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Top-Rezensenten Übersicht

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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2023
Nur 300 km
Bertram, Rüdiger

Nur 300 km


sehr gut

Ich sitze im Rollstuhl, ja und, aber das ist nicht! das Problem

Carl ist 12 Jahre alt und sitzt seit einem Autounfall im Rollstuhl. Und nun macht er Urlaub, hier am Ostseestrand, mit seiner Mutter. Dabei wollte er doch eigentlich ins Rolli-Skat-Camp. Doch für Frustration bleibt keine Zeit, denn dem Flip-Flop, der ihm an den Kopf fliegt, folgt Fee, laut, über alle Maßen lebhaft, quasselnd und irgendwie schon etwas übergriffig. Die beiden freunden sich schnell an und als Carl Fee gesteht, wie sehr er seinen Vater vermisst, der die Familie nach dem Unfall verlassen hat, ist für sie sofort klar, da müssen wir was tun. Carls Vater arbeitet in Berlin, lächerliche 300 km von dieser Ferieneinöde entfernt und so machen sich die zwei auf den Weg dorthin, denn Carl muss sich einfach mit seinem Vater aussprechen. So viele Fragen und das große Warum, warum hat er sie verlassen. Natürlich läuft dieser Roadtrip nicht ohne Probleme ab, eigentlich ist alles nur Problem. Aber die beiden Kinder lernen, mit- und voneinander, halten, wenn es darauf ankommt zusammen und so geht es weiter voran, bis zum Ziel.
Diese Geschichte, sie ist spannend, unterhaltsam und sehr lebendig, was ziemlich viel auf das Konto dieses manchmal schon sehr überquirligen Mädchens geht. Aber letztendlich passt es einfach und dass Fee auch noch die ein oder andere Lüge mit im Gepäck hatte, ist dann am Ende auch irgendwie Schnee von gestern. Dazu kommt, dass Carls Behinderung Thema ist, aber nicht das Thema. Natürlich ist es immer da und man hat durchaus den Eindruck, dass da eine gewisse Traurigkeit ist, in Carl. Aber auch das gehört dazu. Alles andere wäre unrealistisch und das völlig falsche Signal an die Leser, die hier mitlesen und eben für ein Stück mit Carl und Fee mitleben.
Schöne überzeugende Geschichte, die richtig gut funktioniert.

Bewertung vom 29.11.2023
Wie ich lernte, den Fluss zu lieben
Vinogradova, Laura

Wie ich lernte, den Fluss zu lieben


ausgezeichnet

Starke Erschütterungen machen das Leben schwer, aber es gibt Hoffnung

Die 36-Jährige Rute hat inzwischen eigentlich ein gutes komfortables Leben. Sie lebt mit ihrem Mann, der sie sehr liebt, in der Stadt. Aber es gibt Probleme in ihrer Beziehung und als sie die Nachricht bekommt, dass ihr Vater, den sie gar nicht kannte, ihr sein Haus vermacht hat, es liegt abgelegen auf dem Land in der Nähe eines Flusses, nimmt Rute die Gelegenheit wahr und verbringt einen Sommer in diesem Haus. Dort gelingt es ihr, sich den Verletzungen, die die ungute Kindheit mit den ständig wechselnden Liebhabern ihrer Mutter erzeugt haben und vor allem auch dem Verlust ihrer älteren Schwester Dina zu stellen. Diese wurde vor 10 Jahren entführt und seither hat es kein Lebenszeichen mehr von ihr gegeben. Rute schreibt ihr Briefe, die sie nie abschickt und erst jetzt, hier an dieses stillen Ort, kann sie sich eingestehen, wie verzweifelt sie über diese Ungewissheit ist und wie sehr dies auch ihr jetziges Leben belastet.
Dieses nur 120 Seiten starke Buch zeigt seine Stärken in der Weise, wie die Autorin Rutes Innerstes offenlegt und so deren eigene Entwicklung anstößt, hin zu der Möglichkeit, seinen Frieden mit den Geschehnissen zu machen und wieder positiver in die Welt zu schauen, was auch ihre Beziehung zu ihrem Ehemann mit einschließt. Dies geschieht in einer zarten, schnörkellosen, sich an die Dinge herantastenden Sprache, die sehr gut zu der Geschichte passt. Und so wird auch für uns Leser dieses Buch zu einer willkommenen Entschleunigung in einem Alltag, der einem viel Zeit abverlangt.

Bewertung vom 27.11.2023
LEBRON - Die große Biografie des NBA-Superstars
Benedict, Jeff

LEBRON - Die große Biografie des NBA-Superstars


ausgezeichnet

Ein Superstar mit starker Entwicklung, auch außerhalb seines Sports

Lebron ist in seinem Sport, dem Basketball, einer der ganz großen Superstars und er hält diese Position schon über viele Jahre. Er zeigt, inzwischen auch schon 38 Jahre alt, immer noch eine kontinuierlich herausragende Leistung und das bei einem Spielepensum, wie es einem in der NBA abverlangt wird. Aber das allein erklärt nicht seine Stellung, sein hohws Ansehen in der Gesellschaft. Inzwischen ist der auch als Werbeikone gesetzte Sportler eine Persönlichkeit, der man zuhört, wenn er sich gegen Rassismus und soziale Ungleichheit ausspricht, mit politischen Schwergewichten wie z.B. Barack Obama an seiner Seite. Dazu kommt ein breitgefächertes Unternehmertum, dass auch Wohltätigkeit mit einschließt. Und so wird der Multimillionär auf jeden Fall auch nach Beendigung seiner sportlichen Laufbahn seinen Weg gehen und ein 'Star' sein, in seiner Präsens Dinge voranbringen. Das wird interessant.
Wie er zu dem wurde, der er heute ist, das erzählt diese Biographie sehr gelungen und aussagekräftig, ohne das man je befürchten muss, dass es langweilig wird. Der Werdegang von einer Kindheit in armen Verhältnissen, von der Mutter allein großgezogen, hin zu der Chance, die sein Talent ihm bot, ein beeindruckendes Stück Lebensgeschichte. Und man sieht, hier wurde einem nichts in den Schoß gelegt. Er hat sein Bestes gegeben, hart gearbeitet, Höhen und Tiefen durchlaufen. Das blieb auch ihm nicht erspart und es gab viele Momente, da hätte es anders kommen können. Aber da war viel Wille, Kampfgeist und Disziplin und ab einem gewissen Zeitpunkt auch die richtigen Menschen um ihn herum, die ihn dahin gebracht haben, wo er heute steht.
Ein starkes Buch, beschrieben von einen Biograph, der sein Fach versteht und der mit seinem Stil, neben den Fakten, auch für die Nähe zu diesem absoluten Superstar gesorgt hat.
Hier kommt viel Authentizität rüber und das macht diese Geschichte zu einer richtig starken Sache.

Bewertung vom 27.11.2023
Die Stärkste unter ihnen
Seemann, Selina Kristin

Die Stärkste unter ihnen


gut

Das Thema Grooming und der Roman dazu, authentisch, roh und von Oberflächlichkeit gestört

Milena, Anfang 20, reist nach Irland zu Josh, fest entschlossen, mit dem im Internet kennengelernten Mann eine Beziehung einzugehen, eine normale Beziehung. denn sie will sich beweisen, dass sie das kann. Doch es wird nicht funktionieren, das ist klar, denn Josh ist bei näherer Betrachtung auch nicht der 'Normalste'. Aber eigentlich geht es schwerpunktmäßit um Milenas Vergangenheit, wobei Vergangenheit ist diese hochbelastende gerade erst beendete Beziehung wohl eher nicht. Und so wird die junge Frau durch entsprechenden Backflashs sehr schnell von dem Erlebten eingeholt. Es gab diese gravierende ihre Jugend prägende Beziehung, so nennt es Milena selbst, die in all ihren Facetten klassisch der Thematik Grooming zuzuordnen ist. Nick, ein 20 Jahre älterer Mann, verheiratet und kirchlicher Jugendbetreuer, lernt Milena mit 14 kennen und nähert sich ihr. Für das Mädchen ist es Liebe und sie tut alles, um ihrem Freund zu gefallen. Neben der gemeinsamen Sexualität ist das auch das Schlafen mit anderen Männern, auf Wunsch und zum Anschauen für ihren Freund und Besuche im Swingerclub. Viel passiert in dieser Zeit und erst langsam reflektiert die Heranwachsende das Geschehen, das, was hier wirklich abläuft. Und letztendlich schafft sie es, inzwischen eine junge Frau, dem Ganzen ein Ende zu setzten. Doch statt weiterer Aufarbeitung stürzt sie sich ein ein nächstes sexuell motiviertes Abenteuer.
Diese Geschichte ist natürlich besonders, schon des Themas wegen. Und sie hat ihre guten Teile, intensive Momente, authentisches, notwendiges, was einfach an- und ausgesprochen werden muss. Und dann, leider, gibt es da auch viel Oberflächlichkeit, die eben nicht nur als blose Überbrückung anzusehen ist, um all das Andere besser aushalten zu können und so auch als Leser die Möglichkeit zu bekommen, Atem zu holen und zu reflektieren.
Sich mit seinem Debütroman an ein solches Thema zu wagen, beachtlich, mutig und wahrscheinlich konnte die Autorin auch gar nicht anders. Aber letztendlich hat die Geschichte als Ganzes nicht vollständig überzeugt. Und trotzdem muss man den Roman lesen. Er gibt einem viel mit über dieses Thema. Und er erzeugt Aufmerksamkeit, für eine Autorin, die man im Auge behalten sollte. Denn es wäre auch viel einfacher gegangen, für das erste eigene Werk und das finde ich stark.

Bewertung vom 27.11.2023
Und am Ende die Freiheit
Rabe, Verena

Und am Ende die Freiheit


sehr gut

Das Leben als Frau, was geht in diesen Zeiten, 1920er- und 1950er-Jahre

Die 1920er-Jahre, die junge Helene studiert in Berlin Jura. Das ist zur damaligen Zeit noch ungewöhnlich und man macht es ihr nicht leicht. Aber sie erfährt auch zumindest mentale Unterstützung, durch ihren Kommilitonen Julius. Und so schließt sie nicht nur das Studium ab, sie promoviert anschließend auch noch, gute Voraussetzungen für ein ambitioniertes Berufsleben. Doch dann kommt die Nazizeit und Frauen werden zurückgezwungen an Heim und Herd. So geht es auch Helene. Sie heiratet, zieht nach Hamburg, umsorgt ihren Ehemann und zieht zwei Kinder groß. Als diese dann aus dem Haus sind, ist sie Anfang 50, als Hausfrau gelangweilt und intellektuell unterfordert. So gerne würde sie arbeiten, aber das kommt für ihren konservativen Ehemann natürlich nicht in Frage. Wie sähe das denn aus in ihren Kreisen. Doch dann trifft sie, welch glücklicher Zufall, Julius wieder, ihre Liebe aus Studienzeiten, Julius, der damals in die Schweiz integrieren musste, da er Jude war. Und diese Begegnung gibt ihr Kraft und lässt sie, gestärkt durch die Erinnerungen an ihre Ambitionen als junge Frau, kämpfen, aufbegehren gegen das gesetzte Umfeld, in dem sich die Rollenkonventionen so tief eingegraben haben als wäre die Zeit stehengeblieben. Und tatsächlich erhält sie eine Chance auf einen beruflichen Neuanfang, nach all den Jahren und sie packt zu.
Helene ist die starke Frau, die dieses Buch trägt und vollkommen authentisch als Spiegelbild diese Zeit zwischen den 1920er bis ans Ende der 50er Jahre wiedergibt.Dabei hat man gerade in den Beschreibungen des Alltags so manches Ahaerlebnis und hört im Kopf die Erzählungen der eigenen Großmütter und Mütter, die jetzt noch einmal hervortreten und so für einen selbst aufs Neue sehr lebendig werden.
Ein gute sehr unterhaltsame Geschichte, die sehr realistisch herüberkommt und dankbar macht, für alle, die dafür gekämpft haben, dass Leben heute zumindest so ist, wie wir es leben können, als emanzipierte Frauen in der Gesellschaft, mit so viel Gleichberechtigung, wie nur eben möglich. Und es spornt an, weiterzumachen.

Bewertung vom 22.11.2023
Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?
Heim, Gabriel

Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?


sehr gut

Wer war mein Vater? Eine Spurensuche, die ein interessantes Stück Zeitgeschichte widerspiegelt

Aufgewachsen ohne seinen Vater und erst spät durch die Nennung seines Names durch die Mutter überhaupt existent, macht sich der Autor dieses Buches auf die Suche. Wer war dieser Felix Gasbarra? Enorm vieles. Zum Beispiel eine durchaus mehr wie lokale Größe im Kulturbetrieb Berlins in den 1920er und -30er Jahren, in der der damals als Kommunist sehr umtriebige Mann zusammen mit Erwin Piscator Theaterstücke über das Leben der Arbeiterschaft aufführte. Hier hatte er seine öffentlichste Zeit, mit Kontakten zu bekannten Persönlichkeiten wie Bertolt Brecht, Käthe Kollwitz und Wassily Kandinsky. Und an seiner Seite, die Malerin Doris Homann, die dann auch seine Ehefrau wurde. Ihre Aufzeichnungen sind die Hauptquelle für die irgendwie doch eher spärlichen Informationen über den wahren Gasbarra, den Mann hinter der Fassade, wenn es denn eine wahr, den Menschen, der eine Familie wollte und sie eigentlich 'nie wirklich gelebt' hat. Er hatte mit seiner Frau zwei eheliche Kinder, neben dem Sohn, dem Autor dieser Geschichte, zu dem er nie Kontakt aufgenommen hat, es auch nicht wollte. Gasbarra war auf jeden Fall ein Angepasster, vom Kommunist bis hin zum Faschismus unter Mussolini, zumal an sehr effizienter Stelle, wandelbar eben und man muss ja auch leben. Und er hatte es gut bei den Frauen. Seine Ehefrau war der starke Rückhalt an seiner Seite und sie hat sich entschieden, es hinzunehmen, womit er sich das Leben 'freier' gestaltet hat. Es war ja auch einfach.
Aber eigentlich ist in diesem Buch Gasbarra nur das Leitmotiv, für ein gut eingebrachtes, interessantes Stück Zeitgeschichte, von einer intensiv beleuchteten Zeit während der Weimarer Republik, über die NS-Diktatur bis zu Italiens Mussolini. Dazu kommen Reisen, zu Orten, in Länder, die für den Vater oder andere Familienmitglieder Bedeutung hatten, gar zur Heimat wurden und auch dies führt zu sehr eigenen gut reflektierten Teilstücken dieser Auseinandersetzung, für den Autor letztendlich auch mit sich selbst.
Ein auch in der Sprache und den gewählten wiederkehrenden Zeitsprüngen eher ungewöhnliches Buch, in das man sich als Leser erst hineinfinden muss. Aber es lohnt sich, sich mit auf diese Reise zu begeben.
Empfehlenswert

Bewertung vom 18.11.2023
Cancer Coaching
Blumenfeld, Sarah

Cancer Coaching


ausgezeichnet

Krebs wirft das eigene Leben um und eine andere Realität beginnt

Die Autorin dieses Buch hatte Krebs. Dreimal musste sie sich dieser Diagnose stellen. 29 Jahre jung und Mutter von zwei Kindern, ein Umfeld, dass teilweise sehr erschreckend reagiert und trotzdem hat sie es geschafft. Sie hat den Kampf gegen die Krankheit gewonnen, die notwendigen Therapien durchlaufen, durchlebt, nie aufgegeben. Sie war gezwungen, die Selbstbestimmung über ihren Körper ein Stück weit aufgeben. Aber trotzdem war es immer noch sie, die diese Schlachten geschlagen hat, weitergemacht, wo es nicht mehr so richtig nach einem guten Ende aussah. Sie hat sich ihren Mut und ihre Stärke immer wieder neu zurückgeholt. Und sie hatte auch das Glück, in ihren Ärzten Partner zu finden, durch Kommunikation mit ihnen Vertrauen aufzubauen und es zu erhalten, bzgl. all dem, was ihrem Körper und auch ihre Seele widerfuhr.
Und sie wollte ihre Erfahrungen weitergeben, anderen betroffenen Menschen und ihren Angehörigen zeigen, wie schlimm und herausfordernd das Alles wirklich ist, dass es so ist. Und ihnen so auch Hoffnung machen. Gebt nicht auf!
Die Autorin selbst ist heute Cancer-Coach, hilft, durch ihre eigenen Erfahrungen zusätzlich sensibilisiert und versehen mit viel Selbstreflektion, Betroffenen und ihren Angehörigen auf ihrem Weg. Und das kann wirklich eine Hilfe sein. Denn durch die Krankheit ist man oft unvorstellbar allein.
Ein tolles Buch, ein ehrliches Buch, authentisch und überzeugend in seinem Wunsch, Hilfe zu leisten. Und ich denke, dass es das auch tut, für viele Menschen, für die die Krankheit Krebs in irgendeiner Weise Bestandteil des eigenen Lebens ist.

Bewertung vom 16.11.2023
Die Legende vom letzten Bücherjäger
Menschig, Diana

Die Legende vom letzten Bücherjäger


ausgezeichnet

Die Welt der Bücher, eine magische Welt, genau wie diese Geschichte

Dieses Buch, es handelt von Büchern, von ihrer unglaublichen Bedeutung für unser Leben, wie wir unser Dasein dadurch hinterfragen und es dann vielleicht besser machen, wie sich unsere Gesellschaft aus dieser Reflektion heraus weiterentwickelt. Bücher sind entscheidend für den Fluss der Welt. Und diese Geschichte, sie macht uns dies mit ihrer Spannung, der Magie, die sie durchströmt, auf eine sehr unterhaltsame Weise bewusst.
Wir gehen durch die Stadt Brück und erleben Menschen, deren Leben in einen freudlosen eintönigen Trott verfallen ist. Und das Warum? Es sind die Bücher, die es hier nicht geben darf, denn Bücher sind böse, so wird es gesagt und geglaubt, je länger dieses Gesetz sich hält. Aber es gibt Abtrünnige, Bücherbewahrer, Menschen, die lesen, auch das ist natürlich verboten und wenn jemand gar ein Buch schreibt, wird das bis hin zum Tode bestraft. Und es gibt Menschen wie Jelto, ausgestattet mit einer besonderen Gabe. Er kann Bücher erriechen, das Leder des Einbands, die Tinte, das Papier, den Leim. Und jede Nacht streicht er durch die Stadt und sucht, mit der Mission, die Stadt endgültig bücherfrei zu machen, nach versteckten Exemplaren. Gleich am nächsten Morgen werden die gefundenen Bücher dann verbrannt, was in Jelto schon immer ein ungutes Gefühl erzeugt hat. Eines Tages passiert es dann. Ein außergewöhnlicher Auftrag, die Suche nach einem regelrecht magischen Buch wird ihm angetragen. Und was dann passiert, verändert alles. Jelto hinterfragt, sucht Antworten und seine innere Welt wird eine andere. Und Wyona, eine Züchterin von Taschendrachen, wahrlich magischen Wesen, hilft ihm dabei, dieses neue Bewusstsein umzusetzen und zu handeln.
Was für eine Geschichte. Alles ist von der Autorin so kunstvoll und absolut stimmig zusammengefügt, Spannung pur, mit genau der richtigen Menge Fantasie umhüllt und dazu eine Botschaft, die wirklich wichtig ist. Wer wird dies mehr bestätigen, wie wir selbst, die, die Bücher lesen, aus so vielen Gründen, aber auf jeden Fall auch ob der Erweiterung der eigenen Welt.
Sehr zu empfehlen, nicht nur für die angedachte jugendliche Leserschaft.

Bewertung vom 16.11.2023
So kommt das Gute in die Welt
Stewart, Alexandra

So kommt das Gute in die Welt


ausgezeichnet

Freundlichkeit ist ein hohes Gut und dieses Buch zeigt, dass man damit viel bewirkt

Freundlichkeit wem, welcher Sache oder Gruppe gegenüber, auch Freundlichkeit gegenüber sich selbst, ein hohes Gut, so einfach anzuwenden und so wirkungsvoll. Jeder hat sie in sich, die Freundlichkeit und sie ist vollkommen umsonst, also wenden wir sie an und bringen damit Positives in die Welt, im Kleinen und letztendlich auch im Großen.
Dieser Aufruf, diese Botschaft, dieses Buch hilft dabei, sie hinauszutragen in die Welt und jeden einzelnen Menschen von seiner Wirksamkeit zu überzeugen. Dies geschieht hier mit 30 kurzen Geschichten, die erzählen von solchen Vorbildern, die, ob öffentlich bekannt oder ohne Agieren im 'Rampenlicht', durch ihre freundliche Zuwendung kombiniert mit einem anderen Thema ein Zeichen setzen, Dinge in Bewegung bringen, etwas ändern und so ihn auch verändern, den Lauf der Welt. Auch ein paar berühmte Menschen sind dabei, aber wie sie das tun, was sie tun, da sieht man, die sind eigentlich auch nur wie du und ich. Und so sehen sie sich auch selbst.
Dieses Buch, es macht mit seinen gelungenen Erzählbeispielen alles richtig und inspiriert so auch unsere eigenen Gedanken, es zu wagen. Und das man dafür ziemlich viel Mut braucht, das fühlen nicht nur wir, die kleinen und großen Leser hier vor Ort. Das gehört für jeden dazu.
Gerade mit erwachsener Begleitung der angedachten jungen Leserschaft dieser Geschichten geht hier viel, inklusive der Reflektion im Gespräch. Und die beigefügten Fragen sind sicherlich den ein oder anderen Denkanstoß wert, vor allem in einem größeren Kreis.

Bewertung vom 10.11.2023
Monstrosa
Krcmárová, Rhea

Monstrosa


sehr gut

Monstrosa ist hierfür das richtige Wort

Ein heftiges Buch, mit schwergewichtigen Themen beladen und ausufernd krass, bis ins Mark.
Dieer Satz ist auch als Triggerwarnung gedacht, für Essstörungen aller Art, Selbstverletzung, Suizid und Kindeswohlgefährdung. Der Verlag selbst handhabt das meiner Meinung nach zu fahrlässig.

Isabella ist Opernsängerin und geht in ihrem Beruf auf. Doch die Arrangements bleiben zusehends aus. Der Grund liegt in ihrem hohen Körpergewicht, dass ihre Umwelt schon als visuell auffällig, nicht in die Zeit und damit zu entsprechenden Opernrollen passend, empfindet und ihr dieses auch sagt. Ihre letzte Chance, ihren Traum von der Karriere in der Welt der Musik zu leben, sieht ihre Gesangslehrerin darin, ihre Sucht fachmännisch behandeln zu lassen. Und so begibt sich Isabella in eine entsprechende Klinik. Dort landet sich in einer Therapiegruppe mit durchweg jüngeren vorwiegend Patientinnen, deren Krankheitsbild im Bereich der Magersucht und der Bulimie zu finden ist und die Isabella nicht nur ablehnen, sondern sie geradezu als Feindbild wahrnehmen, denn ein solches Monster wollen sie niemals sein.
Das Buch ist gleich einer Oper in drei Akte aufgegliedert. In den ersten beiden Abschnitten kommt alles auf den Tisch, was diese schweren Krankheiten ausmacht, wie Menschen denken, wie sie dominiert werden von ihrer Sucht, dünn zu sein, und dabei auch ganz bewusst, den eventuellen Tod in Kauf nehmen. Und auch andere Themen, die einen direkten auch ursächlichen Bezug zu diesen Erkrankungen haben, werden nicht außen vor gelassen. Wahrlich schwere Kost. Doch dabei bleibt es nicht, den Isabellas Rolle in diesem gruppentherapeutischen Spiel führt letztendlich zu einer Eskalation, die die realen Fundamente des Geschehens durchbricht und abhebt, in eine Monstergetragene mystische Vorstellungswelt, die auch in ihrer Erklärbarkeit für die Gesamtgeschichte seinesgleichen sucht.
Und nun ist es gelesen, dieses Buch, dass so aus dem Rahmen fällt, so schockierende Szenen zeigt, entblöst, krasse Realitäten vor uns ausbreitet und dann irgendwann abhebt, in etwas darüber. Es ist gut geschrieben und reißt einen definitiv heraus aus den gängigen Erwartungen von Lesekultur.
Eine Leseempfehlung geben ist pauschal nicht möglich. Dieses Buch ist eine Herausforderung und auch für jeden selbst ein wenig spannend, wenn man sich fragt, wie kommt es bei mir an, was macht es mit mir.
Also wer es wagen will. Ich habe es letztendlich nicht bereut.