Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
PeLi
Wohnort: 
Würzburg

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2020
Ada
Berkel, Christian

Ada


sehr gut

Ada wird 1945 geboren und die ersten Jahre ihres Lebens verbringt sie mit ihrer jüdischen Mutter Sala in Argentinien. Als Ada fast 10 Jahre alt ist, kommen die beiden zurück nach Deutschland und Ada lernt auch endlich ihren Vater kennen (obwohl sie nie sicher ist, ob er überhaupt ihr richtiger Vater ist).
Endlich hat sie eine ganz normale Familie, wie sie sich das immer schon gewünscht hatte. Doch leider bekommt sie in dieser Familie keine echte Geborgenheit , denn die Eltern sind beide nicht sehr liebevoll. Der Vater , ein Arzt arbeitet immerzu und ist selten zuhause und die Mutter, die als Jüdin eine schlimme Vergangenheit hat und die auch noch ständig ihrer großen Liebe nachtrauert, hat immer wieder depressive Phasen, in denen man sie mit Samthandschuhen anfassen muss. Für Ada eine schwierige Situation, vor allem, weil sie so viele Fragen hat, die sie aber leider keinem stellen kann, weil einfach nicht über die Vergangenheit gesprochen werden darf. Als Ada dann auch noch ein Geschwisterchen bekommt, das "Goldkind" ihrer Eltern, wird es ganz einsam für das Mädchen. Trotz dieser schwierigen Kindheit gelingt es Ada allerdings, sich zu einer starken Frau zu entwickeln und auch wenn es in ihrem Leben nicht gerade wenige Probleme und Schwierigkeiten gibt, schafft sie es immer wieder, weiterzugehen und sich nicht unterkriegen zu lassen.

Ich kenne den Vorgänger "Der Apfelbaum" von Christian Berkel, nicht , aber ich denke, das ist auch nicht dringend nötig, um "Ada" zu verstehen, denn es handelt sich um eine in sich abgeschlossene Geschichte. Der Schreibstil gefiel mir sehr gut und das Leben von Ada war sehr fesselnd beschrieben. Ich hatte oft Mitleid mit dem Mädchen, weil ihre Kindheit so einsam und lieblos war, doch sicher ging es zu der damaligen Zeit leider vielen Kindern so, dass man ihre Sorgen und Ängste nicht wirklich ernstnahm und dachte, ihnen noch einen Gefallen zu tun, indem man die schlimmen Vorkommnisse im Krieg einfach verdrängte und keine Fragen darüber beantwortet wurden.

Ein Buch, das ich auf jeden Fall empfehlen würde, auch, wenn ich mir einige interessante Passagen etwas ausführlicher gewünscht hätte.

Bewertung vom 03.10.2020
Unter uns das Meer
Gaige, Amity

Unter uns das Meer


sehr gut

Michael und Juliet führen zusammen mit ihren gemeinsamen Kindern , der 7-jährigen Sybil und dem fast 3- jährigen George ein ganz normales Vorstadtleben. Die Ehe kriselt, Juliet leidet seit der Geburt der Kinder unter Depressionen, Michael fühlt sich durch Job und Familienleben eingeengt. Dann setzt er sich in den Kopf, eine Segelyacht zu kaufen und mit Frau und Kindern ein Jahr lang durch die Karibik zu segeln. Juliet ist zuerst entsetzt von dieser Idee, denn sie selbst hat gar keine Ahnung vom Segeln und ihr Mann nicht viel mehr als sie. Nachdem Michael ihre Weigerung nicht akzeptieren will und nicht nachgibt, lässt sie sich schließlich doch noch auf dieses verrückte Vorhaben ein und so beginnt das Abenteuer, das das Leben der ganzen Familie für immer dramatisch verändern wird.

Diese Geschichte wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt. Zum einen durch Juliets Erinnerungen, die ihre Kindheit, ihr Verhältnis zur Mutter, ihre Ehe mit Michael, die Geburt ihrer Kinder und den schicksalshaften Segeltörn umfasst. Und zum anderen durch eine Art Tagebuch Michaels, das er in Form eines Logbuchs auf ihrer Reise geschrieben hat und das Juliet nach der Rückkehr nun liest.
Mir hat diese Erzählweise sehr gut gefallen und ich fand gerade die Logbucheinträge besonders interessant. Schon ganz am Anfang wird deutlich, dass während dieser Segeltour etwas Dramatisches passiert sein muss. Da immer nur Andeutungen gemacht werden, kann man nur spekulieren, was denn eigentlich Schlimmes passiert ist. Das fand ich wirklich spannend und konnte kaum aufhören zu Lesen, bis ich dann irgendwann erfuhr, dass ich mit meiner Befürchtung doch richtig lag.
Zwischendurch gab es allerdings auch immer wieder Passagen, die sich ziemlich zogen, die vielen technischen Details übers Segeln waren für mich eher uninteressant .
Außerdem muss ich leider zugeben, dass es mir sehr schwer fiel, mich in die beiden Hauptprotagonisten einzufühlen. Besonders Michael wirkte auf mich richtig egoistisch und rücksichtslos .Juliet dagegen war mir oft zu duldsam und nachgiebig, andererseits in manchen Situationen dann wieder so kalt , wie zum Beispiel im Umgang mit ihren Kindern.
Mir blieben die beiden Personen einfach bis zum Schluss eher fremd , deshalb konnte ich da nicht so mitfühlen, wie ich das normalerweise bei solchen tragischen Geschichten tun würde .

Trotzdem war das ein Buch, das mir sicher noch eine Weile im Gedächtnis bleiben wird und das ich auf jeden Fall empfehlen würde.

Bewertung vom 25.09.2020
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


ausgezeichnet

Roy Opgard und sein ein Jahr jüngerer Bruder Carl sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich und Roy, der robustere und härtere der beiden, wird immer mehr zum Beschützer seines jüngeren Bruders. Schon im Jugendalter verlieren sie dann ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall. Zuerst schweißt das die zwei Brüder noch enger zusammen, doch irgendwann geht Carl ins Ausland zum Studieren und Arbeiten und Roy bleibt alleine auf dem elterlichen Hof in dem kleinen norwegischen Ort Os zurück. Er arbeitet zuerst als Automechaniker und leitet später eine Tankstelle.

15 Jahre sind inzwischen vergangen , in denen beide ihr eigenes Leben führten. Plötzlich steht Carl wieder vor der Tür , mit dabei, seine Frau Shannon. Und das Paar hat große Pläne im Gepäck, sie wollen auf dem gemeinsamen Grundstück der Brüder ein Wellnesshotel errichten.
Um das riesige Vorhaben zu finanzieren, brauchen sie allerdings die Hilfe der Bewohner von Os und Carl und Shannon versprechen jedem, der sich an dem geplanten Bau beteiligt, großen Reichtum. Die Dorfbewohner sind zwar anfangs noch sehr skeptisch, doch Sonnyboy Carl konnte Menschen schon immer leicht für sich gewinnen und so kann ,nach etwas Überzeugungsarbeit, das geplante Projekt tatsächlich in die Tat umgesetzt werden .

Und damit nimmt das Drama seinen Lauf, denn leider sind in der Vergangenheit Dinge passiert, die besser für immer unentdeckt bleiben würden, was aber immer schwieriger wird, seit Carls Rückkehr. Roy versucht, wie immer schon, das Schlimmste zu verhindern und seinen Bruder vor allem zu beschützen, was allerdings immer weiteres Chaos auslöst. Langsam wird klar, dass es vielleicht gar keine so gute Idee war, dass Carl mit Shannon nach Os kam. Doch nun sind sie da und das Unglück lässt sich nicht mehr aufhalten.

"Ihr Königreich" ist kein typisches Jo Nesbø Buch, also keines in der Art wie seine Harry Hole Bücher. Ich würde diese Geschichte mehr als Familiendrama und weniger als Krimi bezeichnen. Auch wenn sich hinter der harmlosen Fassade einiger Bewohner ziemlich verbrecherisches Potenzial verbirgt und in Os so einige Menschen nicht gerade eines natürlichen Todes gestorben sind. Ich bin , gerade weil es mal etwas ganz anderes von diesem Autor ist, hingerissen von dem Buch und hoffe, man bekommt in Zukunft mehr in dieser Art von Jo Nesbø zu lesen, denn mir persönlich gefiel es sogar besser als alle seine vorherigen Bücher ( obwohl die auch super waren).

Bewertung vom 14.09.2020
Das Leben ist ein wilder Garten
Buti, Roland

Das Leben ist ein wilder Garten


sehr gut

Der Landschaftsgärtner Carlo leidet noch immer unter der Trennung von seiner Frau. Die Tochter ist auch nicht mehr zuhause und sein Leben verläuft im Moment eher eintönig. Da bekommt er einen erschreckenden Anruf aus dem Pflegeheim , in dem seine demente Mutter untergebracht ist Die alte Frau ist einfach verschwunden und keiner weiß, wo sie ist. Doch Carlo hat eine Idee und zusammen mit seinem Assistenten Agon macht er sich auf den Weg, um seine Mutter wieder zurückzuholen und auf dieser Reise, erfährt er einiges aus ihrer Vergangenheit und lernt seine Mutter von einer ganz neuen Seite kennen und auch über sein eigenes Leben macht er sich seine Gedanken.

"Das Leben ist ein wilder Garten" von Roland Buti ist eher eine leise Geschichte über das Leben, das nicht immer so verläuft, wie man es sich erträumt und das irgendwie immer zu kurz ist, egal wie lange man lebt. Und es zeigt dass man selbst von den Menschen, die einem ganz nahe stehen, nie alles weiß.
Mir hat das Buch gut gefallen, denn ich mag solche nachdenklichen Geschichten zwischendurch mal ganz gerne.

Bewertung vom 14.09.2020
Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1
Averbeck, Marlene

Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1


gut

"Das Lichtenstein - Modehaus der Träume" ist der 1. Band einer Trilogie um ein Berliner Kaufhaus im Jahr 1913. Hier erfährt man viel über die damalige Modewelt und bekommt einen Einblick, wie dieses große Familienunternehmen geführt wurde.
Da sind zuerst einmal die zwei Brüder Jacob und Ludwig, die ganz unterschiedliche Ansichten haben über die Führung des Geschäfts, sich immer wieder streiten und sich dann doch irgendwie einigen müssen. Und da ist der Vater der beiden, der Seniorchef, der eigentlich das Geschäft schon an die Söhne übergeben hat, aber irgendwie doch nicht ganz loslassen kann und sich immer wieder einmischt. Die Mutter, die offiziell nicht viel mitzureden hat, wie das damals so allgemein typisch war, dass Frauen eher das Anhängsel ihrer Männer waren, die möglichst still und unauffällig sein sollten und einfach nur gut aussehen mussten, die es aber trotzdem schafft, sich aus dem Hintergrund heraus, einzumischen, wenn sie es für nötig hält.
Dann sind da natürlich auch noch die Angestellten , Schneider, Verkäuferinnen, Zwischenmeister, Konfektionäre und alle, die eben wichtig waren, um so einen Laden am Laufen zu halten. Und alle haben natürlich auch ihre ganz privaten Sorgen und Probleme, die sie nicht einfach vor der Ladentür zurücklassen können, wenn sie morgens zur Arbeit kommen.

Eigentlich sollte man annehmen, dass es bei so vielen unterschiedlichen Charakteren in dem Buch, nie langweilig wird, denn genug Stoff müssten die alle doch bieten. Leider muss ich aber zugeben, mich hat das Buch nicht packen können. Die erste Hälfte fand ich sehr langweilig, ich kämpfte mich durch die , zum Glück, kurzen Kapitel, die immer abwechselnd aus Sicht verschiedener Personen erzählt wurden. Ab der Stelle des Brandes, wurde es dann etwas spannender und auch die Zeit des Krieges und besonders der Abschnitt, als die Männer aus dem Krieg zurückkamen, war dann mal sehr emotional , da war ich dann zum ersten Mal gefesselt und habe mit den Beteiligten gelitten.
Danach flachte es schnell wieder ab und dann war es auch schon zu Ende, ohne, dass ich wirklich einen echten Zugang zu der Geschichte gefunden hatte.
Ganz am Anfang werden übrigens alle mitwirkenden Personen sehr ausführlich vorgestellt und ich habe im Laufe der Geschichte auch gemerkt, dass das wirklich eine gute Idee war, ich musste jedenfalls öfter zurückblättern und nochmal nachlesen, wer die einzelnen Personen sind und in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. Und am Ende gibt es eine Liste , in der Fachbegriffe aus der Modebranche erklärt werden, das fand ich auch interessant, denn da kannte ich einige Begriffe noch nicht.

Mein Fazit: Ein nettes Buch, guter Schreibstil, aber für mich war das nichts Besonderes und ich bin , ehrlich gesagt, auch nicht sehr neugierig auf den 2. und 3. Band.

Bewertung vom 14.09.2020
Jahresringe
Wagner, Andreas

Jahresringe


sehr gut

In Jahresringe" erzählt Andreas Wagner über das Leben , der aus Ostpreußen vertriebenen Leonore, ihres Sohnes Paul und dessen Kinder Jan und Sarah. Aufgeteilt ist das Buch in drei Abschnitte und mir persönlich gefiel der erste Teil am besten.

Darin geht es hauptsächlich um Leonore, die kurz nach dem 2. Weltkrieg als junges Mädchen ganz alleine von Ostpreußen in Richtung Westen flüchtet und die schließlich in einem kleinen Ort zwischen Köln und Aachen landet. Hannes, ein Bäcker, der mit seiner Mutter zusammenlebt, hat Mitleid mit dem Mädchen und nimmt sie bei sich auf und gibt ihr Arbeit in seiner kleinen Familienbäckerei. Leonore wird in dem Ort nie ganz akzeptiert, sie ist immer nur "die Flüchtige". Trotzdem fühlt Leonore sich endlich Zuhause, wofür vor allem auch Hannes verantwortlich ist, der sie wie ein Familienmitglied behandelt und ihr Arbeit in seiner Bäckerei gibt. Wann immer sie Zeit findet, streift sie allerdings durch den Wald, dort fühlt sie sich frei und beschützt.

Im zweiten Teil des Buches ist Leonore eine erwachsene Frau und Mutter eines Sohnes ( die Beschreibung der Zeugung finde ich etwas skurril). Hier geht es vor allem um den Sohn. Sein Aufwachsen als uneheliches Kind einer Geflüchteten, seine Schulzeit, Freundschaften, später die Lehre. Und es geht darum, dass Leonore um ihre neue Heimat kämpfen muss, denn das ganze Dorf soll umgesiedelt werden und ihr geliebter Wald soll zerstört werden für den Braunkohletagebau.

Im dritten und letzten Teil ist Leonore eine alte Frau und Paul, ihr Sohn, hat inzwischen selbst Kinder. Das Dorf gibt es nicht mehr, die Familie wurde doch noch umgesiedelt- Und die beiden Geschwister werden zu Gegnern, denn während Jan einen der Bagger steuert, die den Wald vernichten sollen, kämpft seine Schwester Sarah auf der anderen Seite als Umweltaktivistin, die den Hambacher Forst retten wollen.

Mir hat "Jahresringe" gut gefallen. Besonders den ersten Teil, in dem es um die junge Leonore ging, fand ich sehr emotional. Ich hätte da eigentlich gerne noch weiter gelesen, denn im zweiten Teil waren dann leider schon einige Jahre vergangen, die mich schon sehr interessiert hätten. Trotzdem fand ich den zweiten Abschnitt, in dem dann Paul aufwuchs, noch sehr interessant.
Der dritte Teil war dann allerdings mit so vielen verschiedenen Themen vollgepackt, die dann immer nur kurz angeschnitten werden konnten, während für mich wichtige Teile ( wie zum Beispiel das Leben nach der Umsiedlung, Geburten der Kinder, ihr Aufwachsen) leider komplett fehlten. Deshalb konnte mich der letzte Teil leider nicht mehr so fesseln wie die ersten beiden.

Trotz dieser kleinen Schwächen gebe ich dem Buch 4 Sterne und würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 14.08.2020
Sechs Tage (eBook, ePUB)
Hübner, Michael

Sechs Tage (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gerade läuft das Leben von Oberkommissar Chris Bertram nach den schlimmen Ereignissen , die er erleben musste, wieder in normalen Bahnen, da wird er auch schon mit dem nächsten irren Serienkiller konfrontiert.

Diesmal werden Chris Bertram und sein Kollege Roland Koch, genannt "Rokko" zu einem Tatort gerufen, der an Abscheulichkeit nicht mehr zu überbieten ist. Eine Frau findet ihren,seit Monaten vermissten Mann, im eigenen Haus tot auf. Genau an dem Ort und in der Position, in der sie ihn vor seinem Verschwinden, zuletzt sah. Und unschwer am Zustand der Leiche zu erkennen, wurde er nicht erst gestern getötet. Außerdem hat der Täter nicht nur einen Hinweis hinterlassen, dass es in den nächsten Tagen weitere Leichen geben wird, sondern er hinterlässt außerdem eine ganz speziell an Chris Bertram gerichtete Nachricht, die ihn an eine sehr schlimme Zeit erinnert, die weit in seiner Vergangenheit liegt und von der er dachte, dass sie ihn nie wieder einholen wird. Darüber sprechen kann er zunächst mit keinem, bis er dann im Laufe der weiteren Ermittlungen einen alten Freund wieder trifft, der ebenfalls zu dieser dunklen Phase in Bertrams Leben gehörte.

Der Mörder mordet, wie angekündigt weiter, die Inszenierungen werden immer abartiger und immer persönlicher, denn er scheint Dinge von Chris und seinem Freund zu wissen, die eigentlich keiner wissen sollte und die auch jetzt keiner erfahren darf. Diese Tatsache macht die Ermittlungen nicht gerade leichter. Also versucht Bertram zusammen mit seinem alten Freund einerseits ihr dunkelstes Geheimnis zu bewahren, aber andererseits muss der irre Killer gestoppt werden, was den Oberkommissar in eine ziemliche Zwickmühle bringt.

Und der Mörder genießt das , denn für ihn hat das blutige Spiel gerade erst richtig begonnen.

Da ich alle Bücher von Michael Hübner gelesen habe, sind Chris Bertram und auch Rokko schon wie alte Bekannte für mich. Und was habe ich schon gelitten mit den beiden und ganz besonders mit Chris Bertram, denn was er erleben musste, wünscht man ja seinem größten Feind nicht. Auch in "Sechs Tage" wurde es wieder sehr persönlich und Michael Hübner hat sich so einige Grausamkeiten für seinen Hauptprotagonisten ausgedacht. Und das, wie gewohnt, auch sehr detailliert und blutig beschrieben. Zu empfindlich sollte man nicht sein, wenn man die Bücher von Michael Hübner liest, denn er hält sich nicht zurück bei seinen Beschreibungen und lässt uns in wahre menschliche Abgründe blicken. Aber er beschreibt nicht nur Gräueltaten, sondern zum Glück schafft er auch einen Kontrast dazu, seine Hauptfiguren sind überwiegend sehr sympathisch und menschlich dargestellt. Und das ist es, was ich am liebsten mag, an seinen Büchern. Einerseits normale, sympathische Personen und andererseits mordende Bestien. Mir hat "Sechs Tage" super gefallen und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band.

Bewertung vom 22.06.2020
Schwestern im Tod / Commandant Martin Servaz Bd.5
Minier, Bernard

Schwestern im Tod / Commandant Martin Servaz Bd.5


gut

1993 werden die Leichen der beiden Schwestern Alice und Ambre von einem Kanufahrer am Ufer der Garonne entdeckt. Die beiden sitzen sich gegenüber, angebunden an einem Baum und beide tragen Kommunionkleider. Die Art der Inszenierung erinnert an das erfolgreichste Buch des Krimiautors Erik Lang "Die Kommunikantin" von dem die beiden Studentinnen große Fans waren..
Der Autor selbst gerät während der Ermittlungen schnell unter Verdacht. Doch dann bringt sich ein Kommilitone der beiden Studentinnen um und hinterlässt einen Abschiedsbrief, in dem er den Mord an den beiden zugibt. Damit ist für die ermittelnden Beamten der Fall klar. Der junge Polizist Martin Servaz glaubt als einziger nicht an die alleinige Schuld des Selbstmörders, doch dem jungen Polizisten fehlt der Einfluss, um diesen Fall weiter zu bearbeiten. Also wird die Akte "Alice und Ambre" geschlossen.

Inzwischen sind 25 Jahre vergangen und Kommisar Martin Servaz hat Karriere bei der Polizei gemacht. Nun wird er zu einem Tatort gerufen, bei dem eine Frau in ihrem eigenen Zuhause von giftigen Schlangen getötet wurde. Als Servaz und sein Kollege am Tatort ankommen, schrillen sofort alle Alarmglocken, denn die tote Frau trägt ein Kommunionkleid. Und ihr Mann ist Erik Lang, der Autor, dessen Buch " Die Kommunikantin" schon bei den Ermittlungen 1993 eine wichtige Rolle spielte.
Wer hat die Frau des Autors getötet? Und warum trug auch sie ein Kommunionkleid?


"Schwestern im Tod" war für mich das erste Buch von Bernard Minier und ich hatte, nach der wirklich spannenden Leseprobe, sehr große Erwartungen. Leider wurden diese hohen Erwartungen nicht erfüllt. Den ersten Teil, in dem es um den Mord der beiden jungen Mädchen ging, fand ich noch sehr spannend. Der neue Fall, in dem es dann um den Tod von Erik Langs Frau ging, war allerdings dann nicht nur langatmig, sondern auch noch total unglaubwürdig. Ich habe zum Beispiel bis zum Schluss nicht verstanden, warum auch sie ein Kommunionkleid trug. Außerdem fand ich einfach vieles total überzogen. Es kann ja sein, dass es solche seltsamen Menschen gibt, aber so viele auf einem Haufen? Die Auflösung des ersten Mordes konnte ich ja gerade noch nachvollziehen, aber alles, was mit dem zweiten Mord zu tun hatte, war einfach nur völlig an den Haaren herbeigezogen und für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Schade, denn die Idee fand ich richtig gut sie und hätte auf jeden Fall das Potential für einen super Psychothriller gehabt.

Bewertung vom 22.06.2020
Ozelot und Friesennerz
Matthiessen, Susanne

Ozelot und Friesennerz


gut

In "Ozelot und Friesennerz" geht es um die Entwicklung Sylts von einer eher beschaulichen Insel in den 60/70 er Jahren zu einer Insel der Reichen heute.
Die Erzählerin wuchs auf als Mitglied einer bekannten Kürschnerfamilie . Das Pelzgeschäft ihrer Familie war in den 60er/70er Jahren sehr erfolgreich auf Sylt, damals trug man noch Pelz als Statussympol. Außerdem vermieteten damals so gut wie alle Sylter Familien jeden freien Platz in ihrem Zuhause an Urlaubsgäste. Alles war also damals eher beschaulich und privat, was sich dann im Laufe der Jahre natürlich sehr geändert hat, denn inzwischen ist Sylt ja eher zur Schickimicki-Insel geworden.
Die Autorin erzählt über diesen Wandel , den die meisten Bewohner natürlich nicht so positiv sehen.
Für mich als Leserin war das alles eher langweilig, muss ich zugeben. Einige kleinere , witzige Abschnitte über ein paar skurrile Personen gab es schon in diesem Buch. Aber der Großteil der Geschichte zog sich für mich leider wie Kaugummi. Eventuell liegt es daran, dass ich keinen Bezug zu Sylt habe und Leute, die dort wohnen oder ihre Kindheit auf der Insel verbrachten, für die ist es vielleicht interessanter.

Bewertung vom 22.06.2020
DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1
Jonasson, Ragnar

DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1


sehr gut

Hulda Hermannsdóttir, Polizistin in Reykjavík, ist kurz vor Ihrem Ruhestand. Ihr Chef, mit dem sie sowieso nicht besonders gut auskommt, hat bereits einen jungen Nachfolger für Huldas Posten, deshalb würde er sie lieber heute als morgen nach Hause schicken . Hulda lässt sich aber nicht früher, als unbedingt nötig, in Rente schicken und so bietet ihr Chef ihr an, sich doch einen der älteren ungeklärten Fälle auszusuchen für ihre letzten Arbeitstage.
Insgeheim hofft er, Hulda so einfach noch ein bisschen zu beschäftigen, ohne viel von ihr zu sehen oder zu hören, denn besonders beliebt war die Kommissarin bei Chef und Kollegen noch nie.
Hulda sucht sich einen Fall aus, der vor einem Jahr passierte und der ihr seitdem nicht aus dem Kopf ging. Damals wurde eine junge Asylbewerberin tot aufgefunden und ihr Kollege, der ihn bearbeitete, ging am Ende seiner Ermittlungen von Selbstmord aus. Hulda glaubt als einzige nicht daran, dass die junge Frau sich wirklich selbst getötet hat und so versucht sie, in der kurzen Zeit, die ihr noch bleibt, herauszufinden, was vor einem Jahr geschah. Je näher sie der Wahrheit allerdings bei ihren Ermittlungen kommt, umso mehr bringt sie auch sich selbst in Schwierigkeiten.

"Dunkel" von Ragnar Jónasson ist düster, spannend und besonders, was das Ende angeht, schockierend und unerwartet. Der Schreibstil gefiel mir sehr gut, so, dass ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Hulda ist keine sympathische und vor allem, keine 0815 - Ermittlerin. Sie führt ein ziemlich einsames Leben und im Laufe der Geschichte, erfährt man auch, warum sie so ist, wie sie ist. Mehrere Handlungsstränge wechseln sich ab und so erfährt man immer bruchstückhaft, was vor einem Jahr mit der jungen Asylbewerberin geschah und erfährt zusätzlich einiges aus Huldas Leben . Ich muss zugeben, teilweise waren für mich diese Abschnitte, in denen es um ihre Vergangenheit ging, nicht leicht auszuhalten. Diese düstere Atmosphäre ist ja schon irgendwie typisch für einen isländischen Krimi, da erwartet man natürlich auch gar keinen "Heile-Welt-Roman, doch das Ende hat mich dann trotzdem nochmal ziemlich geschockt und auch überrascht.

Ein spannendes Buch, das mich wirklich gefesselt hat und trotzdem bin ich noch nicht sicher, ob ich auch die Fortsetzungen lesen werde, weil für mich irgendwie die Spannung weg ist, wenn Huldas Geschichte rückwärts erzählt wird.