen in Originaldokumenten einen Lebensbericht geschrieben, der berührt und schockiert.

Zwischendurch liest man aber auch teilweise von Hilfestellungen, hoffnungsvollen Momenten, Freundschaften und dem Klammern an das Überleben – als Symbol dafür wird für Walter Fantl ein Ledergürtel, der ihm aus seinem vorigen Leben geblieben ist.

Das Buch beschreibt noch die Zeit nach dem Krieg, die Hilflosigkeit und Frage nach dem Wohin. Walter Fantl und seine Kameraden treiben anfangs mal hierhin und mal dorthin, streifen durch Polen, plündern leerstehende Häuser um wieder Kraft zu tanken. Und wieder verschlägt es sie nach Theresienstadt, wo sie auch nach ihren Familien zu suchen beginnen.

Ich habe schon einige Bücher über diese Zeit gelesen, doch dieser sehr persönliche Bericht hat mich oft fassungslos pausieren lassen. Das Buch führt vor Augen, mit welcher Selbstverständlichkeit und Willkür zwischen Leben und Tod entschieden wurde, welcher Brutalität und Gewaltbereitschaft die Häftlinge tagtäglich ausgesetzt waren.

Einige Bilder und persönliche Erinnerungen lockern zwischendurch auf – besonders nett fand ich die Beziehung zu der ehemaligen Haushälterin der Fantls, die sämtliche Bilder und Dokumente der Familie während des Krieges aufbewahrte und so von Walter Fantl wieder in Empfang genommen werden konnte.
Ein besonderes Stück Zeitgeschichte und volle Leseempfehlung für diese eindrucksvolle Geschichte.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2018
Das Stille Nacht Geheimnis
Baumann, Manfred

Das Stille Nacht Geheimnis


sehr gut

Es weihnachtet sehr

In diesem Jahr feiert man im Salzburger Land das 200-Jahr-Jubiläum des bekanntesten Weihnachtsliedes. Da darf natürlich auch ein Krimi nicht fehlen, in dem dieses Lied eine große Rolle spielt. Doch ganz so heimelig ist es nicht, wird doch der schwer verletzte Journalist Bernardo Pilar aufgefunden, der eigens für dieses große Jubiläum aus Portugal anreiste. Die Polizei geht von einem Unfall aus und recherchiert anfangs nur sehr halbherzig.

Die Mutter Bernardos – Stella Pilar – fliegt sofort nach Salzburg als sie von ihrem verletzten Sohn erfährt und versucht der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Vor allem nachdem einige mysteriöse Dinge passieren, hat Stella keine Zweifel, dass Bernardo Opfer eines Verbrechens war. Welche schrecklichen Hintergründe noch aufgedeckt werden, konnte niemand erahnen …

Doch die Polizei hat nicht nur mit diesem Fall alle Hände voll zu tun, erhöhte Terrorgefahr sorgt für höchste Aufregung. Und dann verschwindet auch noch die Gruber-Mohr-Gitarre, während die Polizei gefordert ist, ihre Prioritäten richtig zu setzen…

Autor Manfred Baumann hat hier einen sehr ruhigen Krimi geschrieben. Einen großen Part nimmt das berühmte Weihnachtslied ein, die Entstehungsgeschichte, der Status der Stille-Nacht-Gemeinden und die Vermarktung dieses Liedes werden zum Teil kritisch durchleuchtet.

Nebenbei gibt es noch einige Handlungsstränge, von denen ich anfangs nicht wusste, wie sich diese fügen sollten. Doch bis zum Schluss werden alle Rätsel gelöst, die einzelnen Handlungsstränge verbinden sich und die Auflösung des Falles fand ich sehr spannend zu lesen. Den Schluss fand ich etwas zu rührselig für einen Krimi, obwohl natürlich das Weihnachtsthema dazu verleitet.

Bewertung vom 11.11.2018
Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen

Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen


sehr gut

Eine Illusion oder ein zukunftsträchtiger Ansatz?

Wenn ich die Rezensionen zu diesem Buch lese, bin ich zum Teil erschüttert, mit welcher Selbstverständlichkeit viele Menschen der Propagandamaschinerie folgen – aber nicht der russischen, sondern der des Westens. Zwei Positionen in unserer ach so globalisierten Welt werden dargestellt. Immer gegenüber und nie miteinander. Der Westen – ja das sind die Guten, Putin ist der Böse … Doch ist das wirklich so einfach?

In diesem Buch „Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen“ werden verschiedene Denkansätze bekannter Persönlichkeiten von ganz rechts, aber auch ganz links vorgestellt. Man findet darunter Namen, wie Egon Bahr, Peter Brandt, Gabriele Krone-Schmalz (sehr zu empfehlen auch das Buch „Eiszeit“ von ihr), Oskar Lafontaine, u.a.

Verschiedenste Ansätze werden vorgestellt, der stets präsenten Propaganda widersprochen, provokante Denkansätze laden zum eigenen Nachdenken ein. Kann eine Änderung der deutschen Außenpolitik zielführend sein? Kann die Annäherung nach dem Kalten Krieg noch von unserer heutigen politischen Spielwiese übernommen werden? Vielleicht sollte man auch mal in die andere Richtung blicken und kritisch so manche Vorgehensweise der USA hinterfragen?

Ein wichtiges Buch, das die Russlandpropaganda mal unter einem anderen Licht dastehen lässt. Natürlich kann und muss man nicht alle Denkansätze unkritisch übernehmen, das wäre nicht im Sinne des Erfinders.

Man darf hoffen, dass es eine Annäherung zwischen Ost und West noch geben wird, dass ein Dialog stattfinden kann. Wir würden alle davon profitieren. Brückenbauen statt Ausgrenzen sollte zur Devise unserer Zeit werden. Warum fällt uns das nur so schwer?

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2018
Ein Gardaseebuch.
Kellermann, Monika

Ein Gardaseebuch.


sehr gut

Den Gardasee entdecken

Die Autorin Monika Kellermann hat sich vor mehr als 17 Jahren einen Traum erfüllt – eine Wohnung am Gardasee. Jeder, der schon mal die Faszination dieser Gegend auf sich wirken ließ, beneidet sie nun sicherlich … Sie spricht mit ihrem Buch Leserinnen und Leser an, die sich entweder einen Überblick über den Gardasee und die Region rundum verschaffen wollen oder bereits mehrmalige Urlaube dort verbringen durften. Nachdem ich zu den glücklichen gehöre, jedes Jahre einige Tage an diesem See verbringen zu dürfen, interessieren mich auch persönliche Tipps der Autorin – und ich wurde nicht enttäuscht.

101 Geschichten werden von Monika Kellermann erzählt, einige sind bekannt, einige amüsant, andere beeindruckend. Die Geschichten selbst sind zum Teil ziemlich kurz und können zwischendurch mal schnell gelesen werden. Die Autorin hat die regionalen Besonderheiten nach Himmelsrichtungen geclustert und dem jeweiligen Seeufer zugeordnet.

Das nördliche, trentinische Seeufer hat einiges zu bieten, hier erfährt man beispielsweise, dass Ferrari auch Trinkgenuss bedeuten kann, Scharfmacher durchaus vielfältig sein können und Polenta als Pasta des Nordens bezeichnet wird. Gärten, Wasserfälle oder auch ein Wasserkraftwerk können entdeckt werden.

Das östliche, venezianische Seeufer lädt dazu ein, die Arena von Verona zu besuchen, im Gardaland Spaß zu haben oder in die Genusswelten von Wein oder Olivenöl einzutauchen. Doch auch eine Schneelandschaft am Monte Baldo kann bereichern.

Auch das südliche und westliche lombardische Seeufer können mit Vielfalt aufwarten, während dem Genuss von Mozzarella, den Klängen der Callas zu hören oder mit einem Motorboot die Weiten des Sees zu entdecken. Die Schifffahrt am Gardasee ist bereits seit 100 Jahren aktiv.

Die meisten Geschichten habe ich genossen, in einigen konnte ich das Urlaubsfeeling wiederfinden. Beispielsweise durfte ich in diesem Jahr das Gartenparadies André Hellers in Gardone erkunden, worüber man auch in diesem Buch lesen kann. Man findet sich in einem Paradies aus Pflanzen, einem Reich der Fantasie und tollen Kunstobjekten. Zwischen Wasser und viel Grün kann man herrlich abschalten und in eine andere Welt eintauchen.

Ich habe diese Geschichten gerne gelesen und bereits einiges markiert, was wir im nächsten Jahr erkunden werden. Eine Übersichtskarte mit den eingetragenen Orten wäre hilfreich gewesen, dafür ziehe ich einen Stern ab. Ansonsten viele hilfreiche Tipps (auch über Touristenstaus und dergleichen), - informativ und interessant.

Bewertung vom 04.11.2018
Das Totenhaus
Beer, Daniel

Das Totenhaus


ausgezeichnet

Ein bedrückender Bericht

Oft monatelang (oder gar über Jahre) zogen Kolonnen der Verbannten in Richtung Sibirien. Ziel war es, die Besiedelung voranzutreiben sowie die gefährliche Arbeit in den Rohstoffminen zu verrichten. Nicht nur Kriminelle sondern auch politisch Gefangene waren hier die Leidtragenden, oftmals in Begleitung ihrer Frauen und Kinder, die ohne den Familienerhalter keine Überlebenschance im europäischen Russland hätten, vom sozialen Umfeld geächtet wurden oder von den Behörden gezwungen wurden, ihren Männern zu folgen.

Der Autor zeigt auch anhand von Zahlen mehrmals von welcher Größenordnung hier zu sprechen ist – beispielsweise wurden von 1801 bis 1917 über eine Million Menschen nach Sibirien verbannt. Oder es mussten bis Irkutsk ca. 3500 Kilometer zurückgelegt werden, mit einem durchschnittlichen Tagespensum von 27 Kilometern, wobei Hunger oder Krankheiten an der Tagesordnung standen.

Zumeist wurden bereits verhängte Todesurteile wieder aufgehoben und in Zwangsarbeit umgemünzt. In den europäischen Teil durften die Verbannten nur dann zurückkehren (auch nach Ablauf ihrer Haftzeit), wenn ihnen dies von den Behörden ausdrücklich erlaubt wurde. Auch den begleitenden Frauen war es nahezu unmöglich, wieder europäischen Boden unter den Füßen zu haben. Erst durch den Tod des Ehemannes oder durch Auflösung der Ehe in der Verbannung, wenn sich der Mann weiterer Verbrechen schuldig machte, durfte die Frau wieder zurückkehren.

Viele erschreckende Geschichten erzählt der Autor, von den allgegenwärtigen Schikanen, von Foltermethoden (Spießrutenlauf, Peitsche, Knute, …), korrupten Wärtern und der Willkür der Behörden oder der Zaren selbst. Die Verurteilung erfolgte durch eine spezielle Zeremonie – das Zerbrechen eines Säbels über dem Kopf vor einem knienden Gefangenen. Eine weitere Stufe dieser Hölle war noch die Insel Sachalin, wo die Willkür noch etwas verschärft wurde – beispielsweise wurden Frauen einfach einem anderen Gefangen zugeteilt oder wurden zwischen mehreren Männern aufgeteilt. Und das alles in Isolation und keiner Chance diesem Wahnsinn zu entrinnen. Nicht außer Acht zu lassen sind auch die klimatischen Bedingungen, die eine Herausforderung darstellten und vielen den Tod brachten. Auch bekannte Namen liest man – z.B. Lenin oder Dostojewski.

Der Autor Daniel Beer, Historiker an der University of London erzählt hier sehr eindrucksvoll über die Kolonisation Sibiriens, die Verbannung Krimineller oder politisch Gefangener. Er spannt den Bogen bis ins 16. Jahrhundert und erläutert auch die Veränderungen durch den jeweiligen Herrscher. Aus Archivmaterial, Tagebüchern und Biographien hat der Autor die Erfahrungen und Erzählungen von diesen Zwangsarbeitern zusammengefasst.

Das Ende der Zarenherrschaft bedeutete nicht automatisch das Ende der Strafkolonien in Sibirien. Nur vorübergehend wurden diese aufgelöst, bevor Verbannung und Zwangsarbeit nach 1917 wieder aktuell wurde. Gesellschaftliche Säuberungen waren auch unter den Bolschewiki anscheinend „notwendig“.
Beer schafft es, die Größe des Reiches beeindruckend darzustellen und die Schrecklichkeiten auf den Punkt zu bringen. Ein spannend zu lesendes Buch, gerne vergebe ich dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 03.11.2018
Lenin heute
Zizek, Slavoj;Lenin, Wladimir

Lenin heute


sehr gut

Lenin Heute

Der Autor Zizek ist nicht ganz ohne Grund einer der bekanntesten Philosophen und Kulturkritiker der Gegenwart. Mit „Lenin Heute“ gibt er auch sein Wissen über die Sowjetunion der Zwanzigerjahre an seine Leser weiter.

Das Buch besteht aus zwei Teilen wobei der erste Teil – Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten – für den Leser eine Einführung in das revolutionäre Denken unterschiedlicher politischer Umwälzungen und deren Anführer darstellt.

Dieser erste Teil zeigt aber auch gleichzeitig, dass wir auch heute eine Revolution erfahren könnten, wenn die Parameter stimmen und das Volk sich mit den Gegebenheiten nicht länger abfinden möchte. Ob eine solche Revolution von rechts oder von links, bleibt allerdings (bewusst) unbeantwortet.

Sehr wohl aber finden sich im ersten Teil von „Lenin Heute“ einige Beispiele, warum es der heutigen Sozialdemokratie an Anhängern und begeisterten Mitstreitern fehlt. So ist zum Beispiel auf Seite 34 zu lesen, dass sich die Sozialdemokratie mit dem Wohlfahrtsstaat in einer Sackgasse befindet und sehr genau erläutert der Autor auch die – sehr plausiblen – Gründe dafür.

Auch der Brexit, Terrorismus oder illegale Immigration werden im Kontext der Sozialdemokratie und deren Bedeutung in diesen Zusammenhängen genannt. „Lenin Heute“ ist in diesem Teil des Buches nicht nur ein Schlagwort, sondern sehr treffend auf die Punkte der heutigen Problemfelder hingeschrieben.

Im zweiten Teil kommt Lenin selbst zu Wort. Hier werden wichtige Schriften seiner letzten Jahre wiedergegeben und für den eher unbedarften Leser in Fußnoten erläutert. Dieser Teil des Buches stimmt oftmals sehr nachdenklich, wenn man die Inhalte der Schriften und Briefe mit der heutigen Politik vergleicht. Bei so mancher Zeile hat man das Gefühl, als würde man noch in der Zeit leben, in der Lenin seine Werke verfasst hat.

Hier gilt es ebenfalls dem Autor zu danken, ist es doch eine sehr sensible Auswahl, die er vorgenommen hat, um uns die Parallelen der heutigen Zeit zu damals aufzuzeigen.
Leider ist der Philosoph Zizek nicht immer leicht zu lesen. Viele Aussagen müssen sehr genau gelesen werden, um sie richtig verstehen zu können und ohne philosophisches Hintergrundwissen hat man mit den Aussagen des Autors zu kämpfen.
Dennoch kommt – wer sich mit der Sowjetunion der Zwanzigerjahre beschäftigt - nicht um dieses Buch umhin. Aber auch für die aktuelle Situation in so manch westeuropäischem Staat könnte man die eine oder andere Lehre ableiten.

Bewertung vom 03.11.2018
Wo Dollfuß baden ging

Wo Dollfuß baden ging


ausgezeichnet

Wichtiges Erinnerungsdokument

„Vergessen können ist das Geheimnis ewiger Jugend. Wir werden alt durch Erinnerung.“ (Erich Maria Remarque)

Das Buch „Wo Dollfuß baden ging“ ist das Ergebnis der Bildungswoche Mattswe 2016. Unter dem Titel „Erinnern“ sollte der Fokus auf die Jahre 1920 bis 1945 gelegt werden, wobei der Erinnerungsbogen noch weiter zurück in die Vergangenheit gespannt wurde. Archive wurde durchforstet, Bilder, Dokumente und vieles mehr gesichtet. Viele Zahlen, Daten und Fakten sowie Fotos und auch persönliche Geschichten wurden in dem Buch zusammengefasst. Doch es wurde auch immer wieder ein Bezug aus der Vergangenheit zur Gegenwart hergestellt, was mir sehr gut gefallen hat.

Der Fremdenverkehrsort Mattsee rühmte sich bereits 1921 „judenfrei“ zu sein. Dieser „Status“ wurde sogar mittels Plakaten beworben. Zimmervermieter, welche auch Juden ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellten, wurden von dem Ortsvorsteher unter Druck gesetzt.

Trotzdem hat auch der Komponist Arnold Schönberg mit Anhang im Juli 1921 noch eine Unterkunft für einen ganzen Sommer lang ergattert. Doch musste er bereits nach drei Wochen sein Domizil aufgeben und nach Traunkirchen übersiedeln. In Mattsee wurde er dermaßen unter Druck gesetzt, dass er quasi die Flucht ergriff. Auch die finanziellen Einbußen (Zimmer und Klavier für Monate gemietet) werden in persönlichen Briefen von Schönberg hervorgekehrt.

Es war klar, dass in Mattsee nur mehr „Deutscharier“ gewünscht waren. Besonders zwei aus der Geschichte bekannte Persönlichkeiten verlegten ihren Sommerurlaub nach Mattsee: Seys-Inquart sowie Engelbert Dollfuß. Wobei die Geschichte rund um Dollfuß‘ Aufenthalt durchaus Unterhaltungswert hat – sein Ziel ist es, schwimmen zu lernen, um Benito Mussolini zu beeindrucken, der ihn zu einem Strandurlaub eingeladen hatte.

Auch 1945 war es in Mattsee durchaus noch spannend, immerhin wurde die ungarische Stephanskrone vom Faschistenführer Ferenc Szálasi in Mattsee versteckt.

Das Buch stellt ein wichtiges Zeitdokument dar, gibt einen guten Einblick in diese turbulente Zeit. Für Geschichtsinteressierte ein informatives Werk, welches auf jeden Fall 5 Sterne verdient hat.

Bewertung vom 01.11.2018
Um die Welt mit James Cook

Um die Welt mit James Cook


ausgezeichnet

Sehr hochwertig und ansprechend

Dieses hochwertige und ansprechende Sachbuch über die Reisen von James Cook ist sehr einladend. Man schmökert gerne darin, liest mal hier und dann wieder einen anderen Absatz da oder einen hervorgehobenen Block und fühlt sich zurückversetzt ins 18. Jahrhundert.

Es werden die drei Reisen von James Cook großzügig geschildert, ergänzt durch Ausschnitte aus Original-Tagebüchern Cooks und vielen vielen Bildern, Skizzen und Karten. Das Buch ist gut strukturiert aufgebaut und gliedert sich wie folgt:

Die Reise der Endeavour (1768 - 1771)
Die Reise der Resolution und der Adventure (1772 – 1775)
Die Reise der Resolution und der Discovery (1776 – 1780)

Teilweise liest sich der Text wie eine Erzählung, dann wieder wie ein Tagebuch. Immer finden sich ergänzend die Koordinaten der jeweiligen Standorte oder welche Besonderheiten wahrgenommen wurden (beispielsweise fliegende Fische oder bestimmte Vogelarten). Ebenso werden zahlreiche naturgeschichtliche Illustrationen gezeigt, die mich sehr beeindruckt haben.

Dass diese Forschungsreisen besondere Herausforderungen darstellten, versteht sich von selbst. Es wird gut beschrieben, womit die Entdecker zu kämpfen hatten – nicht nur die technischen Voraussetzungen waren nicht mal ansatzweise mit den heutigen zu vergleichen. Auch teilweise die Probleme mit der Mannschaft waren nicht von der Hand zu weisen. Die kulturellen oder auch landschaftlichen Entdeckungen werden mit einer Detailverliebtheit beschrieben, dass man meinte dort zu sein.

Am Schluss findet sich noch ein Querschnitt der Endeavour, so bekommt man einen guten Eindruck, welche Winkel und Ecken so ein Forschungsschiff verborgen hatte.

Ich finde, das Buch ist ein tolles Geschenk für interessierte Entdecker oder solche, die es noch werden wollen. Gerne vergebe ich 5 Sterne für dieses tolle Sachbuch.

Bewertung vom 01.11.2018
Traumzeit und andere Tage
Keller, Heide

Traumzeit und andere Tage


sehr gut

Eine sympathische Frau

Millionen von Fernsehzuschauern kennen Chefhostess Beatrice vom Traumschiff. Die Schauspielerin Heide Keller erzählt in ihrem Buch „Traumzeit und andere Tage“ über ihre Zeit als Beatrice aber auch über die Jahre davor.

Sie gibt uns einen Einblick in ihre Kindheit, ihre Schulzeit, die beste Freundin und den frühen Wunsch, Schauspielerin zu werden. Natürlich waren ihre Eltern dagegen und sie musste sich mit Jobs über Wasser halten, um den Schauspielunterricht finanzieren zu können.

Heide Keller erinnert sich auch an ihre ersten Versuche auf den Brettern, die die Welt bedeuten, ihr erstes Engagement, ihre erste Tournee. Zwischendurch gewährt sie wieder private Einblicke in ihre Familie, ihren Freundeskreis, ihre erste (und auch weitere) große Liebe.

Immer mit einem Augenzwinkern erzählt sie Anekdoten ihrer Karriere genauso wie ihre ersten Versuche als Drehbuchautorin. Sie stellt uns ihre Kollegen vor, lässt Weggefährten auf ihrer „Erinnerungs-Bühne“ erscheinen und gibt einen Einblick in ihre Traumschiff-Ära.

Ihr Schreibstil wechselt je nach Situation von humorvoll bis hin zu tiefsinnig, zeigt die Verbundenheit zu manchen Menschen, Respekt und Wertschätzung für ihre Kollegen.

Spannende Einblicke in einen Drehtag und viele (zum Teil private) Fotos ergänzen diese Biographie.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.