Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
RoRezepte
Über mich: 
Ich liebe Romane mit Rezepten und kulinarischen Themen. Auf meinem Blog widme ich mich also nicht nur den Büchern, sondern auch den Rezepte. Schaut doch bei mir vorbei www.rorezepte.com

Bewertungen

Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 12.01.2019
Spätsommerfreundinnen
Barns, Anne;Russo, Andrea

Spätsommerfreundinnen


ausgezeichnet

„»Das meine ich absolut ernst, ehrlich. Rein technisch gesehen, sieht sie vielleicht besser aus, aber schöner bist trotzdem du. Du wirkst viel lebendiger und wärmer. Du strahlst von innen heraus.«“

Wer Andrea Russo als Mensch hinter der Autorin kennenlernen möchte, muss ihre Spätsommerfreundinnen lesen. Denn in der Protagonistin Jette finde ich einige Charakterzüge von ihr wieder. Aber auch in der Liebe der Protagonistin zu ihrer Tochter erkenne ich ganz viel von der sympathischen koch- und backfreudigen Autorin.

„»Abschied und Tod sind nur andere Worte für Neuanfang und Leben. Alles, was du zurücklässt, findest du in einer anderen Form wieder.«

Die 49 jährige Jette steht vor einem Wendepunkt ihres Lebens: sie ist frisch geschieden, hat eine bereits studierende Tochter und ist glücklich. Bis ein Brief der Schwester eines alten Freundes eintrifft: Thies, der Wirt des Gasthauses aus ihrem Heimatort Lünzern, ist gestorben. In ihrer Kindheit war Thies immer wie ein väterlicher Freund für sie und ihre Jugendfreundin Uta. Jette ist aufgewühlt und macht sich Vorwürfe: sie hat alle seit 25 Jahren nicht mehr gesehen oder gehört:

„»Tja«, sagte Uta, »Wenn Gras über eine Sache gewachsen ist, kommt immer ein Kamel und frisst es wieder runter.«“

Jette reist kurzerhand nach Lünzern, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen und vor allem um von Thies Abschied zunehmen. Allerdings hat Thies auch nach seinem Tod nicht nur eine Überraschung und nicht nur eine Wahrheit für Jette. Neben einem angedeutenden Familiengeheimnis, gibt es noch ein Dorfgeheimnis, ein Wettstreit und das Aufflammen einer alten verbotenen Liebe. Könnte sich Jette noch eine Zukunft in Lünzern vorstellen?

„»Liebe ist der Entschluss, das Ganze eines Menschen zu bejahen, die Einzelheiten mögen sein, wie sie wollen.«“

Andrea Russo schreibt mit Spätsommerfreundinnen über die sogenannte zweite Lebenshälfte. Über Frauen, die keine 20 sind und von ihrer ersten Liebe träumen, sondern von Frauen in den 40/50ern, die bereits körperliche Wehwehchen haben aber noch längst nicht zum alten Eisen gehören. Die Autorin lässt keine Details zu Wechseljahren, eingeschlafenen Beziehungen und Sexflauten aus. Und auch wenn ich noch nicht in diese Lebenszeit gehöre, kann ich sehr gut mit all den Frauen mitfühlen. Besonders schön herausgearbeitet wurden die verschiedenen Beziehungen der Frauen untereinander und der sich natürlich entwickelnde Zusammenhalt.

„Mut ist, wenn man Angst hat, sich aber trotzdem in den Sattel schwingt.“

Jette und Thies geben uns viele Weisheiten mit auf dem Weg. Darunter, dass es sich immer lohnt wieder etwas zu ändern, etwas neues anzufangen und:

„Am Ende ist es nur die Liebe, die zählt.“

Zum Glück geht die Geschichte weiter, denn das Ende kam mir viel zu schnell und ich hatte das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich freue mich auf ein Wiedersehen!

Die Rezepte aus Spätsommerfreundinnen findet ihr unter www.rorezepte.com & https://rorezepte.com/spaetsommerfreundinnen-andrea-russo/

Bewertung vom 12.01.2019
Jules Welt - Frühlingsglück und Gartenzauber
Boos, Marina

Jules Welt - Frühlingsglück und Gartenzauber


gut

„»Glück findet man entlang des Weges, nicht am Ende der Straße«, murmelte Jule.“

Frühlingsglück und Gartenzauber ist der 3. Kreativ-Roman aus Jules Welt von Marina Boos. Zu Beginn war mir dies aber nicht bewusst. Leider hat sich das direkt bei dem Einstieg bemerkbar gemacht – er war mir zu schnell mit zu vielen Personen, welche ich alle auf einmal kennengelernt habe. Dabei verlor ich leider die Möglichkeit eine richtige Verbindung mit den Nebenprotagonisten aufzubauen und mich in diese reinversetzen zu können. Für Leser der 1. Stunde wird dies aber definitiv kein Hindernis sein.

Zum Romaneinstieg befinden wir uns im Alltagsleben im Café Lindenblüte, zur beginnenden Frühlingszeit. Im Café beköstigt sie nicht nur ihre Gäste, sondern bietet auch viele verschiedene Kreativkurse an. Besonders gefiel mir die Idee für die Gartenstunden mit den Kindergartenkindern. Gartenzauber ist Programm – es gibt viele Ideen & Tipps für den kleinen und großen Garten. Aber auch als Gartenneuling durfte man als Leser viel lernen:

„[…] dann die nächste Aufgabe Samenbomben herstellen. Diese einfachen Kugeln aus Erde, Nährstoffen und einheimischen Samen waren vor allem dazu gedacht, aus trostlosen Parkplatzrändern und verwilderten Verkehrsinseln blühende Insektenweiden zu machen. Natürlich konnte die bunte Blumenpracht auch auf dem eigenen Balkon eingepflanzt werden und dort für gute Laune sorgen. […]“

Zusätzlich plant Jule ein großes Fest für ihr einjähriges Bestehen der Lindenblüte. Nur leider möchte Jules Oma nicht erscheinen, welche ihr doch finanziell das Cafè überhaupt erst ermöglicht hatte. Oma Wilhelmine hat als junges Mädchen nach der Schulzeit Müggebach verlassen und ist nie wieder zurück gekehrt – und wird es auch nie wieder. Als wunderbarer Hauptanker des Romans befinden wir uns nun in einem Familiengeheimnis um Jules Oma Wilhelmine. Zusätzlich entdecken Jule und ihre Freundinnen einen geheimnisvollen Zeichnungsfund im alten Denninghof.

„»Einander beistehen, Zusammenhalt, das macht eine starke Freundschaft aus, nicht wahr?«“

Mit Jules Welt: Frühlingsglück und Gartenzauber haben wir einen schönen gärtnerischen und bastelnden Kreativ-Roman, welcher mit einer emotionalen Geschichte gespickt ist. Leider war der Einstieg für Reihenneulinge sehr schwer, gefühlt zwischendurch auch langatmig, da der Spannungsaufbau zu gering war. Das wunderbare emotionale Ende war dagegen grandios gelungen, sodass ich mir fast ein Tranchen wegdrücken musste. Eine schöne Geschichte um die 3 alten Damen Wilhelmine, Annemarie und Helene.

Die Rezepte aus Jules Welt: Frühlingsglück und Gartenzauber findet ihr unter www.rorezepte.com & https://rorezepte.com/jules-welt-fruehlingsglueck-und-gartenzauber-marina-boos/

Bewertung vom 12.01.2019
Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg / Bäckerei am Strandweg Bd.2
Colgan, Jenny

Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg / Bäckerei am Strandweg Bd.2


sehr gut

„»Eclairs in Plastik?« Polly konnte es nicht fassen, welcher Unmensch würde einem Eclair denn so etwas antun? »Aber heute, wo doch alle so sehr auf ihr Gewicht achten und darauf, was sie essen und was nicht… Wenn sich die Leute dann einen besonderen Leckerbissen gönnen, so etwas leckeres und umwerfendes wie ein Eclair, dann sollten sie sich doch wirklich für das qualitativ Hochwertigste entscheiden. Eins mit richtiger Sahne und Zuckerglasur, mit einem leckeren Teig, der am selben Morgen erst hochgebacken ist. Dann zergeht das Gebäck nämlich frisch und köstlich im Mund, und man ist noch zwei, drei Bissen für den Rest des Tages glücklich. Und etwas so Zauberhaftes kann doch wohl nicht schlecht für dich sein, nicht, wenn es aus guten Zutaten mit viel Liebe gemacht wurde.«“

In Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg treffen wir Polly und ihren Papageientaucher Neil in Mount Polbearne, einer kleinen Insel an Cornwalls Küste wieder. Nachdem Polly mit Mrs. Manse erfolgreich beide Bäckereien zum Laufen gebracht hatte, verstirbt plötzlich die Besitzerin. Und Polly verliert ihre Existenz… Zusätzlich stellt die Bäckerei auf Fertigprodukte um, zum Leidwesen der Inselbewohner.

„Sie trotzte billigem, schrecklichen Fraß, dessen Käufer es einfach nicht besser wussten und nicht einmal ahnten, dass mit besserem Essen das ganze Leben besser wurde. Und dafür stand sie ein, oh ja!“

*Spoileralarm*

Polly und Huckle stehen nun ohne finanziellen Einnahmen da. Der Leuchtturm, den Polly unbedingt kaufen wollte, muss außerdem restauriert werden. Damit die beiden Verliebten überleben können, zieht Huckle vorerst aus um in seinen früheren Jobs kurzfristig Geld verdienen zu können. Noch schlimmer wird es, weil Polly ihren geliebten Neil ziehen lassen muss.

Für noch mehr Spannung sorgt der Zuzug von Tarnies Witwe auf die Insel, um den Tod ihres Mannes endlich verarbeiten zu können. Leider weiß sie aber noch nicht, mit wem Tarnie die letzten Wochen seines Lebens wirklich verbracht hatte…

*Spoilerende*

Im zweiten Teil der kleinen Bäckerei am Strandweg schreibt Jenny Colgan über den Alltag eines Paares, finanzielle Sorgen, Trennungsschmerz, der Schwierigkeiten von Fernbeziehungen (welcher leider etwas gekünstelt negativ übertrieben wird), beruflichen Neuanfängen und über einem schlechten Gewissen. Auch kulinarisch hat Jenny Colgan wieder viel zu bieten. Neben tollen Rezepten, lassen viele Absätze die Geschmacksnerven auf der Zunge zucken. Der Leser spürt Pollys Liebe zum Backen und die Bedeutung für gute, frische und traditionell hergestellte Produkte.

„Sie nahmen alle noch warme Brote und kleine Töpfchen mit Butter mit, um sie später am Strand zu essen, fingen dann aber schon zu naschen an, sobald sie die Tüte in der Hand hielten. Das machten viele Leute so. Frisch aus dem Ofen schmeckten die Sachen eben am besten. Gierig stopften sie sich ein Stück in den Mund, die kleinen Samen blieben zwischen den Zähnen hängen, die nussige, salzige Kruste erwachte im Mund knirschend zum Leben und mit warmer Butter quietschte die weiche Krumme ganz köstlich.“

Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg ist eine tolle Fortsetzung von Der kleinen Bäckerei am Strandweg; ein wunderbares Wiedersehen mit liebgewonnen Protagonisten. Wie Polly, lernen auch wir Leser, dass wir jede Schwierigkeit überwinden können, nie aufgeben sollten und der Zusammenhalt von Freunde & Familie für jeden Menschen existentiell ist. Ich freue mich schon darauf zur Weihnachtszeit Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg zu lesen.

Die Rezepte aus Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg findet ihr unter www.rorezepte.com & https://rorezepte.com/sommer-in-der-kleinen-baeckerei-am-strandweg-jenny-colgan/

Bewertung vom 12.01.2019
Hortensiensommer
Sosnitza, Ulrike

Hortensiensommer


gut

„Ich mag das, wenn man hinsehen muss, um den wahren Kern zu erkennen.“

Die geschiedene Johanna arbeitete als mobile Gartenfee, kümmerte sich um Pflanzenprobleme, plante Gärten und führte einen Blog über alltägliche Pflanzenprobleme. Nachdem sie den letzten Mieter kündigte, suchte sie für die freie Einliegerwohnung in ihrem Haus einen neuen Mieter und entschied sich, für den alleinstehenden jungen Mathelehrer Philipp. Er akzeptierte auch die kuriose Bedingung, dass er niemals den Garten betreten darf – auch wenn er sich nicht unbedingt daran hielt. Mit der Zeit kann Philipp auf Johannas „Ruhebedürfnis“ eingehen und beginnt ihr täglich vorzulesen.

„»Erst mal lese ich dir was vor: ›Ich möchte einmal einen ganzen Sommer hier allein sein und in die tiefsten Tiefen des Lebens hinabsteigen. Ganz für mich sein, damit meine Seele sich entfalten kann. Die ganzen Monate werde ich im Garten, auf den Feldern und in den Wäldern verbringen. Ich will sehen, was in meinem Garten geschieht und wo ich Fehler gemacht habe. Wie glücklich werde ich sein.‹«“

Der Roman plätschert nun so vor sich hin. Immer wieder bekommen wir kleine Happen zu lesen, warum Johanna so wehleidig, ichbezogen und introvertiert ist. Alle haben immer Verständnis, keiner gibt contra und andere Sorgen ihrer Familie und Freunde existieren nicht. Gartentipps, reihen sich an Buchzitate und zickigem Verhalten um „das Geheimnis“. Der Roman ist viel zu langatmig und erst nach ca. 200 Seiten kommt erstmalig wirkliche Spannung auf, als Johannas großes Geheimnis deutlicher zur Sprache kommt. Es gibt zu lange künstliche Spannungsaufbauten, zu viele Anläufe bis Johanna anfängt zu sprechen und ihr irgendwann klar wird, was sie für Philipp empfinden könnte… oder nicht. Eine überrumpelte Nachricht über ihren Ex-Mann, sowie eine verschlossene Tür reist Johanna den Boden erneut unter den Füßen weg. Besonders unrealistisch fand ich die *Achtung Spoiler* 2. Sexszene, welche kurz nach einem erneutem seelischen Zusammenbruch eingearbeitet wurde.

Die einzigen kulinarischen Szenen gab es, als Johanna zur eigenen Beruhigung immer wieder Marmelade kochte:

„Ich kochte die alten Gläser und die Deckel aus, wusch die Beeren. Danach das Grün entfernen, die Beeren teils pürieren, teils in Stücke schneiden, mit Zitronensaft und Gelierzucker aufkochen, lange rühren. Leider blühte der Holunder noch nicht. Erdbeermarmelade mit Holunderblüten war ein Gedicht. Vielleicht sollte ich es mal mit Krauseminze probieren. Oder Zitronenmelisse? Schnell schnitt ich im verwilderten Gemüsegarten einige Zweige der üppig wuchernden Zitronenmelisse ab, hackte die Blätter klein, fertig. Ab in die Gläser.“

Mein Lieblingscharakter war Philipps Tochter Klara, welche besonders offen, neugierig und fantasievoll war. Sie brachte dem Buch sympathischen Schwung.

Hortensiensommer ist eher persönliche Geschmackssache. Nach Novemberschokolade habe ich mir mehr von der Autorin erwartet. Das Buch hat mich leider nicht ganz überzeugt. Allerdings dürften Garten- und Pflanzenfans das Buch sehr gefallen.

Ein Rezept nach Hortensiensommer findet ihr unter www.rorezepte.com & https://rorezepte.com/hortensiensommer-ulrike-sosnitza/

Bewertung vom 12.01.2019
Wildrosensommer
Engelmann, Gabriella

Wildrosensommer


sehr gut

„Und plötzlich weißt du, es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.“

Aurelia, Floristin, lebt mit ihren Töchtern Luisa 15 und Molly 11 in einer kleinen Münchner Wohnung. Sie arbeitet am Blumenstand ihrer besten Freundin Coco und liebt ihr Hobby: Herstellen von Naturkosmetik und von Essenzen für Aromatherapien. Vor 2 Jahren wurde sie plötzlich von ihrem Lebenspartner Nic, Vater der beiden Mädchen und an Depressionen erkrankt, spurlos verlassen. Keine hat seitdem wieder etwas von ihr gehört.

„Manchmal muss man seinen Blickwinkel verändern, um Lösungen für ein Problem zu finden…“

Eines Tages findet Aurelia einen Zettel mit „Wir sehen uns dort“ in einem Bildband von Hausbooten in den Vier- und Marschlanden bei Hamburg. Das Hausboot Luna steht seit 2 Jahren zum Verkauf, nachdem dessen Besitzer plötzlich an Herzversagen gestorben ist und seitdem als Geist auf der Luna sein Unwesen treibt. Davon lässt sich aber Aurelia nicht abschrecken, kauft das Hausboot und fängt mit ihren Töchtern vor Ort ein neues Leben an. Während Aurelia versucht den Neustart und beginnenden Alltag zu meistern, begegnet sie immer häufiger Menschen mit verschieden farbigen Auren. Wird sie jetzt vollkommen verrückt?

Aurelia stürzt sich in ein ungewohntes Abenteuer und lernt dabei viele besondere Menschen kennen. Tolle Nebenfiguren waren ihre verrückte Freundin Coco und der fürsorgliche Torkhild.

„Kochen tat meiner Seele gut, genau wie das Backen, das Binden von Blumensträußen und das Mischen von Aromaölen.“

Gabriella Engelmann schrieb 2016 einen wunderbaren Frauenroman über eine alleinerziehende Mutter, die einen Neuanfang wagt, für ihre Kinder und ihre Mitmenschen sorgt, aber durchweg um den Mann ihres Herzens nachtrauert. Was ist mit Nic passiert? Lebt er noch oder ist er bereits gestorben? Vielleicht hilft ihr auch ein neuer Mann, eine neue Liebe für ihren persönlichen Neuanfang?

Für mich persönlich gibt es einen Abzug für das Aurenthema, welches nicht meins ist, allerdings und zum Glück auch nicht Überhand nimmt. Der Roman ist in einfacher und flüssiger Sprache geschrieben – das Buch weglegen war schwer möglich! Wildrosensommer bekommt von mir eine Leseempfehlung

Bewertung vom 12.01.2019
Die kleine Sommerküche am Meer / Floras Küche Bd.1
Colgan, Jenny

Die kleine Sommerküche am Meer / Floras Küche Bd.1


sehr gut

Flora hat Mure verlassen, wollte nie mehr zurückkehren, nachdem ihre Mutter Annie nach schwerer Krankheit verstorben war. Doch ein neuer Auftrag eines lukrativen Mandanten zwingt sie zu einer Reise auf ihre Heimatinsel. Die Insel wird wunderschön beschrieben, nur sind die Inselbewohner gar nicht so erfreut Flora wiederzusehen und bestrafen sie mit Abweisung. Aber auch ihrem Vater und den Brüder geht es nicht gut – seit 2 Jahren ist keine Frau mehr im Haus, die sich um die 4 Männer kümmert.

Nach einigen Tagen hat Flora die Nase voll, putzt die Wohnung und beginnt nach anfänglichen Missgeschicken wieder selbst zu Kochen.

„Wie konnte es nur sein, dass sie das vergessen hatte? Aber es stimmte schon, Flora hatte die Mahlzeiten zu Hause nie als geplantes Menü wahrgenommen. Ihre Mutter kochte eben einfach; das war für sie genauso natürlich wie das Atmen. Wenn die Jungen vom Feld oder aus der Schule kamen, stand jeden Tag pünktlich um fünf das Abendessen auf dem Tisch. Danach gab es dann Apfelkuchen, riesige Stücke, natürlich mit einem Klacks Sahne hier vom Hof, die sie in einem angeschlagenen weißen Krug mit blauen Kühen rund um den Rand servierte. […] Flora dachte an dicke Scheiben Braten und köstliche Kartoffeln zurück, an Pudding und Wackelpeter, aber vor allem an Kuchen. Als kleines Kind hatte sie ihrer Mutter oft geholfen, neben ihr gesessen und jeden Handgriff ganz genau beobachtet. Besonderes Talent hatte sie fürs Löffel-Ablecken, aber sie war auch nicht schlecht darin, zu kneten und zu mixen oder ihrer Mutter Zutaten anzureichen. Als sie älter wurde und für Prüfungen lernen musste, arbeitete sie weiterhin im Rhythmus des hölzernen Löffels und des Nudelholzes ihrer Mutter.“

Den Fall, welcher Joels Anwaltsfirma für Colton Rogers übernommen hatte, gestaltete sich schwieriger als gedacht: Um den Fall zu gewinnen, brauchen sie die Unterstützung aller Bewohnern von Mure, welche dem reichen Colton Rogers nicht gut gestimmt sind. Aber das soll nun Flora übernehmen, welche doch ein Muremädchen ist… Ideen werden geschmiedet, eine Party geplant und die kleine Sommerküche am Meer entsteht.

„Colton lief rot an, als Iona mit einem frischen Blech von Annies glasierten Milchbrötchen hereinplatzte. Flora fand es unglaublich zu sehen, wie all die Köstlichkeiten ihrer Mutter wieder zum Leben erwachten und wie sich die Menschen daran erfreuten. Als ihre Mum gestorben war, war es ihr so vorgekommen, als hätte sie eine große Leere hinterlassen. Und nun hatten sie Annies Gebäck wieder vor sich. Flora hatte eigentlich gedacht, dass dessen Anblick sie traurig machen würde, doch in Wirklichkeit traf genau das Gegenteil zu.“

Eine turbulente Zeit steht den Protagonisten bevor. Die kleine Sommerküche am Meer, bringt neben wunderschönen Landschaftsbeschreibungen auch eine, für mich, abwechslungsreiche Handlung mit. Die Sprache ist einfach, flüssig und wirklich gut zu lesen. Kulinarisch gesehen: ein Roman mit vielen Inspirationen und dem Wunsch, Annies Café einmal selbst zu besuchen. Die Liebe kommt natürlich auch nicht zu kurz: während sich ein überraschendes Paar schnell findet, steht Flora zwischen zwei Stühlen. Allerdings muss ich für das „schnell fertig geschriebene“ Ende einen Abzug geben.

Die kleine Sommerküche am Meer ist ein super leichter, interessanter und kulinarischer Roman, welche nicht zwingend im Sommer gelesen werden muss. Leseempfehlung von mir

Bewertung vom 12.01.2019
Mandelblütenliebe
Beyer, Anja Saskia

Mandelblütenliebe


sehr gut

„Mandelbäume, so weit das Auge reichte, standen in voller Blüte am Wegesrand, sahen wunderschön aus. Weiß und rosa gesprenkelt, in allen erdenklichen Rottönen. Kein Wunder, dass ihre Blüte jedes Jahr Scharen von Touristen nach Mallorca lockte. Es sah einfach traumhaft aus, bezaubernd.“

Milla ist Anfang 30, möchte in 2 Monaten ihren Verlobten Paul heiraten und arbeitet außerdem bei ihrer besten Freundin im Goldschmiedeatelier. Zu ihrer Mutter Sarah hat Milla kein inniges Verhältnis und fühlt sich stets zurückgewiesen. Umso mehr klammert sie sich an Paul, der ihr all den Halt gibt, den sie benötigt.

Als Milla erfahren hatte, dass ihre Großmutter Abbigail kürzlich verstorben war und sie ihr Abbis kleinen Souvenierladen vererbt hat, reiste sie mit ihrer Mutter nach Mallorca. Auch wenn Milla ihrer Mutter die Lüge sehr übel nahm, wollte sie dennoch mehr über ihre Großmutter erfahren. Und auch, warum Abbigail bereits vor vielen Jahren für ihre Mutter Sarah „gestorben“ war. Lag hier der Grund, über das eigene distanzierte Verhältnis?

Mandelblütenliebe spielt nicht nur in der Gegenwart (2016) um Milla und Sarah, sondern auch in den 60er Jahren. Millas Großmutter Abbigail wurde um 1930 mit jüdischen Wurzeln geboren und galt seitdem als „Xuete“. Xuetas sind Nachfahren der zum Christentum übergetretenen mallorquinischen Juden, welche aber trotzdem nach jüdischen Regeln lebten und nur innerhalb des Xuetas heiraten und sich fortpflanzen durften. Auch in den 60er Jahren spürten die Xuetas, trotz Kriegsende, noch immer den vorherrschenden Judenhass. Zusätzlich war das typische Rollenbild von Mann und Frau noch sehr vorhanden, welches der selbstbewussten jungen Unternehmerin Abbi das Leben zusehends schwer machte.

Historisch gesehen ist Mandelblütenliebe ein sehr interessanter Roman, welcher, für mich, neue Informationen zur damaligen Zeit bringt. Ob diese der Realität entsprechen, kann ich leider nicht beurteilen.

„Abbi schreib heimlich an einem Kochbuch, für das sie Rezepte mit Mandeln sammelte. Sie fragte ihre Mutter immer möglichst unauffällig nach ihren Rezepten, die oft noch von deren Großmutter oder Urgroßmutter stammten. Wenn es fertig sein würde, wollte sie einen Verleger suchen und dann mit dem Kochbuch ihre Eltern erfreuen. Denn das war es, was eine junge Frau anstreben sollte. Eine gute Tochter sein, ein Quell der Freude für ihre Eltern, die so schwere Zeiten in ihrem Leben hatten durchstehen müssen. […]“

Um an dieser Stelle nichts von der abwechslungsreichen Handlung zu verraten, springe ich direkt zum Ende. Natürlich erfahren wir Leser(innen), was Abbigail und ihrer Tochter widerfahren ist. Auch Sarah und Milla nähern sich an und können ein besseres Verhältnis aufbauen – überrascht auch keinen

Bewertung vom 03.08.2018
Blaubeermorde
Marlow, Mareike

Blaubeermorde


sehr gut

Blaubeer Morde war der Beginn der voraussichtlichen Triologie um die Schwestern Jana und Tessa in Burgheide.

Jana hat ihren letzten Arbeitstag hinter sich und freit sich auf ihren Ruhestand in dem großen Haus am See, welches ihr Vater Joona noch bis vor kurzem emsig restauriert hatte. Nur leider wird ihr dann der Einzug untersagt. Joona hat nicht nur ihr das Anwesen vermacht, sondern auch ihrer Halbschwester Tessa, welche gerade mal halb so alt ist, wie sie selbst. Um das Haus behalten zu können, müssen beide Frauen ab sofort 1 Jahr zusammen darin leben.

"»Der Tod der Eltern sagt uns, dass auch wir sterblich sind«, gab Gustav zum Besten und setzte wieder sein entwaffnendes Lächeln auf. »Die letzte Bastion zwischen einem selbst und dem Tod fällt. Die Eltern sind nicht mehr, und wir blicken dem Tod direkt in die Augen.«"

Noch am Tag ihres Kennenlernen finden die Schwestern eine Leiche im angrenzenden See; am nächsten Tag eine weitere im Wald. Was war nur los, im sonst so ruhigen Burgheide? Warum wurde eine Dorfbewohnerin und eine Engländerin auf Durchreise ermordet?

Mareike Marlow schreibt einen unterhaltsamen und rätselhaften Krimi, mit einer gut durchdachten Vernetzung und einem Polizeimeister, welcher das Backen so sehr liebt, dass er sich stets mit Köstlichkeiten für die Hilfe der Schwestern bedankt. Mit Jana und Tessa, zwei wirklich unterschiedliche Charaktere, entwickelt sich ein sympathisches und sich ergänzendes Schwestern-Duo, welches ich im nächsten Band "Blutroder Flieder" gerne wiedersehen möchte.

Die Rezepte aus Blaubeer Morde findet ihr unter www.rorezepte.com & http://rorezepte.com/blaubeer-morde-mareike-marlow

Bewertung vom 03.08.2018
Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5
Hülsmann, Petra

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5


ausgezeichnet

"»Tja, nu. Wenn's einfach wär, würd's ja auch jeder machen. Und du kommst mir nich vor wie eine, die schnell aufgibt. Weißte, ich hab 'n astreines Gespür für Menschen. [...]«"

Petra Hülsmann bringt es wieder auf den Punkt und schreibt ein neues Highlight 2018! Einen Roman mit Tiefgang, Erkenntnissen und unglaublicher und natürlicher Weiterentwicklung der Hauptprotagonistin. Als Leserin wollte ich unbedingt Teil dieser tollen Geschichte sein.

Die Hauptprotagonistin Annika, ihre Freundin Nele und ihre mit gemieteten Nachbarn Sebastian und Kai sind liebevoll und detailliert beschrieben. Besonders habe ich die zwei sympathischen und verrückten Jungs ins Herz geschlossen, sodass ich zu Team Sebastian gehöre.

Und was wäre der Hamburger Kiez ohne seinen Taxifahrer Knut, der auch im neuen Hülsmann-Roman einen Gastauftritt bekommt und so manch guten Rat auf der Zunge hat:


"[...]»Weißte, die Sache is die: Allein schon, weil du dir darüber so den Kopp zerbrichst, bin ich mir sicher, dass du 'nen super Job machst und dass die Lüdden dich gut gebrauchen können. Sei dir einfach im Klaren darüber, dass du immer wieder Fehler machen wirst. Wieder und wieder. Isso.« »Und dann? Was soll ich dann machen?« [...] »Tja, nu. Manchmal kannste nix machen außer weiter.« [...] »Du darfst dir nich einbilden, dass du die Welt redden wirst. Und wennde das alles nich auf die Kedde krichst, wird dir niemand 'n Vorwurf machen, wennde hinschmeißt. Der Job is nu mal nich einfach.« »Stimmt. Wenn's einfach wär, würd's ja auch jeder machen.«"

Anni muss für die nächsten 2-3 Jahre an die Brennpunktschule in Ellerbrock und hat es von nun an nicht mehr leicht, sondern muss sich um Kinder kümmern, welche alle ihre ganz eigenen privaten Probleme haben. Ein preisträchtiges Musical an der neuen Schule könnte sie vielleicht doch schon eher an ihr geliebtes Gymnasium zurück bringen. Nachdem Anni zu Beginn viele Probleme mit der "Handhabung" der Kids hat, schließt sie im Laufe der Zeit die Schüler der 9c, sowie ihre Musical-Kids ins Herz. Während das Musical erst nur eigensinnig war, wird Anni im Verlauf des Schuljahres umdenken, die Kinder auf ihre persönliche weiße ganz besonders fördern und fordern und mithilfe des Musicals Selbstvertrauen entwickeln lassen. Sie schenkt den Kindern Aufmerksamkeit und Vertrauen sowie Lob und Zuspruch. Der Roman zeigt Verständnis und Einfühlvermögen für die typischen "ALS-Kids" und gibt Apell zum eigenen Nachdenken.

Besonders folgendes Zitat hat mich nicht mehr losgelassen:


"»Tja. Wenn wir unsere Träume nicht mehr haben, was bleibt uns denn dann? Dann haben wir doch gar nichts mehr« [...]"

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen gehört zu meinen persönlichen Highlight-Büchern für 2018. Eine so schöne Geschichte, mit soo viel Tiefgang und natürlicher Weiterentwicklung. Und der Humor, sowie die Liebe kam natürlich auch nicht zu kurz. Ein Must Have für jeden!

Die Rezepte aus Wenn's einfach wär, würd's jeder machen findet ihr unter www.rorezepte.com & http://rorezepte.com/wenns-einfach-waer-wuerds-jeder-machen-petra-huelsmann

Bewertung vom 03.08.2018
Rosenwein und Apfeltarte
Jarré, Yvonne

Rosenwein und Apfeltarte


ausgezeichnet

Was machst du, wenn du deine große Liebe und deine Kinder ihren Papa verlieren? Ich denke... "immer weiter" trifft es gut. Und genauso versucht es Alexandra jeden Tag: arbeiten, sich um die Kinder kümmern, nicht an Arne denken, weitermachen, überleben. Nun ist Alexandra mir ihren Kindern nach Südfrankreich geflogen, um in dem Haus von Bekannten das erste Mal wieder Urlaub zu machen. Runter kommen, abschalten und entspannen, doch das ist leichter gesagt als getan. Als Leser ist man unmittelbar nah an der Protagonistin und ich konnte mich sehr gut in ihr innerliches Chaos hineinversetzen. Als ihr alter Schulfreund Nick mit seinen Kindern wortwörtlich in den Pool platzt, scheint sie langsam den Weg zurück in die reale Welt zu finden. Aber das Öffnen ihres Inneren, das Überwinden der Ängste, Schuld und Sorge ist kein leichter Weg und ein ganz zartes Pflänzchen, welches schnell und für immer niedergetrampelt werden könnte.


"Il y a que la vérite qui blesse - nur die Wahrheit verletzt."

Yvonne Jarré schreibt mit Rosenwein und Apfeltarte ein schönes und vor allem emotionales Buch mit einem unerwarteten Tiefgang. Besonders feinsinnig finde ich die Einbindung der Kinder in das Verlustthema, mit einem gegenseitigen Umgang, den man sich nur wünschen kann, aber nicht unbedingt der Realität entspricht.


"»Jonas hat mir erzählt, dass sein Papa tot ist. Er meinte, dass ist eigentlich nicht so schlimm, weil sein Papa sehr krank war, obwohl er ihn vermisst und manchmal deswegen traurig ist. Aber jetzt ist er ja im Himmel, und da geht es ihm bestimmt besser, weil er keine Schmerzen mehr haben muss. Und auch keine Angst vor dem Krankenhaus. Aber seine Mama ist immer so traurig. Und er kann gar nichts tun, damit sie wieder lacht und fröhlich ist. Nur heute, da hat sie gelacht. Sie hat sich bekleckert, weißt du.« [...]"

Wunderbare Nebenprotagonisten stellen Cécile Bonnet mit ihrem Mann Patrice dar, welche diesem Roman seine besondere tiefgängige Bedeutung gibt. Das Ehepaar ist warmherzig, liebevoll und obwohl Patrice an Demenz leidet, genießen sie die ihnen verbleibende gemeinsame Zeit. Hier wird nicht nur Alexandra zum Nachdenken angeregt, sondern auch der Leser selbst. Auch die Bedeutung des Titels Rosenwein und Apfeltarte erklärt sich hier. Die schönen Erinnerungen an eine behütete Kindheit, sowie das Nichtvergessen und Beibehalten von "Sonnenschein und Wärme und Geborgenheit".


"Das Leben ist zu kurz, um auch nur eine Minute Liebe zu verschwenden."

1A Buchempfehlung gibt es von mir! Rosenwein und Apfeltarte muss leider unbedingt in euer Bücherregal!

Die Rezepte aus Rosenwein und Apfeltarte findet ihr unter www.rorezepte.com & http://rorezepte.com/rosenwein-und-apfeltarte-yvonne-jarre