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Magnolia
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Bayern

Bewertungen

Insgesamt 622 Bewertungen
Bewertung vom 31.05.2024
Ihr raffiniertes Spiel
Mancini, Ruth

Ihr raffiniertes Spiel


ausgezeichnet

Exzellent inszenierter Thriller

„Aufmachen. Polizei.“ Tate ist sowieso am Boden zerstört, denn Dan hat wieder mal kurzfristig abgesagt. Und nun auch das noch. Was will die Polizei von ihr?

Vor zehn Tagen ist eine Frau von der Dachterrasse des Londoner Hochhauses gesprungen, in dem Tate arbeitet. Kurz zuvor, auf der Weihnachtsfeier ihrer Firma, hat sie genau auf dieser Terrasse Helen kennengelernt. Es ist eine Begegnung mit ungeahnten Folgen.

Ruth Mancinis raffiniert inszenierter Thriller überzeugt in jeglicher Hinsicht. Aus Tate Kinsellas Sicht erzählt sie diese wendungsreiche Geschichte, die in sechs Abschnitte gegliedert ist. Tate wird des Mordes beschuldigt, kommt in Haft und wird unter diversen Auflagen freigelassen. Sie scheint eine verkrachte Existenz zu sein und nun hat sie auch noch diese Weihnachtsfeier-Bekanntschaft Helen am Hals, die sie um einen äußerst riskanten Gefallen bittet. Nun, Tate hilft ihr und gerät dabei in arge Bedrängnis.

Die Handlung ist trotz oder gerade wegen der mehrmaligen Perspektivenwechsel klug durchdacht und auch meint man, jede einzelne der hier agierenden Personen zu durchschauen, wird jedoch eines Besseren belehrt. Denn nicht nur die Handlung, auch die Charaktere sind vielschichtig angelegt. Neben den Dialogen sind es auch die Rückblenden, die nochmal verdeutlichen, dass die Sicht auf das vorher Passierte sich plötzlich ganz anders darstellt. Stück für Stück fügen sich die einzelnen Versatzstücke zu einem doch folgerichtigen Ganzen zusammen. „Ihr raffiniertes Spiel“ ist ein lange undurchschaubarer, nervenaufreibender und listiger, fein gesponnener Thriller, der komplett überzeugt. Brillant inszeniert, großartig erzählt.

Bewertung vom 29.05.2024
Liebe, Scones und Küstenträume (Die kleine Burg in Irland)
Holmgren, Hanna

Liebe, Scones und Küstenträume (Die kleine Burg in Irland)


sehr gut

Vorprogrammiertes Verwirrspiel

Ungestört ihre Masterarbeit fertig schreiben – mit diesem Vorhaben fliegt Susa nach Irland. Daheim kommt sie grad nicht dazu, sich zu konzentrieren und so bietet ihr ein guter Freund an, auf Ballylavorn Castle, das er für alle denkbaren Anlässe vermietet und das gerade keine zahlenden Gäste hat, sich eine Auszeit zu gönnen. Den Billigflug kann sie sich gerade so leisten, der Aufenthalt auf der Burg ist für sie kostenlos.

Kaum angekommen, steht sie vor dem ersten Problem. Der Konditorei-Besitzer David ist so gar nicht erfreut, sie hier vorzufinden, hat er doch für die nächsten Tage die Räumlichkeiten der Burg für seinen Workshop angemietet. Eine Doppelbelegung – Susas Freund hat da wohl was verschlafen. Nun, es kommt für sie ganz dicke, David komplimentiert sie hinaus. Kurz darauf jedoch bietet er ihr großzügig ein nicht benötigtes Zimmer an, im Gegenzug dafür erklärt sie sich bereit, die Workshop-Teilnehmer zu bekochen.

Das so wunderschön gestaltete Cover ist zur Einstimmung in dieses vorprogrammierte Verwirrspiel genau richtig, Susas Kochkünste tun ein Übriges. Hanna Holmgrens Wohlfühlroman mit allerlei Irrungen und einer gehörigen Prise Liebe liest sich flott, man taucht förmlich ein, möchte so manch Leckerei probieren und das alles inmitten einer herrlich beschriebenen Landschaft. Neben Susa und David sind da auch die ziemlich versnobte Claire, der nette Harry und Eoin, den ich nicht nur wegen seiner kreativen Ader sofort ins Herz geschlossen habe.

Als willkommene Zugabe sind am Ende des Buches Original irische Rezepte zum Nachkochen und –backen abgedruckt wie etwa Susas Liebeskummer-Kuchen. Dieser spielt natürlich in unserer Story eine nicht zu unterschätzende Rolle, schon allein die Zutaten klingen verführerisch und machen große Lust, diesen Kuchen baldmöglichst selber zu backen. Und – er wird auch ganz ohne Liebeskummer schmecken, da bin ich mir ganz sicher.

Die kleine Burg in Irland als Schauplatz einer Liebesgeschichte, versüßt mit allerlei Köstlichkeiten, ist wie ein Kurzurlaub zum Wegträumen und sich wohlfühlen.

Bewertung vom 25.05.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


ausgezeichnet

Raffiniert inszeniert

Linus Geschke hat mich mit seinem neuesten Thriller wiederum – wie schon in seinen Büchern zuvor – ungemein gefesselt und mir eine sehr kurze Nacht beschert. „Wenn sie lügt“ ist durchgehend spannend, ist raffiniert inszeniert und wenn man meint, alles zu wissen, kommt ein Detail ans Licht – schockierend und für diesen Moment so gar nicht erklärbar. Und jedem seiner Charaktere haftet etwas an, das nicht recht durchschaubar ist.

Vor etwa zwanzig Jahren hat David ein Liebespärchen getötet, ihre Leichen wurden auf einem Parkplatz am Rande eines Waldes entdeckt. Norah war für alle „die Freundin des Killers“, auch wenn ihre Beziehung zu diesem Zeitpunkt schon beendet war. Der Killer, so heißt es, soll auf der Flucht in der Ostsee ertrunken sein, seine sterblichen Überreste wurden jedoch nie gefunden. Bald danach ist Norah weggezogen und nun, nach vielen Jahren, ist sie zurück in Waldesroda.

Geschke erzählt von den Jugendfreunden, von Rolaf und Peggy, von Marcel und Lisa, von Daniel, von Norah und Goran und von David. Sie waren unzertrennlich, bis – ja, bis diese Morde sie haben auseinanderdriften lassen. Als Jahre später dann Norah Briefe mit brisantem Inhalt erhält, ist die Vergangenheit wieder präsent. Hat David die Briefe geschrieben? Es kann doch nicht sein, er ist tot und doch sind es vertrauliche Dinge, die hier stehen, die nur er wissen kann. Sie zögert lange, bittet dann doch Goran, ihren engsten Freund seit ihren Kindertagen, ihr beizustehen.

„Noch immer trieb die Vergangenheit die Gegenwart vor sich her. Noch immer waren die Geschehnisse und Folgen jener schon lange zurückliegender Nacht nicht verblasst.“ …und was, “wenn sie lügt?“

Der Autor erzählt vom Gestern, von der Clique, von der Tat. Und er erzählt vom Heute. In Rückblenden kommt er auf den Sommer 2004 in Waldesroda zu sprechen. Und es ist nicht irgendwer, es ist ER, der sich zwischendurch zu Wort meldet. Wer es ist, weiß man nicht. Nur so viel: ER weiß alles. Und es ist noch sehr viel mehr passiert. Die Frage drängt sich auf, was nach den Tagen nach den Morden geschehen ist und nicht nur diese Frage treibt mich um. Es scheint ein ganzes Lügenkonstrukt zu sein, das sich dahinter verbirgt.

Nicht nur der einnehmende Schreibstil von Linus Geschke drängt mich weiter. Es ist auch die so genial inszenierte Story, die mich nicht loslässt, dazu seine präzise gezeichneten Figuren, denen ich unbedingt folgen muss. Kurz: „Wenn sie lügt“ ist ein Thriller, der gelesen werden will.

Bewertung vom 23.05.2024
Die Doppelte Frau
Thalberg, Beate

Die Doppelte Frau


sehr gut

Außergewöhnlich

Ein Stück österreichische Zeitgeschichte vor der Kulisse der Festspielstadt Salzburg erzählt dieser Krimi Noir. Darin eingebettet erfährt man von der Fotografin Betty Steinhart, die Carl Ellingers Fotoatelier übernimmt. Er emigriert nach Kanada und überlässt seiner talentierten Mitarbeiterin sein Atelier, das auch unter Bettys Führung weiterhin seinen Namen trägt.

Aus drei Perspektiven wird dieser Krimi-Noir erzählt, wobei die fiktiven Figuren Eva und Max mit dem US-Amerikaner Harry eine erzählerische Einheit bilden. Der Krieg ist gerade mal zu Ende, der Glanz der Festspielstadt Salzburg noch nicht wiederhergestellt.

Die Hauptakteure dieses Krimis sind die bis zuletzt mysteriöse Eva, der Privatdetektiv Max und Harry J. Collins, der real existente Kommandant der US-Army. Das Nachwort gibt nähere Auskunft über ihn und die anderen, hier vorkommenden historischen Persönlichkeiten. Daneben ist von der Fotografin Betty Steinhart die Rede, wobei sie hier eher durch ihre Fotografien, die zwischen den Text abgedruckt sind, spürbar ist. Und – was ich außerordentlich schätze – finden sich am Ende des Buches die dazugehörigen Beschreibungen der jeweiligen Bilder wie etwa Szenen aus dem Jedermann, von Max Reinhardt, Paula Wessely, Lil Dagover und Marlene Dietrich, um nur einige wenige zu nennen. Die Story wird durch die Graphic Novels zusätzlich aufgewertet, diese vertiefen einzelne Szenen und machen das Buch zu etwas ganz Besonderem.

Es hat schon einige Zeit gedauert, um der Handlung folgen zu können. Die drei Hauptakteure erzählen in loser Folge, gefühlt übergangslos, sodass ich bei einigen Sequenzen nochmal zurückblättern musste. Die Geschichte verlangt ein aufmerksames Lesen, es ist ein Krimi Noir, den ich so noch nie gelesen und auch optisch noch nie gesehen habe. Schon allein diese beiden Aspekte und dazu die hartgesottenen Kerle inklusive Eva, die bis zuletzt nicht recht zu durchschauen war – vor dem Hintergrund des Nachkriegs-Salzburg - geben dem Roman die besondere Note.

„Die doppelte Frau“ fordert ihre Leser, das Rätsel um Betty Steinhart erspürt man eher dazwischen, die Handlung mit ihren Krimi-Elementen ist spannend, das Historische gut mit dem Fiktiven verknüpft. Eine schlussendlich stimmige, eine außergewöhnliche Story.

Bewertung vom 21.05.2024
Der Trommelwächter
Lehmann, Rüdiger und Sonja

Der Trommelwächter


ausgezeichnet

Großartig

Nachdem ich die beiden Vorgängerbände „Das Hochzeitszimmer“ und „Die Aisbergh-Akte“ mich wachsender Begeisterung gelesen habe, findet die Sally-Wheeler-Trilogie mit diesem dritten Band „Der Trommelwächter“ ihren fulminanten Abschluss.

Auf dem Trommelfell der Tontrommel, welche Kwaku Ananse mit Weisheit anfüllte und sich nun weiser als die Götter wähnt, schlägt er mit seinen Spinnenfingern den Takt und damit ihm keiner diesen wertvollen Inhalt stehlen kann, beschließt er, sie gut zu verstecken. Das Märchen aus Westafrika ist dem Geschehen, das vom Sklavenhandel erzählt, vorangestellt.

Das Autorenpaar Rüdiger und Sonja Lehmann bietet nicht nur einen faszinierenden Einblick in eine Welt voller Mythen und Götter, sie erzählen vom Sklavenhandel und dem letzten illegalen Sklavenschiff „Clotilda“, das im Jahre 1860 von Afrika nach Amerika fuhr und dessen Kapitän es – um einer Verhaftung zu entgehen – in Brand gesteckt und versenkt hat. Und sie haben noch sehr viel mehr zu bieten. Mit Randy Armstead und Sally Wheeler begeben wir uns auf eine aufregende Reise in die Vergangenheit und erleben auch Momente in der Gegenwart. Neben der Geschichte um ihre Vorfahren sind wir mittendrin in den nicht immer Goldenen Zwanziger Jahren, wir treffen auf die Künstler dieser Zeit - in Berlin und vor allem in Paris und natürlich auch in New Orleans, treffen auf Exotik und Erotik, hören Jazz, sind auf Kuba und beobachten auch Kontakte zur Mafia, auch wird die NS-Zeit nicht ausgespart.

Entstanden ist ein bestens recherchiertes Porträt einer Zeit, das in Dahomey, dem heutigen Benin, mit den Sklaven seinen Anfang nimmt und sich bis zur Jetzt-Zeit erstreckt. Dieses dritte Buch der Sally-Wheeler-Trilogie kann auch unabhängig von den beiden Vorgängerbänden gelesen werden. Jedoch empfehle ich sie alle, der Reihe nach, zu lesen. Denn hier erlebt man Geschichte, die gut lesbar und sehr interessant aufbereitet ist. Und auch das ins-Buch-finden ist dank der Auflistung der Hauptpersonen, gegliedert nach Familienzugehörigkeit, ein Leichtes. So kann man sich ganz dem Buch widmen und bei Bedarf kurz vorblättern.

„Ich möchte, dass wir das zu Ende bringen, was du mit der Suche nach deiner Vergangenheit vor über zehn Jahren in Gang gesetzt hast“ sagt Elini, Sallys Ehefrau, zu ihr. Und auch das Autorenpaar Lehmann hat nun zu Ende gebracht, was sie einst mit ihrem „Hochzeitszimmer“ angefangen haben. Ein gutes Ende, wie ich finde.

Bewertung vom 21.05.2024
Provenzalische Flut / Pierre Durand Bd.10
Bonnet, Sophie

Provenzalische Flut / Pierre Durand Bd.10


ausgezeichnet

Tod eines Tauchers

Der mittlerweile zehnte Band der Pierre-Durand-Reihe ist ausgelesen und nicht nur mich hat der Alltag wieder, auch Pierre und Charlotte sind nach aufregenden Tagen zurück in Sainte-Valérie, dem fiktiven Örtchen in Südfrankreich.

Aber ich greife vor, denn die „Provenzalische Flut“ findet während ihrer Flitterwochen statt, die sie an der Côte Varoise verbringen. Doch mit der trauten Zweisamkeit ist es schnell vorbei, denn Pierre will für seine Fitness mehr tun und so werden die nächsten Tage ganz anders als geplant. Während Charlotte noch schläft, führt Pierre seine morgendliche Joggingrunde hinunter zum Strand. Weiter draußen beobachtet er einen Mann, der sich – wie betrunken - aus einem Boot hievt und unbeholfen im Wasser treibt. Da heißt es schnell handeln. Pierre wählt den Notruf und schwimmt hinaus und packt den Mann, der in Panik um sich schlägt. Nun, es gelingt Pierre, ihn an Land zu ziehen. Mit letzter Kraft keucht der Fremde noch ein paar Worte hervor, auch flüstert er ihm „Camille…“ ins Ohr und auch dem Notarzt, der alsbald zur Stelle ist, nennt der Verunglückte einen Namen.

Pierre ist hier Privatperson. Der Polizist ist daheim geblieben, wenngleich sich dieser in seinem Inneren schon meldet, denn alles deutet darauf hin, dass der Taucher, den er an Land gezogen hat, nicht einfach so verunglückt ist. Da hat einer nachgeholfen, zumindest ist Pierre davon überzeugt. Die örtliche Polizei sieht das anders, was ihm so gar nicht behagt. Spätestens dann, als der Notarzt ihn um ein Treffen bittet, da er ihm Wichtiges mitzuteilen hat, ist Pierre davon überzeugt, dass hier mehr dahintersteckt. Nur leider wartet er auf den Notarzt vergeblich, er ist spurlos verschwunden, die zuständige Polizistin interessiert sich auch dafür nicht. Was bleibt Pierre anderes übrig, als diesen mysteriösen Vorkommnisse selbst nachzugehen. Ein schlechtes Gewissen hat er seiner Charlotte gegenüber schon, er windet sich, findet Ausreden und meint, sie bekommt seine Recherchen nicht mit.

Und nicht genug damit, mischen auch Umweltaktivisten kräftig mit. Es geht um die Wasserversorgung der malerischen Insel Pórquerolles und um den Erhalt der Seegraswiesen. Den zunehmenden Tourismus und die Problematik dahinter hat die Autorin nicht ausgespart, mir aber auch ein wunderbares Bild von diesem paradiesischen Fleckchen Erde gezeigt.

Sophie Bonnet verbindet die so spannenden kriminalistischen Elemente atmosphärisch mit all den kulinarischen Genüssen vor der traumhaften Kulisse Südfrankreichs. Dazu und mittendrin sind es der liebenswerte und so charmante Dorfpolizist Pierre Durand und seine Charlotte, die Köchin aus Leidenschaft.

Auch der zehnte Fall für Pierre Durand hat es in sich. Es ist ein fesselnder, spannungs- und wendungsreicher Krimi, der mich bestens unterhalten hat. Charlotte und Pierre, dem jung vermählten Paar, wünsche ich noch einige ereignislose Tage der Zweisamkeit, bevor es für Pierre in seinem nächsten Fall wieder ans Ermitteln geht.

Bewertung vom 18.05.2024
Der Lieblingskontakt
Martensen, Manuel

Der Lieblingskontakt


ausgezeichnet

Kommissar Bork ermittelt

„Der Lieblingskontakt“ ist das dritte Buch von Manuel Martensens Nordsum-Reihe mit seinem Ermittler Walter Bork. Dieser Kriminalfall ist in sich abgeschlossen und kann somit ohne Kenntnis der Vorgängerbände gelesen werden.

Maja Lamprecht ist für die Agentur Schopp tätig. Eine Detektei, die ihre Mitarbeiter bestens schult, bevor sie eingesetzt werden. Die Kundenaufträge werden nach bestimmten Vorgaben – von low bis high – eingestuft. Den Auftrag, den Maja trotz ihres bevorstehenden Urlaubes annimmt - ein Low Level - betrachtet sie als kurze Urlaubsunterbrechung, da sie sowieso direkt am Ort der Observierung ist. Es ist eine einfache Beschattung, leicht verdientes Geld sozusagen. Und doch läuft es diesmal nicht rund, sie wird enttarnt und bricht daraufhin sofort den Auftrag ab. Auch dies ist eine normale Vorgehensweise sowohl zu ihrem Schutz als auch zu dem des Auftraggebers. Eine andere Mitarbeiterin wird an ihrer Stelle geschickt, die Observierung läuft weiter undercover.

Mit Maja reise ich ins fiktive Nordsum. Dort hat sie einen Bungalow gemietet. Neben diesem verkorksten Auftrag kristallisiert sich heraus, dass es jemand auf sie abgesehen hat. Gut, ihr Job könnte durchaus in jemandem Rachegefühle auslösen. Von so einigen zwielichtigen Gestalten lese ich, keiner davon ist mir geheuer. Selbst Klaas, ihr Vermieter dieses Feriendomizils, verhält sich merkwürdig und ein anderer holt sein Jagdgewehr aus dem Auto - auch er ist mit Vorsicht zu genießen. Spätestens dann, als es eine Tote gibt wird klar, dass auch Maja in Gefahr schwebt. Ein Fall für Kommissar Bork.

Die kurzen Kapitel werden aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Neben Majas Sicht auf die Vorkommnisse bekomme ich Einblicke in Borks Ermittlungen und auch die Gedanken der Täterperson fließen mit ein. Dabei bleibt es spannend bis zum Schluss, ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer denn hinter diesen perfiden Machenschaften stecken könnte. Nicht nur einmal möchte ich Maja warnen, sie aus äußerst gefährlich scheinenden Situationen befreien. Sie ist zu wagemutig und nicht nur ihre Alleingänge greifen mein Nervenkostüm empfindlich an. Für wen ist sie Zielperson, für wen Lieblingskontakt?

Die durchweg rasante Story ist lange nicht durchschaubar, die Charaktere gut gezeichnet. Bork als Ermittler bleibt eher im Hintergrund, er beobachtet, ist immer ein wenig mürrisch und weiß doch genau, wo es lang geht. Ein Kommissar, wie er sein soll. Sein dritter Fall war der erste für mich, gespannt erwarte ich seinen nächsten, seinen vierten Fall.

Bewertung vom 15.05.2024
Das Haus der Lügen / Kajsa Coren Bd.7 (eBook, ePUB)
Teige, Trude

Das Haus der Lügen / Kajsa Coren Bd.7 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vielschichtiger, sehr lesenswerter Krimi

Kürzlich habe ich von Trude Teige ihre beiden Bücher „Als Großmutter im Regen tanzte“ und gleich anschließend „Und Großvater atmete in den Wellen“ gelesen. Ach, was sage ich – verschlungen habe ich diese wundervollen, so berührenden Bücher. Die Autorin schreibt so einnehmend, so ansprechend, an ihr werde ich nie mehr vorübergehen. Und so bin ich auf „Das Haus der Lügen“ aufmerksam geworden und habe diesen Norwegen-Krimi angefangen nicht mehr weglegen können.

Eine Nachbarin beobachtet eine Gestalt im gegenüberliegenden Garten, sie wird später noch befragt werden. Auch wird die Journalistin Kajsa Coren aus der Notaufnahme angerufen, sie möchte doch bitte kommen und ein paar Anziehsachen mitnehmen, es geht um Anik. Die beiden Frauen kennen sich seit Studienzeiten und nun, in ihrer großen Not, hat sich Anik an Kajsa erinnert. Seit einem halben Jahr wohnt Anik wieder in ihrem Elternhaus, nachdem sie fünf Jahre in England war. Sie wohnt alleine und als es bei ihr klingelt, macht sie nichtsahnend einem Typen - mit einer Skimaske verkleidet - auf. Dieser zückt ein Messer, drängt sie aufs Bett, vergewaltigt sie und zwingt sie anschließend, sich in der Badewanne zu waschen. Anik ist nicht die einzige, der das passiert. Weitere, ähnlich gelagerte Fälle, folgen.

Die Kriminalbeamtin Beth Ross ermittelt mit ihrem Kollegen Tom Lohne, geleitet werden die Ermittlungen von Karsten Kjølas, dem Lebensgefährten von Kajsa. Gleichzeitig untersuchen sie einen Fund mit menschlichen Überresten, die seit geschätzt zwanzig bis dreißig Jahren unentdeckt an einem Steilhang gelegen haben.

Nach und nach werden die Nachbarn von Anik näher betrachtet. Keiner will etwas gesehen haben, auch die oben erwähnte Nachbarin, die den ganzen Tag neugierig am Fenster hängt, kann oder will nicht weiterhelfen. Jeder scheint sich in Lügen zu verstricken, auch ist vom Münchhausen-Syndrom die Rede. Und was hat es mit diesem Knochenfund auf sich? Auch lese ich von jemandem, dessen Gedanken mir schier das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Trude Teige hat mich ab Seite eins gefesselt. Was sie mir hier auftischt, ist so gar nicht durchschaubar. Ihren Charakteren nehme ich ihr Handeln sofort ab, wenngleich mir die meisten davon nicht gerade sympathisch sind. Mehr noch – ich möchte denen nicht begegnen, keinen davon in meiner Nachbarschaft wissen. Warum lügt man? Um sich oder andere zu schützen? Um zu verdrängen? Oder warum sonst? Diese Fragen drängen sich zwischendurch auf.

Die Autorin zeigt auch hier, in ihrem vielschichtig angelegten Krimi, großes Talent, eine Geschichte mit überraschenden Wendungen zu entwickeln und weiter auszuführen, dass man als Leser gar nicht anders kann, als der Tätersuche gebannt zu folgen. „Das Haus der Lügen“, der neueste Krimi von Trude Teige, hat mich verblüfft, beeindruckt, begeistert und mitgerissen. Natürlich werde ich ihre schon erschienenen Krimis lesen, ich freu mich schon drauf.

Bewertung vom 15.05.2024
Das Gegenteil von Erfolg
Thomas, Eleanor Elliott

Das Gegenteil von Erfolg


sehr gut

Vom gepflegten Scheitern und mehr…

„Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, es ist ein Teil davon.“ Scheitern wir nicht alle? Immer wieder? Und machen weiter – irgendwie?

Lorrie Hope ist guter Dinge. Familie, Job, Freunde – es scheint so, als ob sie alles im Griff hätte. Und nun steht ihre Beförderung an, ihr Projekt „Green Cities“, das für mehr Grün in der Stadt sorgen soll, ihr Baby sozusagen, wird an diesem Freitag vorgestellt. Es wird ein Tag, der verrückter nicht sein könnte und mittendrin ist Lorrie.

„Das Gegenteil von Erfolg“ beginnt am Tag des gepflegten Scheiterns, in Rückblenden erfahren wir mehr von der jungen Lorrie, haben Einblick in ihre Familie und erfahren auch so einiges von ihrer langjährigen Freundin Alex. Ruben, ihr erster Freund, arbeitet mittlerweile als Anwalt für Glup, dem Sponsor von Green Cities. Soweit, so okay. Wären da nicht Glups anderweitige Machenschaften, welche die Klimaaktivisten auf den Plan rufen. Und nicht genug damit, auch Alex, Lorries beste Freundin, kennt Ruben und seine Ehefrau besser, als sie zugibt. Und - sie arbeitet an einem Dokumentarfilm, dem der Aufhänger fehlt. Also überredet sie Lorrie, den Abend über filmen zu dürfen und dieser Abend, diese Feier, gerät so ganz anders als vorgesehen.

Lorrie ist ein liebenswerter, ein wenig verpeilter Charakter, je nach Situation. Sie stolpert gefühlt von einem Fettnäpfchen ins nächste, windet sich irgendwie wieder heraus (oder auch nicht), ist weitgehend beratungsresistent und doch möchte man sie in den Arm nehmen, sie in eine Richtung schubsen, in der sie sich ein wenig erholen, in der sie ganz tief durchatmen kann. Aber - muss man immer nett, soll man stets sympathisch sein, um vorwärts zu kommen? Die Moral von der Geschicht, das Ende des Buches, gibt dann schon Antwort auf diese Frage.

Die Story lässt sich locker-leicht lesen, auch wenn so manche Passage etwas zu langatmig geraten ist. Anderes hingegen kommt ziemlich schräg, zu überdreht rüber. Ein Buch, das eher nachdenklich denn humorig stimmt, das mich aber schon auch zum Schmunzeln gebracht hat, das - mit einer leicht überreizten Protagonistin – unterhaltsame Lesestunden bietet.

Bewertung vom 12.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


ausgezeichnet

Aus Fremden werden Freunde

Romy Fölck entführt mich auf einen alten Hof, der - umgeben von Wald, inmitten der Lüneburger Heide - Bennos Zuhause ist. Er ist eher ein Einsiedler, kann mehr mit Tieren und Pflanzen denn mit Menschen umgehen, sein Lebenshof gibt alten, ausgemusterten Tieren ihr Gnadenbrot. Um den Hof steht es nicht zum Besten, da die laufenden Kosten zu hoch sind und der Schuldenberg immer größer wird. Da ist es ihm ganz recht, dass er eine der zwei leer stehenden Wohnungen an Thea vermieten kann. Ende zwanzig war sie, als sie nach Portugal ausgewandert ist und nun, mit fünfzig, bekommt sie eine ärztliche Diagnose, die sie heimwärts, ins kalte Deutschland, treibt. Wäre noch die junge Juli, die nach dem Tod ihres Opas nach Amsterdam wandert. Eigentlich wollten sie gemeinsam dort hin und nun hat sie sich in Gedenken an ihren geliebten Opa ganz alleine auf dem Weg gemacht. Ihre Wanderung wird jäh gestoppt, als sie durch die Wälder streift, stolpert, nicht mehr weiter kann und auf Bennos Hof eine Bleibe findet.

Romy Fölck hat mich zuletzt mit ihrem Roman „Die Rückkehr der Kraniche“ begeistert und auch hier, mit ihrem neuesten Werk, ist ihr dies gelungen. Nur mal kurz hineinlesen, um „Das Licht in den Birken“ zu erspüren – das war mein Gedanke. Weggelegt habe ich das Buch erst, als ich den letzten Satz der 348 Seiten gelesen habe. Mit Thea und ihren beiden Ziegen Clara und Aurélia bin ich bei dem spröden, zuweilen ganz schön übellaunigen Benno gut angekommen, wollte dann aber schon wissen, wie die beiden Bennos Lebenswerk retten können. Nicht nur die zwei haben im Laufe ihres Lebens so einiges wegstecken müssen, auch Juli, die wegen ihrem verletzten Fuß nicht weiter kann, ist trotz ihrer jungen Jahre nicht ungeschoren davongekommen.

Der Roman, hat mich auf ganzer Linie begeistert. Aus dem ursprünglich anvisierten Stündchen, um ins Buch hineinzufinden, sind etliche mehr geworden, ein Weglegen wäre keine Option gewesen. Romy Fölcks unaufgeregter Erzählstil fesselt ungemein, ihre Charaktere sind lebensnah und gut nachvollziehbar dargestellt mit all ihren Unzulänglichkeiten, sie haben diverse Ecken und Kanten, sie überzeugen, sie sind echt. Drei Fremde, die sich zusammenraufen, die - jeder für sich und auch gemeinsam - einen Neuanfang wagen, die zu Freunden werden. Das angegilbte Tagebuch, das Thea zur Jahrtausendwende begonnen hat, hat sie wiedergefunden und die hierin geschriebenen fünf Worte sind es, die all das ausdrücken, was es im Leben braucht - Mut, Leidenschaft, Hoffnung, Erfüllung, Liebe.

Schon der erste Eindruck - das Cover - fängt die Stimmung um den einsam gelegenen Hof aufs Beste ein, man kann sich die drei ganz und gar unterschiedlichen Menschen, die hier aufeinandertreffen und deren Schicksale sich trotz ihrer Gegensätzlichkeit ähneln, gut vorstellen. Die Geschichte um drei Fremde, die zu Freunden werden, eingebettet in eine Landschaft voll sprödem Charme, ist leise und doch kraftvoll erzählt. Romy Fölck hat mich damit einmal mehr überzeugt. Ein lebenskluger Roman voller Wärme, den ich gerne weiterempfehle.