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Bookwood
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Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2021
Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4
Winkelmann, Andreas

Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4


ausgezeichnet

Wow, was für ein Krimi. Nach Band 4 der Kerner/Oswald-Reihe gehöre ich endgültig zur begeisterten Fangemeinde von Andreas Winkelmann!
In „Die Karte“ geht es um eine Reihe brutaler Morde, die an Joggerinnen in Hamburg verübt werden. Dabei geht der Täter kaltblütig und sehr durchdacht vor, so dass das Ermittlerduo Rebekka Oswald und Jens Kerner lange im Dunkeln tappt, bevor es ihm gelingt, den Fall endgültig zu lösen. In diesem 4. Band der Thrillerreihe tritt die persönliche Beziehung der beiden Protagonisten eher etwas in den Hintergrund, was meines Erachtens der Story aber durchaus guttut. Dieses Mal wird Jens durch einen besonders harten Schicksalsschlag bei der Lösung des Falles motiviert. Sein in ihm tobendes Gefühlschaos wird vom Autor glaubhaft geschildert und driftet nicht ins Sentimentale ab. Für mich war „Die Karte“ bisher der spannendste Roman von Andreas Winkelmann. Bis kurz vor Schluss tappte man quasi im Dunkeln, wer der Täter ist.
Die Spannung wird über das ganze Buch hinweg gehalten, weil es immer wieder mysteriöse Rückblenden und unvorhersehbare Wendungen gibt. Ich mag auch die Verfolgungsjagden quer durch Hamburg und die nervenaufreibenden Szenen, die z.B geschildert werden, wenn die Wohnungen von Verdächtigen untersucht werden.
Der Autor hat es wieder einmal geschafft, einen sehr intelligenten Krimi abzuliefern, der ohne allzu viel Brutalität auskommt und trotzdem fesselt. Ich gönne Jens und Rebekka zwar ihren Urlaub nach diesem belastenden Fall, freue mich aber auch schon auf ihre nächsten Ermittlungen.
Das Cover ist wieder recht „minimalistisch“ gehalten, aber trotzdem passend und hat Wiedererkennungswert. Alles in allem eine absolute Buchempfehlung von mir!

Bewertung vom 10.09.2021
Der Sucher
French, Tana

Der Sucher


sehr gut

Ich glaube, ich habe bisher alle Bücher von Tania French gelesen. Bei ihren Büchern muss man wirklich immer bedenken, dass es sich um „literarische“ Krimis handelt. Der Autorin geht es nicht um reißerische Aktion, sondern eher um das Zwischenmenschliche, das zu den Todesfällen führt. So ist es auch im Buch „Der Sucher“, dessen Protagonist der amerikanische Ex-Cop Cal ist. Nach der Trennung von seiner Frau sieht er in seiner Arbeit als Ermittler keinen Sinn mehr und wandert in ein kleines, einsames Dörfchen im Westen Irlands aus. Er hat das Gefühl beobachtet zu werden und erkennt, dass Trey, Spross einer sozial schwach gestellten Familie, seine Nähe sucht. Brendan, der ältere Bruder des Kindes ist verschwunden und Cal soll ihn suchen. Was er bei der Suche erfährt ist verstörend und veranlasst ihn dazu daran zu zweifeln, ob er in Irland wirklich eine Heimat gefunden hat.
Die Autorin erzählt sehr einfühlsam. Die Figuren sind überzeugend gezeichnet. Vor allem die inneren Kämpfe von Cal werden glaubhaft beschrieben, sodass man sich als Leser*in absolut in seine Gefühle hineinversetzen kann. Wenn man selbst schon einmal in Irland war, kann man erkennen, wie gut Tania French Land und Leute beschreibt. Das hat schon was. Leider entwickelt sich der Erzählfaden wirklich äußerst langsam. Erst relativ zum Schluss kommt die Story in Fahrt. Deshalb besteht meines Erachtens die Gefahr, dass mancheiner das Buch als langatmig einstufen könnte. Mir hat es aber gut gefallen und so ist es für mich auf jeden Fall eine Leseempfehlung für gemütliche Herbstabende.

Bewertung vom 22.08.2021
Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1
Schier, Petra

Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1


sehr gut

Mit „Das Kreuz des Pilgers“ beginnt die Autorin Petra Schier eine neue Trilogie in deren Mittelpunkt zwei Adelsfamilien stehen. Die vom Langenreths drohen zu verarmen, die Brüder Conlin und Oswald haben ein schwieriges Verhältnis. Oswald, der Ältere, hat vom Vater den Titel geerbt, Conlin, der Zweitgeborene ist einem Leben im Kloster entflohen.
Die von Mantens sind begütert, ihre Tochter Reinhild hat jedoch während einer Reise bei einem Überfall von Banditen ihren Mann verloren. Conlin und Reinhild kennen sich seit Kindertagen und sind zudem noch befreundet mit Palmiro, den Reinhilds Schwager einst als kleinen elternlosen Jungen aus Italien mitbrachte. Dieser hütet ein Geheimnis um seine Person und auch Reinhild verbirgt etwas.
Man merkt, dass sich Petra Schier ausführlich mit dem Mittelalter befasst hat. Die Hintergründe der Geschichte, wie z.B. die damaligen Lebensumstände, werden detailliert beschrieben. Der Anfang des Romans ist spannend und hat viel Potenzial. Leider plätschert die Handlung im Mittelteil eher etwas dahin. Die Geheimnisse von Palmiro und Reinhild kann man rasch erahnen. Am Schluss gelingt es aber der Autorin das Interesse des Lesers/der Leserin wieder zu gewinnen und der Cliffhänger macht durchaus schon wieder Lust auf eine Fortsetzung.
Das Cover finde ich etwas einfallslos und beliebig, weil es den Roman nicht herausstechen lässt. Alles in allem aber ein guter historischer Roman, vier schön zu lesen ist.

Bewertung vom 10.08.2021
Arkas Reise / Die Stadt ohne Wind Band Bd.1
Devillepoix, Éléonore

Arkas Reise / Die Stadt ohne Wind Band Bd.1


sehr gut

Ein neuer Fantasy-Epos, der schon durch seinen Titel „Die Stadt ohne Wind“ und ein außergewöhnliches gestaltetes Cover neugierig macht. Der Autorin Eleonore Devillepoix ist da schon ein beeindruckendes Werk gelungen, das viele Fantasy-Fans lieben werden.
Die Helden des Romans sind die junge Arka, die auf der Suche nach ihrem Vater in die Stadt Hyperborea kommt und der junge Magier Lastyanax, der sich, durch den plötzlichen Tod seines Mentors unversehens in der Position eines Ministers wiederfindet. Die beiden verbindet die gemeinsame Suche nach einem geheimnisvollen Mörder, der kaltblütig die Minister von Hyperborea meuchelt. Doch können die beiden wirklich die bösen Mächte besiegen, die die Herrschaft in der „Stadt ohne Wind“ an sich reißen wollen?
Zweifelsohne ist die Französin Eleonore Devillepoix eine ausgesprochen phantasievolle Erzählerin. In ihrem Buch erschafft sie ein völlig neues Universum mit vielen liebevollen und intelligent ausgedachten Details, die wirklich beeindruckend sind. Die Wahl der von ihr erdachten Begriffe ist witzig, die Anlage der Stadt auf sieben verschiedenen Ebenen pfiffig und besonders beeindruckend die Beförderung der Einwohner mit Hilfe von Schildkröten. Allerdings waren mir die Beschreibungen manchmal schon etwas zu überladen und überstiegen teilweise meine Vorstellungskräfte. Das mag aber daran liegen, dass die Autorin ja doch eher für ein junges Publikum schreibt. Die etwas gestelzte Lovestory zwischen Lastyanax ( dessen Namen ich mir leider bis zur letzten Seite nicht richtig merken konnte) und Phyrra hätte das Buch meines Erachtens nicht gebraucht und die Erschaffung eines Untoten schätze ich auch nicht unbedingt, das mögen andere Leser*innen aber anders sehen. Alles in allem aber ein gut gelungenes Werk, das ich allen Liebhabern und Liebhaberinnen von Fantasy-Romanen nur ans Herz legen kann. Außerdem denke ich, dass für die Folgebände da durchaus Luft nach oben bleibt. Man darf gespannt sein.

Bewertung vom 01.08.2021
Hard Land
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Dass Benedict Wells ein herausragender Schriftsteller ist, war mit schon nach der Lektüre seines Romans „Vom Ende der Einsamkeit klar“. Mit seinem neuen Buch „Hard Land“ hat er es aber erneut geschafft, mich tief zu beeindrucken. Dabei hat mich die Thematik seines Werkes zunächst nicht einmal besonders angesprochen, geht es doch darin um die Beschreibung eines Sommers, in dem der Protagonist, der 16- jährige Sam, seine erste Liebe erlebt und gleichzeitig den Tod seiner Mutter verkraften muss. Themen, die in der literarischen Verarbeitung leicht schnulzig und kitschig hätten geraten können. Nicht so bei Benedict Wells. Es gelingt ihm, die Gefühlswelt des Heranwachsenden so vielschichtig, gleichermaßen aber auch so realistisch darzustellen, dass wahrscheinlich jeder Leser oder jede Leserin ein Stück von sich selbst als Jugendliche/r darin zu finden vermag.
Das Buch eignet sich m.E. auch gleichermaßen für ein jüngeres als auch für ein erwachsenes Publikum. Jugendlichen kann es Mut machen, wohingegen ältere Leser*innen ihren eigenen Erinnerungen nachgehen können. Der Roman war für mich ein sehr intensives Leseereignis. „Hard Land“ ist für mich eines der ruhigen, auf den ersten Blick, wenig spektakulären Bücher, die mir lange in Erinnerung bleiben. Für mich braucht es nicht immer reißerische Aktion, um ein beeindruckendes Werk zu schaffen. Hier sind es mal wieder die leisen Töne, die zählen. Die Umschlaggestaltung, die meist bei Diogenes ja sehr gelungen ist, finde ich dieses Mal nicht so überzeugend. Es kommt aber ja auch in erster Linie sowieso auf den Inhalt eines Werkes an. Deshalb von mir keinen Punktabzug.

Bewertung vom 01.08.2021
Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1


ausgezeichnet

Als ich den Titel „ Das Leben ein ewiger Traum“ von Helene Sommerfeld gesehen habe, hatte ich eigentlich beschlossen, dass dies sicherlich eine „Schmonzette“ und nichts für mich sei. Zum Glück schaute ich mir das Buch aber genauer an und entdeckte einen super guten Krimi, der eine tolle Milieustudie der 20-er Jahre im brodelnden Berlin liefert.
Hauptakteurin ist die Ärztin Magda Fuchs, die, nachdem sie durch einen kaltblütigen Mord ihren Mann und danach auch noch ihr ungeborenes Kind verloren hat, einen Neuanfang in als Polizeiärztin in Berlin wagt. Doch die Zeiten in der Hauptstadt sind hart. Die soziale Schere zwischen Arm und Reich ist extrem. Die junge Frau wird involviert in den verzweifelten Lebenskampf der Arbeiterfamilien, die Ungeheuerliches durchmachen müssen, um zu überleben. Dabei machen ihr die Schicksale der Kinder besonders zu schaffen. Aber Magda lernt auch starke Frauen kennen, die mutig ihren Weg gehen und ihr Leben meistern. Wird es auch für die junge Ärztin wieder möglich sein, ihre große Trauer abzulegen und positiv in die Zukunft zu schauen?
Ein großes Kompliment an das Autorengespann, das gekonnt Krimielemente mit atmosphärischen Beschreibungen der „Roaring 20ties“ verbindet. Leser, die die Romane von Volker Kutscher lieben, werden auch „Die Polizeiärztin“ mögen. Zum Glück kommt die Geschichte in keinster Weise schwülstig daher. Die Personen sind glaubhaft gezeichnet. Ich habe das Buch nicht weglegen können und empfehle es auf jeden Fall zur Lektüre.

Bewertung vom 01.08.2021
Zwischen zwei Herzschlägen
Carter, Eva

Zwischen zwei Herzschlägen


gut

Eigentlich interessiere ich mich eher nicht für romantische Romane, aber der Titel von Eva Carter „Zwischen zwei Herzschlägen“ hat mich neugierig gemacht. In der Dreiecksgeschichte steht Kerry zwischen zwei Männern. Da ist auf der einen Seite Tim, den sie schon ewig kennt und mit dem sie den Traum teilt, nach der Schule Medizin zu studieren und als Arzt bzw, Ärztin zu arbeiten. Der andere Mann ist Joel, der aufstrebende junge Fußballstar, der in der Nacht des Millenium-Silvesters zusammenbricht und nur aufgrund von Kerrys Reanimation überlebt. Kerry beginnt eine kurze Beziehung mit Joel, entscheidet sich aber letztendlich für Tim und heiratet ihn sogar. Aber immer wieder kreuzen sich Kerrys und Joels Wege und es vergehen Jahre, bis die junge Frau weiss wohin sie wirklich gehört. Der Start der Geschichte war ziemlich gut, die Szene in der Sylvesternacht machte neugierig. Doch im weiteren Verlauf wurde die Erzählung immer zäher und die Handlung immer trivialer. Zudem konnte ich mich immer weniger in die Hauptfigur Kerry hineindenken. Ich empfand sie einfach als nicht stimmig konstruiert. Auch Joels Entwicklung vom aufstrebenden Fußballstar zum heruntergekommenen Yunkie und dann die Kehrtwende zum hingebungsvollen Vater war für mein Empfinden einfach zu dick aufgetragen. Leider versank der Roman, der verheißungsvoll begann, in ziemlicher Mittelmäßigkeit. Vielleicht hätte es geholfen, den Umfang zu kürzen und die Handlung zu straffen. Dann hätte man auf zu viele Schlenker in der Story verzichten müssen und sie wäre wahrscheinlich etwas weniger unglaubwürdig geraten. Die Umschlaggestaltung gefällt mir gut, allerdings muss man vorsichtig beim Lesen sein, da auf dem Einband leicht Gebrauchsspuren entstehen.

Bewertung vom 01.08.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Nach der historischen Krimireihe rund um eine Henkerdynastie, hat Oliver Pötzsch sich in seinem neuen historischen Werk wieder einen Außenseiter der Gesellschaft als Co- Ermittler eines Inspektors gewählt. Dieses Mal ist es ein schrulliger Totengräber, der im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit seinen Kenntnissen den jungen Kommissar Leopoldt von Herzfeldt unterstützt. Dieser ermittelt in einer Serie von Morden an blutjungen Dienstmädchen, die der gesamten Polizeiequipe Rätsel aufgibt. Wer pfählt die Leichen und gibt es einen Zusammenhang mit dem angeblichen Freitod des unehelichen Sprösslings der berühmten Strauß-Familie, dem verschuldeten Geiger Bernhard? Das sind nur einige Fragen, die Herzfeldt beantworten muss, bevor er selbst in einen Strudel von Ereignissen verwickelt wird und in äußerste Lebensgefahr gerät.
Die Lektüre des Buches macht wirklich Spaß: Tolles Lokalkolorit, mit schönen Dialekteinschüben von Wiener Originalen, eine bis zum Schluss spannende Story mit sympathischen, überzeugend gezeichneten Figuren. Was will man mehr? Bei Oliver Pötzsch merkt man immer, dass er Freude hat, historische Themen mit interessanten Geschichten zu verknüpfen. Er wählt oft als Protagonisten solche Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, aber hochgebildet und voller Tatendrang sind. Meine Lieblingsfigur ist deshalb auch eindeutig Augustin Rothmayer. Gelungen sind die informativen Einschübe aus dem von Rothmayer verfassten Totengräber-Almanach. Ich hatte mich schon sehr auf das neue Werk des Autors gefreut und wurde wieder nicht enttäuscht. Die Covergestaltung hat mich absolut angesprochen. Ich war ausgesprochen zufrieden mit meiner Lektüre und spreche eine eindeutige Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 01.08.2021
Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


gut

Der Donnerstagsmordclub“ von Richard Osman wird auf dem Klappentext als „vergnüglicher Roman“ bezeichnet. Genau dies ist er auch und wird damit diesem Anspruch voll gerecht. Wer allerdings einen super spannenden Krimi mit pfiffigen und altersweisen Detektivinnen a la Miss Marple erwartet hat, wird sicherlich etwas enttäuscht sein. So ging es mir zumindest.
Das Setting des Krimis ist mit der beschaulichen Luxus-Altersresidenz Coopers Chase in der malerischen englischen Grafschaft Kent gut gewählt. Aber nur oberflächlich haben sich einige Bewohnerinnen und Bewohner damit abgefunden, dass sie „zum alten Eisen“ gehören sollen. Im von ihnen gegründeten „Donnerstagsmordclub“ rollen Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim Cold Cases auf und sind hocherfreut, dass sie bald auch in aktuellen Mordermittlungen vor Ort mitmischen können. So unterstützen sie spitzfindig den Kriminalinspektoren Chris und Donna und bringen so einige lang verborgene und gut gehütete Geheimnisse ans Licht.
Der Krimi war mir einfach ein wenig zu behäbig. Was viel Potenzial zu haben schien, versumpfte leider so etwas in einer relativ konstruierten Story mit wenig Tempo. Die über allem schwebende geniale Denkerin Elizabeth überzeugte mich als Figur nicht so wirklich. Da lag mir Joyce schon eher, die ihr Licht gern etwas unter den Scheffel stellt, aber dafür mir ihren menschlichen Schwächen durchweg sympathisch wirkt. Gern gelesen habe ich das Buch aber trotzdem, weil es so viel der von mir geschätzten britischen Skurrilität besitzt. „Da geht noch was“ in der geplanten Fortsetzung, die ja schon angekündigt wird.
Die Covergestaltung gefällt mir, weil eben auch typisch britisch. Für Fans nicht so blutrünstiger und gemütlicherer Krimis sicherlich eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.08.2021
Tiefer Fjord
Lillegraven, Ruth

Tiefer Fjord


ausgezeichnet

„Tiefer Fjord“ von Ruth Lillegraven ist für mich bis jetzt eines der Krimi-Highlights 2021. Das Buch reiht sich wunderbar ein, in die düsteren, atmosphärisch dicht gestalteten Erzählungen des hohen Nordens, die bei Krimifans so geschätzt werden. Dabei ist das Thema bei weitem keine leichte Kost. Es geht um Kindesmisshandlung, ein bedrückendes Sujet. Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Ehepaar Clara und Harvaard. Sie ist eine aufstrebende Juristin und arbeitet schon seit langem verbissen an einer Gesetztesvorlage, die dafür sorgen soll, Kinder besser vor Missbrauch schützen zu können. Er ist Kinderarzt und deshalb oft auf seiner Station im Krankenhaus mit Missbrauchsopfern konfrontiert. Als ein Mann und eine Frau ermordet werden die im Verdacht stehen ihre Kinder schwersten misshandelt zu haben, gerät der junge Arzt in den Fokus der Ermittlungen. Doch auch andere Personen hätten einen Grund und auch die Möglichkeit gehabt, mörderische Rache für die Opfer zu üben.
Was mich wirklich an diesem skandinavischen Krimi fasziniert hat, war die Tatsache, dass er eigentlich fast gänzlich ohne Ermittlerteam auskommt. Zwar werden zwei Polizeibeamte, die kriminalistische Untersuchungen durchführen, immer mal wieder erwähnt, letztendlich erfährt man die Geschehnisse aber aus der Perspektive verschiedener beteiligter Personen. Auch Rückblenden aus der Sicht zunächst nur am Rande vorkommender Personen, wie z.B von Claras Vater, tragen dazu bei, dass die Wahrheit quasi wie ein Puzzlespiel Stück für Stück zusammengefügt wird. Ab dem letzten Drittel des Buches nimmt die Handlung dann eine so spannende Wendung , dass man wirklich bis zur letzten Seite gebannt weiterlesen muss. Durch das Fehlen eines dominanten Kommissars konzentriert sich die Story ganz auf die Protagonisten und deren Gefühle. Das hat mir wirklich gut gefallen, zumal die einzelnen Charaktere auch absolut glaubwürdig gezeichnet sind. Für mich ist „Tiefer Fjord“ wirklich ein tolles Buch, das ich nur allen Liebhabern skandinavischer Krimiliteratur empfehlen kann und das einem auch mitten im Sommer eine Gänsehaut beschert.