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Benutzername: 
Caren L.
Wohnort: 
Bad Berleburg

Bewertungen

Insgesamt 84 Bewertungen
Bewertung vom 02.06.2016
Wie sie uns ansehen / Cornelia Arents Bd.3
Pax, Rebekka

Wie sie uns ansehen / Cornelia Arents Bd.3


ausgezeichnet

Mord aus Fremdenhass?

Inhalt:
Ein Radfahrer findet im Gebüsch die Leiche eines jungen Mädchens. Es handelt sich um die sechzehnjährige Majida, ein syrisches Mädchen aus dem nahe gelegenen Flüchtlingsheim.
Cornelia Arents und ihr Team nehmen die Ermittlungen auf. Dabei bekommen sie es einerseits mit Rechtsradikalen zu tun, andererseits mit "ganz normalen Bürgern", die einen Hass auf die Flüchtlinge haben. Ist Fremdenfeindlichkeit das Motiv für den Mord an Majida?
Hilfe bekommen die Ermittler von Faris Aydin, der zunächst als Übersetzer fungiert, im Lauf der Geschichte aber immer mehr ins Geschehen und in Cornelias Privatleben involviert wird.

Meine Meinung:
Rebekka Pax wagt sich an ein aktuelles und sehr brisantes Thema heran. Es gelingt ihr hervorragend, zu der Flüchtlings-Problematik einen unterhaltsamen Roman zu schreiben, der aber auch gewaltig zum Nachdenken anregt.
Im Mittelpunkt steht Majida, das Mordopfer. Über ihr kurzes Lebes informiert die uns durch Auszüge aus ihrem Tagebuch, die sich mit der aktuellen Geschichte der Mordermittlung abwechseln. Diese Passagen haben mich sehr mitgenommen. Es wird deutlich, was diese armen Menschen, die bei uns von so manchen Mitbürgern als "Schmarotzer" oder "potentielle Kriminelle" abgestempelt werden, mitgemacht haben, bevor sie in Deutschland angekommen sind. Die Flucht, die Majida in ihrem Tagebuch beschreibt, hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Es ist so realistisch, genau so ist es bestimmt für viele Familien abgelaufen.
Fast noch mehr geschockt hat mich die Ablehnung, die die Flüchtlinge hier erfahren. Froh, endlich in Sicherheit zu sein, erleben sie, dass sie alles andere als willkommen sind ("Wie sie uns ansehen, mit ihren kalten Blicken. Als wären wir keine Menschen, sondern Dinge. Dinge, die sie anekeln")
Der Grund dafür sieht Majida darin, dass die Angst vor dem, was man nicht kennt, Hass hervorruft. Leider stimmt der Umkehrschluss nicht, dass der Hass vergeht, wenn das Fremde vertraut wird.
Das Ende des Buches vermittelt einen leichten Hoffnungsschimmer, dass doch bei einigen Mitbürgern die Ablehnung in Akzeptanz übergeht.

Fazit:
Ein unterhaltsames, aufrüttelndes, unbedingt empfehlenswertes Buch. 5 Sterne!

Bewertung vom 11.05.2016
Stay true and never give up ...
Vicinoadio, Stefano

Stay true and never give up ...


ausgezeichnet

Ich bin dann mal veg!

Stefano hat eine Mission: Er möchte den Jakobsweg vegan erleben und dabei für den veganen Lebensstil werben. In diesem Zusammenhang ist es ihm wichtig, auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen, das durch den Konsum von Fleisch und Wurst aber auch von Milch und Co. entsteht.
Das Buch "Stay true and never give up" oder auch "Ich bin dann mal veg!(an)" erzählt in Tagebuchform und liest sich herrlich flüssig. Es ist sehr unterhaltsam und stellenweise witzig geschrieben, man erahnt aber auch die Strapazen, die der Autor auf sich genommen hat. Sowohl körperlich als auch psychisch wird ihm alles abverlangt.
Zu Anfang des Buches geht er auf seine Vergangenheit ein. Schwerkrank und kriminell war er kurz davor, als Frührentner zu enden. Er wird "Straight Edger" (d.h. er verzichtet auf sämtliche Rauschmittel wie z. B. Drogen uns Alkohol) und ernährt sich nur noch vegan. Dadurch hat er das Ruder rumgerissen und ist in der Lage, die Strapazen des Jakobsweges auf sich zu nehmen.
Es wird dem Leser sehr einfühlsam und keineswegs dogmatisch nahegebracht, wie sehr die konventionelle Ernährung den Tieren und auch unserer Umwelt Schaden zufügt. Dass man vegan auch sehr lecker essen kann uns das sogar auf dem Jakobsweg möglich ist, belegt Stefano durch viele Rezepte, die das Buch beinhaltet.
Viele schöne Fotos vermitteln uns einen Eindruck der herrlichen Landschaft Spaniens.
Er gibt uns auch Einblicke in sein "Gedankenkarussell", das ihn auf seinen kräftezehrenden Wanderungen begleitet. Das war bestimmt nicht weniger anstrengend als die körperlichen Strapazen.
Hut ab vor dieser Leistung!
Danke, dass wir an diesen Erlebnissen teilhaben durften.
Ich kann dieses Buch nur uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 10.05.2016
Die Allee der verbotenen Fragen
Michaelis, Antonia

Die Allee der verbotenen Fragen


ausgezeichnet

Eine schmerzhafte Reise in die Vergangenheit

Inhalt:
Elena Akelei Schulze führt ein langweiliges, spießiges, kinderloses Leben an der Seite ihres ungeliebten Mannes Hermann. Sie ist Mitte 30 und ohne Perspektiven. An einem ganz normalen Tag sieht sie in einer Schaufensterscheibe das Spiegelbild ihrer Jugendliebe. Komischerweise ist er nicht gealtert, er ist immer noch jungendlich, sowie damals, als er auf einmal verschwand. Spontan macht sie sich auf und folgt ihm, begleitet wird sie von einem Huhn, das sie eigentlich abends in Rotweinsoße zubereiten sollte und das im Laufe der Geschichte zu einer "Freundin" wird und eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

Johann Fin Paul Smith hat gerade die Schule abgeschlossen und besucht auf einer Europareise sein Heimatdorf. Er entdeckt einen Grabstein mit seinem Namen und seinem Geburtsdatum. Ein Pfarrer überreicht ihm eine mysteriösen Koffer. Das ist erst der Anfang einer abenteuerlichen Reise zu seinen Wurzeln. Er macht sich auf, seine Vergangenheit zu enträtseln, Akelei und das Huhn folgen ihm.

Meine Meinung:
Für mich war es das erste Buch dieser Autorin. Anfangs kam mir die Geschichte sehr surreal und mysteriös vor, im Laufe des Geschehens haben sich dann aber sämtliche Knoten entwirrt und alles war auf einmal logisch.
Akelei hat eine sehr behütete Jugend erlebt. Nach außen hin war alles perfekt. Was allerdings hinter der sehr heilen Fassade passiert ist, war teilweise so schrecklich, dass es aus ihrer Erinnerung verschwunden ist. Auf dem Weg, den sie mit Johann geht, findet sie immer mehr Puzzlestücke,die das Bild ihrer Vergangenheit wieder vervollständigen. Durch die Dinge, die Johann aus dem Koffer holt, kommen nach und nach die Erinnerungen zurück. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse, die Lücke zwischen der Vergangenheit und de Gegenwart wird geschlossen.

Johann wirkt mit seinen 18 Jahren fast gefestigter und erwachsener als Akelei. Er hat ein Ziel und verfolgt es ohne wenn und aber. Obwohl ihm Steine in den Weg gelegt werden, bleibt er dabei.

Die Erzählung wechselt ständig zwischen zwei Perspektiven: einmal erleben wir die Geschichte aus Johanns Sicht, dann wieder erzählt Akelei. Sie arbeitet ihre Vergangenheit in Träumen auf. Dadurch lernt man die junge Akelei kennen und es kristalliert sich heraus, wie sich durch das nochmalige Erleben der Vergangenheit ihre Persönlichkeit verändert und sie vom "grauen Mäuschen" zu einer Frau wird, die weiß, was sie will.

Der Schreibstil von Antonia Michaelis gefällt mir sehr gut. Sie schreibt sehr poetisch mit herrlichen Metaphern! Manchmal habe ich Tränen gelacht, manchmal auch welche geweint.

Die Protagonisten sind sehr authentisch dargestellt! Gerade in Akelei konnte ich. Ich gut hineinversetzen und habe mit ihr gehofft und gelitten. Auch die "Nebenrollen" sind toll besetzt, jeder Charakter hat mich überzeugt. Selbst das Huhn wird zu einer authentischen Persönlichkeit.

Fazit:
In diesem Buch ist Krimi, Liebe, Humor und Psychologie enthalten, von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.04.2016
In der ersten Reihe sieht man Meer
Kobr, Michael;Klüpfel, Volker

In der ersten Reihe sieht man Meer


sehr gut

(Alb-) Traumurlaub in der Vergangenheit

Inhalt:
Alex Klein am Vorabend einer Urlaubsreise nach Italien: Nach dem ganzen Stress schnell ein Gläschen Rotwein eingeschenkt und alte Urlaubsbilder angeschaut. Er schläft ein und erwacht als pubertierender Jugendlicher in den Achtzigern, der mit Eltern, ebenfalls pubertierender Schwester und Oma an die Adria fährt. Im Ford Sierra, ohne Navi und Klimaanlage, dafür mit geschmierten Broten als Reiseproviant. Am Urlaubsort schließt er Freundschaft mit Familie Berlusconi (!). Er erlebt den Urlaub in Körper eines Jugendlichen - aber mit dem Wissen und der Erfahrung eins Mittvierzigers.

Meine Meinung:
Die Krimiautoren Volker Klüpfel und Michael Kobr wagen sich an einen Roman über ihre (?) Kindheitserinnerungen. Leider kenne ich noch keinen Krimi der beiden, also kann ich mir keinen Vergleich erlauben. Der Roman ist sehr leicht zu lesen. Er bedient alle Klischees deutscher Urlauber in Italien, wobei mir einiges doch sehr überspitzt vorkommt. Eine richtige Handlung ist nicht oder nur im Ansatz zu erkennen, das stört aber nicht weiter. Manche Szenen sind sehr flach und langatmig, anderes hat mir Lachtränen in die Augen getrieben, z. B. eine Aussage von Vater Klein: "Nix gegen Italien, aber diese ganzen Italiener hier überall..." Man erlebt und erleidet den Urlaub mit Sohn Alex. Der hat manchmal Mühe, seine Erfarung hinter dem Berg zu halten und ab und zu rutscht ihm eine Bemerkung raus, mit der die anderen nichts anfangen können ("das poste ich auf deinem Facebook-Account"). Die dummen Gesichter kann man sich gut vorstellen! Der Schluss, als Alex in der Gegenwart wieder aufwacht, bietet dann noch eine gelungene Überraschung.

Fazit:
Wenn man leichte Unterhaltung sucht, ist man mit diesem Buch über einen (Alb-) Traumurlaub an der Adria gut bedient.