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Piecewartenoch

Bewertungen

Insgesamt 83 Bewertungen
Bewertung vom 08.11.2019
A. S. Tory und die verlorene Geschichte
Sagenroth, S.

A. S. Tory und die verlorene Geschichte


sehr gut

Sid, der Musikliebhaber aus Hannover, und Chiara, die eigensinnige Pick-Up-Fahrerin aus der Toskana, sind nach vielen Monaten wieder vereint und stürzen sich in das nächste Abenteuer. Denn A.S. Tory, ein recht betagter Herr, schickt sie auf eine Reise, die sie nicht nur durch drei aufregende Städte führt, sondern auch mit in die Vergangenheit nimmt, die doch immer aktuell blieb und bleibt.

Die Geschichte startet zwar ruhig, nimmt aber etwas zu schnell an Fahrt auf - kaum sitzt Sid schon im Flieger, da habe ich ihn noch nicht einmal richtig kennen lernen dürfen. Allgemein blieb Sid für mich immer mehr der Erzähler als der Protagonist, der agiert und reagiert, jemand, der unnahbar und blank wirkt. Neben seiner Liebe zur Musik habe ich vergleichsweise zu Chiara recht wenig über ihn und seinen Charakter erfahren. Trotzdem konnte ich gewisse Sympathien für ihn entwickeln, besonders im Hinblick auf seine Gefühle zu Chiara.

Ich hatte auch das Gefühl, dass es von Stadt zu Stadt spannender und intensiver wurde. Bis auf Berlin verliefen viele Handlungsstränge zu glatt ab - es fehlten irgendwie die Hindernisse. Doch es gab auch Momente, in denen ich die Luft angehalten habe. Die Spannung fraß mich förmlich auf. Ebenfalls toll fand ich die Auseinandersetzung mit dem Thema Fremdenhass etc. früher und heute. Ich konnte immer gleich die Unbehaglichkeit spüren, diese Falschheit, die hinter den Machenschaften der Rechten früher wie heute steckt. Die Aufarbeitung, die in diesem Buch steckt, wäre eigentlich auch als Schullektüre passend.

Ich kann das Buch jeden wärmsten empfehlen, der gerne Abenteuergeschichten liest und sich gleichzeitig mit den aktuell wichtigsten Themen auseinandersetzen möchte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2019
Ex-Arm Bd.1
HiRock

Ex-Arm Bd.1


ausgezeichnet

Um so ganz frisch in diesen neuen Manga zu starten, habe ich extra nicht viel zur Story vorab in Erfahrung gebracht - und ich muss sagen, der Manga hat mich echt umgehauen. Eine tolle Erzählstruktur lässt das Interesse nicht abreißen und die rätselhaften Stellen sind so passend gestreut, dass ich den Manga kaum aus der Hand legen konnte - perfekt, um eigene Theorien aufzustellen und mitzumutmaßen. Ich hatte viel Spaß dabei, mein Hirn auch etwas zu beanspruchen. Der Zeichenstil ist dem Genre gut entsprechend und klar, die Dialoge verständlich. Passend zu den Action-Szenen und zweiseitigen Panels ist das Großformat des Mangas gewählt. Der Plot und die Charaktere wirken auf den ersten Blick nicht stereotypisch, im Gegenteil ihre Züge und Handlungen sind immer nachvollziehbar/natürlich. Der erste Erzählabschnitt (Stichwort: Schiff) hat sich etwas gezogen, aber es ist trotzdem schön, dass es sich für Ausführlichkeit Zeit genommen wurde. Nicht so meins sind die Echii-Elemente, die einem zum Glück nicht zu sehr auf die Nase gebunden werden. Aber das muss man manchmal in Kauf nehmen.
Dieser erste Band hat bei mir auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht und ich bin mir sicher, dass er auch für andere ansteckend sein wird.

Bewertung vom 08.08.2019
Ein halber Sommer
Stein, Maike

Ein halber Sommer


sehr gut

Unter dem Vorwand ihren kleinen Bruder Ecki beim Fußballspielen zu beaufsichtigen, nutzt Marie die Ausflüge in den Westen von Berlin, um etwas freier atmen zu können. Eines Tages trifft sie auf Lennie und die Chemie zwischen den zwei Mädchen scheint auf Anhieb zu stimmen. Nur ein einziges Problem steht zwischen ihnen: die Grenze zwischen West- und Ost-Berlin und bald schon erschütternder Weise die unerschütterliche Mauer.

Als ich das frisch gedruckte Buch zum ersten Mal aufgeschlagen habe, empfing mich ein Geruch, der mich an neu gepresstes Vinyl und Plattenläden denken ließ und sofort fühlte ich mich in der Zeit zurückversetzt.
Was mir als zweites aufgefallen war, ist Maike Steins umwerfender Schreibstil, so intensiv, dass kein Satz zu viel oder zu wenig ist, so bildlich beschrieben, als würde der Leser die ganze Zeit neben Marie und Lennie stehen und hergehen. Eine kleine Bemerkung am Rande, die Verwendung von Berlinerisch oder Berliner Schnauze (ich kenne mich da nicht so dolle aus) bringt eine lustige Auflockerung, ist aber nie zu überdosiert.
Insgesamt fand ich Marie als Charakter auf Anhieb sympathischer als Lennie. Sie hatte die interessantere Geschichte zu erzählen, die tieferen Charakterzüge, während Lennie relativ oberflächlich bleibt - aber vielleicht liegt das daran, dass ich mich mit ihr nicht sonderlich identifizieren konnte. Lennie hatte es nie wirklich schwer, sie stand auf der leichteren Seite der Geschichte. Außerdem bin ich ein großer Fan von Maries Familie und ihren kleinen Familienmomenten.
Es hat dem Roman gut getan, im letzten Drittel noch einmal deutlich ernster und düsterer zu werden, damit er zeigen konnte, dass es sich nicht nur um ein Teeniedrama, sondern eine bewegende, ausgeklügelte, aber vorallem authentisch erzählte Geschichte handelt.