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Benutzername: 
Hilou
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2021
Teufelsnetz / Jessica Niemi Bd.2
Seeck, Max

Teufelsnetz / Jessica Niemi Bd.2


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
In Helsinki verschwinden zwei bekannte Blogger auf mysteriöse Art und Weise. Beide waren erfolgreich als Influencer tätig und kannten sich auch privat. Kurz nach ihrem Verschwinden erscheinen ihre Todesanzeigen auf ihren Accounts in Social Media. Was zunächst wie ein schlechter PR-Gag anmutet, nimmt ernste Züge an, als auch noch die Leiche einer Frau am Strand aufgefunden wird, die wie ein Mädchen aus Mangas gekleidet und mit einem Brandmal versehen ist. Jessica Niemi und ihr Kollege Jusuf Pepple kommen bald einem skrupellosen Manga-Ring auf die Spur, der Fetischisten mit jungen Frauen versorgt. Doch wie passt das Verschwinden der beiden Blogger ins Bild?

Meine Leseerfahrung:
Bereits der Debütroman "Hexenjäger" von Max Seeck hatte mir trotz einiger Schwächen sehr gut gefallen. Ich hatte mir beim Nachfolger erhofft, dass der Autor sein ganzes Potenzial ausschöpft und die kleinen Mängel vom Vorgänger ausbügelt. Meine diesbezüglichen Erwartungen wurden gänzlich erfüllt. "Teufelsnetz" ist absolut genial: Der Plot, die Story und auch die Charaktere sind viel stabiler als im ersten Teil.

Die Auflösung des Falles war für mich nicht voraussehbar. Die geschickten Wendungen haben den Fall letztendlich in eine völlig andere Richtung gelenkt, als ich anfangs vermutet hatte. Und genau das macht einen erfolgreichen Thriller nunmal aus. Außerdem wird uns mit Niemi eine außergewöhnliche Polizistin mit Stärken und Schwächen präsentiert, die man mit jedem Buch näher kennenlernt. Ihre Vorgeschichte ist ebenfalls so fesselnd wie die Fälle, die sie bisher gelöst hat.

Auch wenn letztendlich einige Fragen bezüglich der Organisation um einen Manga-Fetischismus im Grunde unbeantwortet blieben, hatte ich höchstgradig spannende Lesetunden mit diesem soliden Thriller. Glasklar, dass ich auch den dritten Teil lesen werde. Jessica und Jusuf gehören schon jetzt zu meinen liebsten Ermittlungsteams, nicht nur, weil die Chemie zwischen den beiden stimmt, sondern ihre Ermittlungsarbeit auch sauber und intuitiv läuft.

Fazit:
Die Fortsetzung der Reihe um die vielseitige Ermittlerin Jessica Niemi kann mit einem einladend düsteren Setting und undurchsichtigen Charakteren trumpfen. "Teufelsnetz" ist konstant spannend und steckt voller unvorhersehbarer Wendungen. Ein richtig guter Thriller aus dem skandinavischen Raum, der für schockierende Lesemomente und reichlich Gänsehaut sorgt!

Bewertung vom 15.11.2021
Elbtier
Wollschlaeger, Nicole

Elbtier


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Kophusen kommt nicht zur Ruhe. Diesmal verschwinden auffällig viele Haustiere. Die Bewohner sind verzweifelt und gründen eine Bürgerwehr, weil sie der Meinung sind, dass die Polizei bisher untätig geblieben sei. Tatsächlich hat Kommissar Philip Goldberg und sein Team ganz andere Sorgen, denn eine interne Ermittlungsgruppe begleitet und beobachtet sie auf Schritt und Tritt, so dass das Trio auf bisherige Ermittlungsmethoden wohl eher verzichten muss. Damit der Polizeistation keine Schließung droht, versucht der ehemalige Stationsleiter Alfred auch noch, mit gefakten Aktionen für reichlich neue Fälle in Kophusen zu sorgen. Seine gutgemeinte Hilfe gerät allerdings allmählich aus den Fugen. Und während Goldberg noch versucht, alle aufkommenden Probleme zu lösen, wirft ein bei einem Hausabriss gefundener menschlicher Schädel ganz andere Fragen auf. Besteht da vielleicht eine Verbindung zu den verschwundenen Haustieren?

Meine Leseerfahrung:
Es ist mittlerweile der sechste Fall für Goldberg und seine Kollegen und für mich persönlich ein freudiges Wiedersehen mit all den bisher bekannten Charakteren, die man in vorherigen Büchern bereits kennenlernen durfte. Mit jedem Buch erhält man einen neuen Einblick in einige der authentisch gezeichneten und überaus sympathischen Figuren und schließt die Eine oder Andere ins Herz. Nicole Wollschlaeger hat ein zweifelsfrei ansprechendes Setting geschaffen, das immer wieder mit neuen Plots überrascht und für sehr gute Unterhaltung sorgt.

Besonders angenehm ist dabei der geschmeidige, ungezwungene Erzählstil der Autorin, die überdies gekonnt einen Kriminalroman mit der angemessenen Dosis an Humor ausschmückt. Die witzigen Dialoge mit liebevollen Neckereien unter Kollegen ist eines der Gründe, weswegen ich die Reihe um Goldberg und Co. so gerne verfolge. Ein anderer Grund ist natürlich die gründliche und intuitive Ermittlungsarbeit des Ermittlungsteams, die man als Leser gespannt mitverfolgt.

Im 6. Teil ist der Klappentext verglichen mit der Story zunächst doch eher verhalten, und mit verschwundenen Haustieren hat man vielmehr ein unspektakuläres Thema vor Augen. Doch bereits zu Anfang wird ein menschlicher Schädel auf einer Baustelle entdeckt, womit man doch recht rasant in die polizeilichen Ermittlungen einsteigt. Die Atmosphäre ist diesmal etwas beklemmend, da die Präsenz der externen Ermittler in der Kophusener Polizeistation die Arbeit von Goldberg und Co. überschattet. Zudem hängt der Fall der verschwundenen Haustiere durchgehend ungelöst in der Luft. Für mich persönlich hatte dieser Teil sogar leichte Thrillerzüge, da es Kapitel gab, die vom zunächst unentdeckten mutmaßlichen Täter handelten, in dessen skurrile Gedankenwelt man als Leser eintauchen konnte. Relativ schnell wurde klar, dass es sich hier nicht um einen simplen Vermisstenfall von zahlreichen Tieren handelt, sondern dem ganzen Fall eine tiefere Bedeutung zugrunde liegt.

Überhaupt ist man bei der Elb-Reihe gewohnt, dass auch immer ein sozial- bzw. gesellschaftskritisches Thema in den Plot mit eingebettet wird, was den Kriminalroman mE auf ein höheres Niveau anhebt und seine Leser für durchaus aktuelle und gesellschaftsrelevante Thematiken sensibilisiert. Konkret ging es hier diesmal um die Problematik bei Bürgerwehrinitiativen und zB die damit verbundene Brisanz bei Teilnahme rechtsgesinnter Personen.

Diesbezüglich wurden meine Leseerwartungen gänzlich erfüllt und ich habe wieder einen absolut spannenden und unterhaltenden Kriminalroman genossen und kann mich glücklich schätzen, diese Reihe für mich entdeckt zu haben.

Fazit:
Mit "Elbtier" beschert Nicole Wollschlaeger uns leidenschaftliche Krimileser wieder mit einem genialen Plot und einer tiefgehenden Thematik. Die Reihe um Goldberg und seine Kollegen hat hiermit einen absolut spannenden Neuzugang erhalten und ist für alle Krimi-Fans unbedingt empfehlenswert.

Bewertung vom 01.11.2021
Der Uhrmacher in der Filigree Street
Pulley, Natasha

Der Uhrmacher in der Filigree Street


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Thaniel Steepleton ist ein einfacher Angestellter beim Innenministerium im London des Jahres 1883. Eines Tages findet er eine außergewöhnliche Taschenuhr in seiner Wohnung, deren Deckel sich allerdings nicht öffnen lässt. Er nimmt die geheimnisvolle Uhr dennoch an sich. Sechs Monate später explodiert eine Bombe beim Scotland Yard. Thaniel hätte bei dieser Explosion zu den Opfern gezählt, wenn die mysteriöse Uhr nicht plötzlich einen Alarm von sich gegeben hätte. Daraufhin macht er sich auf die Suche nach dem Uhrmacher, einem gewissen Herrn Mori aus Japan, der sich in London niedergelassen hat. Nachdem Thaniel einen Schritt in Moris Laden gesetzt hat, nehmen bald seltsame Ereignisse ihren Lauf. Noch dazu scheint Mori etwas vor ihm zu verbergen...

Meine Leseerfahrung:
Literatur aus der viktorianischen Zeit ist mir immer willkommen, insbesondere wenn es sich um einen Krimi oder ein Fantasybuch handelt. Ich mag die Atmosphäre dieser Zeit, die Pulley in ihrem Buch sehr beeindruckend eingefangen hat.

Die Handlung ist komplex und leider stellenweise etwas schwerfällig. Dafür sind aber die Charaktere sehr interessant und mit viel Tiefe gezeichnet. Thaniel schien mir anfangs etwas farblos. Nach seinem Treffen auf Mori sieht man jedoch eine deutliche Verwandlung bei ihm. Andere Figuren, wie Grace oder Matsumoto blieben für mich persönlich bis zum Schluss schwer einschätzbar, zumal sie oft rätselhafte Verhaltensweisen an den Tag legten. Schwer zu beurteilen bzw. gar nicht offen greifbar waren für mich auch die gefühlsmäßigen Beziehungen der Figuren untereinander, so dass ich bis zum Schluss völlig im Dunkeln getapst bin und schließlich etwas erschlagen von der abrupten, endgültigen Auflösung war.

Die versprochene Fantasy kam zu kurz, das einzig Faszinierende war allein das Rätseln, ob die Geschehnisse eher Zufälle waren oder die Zukunft in irgendeiner Form manipuliert wurde. Auch die Kriminalgeschichte um die Bombenexplosion und deren Verursacher blieb auf der Strecke. Die Auflösung hier erfolgte genauso abrupt am Ende des Buches. Das Buch vereint viele Elemente, ohne jedoch allem gerecht zu werden. Ich hätte mir zumindest bei der Hauptstory um die Uhr und den Uhrmacher etwas mehr Phantastisches erhofft.

Trotz alledem aber hatte ich unterhaltsame Lesestunden und habe jedes Kapitel des Buches genossen. Insbesondere auch deswegen, weil es Kapitel gab, die in der Vergangenheit spielten und tiefe Einblicke in Moris Leben im damaligen Japan lieferten. Ganz sicher werde ich auch den zweiten Teil lesen und bin schon gespannt, wie die Geschichte mit Steepleton und Mori weitergeht.

Fazit:
Natasha Pulley entführt uns mit "Der Uhrmacher in der Filigree Street" ins viktorianische London und lässt eine authentische Kulisse für uns auferstehen, die sie mit überaus interessanten Charakteren und spannenden Wendungen füllt. Das Buch ist eine Mischung aus Fantasy, Krimi und Liebesroman mit historischem Setting und dürfte daher bei vielen Lesern Anklang finden.

Bewertung vom 21.10.2021
So viel Freude, so viel Wut
Imlau, Nora

So viel Freude, so viel Wut


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Nicht jedes Kind ist gleich. Manche sind umgänglich, manche wirken frühreif und manche wiederum sind sehr feinfühlig und sensibel. Nora Imlau nennt die Letzteren 'gefühlsstarke Kinder' und zeigt auf, woran man sie erkennt. Oft brauchen solche Kinder eine andere Herangehensweise, um alltägliche Belastungssituationen zu mindern und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Mit diesem Buch gibt die Autorin Tipps zur Bewältigung dieser Herausforderungen und klärt auch über die fehlerhafte Haltung der Gesellschaft gegenüber gefühlsstarken Kindern auf.


Meine Leseerfahrung:
Eltern von gefühlsstarken Kindern werden sich womöglich immerzu in diesem Buch gänzlich wiederfinden. Ich persönlich habe es aus reinem Interesse gelesen, und auch nur kurzweilig, weil hier immens viele Informationen zusammengefasst sind, die ich erstmal für mich Stück für Stück verarbeiten musste.

Hier und da gab es einige Punkte, die ich durchaus auch in unserer Alltagssituation wiedergefunden habe. Aber ich könnte nicht mit 100%iger Gewissheit sagen, dass unsere Jungs zu den gefühlsstarken Kindern gezählt werden könnten. Auf der einen Seite war ich erleichtert, weil ich die Belastung betroffener Eltern teilweise nachvollziehen kann. Auf der anderen Seite finde ich, ist das Buch stellenweise zu pauschalisierend, so dass man kaum wirklich sagen kann, ob man selbst betroffen ist oder nicht. Gefühlsstark zu sein, ist ja, wie mehrmals betont, keine abschließende Diagnose. Bei manchen Abschnitten musste ich mich sogar selbst fragen, ob ICH eventuell nicht die gefühlsstarke Person in der Familie bin. Einige Punkte sprechen dafür, einige wiederum dagegen. Die Grenzen sind meines Erachtens zu schwammig, um sie klar ziehen zu können.

Nichtsdestotrotz habe ich Einiges an Hilfestellungen aus dem Buch für mich mitnehmen können und festgestellt, dass ich bereits ein paar der vorgeschlagenen Strategien zur Entschärfung von Krisensituationen und der optimalen Begleitung des Kindes selbst praktiziere, wenn bei uns mit zwei wilden Kleinkindern die Fetzen fliegen. Also scheine ich doch nicht alles falsch gemacht zu haben. Und das gibt mir persönlich eine Erleichterung, die Gold wert ist.

Gut finde ich übrigens auch die Hilfestellungen für Eltern, wenn die Eingewöhnung in der Kita zum Desaster wird und wie man gefühlsstarke Kinder in das Schulsystem einführt. Solche Tipps sind sicherlich auch gut anwendbar bei Kindern mit womöglich anderen Besonderheiten. Zudem macht die Autorin auch auf das Schubladendenken von manchen Erziehern und Erzieherinnen sowie der Lehrerschaft aufmerksam und hilft, solches zu erkennen. So kann man viel besser darauf reagieren.


Fazit:
Nora Imlau bringt präzise die Schwierigkeiten in der Erziehung gefühlsstarker Kinder zum Ausdruck und gibt zahlreiche Hilfestellungen zur Bewältigung extrem belastender Alltagssituationen. Dabei geht sie auch oft genug auf die Gefühle und Ängste der betroffenen Eltern ein und nimmt ihnen die Selbstzweifel. Ein wirklich starkes Buch für Eltern mit besonderen Kindern!

Bewertung vom 05.10.2021
Das Flüstern des Zwielichts / Die Wayfarer-Saga Bd.2
Bernard, C. E.

Das Flüstern des Zwielichts / Die Wayfarer-Saga Bd.2


sehr gut

Zum Inhalt:
Der Wanderer Weyd und die Bardin Caer machen sich mit ihren Gefährten auf die Suche nach den drei Türmen. Sie wollen die Feuer entzünden und endlich Licht in ihre dunkle Welt bringen, um dem Massaker durch die brutal mordenden Schatten ein Ende zu bereiten. Doch der Weg zu den Türmen ist voller Gefahren. Nicht nur die Schatten und der eiserne Baron machen der Truppe zu schaffen. Ein fahler Reiter verfolgt sie und verbreitet Furcht und Schrecken. Doch er hat es ganz besonders auf Einen abgesehen...

Meine Leseerfahrung:
Die Wayfarer-Saga von C.E. Bernard ist eine Trilogie, wobei wir es hier mit "Das Flüstern des Zwielichts" mit dem zweiten Teil zu tun haben. Ich weiß nicht, ob es das Schicksal der mittleren Teile ist, als Lückenbüßer zu fungieren und mit Langatmigkeit zu glänzen. Ich persönlich empfand die Geschichte als sehr schleppend. Im ersten Band war das Thema der Aufbruch zu den Türmen. Im zweiten Teil wurde noch kein einziger Turm erreicht. Vielmehr drehte sich die Story hauptsächlich um den fahlen Reiter. Dabei ist der Weg zu allen Türmen ausgesprochen lang und beschwerlich. Ich bin gespannt, wie das Tempo im letzten Teil angezogen wird. So wie es zeitlich gerade im Erzählstrang läuft, könnten man die Trilogie noch viel weiter ausbauen und auf 4-5 Bände verteilen.

Inhaltlich passiert, wie gesagt, noch nicht sonderlich viel. Wir begegnen dem Eisernen Baron, doch er ist nicht das größte Übel, das die Gefährten erwartet. Ein mysteriöser Reiter ist ihnen dicht auf den Fersen, bei dessen Anblick/Nähe Leute vor Schreck tot umfallen. Ob er der Tod in persona ist oder ein weiterer ernstzunehmender Feind, stellt sich erst gegen Ende des Buch heraus. Man darf sich über einige Wendungen in der Geschichte freuen, die etwas mehr Bewegung hinein bringen und für Spannung sorgen.

Ganz besonders hat es mich gefreut, dass die anfangs doch recht zurückhaltende Liebesgeschichte zwischen Weyd und Caer sich deutlich mehr entfaltet. Überhaupt sind die Charaktere allesamt etwas mutiger geworden, sofern sie nicht schon couragiert waren. Das Ganze hat sich zu einem Fantasy-Roadtrip mit ausdrucksstarken Figuren entwickelt. Ganz nach meinem Geschmack! Auf den dritten und letzten Teil freue ich mich daher ganz besonders.

Übrigens: Auch der zweite Teil enthält digitales Bonusmaterial (Augmented Reality), was für zusätzliche Eindrücke und Empfindungen zur Geschichte hervorruft. Ich persönlich brauchte es nicht unbedingt, da die Trilogie auch so schon genug Unterhaltung bietet. Aber ich freue mich dennoch immer über Extras zum Buchinhalt.

Fazit:
Die Wayfarer-Saga bietet auch mit dem zweiten Teil "Das Flüstern des Zwielichts" eine düstere unheilvolle Stimmung und sorgt mit überraschenden Wendungen für unterhaltsame Lesestunden. Definitiv ein Fantasy-Highlight des Jahres!

Bewertung vom 07.09.2021
The Rules of Magic. Eine zauberhafte Familie
Hoffman, Alice

The Rules of Magic. Eine zauberhafte Familie


weniger gut

Zum Inhalt:
Die Geschwister Franny, Jet und Vincent Owens stammen aus einer alten Familie von Hexen. Neben ihren magischen Talenten verbindet sie ein Familienfluch: Jedesmal, wenn sie sich verlieben, muss jemand mit dem Leben bezahlen. Ihre Mutter Susanna stellt daher einige Regeln für die drei Teenager auf, um sie unter Anderem vor sich selbst zu beschützen. Dann erhalten die Geschwister eine Einladung von ihrer Tante Isabelle und sollen den Sommer bei ihr in Massachusetts verbringen. Die ersten Regeln werden gebrochen, das Unheil nimmt seinen Lauf...

Meine Leseerfahrung:
Seit der Mayfair-Hexen-Reihe von Anne Rice lese ich sehr gerne Hexenromane und habe auch selbst mittlerweile eine kleine Sammlung zu Hause. Alice Hoffman war für mich neu und ich bin immer gespannt auf neue Hexenstories. Dabei ist es nicht wichtig, ob die Geschichte innovativ ist oder mit altbewährten Elementen daher kommt.

"The Rules of Magic" klang nach einer wundervollen Familiengeschichte, die berührt und viele Emotionen birgt. Leider ist der Erzählstil durchweg sehr nüchtern und distanziert, was bereits die erste Hürde beim Lesen war. Es war schwierig eine emotionale Bindung zu den Figuren und den Situationen aufzubauen. Selbst die traurigste Szene hat mich unberührt zurück gelassen.

Die Charaktere sind durchaus sehr interessant, verblassen aber auf Grund der trockenen Erzählweise. Zudem kommt die Magie viel zu kurz. Hier und da erhält man einen kurzen Einblick in die Gaben der Geschwister, aber die gesamte Story ist durchweg überladen mit Herzensangelegenheiten und einer unterschwellig traurigen Atmosphäre, dass man stellenweise bezweifelt, ob es sich überhaupt um einen Fantasyroman handelt oder doch eher um einen Teenager-Heartbreak-Liebesroman. Selbst dann ist die Geschichte nicht fesselnd genug. Abschnitte, die mehr Tiefe und Detail benötigt hätten, werden viel zu kurz abgehandelt, während andere eher unwichtige Handlungen ziemlich in die Länge gezogen werden und es stellenweise zu langatmig wurde. Mit ca. 360 Seiten ist das Buch nicht sonderlich dick. Eine solche Familiengeschichte, wie angekündigt, hätte durchaus ein Schmöker werden können, wenn die Autorin das Potenzial voll ausgeschöpft hätte. Leider wirkt das gesamte Buch, als wäre es lieblos in einer Woche herunter geschrieben.

Meiner Meinung nach wäre es eine Zeitverschwendung, das Buch zu lesen. Da kann man sich auch gleich die Neuverfilmung anschauen und auf dieses Buch gänzlich verzichten. Ich musste mich da leider durchquälen und kann daher keine Leseempfehlung aussprechen.

Fazit:
"The Rules of Magic" ist eine emotionslose Geschichte über Beziehungen, der es entgegen jeglicher Erwartung an Magie, Zauberei und Fantasyelementen fehlt. Der bisher schlechteste Hexenroman, den ich je lesen durfte!

Bewertung vom 20.08.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt:
Jonah Colley ist Mitglied einer Spezialeinheit der Londoner Polizei. Seit sein Sohn vor 10 Jahren verschwunden ist, läuft es sowohl beruflich als auch privat nicht mehr gut für ihn. Dann ruft ihn plötzlich sein früherer Kollege und bester Freund Gavin an und bittet ihn, zur Hilfe zu kommen. Dabei hatten sie den Kontakt ebenfalls vor vielen Jahren abgebrochen. Gavin scheint aber in Gefahr zu sein. Als Jonah zu dem angegebenen Ort fährt, ahnt er noch nicht, dass neben mehreren Leichen auch noch eine böse Überraschung auf ihn wartet...

Meine Leseerfahrung:
Ich habe die Reihe um den forensischen Anthropologen David Hunter geliebt, da die Hauptfigur Ecken und Kanten hatte und charakterlich sehr gut durchdacht war. Als ich hörte, dass Simon Beckett eine neue Reihe startet, war ich etwas skeptisch wegen des Hauptcharakters. Ich habe mich gefragt, ob ich mit ihm genauso warm werde, wie mit David Hunter. Dazu muss ich sagen, dass ich bei Hunter auch durchaus Anlaufschwierigkeiten hatte, da er recht komplex auf mich wirkte. Ähnlich ging es mir direkt beim ersten Buch mit Jonah Colley. Er hat aber auch eine schwere Last mit sich zu tragen. Das Verschwinden seines kleinen Sohnes hat tiefe Narben bei ihm hinterlassen. Und auch die Beziehung zu seiner Frau ist völlig in die Brüche gegangen. Nach Jahren scheint er sich etwas abgeschottet zu haben. Zudem erleidet er direkt am Anfang des Buches schwere Verletzungen und ist im Laufe der gesamten Story mehr oder weniger in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt. All das trägt dazu bei, dass man Colley nicht unbedingt als einen genialen Superermittler wahrnimmt. Er ist vielmehr ein komplizierter Mensch, der mit viel Unsicherheit und Zweifeln zu kämpfen hat. Am Ende fragt man sich, wie er überhaupt Mitglied einer Spezialeinheit der Polizei werden konnte.

Dennoch habe ich ihn gerne begleitet, muss aber gestehen, dass ich seinen Gedankengängen und Verhaltensmustern nicht immer folgen konnte. Auch die Story ist an einigen Stellen etwas zu weit hergeholt und wirkte etwas zwanghaft konstruiert. Die Spannung blieb jedoch durchweg konstant, insbesondere auch durch die Zeitsprünge in die Zeit, als Colleys Sohn verschwand. Auch mit überraschenden Wendungen geizt Beckett nicht. Ich hätte mir allerdings mehr Aufklärung am Schluss gewünscht, stattdessen blieben viele Fragen offen. Es wäre wünschenswert, dass sie im nächsten Teil beantwortet werden. Der Auftakt ist trotzdem mE gut gelungen und bietet genug Stoff für weitere Bände.

Fazit:
Simon Beckett gelingt mit "Die Verlorenen" ein solider Auftakt zu einer spannenden neuen Reihe, die genug Potenzial hat, um mit seiner David Hunter-Reihe mithalten zu können. Spannende Unterhaltung mit unerwarteten Wendungen und beckett-typischer Krimi-Atmosphäre!

Bewertung vom 02.08.2021
Meditation
Beer, Peter

Meditation


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Peter Beer hat persönlich erfahren müssen, was Stress im Alltag mit der Gesundheit eines Menschen macht. Nach solchen Erfahrungen als Ingenieur in der Automobilindustrie studierte er Psychologie und gründete die Achtsamkeits-Academy. Als Meditationscoach ist es für ihn nun ein persönliches Bedürfnis, seine Mitmenschen auf ihrem Weg zu einem entspannteren Leben zu unterstützen. Mit diesem Buch führt er seine Leser Schritt für Schritt an die Meditation heran und gibt Tipps zu Achtsamkeitsübungen für mehr Selbstliebe und Gelassenheit. Zusätzlich haben Leser Zugriff auf 8 exklusive Audiomeditationen und umfangreichem Zusatz-Content.

Meine Leseerfahrung:
Seit geraumer Zeit hatte ich auf Grund von dem ganzen Stress im Alltag immer häufiger Konzentrationsschwierigkeiten und fühlte mich gesundheitlich durchgehend angeschlagen. Als sich dann auch noch ein Reizmagen bemerkbar machte, bin ich notgedrungen auf die Bremse getreten und habe in mich hineingehorcht. Es war der absolut richtige Zeitpunkt für mich, dieses Buch anzufangen. Ich habe mich nun etwa 2-3 Monate damit beschäftigt und bin erstaunt, wie bewusster ich Dinge mittlerweile angehe bzw. wie ich mit komplizierten, unangenehmen oder traurigen Situationen umgehe.

Die verschiedenen Achtsamkeitsübungen habe ich anfangs nur belächelt. Jetzt sind sie Bestandteil meines Lebens. Auf meine Atmung passe ich nun auch bewusster auf. Durch öftere Pausen, die ich mir gönne, ist auch mein medialer Konsum deutlich zurück gegangen. Das Handy nehme ich nur dann in die Hand, wenn es absolut notwendig ist. Unnötige Informationszufuhr wird unterbunden. Seitdem habe ich auch ein besseres Schlafverhalten. Peter Beer geht in seinem Buch noch weiter und erklärt, wie Meditation sowohl auf unsere körperliche als auch psychischen Gesundheit auswirkt bzw. welche gesundheitlichen Vorteile man durch Meditation erzielen kann wie z.B. Stärkung des Immunsystems, reduziertes Stressempfinden, Linderung von Depression, oder sogar Hilfe bei Sucht, Übergewicht oder bei Bewältigung von Traumata.

Ich für meinen Teil habe mehr Selbstkontrolle gewonnen und fühle mich auch viel wohler in meiner Haut. Ob ich mich in Zukunft meinen Ängsten und Sorgen besser stellen werde, wird sich noch zeigen. Dank Peter Beer fühle ich mich jedenfalls auf dem richtigen Weg und werde weiterhin dranbleiben, bis ich lerne, komplett abzuschalten und in mich zu gehen.

Fazit:
"Meditation" von Peter Beer ist wie Medizin für die erschöpfte und gedankengeplagte Seele und ebnet Schritt für Schritt den Weg in eine gelassenere und unbeschwerte Zukunft. Ein Buch, für das man sich sehr viel Zeit nehmen bzw. gönnen sollte!

Bewertung vom 13.07.2021
Oje, ich wachse! Back To You
Plooij, Xaviera;Mischner , Laurens

Oje, ich wachse! Back To You


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Es gibt ein neues Buch aus der Reihe "Oh je, ich wachse!". Und das richtet sich direkt an Frauen, die nach Schwangerschaft und Geburt zurück zu ihrer Form finden wollen. Dabei werden alle Aspekte der sowohl physischen als auch psychischen Begleiterscheinungen in dieser Zeit durchleuchtet. Neben umfassenden Informationen bietet "Back To You" auch ein begleitenden Übungsprogramm sowie den Zugang zu einer App, mit der man sich die Übungsvideos auch noch mal ansehen kann.

Meine Leseerfahrung:
Ich muss zugeben, nach der ersten Schwangerschaft habe ich noch fleißig an einem Rückbildungskurs teilgenommen und die Übungen auch zu Hause weitergemacht. Nach der zweiten Schwangerschaft dagegen habe ich mit zwei Kleinkindern einfach nicht mehr die Zeit oder aber die Kraft gehabt, regelmäßig etwas für meinen Körper zu tun. Langsam merke ich, wie sich das rächt. Und richtig bewusst ist mir das geworden, nachdem ich dieses Buch gelesen habe.

Einige körperliche oder mentale Veränderungen nach der Geburt habe ich nicht einmal als solche wahrgenommen. Dabei hängt tatsächlich Vieles zusammen. Mit anderen Worten: Viele Faktoren tragen dazu bei, wie wir uns nach einer Schwangerschaft fühlen. Alles nur auf den Hormonhaushalt zu schieben, wäre absolut falsch. Vielmehr kann man mit Hilfe dieses Buches selbst den Symptomen auf den Grund gehen und wird den einen oder anderen Aha-Effekt erleben.

Nach so einem Buch habe ich auf jeden Fall schon lange gesucht. Viele Bücher über die Zeit nach der Schwangerschaft sind mE zu einseitig geschrieben.  So umfassend wie hier findet man selten so viel geballte Informationen.  Außerdem ist das Buch in ordentliche Abschnitte unterteilt und sehr übersichtlich gestaltet. Man findet sofort das relevante Thema. Ich bin schon seit etwa 2 Monaten mit diesem Buch beschäftigt und kann eine deutliche Besserung meiner Verfassung sowie auch meiner persönlichen Einstellung zu meinem Körper und meiner Gesundheit feststellen. Angefangen bei der Ernährung und Medikamenteneinnahme bis hin zu körperlichen Aktivitäten habe ich eine grundlegende Umstellung vorgenommen. Die Motivation habe ich ganz klar durch dieses Buch erhalten. Die Übungs-App ist übrigens genauso gewissenhaft erstellt worden wie das Buch. Damit kann man beispielsweise auch die Atmung oder die Haltung trainieren, was ich oft nutze und tatsächlich sehr gebraucht habe.

Für alle Frauen, die sich auf eine Schwangerschaft vorbereiten, ist dieses Buch definitiv auch zu empfehlen,  damit sie im Vorfeld bereits erfahren können, was nach der Geburt auf sie zukommt.

Fazit:
Auf dieses Buch haben alle Mütter gewartet. "Back To You" ist eine umfassende Informationsquelle über die Veränderungen, die bei einer Frau nach Schwangerschaft und Geburt stattfinden und sollte als Ratgeber bereits während der Schwangerschaft nicht fehlen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.07.2021
Das Damengambit
Tevis, Walter

Das Damengambit


sehr gut

Zum Inhalt:
Beth Harmon ist grade mal 8 Jahre alt, als sie im Waisenhaus landet. Dort müssen alle Kinder täglich Beruhigungsmittel zu sich nehmen, die ihr Gemüt im Zaum halten sollen. Beth lernt jedoch, wie sie die Pillen aufheben und gezielt einnehmen kann, um nachts Schlaf finden zu können. Der Hausmeister des Waisenhauses, Mr. Shaibel, bringt ihr zu dieser Zeit Schach bei. Schnell begreift er, mit welcher Genialität Beth das Schachspiel beherrscht. Im Alter von 12 Jahren wird Beth adoptiert. Sie nimmt jedoch nicht nur ihr Talent fürs Schach mit. In der Zeit im Waisenhaus hat sich auch eine Sucht hinsichtlich der verabreichten Beruhigungspillen entwickelt. Als sie ein Schachturnier nach dem Anderen gewinnt und um die Meisterschaft spielt, scheint alles perfekt zu laufen. Wäre da nicht die Sucht nach den grünen Pillen und ein aufkeimendes Alkoholproblem...

Meine Leseerfahrung:
"Das Damengambit" ist ein Roman von Walter Tevis, der bereits im Jahre 1983 erschienen ist. Dass dieses Buch wieder so aktuell ist, haben wir der kürzlich erschienenen Netflixserie zu verdanken. Die habe ich jedoch erstmal außen vor gelassen und mich voll und ganz auf das Buch konzentriert.

Tevis erzählt gekonnt die Geschichte eines Wunderkindes, das sich bereits in sehr jungen Jahren zur Schachmeisterin entwickelt. Dass er dabei eine weibliche Figur ausgewählt hat, ist sicherlich nicht Zufall, ist doch die Schachwelt - sowohl heute als auch damals - ganz klar von Männern dominiert. Die Geschichte beginnt in den 50ern, als das Leben der Frau ohnehin bereits vorbestimmt war, nämlich als Hausfrau hinterm Küchenherd zu enden. Beth ärgert sich ständig, dass sie eben immer wieder in die Kategorie "Frau" eingeordnet wird. Dabei steht sie den großen Spielern in nichts nach.

Ein weiteres wichtiges Thema ist Rassismus. Beth findet im Waisenhaus eine Freundin, die ältere Jolene, die es schwieriger hat im Leben, weil sie eine Afroamerikanerin ist. Auch sie kämpft sich derweil hoch und wird eine gute Sportlerin mit Stipendium. Sie ist es auch letztendlich, die Beth zur Hilfe eilt, als diese auf Grund ihres Suchtproblems vor dem Abgrund steht.

Auch Schachinteressierte kommen mit diesem Roman voll auf ihre Kosten. Denn Beth fängt bereits sehr früh an, Schachpartien in ihrem Kopf nachzuspielen. Diese werden genau wir auch die realen Partien in aller Ausführlichkeit beschrieben, so dass man jeden Zug nachverfolgen kann. Ich habe früher sehr gern Schach gespielt und habe durch dieses Buch sehr stark das Bedürfnis gehabt, mein Schachbrett wieder auszupacken. Beth bewegt sich hier ganz klar auf höheren Leveln und es ist durchweg spannend, mitzulesen, wie sie gegen Großmeister antritt und sich den Weg ganz nach oben bahnt.

Die Serie bei Netflix habe ich nun auch bereits begonnen. Die ist übrigens zumindest am Anfang doch recht an den Roman angelehnt. Auf jeden Fall ist sie genauso interessant und spannend zu verfolgen wie das Buch.

Fazit:
Man muss nicht unbedingt Schach können, um "Das Damengambit" zu verstehen. Es ist ein großartiges Buch über starke Frauen, Freundschaft, das Entkommen aus der Sucht und natürlich über Schach in all seinen Facetten.