Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
buchverrückt

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2017
Glaube Liebe Tod / Martin Bauer Bd.1
Gallert, Peter;Reiter, Jörg

Glaube Liebe Tod / Martin Bauer Bd.1


weniger gut

Der Roman Glaube, Liebe, Tod von Peter Gallert und Jörg Reiter handelt von dem Polizeiseelsorger Bauer, der einen Polizisten vor dem Selbstmord retten will und sich dann immer mehr in einen mysteriösen Fall im Rotlichtviertel verstrickt. Das Buch beginnt so spektakulär, wie es anders nicht sein könnte. Protagonist Bauer springt selbst von der Brücke, um einen selbstmordgefährdeten Polizisten zu retten. In kurzer Zeit baut er Vertrauen zu dem Polizisten auf und verhindert so Schlimmeres. Man weiß nicht, ob man Bauer für ein Genie oder einen Wahnsinnigen halten soll. Dennoch ist der Polizist ein paar Tage später tot und damit beginnt ein spannender Fall. Bauer kämpft um die Aufklärung und ermittelt auf eigene Faust, unterstützt von seiner Kollegin Dohr. Er begibt sich in und seine Familie in Gefahr.
Das Buch hat einen tollen Schreibstil mit kurzen prägnanten Sätzen. Es ist gespickt von vielen interessanten Details bezüglich des Rotlichtviertels und der Polizeiarbeit. Man bekommt einen guten Einblick in die Arbeit eines Polizeiseelsorger. Die Dialoge zwischen Bauer und Dohr sind herrlich zynisch. Bauer ist eine tolle Hauptfigur, er entspricht nicht dem Klischee des Pfarrers, er ist Hobbyboxer und fällt auch ansonsten aus jeder Schublade. Dennoch ist der Funke beim Lesen nicht übergesprungen. Das Buch hat für mich zu viele Schauplätze und wird dadurch etwas unübersichtlich. Es wird an vielen Stellen versucht Spannung zu erzeugen, ohne das es gelingt oder man weiß einige Seiten vorher schon, worauf die Situation hinaus will. Ein richtiger Spannungsbogen baute sich bei mir nicht auf.Gerade am Anfang ist der Zusammenhang nicht immer klar, man verliert leicht den Faden, die Neugier wird nur bedingt geweckt. Die Handlung klang am Anfang sehr vielversprechend, aber das lässt im Verlauf des Buches leider nach. Die Hauptfigur ist sympathisch und hat Potenzial, auch die Geschichte einfallsreicher, als ein normaler Krimi. Vielleicht wird der nächste Teil überzeugender.

Bewertung vom 17.08.2017
Liebe findet uns
Monninger, Joseph P.

Liebe findet uns


gut

Der Roman Liebe findet uns von J.P. Monninger handelt von der Liebesgeschichte zwischen Heather und Jack, die sich in einem Zug nach Amsterdam kennen lernen. Heather und ihre Freundinnen machen eine Europareise, die ganz anders endet, als erwartet. Gleich bei der ersten Begegnung von Heather und Jack merkt man, dass dies der Beginn von etwas Großem ist. Der Kennenlern-Dialog der beiden ist witzig, herausfordernd, anspruchsvoll, aber auch voller Klischees. Die Dialoge der beiden habe ich im gesamten Buch sehr ins Herz geschlossen, weil sie erfrischen anders sind. Es gibt ein paar Szenen aus Heathers Vergangenheit, die aufs Wesentliche reduziert sind, das sie zum verständnis beitragen z.B. warum sie Single ist. Dies finde ich deutlich schöner, als langatmige, zu ausgeschmückte Vergangenheitsschilderungen. Die Neckereien zwischen Jack und Heather sind niedlich, man fiebert automatisch mit, was davon wohl stimmt und was nur ein Vorurteil ist. Man ist so gefangen von der Geschichte der beiden, dass die Reise und die Reiseziele zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geraten. Jack ist herrlich romantisch, manchmal etwas altmodisch. Er will keine Fotos während seiner Reise und nichts in sozialen Netzwerken hochladen. Diesen Aspekt finde ich in der heutigen Zeit sehr schön untergebracht im Buch. Jack verkörpert den romantischen Touriführer, der Heather an den Erlebnisse des Tagebuchs seines Großvaters teilhaben lässt. Besonders gefallen mir die Zitate über Bücher, die sich in diesem Buch entdecken lassen.
Die Reise beginnt mit drei Freundinnen, entwickelt sich aber ganz anders, da sie schon nach kurzer Zeit getrennte Wege gehen. Es entwickelt sich nicht nur eine, sondern zwei schönes Liebesgeschichten, die man parallel mitverfolgen kann. Jack ist manchmal ein Wichtigtuer, dieser Aspekt ist wichtig, da man ihn sonst fast für perfekt halten könnte. Diese kleinen Macken, machen die Figur authentischer. Vor den einzelnen Reisezielen wird jedes Mal die Spannung aufgebaut. Es ist keine schnulzige Liebesgeschichte, die alles rosarot schildert. Schon während der Reise reden die beiden über die Zukunft und die damit verbundenen Problematiken. Die Beziehung ist ein Auf und Ab, gespickt mit interessanten und tiefsinnigen Gesprächen. Während der Reise erleben beide völlig verrückte Aktionen, sodass man als Leser selbst Lust bekommt, die Welt zu entdecken.
Im zweiten Teil kommt es zu einer völlig überraschenden Wendung, man wird völlig vor den Kopf gestoßen. Man kann die Euphorie und Trauer in den beiden Teilen förmlich spüren beim Lesen. Zum Ende des Buches überschlagen sich die Ereignisse und die rationale Heather trifft eine unerwartete Entscheidung.
Fazit: Das Buch fängt etwas seicht an, gewinnt dann aber zunehmend an Tiefe und hat ein spezielles Happyend.

Bewertung vom 17.08.2017
Die Lieferantin
Beck, Zoë

Die Lieferantin


ausgezeichnet

Der Thriller Die Lieferantin von Zoe Beck handelt von einem Onlineshop für Drogen, die mit hochmodernen Drohnen ausgeliefert werden. Die Inhaberin Ellie wird bald vom ganzen Londoner Untergrund gesucht, um sie zur Strecke zu bringen. Das Buch beginnt spannend, aber noch etwas undurchsichtig. Wie es sich für einen Thriller gehört, starten die ersten Seiten bereits mit einem Mord. Morde werden mit stoischer Ruhe erzählt, fast als würde man den Vorgang des Kaffeekochens erläutern. Dazu kommen die Dialoge zwischen den Boyce-Brüdern, die herrlich witzig und absurd sind. Haben diese dümmlichen Brüder wirklich versehentlich einen Polizeispitzel umgebracht? Sehr gut gefällt mir der Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen zum Thema Brexit und einem fiktiven Referendum zum Druxit. Die Autorin überrascht immer wieder mit kleinen Details z.B. mit dem Familienbusiness der Boyce-Brüder, bei denen ausgerechnet der Akademikersohn am ungeeignetsten erscheint. Sie spielt mit den Vorurteilen und dem Bild, das man sich als Leser von den Personen macht, sodass man keinem vorgefertigten Bild folgt, sondern die Meinung über einzelne Charaktere immer wieder revidiert. Die Idee eines Onlineshops für Drogen mit Kundenbewertungen und Gratispröbchen ist genial, aber gar nicht so unrealistisch. Man findet gut ins Buch, die Zusammenhänge werden schnell deutlich. Das Buch ist nicht überladen mit Charakteren und Handlungen, sodass man sehr gut folgen kann. Die Spannung baut sich langsam, aber stetig auf. Das Buch fesselt. Durch die kurzen Kapitel kommt man in die Versuchung immer weiter zu lesen. Zoe Beck spielt hervorragend mit der Faszination Zukunft. All die Schilderungen wirken erst noch skurril, wecken aber gerade dadurch Interesse und Unsicherheit, weil die Möglichkeiten durch den technischen Fortschritt nicht allzu weit entfernt sind. Das Thema ist aktueller denn je und Zoe Beck sensibilisiert mit ihrem Buch die Leser für diese Zukunft. Gut gefallen haben mir die Andeutungen auf die Technik der Zukunft, beispielsweise mit der Krankenkassen-App, anhand derer der Versicherungsschutz berechnet wird. Trotz dieser hochmodernen Welt ist der Rassismus noch weit verbreitet, eine interessante Zukunftsprognose der Autorin. Das Buch regt zum Nachdenken an über eine nicht allzu ferne Zukunft und die eigene Rolle, die man darin spielt. Nach und nach erfährt man die Beweggründe der Lieferantin. Hinter jeder Handlung der Personen stehen auch persönliche Schicksale und Verluste. Das schafft einen Thriller mit Tiefgang. Für einige Abkürzungen hätte ich mir eine Begriffserklärung gewünscht. Ansonsten schildert dieses Buch ein ausgeklügeltes System, bei dem man gespannt auf die Schwachstelle wartet. Die Spannung wird aus verschiedenen Perspektiven aufgebaut, nicht nur durch die Handlungen der Protagonistin. Immer kommen neue, überraschende Aspekte hinzu, die nachher wie bei einer Kettenreaktion zum Showdown führen.
Fazit: Ein toller Thriller, mit einer aktuellen und hochspannenden Handlung. Das Buch ist durchdacht, hier stimmt alles. Fesselt und sorgt dafür, dass man es nicht aus der Hand legen will.

Bewertung vom 17.08.2017
Sommer unseres Lebens
Wulf, Kirsten

Sommer unseres Lebens


gut

Der Roman Sommer unseres Lebens von Kirsten Wulf ist ein frischer Sommerroman, der eine wunderschöne Freundschaft zwischen drei Frauen beschreibt. Die Frauen Hanne, Claude und Miriam haben an ihrem gemeinsamen 25. Geburtstag den Pakt geschlossen, dass sie sich an ihrem 50. wieder in Portugal am Strand treffen. Das Buch beginnt mit Hanne und ihrem turbulenten Familienleben. Man merkt schnell, dass sie, genau wie die anderen Freundinnen, den Urlaub und das Strandfoto nicht vergessen hat. Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass mehr hinter diesem Foto steckt und jede der Frauen ihr Geheimnis hat. Die Beschreibung des Alltags der verschiedenen Leben ist gelungen, eine geheimnisvolle Stimmung schwingt beim Lesen immer mit. Die damalige Reise nach Portugal war von allen eher eine Kurzschlusshandlung. Man lernt die Personen nach und nach kennen und erfährt wie sie zusammengefunden haben. Durch einen Zufall bzw. Unfall haben die drei Freundinnen nach kurzer Zeit kein Handy mehr. Abgeschnitten von der Umwelt erleben sie alles noch viel intensiver, auch ihre Freundschaft und die damit verbundenen Probleme. Als Leser freut man sich, dass die drei wieder zusammengefunden haben. Sie landen in runtergekommenen Zimmern, ihr Auto geht kaputt, trotzdem lassen sie sich die Freude nicht nehmen. Man spürt die Aufregung und die Lebensfreude, die alle umgibt. Dem Alltag entfliehen, gemeinsam auf Reisen gehen und Abenteuer erleben. Diese Sehnsucht weckt das Buch. Diese Freundschaft ist etwas Besonderes, die drei halten zusammen, auch wenn die Reise droht sich aufzulösen. Jede der Frauen macht sich auf dieser Reise Gedanken, alle haben mit aktuellen oder alten Damönen zu kämpfen und tragen ein mulmiges Gefühl in sich. Die Reise bekommt auf einmal einen ernsten Hintergrund und die Freundinnen brauchen einander noch mehr, als es am Anfang den Anschein machte. Die erste Reise von Miriam, Claude und Hanne veränderte ihr Leben, die zweite verändert nun 25 Jahre später auch wieder alles. Kein überraschendes aber dennoch ein schönes Ende. Ein erfrischender Sommerroman über eine tolle Freundschaft, die so manches Hindernis übersteht.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2017
Glück ist teuer
Aeschlimann, Silvan

Glück ist teuer


ausgezeichnet

Das Cover ist schlicht im Vergleich zur Vielschichtigkeit des Inhalts. Im Buch geht es um den Elitestudenten Noah, der seinen sehr erfolgreichen Vater kennen lernt und dadurch immer mehr in die Welt des Geldes eintaucht.
Das zentrale Thema des Buches ist die Ratlosigkeit und die permanente Selbstreflexion der eigenen Handlungen.
Der Ich-Erzähler wirkt auf den ersten Blick arrogant und unsympathisch, lernt man ihn dann aber kennen, wächst er einem zunehmend ans Herz. Schon auf den ersten Seiten wird der Leser in die Welt der Macht und des Geldes eingeführt, selbst die Zeugung des Protagonisten ist schon durch Geld bestimmt. Es wird immer wieder Bezug auf die Natur genommen, als eine Art Ausbruch aus dem Leben. Das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, das jeder von uns einmal erlebt hat, zieht sich präsent durch das ganze Buch. Die innere Zerrissenheit Noahs erhöht die Spannung, weil man nie richtig einschätzen kann, wie er als nächstes reagiert. Diese innere Unruhe wird auch in der Beziehung zu Sophia sehr deutlich. Die Hauptfigur durchläuft eine spannende Entwicklung, an der der Leser dank des detaillierten Schreibstils sehr gut teilnehmen kann. Der erste Wendepunkt des Buches erfolgt schon im ersten Drittel, als Noah seinen Vater kennen lernt und eine Beziehung zu ihm aufbaut.
Das Buch besticht vor allem durch Rückblicke in die Vergangenheit. Schulerfahrungen und erste Begegnungen mit Noahs Jugendliebe Sophia runden die Geschichte ab. Einzig das Product Placement wird etwas zu stark betrieben.
Ein gelungenes Buch über Macht, Geld, Liebe, Freundschaft, Gier und Kontrollverlust mit einem Ende, das so niemand erwartet hat. Der sympathische selbstkritische Protagonist führt uns durch eine spannende Reise rund um die Frage "Wie schnell verliert man den Bezug zum Wert des Geldes"
Ein absolut empfehlenswertes Buch!