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Büchermaulwurf
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Dreieich

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Insgesamt 155 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2020
Rache, auf ewig / Grall und Wyler Bd.3
Schütz, Lars

Rache, auf ewig / Grall und Wyler Bd.3


sehr gut

Verstörende Rachemorde
Lars Schütz lässt in „Rache, auf ewig“ seine Profiler Jan Grall und Rabea Wyler bereits zum dritten Mal gemeinsam ermitteln. Der Fall schließt direkt an den zweiten Band „Rapunzel mein“ an, kann meines Erachtens aber auch unabhängig von der Reihe gelesen werden.
Jan und Rabea haben sich nach ihrer Suspendierung vom LKA gerade mit einem Büro für unabhängige psychologische Fallanalyse selbständig gemacht.
Dieses läuft jedoch noch nicht so recht, so dass sie froh sind, als das BKA sie als externe Ermittler zu einem äußerst grausamen und verstörenden Fall hinzuzieht.
Einer der reichsten Männer Deutschlands wurde auf unvorstellbar grausame Weise ermordet in einem Gewächshaus auf Sylt aufgefunden. An einen Bettrahmen gefesselt wurde er durch spitze Bambussprossen, die durch ihn hindurch wuchsen, qualvoll getötet.
Als Anita Ichigawa, eine Kollegin vom BKA und Freundin von Jan entführt wird, beginnt ein Spiel gegen die Zeit, denn der „Erlöser“ wie der Täter sich nennt, ruht nicht, bis seine Rache vollendet ist. Bald geschehen noch weitere verstörende Morde und Jan und Rabea müssen bis an ihre Grenzen gehen, um den Mörder zu stellen.

Auch dieser Thriller von Lars Schütz war wieder spannend von der ersten Seite des Prologs bis zum dramatischen Ende. Bereits nach dem Prolog auf Sylt mochte ich das Buch kaum zur Seite legen. Die kurzen Kapitel taten ihr übriges um das Lesetempo zu steigern, denn mit jedem Kapitel wechselt der Ort oder die Perspektive. Die beiden Ermittler kannte ich ja bereits aus den vorherigen Bänden. Sie sind beide vielschichtige Charaktere, die aber auch mit den Dämonen ihrer Vergangenheit kämpfen. Ihr Privatleben spielt natürlich eine Rolle, im Mittelpunkt bleibt jedoch die Mordermittlung. Es war sehr spannend den Ermittlungen zu folgen, bei denen die beiden Profiler sich wieder einmal in für sie brenzlige Situationen begeben. Der Showdown brachte noch eine Steigerung und überraschte mich mit der Entlarvung des Täters. Die Auflösung ging mir allerdings zu schnell und überstürzt, hier hätte ich mir mehr Zeit und Erklärungen gewünscht. Das Motiv war für mich auch nicht ganz logisch und etwas konstruiert. Deswegen hätte ich mir ein paar Kapitel mehr aus Tätersicht gewünscht um ihn noch besser verstehen zu können.

Trotzdem ist es ein spannender Thriller, den ich geradezu verschlungen habe, auch wenn das Ende etwas überstürzt erzählt wurde. Die äußerst phantasievollen, verstörenden Mordmethoden, die auch detailliert und blutig beschrieben werden, setzen allerdings starke Nerven voraus. Allen, die blutige, spannende und temporeiche Thriller lieben, kann ich „Rache auf ewig“ nur wärmsten empfehlen. Ich hoffe, es gibt eine Fortsetzung...

Bewertung vom 12.10.2020
Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1
Seeburg, Uta

Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1


ausgezeichnet

Großartiger historischer Kriminalroman
Mit „Der falsche Preuße“ ist Uta Seeburg ein großartiges Debüt und gleichzeitig ein grandioser Auftakt zu einer neuen Krimireihe um den preußischen Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinski, als Sonderermittler der Königlich Bayrische Polizeidirektion gelungen.
Die Autorin entführt uns ins München zur Zeit der Jahrhundertwende, in das die Elektrizität gerade Einzug hält und die ersten Automobile durch die Stadt fahren.
Gryszinski ist mit seiner Familie nach München gezogen, um den dortigen Beamten die neuesten kriminalistischen Errungenschaften näherzubringen, die er bei Hans Groß, dem ersten richtigen Kriminalisten kennengelernt hat. Als ein Bierbeschauer tot in einer Parkanlage aufgefunden wird, gehüllt in einen kostbaren Federumhang und daneben der Abdruck eines Elefantenfußes ist sein ganzes kriminalistisches Wissen gefragt und sein Tatortkoffer kommt endlich zum ersten Einsatz. Er muss jedoch nicht nur einen Mörder finden, sondern bekommt es auch noch mit Hochverrat zu tun, was ihn vor die unangenehme Wahl stellt, entweder seine Ehre als bayrischer Beamter oder die als preußischer Offizier zu verletzen.

Der Erzählstil von Uta Seeburg hat mir sehr gut gefallen, da sie die Sprache der damaligen Zeit angepasst hat, es sich aber trotzdem angenehm und flüssig lesen lässt. Die Beschreibungen der damaligen Zeit ist sehr bilderreich und detailliert, so dass man alles sehr gut vor Augen hat. Ebenso erhält man einen Einblick in die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Bayern und Preußen. Die Mordermittlung von Gryszinski fand ich spannend und interessant zu verfolgen, da hier die Anfänge der Kriminalistik beleuchtet werden. Jedem Kapitel war ein Auszug aus Hans Groß Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte und Gendarmen vorangestellt, der immer einen Bezug zur Handlung hatte. Der Mordfall konnte mich von der ersten Seite an fesseln, bot einige Wendungen und ein überraschendes Ende.

Die Hauptcharaktere fand ich ausnahmslos sympathisch. Gryszinski ist ein guter Ermittler und Familienmensch, der das Herz am richtigen Fleck hat und gutem Essen nicht abgeneigt ist. Seine Frau Sophie, die sehr belesen ist, hat selbst beim Kochen noch ein Buch in der Hand. Seine beiden Kollegen Voglmaier genannt Spatzl und der Schwabe Eberle, sowie die Haushälterin Frau Brunner, die sich so herrlich anschleichen kann, brachten mich oft zum schmunzeln. Alles sehr liebenswerte Charaktere, die die Handlung abrunden und bereichern.

Hervorzuheben ist noch das außergewöhnliche schöne Cover, dass ein männliches Profil als Scherenschnitt zeigt, in das eine historische Ansicht von München eingebettet ist.

Uta Seeburg hat einen rundum gelungenen historischen Krimi vorgelegt. Äußerst spannend und mit einer Prise Humor, spiegelt er die damalige Zeit lebendig wieder und sorgt so für beste Unterhaltung. Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 26.09.2020
Geburtstagskind / Ewert Grens ermittelt Bd.6
Roslund, Anders

Geburtstagskind / Ewert Grens ermittelt Bd.6


ausgezeichnet

Spannender Pageturner
Anders Roslunds „Geburtstagskind“ ist, anders als von mir erwartet, kein typischer Schwedenkrimi. Es geht um Waffenhandel, organisierte Kriminalität und Rache.
Im Mittelpunkt steht Kriminalkommissar Ewert Grens, der kurz vor seinem Ruhestand von einem alten Fall eingeholt wird, den er nie vergessen hat. Vor fast 20 Jahren fand er in einer Stockholmer Wohnung die fünfjährige Zana, die als einzige das Massaker an ihrer Familie überlebt hat. Das verstörte Mädchen hat mehrere Tage mit ihrer toten Familie verbracht. Nun steht er wieder in derselben Wohnung wegen eines Einbruchs, doch was haben der oder die Täter gesucht? Sind die Mörder von damals zurückgekehrt um die einzige Zeugin, die damals eine neue Identität erhielt, zu finden und zu beseitigen? Ewert Grens setzt alles daran Zana vor ihnen zu finden und muss dabei noch einen Maulwurf in den eigenen Reihen ausfindig machen.
Neben den Ermittlungen von Kommissar Grens und seinem Team folgen wir in einem weiteren Erzählstrang Piet Hoffmann. Er war früher V-Mann für die schwedische Polizei und hat als Infiltrator verschiedene Mafiaorganisationen unterwandert. Nun wird seine Familie bedroht und die Erpresser verlangen von ihm, dass er einen Bandenkrieg mit einer neuartigen Hightechwaffe anzettelt.

Der Auftakt zu diesem Krimi, der für mich eher ein Thriller war, hat mich wirklich beeindruckt. Die emotionalen Szenen mit der kleinen Zana, die durch die Wohnung hüpft und Hochsollsieleben singt, um sich dann auf den Schoß ihrer toten Mutter zu setzen werde ich so schnell nicht vergessen. Mit diesem Einstieg hat Roslund mich gepackt, so dass ich nicht mehr von dem Buch lassen konnte. Was für mich das Buch auszeichnet, ist dass trotz komplexer Handlung und mehreren Erzählsträngen, eine durchgängige Spannung besteht, die der Autor am Ende nochmals zu steigern weiß. Roslund schreibt so mitreißend, dass man einfach immer weiter lesen möchte. Er versteht es sehr gut die Erzählstränge, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben, im Verlauf des Buches zu verweben und am Ende eine schlüssige und glaubhafte Auflösung zu präsentieren, die noch unerwartete Wendungen bereithielt, was mir sehr gut gefallen hat. So wird auch noch aufgedeckt, was aus Zana wurde. Trotz der 556 Seiten enthielt das Buch für mich keine überflüssigen Passagen.

Sehr gut gefielen mir auch die Hauptprotagonisten, die Roslund sehr gut gezeichnet hat. Ich mochte den einsamen, ewig Kaffee trinkenden Kommissar Grens, der sich mit vollem Einsatz in seinen alten Fall vergräbt und alles tut um Zana zu finden. Auch Piet Hoffmann ist ein interessanter Charakter, der nach seiner kriminellen Karriere als V-Mann eigentlich nur noch gesetzestreuer Familienvater sein wollte und nun zum Gegenteil gezwungen wird. Aus Anspielungen im Buch war zu entnehmen, dass Hoffmann und Grens eine Vorgeschichte haben. „Geburtstagskind“ ist daher kein Beginn sondern die Fortsetzung einer älteren Reihe. Das störte mich aber nicht, da ich nie das Gefühl hatte, dass mir Vorwissen fehlt. Ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung mit dem liebenswerten Kommissar geben wird.

Für mich ist „Geburtstagskind“ ein persönliches Thrillerhighlight in diesem Jahr, dass mir superspannende Lesestunden beschert hat. Wer komplexe Handlungen mag und nicht zartbesaitet ist, sollte hier unbedingt zugreifen.

Bewertung vom 07.09.2020
Einstein / Mäuseabenteuer Bd.4
Kuhlmann, Torben

Einstein / Mäuseabenteuer Bd.4


ausgezeichnet

Neues Mäuseabenteuer mit liebevollen Illustrationen
In seinem vierten Mäuseabenteuer zeigt Torben Kuhlmann wieder einmal, dass für Mäuse nichts unmöglich ist. Nachdem bereits eine Maus das Fliegen lernte (Lindbergh), eine andere als erste Maus den Mond betrat (Armstrong) und die dritte den Meeresgrund erreichte (Edison), wendet er sich nun dem Science Fiction Genre zu, indem er seine Maus im neuesten Abenteuer auf eine Reise schickt, wie sie nie zuvor eine Maus und erst recht kein Mensch unternommen hat. Nämlich eine Reise durch Raum und Zeit...

Die kleine Maus hat nämlich das große Käsefest in Bern verpasst. Obwohl sie jeden Tag ein Kalenderblatt abgerissen hat, ist sie genau einen Tag zu spät gekommen. Die Maus beginnt sich mit dem Thema Zeit zu beschäftigen und versucht zunächst durch Umstellung der Uhren die Zeit zurückzudrehen, was natürlich nicht gelingt. Ein alter Mäuseuhrmacher bringt sie auf den Wissenschaftler Albert Einstein. In seinen Büchern findet sie Theorien und Berechnungen, nach denen sie mit viel Erfindungsgeist eine Zeitmaschine baut und sich damit auf eine spannende Reise begibt.

Dies ist nun schon der vierte Band einer ganz außergewöhnlichen Bilderbuchreihe für Kinder ab 5 Jahren, die sich durch ihre komplexe Erzählstruktur und die liebevoll gezeichneten und äußerst detailreichen Illustrationen auszeichnet, die auch Erwachsene noch begeistern. Die bezaubernden Illustrationen untermalen die Geschichte perfekt und verleihen ihr Tiefe. Die Geschichte wird kindgerecht erzählt und vermittelt dabei noch spielerisch Wissen. Abgerundet wird das Bilderbuch durch Wissensseiten am Ende, die Albert Einstein und seine Relativitätstheorie auf einfache und verständliche Weise erklären. „Einstein“ ist damit ein ganz besonderes Bilderbuch.

Als Kenner und Liebhaber der Reihe hat mich auch dieses Abenteuer wieder absolut begeistert. Ich kann es allen Eltern als wunderschönes Vorlesebuch, das auch den Erwachsenen Spaß macht, nur wärmsten empfehlen und vergebe gerne 5 Sterne dafür.

Bewertung vom 23.08.2020
Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11
Carter, Chris

Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11


ausgezeichnet

Soldat des Todes
Die Detectives Hunter und Garcia ermitteln in „Bluthölle“ bereits in ihrem 11. Fall. Da die Jagd nach dem Serienkiller im Mittelpunkt steht und das Privatleben der Ermittler kaum eine Rolle spielt, konnte ich es sehr gut ohne Vorwissen lesen.

Es beginnt damit, dass die Taschendiebin Angela einem fiesen Typ die teure Ledertasche klaut, um ihm eine Lektion zu erteilen. Sie bereut dies schon bald, denn in der Tasche befindet sich nicht wie erwartet ein Laptop sondern ein entsetzliches Notizbuch mit Skizzen und Fotos von 16 äußerst grausamen Foltermorden. Geschockt spielt sie das Buch dem LAPD zu und damit haben Hunter und Garcia einen neuen Fall. Ihre Ermittlungen führen sie sehr bald zu Angela, aber auch der Killer ist ihr auf der Spur, denn er sinnt auf Rache. Er will um jeden Preis sein Buch zurück und stellt Hunter schließlich ein Ultimatum.

Schon die ersten Zeilen haben mich in die Geschichte hineingesogen und ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Ich mochte das Ermittlerduo Hunter und Garcia und besonders Angela, die sich sofort in mein Herz schlich. Sie alle bekommen es mit einem Serienkiller zu tun, der ihnen immer einen Schritt voraus ist und keine Angst zu kennen scheint.
Carter gelingt es die Spannung durchgängig auf einem sehr hohen Niveau zu halten und überrascht am Ende noch mit einem grandiosen Finale. Dabei lässt er seine Leser tief in die dunklen Abgründe seines Killers blicken und sorgte bei mir immer wieder für Gänsehaut. Die kurzen Kapitel enden meistens mit Kliffhängern, so dass man am liebsten immer weiter lesen möchte. Wie der Titel schon andeutet, ist die Story jedoch nichts für schwache Nerven, Thrillerfans kommen jedoch voll auf Ihre Kosten. Ein atemloser Thriller, den ich nur weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 10.08.2020
Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1
Henning, Greta

Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1


sehr gut

Atmosphärischer Nordseekrimi
„Halligmord“ ist der erste Fall für die Hallig-Ermittlerin Minke van Horn. Greta Henning entführt uns in ihrem ersten Krimi auf die fiktiven Halligen Nekpen und Midsand vor der friesischen Küste.
Die junge Kommissarin Minke van Horn tritt gerade ihre erste Stelle in ihrer friesischen Heimat an. An ihrem ersten Tag findet der Halligpostbote einen vom Sturm freigespülten Schädel auf der Halligwiese. Die menschlichen Knochen liegen dort schon seit über 30 Jahren und die beiden alteingesessenen Familien wollen von dem Toten unter der Halligwiese nichts gewusst haben. Minke rollt den alten Fall neu auf und stößt dabei immer wieder auf Widerstände und Ungereimtheiten bei den verschlossenen Halligbewohnern. Als auch noch der Sohn des Deichgrafen entführt wird, bleibt ihr nicht mehr viel Zeit, denn der nächste Herbststurm zieht bereits auf.

Die Geschichte liest sich leicht und flüssig und ist die perfekte Urlaubslektüre. Ich habe das Buch in kurzer Zeit während meines Nordseeurlaubs im Strandkorb verschlungen. Der Autorin ist es gelungen die Atmosphäre der Nordseeküste, insbesondere der Halligen und ihre Bewohner sehr lebendig und authentisch einzufangen und so dem Krimi einen gelungenen Hintergrund zu geben. Ich mochte Minke, die eine sehr sympathische Ermittlerin ist. Nach dem Tod ihres Vaters, wird sie Kommissarin, um in seine Fußstapfen zu treten. Die Spannung ist zwar nicht immer am Limit und die Ermittlungen treten auch mal auf der Stelle. Dafür sorgt ihr Kollege Klaus, der kurz vor dem Ruhestand steht und nur noch mit der Planung seiner Abschiedsfeier beschäftigt ist, für so manchen Schmunzelmoment. Für zusätzliche Spannung sorgen Rückblicke der einzelnen Bewohner auf den Mordabend, die häppchenweise enthüllen, was damals wirklich passierte. Am Ende fügt sich alles zusammen und die Entlarvung des Täters geschieht erst auf den letzten Seiten.

Besonders gelungen finde ich auch das Buchcover, dass ein einsames Friesenhaus zeigt, über dem bereits die dunklen Sturmwolken aufziehen. Es unterstreicht die Atmosphäre des Buches sehr gut.

Mein Fazit: Ein gelungener und gut konstruierter Nordseekrimi, der die Atmosphäre der Halligen sehr gekonnt einfängt und damit eine perfekte Urlaubslektüre ist. Minkes nächsten Fall werde ich mir nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 04.08.2020
Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5
Ahnhem, Stefan

Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5


ausgezeichnet

Packendes Finale!
Den 2. Band der Würfelmörder Dilogie (und gleichzeitig 5. Band der Fabian Risk Reihe) sollte man nur in Kombination mit dem 1. Band „Der Würfelmörder“ lesen. Bei dieser Reihe ist es empfehlenswert mit dem ersten Band („Und morgen du“) zu beginnen, da vieles aufeinander aufbaut und auch in diesem Teil wieder Bezug auf vorherige Bände genommen wird.

Der 2. Band startet mit dem letzten Kapitel aus dem „Würfelmörder“ und schafft so einen fließenden Übergang und es geht rasant weiter. Der Würfelmörder setzt seine brutale Mordserie fort und tötet völlig willkürlich, in immer kürzeren Abständen. Fabian Risk und sein Team suchen verzweifelt nach Parallelen und einem Motiv. Bis Risk erkennt, dass es scheinbar kein Motiv gibt und die Gemeinsamkeit der einzelnen Morde ihre Unterschiedlichkeit ist. Als er einen Würfel an einem der Tatorte findet, erkennt er, dass der Mörder ein perfides Spiel mit ihnen spielt. Doch wie kann man einen Mörder stoppen, der den Zufall über sein nächstes Opfer entscheiden lässt?

Der Fall ist jedoch nicht sein einziges Problem. Sein Sohn sitzt in Dänemark im Untersuchungsgefängnis, weil er scheinbar in einen Mord verwickelt ist und die heimlichen Ermittlungen gegen seinen Kollegen, den er verdächtigt, mehrere Morde begangen zu haben, werden immer gefährlicher für ihn. Denn der Kollege schöpft Verdacht und ist ihm scheinbar einen Schritt voraus...

Dieses Buch entwickelte sich für mich sehr schnell zu einem wahren Pageturner, den ich kaum zur Seite legen konnte. Ahnhem wechselt virtuos zwischen den verschiedenen Handlungssträngen und treibt damit die Spannung immer höher. Das Finale ist der krönende Abschluss der Dilogie, die in einer äußerst spannenden Verfolgungsjagd endet. Im Vergleich hat mir der 2. Teil sogar noch besser als der 1. gefallen. Ein paar Kleinigkeiten blieben offen, so dass die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Reihe bleibt.
Kennern der Reihe und vor allem des 1. Teils ist diese Fortsetzung unbedingt zu empfehlen.

Bewertung vom 11.07.2020
Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1
Stern, Anne

Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Auftakt einer Hebammen-Saga im Berlin der frühen Zwanziger

Dieser Roman hat mich durch den sehr gelungene Mix aus historischem Roman, Krimi und einer zarten Liebesgeschichte wirklich positiv überrascht und begeistert.

Im Mittelpunkt steht die gewitzte und unerschrockene Hebamme Hulda Gold, die sich mit viel Hingabe um die zumeist armen Schwangeren und Wöchnerinnen im Elendsviertel Bülowbogen kümmert. Bei einem Hausbesuch einer ihrer Schwangeren, hört sie von deren Nachbarin Rita, die tot im Landwehrkanal gefunden wurde. Ihre Schwangere glaubt nicht an einen Unfall oder Selbstmord der Nachbarin und Hulda versucht für sie mehr herauszufinden. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf den undurchsichtigen Kommissar Karl North, der scheinbar kaum Interesse an einer Aufklärung des Falls hat. Rita lässt das Schicksal der armen Rita keine Ruhe und sie bringt sich durch ihre Nachforschungen selbst mehr als einmal in große Gefahr.

Anne Stern hat die Atmosphäre der frühen zwanziger Jahre in Berlin sehr gut eingefangen. Die Auswirkungen des ersten Weltkriegs sind noch immer spürbar. Es herrscht Armut und Prostitution und viele Waisenkinder hungern und führen ein trostloses Leben auf der Straße. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich treten offen zu Tage. Politische Unruhen zeichnen sich bereits ab und das Geld verliert zusehends an Wert. Die damalige Zeit wird für den Leser sehr lebendig beschrieben und bildete einen authentischen Hintergrund für die Handlung.

Die lebendige Erzählweise gefiel mir sehr gut und lies mich an Huldas Seite durch den Bülowbogen radeln, in dem Licht und Schatten oft dicht beieinander lagen.
Huldas Charakter fand ich sehr authentisch und mit vielen Facetten. Sie ist eine unabhängige Frau, die ihre Arbeit als Hebamme mit viel Herzblut verrichtet. Das Schicksal ihrer Schwangeren liegt ihr sehr am Herzen. Durch ihre Hilfsbereitschaft gerät sie aber auch oft in Schwierigkeiten. Sie hat schon einiges hinter sich und stürzt sich auch mal heimlich und unerkannt ins Nachtleben. Kommissar North ist ebenfalls ein interessanter Charakter, der ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit mit sich herumträgt. Aber auch viele Nebencharaktere hauchen der Geschichte Leben und Authentizität ein wie z.B. Bert der Kioskbetreiber, die Hausmeisterin Koslowski oder der Zuhälter Pedro.
Besonders tragisch ist das Schicksal von Rita. Ihre Geschichte wird mit ihrem Tagebuch eingeflochten und zeigt ihren bewegenden sozialen Abstieg. Über sie erhält man auch Einblicke in die damaligen Irrenanstalten und Nervenlazarette mit sehr fragwürdigen, erschreckenden Behandlungsmethoden.

Hulda Gold war für mich ein sehr sympathischer und lebendiger Charakter, der mich in das Berlin der 20er Jahre entführte und mir die damalige Zeit sowie die schwierige Arbeit einer Hebamme nahebrachte. Nebenbei ist sie noch federführend an der Aufklärung von Ritas Tod beteiligt. Der Kriminalfall fand eine überraschende und glaubwürdige Auflösung.

Insgesamt ist der Auftakt zur Hulda Gold-Trilogie sehr gelungen in seiner Kombination aus historischem Roman, Krimi und zarter Liebesgeschichte und auf jeden Fall lesenswert. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung im November um zu erfahren, wie es mit Hulda weitergeht.

Bewertung vom 09.07.2020
Der Würfelmörder / Fabian Risk Bd.4
Ahnhem, Stefan

Der Würfelmörder / Fabian Risk Bd.4


sehr gut

Vielschichtig, komplex und hochspannend
Dieses Buch ist bereits im vergangenen Jahr unter dem Titel „10 Stunden tot“ erschienen und bereits der 4. Band einer schwedischen Reihe um Kommissar Fabian Risk. Der Verlag hat es nun nochmals unter dem Titel „Der Würfelmörder“ herausgebracht, zusammen mit dem 2.Teil „Die Rückkehr des Würfelmörders“. Beide Teile bilden quasi eine optisch sehr gut zusammenpassende Miniserie.

Ich kannte die ersten drei Bände noch nicht, konnte mich aber trotzdem gut in die Handlung und die Charaktere der Ermittler einfinden.
Stefan Ahnhem hat mich mit einer sehr komplexen Handlung und einem außergewöhnlich guten Schreibstil positiv überrascht. Es gibt mehrere Handlungsstränge und mit jedem Kapitel wechselt die Erzählperspektive, was das Erzähltempo und die Spannung stetig steigert. Ahnhem hat in seinem Krimi gleich mehrere gesellschaftskritische Themen wie Ausländerhass, Rechtsradikalismus, Pädophilie aufgegriffen und glaubwürdig in die Handlung integriert. Der ständige Wechsel der Erzählperspektive und die vielen Handlungsstränge erfordern allerdings auch eine gehörige Portion Aufmerksamkeit, um nichts zu verpassen. Der rote Faden war für mich aber immer vorhanden.

Die handelnden Charaktere fand ich durchweg glaubwürdig, hatten sie doch (wie in skandinavischen Krimis üblich) alle ihr Päckchen zu tragen. Fabian Risk kämpft gegen das Auseinanderbrechen seiner Familie, nachdem seine Tochter im Koma lag und der Sohn vermutlich in ein Verbrechen verwickelt ist. Außerdem ermittelt er heimlich gegen einen Kollegen aus der Kriminaltechnik, der vermutlich für mehrere Morde verantwortlich ist. Seine Chefin kämpft gegen ihre Alkoholsucht und die Kollegin Irene Lilja gerät ins Visier von rechtsradikalen Rockern.

Als Leser wurde ich diesmal wirklich gefordert: gleich mehrere grausame Verbrechen, mehrere Täter, ein Mörder in den eigenen Reihen und dazu ein Serienmörder, der seine Opfer mit Hilfe eines Spezialwürfels auswählt (ebenso wie den Tatort und die Waffe). Dazu noch die privaten Probleme der Ermittler, die zusätzlich für Spannung sorgten. Ich konnte das Buch jedenfalls kaum aus der Hand legen und werde die ersten drei Bände demnächst nachholen um meine Lücken aufzufüllen.

Einziger Wermutstropfen: es werden nicht alle Verbrechen in diesem Band aufgeklärt. So wird der Würfelmörder nicht gefasst und der mordverdächtige Kollege Molander konnte auch noch nicht überführt werden. Die Fortsetzung „Die Rückkehr des Würfelmörders“ erscheint glücklicherweise zeitgleich, sodass man sofort weiterlesen kann.

Bewertung vom 24.06.2020
DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1
Jonasson, Ragnar

DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Vom Ende zum Anfang
„Dunkel“ ist der außergewöhnliche Auftakt einer Thriller-Trilogie um die wohl einsamste Kommissarin Islands, Hulda Hermannsdóttir. Die weiteren Bände „Insel“ und „Nebel“ erscheinen schon im Juli bzw. September.

Wir lernen Hulda am Ende ihrer Karriere kennen. Einige Monate vor ihrer Pensionierung muss sie verfrüht in den Ruhestand gehen, um Platz für einen jüngeren Kollegen zu machen. Da ihr das sehr schwer fällt, kann sie ihrem Chef einen letzten Fall abringen, den ungelösten Todesfall einer jungen Asylbewerberin, der bisher nicht aufgeklärt werden konnte und deshalb als Selbstmord zu den Akten gelegt wurde. Hulda stellt schnell fest, dass die bisherigen Ermittlungen zum Tod der jungen Frau sehr schlampig und oberflächlich geführt wurden und stürzt sich unter Zeitdruck in ihre Ermittlungen. Sie ist von der Ermordung Elenas, einer Russin, überzeugt und will unbedingt den Mörder finden, um ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Rückschläge halten sie nicht davon ab, immer tiefer in dem alten Fall zu graben, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und so wird die Ermittlung zur riskantesten ihres Lebens.

Die Handlung wird durch drei Handlungsstränge bestimmt, die sich abwechseln. Einmal schauen wir Hulda bei ihren Ermittlungen in der Gegenwart über die Schulter. Dazwischen finden sich eingeschobene Kapitel in kursiver Schrift aus Sicht des Opfers und in einem weiteren erhalten wir Einblicke in Huldas Kindheit, die recht traurig und bedrückend sind. Diese wechselnden Perspektiven und kurzen Kapitel sorgen für ein hohes Lesetempo und drehen an der Spannungsschraube. Das Ende kommt mit einem Paukenschlag und lies mich sprachlos zurück.

Kaum begonnen, hat das Buch einen großen Sog bei mir entwickelt, der es mich kaum zur Seite legen ließ. Hulda war für mich eine außergewöhnliche Protagonistin, in die ich mich sehr gut hineinversetzen konnte. Sie hat kein Privatleben, nur ihre Arbeit und ist tatsächlich sehr einsam. Ihre Kindheit war alles andere als glücklich und auch als Erwachsene hatte sie einige Schicksalsschläge zu erleiden. Ihre Tochter, die früh starb hieß Dimma, was Dunkel bedeutet. Ihr einziger Lichtblick für die Zeit nach der Pensionierung ist Pétur, ein Freund aus dem Wanderverein, zu dem sie gerade vorsichtig eine Beziehung aufbaut. Die Einblicke in ihre Vergangenheit, die sie ihm gewährt sind sehr bewegend und auch schockierend, denn sie bewahrt ein dunkles Geheimnis. Hulda ist eine komplexe Figur und wirklich großartig charakterisiert. Ich möchte unbedingt noch mehr über sie erfahren und warte schon sehnsüchtig auf den 2. Band, in dem wir die junge Hulda kennenlernen werden.

Ich fand „Dunkel“ als Reihenauftakt grandios und kann es allen Nordic Noir Fans nur wärmstens empfehlen.