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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2010
Wunderhund
Lee, Ingrid

Wunderhund


ausgezeichnet

Ingrid Lee hat ein zauberhaftes Buch über wahre Freundschaft geschrieben. Erzählt wird die Geschichte eines Jungen namens Mackenzie, der eines Tages von seinem Vater einen Hundewelpen geschenkt bekommt, den dieser statt Cash beim Pokern gewonnen hat. Mackenzie schließt das kleine Hundemädchen sofort in sein Herz und auch auf der Seite von Cash - wie Mackenzie seinen Welpen nennt - ist es Liebe auf den ersten Blick. Vielleicht, weil sich beide so ähnlich sind: sie sind einsam und haben Schlimmes erlebt. Mackenzies Mutter ist gestorben und sein Halbbruder Kid ist von zu Hause abgehauen, weil er die Streitereien mit seinem ständig betrunkenen Vater nicht mehr ertragen hat. Doch dann setzt Mackenzies Vater den Hund einfach aus. Denn Cash ist ein Pitbull, und Pitbulls sind Waffen, sagen die Leute.
Wie Cash die Vorurteile der Einwohner von Crickstead ausräumt, neue Freunde findet, zu einem Wunderhund wird und zurück zu ihrem Herrchen Mackenzie gelangt, erzählt dieses Buch auf herzerwärmende Weise.

Das Cover dieser kleinen und wunderschönen Geschichte ist zum Anbeißen süß. Ganz groß blicken den potentiellen Leser die feuchten Hundeaugen an aus einem Gesicht, von dem man nur Ohren, Augen und Nase erkennen kann. Das Buch hat ein großes Schriftbild und ist über 170 Seiten in insgesamt 30 kurze Kapitel gegliedert, die sich auch von Leseanfängern und Lesemuffeln leicht lesen lassen.

Ich empfehle dieses Buch nicht nur der angegebenen Altersklasse, sondern eigentlich allen Lesern, die gerne Wohlfühlbücher lesen und noch an das Gute in der Welt glauben möchten ;o)

Ohne moralisch erhobenen Zeigefinger hat Ingrid Lee ein Plädoyer für die verschriene Rasse der Pitbulls geschrieben, die oftmals nur durch falsche Erziehung aggressiv werden. Pitbull gelten im Allgemeinen als intelligente und sanftmütige Hunde, die u.a. von der Polizei als Spürhunde für Rauschmittel und Sprengstoffe eingesetzt werden oder als Rettungshunde. Diese Informationen sind zusammen mit den besonderen Auflagen, die für die Haltung eines Pitbulls gelten, in der Geschichte verarbeitet, und so liest man hier nicht nur über die Freundschaft zwischen Mackenzie und seiner Hündin Cash, sondern lernt darüber hinaus die Verantwortungen kennen, die die Hundehaltung mit sich bringt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2010
Flutland / Bd.1
Diamand, Emily

Flutland / Bd.1


gut

Flutland im Jahre 2216: Großschottland stellt den flächenmäßig größten Teil Großbritanniens dar, während England mit seinen zehn letzten Grafschaften nur noch einen kleinen Teil davon einnimmt und London steht größtenteils unter Wasser. Aus Klimawandel und Piraten hat Emily Diamand eine spannende Geschichte erschaffen, die in dem kleinen Dorf von Lilly Melkun ihren Anfang nimmt. Piraten überfallen das Fischerdorf, töten ihre Großmutter und entführen die Tochter des Premierminister, die dort bei ihrer Tante lebt. Doch nicht die Piraten sollen für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden, sondern die Bewohner des Dorfes. Die Käptens kommen in Gefangenschaft, die jungen Männern werden für die Miliz zwangsverpflichtet, beides bedeutet den sicheren Tod. Lilly muss handeln und zwar schnell. Sie segelt als Junge verkleidet zu den Piraten, um mit einem geheimnisvollem Juwel als Lösegeld Alexandra "Lexi" Randall, die Tochter des Ministers, auszulösen. Doch dann kreuzt Zeph ihren Weg. Und sein Vater ist der Piratenboss, das geheimnisvolle Juwel entpuppt sich als längst vergessene Technologie aus der Zeit vor dem großen "Kollaps" und dass die Piraten nicht nur hinter diesem Juwel sondern auch hinter Lillys seltener Schiffskatze her sind, die ihren Besitzer auf See vor Gefahren warnen kann, macht ihre Mission nicht einfacher...

Eigene Meinung:
"Flutland" ist der erste Teil der Trilogie der Abenteuer von Lilly, Zeph und Lexy, deren zweiter Teil "Flood and fire" im Original für August 2010 angekündigt ist.
Emily Diamand hat eine recht gelungene Mischung aus Piratengeschichte, Zukunftsvision und Fantasy geschaffen.
Das Cover ziert ein ansprechendes glänzendes Motiv des überfluteten Londons und der Geschichte vorangestellt ist eine einseitige Karte mit den wichtigsten Schauplätzen.
Gestört haben mich zu Beginn die abgehackt wirkenden Kapitel und das sprunghafte Wechseln zwischen Lilly und Zeph als Ich-Erzähler. Die Sprache fand ich auch für das empfohlene Lesealter von 12-13 Jahren oftmals etwas zu anspruchslos. Diese stilistischen Aspekte haben mir das Lesevergnügen an dieser ansonsten recht spannenden Abenteuergeschichte leider getrübt und ich habe einige Kapitel gebraucht, um in die Geschichte einzutauchen. Nachdem zu Beginn das Geschehen noch recht langsam voranschreitet, überschlagen sich am Schluss die Ereignisse und die Geschichte endet recht abrupt und offen. Obwohl ich die Grundidee dieses Buches ansprechend fand, hat mich die Geschichte letzendlich dann doch nicht so fesseln können, dass ich mit Sicherheit sagen kann, ob ich die Trilogie um "Flutland" weiterlesen werde. Ein Pluspunkt ist auf jeden Fall das Duo aus einer männlichen und weiblichen Hauptfigur - Zeph und Lilly - die mit ihren Eigenarten sehr sympathisch wirken und das Buch sowohl für Jungs als auch für Mädchen zu einem Leseabenteuer werden lassen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.04.2010
Lucian
Abedi, Isabel

Lucian


ausgezeichnet

Inhalt:
Mittwochabends veranstalten Rebecca, ihre Mutter Janne und deren Lebensgefährtin Spatz schon seit Jahren die Ladys Night In. Das aktuelle Motto der Ladies Night In lautet: ausmisten! Als Janne etwas Kleines, Weißes aus einer Kiste zieht , das sich als Rebeccas erster Teddy Lu entpuppt, fühlt Rebecca plötzlich einen hauchfeinen Riss tief in ihrem Inneren, kaum wahrnehmbar, als hätte ihr jemand ein Härchen ausgerupft. Ab diesem Moment fühlt sich Rebecca, als würde ihr etwas Wichtiges fehlen, nur was? Nicht nur, dass sie sich ab diesem Abend unruhig fühlt, scheint ihr ein merkwürdiger Junge auf Schritt und Tritt zu folgen, der weder weiß wer er ist, noch woher er kommt. Sein einziger Halt ist Rebecca, von der er jede Nacht träumt. Und auch Rebecca spürt vom ersten Augenblick an eine Anziehung, die sie sich nicht erklären kann. Bevor die beiden jedoch in Erfahrung bringen können, worin die geheimnisvolle gegenseitige Anziehungskraft liegt, werden sie von Jannes Mutter getrennt. Mit Folgen, die für beide grausam sind. Denn das, was sie verbindet, ist weit mehr als Liebe.

Eigene Meinung:
"Lucian" ist ein wunderschöner, bezaubernder Jugendroman, der seinen Leser schnell in den Bann zieht und eine überraschende Lösung für das Geheimnis von Lucian bietet.
Die Sprache ist jugendlich und in meinen Augen zu 100% authentisch. Der Charakter von Rebecca, ihre Beziehungen zu Freunden, die Musik, die sie hören, die Partybesuche... alles wirkt absolut echt und direkt aus dem Leben gegriffen, als hätte Isabel Abedi die Charaktere nicht erfunden, sondern als würde sie von Personen schreiben, die sie tatsächlich kennt.
Obwohl der Roman mit knapp 550 Seiten recht umfangreich für ein Jugendbuch ist, hatte ich ihn innerhalb von zwei Tagen gelesen, und trotz spoilernder Rezensionen, wegen denen ich bereits vor dem Lesen wusste, welches Geheimnis Lucian hütet, hat die Geschichte mich trotzdem in ihren Bann ziehen können. Es sind die ganzen Nuancen, die diese Geschichte so überaus lesenswert machen, die liebevoll geschilderten Charaktere, die Umgebung, in der sich Rebecca aufhält, die dank der umfangreichen Recherchen der Autorin so bunt und schillernd vor dem inneren Auge erscheinen, dass man sich als Leser geradewegs in die Geschichte hineinkatapultiert fühlt.
Zum Ende hin passierte zwar einiges Knall auf Fall und ich hätte mir einen weniger abrupten Schluss der Geschichte gewünscht - und noch hunderte Seiten weiter lesen können ;o) aber trotzdem erhält dieses Buch von mir die beste Bewertung, weil dieser kleine Makel im Vergleich zur ganzen Geschichte von Rebecca und Lucian für mich kaum ins Gewicht fällt.

Fazit:
Auf dem beiliegenden Lesezeichen zum Buch steht der Satz "Ein Zauberwerk über die Schönheit der Liebe", damit ist alles gesagt, schöner und treffender könnte ich es nicht ausdrücken, als es der Verlag bereits getan hat.
Man sollte sich vom empfohlenen Lesealter nicht abschrecken lassen. Ich selbst würde eine Empfehlung für die Altersgruppe von 15-16 Jahren aussprechen - das Alter der Hauptfigur Rebecca - und habe den Roman selbst als Erwachsene in vollen Zügen genossen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2010
Mach dieses Buch fertig
Smith, Keri

Mach dieses Buch fertig


ausgezeichnet

Da "Mach dieses Buch fertig" von der Grundidee den KeinBüchern aus dem Mixtvision Verlag ähnelt, habe ich mich zu einem Test beider Bücher und einer vergleichenden Rezension entschieden:

Aufmachung der Bücher:
Von der Titelwahl ist KeinBuch wesentlich einprägsamer als das kompliziertere "Mach dieses Buch fertig". Dennoch finde ich die Titelwahl in Anlehnung an das Original "Wreck this journal" okay.
Bei der Gestaltung des Umschlags hat eindeutig "Mach dieses Buch fertig die Nase vorn": Die schlichte Gestaltung in Notizbuchform mit scheinbar aufgeklebten Post-It und die als Briefumschlag gestaltete Rückseite, die gleich mit der ersten Aufgabenstellung konfrontiert: Klebe dieses Buch zu. Schicke es an dich selbst.

Aufgaben:
Beide Bücher bieten eine Mischung aus Zerstörung und Kreativität, wobei "Mach dieses Buch fertig" einen höheren Anteil an kreativen Aufgaben bietet.
Ist die kreative Seite bei KeinBuch mit dem Verschmieren von Essen, Einkleben von Stickern und Malen eines Daumenkinos beinahe erschöpft, bietet "Mach dieses Buch fertig" neben ähnlichen wie den bereits genannten Kreativaufgaben, noch weitere Aufgabenstellungen wie Male ein wirklich abscheuliches Bild, Sammle hier Obstaufkleber, Pack diese Seite voll nur mit Büroutensilien oder Archiviere hier die Briefmarken all deiner Post.

Bearbeiten der Bücher in Gesellschaft von anderen:
Hier ist KeinBuch eindeutig im Vorteil. Aufgaben wie Lass hier all deine Freunde unterschreiben, Schmuggel das Buch in die Handtasche einer Freundin, Nimm deinen Freunden Abdrücke ab, Wer findet den besten Reim, Tausche diese Seite mit einer Seite aus dem Notizbuch eines Freundes, Lass deinen besten Freund diese Seite zerstören machen dieses Buch zum perfekten Partyspaß. "Mach dieses Buch fertig" bietet dagegen mehr oder weniger nur eine einzige Aufgabe, die in Gesellschaft gelöst werden muss mit dem Aufruf Hänge das Buch an einem öffentlichen Ort auf und lade die Leute ein, hier hineinzumalen.

Fazit:
KeinBuch bietet mehr Spaß und Möglichkeiten, wenn man die Aufgaben zusammen mit Freunden lösen will, wohingegen "Mach dieses Buch fertig" mehr die kreative denn die zerstörerische Seite anspricht, und daher aufwendiger in der Bearbeitung ist.
Einige Aufgaben sind in beiden Bücher identisch, manche ähneln sich und einige sind in nur jeweils einem der beiden Bücher vertreten.
Bevor man sich eines der beiden Bücher zulegen will, sollte man meiner Meinung nach sein Hauptaugenmerk darauf legen, ob man das Buch eher für sich allein oder mit Freunden bearbeiten will und ob man eher der kreative oder der zerstörerische Typ ist ;o) Wem beides egal ist, kann frei Schnauze nach persönlichem Geschmack entscheiden, welches Buch ihm von der Gestaltung her mehr zusagt, denn einen hohen Spaßfaktor bieten beide Bücher.

29 von 33 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2010
Zerbrechliche Dinge
Gaiman, Neil

Zerbrechliche Dinge


sehr gut

Man kann Homer lauschen, ohne ein einziges Wort zu verstehen, und trotzdem weiß man - das ist Dichtung.
Dieser Satz stammt aus der Geschichte "Wie man auf Partys Mädchen anspricht" und manchmal könnte man meinen, dass Neil Gaiman seine eigenen Kurzgeschichten damit charakterisiert.

Seine Geschichten haben nicht immer eine "Lösung", oft sind sie bizarr und spielen mit den Grenzen zwischen Fantasy und Realität.
Gaiman greift ungewöhnliche Charaktere der fantastischen Literatur auf. So spielen in seinen Geschichten nicht nur bekannte und in der Fantasy häufiger eingesetzte Wesen eine Rolle, sondern auch ausgefallenere Figuren wie Ghule, Außerirdische oder Halbgötter.
Oftmals beginnt Gaiman eine seiner Geschichten als würde er eine Begebenheit aus seinem eigenen Leben erzählen, bevor er den Leser ins Reich der Fantasie entführt. Gaiman spielt mit dem Leser, er lässt die Grenzen zwischen Autor, Leser und seinen Protagonisten verschwinden. Manchmal weiß man nicht, was in seinen Geschichten Traum oder Wirklichkeit, erlebt oder erfunden ist.
Die Geschichten sind allesamt dem Bereich der Erwachsenenliteratur zuzuordnen. Wer leichtere Kost in Richtung Kinder- und Jugendliteratur erwartet, sucht sie in diesem Buch vergebens.
Seine Romane "Niemalsland" und "Sternwanderer" bleiben für mich unerreicht, wobei ich allerdings gestehen muss, dass ich normalerweise kein großer Freund von Kurzgeschichten bin.

Die deutsche Ausgabe wurde gegenüber der amerikanischen Originalausgabe, die bereits 2006 erschienen ist, neu zusammengestellt und enthält folgende Geschichten:

- Kies auf der Straße der Erinnerung
- Verbotene Bräute gesichtsloser Sklaven im geheimen Haus der Nacht grausiger Gelüste
- Bitterer Kaffeesatz
- Gustav hat den Frack an
- Wie man auf Partys Mädchen anspricht
- Eine Studie in Smaragdgrün
- Die wahren Umstände im Fall des Verschwindens von Miss Finch
- Sonnenvogel
- Fressen und gefressen werden
- Virusproduzentenkrupp
- Goliath
- Oktober hat den Vorsitz
- Der Herr des Tals
- Am Ende

Für Gaiman-Fans auf jeden Fall empfehlenswert. Denjenigen, die noch nichts von Gaiman gelesen haben, würde ich aber eher zu einem seiner Romane raten.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2010
Der Fürst des Nebels
Ruiz Zafón, Carlos

Der Fürst des Nebels


ausgezeichnet

Über das Buch:
Carlos Ruiz Zafóns Buch "Der Fürst des Nebels" erschien erstmals 1996 im dtv als Taschenbuchausgabe. Nun liegt der, mit dem spanischen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete, Debütroman des Bestsellerautors in neuer Übersetzung als Hardcoverausgabe vor. Vom Coverdesign passend gestaltet zu dem bereits erschienenen "Der dunkle Wächter" und das für den Herbst angekündigte Buch "Der Mitternachtspalast".
Die drei Titel - die inhaltlich trotzdem voneinander unabhängig sind - sind auch bekannt unter dem Namen Nebel-Trilogie, die ursprünglich in folgender Reihenfolge erschienen sind:
- El príncipe de la niebla 1993 (dt. Der Fürst des Nebels)
- El palacio de la medianoche 1994 (dt. Der Mitternachtspalast)
- Las luces de septiembre 1995 (dt. Der dunkle Wächter)

Inhalt:
Max und seine Familie ziehen während des Zweiten Weltkrieges von der Stadt in ein verschlafenes Fischerdörfchen. Statt den Schrecken des Krieges erleben sie hier hautnah ein Grauen ganz anderer Art. Das Haus, in das Max mit seiner Familie zieht, hütet ein dunkles Geheimnis: Vor Jahren ist hier unter mysteriösen Umständen ein kleiner Junge ertrunken. Der Leuchtturmwärter des Dorfes erzählt Max eine geheimnisvolle Geschichte. Der Junge soll einem Magier namens Cain zum Opfer gefallen sein, den die Leute auch "Fürst des Nebels" nannten. Max und sein neuer Freund Roland, der Enkel des Leuchtturmwächters, bekommen zu spüren, dass der alte Mann ihnen nicht alles erzählt hat, als ihr eigenes Leben von dem Schrecken aus der Vergangenheit bedroht wird. Kann es sein, dass der Fürst des Nebels, der in der Vergangenheit so viel Unheil angerichtet hat, zurückgekehrt ist?

Eigene Meinung:
Bereits das Debüt des Bestsellerautors Carlos Ruiz Zafón zeugt von seiner Sprachgewalt. Die Geschichte von Max und seiner Familie ist mit Liebe zum Detail erzählt und auch sprachlich passt sie in die gewählte Zeit des Zweiten Weltkrieges ohne dabei angestaubt zu wirken.
Dennoch fasst sich Zafón hier deutlich kürzer als man es zum Beispiel von seinem Werk "Der Schatten des Windes" gewohnt ist. Stellenweise hätte ich mir gewünscht, der Autor hätte die Geschichte vom Fürst des Nebels noch ausgebaut und einige Erzählansätze weiter vertieft. Bei diesem Vergleich muss man allerdings bedenken, dass "Der Fürst des Nebels" im Gegensatz zu "Der Schatten des Windes" ein Jugendbuch ist und vor Zafóns anderen Werken verfasst wurde.
Die rückwärts gehenden Uhren, der geheimnisvolle Steinfigurengarten und besonders das Mausoleum, das jahrelang auf seine Bestimmung wartet, erinnern an Gruselgeschichten des 19. Jahrhundert. Vor allem die Geschichten von Edgar Allan Poe kamen mir beim Lesen immer wieder in den Sinn. Die Leseempfehlung des Verlags empfinde ich als etwas zu niedrig angesetzt, da ich glaube, dass Kinder im Alter von 12 Jahren dieses unterschwellige Grauen in "Der Fürst des Nebels" nicht wirklich verstehen.

Bewertung vom 25.03.2010
Skinned / Lia Kahn Bd.1
Wasserman, Robin

Skinned / Lia Kahn Bd.1


ausgezeichnet

"Lia Kahn ist tot.
Ich bin Lia Kahn.
Deshalb - denn das ist ja wohl ein logisches Problem,
das sogar ein minderbemitteltes Kind lösen könnte - bin ich tot.
Da ist nur eine Sache: Ich bin es nicht."

"Skinned" ist der erste Teil einer Trilogie. Im Original liegt bereits der zweite Band "Crashed" vor, der dritte Teil "Wired" erscheint im Herbst diesen Jahres.

Lia Kahn ist reich, schön und beliebt - bis ein Unfall sie beinahe tötet.
Im Krankenhaus wacht sie in einem perfekten künstlichen Körper auf. Ihre Eltern haben sich für einen Downloadeingriff entschieden, bei dem Lias Gehirn entfernt wurde, eingefroren... in rasierklingendünne Schnitte zerlegt... gescannt... Lia ist nur noch ein Geist in einer Maschine. Ein MechHead. Ein Kabelhirn. Ein Frankenstein. Ein Hautdieb. Ein Skinner.

Lia wird nie nie wieder Schmerz empfinden, sie wird nicht altern und nicht sterben. Sollte ihr künstlicher Körper eines Tages verschlissen sein, wird man ihren Gehirnscan einfach in den nächsten Körper übertragen, und wieder... und wieder... und wieder...
Doch der Preis dafür ist hoch: Freunde und Familie wenden sich von ihr ab, ihr Leben verwandelt sich in einen Albtraum. Nur ein Junge, selbst ein Außenseiter, hält zu ihr und hilft Lia ihr neues Ich zu erforschen.

Die Lektüre von "Skinned" hat mich nicht nur während der Zeit gefesselt, die ich lesend mit dem Buch verbrachte, auch in der lesefreien Zeit konnte ich meine Gedanken kaum von der Vision eines "Download-Empfängers" abwenden.

Wer oder was ist Lia Kahn? Ist sie ein Mensch? Ist sie eine Maschine? Sie KANN atmen, sie KANN den Mund beim Sprechen bewegen, aber sie müsste es nicht tun, um leben oder sprechen zu können. Sie ahmt die alltäglichen, teils unbewussten, Bewegungen eines Menschen nur nach, um menschlich zu erscheinen. Also ist sie eine Maschine! Lia Kahn hat einen freien Willen, sie lernt neue Dinge und sie hat ihre Erinnerungen an die Zeit vor dem Unfall. Also ist sie ein Mensch! Aber auch auf der Festplatte eines Computers kann ich Erinnerungen speichern, und Computer sind lernfähig... Ist sie doch eine Maschine? Die meisten Menschen in Lia Kahns Welt stempeln Skinner als Maschinen ab, der Leser jedoch, der durch die gewählte Ich-Perspektive in Lia Kahns "Haut" steckt, sieht beide Seiten der Medaille, er erlebt die Reaktionen der Außenwelt und empfindet Empathie mit dem Skinner.
Die wiederholte Frage nach dem freien Willen ist ein Grundelement von Lia Kahns Geschichte. Macht der freie Wille das Menschsein aus? Kann Lia Kahn überhaupt beurteilen, ob sie einen freien Willen hat oder ob sie nur programmiert worden ist zu denken, sie hätte einen freien Willen? Macht der Körper einen Menschen aus, oder der Geist? Würde Lia Kahns Gehirnscan in eine Maschine übertragen, die kein menschliches Ausehen hätte, wer oder was wäre sie dann?

"Skinned" ist kein oberflächlicher Science Fiction Roman, sondern eine Lektüre die zum Nachdenken anregt und Zukunftsvisionen aufzeigt, die ich persönlich sehr erschreckend finde.
Fesselnd und faszinierend, aber auch erschütternd und aufwühlend. Ein Roman, der bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2010
Das Leben ist kein Klavier
Urban, Linda

Das Leben ist kein Klavier


sehr gut

Die Geschichte von Zoe und ihrer Familie ist genauso süß, wie das zartrosa gehaltene Cover mit der Sahnetorte und dem kleinen Flügel aus Marzipan.
Das Buch lebt von seinen skurrilen Figuren: die kleine Zoe, die so gerne eine berühmte Pianisten werden will, um eines Tages in der Carnegie Hall auftreten zu können und um in einem Atemzug mit dem berühmten Wladimir Horowitz genannt zu werden. Ihre Mutter, die den ganzen Tag arbeitet und es oft nicht einmal zum Essen nach Hause schafft. Zoes Vater, der 432 Rollen Klopapier im Sonderangebot kauft, unzählige Diplome der Fernuniversität an den Wänden hängen hat, sich für seine Tochter eine Heimorgel aufschwatzen lässt und sich nicht vor die Tür traut. Das Beste in Zoes Leben ist der Tag, an dem sie einen neuen Freund in Wheeler Diggs findet, der nicht nur ihrem Leben, sondern auch dem von ihren Eltern neuen Schwung verleiht.
Das Buch ist im Präsens aus der Sicht von Zoe geschrieben, so taucht man richtig schnell in die skurrile Geschichte ein und kann sich - auch als Erwachsener - gut mit den Problemen und Sorgen der 11jährigen Zoe identifizieren. Auch wenn man diesem Alter schon lange entwachsen ist, kann sich der eine oder andere Leser bestimmt in Zoes Schilderungen wieder finden, wie es war, nicht die richtigen Klamotten während der Schulzeit getragen zu haben, oder die beste Freundin zu verlieren, weil man durch eine neue ersetzt wurde.
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, manchmal nur einige Wörter oder Sätze lang. Die kurzen Kapitel, die große Schrift und der recht geringe Umfang des Buches machen die Geschichte ideal für Kinder, die noch nicht gerne dicke Bücher lesen oder nicht gerne viel an einem Stück.
Das Buch "Das Leben ist kein Klavier" ist ein Rundumwohlfühlbuch, wie ein Stück leckere Sahnetorte mit Marzipandekor ;o)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2010
Rendezvous um Mitternacht / M.J.Holliday Geisterjägerin Bd.1
Laurie, Victoria

Rendezvous um Mitternacht / M.J.Holliday Geisterjägerin Bd.1


sehr gut

Victoria Lauries Geisterjägerin-Serie - die aus der Ich-Perspektive von M.J. erzählt wird - ist eine gelungene Mischung aus paranormaler Geistergeschichte und Krimi. Ich fand es sehr erfrischend, dass keine allzu skurrilen Figuren in dieser Geschichte mitspielen, sondern zwar verschrobene, aber "normale" Charaktere, die man beim Lesen sofort ins Herz schließt und mit denen man sich identifizieren kann.
Neben der Rahmenhandlung, in der M.J. zusammen mit ihrem schwulen Freund Gilley und Steven versucht, die genaueren Umstände des Todes von Stevens Großvater zu klären, lockern sympathische Randfiguren und eingeschobene Nebenhandlungen die Geschichte immer wieder auf. So stellt M.J. ihre Arbeit als Geisterjägerin und Medium in der Regel durch eine kurze Präsentation ihrer Fähigkeiten vor und der Leser erfährt dadurch einiges über die agierenden Personen und deren verstorbene Verwandschaft.
Die romantische Note hält sich zugunsten des kriminalistischen und paranormalen Faktors dezent im Hintergrund und wird sogar auf die Schippe genommen: So erliegt nicht nur M.J. dem Charme des gut aussehenden Doc "Sahneschnitte" Steven Sable, sondern auch ihr schwuler Kumpel Gilley ;o)
Mag die Kriminalgeschichte manchmal etwas flach oder vorhersehbar sein, so tat das meinem Lesevergnügen dennoch keinen Abbruch und ich freue mich sehr auf den zweiten Teil der Serie, für den leider noch kein Erscheinungstermin feststeht.