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Claire

Bewertungen

Insgesamt 98 Bewertungen
Bewertung vom 26.06.2020
Unter den Linden 6
Kaiser, Ann-Sophie

Unter den Linden 6


sehr gut

Dieses Buch hat mich von vorne bis hinten mitgenommen! Ich habe mich nicht einen Moment gelangweilt. Es war einfach schön, diese 3 so unterschiedlichen und starken Frauen auf ihrem Weg zu begleiten.
Das Thema des Buchs ist so unglaublich wichtig und leider auch immer noch aktuell. Was für uns in Deutschland kaum noch nachvollziehbar ist, ist in anderen Ländern leider immer noch genau, wie im Buch beschrieben. Und selbst hier in Deutschland gibt es oft noch Hindernisse für Frauen in verschiedenen Bereichen. Beim Lesen habe ich oft den Kopf geschüttelt, weil ich es unfassbar finde, wie es früher gelaufen ist.

Zum Glück gab es schon immer Frauen mit Kämpferherz, so wie die 3 in der Geschichte.
Dass sie so unterschiedlich und trotzdem so gute Freundinnen geworden sind, finde ich großartig. Das zeigt, wie aufgeschlossen sie sind und ich finde, genau das sollte man sehr viel öfter sein. Einfach mal andere Menschen so nehmen wie sie sind. Von den Unterschieden kann man durchaus profitieren, weil jeder etwas anderes zu der Freundschaft beitragen kann.

Die Story insgesamt fand ich sehr schlüssig und jederzeit nachvollziehbar und ich fand es so toll, dass viele Figuren auf dem Leben echter Menschen basieren. Das hat es doppelt so spannend gemacht, sie durch die Geschichte zu begleiten. Abgesehen davon bin ich sowieso ein Fan von Lise Meitner. Der Wechsel zwischen Geschichte und Fiktion ist der Autorin absolut gelungen. Toll war dazu auch der Anhang des Buchs, in dem nochmal beschrieben wird, was an der Story Bezug zu echter Geschichte hat.
Gewünscht hätte ich mir allerdings noch ein bisschen mehr Hintergrundfakten, von denen ich allerdings gar nicht weiß, ob die überhaupt geschichtlich belegt sind. So wird in dem Buch nicht erklärt, warum Frauen dann plötzlich doch die Universität besuchen durften und wer dafür verantwortlich war. Ein bisschen mehr kämpfen hätte ich mir von den Damen nämlich doch gewünscht. Das ging mir plötzlich zu schnell.

Der Schreibstil hat durchaus dazu beigetragen, dass mir das Buch so gut gefallen hat. Nicht zu blumig oder schnörkelig, aber der damaligen Zeit angepasst, so dass ich mich gut in die Geschichte einfühlen konnte.
Ein paar kleine Holperer gab es. Um nur ein Beispiel zu nennen, folgender Satz: „Ich fahre nicht sofort“, beschwichtigte sie sofort…. Etwas unelegant gelöst. Aber das waren nur sehr wenige Stellen und die haben meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. Die wissenschaftlichen Fakten fand ich hochinteressant und bin froh, dass diese von der Autorin nicht einfach ausgespart wurden.

Rundherum ein absolut gelungenes Buch, das mich begeistert hat und das jederzeit den Spagat zwischen Realität und Fiktion gut hinbekommen hat. Ein Stern Abzug, weil mir das ein oder andere ein wenig zu schnell abgehandelt wurde. Aber das ist hier Bemängeln auf hohem Niveau.

Bewertung vom 15.06.2020
Spiel, bis du stirbst
Brandschwert, Sönke

Spiel, bis du stirbst


sehr gut

Ich habe mit „Spiel, bis du stirbst“ einem Autor eine Chance gegeben, den ich bisher noch nicht kannte. Und ich habe es nicht bereut!

Es handelt sich hier um einen Krimi der etwas anderen Art, denn er spielt im BDSM-Milieu. Also endlich mal etwas, was man nicht schon zigmal gelesen hat, sondern was dieses Buch einfach von anderen abhebt und dadurch auch interessant macht.
Da ich tatsächlich schon 2 Bücher zu diesem Thema gelesen habe, war ich erst etwas ängstlich, ob das Buch nicht nur so vor Klischees strotzen würde. Aber ich wurde nicht enttäuscht, Herr Brandschwert hat wirklich gut recherchiert.

Auch die Story gefällt mir. Nicht nur, dass sie in einer bisher kaum dagewesenen Umgebung stattfindet, sondern auch die Spannung an sich!
Der Anfang war sogar so spannend, dass ich beinahe meine Bahnhaltestelle verpasst habe (kein Scherz).
Und obwohl man ein bisschen was über den Täter erfährt, erfährt man doch nicht genug. So gab es immer noch Twists und Wendungen, die ich so nicht habe kommen sehen und die mich überrascht haben. Aber da ich nicht spoilern möchte, kann ich da jetzt nicht weiter drauf eingehen.

Sam, die Hauptprotagonistin, hat mir sehr gut gefallen! Sie ist zwar grenzwertig tough, aber ich fand ihre Gedankengänge nachvollziehbar und sie selbst einfach unglaublich sympathisch. Ihre offene Art und wie vorurteilsfrei sie auf ihre Mitmenschen zugeht, gefällt mir gut. Liegt wohl an ihrem Beruf

Bewertung vom 15.06.2020
Der Sommer der Islandtöchter
Baldvinsson, Karin

Der Sommer der Islandtöchter


gut

Es fällt mir etwas schwer für dieses Buch eine Rezension zu schreiben, da es meinen Geschmack leider gar nicht getroffen hat. Ich fange aber erstmal mit dem Positiven an, davon gab es nämlich Einiges.

Der Schreibstil von Fr. Baldvinsson ist wunderschön. Ich habe mich so sehr nach Island versetzt gefühlt, am liebsten würde ich sofort meinen Koffer packen und mich auf den Weg machen! Es war alles wunderschön beschrieben und ich hatte sofort Kopfkino. Der Schreibstil ist schön detailliert, aber nicht zu schnörkelig, so dass es beim Lesen nicht anstrengend wurde.
Sehr gut gefallen hat mir auch, wie die Autorin die Isländer selbst und deren Alltag beschreibt. Ich habe sehr viel mit Dänemark zu tun und habe einiges wiedererkannt, was einfach auch typisch für die skandinavischen Länder ist. Ich habe mich so gut aufgehoben gefühlt!
Dass das Buch in zwei verschiedenen Zeiten spielt, fand ich toll. So wusste man immer ein bisschen mehr als die Protagonisten und konnte den Verlauf der Story gut nachvollziehen.

Auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Sie waren mir sympathisch und ich fand sie sehr authentisch. Ich habe Hannah gerne begleitet und auch wenn es Momente gab, in denen man sie packen und schütteln wollte, konnte ich ihre Gedankengänge und Gefühle doch die meiste Zeit nachvollziehen.

Leider hat die Geschichte einen ganz anderen Verlauf genommen, als ich dachte. Und dieses Genre ist so gar nicht meins. Das ist mir persönlich einfach alles zu „schnulzig“, ohne das abwertend zu meinen. Mir fehlt da einfach die Spannung, denn eigentlich ist schnell klar, worauf das alles hinausläuft. Auch die im Klappentext angekündigten geheimnisvollen Truhen kamen für mich in der Story viel zu kurz. Eigentlich wurden sie nur 2x kurz erwähnt und erst ganz am Schluss, wenn der Leser im Prinzip sowieso schon weiß was es mit dem „Familiengeheimnis“ auf sich hat, treten sie wieder in Erscheinung. Das fand ich sehr schade, da hätte ich mir einfach ein bisschen mehr Geheimnisvolles gewünscht.
Auch wie das Ganze dann endet, ist nicht überraschend. Das ist für dieses Genre nichts Ungewöhnliches, aber halt leider nicht so mein Fall.

Von mir 3 (sehr solide) Sterne, weil es nicht meinen Geschmack getroffen hat und vorhersehbar, aber trotzdem sehr schön geschrieben war. Ich bin mir sicher: jemand, der gerne Liebesgeschichten liest, kommt hier voll auf seine Kosten und so jemandem würde ich das Buch vorbehaltlos empfehlen.

Bewertung vom 09.06.2020
Die nach den Sternen greifen / Das Grand Hotel Bd.1
Benedikt, Caren

Die nach den Sternen greifen / Das Grand Hotel Bd.1


sehr gut

Was hilft gegen Stress? Genau, Urlaub. Ich hatte mir einen Trip nach Rügen ausgesucht, ins wunderschöne Grand Hotel, wo ich die Familie von Plesow besuchen wollte.

Also griff ich zum Buch und versank in der Geschichte. Der wunderbare Schreibstil von Caren Benedikt hat mich sofort nach Binz versetzt, wo ich mit der Hauptfigur Bernadette an der Strandpromenade flanierte. Die Atmosphäre war so schön beschrieben, dass sie für mich fast greifbar war.

Das Grand Hotel - ein Familienepos. Also eine gemütliche Familiengeschichte, in der nicht viel passiert, sondern man die Charaktere durch den Alltag begleitet und alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Denkste! Als mir auf S.20 die erste Leiche begegnete, ahnte ich, dass es etwas anders laufen würde als gedacht. Und so war es!

Ja, es ist eine Familiengeschichte. Aber nicht ausschließlich. Die kriminellen Tendenzen der Story lassen sich nicht verleugnen. Gleichzeitig kam aber auch die Familiengeschichte selbst nicht zu kurz, was das Ganze sehr abwechslungsreich gestaltete. Heraus kam eine spannende Kombi, bei der ich mich keinen Moment gelangweilt habe.

Zu den Personen muss ich sagen, dass sie mir FAST alle unsympathisch waren. Jeder hatte gute Seiten, aber über die negativen Eigenschaften konnte ich nicht hinwegsehen. Was aber gar nicht schlimm war, sondern tatsächlich gut zur Story passte. Und die Figuren waren dazu alle sehr interessant und komplex.

Die Antipathie-Ausnahme: Josie! Josie hat eine wunderschöne Künstlerseele und obwohl sie sehr naiv und weltfremd ist, habe ich mich ihr sofort verbunden gefühlt. Ihre Welt ist bunt und in ihr brennt ein Feuer, das sie noch lernen muss zu kontrollieren.

Kritikpunkte? Kaum.

In einer (ja, Krimi-) Szene geht es um in Chloroform getränkte Tücher. Ein paar Sätze weiter sind es plötzlich äthergetränkte Tücher. Das sind aber 2 verschiedene Dinge (ok, mit ähnlicher Wirkung). Darüber bin ich etwas gestolpert.

Das im Klappentext angekündigte Familiengeheimnis fand ich zwar sehr spannend, kam aber etwas zu kurz und es blieben bei mir Fragen offen. Allerdings gibt es ja noch einen 2. Teil, wer weiß, was da noch alles passiert… Deshalb möchte ich mich in dieser Sache jetzt gar nicht festlegen.

Das Ende kam etwas abrupt, könnte aber auch damit zusammenhängen, dass ich noch ewig hätte weiterlesen mögen!

Deshalb von mir kleiner Punktabzug in der B-Note.

Meine Angst, mir könnte das Buch nicht gefallen, war unbegründet.
4 starke Sterne für ein tolles Buch, das besser war als von mir erhofft und mit Krimi-Aspekten überrascht hat. Ich konnte in einer anderen Zeit versinken und bin gespannt auf Teil 2 und natürlich die Serie, die es dazu geben wird (ja, ihr habt richtig gelesen).

Vielen Dank, liebe Caren, dass ich diese Reise zu den von Plesows machen durfte!

Bewertung vom 16.05.2020
Im Spukhaus (eBook, ePUB)
Janz, Jonathan

Im Spukhaus (eBook, ePUB)


gut

Ich war leider etwas enttäuscht von dem Buch.
Es war nicht schlecht, das gleich vorab.
Der Schreibstil lies sich gut lesen und mir hat die düstere Atmosphäre des Hauses und der Umgebung gut gefallen. Ich habe lange hin und her gerätselt, ob es dort wirklich spukt, oder ob alle Vorfälle von Menschenhand inszeniert wurden. Und die Charaktere waren durch die Bank weg keine Klischees, sondern wirklich mal etwas anderes, was mir so in noch keinem Buch untergekommen ist.

Aber da fängt das Problem auch schon an: mir persönlich waren fast alle Protagonisten zu überzeichnet. Das war einfach too much und leider zum Großteil unglaubwürdig (ok, ein Spukhaus ist auch nicht unbedingt realistisch, aber ich möchte mich halt gerne in die Personen hineinversetzen können und das war mir hier nicht möglich). Das war alles etwas „drüber“ und mir war keine Person richtig sympathisch. Teilweise war ich auch genervt, weil irgendwie alle bei jeder Kleinigkeit beleidigt reagiert haben. Schwierig.
Die Geschichte selber hat mir ganz gut gefallen, auch letztendlich die Auflösung des Ganzen. Aber mir fehlte ein Spannungsbogen. Das Buch war nicht langweilig, aber die Spannung blieb für mich immer auf dem gleichen Level. Mich hat es leider nicht gepackt und ich hatte auch kein Problem, das Buch mal für ein paar Tage zur Seite zu legen und erstmal etwas anderes zu lesen.

Alles in allem solider Durchschnitt, den man durchaus lesen kann. Aber für mich jetzt kein Lese-MUSS.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es viele Leute gibt, denen die Story besser gefällt als mir.

Bewertung vom 15.05.2020
Thirty (eBook, ePUB)
Bradley, Christina

Thirty (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich beende das Buch, klappe meinen EReader zu, atme einmal tief ein und aus und sage: „Wie unglaublich doch dieses Buch ist.“

Das waren meine ersten Worte, meine erste Reaktion, nachdem ich „Thirty“ beendet habe. Und ich schätze, ich habe das auch genau so gemeint. Dieses Buch, die Geschichte von Bella, hat mich ungeheuer gut unterhalten! Dazu hat auch der tolle Schreibstil beigetragen, der sehr locker und authentisch ist und mich mitgerissen hat.

Und natürlich Bella! Bella möchte man sofort als Freundin haben. Sie ist so liebenswert in ihrer völlig chaotischen Art und ihrer Denkweise. Ich liebe Bellas unperfektes Wesen und ihre Ausdrucksweise ist sensationell.
Ich habe bei diesem Buch so oft wirklich herzlich gelacht, dabei ist das eigentlich überhaupt nicht mein bevorzugtes Genre. Am schönsten fand ich aber, dass ich beim lesen die ganze Zeit über an meine beste Freundin denken musste. Ich habe mir vorgestellt wir würden, jede mit einem Glas Sekt in der Hand, das Buch zusammen lesen. Denn es gibt nur diese eine Person, mit der ich Bellas Abenteuer gerne erleben würde. Meine beste Freundin ist leider (zu) weit weg, aber während des Lesens hatte ich immer das Gefühl, ihr nahe zu sein.
Ich glaube, in Bella findet sich jede Frau ein Stück weit wieder. Also ich auf jeden Fall.

Natürlich, in diesem Buch gibt es so einige Klischees. Die werden aber in der Geschichte immer mit einem Augenzwinkern präsentiert, so dass ich sie überhaupt nicht als störend empfunden habe. Und ja, natürlich ist die Geschichte (wie die meisten aus diesem Genre) in Teilen vorhersehbar. Aber trotzdem konnte man sich nie 100% sicher sein wie es weiter geht, weil es doch noch immer eine andere Möglichkeit gab. Und das Ende selbst: perfekt! Ich hätte es mir nicht anders gewünscht und hatte schon Angst, es würde anders kommen. Dazu hatte das Ende auch das perfekte Timing, was ja auch nicht bei jedem Buch gegeben ist.

Kurzum: ich kann das Buch einfach nur empfehlen. Lest es, trinkt ein Gläschen Wein dabei und dann wünsche ich ganz viel Spaß, bei dieser kurzweiligen herzlichen Lektüre!

Bewertung vom 04.05.2020
American Dirt
Cummins, Jeanine

American Dirt


ausgezeichnet

Wow, was für ein Trip!

Man landet direkt im Geschehen, mitten in einer Schießerei auf einer Geburtstagsparty. Nur Lydia und ihr Sohn Luca entkommen… und der Leser mit den beiden! Denn genau so war es. Ich habe schon oft Bücher gelesen, bei denen ich das Gefühl hatte, Teil der Geschichte zu sein. Neben den Figuren zu stehen und ihnen zuschauen zu können.
Aber bei DIESEM Buch hier, da war ich live dabei.
Ich war bei Lydia, als ihre Familie getötet wurde. Ich habe mit ihr und Luca in der Dusche gehockt und gehofft, dass mich niemand findet. Ich bin mit den beiden gerannt, gerannt, gerannt…so sehr, dass ich beim lesen das Gefühl hatte, atemlos zu sein. Und mit jeder Seite die ich umgeblättert habe, habe ich den Staub von Mexikos Straßen geschluckt. Wir haben zusammen auf „La Bestia“ gesessen und ich wusste oft nicht, ob ich hoffnungsvoll, oder einfach nur starr und antriebslos sein soll.
Ich habe jedem (und ich meine wirklich ausdrücklich JEDEM), der uns auf dieser Reise begegnet ist, misstraut. Was für ein schreckliches Gefühl das war!
Der Teil des Buchs, in dem die Migranten die Wüste durchqueren, zog sich für mich dann doch in die Länge. Aber dann wurde mir klar, dass das so sein muss, denn es muss das gewesen sein, was auch die Migranten empfunden haben. Alles an diesem Buch ist irgendwie greifbar.

Der Schreibstil ist eigentlich schwierig zu beschreiben. Er ist sehr klar, teilweise fast schon emotionslos, aber dann doch wieder mit soviel Gefühl, dass ich (natürlich nur ganz kurz) Tränen in den Augen hatte. Ich habe die Leere und Verzweiflung gefühlt, die auch Lydia ausgefüllt haben.
Erst bei der Wanderung durch die Wüste kann ich kleine Abstriche machen.
Da wurden die Sätze plötzlich sehr kurz und abgehakt. Das hat mich teilweise schon genervt, da es meinen Lesefluss gestört hat. Trotzdem habe ich hinterher dagesessen und mich gefragt: war eigentlich das ganze Buch in diesem Stil geschrieben? Oder nur dieser Teil? Und ganz ehrlich: ich kann die Frage nicht beantworten. Ich war so mit weglaufen und überleben beschäftigt, ich war so auf Lydia und Luca fixiert, dass es mir nicht aufgefallen ist. Natürlich könnte ich das nochmal prüfen. Möchte ich aber gar nicht. Ich will, dass das Buch einfach weiter auf mich wirkt, so wie es eben ist. Ich will es nicht komplett auseinandernehmen. Ich will diesen Nachhall in mir erhalten.

Obwohl streckenweise nicht wirklich viel passiert ist, fand ich es durchgehend spannend.
Es war sehr gut recherchiert, sehr authentisch und interessant. Bei dem Gedanken daran, dass es Menschen gibt, denen so etwas tatsächlich wiederfährt, läuft es mir kalt den Rücken runter.

Das wird definitiv nicht das letzte Buch gewesen sein, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Danke für diese unglaublich intensive Leseerfahrung.

Bewertung vom 21.04.2020
Der Metropolist
Fried, Seth

Der Metropolist


gut

Mein Fazit direkt vorweg: solider Durchschnitt.
Meinen Geschmack hat das Buch nicht getroffen. Trotzdem vergebe ich gute 3 Sterne, da ich denke, dass das in diesem Fall tatsächlich einfach eine absolute Geschmacksfrage ist.

Die Grundidee gefällt mir. Einen Krimi auf humorvolle Weise zu verpacken, finde ich gut. Leider hat das Buch meinen Humor so gar nicht getroffen. Ich fand es oft viel zu überspitzt, dadurch wirkte es auf mich aufgesetzt und bemüht.
Die Dialoge zwischen den beiden Hauptfiguren waren zwar oft amüsant, leider aber auch viel zu kurz. Längere (und ein paar mehr) Dialoge hätten das Ganze etwas aufgelockert. So habe ich mich oft aus den Szenen herausgerissen gefühlt, wodurch dann für mich auch die Situationskomik meist verloren ging. Ein kleiner Schmunzler hier und da, das war es dann aber auch schon.
Einzig den Showdown fand ich ganz witzig, aber auch der war viel zu kurz ausgearbeitet und schon wieder vorbei, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte.

Allgemein habe ich für die Figuren überhaupt kein Gefühl bekommen. Sie waren mir weder sympathisch noch unsympathisch, sie waren mir schlichtweg egal. Das ist kein gutes Zeichen.
Das liegt aber, denke ich, nicht am Schreibstil. Eigentlich fand ich das Buch gut geschrieben, klar und deutlich. Teilweise fast schon zu "linear". Erst kommt es zu großen Katastrophen, die dann aber innerhalb von 2 Seiten schon wieder abgehandelt sind. Ich konnte der Geschichte überhaupt nicht folgen, weil ich bis zum Schluss nicht in dieses Buch hineingefunden habe. Das liegt aber weniger am Schreibstil, als an der Story selber.

Ich habe Rezensionen gelesen, in denen von Gesellschaftskritik die Rede war. Ich bin mir nicht so sicher ob der Autor dieses Ziel wirklich verfolgt hat. Wenn ja, dann ist das an mir völlig vorbei gegangen. Das könnte aber wiederum daran liegen, dass ich nicht in die Geschichte hingefunden habe. Sie zog an mir vorbei und ich habe einfach stur weitergelesen. Es hat mich nicht zum nachdenken gebracht und auch sonst keinerlei Gefühle in mir ausgelöst, was für mich bei einem Buch eigentlich ungewöhnlich ist.

Was mir gefallen hat, war, dass der Autor immer wieder für eine Überraschung gut ist. Man wusste eigentlich nie, was in der nächsten Szene auf einen zukommt. Wie die Protagonisten handeln werden war nie vorherzusehen, einfach alles war möglich!

Rundheraus: nicht mein Geschmack, ich hatte mir etwas anderes erhofft. Aber wer den Humor des Autors teilt, der könnte mit diesem Buch gut bedient sein. Deshalb von mir trotzdem 3 gute Sterne.

Bewertung vom 21.04.2020
Gestohlene Erinnerung
Crouch, Blake

Gestohlene Erinnerung


ausgezeichnet

Haben Sie sich auch schon mal einen Film angesehen, in dem ein Zeitreisender seine Vergangenheit verändert? Und haben Sie sich da auch gefragt, was mit den ganzen Erinnerungen der anderen Menschen passiert? Was das bewirken würde? Wie das funktionieren kann, ohne dass jemand etwas bemerkt? Kann man Erinnerungen „konservieren“? Und wieviel Macht über solche Dinge können und sollten Menschen (er)tragen?

Diesen Fragen geht Blake Crouch in seinem neuen Buch nach, das mich von Anfang an abgeholt hat! Was im ersten Moment technisch und kompliziert klingt, ist in Wirklichkeit ein spannend geschriebener Thriller, der tatsächlich auch leicht philosophische Facetten aufweist. Ob dies nun beabsichtigt ist oder nicht, lasse ich mal dahin gestellt, aber es ergibt sich definitiv interessanter Diskussionsstoff. Und das ganz ohne dabei aufdringlich zu sein oder auf der Esoterikschiene zu reiten.

Mich hat die Geschichte sehr gefesselt. Genau die Gedanken die ich mir schon über solch eine Thematik gemacht habe, wurden hier von Hr. Crouch aufgegriffen und super in einer spannenden Story verarbeitet, die abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptprotagonisten erzählt wird.
Die Charaktere selbst sind schön ausgearbeitet, ich habe von Anfang an Bezug zu ihnen gefunden, ein klares Bild von ihnen vor Augen gehabt und entsprechend mit ihnen mitgefiebert, sympathisiert und versucht, Lösungensansätze zu finden. Wobei das nicht immer so einfach war, denn wenn man dachte, da kann jetzt nicht mehr viel kommen, ging die Geschichte immer noch einen Schritt weiter. Es war nicht immer leicht da mitzuhalten und ich konnte das ganze Buch über miträtseln.

Ganz klares Fazit: 5 von 5 Sternen und bitte mehr davon!