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yellowdog

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Insgesamt 2029 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2021
Wie Träume im Sommerwind
Herzog, Katharina

Wie Träume im Sommerwind


sehr gut

Eine Rose namens The Beauty of Claire

Die Schwestern Clara und Emilia sind sehr unterschiedlich veranlagt. Clara ist vernünftig und beständig, während Emilia unbeschwert ist und nach Freiheit dürstet. So verlässt sie Usedum Richtung Paris, während Clara in der Gärtnerei der Familie bleibt.

Jahre später hat Clara einen schweren Unfall und Emielia muss für sie einspringen. Sie kümmert sich um die Kinder Lizzie und Felix. Es ist interessant geschildert, wie sie mit der neuen Rolle zu kämpfen hat, denn Lizzie hat sich sehr zurückgezogen und um den Rosenhof steht es anscheinend nicht so gut.
Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblicke mit Clara in Kent. Diese Abschnitte finde ich sehr bereichernd.
Mich überzeugt an Katharina Herzogs sanften Stil die Leichtigkeit ohne je in Oberflächlichkeit abzurutschen. Im Gegenteil gibt es immer wieder sehr überzeugende Beschreibungen von Details.

Was mir nicht gefällt ist der kitschige Titel „Wie Träume im Sommerwind“. Schlimmer geht es nicht. Das hat der Roman nicht verdient. Das ansprechend gemalte Cover hingegen ist okay.

Ich mochte schon Katharia Herzogs letzten Roman „Wo die Sterne tanzen“ und dieser neue Roman ist sogar noch eine Steigerung.

Bewertung vom 29.05.2021
Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern
O'Connor, Nuala

Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern


sehr gut

James Joyce Meisterwerk Ulysses machte auch Nora, das Vorbild der Molly Bloom, bekannt. Dieser Roman wird aus ihrer Sicht erzählt und bildet ein vielschichtigeres Porträt der Frau.
1884 wurde Nora in Irland geboren, wo sie bis zum Alter von 20 lebte. Schon als junge Frau ist sie sehr in Jim (James Joyce) verliebt.
1904 setzt dann die Handlung ein. Gemeinsam verlassen sie Irland Richtung Europa. Triest, Rom und Zürich werden wichtige Stationen.
Es ist eine wilde Ehe, die auch Bestand hat, als sie Kinder bekommen.
Aber es ist auch keine einfache Beziehung. Jims Trinkerei, seine Augenprobleme, wenig Geld und viel Streitigkeiten.

Nuala O’Connor schafft wirklich eine Erzählstimme für ihre Protagonistin, bei der man immer nah dran ist und alle Stimmungen und Emotionen nachvollziehen kann. Dadurch wird es mehr als nur eine typische Romanbiografie, wie es sie zur Zeit viele gibt.

Ich denke schon, dass man auch ein wenig von James Joyce kennen sollte, um viel von dem Buch zu haben. Aber grundsätzlich funktioniert die Geschichte auch ohne Vorkenntnisse, denn die Gefühle beim Auswandern und der Liebe sind wahrscheinlich universal.

Bewertung vom 26.05.2021
Ein anderes Land
Baldwin, James

Ein anderes Land


ausgezeichnet

James Baldwins bestes Buch

Es ist sehr erfreulich, dass die Bücher von James Baldwin wieder neu aufgelegt werden, gerade als Hörbücher ein Gewinn. Schon „Beale Street Blues“ und „Nach der Flut das Feuer „waren große Entdeckungen für mich und dieses ungekürzte Hörbuch Ein anderes Land ist das komplexeste. Nicht umsonst hat es eine Laufdauer von über 17 Stunden.

Am Anfang steht der schwarze Jazzmusiker Rufus Scott im Mittelpunkt.
Auch seine Schwester Ida und sein Kumpel Vivaldo sowie weitere Freunde wie Cass und ihr Mann Richard spielen eine Rolle.
Es geht um den Alltag und um gesellschaftliche Probleme in New York der späten fünfziger Jahre, Rassenkonflikte, Liebe und Gewalt sowie Suizid.

Es liest der begnadete Christian Brückner und er bestimmt das Hörbuch deutlich mit, insbesondere bei den Dialogen gibt er den Figuren viel. Manche sind verstört, andere lässig oder nachdenklich. Natürlich sind Dialoge sowieso eine große Stärke von James Baldwin, gleichrangig mit den Beschreibungen der inneren Gedanken der Protagonisten, durch die die Emotionen spürbar werden.

Es ist ein sehr starker Roman, der als Hörbuch besonders intensiv wirkt.

Bewertung vom 26.05.2021
Die Bildhauerin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.5
Rosenberger, Pia

Die Bildhauerin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.5


sehr gut

Ein Roman im Künstlermilieu

Die Bildhauerin erzählt von der Künstlerin Camille Claudel. Bücher, die sich im Künstlermilieu abspielen, mag ich sehr und zum Glück gibt es hier tatsächlich einige Beschreibungen von den künstlerischen Tätigkeiten.

Es ist anfangs 1881 und Camille ist 17. Schon zu Anfang begegnet sie durch Zufall Claude Debussy. Später wiederholen sich ihre Begegnungen. Diese Kurzepisode mit Debussy ist eine nette Idee der Autorin Pia Rosenberger, doch später wird Rodin wichtigster Einfluß auf Camille. Aber dann geht es erst einmal darum, wie schwer es für eine Frau ist, sich als Künstlerin durchzusetzen. Frauenrechte ist natürlich wichtiges Thema dieser Zeit.

Rodin bleibt als Persönlichkeit verhalten, Hauptfigur bleibt Camille Claudel.

In letzter Zeit erscheinen wirklich inflationär viele Romane über berühmte Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts und es gibt anscheinend einen Konsens darüber, die diese Frauen gewesen sein müssen. Bis auf ein paar Nuancen ähneln sich fast alle dieser Figuren stark.
Diese kritische Einwendung wendet sich aber eher generell an das Genre und nicht explizit gegen diesen Roman, der sich eigentlich ganz gut schlägt.
Camille Claudel ist eine Künstlerin, von der ich nicht viel wusste, daher fand ich das Buch wirklich interessant.

Bewertung vom 26.05.2021
Im Reich der Schuhe
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


sehr gut

Amerikaner in China

Die Handlung von “Im Reich der Schuhe” ist in China angelegt. Ein amerikanischer Geschäftsmann und sein Sohn Alex befinden sich dort, weil sie da eine Fabrik haben.
Zwischen Alex und seinen charismatisch-exzentrischen Vater gibt es eine Reihe von Konflikten. Zu unterschiedlich sind ihre Sichtweisen, dennoch soll Alex als Partner aufgebaut werden. Alex möchte gerne eine andere Unternehmenskultur.
Er hat außerdem eine Liebschaft mit Ivy, eine für Demokratie engagierte Chinesin. Schließlich verstrickt sich Alex immer mehr in Interessenkonflikten und die Situation scheint ihm zu entgleiten.

Der in Boston geborene Schriftsteller Spencer Wise hat selbst in China gearbeitet und anscheinend einige Erfahrungen gesammelt und Beobachtungen gemacht, die er in seinem Buch verarbeitet hat.

Der Debütroman überzeugt mich nicht ganz, hat aber einige gute Ansätze, zum Beispiel sind die Dialoge ausgezeichnet gemacht und die Lage und Sicht der Amerikaner in China ist glaubwürdig geschildert.
Daher bin ich ganz zufrieden mit dem Roman.

Bewertung vom 24.05.2021
Deluxe Dreams / Dumont Saga Bd.1
Halle, Karina

Deluxe Dreams / Dumont Saga Bd.1


gut

Riviera Romance

Deluxe Dreams von Karina Halle bietet das, was man erwarten darf: Eine junge, hilflose Frau trifft auf reichen, attraktiven Mann, der sie rettet. Die übliche Plotformel des Genres, ein wenig an Pretty Woman angelehnt, aber das französische Setting ist etwas besonderes.

Sadie ist auf Reisen, dann wird sie in Nizza überfallen. Der reiche 30jährige Hotelier Olivier Dumont kommt ihr zu Hilfe, Und da Sadie am Knöchel verletzt ist, kümmert er sich um sie.
Da frage ich mich, ob sein Einsatz nicht etwas übertrieben ist und ob jemand, der sich mal den Knöchel verstaucht gleich in ein Luxushotel untergebracht werden muss.
Es beginnt der übliche Eiertanz zwischen den Protagonisten.
Die Erzählperspektive wechseln mit den Kapiteln zwischen Sadie und Olivier hin und her.
Olivier hat aber auch ein paar Probleme, mit seiner reichen Familie. Der reinste Denver-Clan.

Fans des Genres werden aufgrund vieler Liebesszenen, die ich konsequent übersprungen habe, sicher nicht enttäuscht sein. Die emotionale Seite der Lovestory ist ein wenig harmlos. Karina Halle schreibt routiniert. Manche Passagen fand ich etwas konstruiert, vor allen die Dumont-Familienverwicklungen, aber insgesamt ist es ganz ordentlich gemacht.

Bewertung vom 18.05.2021
Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1
Langroth, Ralf

Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1


gut

Eine bedrohliche Zeit

Die Akte Adenauer handelt abgesehen vom Prolog 1945 im Wahljahr 1953. Einige Kapitel geben den Ablauf der Tage bis zur Wahl an, daran kann sich der Leser orientieren.

Der Protagonist, Krimniakhauptkommissar Philipp Gerber ist ein Held klassischer Schule, wie aus den guten alten Agentenromanen.
Auch mit den Damen weiß er umzuspringen. Er hat Fähigkeiten, ist fit und durchsetzungsfähig. Seine Herkunft ist interessant, denn obwohl deutscher Abstammung war er lange Amerikaner.
Das lässt die Frage zu, ob er sich mehr als Deutscher oder als Amerikaner fühlt.
Jetzt hat er eine wichtige Position beim Bundeskriminalamt bekommen. Gerber schafft es als Charakter, den Roman zu tragen.

Eine intererssante Figur hätte Eva Herden werden können, aber meiner Meinung nach bleibt die Figur hinter ihren Möglichkeiten.

Dem Autor Ralf Langroth gelingt es tatsächlich, die politisch angespannte Zeit der frühen Fünfziger Jahren zu porträtieren.
Adenauer selbst hat nur Kurzauftritte, aber immerhin.

Es ist ein sorgfältig geschriebener krimi, der bietet, was man erwartet. Das heißt aber gleichzeitig auch, dass er ohne Risiko und ohne größere Überraschungen bleibt.
Zu loben ist aber der Drive am Ende.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2021
Die einsame Bodybuilderin
Motoya, Yukiko

Die einsame Bodybuilderin


sehr gut

Skurrile Geschichten

Yukiko Motoja zeigt mit ihren ungewöhnlichen Geschichten den emotionalen Zustand von Frauen.
Dabei geht es oft um Beziehungen und Veränderungen.
Zwar sind die Stories aus Japan, aber sie haben einen universalen Ansatz.

Der Erzählungsband wird von der relativ kurzen Titelgeschichte eröffnet, die mir gleich gut gefallen hatte.
Eine längere Erzählung gibt es auch: Ehe mit einer fremden Spezies.

Die Geschichten haben oft etwas von einer Groteske, gemildert von einem leichten Humor.

Bewertung vom 17.05.2021
Thérèse und Isabelle
Leduc , Violette

Thérèse und Isabelle


sehr gut

Die autobiografisch angehauchte Erzählung bericht von der Liebe zweier 17jährigen Internatsschülerinnen, die sich auch körperlich ausdrückt.

Thérèse ist unglücklich, dass ihre Mutter wieder geheiratet hat und sie in ein Internat gegeben wird. Sie hasst es hier und die provokante Isabelle mag sie zunächst überhaupt nicht. Sie reizt sie, doch nachts nähern sie sich an.
Die Perspektive bleibt stets bei Thérèse.

Mit großer Offenheit schreibt Violette Leduc über die Leidenschaft und löst eine faszinierende Intensität aus.
Es ist eine sehr dichte Erzählung.

In den sechziger Jahren wurde der Text zunächst nicht veröffentlicht. Davon berichtet das Kapitel Die Geschichte einer Zensur von Carlo Jansiti am Ende des Buches.

Bewertung vom 14.05.2021
Tropische Gefahr
Allsopp, B. M.

Tropische Gefahr


sehr gut

Vinaka vakalevu für diesen Fidschi-Roman

Joe Horseman ist ein Polizist, der bisher wegen seiner Begabung als Rugby oft vom Dienst freigestellt wurde.
Nach einer Knieverletzung folgt jetzt eine Beförderung und gleich eine Ermittlung. Eine junge Frau wurde tot aufgefunden. Ertrunken oder steckt mehr dahinter.

Der Krimi spielt sich auf den Fidschi-Inseln ab und schwelgt in seiner Umgebung. Dazu kommt die optimistische , lebensbejahende Lebensart der Einwohner. Genau das was ich und bestimmt viele Leser erhoffte.

Inspector Joe Horseman gefällt mir mit seiner lockeren Art sehr gut. Das gilt auch für die ehrgeizige Sergeant Susie Singh.

Am Ende des Buches gibt es einen hilfreichen kleinen Fidschi-Sprachführer und ein Glossar, die man nicht verpassen sollte.

Die australische Schriftstellerin B.M.Allsopp hat da wirklich ein feines Buch geschaffen.