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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
duenefi
Wohnort: 
Bünde

Bewertungen

Insgesamt 84 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2019
Sal
Kitson, Mick

Sal


sehr gut

Stärke, Menschlichkeit, Überleben - Sal

"Sal" ist das Erstlingswerk des Englischlehrers Mick Kitson,
und es ist eine Geschichte über Menschlichkeit, Stärke und Überleben.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Sal erzählt.
Salmarina (Sal), 13 Jahre alt und ihre Schwester Paula (Peppa), 10, leben in sehr schwierigen Verhältnissen.
Ihre Mutter Claire (Maw) trinkt, und deren Freund Robert trinkt, nimmt Drogen und klaut Kreditkarten. Und immer wenn Claire betrunken genug ist, um nichts mehr mitzubekommen, und er im Rausch, vergreift er sich sexuell an Sal.
Außerdem droht Robert, daß er das Gleiche demnächst auch mit Peppa tun will, und darum beschließt Sal, Robert zu töten und abzuhauen. Denn ansonsten werden sie Maw weggenommen und getrennt.
Sal bereitet sich lange vor auf das Überleben in der Wildnis, sie lernt durch YouTube etc. den Umgang mit dem Kompass, das Errechnen von Entfernungen, das Gerben von Tierfellen, besorgt mit den gestohlenen Kreditkarten über das Internet die notwendige Ausrüstung und vieles mehr.
Dann kommt der Tag der Tage, Robert vergeht sich ein weiteres Mal an Sal und sie tötet ihn mit ihrem Messer. Dann schließt sie Maw, die wieder einmal im Alkoholkoma liegt, in ihrem Zimmer ein, damit diese nicht des Mordes verdächtigt wird, und haut mit Peppa ab.
Es ist erschütternd zu lesen, wie es den Mädchen in ihrem Zuhause ergeht und es ist ganz toll, wie stark Sal ist und mit welcher unglaublichen Liebe sie sich um ihre kleine Schwester kümmert und diese beschützt.
Manchmal wirkt die Erzählung emotionslos, aber Sal leidet ja unter einem schrecklichen Trauma und unter dem Druck, nicht gefunden und von ihrer Schwester getrennt zu werden und alles richtig zu machen, also reißt sie sich permanent zusammen.
Ich finde das Buch sehr bewegend, Mick Kitson zeigt dem Leser, zu welcher Stärke Menschen in bestimmten Situationen fähig sind.
Die Schliderungen über die Natur und das Überlebenn in der Wildnis sind beeindruckend und wunderschön.
Bisweilen ist die Handlung ein wenig unrealistisch, aber das gleicht die erschreckende Realität der Grundstory wieder aus.
Ich finde, "Sal" ist eine gelungene Kombination aus wunderbarer Schwesternliebe, toller Natur und vielen schwierigen Themen, dadurch sehr vielfältig und ein ansprechendes Leseerlebnis!

Bewertung vom 27.08.2019
Harz
Riel, Ane

Harz


ausgezeichnet

Was im Sarg gesagt wurde, blieb im Sarg...Beklemmend und verstörend aber absolut großartig!

"Harz" ist harter Tobak, das geht direkt an die Psyche!
Liv wächst auf dem Kopf auf, dort gibt es nur den Hof ihrer Familie, abgeschieden vom Rest der Insel. Ihr Leben verläuft anders als das anderer Kinder, ganz anders. Liv wird vor der Außenwelt versteckt, bevor sie zur Schule kommt und so Kontakt zur Außenwelt hätte...weil ihr Vater Jens obsessiv an seiner Familie hängt und sie ganz für sich allein haben will.
Jens ist ein absoluter Messie, er kann sich von nichts trennen und häuft Lebensmittel, Schrott und alles andere in und ums Haus an. Er ist total gestört, der Zutritt auf seinem Grund und Boden ist verboten und es sind diverse Fallen eingebaut, die unerlaubtes Eindringen verhindern sollen.
Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert, anfangs z.B. erfährt der Leser aus Livs Sicht, wie ihr Vater die Oma mit einem Kissen erstickt. Und dass immer nachts auf Diebestour in Korsted gegangen wird.
Das ist so subtil geschildert, still und trotzdem dramatisch, dass es sowohl skurril und morbide ist als auch zum Kopfschütteln verleitet.
Desweiteren wird bereits am Anfang des Buches klar, warum der Vater so eine Klatsche hat und dass ja scheinbar auch die Mutter getötet (gemästet, überfüttert) wird...und was passierte mit Carl?!?
Liv hat keine anderen sozialen kontakte als ihre Familie, für sie ist es vollkommen normal, wie sie aufwächst. Allerdings hat auch sie Gefühle wie Trauer oder Angst, die sie dann aber nicht selbst auslebt, sondern auf ihren Zwillingsbruder carl überträgt. Nur so ist es wahrscheinlich möglich, die Dinge auszuhalten, die ihrer kleinen Seele zugemutet werden... Dieses Buch von Ane Riehl ist absolut kein Standard, das Lesen fesselt und wühlt auf, nichts für schwache Nerven aber beeindruckend und großartig!

Bewertung vom 27.08.2019
Du gehörst mir
Middendorp, Peter

Du gehörst mir


gut

In diesem Buch wird ständig zwischen Zeiten und Erinnerungen hin und her gesprungen, allerdings gar nicht störend sondern natürlich und darum wusste man auch immer, in welcher Zeit sich der Protagonist innerhalb seiner Gedankenwelt gerade befand.
Das Geschehen hat mich nicht wirklich mitgerissen, leider war man als Leser nicht mittendrin sondern es war so, als ob man durch den Spalt eines Vorhangs vorsichtig in das Haus der Familie Storkema blickt. Somit war es auch nicht möglich, besondere Sympathien oder Gefühle zu den Protagonisten aufzubauen, und das hat mein Lesevergnügen definitiv geschmälert.
Mein Fazit: lässt sich ganz gut lesen, wenn man es nicht kennt hat man aber auch nicht viel verpasst!

Bewertung vom 27.08.2019
Opfer / Carl Edson Bd.1
Svernström, Bo

Opfer / Carl Edson Bd.1


sehr gut

Schwedenkrimi mit mächtigem Nervenkitzel - spannend aber brutal!
Das Cover zu "Opfer" zeigt ein kleines Schwedenhaus unter blutrotem Himmel, das sich im Wasser dunkelblutrot spiegelt...das ist ein Thriller, gar keine Frage...
Der Prolog liest sich aus der Sicht des Entführers, der gerade auf sein Opfer lauert. Zitat: "Der Park liegt verlassen da. Abends wagt sich kaum jemand
hierher. Die Leute haben Angst. Vor den schlecht beleuchteten Wegen, den lauernden Gefahren, eingebildeten oder realen. Vor Gefahren wie mir."...das hat mir äußerst gut gefallen, es beschert eine prickelnde Gänsehaut...
Teil 1: Marco Holst, ein bekannter Krimineller, wird gekreuzigt in einer Scheune gefunden. Er wurde ausgesprochen brutal verstümmelt, aber er hat überlebt - Kälkül des Täters oder Zufall? 2 Tage später verstirbt er aber an der Schwere seiner Verstümmelungen im Krankenhaus, bevor die Polizei ihn verhören kann.
Recht bald werden weitere Opfer des brutalen Täters gefunden, diese sind alle tot und wurden zuvor ebenfalls extrem heftig gefoltert.
Das Ermittlerteam hat also alle Hände voll zu tun und muss sich alsbald auch vor der Presse rechtfertigen...Journalistin Alexandra Bengtsson vom Aftonbladet ist bereits dran an der Story und rückt Hauptermittler Carl Edson des Öfteren auf den Pelz...

Teil 2 erzählt Autor Bo Svernström aus der Sicht des Täters und wechselt hierbei zwischen Gegenwart und Vergangenheit, so dass man einiges über die Motive des Täters und seinen Charakter sowie seine Kindheitserlebnisse erfährt…das waren teils schon recht erschreckende Einblicke in eine kranke Psyche…
Dieser extreme Wechsel des Erzählstils hat mir sehr gut gefallen , das kannte ich in dieser Form bislang noch nicht.
In Teil 3 kam es dann zur Aufklärung des Falles, es gab noch diverse unvorhergesehene Wendungen und leider war ich beim Lesen dieses dritten Teils auch bisweilen etwas genervt und gelangweilt, da war die Handlung doch teilweise sehr abstrus und einige Fragen – wenn auch nichts unbedingt relevantes- sind offen geblieben…
Man weiß hier des Öfteren nicht, ob die Protagonisten Opfer oder Täter sind, bzw. sind sie meist beides…
Die Charaktere haben mir insgesamt gut gefallen, es gab sehr viele Leichen und die Tötungsmethoden waren sehr brutal und ziemlich detailliert beschrieben.
Wer damit keine Probleme hat, den erwartet ein spannender Krimi mit unkonventionellen Erzählmethoden und einem überraschenden Ende, obwohl man den Täter ja schon lange zuvor kennt.
Ich empfehle es weiter mit kleinen Abstrichen, von mir 4 Sterne.