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Benutzername: 
Hilou
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 175 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2021
Todesschmerz / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.6
Gruber, Andreas

Todesschmerz / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.6


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Schon lange vermutet Profiler Maarten S. Sneijder einen Maulwurf beim BKA. Nach eigens unternommenen Untersuchungen hat er den Verdacht, dass es sich bei dem Verräter um jemanden aus den höheren Rängen handeln muss. Bevor Sneijder jedoch weiter nachforschen kann, wird er auf einen Fall im Ausland angesetzt. Er muss mit seiner Kollegin Sabine Nemez nach Norwegen, weil die dortige deutsche Botschafterin und ihr Sicherheitschef ermordet wurden. Als Unterstützung wird dem Ermittlerduo die Skandinavien-Expertin des BND, Cora Petersen, zur Seite gestellt. Sneijder wird das Gefühl nicht los, dass man ihn von der eigentlichen internen Ermittlung ablenken wollte. Als sie vor Ort in Oslo feststellen, dass der Fall eventuell mit dem Maulwurf aus eigenen Reihen zu tun haben könnte, begibt sich Sneijder mit seinem gesamten Team in höchste Lebensgefahr...

Meine Leseerfahrung:
"Todesschmerz" ist inzwischen der 6. Band der Reihe um das Ermittlerteam Sneijder/Nemez. Ich habe noch nicht alle Bände gelesen, bin dennoch ein großer Fan, insbesondere wegen dem eigensinnigen Profiler Sneijder, der mit seinem Cannabiskonsum und seinen Akupunkturnadeln sich langsam in eine Kultfigur verwandelt.

Wieder einmal geht es rasant zu, der Einstieg ist brutal und fesselt den Leser bereits mit den ersten Seiten. Die Spannung ebbt kaum ab, bis zum Ende möchte man das Buch nicht mehr beiseite legen. Somit hat Andreas Gruber wieder alles richtig gemacht. Diesmal hat er die Story nach Norwegen verlegt und die ruhig-düstere Atmosphäre aus skandinavischen Thrillern angenommen und zu etwas Eigenem verarbeitet. Auch wenn hier und da einige Logikfehler durchscheinen und man den Eindruck hat, die Handlungen innerhalb des BKA seien nicht besonders schlüssig, zieht Gruber den Plot konsequent durch und überrascht auch stellenweise mit gut platzierten Wendungen in der Geschichte. Wenn man die Reihe mitverfolgt hat, sind die Charaktere mittlerweile alle bekannt. Nachdem Sneijder und Nemez die Ermittlungen in Oslo aufgenommen haben, fliegt auch der Rest seines Teams nach. Am Anfang waren für mich persönlich zu viele Personen vor Ort und in die Ermittlungen involviert. Doch Gruber hat das Team klug gesplittet und auf verschiedene Settings verlagert. Mit Cora Petersen kommt eine neue Figur dazu, die sich problemlos in das Team einfügt.

Richtig emotional wird es, als die ersten aus dem Team in konkrete Lebensgefahr geraten. Man fiebert hautnah mit und kommt aus dem Rätseln um den oder die Täter nicht mehr heraus, und das wieder bis zum bitteren Ende, wobei der 6. Teil zum Schluss einen richtig fiesen Cliffhanger bereithält. Alles in allem also wieder ein hervorragender Thriller in makelloser Gruber-Qualität.

Fazit:
Andreas Gruber beweist mit "Todesschmerz" wieder, dass er sich durchaus mit amerikanischen Bestsellern messen kann und steht ihnen in Sachen Spannung und Gänsehaut in nichts nach. Ein fesselnder 6. Band mit vielen Emotionen und einem spektakulären Ende!

Bewertung vom 25.11.2021
The Stranger Times Bd.1
McDonnell, C. K.

The Stranger Times Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Wenn es um unerklärliche Phänomene und phantastische Storys geht, ist die Wochenzeitung "The Stranger Times" die erste Adresse in ganz Großbritannien. Als Hannah dort ihre erste Arbeitswoche antritt, weiß sie noch gar nicht, auf was genau sie sich da eigentlich einlässt. Dann kommt es unerwartet zu einer Tragödie und das gesamte Redaktionsteam muss feststellen, dass ihre Berichterstattung nicht gänzlich völliger Unsinn ist. Einige Storys sind furchtbar real und gefährlich....

Meine Leseerfahrung:
Ich werde ja oft von der Optik eines Buches angezogen und entscheide meist intuitiv nach Cover, ob ich das Buch in mein Regal stellen möchte oder nicht. Der schwarze Buchschnitt in Kombination mit dem auffälligen roten Hardcover hat sofort mein Interesse geweckt. Dazu der Klappentext, der feinsten britischen Humor verspricht, war für mich auch ausschlaggebend. Und auch diesmal hatte ich mit meiner Intuition einen absoluten Glücksgriff.

"The Stranger Times" ist der sensationelle Auftakt zu einer Trilogie, der durchgehend absoluten Lesespaß bietet. Die Charaktere sind herrlich schräg und beglücken mit wundervoll lustigen Dialogen. Die Hauptfigur Hannah ist mir sehr sympathisch. Sie hat zwar auch ein Päckchen zu tragen, scheint aber verglichen mit den anderen Leuten in der Redaktion halbwegs 'normal' zu sein.  Aber auch die schrulligen Kollegen schließt man sofort ins Herz. Ich kann mich kaum erinnern, wann ich zuletzt so ein gutes Buch in den Händen gehalten und beim Lesen laut gelacht habe. Besonders die Stelle mit dem Tag der Irren, wenn Bürger bei der Redaktion Schlange stehen, um über übersinnliche Beobachtungen und Erfahrungen zu berichten, habe ich Tränen gelacht. Die hierbei geführten Gespräche haben für ordentliche Lachanfälle gesorgt.

Aber man sollte hier nicht nicht nur einen rein humoristischen Roman erwarten, denn die eigentliche Fantasy-Geschichte hat es in sich und nimmt sogar düstere und brutale Züge an, wenn es um den bösen Gegenspieler geht. Damit holt uns der Autor immer wieder zurück in die dunkle Realität und fesselt uns zusätzlich mit dem spannenden Plot um den gefährlichen Magier.

Zwischen den Kapiteln sind übrigens vereinzelt auch Zeitungsartikel von The Stranger Times abgedruckt, so dass man auch einen Eindruck gewinnt, um welch seltsames Blatt es sich hier handelt, dass wöchentlich die schrägsten Berichte abliefert. So kann man sich zwischendurch auch selbst fragen, welche dieser Geschichten tatsächlich auch wahr sein könnte.

Fazit:
"The Stranger Times" vereint Humor und dunkle Fantasy auf sehr gekonnte Art und Weise. Zwischen Lachen und Spannung bewegt man sich auf ein spektakuläres Finale mit einem grandiosen Cliffhanger zu, der die Erwartung auf die Fortsetzung zusätzlich erhöht. Dieser Roman ist ein unerwartet gutes Highlight gegen Ende des Jahres 2021!

Bewertung vom 20.11.2021
Teufelsnetz / Jessica Niemi Bd.2
Seeck, Max

Teufelsnetz / Jessica Niemi Bd.2


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
In Helsinki verschwinden zwei bekannte Blogger auf mysteriöse Art und Weise. Beide waren erfolgreich als Influencer tätig und kannten sich auch privat. Kurz nach ihrem Verschwinden erscheinen ihre Todesanzeigen auf ihren Accounts in Social Media. Was zunächst wie ein schlechter PR-Gag anmutet, nimmt ernste Züge an, als auch noch die Leiche einer Frau am Strand aufgefunden wird, die wie ein Mädchen aus Mangas gekleidet und mit einem Brandmal versehen ist. Jessica Niemi und ihr Kollege Jusuf Pepple kommen bald einem skrupellosen Manga-Ring auf die Spur, der Fetischisten mit jungen Frauen versorgt. Doch wie passt das Verschwinden der beiden Blogger ins Bild?

Meine Leseerfahrung:
Bereits der Debütroman "Hexenjäger" von Max Seeck hatte mir trotz einiger Schwächen sehr gut gefallen. Ich hatte mir beim Nachfolger erhofft, dass der Autor sein ganzes Potenzial ausschöpft und die kleinen Mängel vom Vorgänger ausbügelt. Meine diesbezüglichen Erwartungen wurden gänzlich erfüllt. "Teufelsnetz" ist absolut genial: Der Plot, die Story und auch die Charaktere sind viel stabiler als im ersten Teil.

Die Auflösung des Falles war für mich nicht voraussehbar. Die geschickten Wendungen haben den Fall letztendlich in eine völlig andere Richtung gelenkt, als ich anfangs vermutet hatte. Und genau das macht einen erfolgreichen Thriller nunmal aus. Außerdem wird uns mit Niemi eine außergewöhnliche Polizistin mit Stärken und Schwächen präsentiert, die man mit jedem Buch näher kennenlernt. Ihre Vorgeschichte ist ebenfalls so fesselnd wie die Fälle, die sie bisher gelöst hat.

Auch wenn letztendlich einige Fragen bezüglich der Organisation um einen Manga-Fetischismus im Grunde unbeantwortet blieben, hatte ich höchstgradig spannende Lesetunden mit diesem soliden Thriller. Glasklar, dass ich auch den dritten Teil lesen werde. Jessica und Jusuf gehören schon jetzt zu meinen liebsten Ermittlungsteams, nicht nur, weil die Chemie zwischen den beiden stimmt, sondern ihre Ermittlungsarbeit auch sauber und intuitiv läuft.

Fazit:
Die Fortsetzung der Reihe um die vielseitige Ermittlerin Jessica Niemi kann mit einem einladend düsteren Setting und undurchsichtigen Charakteren trumpfen. "Teufelsnetz" ist konstant spannend und steckt voller unvorhersehbarer Wendungen. Ein richtig guter Thriller aus dem skandinavischen Raum, der für schockierende Lesemomente und reichlich Gänsehaut sorgt!

Bewertung vom 15.11.2021
Elbtier
Wollschlaeger, Nicole

Elbtier


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Kophusen kommt nicht zur Ruhe. Diesmal verschwinden auffällig viele Haustiere. Die Bewohner sind verzweifelt und gründen eine Bürgerwehr, weil sie der Meinung sind, dass die Polizei bisher untätig geblieben sei. Tatsächlich hat Kommissar Philip Goldberg und sein Team ganz andere Sorgen, denn eine interne Ermittlungsgruppe begleitet und beobachtet sie auf Schritt und Tritt, so dass das Trio auf bisherige Ermittlungsmethoden wohl eher verzichten muss. Damit der Polizeistation keine Schließung droht, versucht der ehemalige Stationsleiter Alfred auch noch, mit gefakten Aktionen für reichlich neue Fälle in Kophusen zu sorgen. Seine gutgemeinte Hilfe gerät allerdings allmählich aus den Fugen. Und während Goldberg noch versucht, alle aufkommenden Probleme zu lösen, wirft ein bei einem Hausabriss gefundener menschlicher Schädel ganz andere Fragen auf. Besteht da vielleicht eine Verbindung zu den verschwundenen Haustieren?

Meine Leseerfahrung:
Es ist mittlerweile der sechste Fall für Goldberg und seine Kollegen und für mich persönlich ein freudiges Wiedersehen mit all den bisher bekannten Charakteren, die man in vorherigen Büchern bereits kennenlernen durfte. Mit jedem Buch erhält man einen neuen Einblick in einige der authentisch gezeichneten und überaus sympathischen Figuren und schließt die Eine oder Andere ins Herz. Nicole Wollschlaeger hat ein zweifelsfrei ansprechendes Setting geschaffen, das immer wieder mit neuen Plots überrascht und für sehr gute Unterhaltung sorgt.

Besonders angenehm ist dabei der geschmeidige, ungezwungene Erzählstil der Autorin, die überdies gekonnt einen Kriminalroman mit der angemessenen Dosis an Humor ausschmückt. Die witzigen Dialoge mit liebevollen Neckereien unter Kollegen ist eines der Gründe, weswegen ich die Reihe um Goldberg und Co. so gerne verfolge. Ein anderer Grund ist natürlich die gründliche und intuitive Ermittlungsarbeit des Ermittlungsteams, die man als Leser gespannt mitverfolgt.

Im 6. Teil ist der Klappentext verglichen mit der Story zunächst doch eher verhalten, und mit verschwundenen Haustieren hat man vielmehr ein unspektakuläres Thema vor Augen. Doch bereits zu Anfang wird ein menschlicher Schädel auf einer Baustelle entdeckt, womit man doch recht rasant in die polizeilichen Ermittlungen einsteigt. Die Atmosphäre ist diesmal etwas beklemmend, da die Präsenz der externen Ermittler in der Kophusener Polizeistation die Arbeit von Goldberg und Co. überschattet. Zudem hängt der Fall der verschwundenen Haustiere durchgehend ungelöst in der Luft. Für mich persönlich hatte dieser Teil sogar leichte Thrillerzüge, da es Kapitel gab, die vom zunächst unentdeckten mutmaßlichen Täter handelten, in dessen skurrile Gedankenwelt man als Leser eintauchen konnte. Relativ schnell wurde klar, dass es sich hier nicht um einen simplen Vermisstenfall von zahlreichen Tieren handelt, sondern dem ganzen Fall eine tiefere Bedeutung zugrunde liegt.

Überhaupt ist man bei der Elb-Reihe gewohnt, dass auch immer ein sozial- bzw. gesellschaftskritisches Thema in den Plot mit eingebettet wird, was den Kriminalroman mE auf ein höheres Niveau anhebt und seine Leser für durchaus aktuelle und gesellschaftsrelevante Thematiken sensibilisiert. Konkret ging es hier diesmal um die Problematik bei Bürgerwehrinitiativen und zB die damit verbundene Brisanz bei Teilnahme rechtsgesinnter Personen.

Diesbezüglich wurden meine Leseerwartungen gänzlich erfüllt und ich habe wieder einen absolut spannenden und unterhaltenden Kriminalroman genossen und kann mich glücklich schätzen, diese Reihe für mich entdeckt zu haben.

Fazit:
Mit "Elbtier" beschert Nicole Wollschlaeger uns leidenschaftliche Krimileser wieder mit einem genialen Plot und einer tiefgehenden Thematik. Die Reihe um Goldberg und seine Kollegen hat hiermit einen absolut spannenden Neuzugang erhalten und ist für alle Krimi-Fans unbedingt empfehlenswert.

Bewertung vom 01.11.2021
Der Uhrmacher in der Filigree Street
Pulley, Natasha

Der Uhrmacher in der Filigree Street


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Thaniel Steepleton ist ein einfacher Angestellter beim Innenministerium im London des Jahres 1883. Eines Tages findet er eine außergewöhnliche Taschenuhr in seiner Wohnung, deren Deckel sich allerdings nicht öffnen lässt. Er nimmt die geheimnisvolle Uhr dennoch an sich. Sechs Monate später explodiert eine Bombe beim Scotland Yard. Thaniel hätte bei dieser Explosion zu den Opfern gezählt, wenn die mysteriöse Uhr nicht plötzlich einen Alarm von sich gegeben hätte. Daraufhin macht er sich auf die Suche nach dem Uhrmacher, einem gewissen Herrn Mori aus Japan, der sich in London niedergelassen hat. Nachdem Thaniel einen Schritt in Moris Laden gesetzt hat, nehmen bald seltsame Ereignisse ihren Lauf. Noch dazu scheint Mori etwas vor ihm zu verbergen...

Meine Leseerfahrung:
Literatur aus der viktorianischen Zeit ist mir immer willkommen, insbesondere wenn es sich um einen Krimi oder ein Fantasybuch handelt. Ich mag die Atmosphäre dieser Zeit, die Pulley in ihrem Buch sehr beeindruckend eingefangen hat.

Die Handlung ist komplex und leider stellenweise etwas schwerfällig. Dafür sind aber die Charaktere sehr interessant und mit viel Tiefe gezeichnet. Thaniel schien mir anfangs etwas farblos. Nach seinem Treffen auf Mori sieht man jedoch eine deutliche Verwandlung bei ihm. Andere Figuren, wie Grace oder Matsumoto blieben für mich persönlich bis zum Schluss schwer einschätzbar, zumal sie oft rätselhafte Verhaltensweisen an den Tag legten. Schwer zu beurteilen bzw. gar nicht offen greifbar waren für mich auch die gefühlsmäßigen Beziehungen der Figuren untereinander, so dass ich bis zum Schluss völlig im Dunkeln getapst bin und schließlich etwas erschlagen von der abrupten, endgültigen Auflösung war.

Die versprochene Fantasy kam zu kurz, das einzig Faszinierende war allein das Rätseln, ob die Geschehnisse eher Zufälle waren oder die Zukunft in irgendeiner Form manipuliert wurde. Auch die Kriminalgeschichte um die Bombenexplosion und deren Verursacher blieb auf der Strecke. Die Auflösung hier erfolgte genauso abrupt am Ende des Buches. Das Buch vereint viele Elemente, ohne jedoch allem gerecht zu werden. Ich hätte mir zumindest bei der Hauptstory um die Uhr und den Uhrmacher etwas mehr Phantastisches erhofft.

Trotz alledem aber hatte ich unterhaltsame Lesestunden und habe jedes Kapitel des Buches genossen. Insbesondere auch deswegen, weil es Kapitel gab, die in der Vergangenheit spielten und tiefe Einblicke in Moris Leben im damaligen Japan lieferten. Ganz sicher werde ich auch den zweiten Teil lesen und bin schon gespannt, wie die Geschichte mit Steepleton und Mori weitergeht.

Fazit:
Natasha Pulley entführt uns mit "Der Uhrmacher in der Filigree Street" ins viktorianische London und lässt eine authentische Kulisse für uns auferstehen, die sie mit überaus interessanten Charakteren und spannenden Wendungen füllt. Das Buch ist eine Mischung aus Fantasy, Krimi und Liebesroman mit historischem Setting und dürfte daher bei vielen Lesern Anklang finden.

Bewertung vom 21.10.2021
So viel Freude, so viel Wut
Imlau, Nora

So viel Freude, so viel Wut


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Nicht jedes Kind ist gleich. Manche sind umgänglich, manche wirken frühreif und manche wiederum sind sehr feinfühlig und sensibel. Nora Imlau nennt die Letzteren 'gefühlsstarke Kinder' und zeigt auf, woran man sie erkennt. Oft brauchen solche Kinder eine andere Herangehensweise, um alltägliche Belastungssituationen zu mindern und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Mit diesem Buch gibt die Autorin Tipps zur Bewältigung dieser Herausforderungen und klärt auch über die fehlerhafte Haltung der Gesellschaft gegenüber gefühlsstarken Kindern auf.


Meine Leseerfahrung:
Eltern von gefühlsstarken Kindern werden sich womöglich immerzu in diesem Buch gänzlich wiederfinden. Ich persönlich habe es aus reinem Interesse gelesen, und auch nur kurzweilig, weil hier immens viele Informationen zusammengefasst sind, die ich erstmal für mich Stück für Stück verarbeiten musste.

Hier und da gab es einige Punkte, die ich durchaus auch in unserer Alltagssituation wiedergefunden habe. Aber ich könnte nicht mit 100%iger Gewissheit sagen, dass unsere Jungs zu den gefühlsstarken Kindern gezählt werden könnten. Auf der einen Seite war ich erleichtert, weil ich die Belastung betroffener Eltern teilweise nachvollziehen kann. Auf der anderen Seite finde ich, ist das Buch stellenweise zu pauschalisierend, so dass man kaum wirklich sagen kann, ob man selbst betroffen ist oder nicht. Gefühlsstark zu sein, ist ja, wie mehrmals betont, keine abschließende Diagnose. Bei manchen Abschnitten musste ich mich sogar selbst fragen, ob ICH eventuell nicht die gefühlsstarke Person in der Familie bin. Einige Punkte sprechen dafür, einige wiederum dagegen. Die Grenzen sind meines Erachtens zu schwammig, um sie klar ziehen zu können.

Nichtsdestotrotz habe ich Einiges an Hilfestellungen aus dem Buch für mich mitnehmen können und festgestellt, dass ich bereits ein paar der vorgeschlagenen Strategien zur Entschärfung von Krisensituationen und der optimalen Begleitung des Kindes selbst praktiziere, wenn bei uns mit zwei wilden Kleinkindern die Fetzen fliegen. Also scheine ich doch nicht alles falsch gemacht zu haben. Und das gibt mir persönlich eine Erleichterung, die Gold wert ist.

Gut finde ich übrigens auch die Hilfestellungen für Eltern, wenn die Eingewöhnung in der Kita zum Desaster wird und wie man gefühlsstarke Kinder in das Schulsystem einführt. Solche Tipps sind sicherlich auch gut anwendbar bei Kindern mit womöglich anderen Besonderheiten. Zudem macht die Autorin auch auf das Schubladendenken von manchen Erziehern und Erzieherinnen sowie der Lehrerschaft aufmerksam und hilft, solches zu erkennen. So kann man viel besser darauf reagieren.


Fazit:
Nora Imlau bringt präzise die Schwierigkeiten in der Erziehung gefühlsstarker Kinder zum Ausdruck und gibt zahlreiche Hilfestellungen zur Bewältigung extrem belastender Alltagssituationen. Dabei geht sie auch oft genug auf die Gefühle und Ängste der betroffenen Eltern ein und nimmt ihnen die Selbstzweifel. Ein wirklich starkes Buch für Eltern mit besonderen Kindern!

Bewertung vom 05.10.2021
Das Flüstern des Zwielichts / Die Wayfarer-Saga Bd.2
Bernard, C. E.

Das Flüstern des Zwielichts / Die Wayfarer-Saga Bd.2


sehr gut

Zum Inhalt:
Der Wanderer Weyd und die Bardin Caer machen sich mit ihren Gefährten auf die Suche nach den drei Türmen. Sie wollen die Feuer entzünden und endlich Licht in ihre dunkle Welt bringen, um dem Massaker durch die brutal mordenden Schatten ein Ende zu bereiten. Doch der Weg zu den Türmen ist voller Gefahren. Nicht nur die Schatten und der eiserne Baron machen der Truppe zu schaffen. Ein fahler Reiter verfolgt sie und verbreitet Furcht und Schrecken. Doch er hat es ganz besonders auf Einen abgesehen...

Meine Leseerfahrung:
Die Wayfarer-Saga von C.E. Bernard ist eine Trilogie, wobei wir es hier mit "Das Flüstern des Zwielichts" mit dem zweiten Teil zu tun haben. Ich weiß nicht, ob es das Schicksal der mittleren Teile ist, als Lückenbüßer zu fungieren und mit Langatmigkeit zu glänzen. Ich persönlich empfand die Geschichte als sehr schleppend. Im ersten Band war das Thema der Aufbruch zu den Türmen. Im zweiten Teil wurde noch kein einziger Turm erreicht. Vielmehr drehte sich die Story hauptsächlich um den fahlen Reiter. Dabei ist der Weg zu allen Türmen ausgesprochen lang und beschwerlich. Ich bin gespannt, wie das Tempo im letzten Teil angezogen wird. So wie es zeitlich gerade im Erzählstrang läuft, könnten man die Trilogie noch viel weiter ausbauen und auf 4-5 Bände verteilen.

Inhaltlich passiert, wie gesagt, noch nicht sonderlich viel. Wir begegnen dem Eisernen Baron, doch er ist nicht das größte Übel, das die Gefährten erwartet. Ein mysteriöser Reiter ist ihnen dicht auf den Fersen, bei dessen Anblick/Nähe Leute vor Schreck tot umfallen. Ob er der Tod in persona ist oder ein weiterer ernstzunehmender Feind, stellt sich erst gegen Ende des Buch heraus. Man darf sich über einige Wendungen in der Geschichte freuen, die etwas mehr Bewegung hinein bringen und für Spannung sorgen.

Ganz besonders hat es mich gefreut, dass die anfangs doch recht zurückhaltende Liebesgeschichte zwischen Weyd und Caer sich deutlich mehr entfaltet. Überhaupt sind die Charaktere allesamt etwas mutiger geworden, sofern sie nicht schon couragiert waren. Das Ganze hat sich zu einem Fantasy-Roadtrip mit ausdrucksstarken Figuren entwickelt. Ganz nach meinem Geschmack! Auf den dritten und letzten Teil freue ich mich daher ganz besonders.

Übrigens: Auch der zweite Teil enthält digitales Bonusmaterial (Augmented Reality), was für zusätzliche Eindrücke und Empfindungen zur Geschichte hervorruft. Ich persönlich brauchte es nicht unbedingt, da die Trilogie auch so schon genug Unterhaltung bietet. Aber ich freue mich dennoch immer über Extras zum Buchinhalt.

Fazit:
Die Wayfarer-Saga bietet auch mit dem zweiten Teil "Das Flüstern des Zwielichts" eine düstere unheilvolle Stimmung und sorgt mit überraschenden Wendungen für unterhaltsame Lesestunden. Definitiv ein Fantasy-Highlight des Jahres!

Bewertung vom 07.09.2021
The Rules of Magic. Eine zauberhafte Familie
Hoffman, Alice

The Rules of Magic. Eine zauberhafte Familie


weniger gut

Zum Inhalt:
Die Geschwister Franny, Jet und Vincent Owens stammen aus einer alten Familie von Hexen. Neben ihren magischen Talenten verbindet sie ein Familienfluch: Jedesmal, wenn sie sich verlieben, muss jemand mit dem Leben bezahlen. Ihre Mutter Susanna stellt daher einige Regeln für die drei Teenager auf, um sie unter Anderem vor sich selbst zu beschützen. Dann erhalten die Geschwister eine Einladung von ihrer Tante Isabelle und sollen den Sommer bei ihr in Massachusetts verbringen. Die ersten Regeln werden gebrochen, das Unheil nimmt seinen Lauf...

Meine Leseerfahrung:
Seit der Mayfair-Hexen-Reihe von Anne Rice lese ich sehr gerne Hexenromane und habe auch selbst mittlerweile eine kleine Sammlung zu Hause. Alice Hoffman war für mich neu und ich bin immer gespannt auf neue Hexenstories. Dabei ist es nicht wichtig, ob die Geschichte innovativ ist oder mit altbewährten Elementen daher kommt.

"The Rules of Magic" klang nach einer wundervollen Familiengeschichte, die berührt und viele Emotionen birgt. Leider ist der Erzählstil durchweg sehr nüchtern und distanziert, was bereits die erste Hürde beim Lesen war. Es war schwierig eine emotionale Bindung zu den Figuren und den Situationen aufzubauen. Selbst die traurigste Szene hat mich unberührt zurück gelassen.

Die Charaktere sind durchaus sehr interessant, verblassen aber auf Grund der trockenen Erzählweise. Zudem kommt die Magie viel zu kurz. Hier und da erhält man einen kurzen Einblick in die Gaben der Geschwister, aber die gesamte Story ist durchweg überladen mit Herzensangelegenheiten und einer unterschwellig traurigen Atmosphäre, dass man stellenweise bezweifelt, ob es sich überhaupt um einen Fantasyroman handelt oder doch eher um einen Teenager-Heartbreak-Liebesroman. Selbst dann ist die Geschichte nicht fesselnd genug. Abschnitte, die mehr Tiefe und Detail benötigt hätten, werden viel zu kurz abgehandelt, während andere eher unwichtige Handlungen ziemlich in die Länge gezogen werden und es stellenweise zu langatmig wurde. Mit ca. 360 Seiten ist das Buch nicht sonderlich dick. Eine solche Familiengeschichte, wie angekündigt, hätte durchaus ein Schmöker werden können, wenn die Autorin das Potenzial voll ausgeschöpft hätte. Leider wirkt das gesamte Buch, als wäre es lieblos in einer Woche herunter geschrieben.

Meiner Meinung nach wäre es eine Zeitverschwendung, das Buch zu lesen. Da kann man sich auch gleich die Neuverfilmung anschauen und auf dieses Buch gänzlich verzichten. Ich musste mich da leider durchquälen und kann daher keine Leseempfehlung aussprechen.

Fazit:
"The Rules of Magic" ist eine emotionslose Geschichte über Beziehungen, der es entgegen jeglicher Erwartung an Magie, Zauberei und Fantasyelementen fehlt. Der bisher schlechteste Hexenroman, den ich je lesen durfte!

Bewertung vom 20.08.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt:
Jonah Colley ist Mitglied einer Spezialeinheit der Londoner Polizei. Seit sein Sohn vor 10 Jahren verschwunden ist, läuft es sowohl beruflich als auch privat nicht mehr gut für ihn. Dann ruft ihn plötzlich sein früherer Kollege und bester Freund Gavin an und bittet ihn, zur Hilfe zu kommen. Dabei hatten sie den Kontakt ebenfalls vor vielen Jahren abgebrochen. Gavin scheint aber in Gefahr zu sein. Als Jonah zu dem angegebenen Ort fährt, ahnt er noch nicht, dass neben mehreren Leichen auch noch eine böse Überraschung auf ihn wartet...

Meine Leseerfahrung:
Ich habe die Reihe um den forensischen Anthropologen David Hunter geliebt, da die Hauptfigur Ecken und Kanten hatte und charakterlich sehr gut durchdacht war. Als ich hörte, dass Simon Beckett eine neue Reihe startet, war ich etwas skeptisch wegen des Hauptcharakters. Ich habe mich gefragt, ob ich mit ihm genauso warm werde, wie mit David Hunter. Dazu muss ich sagen, dass ich bei Hunter auch durchaus Anlaufschwierigkeiten hatte, da er recht komplex auf mich wirkte. Ähnlich ging es mir direkt beim ersten Buch mit Jonah Colley. Er hat aber auch eine schwere Last mit sich zu tragen. Das Verschwinden seines kleinen Sohnes hat tiefe Narben bei ihm hinterlassen. Und auch die Beziehung zu seiner Frau ist völlig in die Brüche gegangen. Nach Jahren scheint er sich etwas abgeschottet zu haben. Zudem erleidet er direkt am Anfang des Buches schwere Verletzungen und ist im Laufe der gesamten Story mehr oder weniger in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt. All das trägt dazu bei, dass man Colley nicht unbedingt als einen genialen Superermittler wahrnimmt. Er ist vielmehr ein komplizierter Mensch, der mit viel Unsicherheit und Zweifeln zu kämpfen hat. Am Ende fragt man sich, wie er überhaupt Mitglied einer Spezialeinheit der Polizei werden konnte.

Dennoch habe ich ihn gerne begleitet, muss aber gestehen, dass ich seinen Gedankengängen und Verhaltensmustern nicht immer folgen konnte. Auch die Story ist an einigen Stellen etwas zu weit hergeholt und wirkte etwas zwanghaft konstruiert. Die Spannung blieb jedoch durchweg konstant, insbesondere auch durch die Zeitsprünge in die Zeit, als Colleys Sohn verschwand. Auch mit überraschenden Wendungen geizt Beckett nicht. Ich hätte mir allerdings mehr Aufklärung am Schluss gewünscht, stattdessen blieben viele Fragen offen. Es wäre wünschenswert, dass sie im nächsten Teil beantwortet werden. Der Auftakt ist trotzdem mE gut gelungen und bietet genug Stoff für weitere Bände.

Fazit:
Simon Beckett gelingt mit "Die Verlorenen" ein solider Auftakt zu einer spannenden neuen Reihe, die genug Potenzial hat, um mit seiner David Hunter-Reihe mithalten zu können. Spannende Unterhaltung mit unerwarteten Wendungen und beckett-typischer Krimi-Atmosphäre!

Bewertung vom 02.08.2021
Meditation
Beer, Peter

Meditation


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Peter Beer hat persönlich erfahren müssen, was Stress im Alltag mit der Gesundheit eines Menschen macht. Nach solchen Erfahrungen als Ingenieur in der Automobilindustrie studierte er Psychologie und gründete die Achtsamkeits-Academy. Als Meditationscoach ist es für ihn nun ein persönliches Bedürfnis, seine Mitmenschen auf ihrem Weg zu einem entspannteren Leben zu unterstützen. Mit diesem Buch führt er seine Leser Schritt für Schritt an die Meditation heran und gibt Tipps zu Achtsamkeitsübungen für mehr Selbstliebe und Gelassenheit. Zusätzlich haben Leser Zugriff auf 8 exklusive Audiomeditationen und umfangreichem Zusatz-Content.

Meine Leseerfahrung:
Seit geraumer Zeit hatte ich auf Grund von dem ganzen Stress im Alltag immer häufiger Konzentrationsschwierigkeiten und fühlte mich gesundheitlich durchgehend angeschlagen. Als sich dann auch noch ein Reizmagen bemerkbar machte, bin ich notgedrungen auf die Bremse getreten und habe in mich hineingehorcht. Es war der absolut richtige Zeitpunkt für mich, dieses Buch anzufangen. Ich habe mich nun etwa 2-3 Monate damit beschäftigt und bin erstaunt, wie bewusster ich Dinge mittlerweile angehe bzw. wie ich mit komplizierten, unangenehmen oder traurigen Situationen umgehe.

Die verschiedenen Achtsamkeitsübungen habe ich anfangs nur belächelt. Jetzt sind sie Bestandteil meines Lebens. Auf meine Atmung passe ich nun auch bewusster auf. Durch öftere Pausen, die ich mir gönne, ist auch mein medialer Konsum deutlich zurück gegangen. Das Handy nehme ich nur dann in die Hand, wenn es absolut notwendig ist. Unnötige Informationszufuhr wird unterbunden. Seitdem habe ich auch ein besseres Schlafverhalten. Peter Beer geht in seinem Buch noch weiter und erklärt, wie Meditation sowohl auf unsere körperliche als auch psychischen Gesundheit auswirkt bzw. welche gesundheitlichen Vorteile man durch Meditation erzielen kann wie z.B. Stärkung des Immunsystems, reduziertes Stressempfinden, Linderung von Depression, oder sogar Hilfe bei Sucht, Übergewicht oder bei Bewältigung von Traumata.

Ich für meinen Teil habe mehr Selbstkontrolle gewonnen und fühle mich auch viel wohler in meiner Haut. Ob ich mich in Zukunft meinen Ängsten und Sorgen besser stellen werde, wird sich noch zeigen. Dank Peter Beer fühle ich mich jedenfalls auf dem richtigen Weg und werde weiterhin dranbleiben, bis ich lerne, komplett abzuschalten und in mich zu gehen.

Fazit:
"Meditation" von Peter Beer ist wie Medizin für die erschöpfte und gedankengeplagte Seele und ebnet Schritt für Schritt den Weg in eine gelassenere und unbeschwerte Zukunft. Ein Buch, für das man sich sehr viel Zeit nehmen bzw. gönnen sollte!