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Aus Liebe zum Lesen
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Rannungen

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Insgesamt 199 Bewertungen
Bewertung vom 19.12.2022
33 Sportereignisse, die die Welt verändern
Sommavilla, Fabian

33 Sportereignisse, die die Welt verändern


ausgezeichnet

Ich boykottiere diese Farce von einer WM und wenn ihr das auch machen, dabei aber nicht auf Sport verzichten wollt, dann lege ich euch Fabian Sommavillas neues Buch „33 Sportereignisse, die die Welt veränderten“ aus dem Katapult-Verlag sehr ans Herz.

Natürlich spielt die aktuelle Fußball-WM in Katar eine Rolle und als Antwort auf die laut FIFA angeblich “fünf coole[n] Dinge über Katar“ präsentiert der Autor „fünf uncoole Dinge über Katar“. Er beschäftigt sich aber auch mit staatlich verordnetem Verlieren im Iran, einem Radrennfahrer im Widerstand gegen die Nazis, Klimaauswirkungen von Formel 1, Fußball, Cricket & Co oder sportlichen Höchstleistungen nordkoreanischer Staatschefs.

Natürlich dürfen auch die zahlreichen Grafiken im Katapult-Stil nicht fehlen und so entsteht eine extrem hohe Informationsdichte auf etwas mehr als 200 Seiten, die neben den bekannten Sportarten und Events z. B. auch Ziegenpolo und Ohrenziehen sowie „die WM der verbotenen Staaten“ beinhalten. Dass es aber nicht zu einem langweiligen Sportalmanach verkommen ist, verdankt das Buch neben poppigen Illustrationen vor allem Fabian Sommavillas spritzigem Schreibstil.

Der Journalist Sommavilla legt nach seinem ebenfalls sehr gut recherchierten Buch „55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn“ mit seinem interessanten Sportbuch nach, das nicht weniger politisch ist und sich u. a. mit Themen, wie Menschenrechten, queere Sportler*innen, Rassismus und dem Klimawandel beschäftigt. Aber auch weniger Sportbegeisterte können darin noch etwas über die Welt lernen, und zwar ohne sich zu langweilen.

Bewertung vom 17.12.2022
Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3
Izquierdo, Andreas

Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3


ausgezeichnet

Endlich ist er da, der dritte Band um das Triumvirat, Arthur, Carl und Isi. Mit „Labyrinth der Freiheit“ schließt Andreas Izquierdo seine Wege-der-Zeit-Trilogie ab. Nachdem ich von „Schatten der Welt“ hellauf begeistert war, enttäuschte mich „Revolution der Träume“ etwas, das den Charme des ersten Buchs vermissen ließ und sich sehr auf die Politik der Zeit konzentrierte.

Der Schauplatz ist auch diesmal Berlin, wobei sich die Zeitspanne der Erzählung trotz der stattlichen gut 500 Seiten nur auf das Jahr 1922 beschränkt. Wie zu erwarten, werden die 3 Protagonisten wieder in allerlei Schwierigkeiten verwickelt und alte Fehden mit den von Torstayns und Boysens aber auch den Rechten werden weiter ausgetragen. Mir gefällt es gut, dass sich die Handlung diesmal wieder mehr mit den Figuren und weniger mit politischen Entwicklungen beschäftigt, denen dennoch sehr subtil Beachtung geschenkt wird.

Auch die Figuren, ihre Charakterzüge und Entwicklungen passen wieder besser als im zweiten Band und knüpfen eher an den ersten Band an. Wenngleich die Handlung an einigen Stellen doch etwas hanebüchen daherkommt und die Leichtigkeit des ersten Buchs mit der politischen und persönlichen Entwicklung der Figuren verloren ging, hat Andreas Izquierdo wieder einen spannenden Roman mit liebenswerten Figuren geschrieben, sodass der Lesende bis zum Ende mitfiebern muss.

Bewertung vom 14.12.2022
artgerecht durch den Familienalltag / artgerecht-Reihe Bd.4
Schmidt, Nicola

artgerecht durch den Familienalltag / artgerecht-Reihe Bd.4


ausgezeichnet

Nicola Schmidt dürfte den meisten Eltern wohl bekannt sein. Als Autorin der artgerecht-Bücher und des gleichnamigen Projekts, hat sie in den vergangenen Jahren maßgeblich zur Verbreitung des Konzepts der bedürfnisorientierten Erziehung beigetragen. Nun ist ihr neustes Buch aus dieser Reihe erschienen: „artgerecht durch den Familienalltag… weil das Leben auch echte Lösungen braucht!“.

Darin gibt sie Antworten auf die häufigsten Fragen, die sie von Eltern gestellt bekommt. Die Fragen decken die volle Bandbreite von der Geburt bis hin zum Schulalter ab. Außerdem widmet sie sich auch Trennungsfamilien und dem Thema Wut und Aggressionen. Dabei sind die Fragen mal relativ allgemein gehalten, mal ziemlich konkret.

Zu jedem Problem formuliert sie zunächst ihre Soforthilfemaßnahmen, ergründet die Frage hinter der Frage und gibt dann in einem Fazit Vorschläge und Ideen, wie man das Problem lösen könnte. Nicola Schmidts Ton ist dabei stets wertschätzend und ihre Anmerkungen und Hilfestellungen sind sehr alltagstauglich und realitätsnah.

Nicola Schmidts neues artgerecht-Buch ist die ideale Ergänzung zu ihrem Baby- und Kleinkind-Buch. Es beantwortet viele Fragen, die wohl die meisten Eltern bewegen und bietet alltagsnahe Lösungen.

Bewertung vom 08.12.2022
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Bereits vor vielen Jahren habe ich Kai Meyer als grandiosen Erzähler entdeckt. Ich habe schon viele seiner Kinder- und Jugendbücher gelesen, einige regelrecht verschlungen. Entsprechend gespannt war ich auf seinen neuen Roman „Die Bücher, der Junge und die Nacht“, mit dem er das gewohnte Genre verlässt.

In drei Zeitebenen erzählt er die Geschichte des Buchexperten Jakob Steinfeld, der versucht, seine Vergangenheit zu ergründen und trifft dabei auf Menschen, die jede*r auf eine andere Art und Weise der Liebe zu den Büchern erlegen ist, die manchmal seltsame, bisweilen gar gefährliche Auswüchse annehmen kann.

Seine bis zum Ende hin spannende Geschichte packt Kai Meyer in historisch äußerst interessante Zeiten und Schauplätze, wie das graphische Viertel Leipzig als die Nazis die Macht ergreifen, mitten in den zweiten Weltkrieg und in die DDR. Die Charaktere sind toll ausgearbeitet von den Protagonisten bis hin zu den Nebenfiguren.

„Die Bücher, der Junge und die Nacht“ konnte mich von der ersten Seite an in seinen Bann ziehen. Die Liebe zu Büchern zieht sich durch den ganzen Roman und macht ihn zu einem außerordentlichen bibliophilen Lesegenuss mit ordentlich Spannung und einer guten Prise Historischem.

Bewertung vom 01.12.2022
Ein Lied für die Vermissten
Jarawan, Pierre

Ein Lied für die Vermissten


gut

Nachdem mir Pierre Jarawans Roman „Ein Lied für die Vermissten“ empfohlen wurde, habe ich ihn nun endlich von meinem SuB befreit. Er erzählt darin die Geschichte von Amin, der als Waisenkind von seiner unnahbaren Großmutter erzogen wird. Nach einigen Jahren in Deutschland kehren die beiden in den Libanon zurück, der sich im Umbruch nach dem jahrelangen Bürgerkrieg befindet. Gemeinsam mit seinem besten Freund Jafar zieht er durch zerbombte Häuserruinen und lernt ein Mädchen kennen.

In verschiedenen, sich abwechselnden Zeitebenen führt uns der Protagonist durch die verschiedenen Stationen seines Lebens, das stets geprägt von der Beziehung zu seiner Großmutter ist, die zeitlebens Geheimnisse vor ihm hat. Trotz der Erzählperspektive des Ich-Erzählers und der doch stattlichen Textlänge, konnte ich leider keine tiefe emotionale Verbindung zu Amin bekommen. Und während die Geschichte durchaus spannend angelegt ist und ich gut durch einige Längen gekommen bin, habe ich in vielen Fällen vergeblich auf eine Auflösung oder eine Erklärung gewartet.

Interessant fand ich die Einblicke in ein Land, über das ich bislang wenig wusste, über die Auswirkungen des Kriegs, das unsichere Leben danach, den arabischen Frühling und überhaupt die Lebensumstände, die Pierre Jarawan als Sohn eines Libanesen sicher gut einschätzen kann. Auch sprachlich konnte mich der Autor überzeugen. Dennoch bleibt das Buch leider hinter meinen Erwartungen zurück.

Bewertung vom 26.11.2022
Zeit für Kunst

Zeit für Kunst


gut

Ich liebe ja Kalenderbücher – kleine Häppchen Infos und Lesenwertes für zwischendurch, z. B. auf dem Nachttisch oder dem stillen Örtchen ;) Im Prestel-Verlag ist nun ein immerwährender Tageskalender erschienen: „Zeit für Kunst – 365 Meisterwerke Tag für Tag“.

Die vorgestellten Bilder erstrecken sich vom Barock bis in die Moderne, von Dürer bis Kandinsky. Für jeden Tag gibt es eine Doppelseite, rechts das Kunstwerk, links die Eckdaten zum Künstler, Name des Werks und Ausstellungsort, das Kalenderdatum und ein Zitat, das im weitesten Sinne zum Bild passt.
Die Gestaltung ist minimalistisch, meist recht harmonisch, wenngleich ich die Typografie nicht ganz gelungen finde. So weit, so gut.

Allerdings hatte ich mir ein paar Infos zum Bild, zum Künstler, zur Epoche erwartet. Ein paar kurze Informationen, aus denen hervorgeht, was das vorgestellte Kunstwerk zum Kunstwerk macht, was das Besondere am Bild oder der Technik ist, welche Technik überhaupt verwendet wurde. Natürlich erwarte ich in einem Kalenderbuch keinen Kunstführer, aber zwei, drei kurze, prägnante Informationen wären wünschenswert gewesen und hätten das Leseerlebnis abgerundet.

Bewertung vom 20.11.2022
Unlearn Patriarchy
Alizadeh (dariadaria), Madeleine;Bücker, Teresa;Gümüsay, Kübra

Unlearn Patriarchy


ausgezeichnet

„Weg mit dem Patriarchat!“ das habe ich selbst schon oft genug gerufen. Doch was dann? In „unlearn patriarchy“ versuchen 15 Autor*innen einen Weg aus alten patriarchalen Strukturen zu finden und das so tief in uns und und unserer Gesellschaft verankert Patriarchat zu verändern, neu zu denken, zu „unlearnen“.

Jeder Beitrag widmet sich einem anderen Schwerpunkt, wie Arbeit, Bildung oder Wissenschaft und jeder Text ist so individuell, wie die Person, die ihn geschrieben hat. Naturgemäß haben mich einige Beiträge mehr angesprochen, mehr überzeugt als andere, so z. B. gleich der erste „unlearn sprache“ von Kübra Gümüsay oder „unlearn politik“ von Kristina Lunz.

Was alle Texte aber gemein haben, ist die Brisanz, die Aktualität und Wichtigkeit der Thematik und dass alle einen neuen Weg bestreiten möchten und dass es diese neuen Wege gibt, dass es viele Möglichkeiten gibt, unsere Zukunft neu und besser zu gestalten. Obwohl ich schon einige Zeit im Thema bin, konnte ich so viel Neues lernen und bin tief beeindruckt von den Ideen und Botschaften der Schreibenden.

Leute, lest dieses Buch und lasst euch von vielen tollen Texten inspirieren!

Bewertung vom 13.11.2022
Mein HYGGE HOME
Wiking, Meik

Mein HYGGE HOME


sehr gut

Seit einigen Jahren erlangt der Begriff „Hygge“ weltweit Bekanntheit. Meik Wiking beschreibt dessen Bedeutung in seinem neuen Buch „Mein Hygge-Home – Ein Wohnbuch mit Herz und Seele“ so: „Hygge ist die Kunst, eine schöne Atmosphäre zu kreieren“.

Der Glücksforscher Wiking widmet sich seit vielen Jahren am Institut für Glücksforschung den Dingen, die das Leben lebenswert machen. Dazu gehört für viele Menschen ein schönes, gemütliches, eben hyggeliges Zuhause. Neben eigenen Forschungsarbeiten stützt sich der Autor auf zahlreiche weitere Studien z. B. der WHO und zeigt viele davon anschaulich in Diagrammen und Schaubildern auf.

In Infotafeln bietet Meik Wiking kurze Tipps, wie man oft mit wenig Aufwand ein heimeligeres Gefühl aufkommen lassen kann, sei es mit der richtigen Beleuchtung, Teppichen und Kissen oder Pflanzen. Es geht aber um so viel mehr, wie dem Bevorraten, dem Anbauen von Gemüse und dem gemütlichen Beisammensein mit anderen Menschen, denn auch dazu kann ein Heim dienen und so Bedürfnisse des Menschen stillen und damit sein Glücksgefühl steigern.

Das Buch ist dem Thema entsprechend als Wohlfühlbuch gestaltet, mit vielen ansprechenden Fotos und Grafiken, übersichtlichen Schaubildern und gut strukturierten Texten. Ich hätte mir ein paar mehr konkrete Tipps gewünscht, z. B. zur Farbgestaltung. Dennoch war das Lesen angenehm und interessant und den ein oder anderen Tipp kann man direkt umsetzen.

Bewertung vom 12.11.2022
Sieben Kinder - eine Welt : Komm, ich zeige dir, wie ich lebe
Lamothe, Matt

Sieben Kinder - eine Welt : Komm, ich zeige dir, wie ich lebe


sehr gut

Wie leben eigentlich die Kinder in Peru oder Indien? Wenn ihr und eure Kinder sich diese Frage schon mal gestellt habt, dann ist Matt Lamothes Buch „Sieben Kinder – Eine Welt“ genau das richtige für euch.

Er stellt uns neben den oben genannten Ländern auch Kinder aus Japan, dem Iran, Uganda Italien und Russland vor. Alle diese Kinder und ihre Familien gibt es wirklich und sie haben Matt Lamothe von ihrem Leben erzählt, sodass dieser daraus ein Buch machen konnte.

Auf jeder Doppelseite widmet er sich einem Thema, wie Essen, Schule, Schlafen, Helfen im Haushalt und vielen mehr. Der Alltag aller Kinder wird dann jeweils mittels einer Illustration und einem kurzen Text erklärt. Dabei gibt es interessante Unterschiede zu entdecken, aber auch Gemeinsamkeiten. Allen voran der Sternenhimmel, der für alle Kinder gleich ist, was illustratorisch toll gemacht ist. Überhaupt gefallen uns die realitätsnahen Zeichnungen mit Liebe zum Detail sehr gut.

Uns hätte es gut gefallen, wenn die Übersicht oder die Weltkarte, auf der alle Kinder zu finden sind zum Ausklappten gewesen wären, dann hätte man nicht immer wieder blättern müssen, um zu wissen, über wen man gerade liest. Denn durch die Aufteilung nach Themenbereichen statt nach den einzelnen Kulturkreisen oder Ländern werden Unterschiede gut sichtbar, aber die Übersicht über alle Kinder leidet darunter etwas.

Dennoch ein interessantes und lehrreiches Buch, das den Kindern die Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Kulturkreise näherbringt.

Bewertung vom 05.11.2022
Meine Grenze ist dein Halt
Imlau, Nora

Meine Grenze ist dein Halt


ausgezeichnet

Als Mutter von 3 Kindern komme ich regelmäßig an meine Grenzen – oder darüber hinaus. Das muss man als Mama doch aushalten, oder? Nora Imlau widmet sich in ihrem neuesten Buch „Meine Grenze ist dein Halt“ ebendiesen Grenzen der Eltern und zeigt, dass auch diese wichtig sind.

Nora Imlau wird den meisten Eltern, die sich mit bedürfnisorientierter Erziehung beschäftigen, bekannt sein. Dass sich diese Form der Erziehung aber nicht nur um die Bedürfnisse der Kinder dreht, zeigt sie in ihrem Grenzen-Buch. Denn es gilt immer, die Grenzen beider Seiten zu erfassen und abzuwägen, wie man beide am besten wahrt. Wie dieser Spagat funktionieren kann, erklärt sie anschaulich und bringt viele Beispiele aus dem Alltag dazu. Außerdem gibt es viele Übungen, die sie auch in ihren Workshops einsetzt und die entsprechend erprobt sind.

Mir gefällt auch hier der wertschätzende Ton der Autorin. Statt starre Dogmen aufzustellen, versucht sie, ihre Erkenntnisse zu vermitteln, aber ermutigt immer wieder, die eigene Situation im Auge zu behalten und entsprechend den eigenen Weg zu wählen und das umzusetzen, was die eigene Familie im Moment braucht und was ihr weiterhilft.

Nora Imlau schafft es einmal mehr, ein wichtiges Thema in Sachen Erziehung verständlich und alltagstauglich zu besprechen.