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Kristall86
Wohnort: 
an der Nordsee

Bewertungen

Insgesamt 2163 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2024
Oben in den Wäldern
Mason, Daniel

Oben in den Wäldern


ausgezeichnet

Klappentext:

„Wer hat hier, wo ich wohne, schon einmal ein Leben geführt – und wer wird diesen Ort nach mir sein Zuhause nennen? Daniel Mason erzählt in seinem neuen Roman die bewegte Geschichte eines Hauses in den Wäldern von Massachusetts. Und mit ihr von den Schicksalen, Geheimnissen und Abgründen der Menschen, die das Haus über die Jahre bewohnen.



Von einem Soldaten, der nach einer Verwundung nicht auf die Schlachtfelder zurückkehrt, sondern beschließt, sich in der Abgeschiedenheit dem Apfelanbau zu widmen. Von seinen Töchtern, Zwillingen, deren symbiotisches Leben mit dem Erwachsenwerden zunehmend Risse bekommt – und jäh in einer Tragödie endet. Von einem Reporter, der auf ein uraltes Massengrab stößt, und einem liebeskranken Maler, der einem geheimen und riskanten Verlangen nachgeht. Während sich die Bewohner des kleinen gelben Hauses mit der Schönheit und den Wundern ihrer Umgebung auseinandersetzen, beginnen sie zu erkennen, wie lebendig die Vergangenheit dieses Ortes ist. «Oben in den Wäldern» erzählt vom Wandel der Zeit, der Sprache, der Natur, und zeigt, wie stark wir durch sie auch über Jahrhunderte miteinander verbunden bleiben. Ein so sprachmächtiger wie spannender Roman, der eine zeitlose Frage stellt, die uns alle beschäftigt: Wie leben wir weiter, auch wenn wir nicht mehr da sind?“



Tja, wer ein altes Haus besitzt, hat sich wohl schon oft die Frage gestellt, wer in diesem Haus wohl schon gewohnt hat oder man steht vor einem historischen Gebäude und stellt sich ebenfalls diese Frage. Und auch die Natur drumherum könnte man mit solchen Fragen löchern. Wenn die eigenen, alten vier Wände doch nur reden könnten! In der Geschichte „Oben in den Wäldern“ von Autor Daniel Mason ist es so. Mason berichtet von einem kleinen, gelben Haus inmitten der der Bergwälder. Man ist dort allein, die Natur ist der Nachbar mit all seiner Schönheit und Einzigartigkeit. Die Menschen, die in diesem gelben Haus ihre geschundene Seelen wieder gepflegt haben, lernen dort so viel, wie man es nur an so einem Ort tun kann. Mason lässt seine Figuren ihren Weg gehen, er erzählt tiefgründig und emotional was ihnen alles widerfahren ist. Als Leser ist man neugierig was dies alles wohl gewesen sei. Wir erhalten Antworten darauf und begleiten sie auf diesem Weg. Mason zeigt aber auch das Leben und die Seele des kleinen, gelben Hauses mit seinem Grundstück. Das Haus wird wie zu einer Decke die man sich überzieht wenn man friert oder der Meinung ist, einfach mal von der Oberfläche verschwinden zu müssen. Masons Geschichte bewegt den Leser auf vielfältige Weise. Seine Figuren zeigen auf, dass es nach allem negativen Erlebten weiter geht. Auch wenn dies anders ist, es geht weiter. Aber was ist wenn wir nicht mehr sind? Auch da lebt etwas weiter, nämlich das Haus und erzählt uns eben diese Lebensgeschichten. Alles wirkt hier lyrisch, fast poetisch. Madons Schreibstil ist klar und offen, kommt komplett ohne Kitsch aus und nimmt den Leser einfach von der ersten bis zur letzten Seite ein. Was wir anhand von einem Haus und dessen Garten sehen und somit lernen dürfen ist eigentlich der Haupttenor der Geschichte: das Kommen und Gehen, der Aufbau von etwas und auch dessen Verfall. Die Geschichte zeigt schlussendlich auf, dass alles einen Kreislauf hat, egal wer ihn „regiert“. Dieser Kreislauf entwickelt stets Eigendynamik und wird durch uns beeinflusst und er beeinflusst uns. Alles ist eine Art Mäander und wenn man diesen philosophischen Gedankengängen nachgeht, wirkt so eine Dynamik doch gar nicht schlecht! Wir leben mitten in ihr und sie mit uns. Und genau so dynamisch vielseitig beschreibt Mason hier seine Figuren mit ihren jeweiligen Geschichten. Jede ist anders und alles ist unterschiedlich und im Kern doch wieder nicht. Als Fazit kann ich hier nur sagen: Das ist wirklich eine großartige Geschichte! Gerne hätte ich mehr als 5 Sterne vergeben!

Bewertung vom 18.03.2024
Physio @Home
Lämmle, Vanessa

Physio @Home


ausgezeichnet

Klappentext:

„150 Minuten körperliche Aktivität pro Woche – das empfiehlt die WHO für Erwachsene, um Krankheiten vorzubeugen. Die Realität sieht jedoch häufig anders aus und so landen viele Menschen mit Beschwerden in Schultern, Nacken, Rücken oder Hüfte auf der Behandlungsbank eines Physiotherapeuten. Die erfolgreiche Insta-Physiotherapeutin Vanessa Lämmle (@muskelundverstand), auch bekannt durch regelmäßige Auftritte im ARD-Buffet, will das ändern und hilft mit ihrem Ratgeber, den Alltag aktiv zu gestalten. Dabei setzt sie auf fundiertes Wissen, exklusive Tipps und Übungen die sich täglich in nur wenigen Minuten umsetzen lassen. Ein 30-Tage-Übungsplan hilft, motiviert und zielstrebig dabei zu bleiben.“



Mit Sport-Büchern ist das ja so eine Sache: entweder man versteht die beschriebenen Übungen im Buch nicht oder es hapert an der Umsetzung oder oder oder. Die Physiotherapeutin Vanessa Lämmle schafft es aber tatsächlich in ihrem aktuellen Buch „Physio @ home“ dem Leser verständlich und auch angstnehmend sportliche Aktivitäten für Zuhause greifbar zu machen. Sie geht dabei nach Sektionen im Körper vor: Wirbelsäule in den einzelnen Partien, Arme, Beine usw.. Ihre Beschreibungen sind verständlich und greifbar. Ja, sie sind umsetzbar und es bedarf wenig Text bei den Bildern, so dass man eine rasche praktische Umsetzung schafft. Zudem geht sie detailliert aber nicht zu fachlich auf die zu übenden Bereiche ein, beschreibt auch Krankheitsbilder verständlich und gibt im Buch immer klar zu verstehen: nur so viel zu üben wie es der Körper auch schafft und darf, aber Übungen erleichtern definitiv bei Schmerzen etc.. Ihr 30-Tage-Übungsplan ist gekonnt austariert. Wir fangen langsam an, steigern uns und arbeiten zum Schluss mit eben den aufgebauten Kräften ohne diese zu sehr zu beanspruchen. Wohlgemerkt steht immer der physiologische Aspekt im Vordergrund und nicht der Extrem-Sport.

Dieses Buch ist zu empfehlen und bietet eine ganze Menge Übungen für den Hausgebrauch ohne viel Equipment oder gar Zeit. 5 Sterne für dieses Buch!

Bewertung vom 17.03.2024
Das unsichtbare Band
Al-Sayegh, Haneen

Das unsichtbare Band


sehr gut

Klappentext:

„In den Bergen des Libanon wächst die junge Amal in der strengen, patriarchalischen Religionsgemeinschaft der Drusen auf. Sie will nur eines: die Schule besuchen und studieren, doch Mädchen haben dort keine Rechte. Der Großvater lässt zwischen sich und seiner Frau eine Mauer errichten, aber die Mutter darf immerhin Brot backen, und damit bezahlt sie das Schulgeld ihrer Töchter.



Als Amal, die jüngste, mit fünfzehn verheiratet wird und das Elternhaus verlässt, schweigt die Mutter. Unbeirrt, wenn auch gegen viele Widerstände, geht die junge Frau ihren Weg und beginnt zu begreifen, was es heißt, selbstbestimmt zu leben und wahrhaftig zu lieben.



Ein poetischer, anrührender Text über Freiheit, Tradition, die Ambivalenz der Gefühle und das Band, das die Frauen der arabischen Welt verbindet und für eine gerechtere Gesellschaft kämpfen lässt.



In ihrem Debütroman beschreibt Haneen Al-Sayegheine Kindheit und Jugend in der

ultrastrengen Religionsgemeinschaft der Drusen in den Bergen des Libanon. Eine Frau begehrt auf und geht ihren eigenen Weg.“



Haneen Al-Sayegheines Debüt ist besonders. Warum? Ihre biografische Geschichte wird von Protagonistin Amal erzählt. Der Buchtitel zeigt es bereits an und genau so auch das rote Tuch: der rote Faden der Geschichte ist die Selbstbestimmung einer Frau, die nur eines will, ihr Leben leben. Man könnte jetzt meinen diese Geschichte ist eine unter vielen aber das stimmt nicht. Durch Amal lernt der Leser regelrecht das wahrlich extrem harte Leben der Frauen in den tiefen Bergen des Libanon kennen. Es ist grausam, fast menschenverachtend, menschenunwürdig, zumindest wenn man weiblichen Geschlechts ist. Die Männer bauen eine besondere Wand zwischen ihren eigenen Ehefrauen auf und zwischen allen anderen weiblichen Familienmitgliedern. Diese Abschirmung ist fast unerträglich zu lesen und es kommt immer und immer wieder die Frage auf nach dem warum. Warum tun sich diese Menschen das an? Wo steckt darin der Sinn? Es ist eine völlig andere Kultur als die die wir kennen. Liebe und Ehe haben bei uns andere Stellenwerte und gehören zusammen. In Amals Welt ist das komplett anders. Die Drusen sind eine ultrastrenge Religionsgemeinschaft. Ihre Lehre ist im Vergleich zu anderen Glaubensrichtungen noch recht jung. Amals Erzählungen sind äußerst emotional und trotz allem sieht man als Leser dieses unsichtbare Band was sie trotz allen Widerständen mit ihrer Familie an sie bindet. Ist das verwerflich? Ich sage klar nein. Blut ist dicker als Wasser und diese Bande bestand auch zwischen Amals Großeltern wenn man genau hinsieht. Amal entwickelt sich als eine starke Frau. Ihr Weg dahin war äußerst beschwerlich aber sie hatte gute Lehrer. Durch diese extreme Strenge und die Abschirmung hat sie gelernt sich selbst zu sehen und man könnte meinen, je stärker und schlimmer alles wurde, umso stärker wurde Amal. Die arrangierte Ehe ist der Wendepunkt in Amals Leben aber das müssen Sie schon selbst erlesen. Die Geschichte geht jedenfalls unter die Haut und der Schreibstil Al-Sayegheines ist beeindruckend und durchdringend. Sie schreibt klar und ohne Schnörkel, sie schreibt realistisch ohne abzuschweifen. Sie nimmt den Leser dennoch sanft an die Hand und wir dürfen ihrer Geschichte ruhig lauschen. Die zarten Zeilen zwischen all den anderen Zeilen sind bezeichnend und regen selbst das eigene Kopfkino an. Wie würde man selbst agieren in so einer Familie? Schließlich ist man doch Familie! Aber ist es das alles wert? Sie merken schon, dass ist kein leichtes Buch aber ein eindringliches welches ich gern mit 4 sehr guten Sternen bewerte.

Bewertung vom 17.03.2024
Wort für Wort zurück ins Leben
Miller, Beth

Wort für Wort zurück ins Leben


gut

Klappentext:

„Die 52-jährige Pearl lebt mit ihrem fürsorglichen Mann Danny abgeschieden in den Wäldern Frankreichs. Ihr Tagesablauf ist sicher und vorhersehbar, bis eine Nachricht aus Großbritannien alles durcheinanderbringt: Pearls Vater Francis liegt im Sterben.



Obwohl sie seit über 30 Jahren entfremdet sind, hinterlässt Francis seiner Tochter ein ungewöhnliches Vermächtnis: seine in Kurzschrift verfassten Tagebücher, die – zum Leid der anderen Familienmitglieder – nur Pearl lesen kann.



Durch Francis' berührende Berichte lernt Pearl nicht nur ihren Vater besser zu verstehen. Sie wird auch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert, vor der sie sich nicht länger verstecken kann. Wird sie es schaffen, sich ihrem Leben neu zu stellen?“



Momentan sind auf dem Buchmarkt mehr als reichlich Bücher zu finden, die alle den selben roten Faden vorweisen: ein Elternteil oder Großelternteil liegt im sterben und plötzlich tun sich auf dem Sterbebett ungeahnte Geheimnisse auf oder Wahrheiten kommen ans Licht, von denen bisher keine Kenntnisse herrschte. So geht es auch mit diesem Buch. „Wort für Wort zurück ins Leben“ erzählt uns eine ähnliche Geschichte. Dadurch das Tochter und Vater über so lange Zeit keinen Kontakt pflegten, bringt der Leser automatisch Mitleid auf. Man müsste natürlich die Hintergründe dieser langen Schweigephase kennen um genauer damit umzugehen aber diese bleiben doch recht verschwommen zurück. Die ominösen Tagebücher von Pearls Vater bringen also Licht ins Dunkel. Die Neugier bei Pearl siegt und sie studiert diese Schriften und dabei kommt sie laut Buchtitel Wort für Wort zurück ins Leben. Klingt kitschig? Ist es auch. An vielen Stellen zog sich die Geschichte, hier und da fehlten Zusammenhänge aber auch an sich fehlte der Geschichte einfach der richtige Flow. Über all die Jahre hatte auch Pearl ihren Seelenrucksack zu tragen aber selbst dieser bleibt dem Leser mehr als blass zurück. Und Francis? Von dem lernen wir erst durch seine Tagebücher mehr kennen. Dennoch verzettelt sich die Autorin für meine Begriffe zu oft in Längen und unnützen Phrasen. Man erwartet als Leser irgendwie die große Wendung zwischen Pearl und und ihrem Vater aber die ist vergebens. schließlich ist Francis bereits in einer anderen Welt. In der Geschichte wuseln viel zu viele ungeklärte eigene Geschichten mit und somit ging mir der Fokus auf das Wichtigste verloren.

Der Schreibstil von Autorin Beth Miller hatte ganz gute Züge aber hat mich auch nicht gefesselt. Wie schon gesagt, verfiel sie oft in zu vielen Geschichten und somit war der Lesefluss mehr schlecht als recht gegeben. Ich vergebe hier 2,5 neutrale Sterne. Der Roman wir sicherlich seine Leser finden aber ich gehöre nicht dazu.

Bewertung vom 13.03.2024
Ich träume von einem Cottage Garten
Bolton, Mark

Ich träume von einem Cottage Garten


gut

Klappentext:

„ENDLICH WIRD ER WAHR – DER TRAUM VON EINEM MALERISCHEN COTTAGE GARTEN, der zu jeder Jahreszeit seine eigene zauberhafte Geschichte erzählt! Dieses Callwey Buch ist eine Einladung in die Welt der Cottage Gärten, die von Frühling bis Winter ihre Blütenpracht entfalten. Schritt für Schritt lernen wir, den eigenen Cottage Garten zu gestalten und richtig zu pflegen. Dabei werden die Geheimnisse der richtigen Anordnung von Blumen, Stauden und Sträuchern, die das ganze Jahr über blühen, gelüftet. Neben den saisonalen Ratschlägen und Tipps werden eine Fülle von Informationen über die Auswahl der richtigen Pflanzen, die Gestaltung von Wegen, Zäunen und Sitzbereichen, sowie praktische Hinweise zur Pflege und Instandhaltung des Cottage Gartens geliefert. In einer sorgfältig ausgewählten Inspiration von deutschen Cottage Gärten wird garantiert jeder Stil und Geschmack getroffen, um den eigenen Garten in ein Paradies zu verwandeln!“



Ich kann den Autor nur zu gut verstehen: auch ich hatte den Traum eines Cottagegardens und ja, ich habe ihn mir erfüllt! Die Mischung aus Natur sowie gezielter Bepflanzung ist eine echte Herausforderung. Jeder soll sich im Garten wohlfühlen. Von der Biene bis hin zum Menschen. In diesem Buch dürfen wir erlesen wie das geht mit diesem Gartenstil. In 6 Kapiteln reisen wir u.a. durch die Jahreszeiten bis hin zu formvollendeten Cottage-Gärten. Warum und wie sind solche Görten entstanden? Was machen sie aus? Wie fängt man an? Da ich diesen Weg selbst gegangen bin, kann ich bei diesem Buch klar sagen: es gibt nur sehr bedingt Tipps, es frohlockt eher mit schönen Bildern und Ideen aber die Umsetzung dessen wird recht mau beschrieben. Wer wirklich Pläne oder intensives Wissen dazu sucht, ist hier falsch und sollte in der englischen Gartenliteratur fündig werden. Diese ist diesbezüglich enorm groß und sehr hilfsbereit!

Was ich ganz nett in diesem Buch fand: egal wie groß oder klein das eigene Grundstück ist (ja, dieses braucht man schon dafür), es werden Anregungen dazu gegeben, mehr aber auch nicht. Die Bilder die hier gezeigt werden, zeigen immer fertige Gärten. Aber wie man dahin kommt und sie lange dieser Weg dauert, das wird nicht beschrieben. Leider. Ich darf seit über 10 Jahren so einen Garten mein Eigen nennen und glauben Sie mir, ich bin auch heute noch nicht fertig und werde es wohl auch nie sein. Das ist dieser englische Gartenvirus, der sich fest in die Gärtnerseele bohrt und einen nicht mehr lost lässt. Dieses Buch hier ist nett anzusehen aber keine große praktische Hilfe. 3 Sterne vergebe ich für die tolle Qualität des Buches und die netten Fotos aber der Inhalt ist wenig hilfreich. Auch da irrt der Titel wieder wie ein Irrlicht umher.

Bewertung vom 10.03.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


weniger gut

Klappentext:

„Heinz Labensky hat auch nach der Wende den Osten Deutschlands nie verlassen und sitzt in einem Seniorenheim die Zeit ab. Bis eines Tages ein Brief die Tristesse unterbricht und Licht ins Dunkel des größten Rätsels seines Lebens bringt: Das Verschwinden seiner Jugendliebe Rita. Er steigt in den Flixbus nach Warnemünde, um der Sache auf den Grund zu gehen. Auf der Fahrt animieren den mit blühender Fantasie gesegneten Labensky die verschiedensten Mitfahrenden zu einer Reise durch die eigene Vergangenheit und er erzählt eine haarsträubende Geschichte nach der anderen. Doch am Meer angekommen, muss Labensky eine Entscheidung treffen. Will er die Wahrheit erfahren und die Realität so akzeptieren, wie sie ist? Oder will er weiter in seiner selbst geschaffenen Fantasiewelt leben?“



Ganz ehrlich, dieses Buch hätte ich mir sparen können. Trotz so einiger witziger Stellen (genau dafür gab es auch die 2 Sterne) ist diese Geschichte einfach zu wirr, zu verpeilt und zu hanebüchen.

Wir fahren also im Reisebus mit und dürfen den Anekdoten des Heins Labensky „lauschen“ und dem was die anderen Mitfahrer so dazu zu sagen haben wenn sie denn etwas zu sagen haben. Die ganzen Geschichten rund um die ehemalige DDR sind einfach überspitzt, langatmig und keineswegs glaubwürdig. Da ich selbst aus dem Osten komme, in der DDR geboren und aufgewachsen bin, kann ich klar sagen: dieses Buch ist reinster Klamauk. Labensky wird hier als alter Greis dargestellt, der nicht nur noch in der alten Zeit lieber hängen bleibt, sondern auch sich darin wohler fühlt. Warum so etwas aufs Korn nehmen? Früher war definitiv nicht alles schlecht, zwar sehr vieles aber nicht alles, in der DDR aber es dann so durch den Kakao zu ziehen finde ich unpassend. Labensky bekommt als Protagonist ebenfalls sein Fett weg. Egal ob direkt oder indirekt - es wird kein gutes Haar an ihm gelassen. Aber warum eigentlich? Weil er noch so an früher hängt? Oder wegen Rita? Der Ton hätte hier die Musik gemacht aber das ist für meine Begriffe nicht gelungen. Hierfür gibt es keine Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 10.03.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


gut

Klappentext:

„Es ist ein drückend schwüler Sommer, in dem Jirka an den Hof seiner Eltern im Krummen Holz zurückkehrt. Mehrfach hat er die Bitte seiner älteren Schwester Malene ignoriert, ihr gegen den Vater beizustehen. Als Jirka jetzt auf dem heruntergewirtschafteten Gutshof eintrifft, scheint keiner mehr auf ihn zu warten. Vom Vater findet sich keine Spur, und von seiner dementen Großmutter und seiner unversöhnlichen Schwester schlägt ihm eine Wand des Schweigens entgegen. Nur einer spricht mit ihm – Leander, der Sohn des letzten Verwalters. Doch obwohl die Feindseligkeit seiner Schwester kaum auszuhalten ist, lässt sich mit Leanders Nähe noch schwerer umgehen. Zu intensiv sind die Erinnerungen, die sich mit jedem neuen Tag in den Vordergrund drängen. »Krummes Holz« erzählt mit flirrender Intensität von der Kraft eines Geschwisterbandes in einer glücklosen Kindheit und darüber, wie zwischen all den enttäuschten Hoffnungen die Liebe zu finden ist.“



„Krummes Holz“ ist der Debüt-Roman von Autorin Julja Linhof. Das Cover suggeriert es bereits ein wenig und in den Buchzeilen können wir es fast spüren: die Hitze und Schwüle eines Sommers weht einem hier entgegen. Aber nicht nur das. Hauptprotagonist Jirka nimmt uns mit in seine Heimatwelt. Der alte Gutshof ist nicht mehr das was er mal war. Die Jahre haben ihn mürbe gemacht. Oder lag es doch an den Menschen die dort leben und gelebt haben? Linhof zeichnet eine wirklich bildhafte Gestaltung diesbezüglich und ihre Schilderungen sind eindringlich. Man hat fast das Gefühl mit Jirka zusammen auf dem Hof zu stehen und die Grasballen rollen wie in einem alten Western durch die verlassene Geisterstadt. Das Aufeinandertreffen mit den deren Bewohnern bleibt ebenfalls geisterhaft. Durch Zeitenwechsel erfährt der Leser das Gestern und Heute des Hofs. Ich muss zugeben, diese waren nicht immer gleich erkennbar und einzuordnen und so fiel jeder Wechsel schwer. Zudem war es mühsam die Erkenntnisse zu sammeln und in die richtigen Bahnen zu bringen. Linhofs Schreibstil war einfach zu eckig und nicht unbedingt stimmig. Dafür ist ihr die Wortwahl recht treffend gelungen: ihre Beschreibungen, und wenn man dann die Zeit erkannt hat, waren bildhaft, realistisch, emotional und auf gewisse Weise fesselnd. Sie zeigt auf vielseitige Weise wie die Liebe aussehen kann. Sie hat unterschiedliche Farben und Formen und diese aber dann dabei zu erkennen, dass ist hier die Kunst.

Ich vergebe hierfür 3 gute Sterne da nicht alles rund und formvollendet war für meine Begriffe. Dennoch hat der Roman jede Menge Potential und ich bin neugierig was Julja Linhof als nächstes schreiben wird!

Bewertung vom 10.03.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


ausgezeichnet

Klappentext:

„Ein drückend heißer Sommertag. Mit ihren beiden Töchtern macht sich Maria auf den Weg in ein langes Wochenende fern von Stadt, Stress und Schule. Doch dann ruft Marias Mutter an: Der Vater hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Die Mutter ist bei ihm, und auf dem Bauernhof der Familie müssen Schweine, Kühe und Hühner versorgt werden – aber auch die demente Großmutter.



Maria fährt sofort zum Hof. Doch da erwartet sie nicht nur die seit Stunden schon Äpfel schälende Oma, sondern auch die Erinnerung an ein fast vergessenes Leben zwischen Schulbus und Schweinestall, Dreimeterbrett und Kirchenbank, an den Duft von frischem Holzofenbrot und an endlose Hopfenernten, starre Traditionen und lauter kleine Freiheiten.



Als am Tag darauf die Mutter aus dem Krankenhaus heimkehrt und plötzlich auch Marias Bruder Thomas auf dem Hof steht, ist die Familie versammelt. Sie eint die stille Sorge um den Vater. Bis Thomas das Schweigen bricht und endlich zur Sprache kommt, was sie alle lang verdrängt haben …“



Autorin Martina Bogdahn hat „Mühlensommer“ verfasst. Durch einen tragischen Umstand muss Maria wieder auf den elterlichen Hof. Dort angekommen holen sie in Sekundenschnelle alte Gedanken und Erinnerungen wieder ein. Sie riecht den Duft des Hofes, welcher einen als Leser fast durch die Buchseiten zu strömen scheint, und blickt zurück auf das was war. Maria bleibt aber nicht lange allein mit ihren Gedanken denn auch ihr Bruder kommt auf den Hof. Die gedankenschwere Trance wird durchbrochen als Thomas Dinge anspricht, die schon längst keiner mehr auf dem Schirm hatte da gekonnt verdrängt. Bogdahn nimmt uns brillant mit ihren Figuren mit über den Hof. Es gibt viel zu entdecken. Vieles scheint wie großes Abenteuer aber es gibt auch Unausgesprochenes bzw. wunde Stellen. Durch gekonnte Zeitenwechsel die in Form von Marias Erzählungen bzw. Gedankengängen daher kommen, dürfen wir erleben wie es für Maria früher auf dem Hof war. Bogdahn geht dabei äußerst bildhaft und emotional vor. Maria scheint sich gern daran zu erinnern und die Tatsache wieder auf dem Hof zu sein, ist wohl dieses „Heimat-Gefühl“. Dennoch war nichts alles wie im Bilderbuch. Es gab auch trübe Zeiten aber nach Regen folgt bekanntlich der Sonnenschein. Die Tatsache, dass sie auf dem Hof sind, lässt Streitereien mit sich bringen aber auch Versöhnungen und Familienliebe aufkommen. Alles wirkt hier authentisch ohne Kitsch und Klischee. Durch Bogdahns Schreibstil ist der Leser schnell in der Geschichte gefangen und es darf leise und still mitverfolgt werden wie es mit den Personen weiter geht. Bigdahn wird hier und da etwas philosophisch nachdenklich da es auch darum geht, warum man eigentlich diese vermeintliche Idylle verlassen hat. Warum ist Maria gegangen? Ist sie in ihrer Welt glücklicher? Was ist Heimat? Kann diese vergehen? Viele Fragen tauchen auf, die auch nachhallen aber wir werden gekonnt Antworten erhalten und es bleibt genügend Raum für eigene Gedankenzüge! 5 Sterne für diese wirklich lesenswerte Debüt!

Bewertung vom 06.03.2024
Fahrenheit 451
Bradbury, Ray

Fahrenheit 451


gut

Klappentext:

„Es ist eine Horrorversion des digitalen Zeitalters, die Bradbury vorausgesehen hat: Lesen ist geächtet, Wissen nicht erwünscht, auf Buchbesitz steht Strafe, und die Menschen werden mit Entertainment und Dauerberieselung kleingehalten. Der ›Feuermann‹ Guy Montag, der an den staatlich angeordneten Bücherverbrennungen beteiligt ist, beginnt sich nach einem traumatischen Einsatz zu widersetzen und riskiert dabei sein Leben.“



„Fahrenheit 451“ ist mittlerweile ein echter Klassiker in der Buchwelt. Autor Ray Bradbury hat sich damit irgendwie unsterblich gemacht. Und da man Klassiker lesen sollte, tat ich dieses! Ich muss zugeben kein Fan von Dystopien zu sein, vielleicht tat ich mich deshalb auch wieder ein wenig schwer mit der Geschichte. Bradbury beschreibt in seinem Buch eine Welt in der Bücher und Wissen verboten ist. Bücher werden konsequent verbrannt. All das gab es bereits in unserer Weltgeschichte und zieht bis heute Spuren nach! Bradbury zeigt uns mit seiner Figur des „Feuermann‘s“ (man beachte bitte die Bezeichnung!) Guy auf, wie es ist Wissen zu vernichten. Er muss Bücher verbrennen und dies soll gründlich von statten gehen. Eines Tages lernt er Clarisse kennen. Mit dieser Begegnung ändert sich für Guy alles und er begibt sich in große Gefahr. Das Buch wird immer und immer wieder als großes Beispiel für die Buch-Zensur benannt. Wie anderen kritischen Lesern aber ebenfalls auch auffiel, stellt sich die Frage, warum eine selbstgewählte Entscheidung plötzlich anzweifeln? Die Bürger hatten sich doch gegen diese Buchwelt entschieden? Selbstredend geht es hier um Meinungsfreiheit, die Suche nach Wissen und mit diesem leben und so viel mehr. Bradbury spricht direkt und auch indirekt viele Themen an, auf die man so vielleicht nicht ohne weiteres gekommen wäre. Dennoch ist sein Sprachstil recht anstrengend und passt nicht unbedingt zu einer Dystopie. Oft war es mir zu geschwollen, zu langatmig und ich musste mich zwingen am Ball zu bleiben. Ja, der Spannungsbogen ist nicht uninteressant und der Nachhall nach dem beenden des Lesens ist da aber komplett überzeugen konnte mich das Buch nicht. Genau deshalb vergebe ich gute 3 Sterne für dieses Werk.

Übrigens: 451 Fahrenheit ist die Temperatur, bei der Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt ...

Bewertung vom 05.03.2024
Essex Dogs
Jones, Dan

Essex Dogs


sehr gut

Klappentext:

„Juli 1346: Zehn Söldner gehen an der Küste der Normandie an Land und sichern als Vorhut die Flotte des englischen Königs. Der Krieg um den französischen Thron beginnt. Für die Essex Dogs wird es ein Kampf ums Überleben, um Zusammenhalt, gegen die Gespenster der Vergangenheit, während das Heer mordend und brandschatzend der großen Schlacht bei Crécy entgegenzieht.



Dan Jones hat mit den Essex Dogs zehn starke Charaktere geschaffen, die uns den Hundertjährigen Krieg hautnah miterleben lassen – von ganz unten, wo Schlamm, Blut, Hunger, Angst und unstillbare Sehnsucht herrschen, wo die Mächtigen als skrupellose, lächerliche Gestalten erscheinen und an jeder Ecke Gefahr lauert.



Pismire ist klein und kann überall durchschlüpfen. Scotsman, der Größte, kann Wände einreißen. Der Steinmetz Millstone ist zu allem bereit, um die anderen zu beschützen. Für den abgedrehten Priester Father ist der Krieg zum Lebenselixier geworden. Romford, der Jüngste, kann gut mit dem Bogen schießen, wird aber zum Pagendienst beim ebenfalls erst sechzehn Jahre alten Prinzen von Wales abkommandiert. Und Loveday, der kampferprobte Anführer, der seine Dogs heil nach England zurückbringen will, begegnet einer mysteriösen Frau, die ihn nicht mehr loslässt …“



Ein Meister, der Geschichte lebendig macht ist Dan Jones. Ich verehre sein Bücher sein und in seinem Neuling „Essex Dogs“ hat er mal andere Töne, harte Töne angeschlagen. Ist das jetzt schlecht für das Buch? Keineswegs. Ja seine Geschichte rund um die zehn Söldner ist hart zu lesen, der Kampf ums Überleben wird mehr als deutlich von Jones niedergeschrieben aber was soll man denn bitte auch in der Geschichte verheimlichen? Der Hundertjährige Krieg war nicht nur lang, er war unerbittlich grausam und forderte gnadenlos Leben. Wenn ein Krieg so lange andauert, so kann er nicht blumig oder bunt beschrieben werden, dessen muss man sich bewusst sein. Jones legt seinen Fokus auf die zehn Söldner selbst. Anhand seiner Erzählungen über sie, dürfen wir andere Blickwinkel inmitten des Krieges erlesen. Unsere Jungs haben nur ein Ziel: ihr Vaterland und ihren König zu verteidigen. Egal was es kostet. In all diesen Erzählungen verzettelt sich Jones ab und an, aber wer seine Bücher kennt, weiß genau welch Enthusiasmus er auch an den Tag legt. Jones brennt für die Geschichte und schafft es hier auch wieder Realität und Fiktion bestens und realistisch zu vereinigen. Jones schafft es mehr als brillant mit seinem Schreibstil den Leser in den Bann zu ziehen. Wir verfolgen die Jungs, die nichts anderes als pure Killer sind und ihrer Arbeit nachgehen. Wer hier Gefühle oder Lichtblicke erwartet, der ist hier falsch. Dan Jones erläutert sehr ausführlich im Nachwort was wahr und was Fiktion ist und begründet seine Ausführungen. Dennoch hat er diese Fiktion, meines Erachtens, wieder ausgezeichnet mit der Realität verknüpft! Das geht nur wenn man so ein enormes Wissen hat so wie Jones! 4 sehr gute Sterne für dieses Werk!