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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 633 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2024
Ein Zuhause für deinen Drachen
Felber, Ulrike

Ein Zuhause für deinen Drachen


ausgezeichnet

«Ein Zuhause für deinen Drachen» ist eine märchenhafte Geschichte, in der es um das Erkennen, Benennen und Annehmen von Gefühlen geht. Mitten in der wildesten Wildnis begegnen sich eine Wanderin und ein kleines lockiges Mädchen namens Mari. Sie kommen ins Gespräch und Mari erzählt von ihrem Drachen. Dieses kunstvollen Bilderbuch zeigt, wie wertvoll es ist, einander zuzuhören und voneinander zu lernen. Daraus resultiert eine ungeahnte Freiheit, denn Mari möchte auch gern auf Wanderschaft gehen, aber sie erzählt der Frau, dass sie nicht fort gehen kann. Es ist eine vorstellungsreiche Metapher, die es Kindern erleichtern, über ihre Gefühle zu reden und ihre Fantasie beflügelt. Es regt zum Nachdenken an und lädt zum mehrmaligen Vorlesen ein. Gemeinsam kann man sich dann große Abenteuer mit dem Drachen erträumen.

Die Geschichte hat viel Text und prächtig farbige Doppelseiten mit weichen Illustrationen und grünen Landschaften. Der Stil und die Geschichte erinnert an die Kurzfilme von Disney. Der Schreibstil ist bildhaft, dialogreich, emotional und aussagekräftig. Die minimalistische Darstellung präsentiert sich reizarm, unaufgeregt und subtil spannend, weil alle neugierig sind, was mit dem Drachen passiert. Daher eignet es sich wunderbar für das abendliche Vorleseritual. Ich hätte mir lediglich mehr Variationen in den Illustrationen und bei der Textdarstellung gewünscht. Trotzdem 5 Sterne für dieses pädagogisch wertvolle Bilderbuch. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 18.03.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


sehr gut

Erzählt wird der Ökothriller durch unterschiedliche Perspektiven in der dritten Person. Die wichtigsten Figuren sind dabei Mira Bunting als Gründerin einer Guerilla-Gardening-Gruppe namens Birnam Wood, die nach Möglichkeiten sucht, das Projekt langfristig rentabel zu machen, und Robert Lemoine, der mysteriöse amerikanische Milliardär, dem Mira auf dem scheinbar verlassenem Farmgrundstück der Darvish`s, die ebenfalls eine Rolle einnehmen, begegnet, das durch einen Erdrutsch abgeschnitten ist. Roberts Absichten bleiben undurchsichtig und trotzdem gehen beide einen weitreichenden Handel ein.
Eleanor Cattons Schreibweise ist komplex, bildhaft und anspruchsvoll, dank ausgefeilter Schachtelsätze. Daraus ergeben sich detailreiche Figurenzeichnungen, die tiefgründige Einblicke gewähren. Mit der Zeit bin ich gut reingekommen und mochte den seichten Humor, den stetig steigenden Spannungsbogen und das ungeahnt dramatische Finale, obwohl es für Spekulationen sorgt und (leider) einiges der Fantasie überlässt. Insgesamt ein origineller Ökothriller mit einer hervorragend durchdachten Handlung, mit interessanten Charakteren und klugen, gesellschaftskritischen Beobachtungen über Moral und Macht, die unter die Haut gehen.

Bewertung vom 18.03.2024
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Berg, Sibylle

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter


ausgezeichnet

Vorhang auf! «Mein ziemlich seltsamer Freund Walter» ist ein berührender Comicroman des gleichnamigen Theaterstücks und erzählt in drei Teilen von der unglücklichen neunjährigen Lisa, die als Außenseiterin unter Einsamkeit, Armut und Ängsten leidet. Zuhause muss sie viel Verantwortung übernehmen, weil ihre Eltern sich nicht um sie kümmern. Szenenhaft begleitet man sie auf ihrem Schulalltag, geprägt von Mobbing und Ausgrenzung, und empfindet großes Mitgefühl für die schlaue Lisa, die nicht weiß, wie sie sich aus dieser Lage befreien soll. Viel zu viel Ballast für ein Kind, was man auch beim Lesen spürt. Der außerirdische Walter ist als Tourist auf der Erde und für Lisa wie eine Art Befreiungs-Couch, der ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Als unsichtbarer Freund zeigt er ihr Lösungen auf, berichtet von einer anderen Welt und baut ihr mit modernster Technik ein cooles Gadget. Das hat mir sehr gut gefallen, weil er viele Aspekte aufgreift, gepaart mit einer Portion Fantasie, von denen man beim Lesen profitiert, auch wenn es stark vereinfacht ist. Es geht um Freundschaft, Anderssein, Mut und Toleranz, das Verständnis für ein gelungenes Miteinander und gegenseitige Unterstützung.

Die Gestaltung ist originell und verspielt, sowohl die Texte als auch die Schwarz-Weiß-Illustrationen, die mit Aussagekraft und Humor überzeugen. Die wörtliche Rede ist fett gedruckt und passende Köpfe lassen keinen Zweifel an der Zuordnung. Eine Erzählstimme füllt die Geschichte mit Kontext, quasi ein Hörspiel für die Augen. Außerdem agieren die Figuren mit dem Text, wie auf einer Seite, als Lisa auf ein Wort zeigt, welches sie nicht kennt. Überhaupt begeistern die liebevollen Details oder die Erschaffer Sibylle Berg und Julius Thesing, die auch im Buch zu finden sind. Der Comic hat überraschend viel Tiefe, wenn man die Lesedauer bedenkt, denn durch die „Großartigkeit“ von Wort und Bild fliegt man förmlich durch die Seiten. Mir fällt absolut nichts ein, was dagegen spricht, dieses Buch zu lesen. Selbst wenn man sonst keine Comics liest, wird man feststellen, dass dieses Werk eine „neue Dimension“ an Möglichkeiten bietet, Geschichten zu erleben. Ich bin jedenfalls begeistert und empfehle besonders Kindern ab zehn Jahren, die sich traurig und nicht dazugehörig fühlen, diese hoffnungsvolle Geschichte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2024
REMIND Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst
Diewald, Yvonne

REMIND Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst


sehr gut

„REMIND - Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst“ ist für alle, die eine Veränderung in ihrem Leben herbeiführen wollen und sich dafür neue Ansätze wünschen. Yvonne Diewald erzählt in ihrem Buch von Klienten, die sie verzweifelt aufgesucht haben, nachdem sie viele Möglichkeiten (Therapie, Sachliteratur) bereits ausgeschöpft hatten. Deren negativen Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster belasteten sie, aber sie verstanden nicht, warum sie dieses Problem überhaupt hatten. Das REMIND®-Programm ist eine Methode, sich davon dauerhaft zu befreien. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein, oder? Ein bisschen, denn ohne Hilfe ist das gar nicht so einfach. Grundlegend ist das Wissen, wie das Gehirn funktioniert, eine hirngerechte Strategie, entsprechende Unterstützung und ein geduldiger Blick auf den Veränderungsprozess. Yvonne Diewald schafft es hier wirklich Mut zu machen, denn „du bist weder zu dumm, zu schwach, zu willenlos noch zu unmotiviert. Dein Gehirn arbeitet lediglich mit einem Programm, das die Lösung nicht vorsieht.“ Sie liefert die neurowissenschaftlichen Grundprinzipien zum Thema Gehirnentwicklung und Lernprozesse, sodass man ein gutes Verständnis dafür bekommt, wie das Gehirn funktioniert und wie es gelernt hat, Probleme zu entwickelt, die mit „stetigem Versuchen und Scheitern“ einhergehen.

Yvonne Diewald`s hoffnungsspendende Geschichte mit ihrem Sohn ist sehr berührend und lässt ihre Motivation, Kompetenz und Erfahrung auf diesem Gebiet erkennen. Das zeigen auch die verständlich beschriebenen Zusammenhänge, die nicht nur Theorie vermittelt, sondern auch praktische Beispiele heranziehen und mit Aufgaben zur Selbstreflexion anregen. Beim Lesen hat man sicher den ein oder anderen Aha-Effekt, denn es werden viele Bereiche (Schubladendenken, Stress, Fehlwahrnehmungen, Stimmung, Gefühle, Beeinflussung etc.) des Lebens besprochen, bevor es im dritten Teil konkret um das REMIND®-Programm zur neuronalen Umprogrammierung geht. Hier durchläuft man einen Prozess und erhält viele Impulse. Manchmal hätte ich mir dazu eine ausführlichere Beschreibung gewünscht, im Grunde erhält man aber alles, was man braucht, ohne das es zu komplex wird. Einige Ansätze habe ich zufällig vor Jahren ausprobiert, ohne ihren wissenschaftlichen Hintergrund zu kennen und weiß, dass es tatsächlich funktioniert. Diesmal also mit mehr Wissen und Durchhaltevermögen dranbleiben.

Bewertung vom 18.03.2024
Physio @Home
Lämmle, Vanessa

Physio @Home


sehr gut

Die Physiotherapeutin Vanessa Lämmle bringt in diesem Ratgeber ihre ganze Kompetenz und Leidenschaft ein. Die Übungen sind ausführlich beschrieben, bebildert, effektiv und die übersichtliche Gliederung hilft, schnell zu finden, was man sucht. Dabei vertritt sie durchgängig das Motto, der Bewegung als beste Präventionsmaßnahme, wobei jede Art von Bewegung zählt. Auf ein paar einleitenden Seiten empfiehlt Kämmle, das Sitz-Bewegungs-Verhältnis im Alltag auszugleichen, was neue Gewohnheiten erfordert und viele Probleme vorbeugen kann. Sollte es doch mal zu akuten Beschwerden kommen, findet man Übungen für die Sofort-Hilfe. Die Hilfsmittel dafür hat jeder da: eine Matte, ein Stuhl, ein Handtuch, eine Wand oder eine Treppe. Sehr schön fand ich zudem, dass sie einem die Ängste nimmt, Fehler zu machen.

Den 30-Tage-Plan habe ich nicht durchgehalten, stattdessen einige Tage wiederholt und die Übungen gefestigt. Wer aber jeden Tag neuen Input und Variation braucht, kann in dreißig Tagen je vier Übungen zur Mobilisierung und Kräftigung ausprobieren. Ich kenne einige abgewandelte Übungen bereits von meiner Physiotherapeutin, mit denen ich besser zurecht komme, als mit der Variante im Buch. Zweimal waren die Erklärungstexte missverständlich. Insgesamt sind sie aber verständlich und eindeutig formuliert. Zudem erfordert es etwas Übung, die mitunter längeren Anleitungstexte ohne Hilfe umzusetzen. Für mich war dabei besonders die richtige Atmung eine Herausforderung, möglicherweise wäre für absolute Einsteiger die Barriere zu hoch. Manchmal hätte ich mir auch ein Bild mehr gewünscht, was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass ich lieber mithilfe von Videos oder persönlicher Hilfestellung neue Übungen lerne, diesen Ratgeber aber, dank der ausführlichen Beschreibungen, als gute Ergänzung zum Nachschlagen sehe, besonders bei akuten Beschwerden.

Bewertung vom 28.02.2024
Gestehe
Faber, Henri

Gestehe


sehr gut

Der berühmte Ermittler und Autor Johann Winkler aus Wien, von allen Jacket genannt, übernimmt durch Zufall einen rätselhaften Fall, bei dem ihm der noch unerfahrene Ermittler Mo helfen soll. Als Jacket merkt, dass die Verbrechen dem gleichen, worum es in seinem unveröffentlichten Roman «Gestehe» geht, ermittelt er auf eigene Faust, bis er ins Kreuzfeuer gerät.

Jackets Wiener-Charme und seine überhebliche Art machen ihn zu einer interessanten und mitunter auch amüsanten Hauptfigur, die Traumtisches erlebt hat. Gestrickt wie ein Irrgarten bleibt es durchweg spannend und die wendungsreiche Story hat einen gelungenen Unterhaltungswert - bis zum Schluss. Henri Faber spielt mit den Erinnerungen und der Wahrheit, und thematisiert Diskriminierung, während er einen Irrgarten strickt, sodass man nicht dahinter kommt „wer diesen Wahnsinn hier veranstaltet.“ Empfehlenswerte Thriller-Lektüre mit österreichischem Charme.

Bewertung vom 28.02.2024
Thieves' Gambit Bd.1
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit Bd.1


sehr gut

Die siebzehnjährige Rosalyn Quest gehört zu einer legendären Diebesfamilie. Die Quest sind renommierte Dienstleister für Diebstähle in Nordamerika. Ross wurde streng erzogen und trainiert, denn die „Arbeit und das Praktische kamen immer zuerst.“ Sie hat alles, was man sich an Luxus vorstellen kann und lebt mit ihrer Mutter und ihrer Tante auf ein Insel auf den Bahamas. Doch Ross wünscht sich ein normales Leben mit Freunden am College. Sie plant bereits ihre Flucht, doch daraus wird nichts und schließlich findet sie sich in einem unerbittlichen Wettstreit unter professionellen Dieben wieder, um mit dem Preisgeld ihre Mutter aus der Geiselnahme freizukaufen.

Der erste Band «Thieves‘ Gambit - Wer alles gewinnen will, muss alles riskieren» ist spannend, rasant und schnell durchgelesen. Das, was man durch den Klappentext erfährt, passiert bereits im ersten Viertel und es geht temporeich weiter. Ross lernt ihre Gegner kennen, wenn auch nur flüchtig und der Wettkampf beginnt, der sich schnell als äußerst gefährlich herausstellt. Denn eine der Mitstreiterinnen hat eine persönliche Fede mit Ross. In dem Business hat man keine Freunde und als erfolgreiche Diebin kann man niemand trauen. Oder? Vertrauen spielt jedenfalls eine große Rolle und Ross ist ziemlich unerfahren im Umgang mit Gleichaltrigen. Der „Enemies-To-Lovers“- Teil war typisch angelegt. Es standen vor allem die Dynamiken der Charaktere und die rasante Handlung im Vordergrund. Es hat einen hohen Unterhaltungswert, beim Lösen der Aufgaben mitzurätseln und es gibt einige Wendungen, die vorhersehbar waren, aber auch welche, die mich überraschen konnten. Dabei habe ich eine eher düstere Atmosphäre vermisst und die Raffinesse, die ich von Dieben erwartet hätte. Insgesamt bleibt alles ein wenig oberflächlich und ein Vergleich mit «Die Tribute von Panem» hält das Buch nicht stand. Der Cliffhanger ist gut gelungen und steigert die Vorfreude auf die Fortsetzung. Empfehlenswert für die Zielgruppe und den Einstieg in die Jugendliteratur.

Bewertung vom 28.02.2024
Hope
Mackenzie, Ross

Hope


ausgezeichnet

«Hope - oder wie die Welt wieder bunt wurde» hat mich total begeistert. Das Cover ist ein echter Blickfang und der Inhalt überzeugt ebenso. Ich kann nur empfehlen, sich einfach in dieses märchenhafte Abenteuer zu stürzen.

Es war einmal eine Welt voller fantastischer Wesen und Magie, doch dann geschah etwas Schreckliches. Durch den Bann des verbitterten Königs, existierten fortan keine Farben mehr. Der Himmel war Grau, die Bäume farblos, alle Lebewesen hatten nur noch graue Schattierungen. Freude und Vorstellungskraft waren Hoffnungslosigkeit gewichen. Als sich ein kleiner Junge eines nachts wünschte, dass jemand die Farben zurückbringt, wird ein Mädchen geboren. Sie strahlt in allen Farben und was sie berührt, wird bunt. Ihr Name ist Hope. Mit den Jahren wird sie älter und lernt zu zaubern, doch der König trachtet ihr nach dem Leben. Kann sie ihr Schicksal erfüllen und die Farben zurückbringen?

„Wir haben keinen Einfluss darauf, wir wir auf die Welt kommen. Aber wir haben Einfluss darauf, was wir werden und welche Spuren wir hinterlassen.“

Erzählt wird die Geschichte in zweiunddreißig Kapiteln durch verschiedene Handlungsstränge, in der dritten Person. Im Mittelpunkt steht dabei Hope, ihr bester Freund Oliver, ein sprechender Hund, und sein Herrchen, der Wandermagier Sandy, der Hope großzieht. Dabei gibt es vier Zeitsprünge, bis die zwölfjährige Hope alt genug ist, ihr Schicksal zu erfüllen. Die bildhafte Erzählweise strahlt angenehme Gelassenheit aus. Ross MacKenzie setzt auf interessante Figuren, eine unvorhersehbare Handlung, gezielte Spannung, eine Prise Humor und magische Vorstellungskraft, und regt dabei zum Nachdenken an. Ich mochte es sehr, wie sich alles zusammenfügt, die Handlung neue Wege aufzeigt und mich dabei überraschen und auch etwas gruseln konnte.

Es ist eine Hommage an die Zuversicht und Solidarität in dunklen Zeiten, die wichtige Werte, wie Toleranz und Klugheit vermittelt. Insgesamt eine sehr durchdachte, fantasievolle und märchenhafte Geschichte über die Kraft der Hoffnung und die Schönheit, einer bunten Welt. Große Leseempfehlung für Kinder ab 10 Jahren, die märchenhafte Geschichten mögen, und das gemeinsame Familien(vor)lesen.

Bewertung vom 28.02.2024
Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1
Bell, Theresa

Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1


sehr gut

«Sepia und das Erwachen der Tintenmagie» ist das Debüt von Theresa Bell und ein magischer Reihenauftakt. Eva Schöffmann-Davidov zeichnete, neben dem tollen Cover, vierunddreißig wunderschön kunstvolle Vignetten, die eine kleine Aussicht auf das jedes Kapitel geben.

Sepia lebte zwölf Jahre als Waisenkind in einem Heim, als sie einen Brief erhält, der ihr eine unglaubliche Chance bietet: sie kann eine Ausbildung in der Buchdruckerei Silbersilbe bei Aelius Atramento, einem der der legendären Meister der Buchkunst, machen. Die Geschichte beginnt, als sie gerade mit der Kutsche auf dem Weg nach Flohall ist, der berühmten Stadt der wertvollen Tinte und besonderen Bücher. Sepia macht sich viele Gedanken, weil sie die Gründe für diese Ausbildung nicht nachvollziehen kann. Sie ist ruhig, zurückhaltend, besitzt keine Talente, die sie qualifizieren würden. Es ist toll, mitzuerleben, wie sie ehrfürchtig ihr neues Zuhause erkundet: die Druckerei und die Bücherstadt Flohall. Das hat mir sehr gefallen, denn ich mochte die geheimnisvolle Stimmung, diese urige und heimelige Atmosphäre und die bildhaften Beschreibungen, in die man richtig eintauchen konnte. Im Verlauf der Handlung lernt Sepia Niki und Sanzio kennen: „Die drei Verlierer von Flohall“, und dann wird es immer temporeicher, fantastischer und aufregender. Die Charakter haben zusammen eine gute Dynamik und es passt, dass die Handlung in der dritten Person aus Sepias Perspektive erzählt wird.

„Der Zauber einer Geschichte entfaltet sich erst mit der perfekten Tasse Tee, findest du nicht auch?“

Das erste Drittel fand ich einfach wunderbar. Danach wurde es mir ein bisschen zu vorhersehbar und das Ende war mir zu langatmig, aber für die Zielgruppe finde ich es wirklich gelungen. Es gibt so viele schöne Idee. Das fängt mit Zimtmilch an (Danke für das Rezept!), der magischen Tinte, den dazugehörigen Wesen und mit den keinen Details entsteht eine ganz neue Welt. Eine Welt, in der es Alchemisten und Aschegeister gibt, eine ehrwürdige Großbibliothek und „Fischpfütze“ ein Schimpfwort ist. Überhaupt wird jede Leseratte hier gern eintauchen und deshalb würde ich es weiterempfehlen.

Bewertung vom 28.02.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück


sehr gut

Es ist eine jahrelange Tradition, dass Anna, ihr Verlobter Henrik und ihre Freundin Melina einmal im Jahr gemeinsam wandern. Jakob ist Melinas neuer Freund, der darauf brennt, mitzukommen und die anderen überredet, durch den einsamen Nationalpark Sarek zu wandern. Eine einzigartige Landschaft und herausfordernde Tour, selbst für erfahrene Bergwanderer, wie sich bald herausstellt.
Der Erzählweise hat mir besonders gut gefallen, weil sie sich perfekt in die Location einfügt. Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Anna erzählt, die im Krankenhaus als Zeugin von einem Kommissar befragt wird. Neben diesem Interview und Kapiteln, die von dem genauen Ablauf des Ausflugs erzählen, gibt es noch vereinzelte Rückblenden, die Hintergrundwissen offenbaren. Die Dynamik der Protagonisten ist zunehmend angespannt. Man spürt deutlich, dass da etwas nicht stimmt, noch bevor sie, nach etwa einem Viertel des Buches, in der wilden Natur ankommen. Erschöpfung, durch geistige und körperliche Anstrengung, und eine Stimmung, die sich „so schnell ändern wie das Wetter“ in den Bergen, stille Vorwürfe, Geheimnisse, Missverständnisse, und schließlich Streit. Die bildhaften Beschreibungen der unberührten Wildnis sind wunderschön. Wer gern wandert, wird sich in der authentischen Atmosphäre und der realistischen Darstellung einer Bergwanderung wiederfinden. Annas Wahrnehmungen, Emotionen, Gedanken werden detailliert geschildert, was zu einer bedachten und tiefen Erzählweise beiträgt. Trotz des ruhigen Untertons, packte mich das Buch, entwickelt eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Das realitätsnahe Ende, dass einen Twist bereithält, hat mir gefallen, weil es nachvollziehbar und schlüssig ist. Insgesamt überzeugend spannend und einnehmend.