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Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 171 Bewertungen
Bewertung vom 25.06.2018
The Wife Between Us
Hendricks, Greer;Pekkanen, Sarah

The Wife Between Us


sehr gut

MEINUNG:
The Wife Between Us wird aus zwei Sichten erzählt: Aus der Ich-Perspektive von Vanessa und aus der Sicht von Nellie in der dritten Person. Beide verbindet ein Mann: Richard. Vanessas Leben ist nach der Scheidung von Richard völlig aus der Bahn geraten. Nellie dagegen freut sich auf die anstehende Hochzeit mit Richard. Das ist im Großen und Ganzen erstmal keine neue Story, aber der Schein trügt hier. Im Klappentext eine dritte Frau genannt, die zunächst erstmal nicht in Erscheinung steht. Ich habe beim Lesen förmlich gespürt, wie mein Gehirn gearbeitet hat, um jeden noch so kleinen Hinweis hin und her zu drehen, ob nicht doch mehr dahinterstecken könnte.
Der flüssige Schreibstil machte es mir leicht durch die Seiten zu fliegen. Dennoch brauchte es fast die Hälfte des Buches bis eine wirklich essentielle Wendung eintritt, die ich wirklich zweimal lesen musst, um es zu begreifen. Mit dieser Wendung verschiebt sich die bisher angenommenen Tatsachen. Ich habe es nicht vorhergesehen und hat dann auch Mühe die neuen Fakten für mich zu sortieren und übereinander zu legen. Immer wieder unterschwellig wird auch klar, dass die Ehe zwischen Vanessa und Richard wohl doch mehr Schein als Sein war. Was zwischen den beiden an jenem besagten Abend, der das Ende ihrer Ehe bedeutet, wirklich passierte, erfährt man erst nach und nach. Es bleibt auch lange schwierig Richard einzuschätzen, denn er kommt nicht persönlich zu Wort, sondern wir erleben ihn nur indirekt.
Vanessa ist psychisch am Ende und kommt bei ihrer Tante unter, nach der Scheidung von Richard. Es gelingt ihr nur mühsam ihr Leben wieder auf die Beine zu bekommen. Sie hat definitiv auch ein Alkoholproblem. Man versteht erst am Ende, warum Vanessa so geworden ist. Nellie ist das junge und sehr hübsche, naive junger Mädchen, dass sie viel so sehr von Richard leiten und beeinflussen lässt, aber Liebe macht bekanntlich blind. Über Emma erfährt man nur sehr wenig, da sie ebenso wie Richard kein eigenen Erzählpart hat. Es bleibt auch lange schwierig Richard einzuschätzen, denn er kommt nicht persönlich zu Wort, sondern wir erleben ihn nur indirekt.
FAZIT:
Drei Frauen. Ein Mann. Eine Geschichte, in der nichts so ist, wie es scheint. Fans von Gone Girl kommen hier auf ihre Kosten und auch allen anderen Thriller- und Spannungsromane-Fans möchte ich dieses Buch ans Herz legen. Der Roman lebt von seiner unterschwelligen Spannung, die im gesamten Verlaufs der Geschichte spürbar ist. Nach der ersten Wendung entfaltet das Buch sein volles Potential.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 30.05.2018
Sommernachtstod
Motte, Anders de la

Sommernachtstod


sehr gut

In meiner Jugend habe ich sehr viele skandinavische Krimis gelesen, u.a. von Henning Mankell (DER Autor meiner Jugend) und Ake Edwardson. Nach langer Zeit war Sommernachtstod wieder mein erster Krimi aus diesem Bereich und ein bisschen war es wie nach Hause kommen.

Romane aus dieser Nische der Kriminalromane sind für mich vor allem wegen der Atmosphäre, die häufig sehr düster sein kann, so besonders und genau das schafft Anders de la Motte wirklich exzellent. In der Regel bin von so vielen langen Beschreibungen der Gegend, der Gefühle und Handlung einer Person schnell gelangweilt, wenn diese nicht zur Aufklärung des Falls beiträgt, aber hier war es anders. Als Vera nach langer Zeit in ihr Elternhaus zurückkehrt, passieren dort so einige mysteriöse Dinge und ich habe hier förmlich an den Seiten geklebt. Hier wird jedes kleine Knacken beschrieben und man ist mitten drin im Geschehen.

Am Anfang wechseln sich die Kapitel von Vergangenheit und Gegenwart noch ab, aber ungefähr ab der Mitte bleiben wir in der Gegenwart. Das hat mir gut gefallen, weil es mal ein bisschen anders war. Was in der Vergangenheit passiert ist, muss Vera in der Gegenwart herausfinden. Man merkt schnell, dass das Verschwinden des kleinen Billys hat die Familie und vor allem die Mutter zerstört hat. Auch Vera hat so ihre Probleme und ist als Charakter nicht wirklich einfach. Eigentlich will sie mit allem nichts mehr zu tun haben und hat sogar ihren Namen verändert. Vera ist Therapeutin für Trauerbewältigung, was ich mit ihrer Vergangenheit ziemlich schwierig fand. Ich empfand sie auch nicht als besonders psychisch stabil.

Vera macht sich auf die Suche nach der Wahrheit, aber kommt dieser gefühlt nicht so wirklich näher. Es gibt ein paar verdächtige Personen, aber als Vera anfängt Fragen zu stellen in ihrem Heimatdorf, da bekommt sie eher noch mehr Probleme. Die Personen sind hier alle etwas sperrig, haben Ecken und Kanten, aber genau das mag sehr gerne. Das Buch entwickelt ohne Frage ziemlich schnell eine Sogwirkung. Ich habe so ein paar Vermutungen gehabt, aber die wirklich Auflösung, die sehr tragisch ist, kommt erst am Schluss. Gerne hätte ich etwas mehr miträtseln dürfen, aber es tut dem Unterhaltungswert des Buches trotzdem keinen Abbruch.

FAZIT:
Sommernachtstod ist für mich ein äußerst gelungener und vor allem was die Atmosphäre angeht, dichter Roman, bei dem viele Bilder im Kopf entstehen. Ich hätte gerne etwas miträtseln wollen, aber das ist hier Jammern auf hohem Niveau. Ich freue mich hoffentlich bald mehr von dem Autor zu lesen!
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 30.05.2018
Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5
Hülsmann, Petra

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5


ausgezeichnet

MEINUNG:
Ich habe bisher jeden Roman von Petra Hülsmann gelesen und bin schon lange Fan der Autorin. Leider konnten mich ihre letzten beiden Romane aber nicht so überzeugen. Mir gefiel die Charakteranlage der Protagonistin nicht mehr so richtig. Ich war also relativ skeptisch, was das neue Buch anging, doch das hat sich ganz schnell in Wohlgefallen aufgelöst.

Annika fand ich zunächst ein bisschen arrogant, obwohl auch in ihrer Schulzeit einige Dinge falsch gelaufen sind, die sie eines Besseren belehren sollten. Sie kann sich mit der Tatsache, dass sie an eine Schule in einem Problembezirk versetzt wird zunächst überhaupt nicht abfinden und gibt gefühlt dafür einer höheren Macht die Schuld á la jeder hätte es mehr verdient als sie. Was mich beruhigt hat, dass sie mit ihrer Einstellung aber auch von ihren Freunden zum Teil Missfallen erntet. Mit der Gründung der Musical-AG ändert sich sowohl Annikas Einstellung und Motivation, obwohl diese eigentlich aus ganzen Motiven heraus gründet. Doch wo Annika sich zuvor hat eigentlich mehr treiben lassen in ihrem Beruf, setzt sie sich nun massiv für den Erfolg dieses Projektes ein und mobilisiert sogar Tristan.

Die Faszination von Tristan fand ich persönlich nicht so richtig nachvollziehbar, denn die beiden haben sich zum letzten Mal gesehen als 15/ 16 Jahre alt waren und es gab auch keine Beziehung, weil Tristan ihr einen Korb gegeben hat. Trotzdem hat sich genau das auf ihre Beziehungen danach ausgewirkt und sie konnte ihn einfach nicht vergessen. Für mich blieb das unverständlich, aber zum Charakter von Annika passt es wohl.
Besonders gut gefielen mir die Schüler und die Szenen in der Schule. Petra Hülsmann hat ihr ein paar echte Unikate geschaffen (ich sag nur Heaven-Tanita!), die ich wirklich ins Herz geschlossen habe und von denen ich einfach gerne gelesen habe. Die Autorin greift hier einige Probleme auf, aber ich finde es bleibt für die Art des Romans im Rahmen. Die Botschaften, die sie hier vermittelt, sind aber schön verpackt und regen auch zum Nachdenken an. Ganz besonders toll fand ich, dass Annika diesmal nicht in Ottensen gewohnt hat, sondern in Eilbek, meiner direkten Nachbarschaft. Es tauchen auch wieder alte Bekannte auf, wie z.B. Knut, der in gewohnter Manier wichtige Lebens- und Liebestipps gibt.

Natürlich gibt es auch wieder eine Liebesgeschichte, die diesmal sogar eine Dreiecksgeschichte ist. Die war für mich aber sehr gut gemacht. In der Regel kommt die Protagonistin in den Romanen von Petra Hülsmann immer mit dem erwähnten Mann auf dem Klappentext zusammen. Darauf war ich so fokussiert, dass ich das Anbandeln mit Mann Nr. 2 richtig genießen konnte und für mich dann auch einen gewissen Überraschungseffekt hatte. Schön, dass man immer noch überrascht werden kann.

Bewertung vom 22.05.2018
Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1
Banghart, Tracy

Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1


gut

Jugendbücher und haben schon länger eine schwierige Beziehung zueinander. Trotzdem habe ich sie noch nicht ganz aufgegeben und mich nun an Iron Flowers gewagt. Das Buch startet gleich zu Anfang ziemlich überraschend, was aus dem Klappentext zunächst nicht ersichtlich ist, denn beide Schwestern müssen gezwungenermaßen einen Weg einschlagen, der das genau Gegenteil von dem ist, was sie eigentlich wollten. Außerdem trennen sich ihre Wege auch relativ schnell.
Die Geschichte wird immer abwechselnd aus der Sicht von Nomi und Serina erzählt. Serinas Sicht mochte ich immer lieber, denn ich mochte die Entwicklung, die Serina macht. Geboren in eine Rolle, in der es für sie eigentlich nur um Schönheit, Aussehen und Regeln geht, entwickelt sie sich zu einer Frau mit eigenem Willen und innerer sowie äußerer Stärke. Dabei habe ich sie gerne verfolgt. Die Autorin gestaltet es auch in einem angemessenen Tempo, sodass es glaubwürdig wirkt. Auch wenn es nicht so wirkt, aber die Geschichte geht über mehrere Wochen.
Mit Nomi hatte ich so meine Probleme. Sie wird einem anfangs als die rebellische und mutige Schwester, die alles in Frage stellt, präsentiert. Davon merkt man aber ganz schnell gar nichts merkt und diese Sicht auf Nomi lebt eigentlich nur noch durch Serina, die sie ja weiterhin so in Erinnerung hat, nichtsahnend, dass ihre Schwester völlig verunsichert, naiv und gutgläubig ist. Nomi stürzt durch die Verkettung der Umstände am Anfang des Buches in eine nachvollziehbare Ohnmacht, aber so richtig erwacht sie aus dieser nicht wieder. Dann plant sie mit den falschen Personen Fluchtpläne, die ich völlig absurd fand und bei denen klar war, dass das schief läuft.
Das Buch ließ sich sehr flüssig lesen, blieb aber vorhersehbar. Ich war überrascht, wie brutal es an vielen Stellen auch ist. Trotz vermeintlicher Prinzessinen-Story, die der Klappentext vermuten lässt, sind hier viele Szenen, die auch durch Gewalt geprägt sind. Die Leben von Nomi und Serina könnten gegensätzlicher auch nicht sein.


FAZIT:
Die Autorin präsentiert uns hier neues und altbewährtes neu zusammen gemischt. Klug hat sie gleich zu Anfang einen wirklich gut gemacht Twist gesetzt, der für mich nicht vorhersehbar war und sich in der Flut der Romane in diesem Genre hervorhebt. Die Entwicklung der Schwestern war für mich nur zum Teil nachvollziehbar. Die Vorhersehbarkeit der Geschichte im weiteren Verlauf verhindert, dass das Buch für mich zu einem Highlight geworden ist.
Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2018
Bis zum Himmel und zurück
Junk, Catharina

Bis zum Himmel und zurück


ausgezeichnet

MEINUNG:
Es gibt so Bücher, die schlägt man nichtsahnend auf und man merkt sehr schnell, dass man hier ein absolutes Juwel in den Händen hält. Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden, weil ich lustigerweise auch eine Freundin habe, die Katja heißt und die einen Joost hat, mit dem es schon seit Jahren schwierig ist. Bei der Parallele der Namen ist dann aber auch schon Schluss mit den Gemeinsamkeiten.

Schon nach den ersten Seiten wird klar, dass es sich nicht um eine locker leichte Geschichte handelt, die man einfach mal so nebenbei liest. Protagonistin Katja hat ihr Päckchen zu tragen, dass gar nicht mal so klein ist. Zunächst wird Katja damit konfrontiert, dass ihr Vater in Koma gefallen ist, zu dem sie aber seit Jahren keinen Kontakt hatte, weil er sie nach dem Tod der Schwester mit der alkoholkranken Mutter allein gelassen hat. Man kann sich also vorstellen, dass familiäre Situation alles andere als stabil ist und Katja tief geprägt hat.

Das Erscheinen von Katjas Halbschwester macht die Situation noch komplizierter, denn von dieser wusste sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Außerdem zwingt es sie auch sich mit der Beziehung zu ihrem Vater wieder auseinanderzusetzen. Dazwischen schwebt immer wieder der Tod ihrer kleineren Schwester vor gut 20 Jahren, an dem sie sich die Schuld gibt. Der Tod der Schwester ist das Ereignis, was über allen schwebt und was letzten Endes auch den Bruch der Familie herbeigeführt hat.

Obwohl Katja Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist, gibt es auch viele interessante Nebenfiguren, die der Geschichte ihren ganz eigenen Charme verleihen. Natürlich ist da Joost, dessen familiäre Situation auch etwas ist, was er mit sich trägt. Der Umgang zwischen Katja und Joost ist sehr liebevoll. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen den beiden, erfolgt leise und man wünscht es sich als Leser dann auch einfach. Katjas Halbschwester Jella bringt sehr viel Leben in die Geschichte und stellt vieles in ihrer kindlichen Art in Frage, auf das die Erwachsenen schon lange keine Antwort mehr haben.

Trotz der vielen schweren Themen, die auch in mir sehr viel aufgewühlt haben, ist die Geschichte auch leicht und an vielen Stellen humorvoll, wozu vor allem Katjas Job als Drehbuchautorin beiträgt. Die Einblicke, die uns Catharina in diesen Job gibt, der auch ihrer ist, ist interessant, aufschlussreich und oft auch richtig amüsant.
Mir gefiel, dass es nicht so das klassisches Happy End gibt á la Liebe heilt alles oder ähnliches, sondern es wird klar, dass man sich ändern kann, aber alles braucht seine Zeit. Das Ende würde auch zu einem zweiten Teil einladen.

FAZIT:
Eine ganz tolle, gefühlvolle Geschichte, die viele schwere Themen aufgreift und ihnen dennoch Leichtigkeit verleiht. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und innerhalb von zwei Tagen damit durch. Absolute Leseempfehlung!
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 12.04.2018
Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2
Shusterman, Neal

Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2


sehr gut

MEINUNG:

Den ersten Teil habe ich als Hörbuch gehört und er hat mir ausgesprochen gut gefallen, sodass ich wahnsinnig gespannt war auf diesen zweiten Teil. Der war ganz anders, aber nicht wirklich schlechter.

Nachdem Citra zu Scythe Anastasia geworden ist, trennen sich Rowans und Citras Wege, was schon am Ende von Band 1 klar war. Es war auch klar, welchen Weg Rowan einschlagen würde. Ich konnte das nicht immer ganz nachvollziehen, dennoch verfolgen sowohl Citra als auch Rowan das gleich Ziel, nämlich ein Umschwung im Scythetum. Nur tun sie es auf unterschiedliche Art und Weise. Es wird auch schnell deutlich, dass sich eben dieses nun in zwei Lager gespalten hat. Im Gegensatz zu Rowan, der sich schon im ersten Teil stark verändert hat, spürt man Citras Veränderung erst in diesem Band richtig. Sie wächst nach und nach in ihre Rolle als Scythe rein und bleibt ein Stück immer noch die Alte.

Der Einstieg in das Buch gelingt nach dem ersten Teil mühelos. Neu in diesem Teil ist, dass der Thunderhead uns diesmal am Ende von jedem Kapitel an seinen Gedanken und Beweggründen teilhaben lässt. Im ersten Teil wurde es zwar immer erwähnt, aber so richtig hatte ich von ihm keine richtige Vorstellung. Die Konzeption des Thunderheads ist für mich eine großartige schriftstellerische Leistung von Neal Shusterman. Hier wirkt alles bis ins kleinste Teil durchdacht. Ich finde es niedlich, dass der Thunderhead eigentlich unparteiisch wirken sollte, aber es insgeheim gar nicht ist. Sein Dilemma ist nur, dass sehr wenig Möglichkeiten hat in die Geschehnisse einzugreifen, denn die laufen in der zweiten Hälfte des Buches im wahrsten Sinne des Wortes völlig aus dem Ruder. Zum Teil verrät der Klappentext hier schon das Ende dieses Bandes.

Neal Shusterman macht zu Anfang für mein Empfinden relativ viel Nebenschauplätze auf und führt noch ein paar Figuren ein, deren Rolle erst nach und nach klar wird. Das Buch ist bis zu Hälfte also gewohnt flüssig zu lesen, aber Spannung kommt erst im letzten Drittel auf. Das Ende lies mich wirklich sprach- und atemlos, ja fast hilflos zurück und man möchte dringend wissen, wie es jetzt weiter geht, hat aber kein gutes Gefühl dabei. Wir werden sehen...

FAZIT:

Ich hatte so ein bisschen Anlaufschwierigkeiten mit dem Buch, aber das Ende gibt der ganzen Geschichte nochmals eine völlige andere Richtung, die ich so niemals erahnt hätte. Dadurch kann man hier auch nicht von einem klassischen Zwischenband sprechen, da hier entscheidende Dinge passieren. Ich bin sehr gespannt auf Band 3!

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 27.03.2018
Der Letzte von uns
Clermont-Tonnerre, Adélaïde de

Der Letzte von uns


sehr gut

MEINUNG:
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. In der Vergangenheit beginnt in Dresden 1945 und in der Gegenwart verfolgen wir Ich-Erzähler Werner in den 1970er Jahren in Manhattan. Werner mochte ich sofort. Werner ist jung, ungestüm und sehr verliebt in Rebecca. Werner ist aber auch launisch, impulsiv und ich-bezogen. Rebecca verlangt ihm einiges ab und bringt in meinen Augen auch diese schlechten Eigenschaften zu Tage, bei denen ich öfters den Kopf geschüttelt habe und gebetet habe, dass es doch endlich mal erwachsen werde würde und Grenzen und Entscheidungen von anderen Leuten akzeptiert möge.

Im ersten Drittel passiert erstmal nicht ganz so viel bzw. der Leser erfährt nicht wirklich Dinge, die er nicht sowieso schon weiß. Interessant wird es ab dem Zeitpunkt als Wern zum ersten Mal die Eltern von Rebecca kennenlernt. Zwischen ihrer Mutter und ihm gibt es ein Schlüsselereignis, welches Rebecca dazu veranlasst ihn von heute auf morgen zu verlassen. Man ahnt wie beide Stränge der Geschichte miteinander zusammenhängen könnten, aber es kommt erst nach und nach raus, was wirklich passiert ist.

Wirklich gut hat mir auch gefallen, dass die Autorin viele Personen (z.B. Wernher von Braun) verwendet hat, die es tatsächlich gegeben hat. Ich habe parallel nach einigen gegoogelt und war sehr erstaunt, weil mir die Namen bisher nichts gesagt haben. Man bekommt hier also auch noch eine Geschichtslektion oben drauf.
Einen zusätzlichen Unterhaltungsfaktor bringt auch Werners bester Freund und Geschäftspartner Marcus, der gut situiert aufgewachsen ist und ganz anders als Werner ist. Er holt ihn auch oft auf den Boden der Tatsachen zurück. Später kommt auch noch Werners Schwester, die sich der 1968er Bewegung angeschlossen hat, mit ins Spiel, die auch nochmal für frischen Wind mit ihren komplett anderen Ansichten sorgt.

FAZIT:
Alles in allem ein wirklich gelungener Roman, der den Spagat zwischen Unterhaltung und historischen Fakten geschickt hinbekommt. Bis auf ein paar Längen für mich ein Roman, den ich sehr gerne gelesen habe und jedem, der gerne auf zwei Zeitebenen liest empfehlen kann.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 14.03.2018
Für immer ist die längste Zeit
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


ausgezeichnet

MEINUNG:
Ich muss ehrlich sagen, dass meine Erwartungen an das Buch jetzt nicht übermäßig groß waren. Vor allem liegt das am Cover, welches relativ nichtssagend ist und nach einem typischen, möglicherweisen flachen Frauenroman schreit. Auch der Titel lässt keinen Rückschluss auf den Inhalt zu. Der Klappentext hat aber dennoch mein Interesse geweckt, weil ich wissen wollte, was mit Maddy wirklich passiert ist.

Jedes Kapitel ist in drei Perspektiven geteilt, in die von Maddy, Eve und Brady. Maddy ist tot und schaut sozusagen vom Himmel auf Eve und Brady hinab. Das fand ich anfangs etwas komisch, aber ich habe mich dann daran gewöhnt. Sie versucht immer wieder Einfluss auf ihre Lieben zu nehmen, aber man erfährt auch einiges über sie und lernt sie besser kennen. Die Autorin bedient sich darüber hinaus noch dem beliebten Mittel des Tagebuchs, welches Eve und Brady nach ihrem Tod Stück für Stück lesen. Man wird davon aber nicht erschlagen, sondern es gibt immer mal wieder einen kleinen Einschub, oft passend zur Situation.

Eve fand ich wirklich klasse und sie war auch der Faktor, der mich das Buch sehr schnell sehr mögen lies. Keine Frage, Eve hat ihre Mutter verloren und kämpf tagtäglich mit dem Leben, welches nicht mehr so ist wie vorher. Eves komplette Gefühlswelt steht Kopf. Dennoch ist sie unheimlich schlagfertig und sarkastisch, aber auch sehr klug und reif für ihre 17 Jahre. Die Autorin zeigt an ihr wunderbar, wieviel sich in einem Menschen ändert, wenn ein anderer stirbt.

Brady ist ein typischer Workaholic, der eigentlich zum größten Teil nur für seine Arbeit lebt. Maddy war Hausfrau und hat sich um alles inkl. Eve gekümmert. Was dabei alles auf der Strecke geblieben ist, merkt Brady leider erst jetzt nach Maddys Tod. Das waren solche Momente im Buch, wo man innehalten und sich selbst vor Augen halten sollte, wie schnell ein geliebter Mensch nicht mehr da sein kann und wie wenig Zeit man ihm gewidmet hat, weil scheinbar andere Dinge wichtiger waren. Unter Bradys Arbeit hat auch die Beziehung zu Eve gelitten. Beide müssen sich völlig neu aufeinander einstellen. Brady lernt Eve erstmal richtig kennen. Diese Annäherung war wirklich schön zu lesen, ohne dass sie ins Kitschige abgerutscht ist.

Generell fand ich das Buch zu keiner Zeit nicht kitschig und übertrieben, sondern habe es ausgesprochen gerne gelesen. Die Autorin spickt das ganze Buch mit so viel Weisheiten und Wortwitz, dass ich manches zweimal lesen musste, um auch nichts zu verpassen. Dadurch ist es kein Buch, was man mal eben so weg liest, sondern man sollte ihm verdienterweise genug Zeit widmen.

FAZIT:
Ein Buch, was viel mehr verspricht als Titel und Cover erahnen lassen mögen. Ein Buch, über Abschied, Trauer und Neuanfänge. Ein Buch, welches humorvoll und traurig zugleich ist. Eine klare Leseempfehlung dafür!

Bewertung vom 06.03.2018
Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


ausgezeichnet

MEINUNG:
Thriller, die in meiner Heimat Berlin spielen sind für mich grundsätzlich interessant. Ich habe mich zugegebenermaßen aber auch von den vielen guten Meinungen zu dem Buch leiten lassen und habe es nicht bereut.
In die Handlung wird ohne große Zögern eingestiegen. Zum größten Teil spielt sie in der Gegenwart, aber es gibt auch einige Rückblenden, die darüber Aufschluss geben, was in der Vergangenheit passiert bis Toms Schwester Viola verschwand. Diese Teile waren schon notwendig und ein geschicktes Mittel, um den Leser über die Vergangenheit nicht im Dunkeln zu lassen, aber ich fand sie nicht ganz so spannend und war froh, dass es davon nur ein paar gab.
Tom ist ein vielschichtiger, komplexer Mensch, der von seiner Schwester quasi besessen ist bzw. dem Gedanken daran, dass sie noch lebt und dass er sie eines Tages findet. Das erneute Auftauchen des Schlüssel 17, daher auch der Name des Romans, versetzt Tom in einen neuen Hoffnungszustand, welcher ihn auch Grenzen überschreiten lässt, welche er seiner Rolle als Polizist nicht überschreiten dürfte. In der Regel hat so etwas Konsequenzen. Sein Glück ist, dass auch sein Vorgesetzter, Mortimer, in dem Fall seine eigenen Interessen verfolgt.
Tom und Sita werden gezwungenermaßen zu einem Team, weil sie sich quasi gegenseitig erpressen mit Dingen, die besser nicht ans Tageslicht kommen sollten. Auch Sita hat ihr Päckchen zu tragen und ist froh über einen Neuanfang bei der Polizei. Sie bewahrt an manchen Stellen die nötigen kühlen Kopf, wo sich Tom von seinen Gefühlen leiten lässt. Beide kommen aber letztendlich gut miteinander aus und lassen auch ein gewisses Vertrauen zu.
Der Thriller ist sehr komplex aufgebaut und man hat anfangs noch überhaupt keine Ahnung in welche Richtung es gehen könnte und vor allem, wer da alles involviert ist bzw. sein könnte. Die Spuren führen auf jeden Fall in die Vergangenheit und geben ein wohl relativ grausiges Kapitel Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre preis, auch mit Spuren in die DDR, welche vom Autor aber völlig wertfrei in den Roman integriert werden. Am Ende werden so einige Fragen geklärt, aber nicht alle. Ich hoffe, dass es hier im zweiten Band weitergehen wird. Die Spannung war in zum Teil schwankend. An manchen Stellen gab es ein paar Längen, die aber nicht weiter in Gewicht gefallen sind.

FAZIT:
Für mich ein grandios, konstruierter Thriller, der Lust auf mehr macht. Es gab einige ungeklärte Fragen am Ende, die mich aber brennend interessiert hätten. Ich hoffe, dass die Antworten vielleicht in Band 2 kommen.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 21.02.2018
Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
Bognanni, Peter

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente


ausgezeichnet

MEINUNG:
Das Buch war mir zwar schon aufgefallen und ich bin grundsätzlich großer Fan von den Büchern aus dem Hanser Verlag, aber so richtige Erwartungen hatte ich an die Geschichte nicht, denn ich konnte mir nicht so richtig vorstellen, wohin die Geschichte geht. Letzten Endes war ich sehr begeistert von dem Buch.
Gleich zu Anfang des Romans flieht Tess aus ihrem Internat in New York zu ihrem Vater, zu dem sie seit zwei Jahren keinen richtigen Kontakt mehr hatte nach Minnesota. Auch Jonahs Tod ist klar. Für Tess ein furchtbarer Zustand, der sie schnell auf dumme Gedanken kommen lässt. Dass Tess plötzlich bei ihrem Vater auftaucht, ist für diesen erstmal ein Schock, dennoch ist es absolut liebenswert, wie sich die beiden wieder annähern. Tess ist ein sehr ehrlicher, sensibler und kluger Mensch. Trotz der Trauer, die sie um Jonah verspürt, ist sie in der Lage einige Situation und Zustände mit wenigen Worten sofort zu durchschauen. Ich mochte ihre schlagfertige Art sehr, die trotz der immer unterschwelligen Traurigkeit, nicht verloren gegangen ist. Oft musste ich darüber schmunzeln.
Das Thema Abschied nehmen hat der Autor sehr klug eingebettet, denn Tess‘ Vater baut sich gerade ein neues Standbein als Bestatter auf. Tess‘ wird zu seiner Partnerin und erkennt schnell, dass auch der Abschied von Jonah etwas Notwendiges ist, um weitermachen zu können, was sich als gar nicht so leicht erweist, denn Tess merkt schnell, dass sie Jonah gar nicht richtig gekannt hat. Der Tod und dass was danach kommt ist ein Thema mit dem sich die meisten Leute sicher lieber nicht beschäftigen wollen, aber Peter Bognanni gelingt es dieses ernste Thema humorvoll und dennoch ohne Verlust der Sensibilität dem Leser zu vermitteln, gibt ihm die Chance selbst darüber nachzudenken. So ging es mir zumindest damit. Er nimmt der Thematik ein bisschen die Schwere.
Der Titel des Buches ist sicherlich von einer Aussage von Tess abgeleitet: „Unser ganzes Leben ist ein Haufen unvollkommener Momente. Und genauso unvollkommen ist die Liebe, die wir für andere empfinden. Und ehe wir uns versehen, ist alles vorbei. Und vielleicht sollten wir dieses kurze, unvollständige Glück feiern. Denn wenn irgendwann alles zu Ende geht, sind die Erinnerungen daran vielleicht alles, was uns bleibt.“ Das ist so schön gesagt und dem kann ich auch wenig hinzufügen.

FAZIT:
Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente ist eine wundervolle Geschichte über Abschied nehmen, aber auch über Zueinander finden und neue Wege beschreiten. Es ist ein Buch über Freundschaft und Liebe. Vom Stil her hat es mich sehr an John Green erinnert, nur dass ich es besser fand als seine letzten Romane (Das Schicksal ist ein mieser Verräter mal ausgenommen).
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.