Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Claire

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 15.05.2020
Thirty (eBook, ePUB)
Bradley, Christina

Thirty (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich beende das Buch, klappe meinen EReader zu, atme einmal tief ein und aus und sage: „Wie unglaublich doch dieses Buch ist.“

Das waren meine ersten Worte, meine erste Reaktion, nachdem ich „Thirty“ beendet habe. Und ich schätze, ich habe das auch genau so gemeint. Dieses Buch, die Geschichte von Bella, hat mich ungeheuer gut unterhalten! Dazu hat auch der tolle Schreibstil beigetragen, der sehr locker und authentisch ist und mich mitgerissen hat.

Und natürlich Bella! Bella möchte man sofort als Freundin haben. Sie ist so liebenswert in ihrer völlig chaotischen Art und ihrer Denkweise. Ich liebe Bellas unperfektes Wesen und ihre Ausdrucksweise ist sensationell.
Ich habe bei diesem Buch so oft wirklich herzlich gelacht, dabei ist das eigentlich überhaupt nicht mein bevorzugtes Genre. Am schönsten fand ich aber, dass ich beim lesen die ganze Zeit über an meine beste Freundin denken musste. Ich habe mir vorgestellt wir würden, jede mit einem Glas Sekt in der Hand, das Buch zusammen lesen. Denn es gibt nur diese eine Person, mit der ich Bellas Abenteuer gerne erleben würde. Meine beste Freundin ist leider (zu) weit weg, aber während des Lesens hatte ich immer das Gefühl, ihr nahe zu sein.
Ich glaube, in Bella findet sich jede Frau ein Stück weit wieder. Also ich auf jeden Fall.

Natürlich, in diesem Buch gibt es so einige Klischees. Die werden aber in der Geschichte immer mit einem Augenzwinkern präsentiert, so dass ich sie überhaupt nicht als störend empfunden habe. Und ja, natürlich ist die Geschichte (wie die meisten aus diesem Genre) in Teilen vorhersehbar. Aber trotzdem konnte man sich nie 100% sicher sein wie es weiter geht, weil es doch noch immer eine andere Möglichkeit gab. Und das Ende selbst: perfekt! Ich hätte es mir nicht anders gewünscht und hatte schon Angst, es würde anders kommen. Dazu hatte das Ende auch das perfekte Timing, was ja auch nicht bei jedem Buch gegeben ist.

Kurzum: ich kann das Buch einfach nur empfehlen. Lest es, trinkt ein Gläschen Wein dabei und dann wünsche ich ganz viel Spaß, bei dieser kurzweiligen herzlichen Lektüre!

Bewertung vom 04.05.2020
American Dirt
Cummins, Jeanine

American Dirt


ausgezeichnet

Wow, was für ein Trip!

Man landet direkt im Geschehen, mitten in einer Schießerei auf einer Geburtstagsparty. Nur Lydia und ihr Sohn Luca entkommen… und der Leser mit den beiden! Denn genau so war es. Ich habe schon oft Bücher gelesen, bei denen ich das Gefühl hatte, Teil der Geschichte zu sein. Neben den Figuren zu stehen und ihnen zuschauen zu können.
Aber bei DIESEM Buch hier, da war ich live dabei.
Ich war bei Lydia, als ihre Familie getötet wurde. Ich habe mit ihr und Luca in der Dusche gehockt und gehofft, dass mich niemand findet. Ich bin mit den beiden gerannt, gerannt, gerannt…so sehr, dass ich beim lesen das Gefühl hatte, atemlos zu sein. Und mit jeder Seite die ich umgeblättert habe, habe ich den Staub von Mexikos Straßen geschluckt. Wir haben zusammen auf „La Bestia“ gesessen und ich wusste oft nicht, ob ich hoffnungsvoll, oder einfach nur starr und antriebslos sein soll.
Ich habe jedem (und ich meine wirklich ausdrücklich JEDEM), der uns auf dieser Reise begegnet ist, misstraut. Was für ein schreckliches Gefühl das war!
Der Teil des Buchs, in dem die Migranten die Wüste durchqueren, zog sich für mich dann doch in die Länge. Aber dann wurde mir klar, dass das so sein muss, denn es muss das gewesen sein, was auch die Migranten empfunden haben. Alles an diesem Buch ist irgendwie greifbar.

Der Schreibstil ist eigentlich schwierig zu beschreiben. Er ist sehr klar, teilweise fast schon emotionslos, aber dann doch wieder mit soviel Gefühl, dass ich (natürlich nur ganz kurz) Tränen in den Augen hatte. Ich habe die Leere und Verzweiflung gefühlt, die auch Lydia ausgefüllt haben.
Erst bei der Wanderung durch die Wüste kann ich kleine Abstriche machen.
Da wurden die Sätze plötzlich sehr kurz und abgehakt. Das hat mich teilweise schon genervt, da es meinen Lesefluss gestört hat. Trotzdem habe ich hinterher dagesessen und mich gefragt: war eigentlich das ganze Buch in diesem Stil geschrieben? Oder nur dieser Teil? Und ganz ehrlich: ich kann die Frage nicht beantworten. Ich war so mit weglaufen und überleben beschäftigt, ich war so auf Lydia und Luca fixiert, dass es mir nicht aufgefallen ist. Natürlich könnte ich das nochmal prüfen. Möchte ich aber gar nicht. Ich will, dass das Buch einfach weiter auf mich wirkt, so wie es eben ist. Ich will es nicht komplett auseinandernehmen. Ich will diesen Nachhall in mir erhalten.

Obwohl streckenweise nicht wirklich viel passiert ist, fand ich es durchgehend spannend.
Es war sehr gut recherchiert, sehr authentisch und interessant. Bei dem Gedanken daran, dass es Menschen gibt, denen so etwas tatsächlich wiederfährt, läuft es mir kalt den Rücken runter.

Das wird definitiv nicht das letzte Buch gewesen sein, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Danke für diese unglaublich intensive Leseerfahrung.

Bewertung vom 21.04.2020
Der Metropolist
Fried, Seth

Der Metropolist


gut

Mein Fazit direkt vorweg: solider Durchschnitt.
Meinen Geschmack hat das Buch nicht getroffen. Trotzdem vergebe ich gute 3 Sterne, da ich denke, dass das in diesem Fall tatsächlich einfach eine absolute Geschmacksfrage ist.

Die Grundidee gefällt mir. Einen Krimi auf humorvolle Weise zu verpacken, finde ich gut. Leider hat das Buch meinen Humor so gar nicht getroffen. Ich fand es oft viel zu überspitzt, dadurch wirkte es auf mich aufgesetzt und bemüht.
Die Dialoge zwischen den beiden Hauptfiguren waren zwar oft amüsant, leider aber auch viel zu kurz. Längere (und ein paar mehr) Dialoge hätten das Ganze etwas aufgelockert. So habe ich mich oft aus den Szenen herausgerissen gefühlt, wodurch dann für mich auch die Situationskomik meist verloren ging. Ein kleiner Schmunzler hier und da, das war es dann aber auch schon.
Einzig den Showdown fand ich ganz witzig, aber auch der war viel zu kurz ausgearbeitet und schon wieder vorbei, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte.

Allgemein habe ich für die Figuren überhaupt kein Gefühl bekommen. Sie waren mir weder sympathisch noch unsympathisch, sie waren mir schlichtweg egal. Das ist kein gutes Zeichen.
Das liegt aber, denke ich, nicht am Schreibstil. Eigentlich fand ich das Buch gut geschrieben, klar und deutlich. Teilweise fast schon zu "linear". Erst kommt es zu großen Katastrophen, die dann aber innerhalb von 2 Seiten schon wieder abgehandelt sind. Ich konnte der Geschichte überhaupt nicht folgen, weil ich bis zum Schluss nicht in dieses Buch hineingefunden habe. Das liegt aber weniger am Schreibstil, als an der Story selber.

Ich habe Rezensionen gelesen, in denen von Gesellschaftskritik die Rede war. Ich bin mir nicht so sicher ob der Autor dieses Ziel wirklich verfolgt hat. Wenn ja, dann ist das an mir völlig vorbei gegangen. Das könnte aber wiederum daran liegen, dass ich nicht in die Geschichte hingefunden habe. Sie zog an mir vorbei und ich habe einfach stur weitergelesen. Es hat mich nicht zum nachdenken gebracht und auch sonst keinerlei Gefühle in mir ausgelöst, was für mich bei einem Buch eigentlich ungewöhnlich ist.

Was mir gefallen hat, war, dass der Autor immer wieder für eine Überraschung gut ist. Man wusste eigentlich nie, was in der nächsten Szene auf einen zukommt. Wie die Protagonisten handeln werden war nie vorherzusehen, einfach alles war möglich!

Rundheraus: nicht mein Geschmack, ich hatte mir etwas anderes erhofft. Aber wer den Humor des Autors teilt, der könnte mit diesem Buch gut bedient sein. Deshalb von mir trotzdem 3 gute Sterne.

Bewertung vom 21.04.2020
Gestohlene Erinnerung
Crouch, Blake

Gestohlene Erinnerung


ausgezeichnet

Haben Sie sich auch schon mal einen Film angesehen, in dem ein Zeitreisender seine Vergangenheit verändert? Und haben Sie sich da auch gefragt, was mit den ganzen Erinnerungen der anderen Menschen passiert? Was das bewirken würde? Wie das funktionieren kann, ohne dass jemand etwas bemerkt? Kann man Erinnerungen „konservieren“? Und wieviel Macht über solche Dinge können und sollten Menschen (er)tragen?

Diesen Fragen geht Blake Crouch in seinem neuen Buch nach, das mich von Anfang an abgeholt hat! Was im ersten Moment technisch und kompliziert klingt, ist in Wirklichkeit ein spannend geschriebener Thriller, der tatsächlich auch leicht philosophische Facetten aufweist. Ob dies nun beabsichtigt ist oder nicht, lasse ich mal dahin gestellt, aber es ergibt sich definitiv interessanter Diskussionsstoff. Und das ganz ohne dabei aufdringlich zu sein oder auf der Esoterikschiene zu reiten.

Mich hat die Geschichte sehr gefesselt. Genau die Gedanken die ich mir schon über solch eine Thematik gemacht habe, wurden hier von Hr. Crouch aufgegriffen und super in einer spannenden Story verarbeitet, die abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptprotagonisten erzählt wird.
Die Charaktere selbst sind schön ausgearbeitet, ich habe von Anfang an Bezug zu ihnen gefunden, ein klares Bild von ihnen vor Augen gehabt und entsprechend mit ihnen mitgefiebert, sympathisiert und versucht, Lösungensansätze zu finden. Wobei das nicht immer so einfach war, denn wenn man dachte, da kann jetzt nicht mehr viel kommen, ging die Geschichte immer noch einen Schritt weiter. Es war nicht immer leicht da mitzuhalten und ich konnte das ganze Buch über miträtseln.

Ganz klares Fazit: 5 von 5 Sternen und bitte mehr davon!

Bewertung vom 21.04.2020
The One - Finde dein perfektes Match
Marrs, John

The One - Finde dein perfektes Match


ausgezeichnet

Ich habe mich noch nie so schwer getan, eine Rezension abzugeben.
Dieses Buch ist fabelhaft und absolut lesenswert und es ist schwer, eine Rezension abzugeben, die diesem Buch gerecht wird. Ich habe das Gefühl, je mehr man versucht dieses Buch zu erklären (und zwar ohne zu spoilern), umso mehr schreckt man die Leute ab. Aber genau das Gegenteil sollte der Fall sein!

Erwähnenswert ist vorab definitv, wie „pur“ und trotzdem ausgefallen das Buch gestaltet ist.
Ich hatte keine Vorstellung davon, was mich erwarten würde und ich muss sagen, selbst im Nachhinein ist es mir nicht möglich, das Buch in ein bestimmtes Genre einzuordnen.
Natürlich könnte ich jetzt sagen, dass es viel um Liebe geht. Um ganz viele verschiedene Arten von Liebe, die toll und realistisch dargestellt sind. Aber es ist kein Liebesroman! Das Ganze ist eher nüchtern und klar geschrieben, ohne Kitsch und Klischees. Und als ich an einem Punkt angekommen war, an dem ich dann dachte: „Ok, kommt da jetzt noch was oder ist das echt nur Friede, Freude, Eierkuchen hier?“, da kam der Twist. Perfektes Timing! Dieses Buch wurde mir an keiner Stelle langweilig, ich habe es innerhalb von 3 Tagen durchgelesen und das heißt bei mir viel. Es geht dann schon in die Thriller-Richtung, trotzdem finde ich es für einen Thriller irgendwie untypisch.

Es hat kurze Kapitel, in denen man die jeweiligen Figuren begleitet. Es wird also aus der Sicht von mehreren Personen erzählt, trotzdem ist es dem Autor gelungen, dass man niemals den Überblick verliert. Wenn z.B. aus der Sicht von Mandy erzählt wird und man dann erst 4 Kapitel später wieder in Mandys Welt eintaucht, ist man auch sofort wieder drin und weiß noch genau, was Mandy gerade erlebt hat und kann der weiteren Geschichte ohne Probleme folgen.

Sehr interessant ist auch, dass meine Sympathie zu den Figuren während des Lesens immer wieder gewechselt hat. Einfach großartig! Generell sind mir anfangs aber alle irgendwie ans Herz gewachsen, selbst die, die vielleicht nicht ganz so nett sind ;-) Und wie im echten Leben kann man sich auch hier in den Charakteren sehr irren. Das hat es sehr spannend gemacht.
Anders als in anderen Büchern war ich hier aber nie Teil der Geschichte. Ich hab mich nie gefühlt, als würde ich neben den Figuren stehen und ihre Geschichten miterleben. Eher kam ich mir wie eine Beobachterin vor. Genauer wie die Beobachterin eines sozialen Experiments. Der Gedanke kam mir beim Lesen tatsächlich öfter. Aus psychologischer Sicht eine total interessante Sache. Oft habe ich mich gefragt wie die Menschen wohl im echten Leben reagieren würden, wenn die DNA sagt, dass es für jeden einen perfekten Partner gibt. Würden sie sich auf die DNA verlassen oder auf ihr Herz? Interessanter Aspekt in dem Buch, dass Menschen aufeinander treffen, die sich im normalen Leben niemals eines Blickes würdigen würden. Nur weil ihnen gesagt wird, sie seien das perfekte Match. Dadurch ist das Buch nicht nur sehr kurzweilig, sondern regt gleichzeitig zum Nachdenken an.

Und dass der Autor nicht einfach nur irgendwas niederschreibt, sondern sich Gedanken gemacht und recherchiert hat, wird an verschiedenen Stellen ersichtlich, z.B. durch das Erwähnen der Psychopathie-Checkliste von Robert Hare.

Hinten im Buch wird erwähnt, dass Netflix das Ganze verfilmen will. Ich kann es kaum erwarten!
Vielen Dank für dieses tolle Buch, sehr geehrter Herr Marrs!
Verdiente 5/5 Sternen

Bewertung vom 21.04.2020
Die Schwestern von Marzahn
Tramitz, Christiane

Die Schwestern von Marzahn


gut

Da ich von Christiane Tramitz noch nichts gelesen hatte, konnte ich völlig unvoreingenommen an das Buch herangehen, ohne es mit ihren anderen Büchern zu vergleichen. So habe ich die erste Seite völlig ohne Erwartungshaltung aufgeschlagen.

Da mich das Buch im Endresultat nicht gefesselt hat, nur 3 Sterne. Ich muss aber sagen, dass das Buch durchaus seinen Sinn erfüllt hat. Es hat mich trotz allem (fast unmerklich) beeindruckt, etwas in mir ausgelöst und nachdenklich gemacht und ich schätze, damit hat Frau Tramitz ihr Ziel schon erreicht.

Über die Schreibweise der Autorin habe ich sehr unterschiedliche Meinungen im Netz gelesen. Mir persönlich hat sie eigentlich sehr gut gefallen. Die Sätze waren klar und strukturiert. Man konnte die Geschichte flüssig lesen, was mir immer wichtig ist. Musste ich das Buch mal zur Seite legen und konnte 2 Tage lang nicht lesen, habe ich am 3. Tag sofort wieder in die Geschichte reingefunden.
Allerdings gab es zu Anfang der Geschichte relativ viele Wiederholungen, was mich doch etwas gestört hat. Außerdem konnte ich den Anfang des Buches zeitlich zuerst überhaupt nicht mit der restlichen Geschichte in Einklang bringen und hat mich etwas verwirrt.
Es gibt insgesamt wenig Dialoge, die die Geschichte etwas aufgelockert hätten. So "dümpelt" das Ganze etwas vor sich hin.

Was mich tatsächlich sehr gestört hat, war der kapitelweise Wechsel zwischen den Figuren. Mal aus der Sicht von Hr. Krüger geschrieben, dann von den Ordensschwestern. Im Prinzip kein Problem, zumal der Wechsel klar zu erkennen war und die Geschichten zusammenhängen. Es hat mich in diesem Fall aber sehr beim lesen gestört und ich hätte es tatsächlich besser gefunden, 2 einzelne Geschichten daraus zu machen und die Sichtweise der jeweils anderen Personen nur anzureißen.
Bei den Charakteren selber war ich hin und her gerissen. In einem Moment haben sie mich genervt mit ihrem Gejammer und ihrer Einstellung, ihr Selbstmitleid hat mich teilweise richtiggehend wütend gemacht, ich hätte sie am liebsten gepackt und geschüttelt. Im nächsten Moment hätte ich sie dann einfach gern in den Arm genommen und getröstet. Dieses Buch löst ein Wechselbad der Gefühle aus!

Großes Manko für mich: die Zeitsprünge. Es geht um Freundschaft. Im Buch selber kam mir genau dieser Aspekt etwas zu kurz. Es wird erzählt, wie Hr. Krüger die Mädchen kennenlernt. Dann blättert man um, es sind Wochen vergangen und es wird betont, wie toll die Freundschaft ist, dass die 3 soviel zusammen machen etc. Wie diese Freundschaft überhaupt gewachsen ist, davon bekommt der Leser leider gar nichts mit und muss das als gegeben hinnehmen. Das wäre aber genau der Teil gewesen, der mich interessiert hätte.
Auch das Ende hat mich nicht richtig zufrieden gestellt, besonders nachdem mich das Buch generell schon nicht ganz mitgenommen hat. Es lässt mir zu viel Spielraum für Interpretation, ich hätte mir einen klaren Schlusspunkt gewünscht.

Natürlich gibt es auch Positives! Z.B. dass man noch Dinge über den Osten erfährt, die man bisher gar nicht wusste (jedenfalls in meinem Fall).
Und ganz Besonders die vielen kleinen Begebenheiten, die sehr zum nachdenken anregen. Darüber, dass heutzutage kaum noch jemand seine Nachbarn kennt (ich hatte direkt Lust einen Kuchen zu backen und nebenan zu klingeln). Darüber, dass man Dinge immer von 2 Seiten betrachten muss. Und dass die Dinge für die einzelnen Menschen unterschiedliche Bedeutung und Gewichtung haben.
Davon könnte ich jetzt noch unzählige Beispiele anbringen, weil es in der Geschichte immer wieder was zu entdecken gibt. Das hat viel wett gemacht. Und genau da sind wir wieder bei dem Punkt mit der Gewichtung: ich habe zwar viele (für mich) negative Sachen aufgezählt. Doch die positiven Seiten der Geschichte wiegen deutlich mehr und gleichen vieles wieder aus.

Fazit: Das Buch ist nicht schlecht, nur mich persönlich hat es nicht so abgeholt. Trotzdem ist es ein sehr mutiges Buch, dessen Eindrücke noch lange nachhallen

Bewertung vom 21.04.2020
Wolves - Die Jagd beginnt / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.3
Cole, Daniel

Wolves - Die Jagd beginnt / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.3


gut

Bei „Wolves“ handelt es sich um eine Lockroom-Story, was ich schon von der Idee her immer sehr spannend finde und
auch das Cover finde ich sehr sehr ansprechend und verheißungsvoll.

Dass es sich hierbei um den 3. Teil einer Reihe (die New-Scotland-Yard-Reihe von Daniel Cole) handelt, hatte ich leider übersehen. Beim lesen bemerkte ich diesen Fauxpas dann allerdings sehr schnell.
Für jemanden, der wie ich, die vorangegangenen Bücher nicht kennt, ist es recht schwer in die Geschichte zu finden. Es kommen viele Personen vor und es wird schnell klar, dass sie schon einiges miteinander erlebt haben. Aber es ist schwer, die Charaktere und ihre Geschichte zu fassen zu bekommen. Auch im Lauf der Story wird immer wieder auf frühere Fälle und Begebenheiten eingegangen. Für mich etwas zu oft. Verwirrend.
Als neuer Leser kommt man sich vor wie der Neuling an einer Schule, der sich schwer tut Freunde zu finden, weil es schon überall diese eingeschworene Gruppenbildung gibt.
Es gab sogar einen Moment, da konnte ich der Handlung überhaupt nicht mehr folgen.

Ein paar Mal gab es das, was ich gerne als typische Klischee-Szene bezeichne. Hat man so oder so ähnlich schon oft gelesen oder in Filmen gesehen.

Auch mit dem Schreibstil tue ich mich etwas schwer. Die Sätze klingen für mich oft etwas zu hart und unrund. Der Autor benutzt wenig Füllwörter, besonders das Wort „und“ vermisste ich beim lesen häufig.
Nichtsdestotrotz ließ sich das Buch flüssig und schnell lesen. Ich mag durchaus den Wortwitz, den Herr Cole immer wieder an den Tag legt (z.B. „Das Team hatte seine Auflösung aufgelöst“). An zwei Stellen musste ich sogar laut lachen, was an der Arbeit irgendwie nicht so gerne gesehen wurde.

Gut gefallen haben mir die Rückblenden, mit denen die Geschichte nach und nach aufgelöst wurde. Die waren zwar sehr häufig, den Überblick habe ich dadurch aber nicht verloren. Ich fand es immer spannend zu erfahren, was früher passiert war und zu den einzelnen Vorkommnissen im Buch geführt hat.
Mir wäre es aber lieber gewesen, wenn die Details mehr auf dem Fall selbst und weniger auf dem privaten Miteinander der Figuren gelegen hätte. Aber obwohl ich keinen wirklichen Draht zu den Protagonisten bekommen habe, mag ich ihr „anderssein“. Bei der ein oder anderen Person ist es vielleicht ein wenig zu heftig ;-)

Alles in allem ein solider und ungewöhnlicher Thriller mit ebenso ungewöhnlichen Charakteren, der mich aber nicht richtig catchen konnte. Wer sich an der Reihe versuchen möchte, sollte wirklich mit Band 1 anfangen.

Bewertung vom 21.04.2020
Qube
Hillenbrand, Tom

Qube


ausgezeichnet

Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich bin begeistert!
Ich hatte noch nie was von Tom Hillenbrand gelesen, das muss ich jetzt wohl nachholen.
Dieses Buch ist ein sehr gelungener Sci-Fi-Roman, wer allerdings „Herr der Ringe“ sucht, ist hier falsch. Das direkt vorweg. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann hier ein kleines Highlight in Händen halten.

Die Story ist unglaublich gut durchdacht, es war aber nicht immer leicht ihr zu folgen. Gerade weil man sich mit der Thematik um KI, (Computer)technik etc nicht täglich beschäftigt. Dieses Buch ist also definitiv nichts zum nebenbei lesen, da muss man schon dranbleiben.
Das liegt zum einen an den vielen „Fachbegriffen“ (darauf werde ich gleich nochmal eingehen), als auch an den vielen Figuren, die in der Geschichte vorkommen.
Ich mochte die Charaktere sehr, jeden einzelnen. Die verschiedenen Persönlichkeiten haben sich jede gut aus der Geschichte hervor gehoben. Da jede immer wieder einzelne kurze Kapitel bekommen hat, konnte man, was das angeht, gut den Überblick behalten. Ich habe mit jedem Charakter mitgefiebert und mitgelitten.

Ich habe keine Ahnung, wo Herr Hillenbrand soviel Fantasie her hat, Wahnsinn! In dem Buch gibt es sogar gleich mehrere, gut durchdachte Welten und ich kann nur hoffen, dass das nicht unsere Zukunft ist (da liest man gemütlich einen Roman und macht sich plötzlich Gedanken um den Klimawandel).
Das alles war so gut beschrieben, dass ich immer ein klares Bild der diversen Welten im Kopf hatte. Und ich war die ganze Zeit gespannt, wie diese zusammen gehören und ob sich letztlich alles so zusammenfügt, wie ich mir das während des Lesens vorgestellt hatte (eine Welt, in einer Welt, in einer Welt...)
Ich mochte die kleinen Fantasykapitel mit den Zauberern besonders gerne, weil die einfach komplett aus dem Rahmen gefallen sind.

Es kommen recht viele Technik- und Fantasiebegriffe in dem Buch vor. Am Ende des Buchs gibt es ein kleines Lexikon, in dem man die verschiedenen Begrifflichkeiten nachlesen kann. Hierzu hätte ich mir allerdings im Buch selber kleine Fußnoten gewünscht, damit man weiß, was genau man nachschlagen kann. Andererseits gibt es dafür eigentlich keinen Bedarf. Wenn ein neuer Begriff auftaucht, wird er in der Geschichte direkt so gut erklärt, dass man weiß, wovon die Rede ist.

Rundum ein sehr gelungenes Buch, das einfach mal ganz anders ist. Aber man muss, wie bereits erwähnt, dran bleiben, um nicht den Anschluss zu verlieren. Also definitiv nichts zum nebenbei- oder querlesen. Dadurch hat es dann auch ein bisschen gedauert, es zu beenden. Und gerade weil es so speziell ist, ist es nicht für Jeden geeignet. So eine Art von technisierter Geschichte muss man mögen. Ich mochte sie total gerne, das ist genau mein Ding und daher vergebe ich guten Gewissens 5/5 Sternen!

Ich freue mich schon darauf, wenn Herr Hillenbrand das nächste Mal wieder neue Welten in meinem Kopf entstehen lässt!

Bewertung vom 21.04.2020
Simply Clean für ein gesundes Zuhause
Rapinchuk, Becky

Simply Clean für ein gesundes Zuhause


gut

Als ich das Buch bekam, dachte ich, es handelt sich um einen reinen Ratgeber zum Thema Putzen. Doch es wird auch angesprochen wie man richtig entrümpelt, aufräumt und Ordnung und Sauberkeit auch im Alltag beibehält. Das Hauptaugenmerk liegt aber natürlich darauf, giftfreie Alternativen für die vielen Putzmittel zu finden, die sich in einem Haushalt so ansammeln.

Das Buch selbst ist toll gestaltet. Viele Bilder und eine große Schrift vermitteln direkt einen guten Überblick. Und den kann man dem Buch nicht absprechen. Ich habe selten einen Ratgeber in Händen gehabt, der so logisch strukturiert und gut gegliedert ist, wie dieser hier. Becky Rapinchuk nimmt den Leser in jeden einzelnen Raum mit und geht nach und nach alles durch.
Positiv finde ich dabei, dass sie dem Leser nicht den erhobenen Zeigefinger vorhält, sondern die tägliche Routine des Lesers verbessern und ergänzen will, ohne „Fehler“ zu unterstellen.

Leider schießt sie dabei für mich oft über das Ziel hinaus.
Sie klingt sehr verbissen und extrem, was mich fast schon abschreckt. Nach der Hälfte des Buches war ich eigentlich nur noch genervt. Zumal ich mich überhaupt nicht motiviert fühle! Sie sagt zwar selber, dass „steril“ nicht „gesund“ bedeutet und sie das inzwischen nicht mehr so streng sieht wie früher, aber den Eindruck hatte ich leider gar nicht. Teilweise habe ich mich sogar gefragt, ob ihr Putzwahn nicht eher zwanghaft ist (womit wir wieder beim abschrecken wären).
Auf Seite 13 schreibt sie sogar: „Als Nächstes tat ich, was jede vernünftige Mutter tun würde, die ihre fünf Sinne beisammen hat…“ Also ist jede Mutter, die nicht jeglichen Inhaltsstoff aus Seife und Spülmittel im Internet recherchiert, gleich unvernünftig? Da fühle ich mich fast persönlich beleidigt, dabei hab ich nicht mal Kinder!
Und warum ich mich auf das tägliche Beckenschrubben freuen soll, nur weil ich ab sofort eine Bürste unter dem Becken liegen habe, erschließt sich mir auch nicht.

Es werden im Buch verschiedene Siegel vorgestellt, die sich auf Produkten befinden können (z.B. das PETA-Siegel), leider gibt es hierzu keine Abbildungen. Das hätte ich an dieser Stelle sehr hilfreich gefunden.

Generell werden von Frau Rapinchuk viele „Rezepte“ oder einfache Alternativen für Putzmittel aufgelistet. Mit wenigen Zutaten und möglichst kostengünstig zum Erfolg, in ein giftfreies Zuhause. Einiges davon werde ich mit Sicherheit auch ausprobieren. Aber wer sich, wie ich, zumindest schon mal ansatzweise in das Thema eingelesen und im Internet recherchiert hat, wird hier vieles finden, was er schon kennt. Oft werden die Rezepte sogar auch im Buch selbst wiederholt und einfach nur mit einem anderen ätherischen Öl vorgestellt.
Wiederholungen findet man generell viele in dem Buch. Wenn ich einmal weiß, dass ich im Wohnzimmer von oben nach unten Staubwischen sollte, dann ist mir eigentlich klar, dass das im Schlafzimmer genauso Sinn macht und müsste meiner Meinung nach nicht extra nochmal erwähnt werden. Das Buch hätte um die Hälfte kürzer sein können.

Mein Fazit: ein sehr schön gestaltetes Buch, das stellenweise auch lehrreich war. Mit vielen Vorschlägen, die sich gut umsetzen lassen und durch die die Umstellung auf „bio“ vereinfacht wird. Doch letztendlich eher geeignet für jemanden, der gerade in seine erste eigene Wohnung gezogen ist und noch nie einen Putzlappen in der Hand hatte.