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Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 576 Bewertungen
Bewertung vom 11.08.2023
Rund um den Müll / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.74
Kessel, Carola von

Rund um den Müll / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.74


ausgezeichnet

Wissen zum Thema Müll - kindgemäß, übersichtlich gegliedert und motivierend aufbereitet

Im Buch „Rund um den Müll“ erfahren Kinder alles Wissenswerte zum Thema „Müll“: „Wie entsteht unser Müll?“, „Warum trennen wir unseren Müll?“, „Was ist Biomüll?“, „Wie kann ich Lebensmittel retten?“, „Wie kann ich Papier sparen?“, „Was entsteht aus Altpapier?“, „Warum gibt es so viel Plastik?“, „Was passiert mit dem Plastikmüll?“, „Warum sortieren wir Glas?“, „Woraus bestehen andere Verpackungen?“, „Was ist Restmüll?“, „Wohin mit alten Möbeln und Geräten?“, „Welchen Müll gibt es in der Natur?“, „ Wie kommt unser Müll in die Gewässer?“, „Wie kann ich Müll vermeiden?“, „Was ist zu schade für den Müll?“. Diese Fragen werden auf den sechzehn vielfältigen Seiten des Buchs ausführlich beantwortet.

Wie gewohnt widmet sich jede Seite einer besonderen Fragestellung innerhalb des Themenkomplexes. Ein längerer Sachtext erklärt dabei zunächst Grundsätzliches, in kleineren Texten werden speziellere Aspekte des Themas in ein, zwei kurzen Sätzen erläutert. Die Texte sind kindgemäß und gut verständlich formuliert, nicht zu knapp aber auch nicht ausufernd. Auf den Seiten finden sich viele kleine Klappen und Verwandelseiten, so lesen nicht nur die Augen, sondern auch die Hände mit. Die bunten, hübsch gezeichneten Bilder sprechen Kinder garantiert an. Auf den ganzseitigen, detaillierten Illustrationen gibt es immer wieder Neues und durch die Verwandelklappen auch Überraschendes zu entdecken. Eine witzige, gezeichnete Klorollenfigur kommentiert die Themen mit passenden, unterhaltsamen Sprechblasen. Die Pappseiten sind wie bei allen Büchern der Reihe aus dickerem Papier und wirken recht stabil.
Das Buch richtet sich an Kinder ab vier bis sieben Jahren.

Das Thema Müll und Müllvermeidung wird in „Rund um den Müll“ sehr ansprechend und anregend aufbereitet. Die Kinder werden sachlich auf das Problem der Ressourcenverschwendung und der stetig wachsenden Müllberge hingewiesen, die eine Bedrohung für Tiere und Natur darstellen.
Es wird erklärt, wie Mülltrennung funktioniert und welche Maschinen dazu notwendig sind. So kommen auch technikinteressierte Kinder auf ihre Kosten. Gleichzeitig werden auch viele praktischen Tipps zur Müllvermeidung und zur Wiederverwertung gegeben. Es findet sich z.B. eine Anleitung, wie man ein altes T-Shirt in eine praktische Tasche verwandelt.
Insgesamt ein rundum gelungenes, interessantes, motivierendes Sachbuch, das vielfältige Aspekte des Themas beleuchtet, auf wichtige Probleme hinweist und praktische Tipps und Anregungen gibt.

Bewertung vom 03.08.2023
Emily Meermädchen - Das große Geheimnis (ein Meerjungfrauen-Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren)
Kessler, Liz

Emily Meermädchen - Das große Geheimnis (ein Meerjungfrauen-Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren)


sehr gut

Hübsch gestaltetes Erstlesebuch für Mädchen

Emily sehnt sich danach, im Meer zu spielen, doch ihre Mutter macht sich große Sorgen, dass etwas passieren könnte und lässt Emily daher nicht ins Wasser. Bei einer überraschenden Schwimmstunde in der Schule geschieht dann etwas Merkwürdiges: Emilys Beine beginnen zu kribbeln und fühlen sich an, als seien sie zusammengeklebt. Emily kann das Gefühl nicht vergessen und schleicht sich heimlich nachts ans Meer. Dort macht sie eine ganz erstaunliche Entdeckung….

Die Geschichte ist in einfachen, kurzen, gut verständlichen Sätzen formuliert. Wörtliche Rede gestaltet die Sprache lebendig. Das eigens kreierte Wort „fischtastisch“ sorgt z.B. für Abwechslung. Die Schrift ist in Großdruck und daher für Leseanfänger leicht zu lesen, zumal die Zeilenabstände etwas größer sind.
Zur Geschichte hat Joanie Stone passende, bunte, ansprechende Bilder gezeichnet. Diese motivieren und machen Lust, die Handlung weiter zu verfolgen. Das Cover mit den auffallenden Glitzereffekten ist besonders gelungen und sticht positiv heraus.
Das Buch richtet sich vornehmlich an Mädchen ab sechs Jahren, die die erste Klasse besuchen und schon recht sicher, aber noch nicht ganz flüssig lesen können.

Emily erkennt, dass sie eine besondere Fähigkeit hat: Im Wasser wird sie zum Meermädchen. Sicherlich würden manche Kinder gerne mit ihr tauschen und ebenso spannende Abenteuer unter Wasser erleben. Diese besondere Protagonistin spricht die Leserinnen bestimmt an und macht neugierig.

Im Wasser gibt es allerhand zu entdecken. Mit Emily können Kinder in ein interessantes, magisches Geschichtenabenteuer tauchen. Die Geschichte birgt allerhand Potential für weitere Entwicklungen. Vielleicht ergibt sich in folgenden Bänden auch eine etwas komplexere Handlung. Der ersten Band „Emily Meermädchen- das große Geheimnis“ konzentriert sich nämlich zunächst auf die Vorstellung der Hauptfigur, der Spannungsfaktor ist hier noch nicht ganz so ausgeprägt. Und gerade, als es aufregend wird, hört die recht kurze Geschichte auch schon auf. Dennoch ein insgesamt gelungenes, hübsch gestaltetes Erstlesebuch, das Leseanfängerinnen bestimmt zum Lesen motiviert.

Bewertung vom 03.08.2023
Detektiv Samson
Gorelik, Katerina

Detektiv Samson


sehr gut

Origineller, wimmeliger Detektivrätselsuchspaß

Hundedetektiv Samson ist ziemlich gut in seinem Job. Kein Wunder, dass er sich vor Klienten kaum retten kann. Seine aktuellen Aufträge: Er soll zehn verschwundene Blumen, Kätzchen, Eier, Stiefel, Maschinenteile und Schmuckstücke wiederfinden. Ob Samson mit Hilfe der kleinen Leser alle Fälle lösen kann?

Auf der ersten Doppelseite werden alle Kunden und ihre Aufträge vorgestellt. Die zweite Doppelseite gibt einen genauen Überblick, welche Gegenstände auf den folgenden zehn Doppelseiten konkret gesucht werden müssen. Außerdem gibt es auf Samsons Weg meist noch auf jeder Seite weitere ergänzende Anfragen und Aufträge, die zusätzlich für Abwechslung sorgen. Samson ermittelt in der Stadt, unter der Erde, in der Tropfsteinhöhle, unter Wasser, am Strand, im Wald, auf dem Campingplatz, in den Bergen, in unterirdische Höhlen und zuletzt wieder in der Stadt, wo sein Abenteuer auch begonnen hat. Nachdem alle Klienten wieder mit den gesuchten Gegenständen und Figuren vereint sind, werden auf der nächsten Seite noch weitere Zusatzaufgaben gegeben. So lässt sich der Suchspaß noch einmal verlängern. Am Ende sind alle Entdeckerseiten verkleinert und in schwarz-weiß mit den entsprechenden Lösungen aller Suchaufträge abgedruckt.

Die Illustrationen sind recht ungewöhnlich und individuell, nicht quietschbunt, dennoch vielfarbig, aber eher in gedeckten Farben. Nicht alle Bilder wirken durchgängig fröhlich, teilweise empfand ich sie passend zum Thema der Seiten sogar als etwas unheimlich, aber meist schwingt auch etwas Komisches mit. Die meisten Figuren sehen witzig und nett aus, lediglich manche Gestalten wie der Jeti oder die Schafe sind nicht ganz so liebenswert-niedlich anzusehen. Die Zeichnungen enthalten viele originelle, einfallsreiche Details. Es gibt auf den Seiten immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Die äußere Gestaltung hat meinem fünfjährigen Sohn und mir insgesamt gut gefallen. Das lustige Cover mit Loch, durch das Samson guckt, spricht sofort an. Das Buch ist etwas breiter als DIN-A4 -Format, hat normal dicke Seiten, ist also kein robustes Pappbilderbuch. Es richtet sich an Kinder ab vier, fünf Jahren.

„Detektiv Samson“ folgt einem ganz eigenem, originellem Konzept, es ist ein „Wimmel-Such-Rätsel-Detektivbuch“. Mit diesem Buch können sich Kinder länger beschäftigen, ohne dass es langweilig wird. Immer wieder finden sie auf den Seiten neue Einzelheiten. Wer das Prinzip der Aufgaben einmal verstanden hat, hat sicher ausdauernd Spaß am Buch. Zwei der Zusatzaufgaben empfand ich als nicht ganz eindeutig und daher recht knifflig, aber durchaus zu bewältigen, zur Not mit Unterstützung von Erwachsenen.
Mit Samson unternehmen die kleinen Leser eine abwechslungsreiche Reise, erleben aufregende Abenteuer und lösen spannende Fälle. Ein motivierendes, vielfältiges, phantasievolles, unterhaltsames Rätsel-Bilder-Buch zum Staunen und immer wieder Anschauen.

Bewertung vom 31.07.2023
Die Verborgenen
Geschke, Linus

Die Verborgenen


gut

Von heimlichen unheimlichen Mitbewohnern und dem Zerfall einer Bilderbuchfamilie

„Wie Blumen streben wir dem Licht entgegen, während sich ein anderer Teil unseres Wesens nach Dunkelheit sehnt.“

Franziska, Sven und Tabea Hoffmann sind für Außenstehende eine perfekte Familie. Doch dann passieren merkwürdige Zwischenfälle, die vor allem Franziska stark verunsichern. Sie fühlt sich beobachtet, irgendjemand scheint sich heimlich im Haus aufzuhalten. Währenddessen ist Sven, der als Journalist arbeitet, mit dem Verschwinden der jungen Rebecca beschäftigt und auch Tochter Tabea treibt die Frage um, was mit Rebecca wirklich geschehen ist. Langsam beginnt die scheinbar makellose Familienfassade zu bröckeln und Abgründe tun sich auf.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven wie der Svens oder Franziskas erzählt, dies hauptsächlich in der ersten Person Präsens. Nach und nach erhält man dabei immer mehr weiterführende Informationen, bekommt unterschiedliche Blickwinkel und Sichtweisen auf das Geschehen. Der Schreibstil liest sich unkompliziert und flüssig.

Dass die Charaktere alle nicht unbescholten sind und Geheimnisse hüten, gestaltet die Figurenkonstellation interessant und reizvoll. Sympathisch werden die Personen allerdings nicht dargestellt. So konnte ich mich nur schwer mit den Charakteren identifizieren und ging emotional nicht besonders intensiv mit der Geschichte mit, auch wenn durch die Erzählweise aus der ersten Person beim Leser der Eindruck erweckt wird, recht nahe an der Handlung dran zu sein.

Was für eine schreckliche Vorstellung, dass im eigenen Haus ganz unbemerkt noch andere Personen leben, die einen permanent überwachen und beobachten! Linus Geschke widmet sich in seinem Roman „Die Verborgenen“ diesen sogenannten Phroggern. Hinzu kommt noch der Fall eines verschwundenen Mädchens. Hat etwa die Familie Hoffmann damit zu tun? Außerdem zeigt sich, dass die nach außen gewahrte Familienidylle oft trügt, dass der Schein einmal mehr wenig mit dem Sein gemein hat. Insgesamt durchaus spannende Entwicklungen, die es zu verfolgen gilt. Dennoch fehlte mir ein wenig der rote Faden. Es ist für mich nicht ganz eindeutig zuzuordnen, worauf der eigentliche Fokus des Romans liegt. Geht es hauptsächlich um Phrogger? Den Fall Rebecca? Um die Abgründe von Svens und Franziskas Ehe? Um Schein und Sein? Dementsprechend verliert sich die Handlung mitunter in Nebensträngen. Im Mittelteil wurde ich von einer unvorhergesehene Entwicklungen ziemlich überrascht, das Ende war für mich weitestgehend berechenbar. Insgesamt kurzweilige, solide Krimi-Unterhaltung, aber kein Triller- Highlight.

Bewertung vom 27.07.2023
Der Follower / Tom-Bachmann-Serie Bd.3
Meyer, Chris

Der Follower / Tom-Bachmann-Serie Bd.3


gut

Nichts für schwache Nerven - widerwärtige, menschliche Abgründe in einem grausamen Fall

Tom Bachmann ist der „Seelenleser“ beim BKA, er analysiert die Seelen von Mördern und Gewalttätern. Als eine alte Bekannte Tom anruft und ihn bittet nach ihrer verschwundenen Freundin zu suchen, macht ihn das stutzig. Die Gesuchte postet nämlich immer noch Fotos auf Instagram. Doch bald schon wird klar, dass sie auf den Bildern bereits tot ist. Bei der Recherche zeigt sich, dass das nicht der erste Fall dieser Art ist. Bereits vorher wurden Bilder von toten Influencerinnen hochgeladen. Ein Serienmörder scheint dahinter zu stecken. Tom und sein Team ermitteln.

Chris Meyer schreibt in einfachen, klaren und direkten Sätzen. Es bereitete mir beim Lesen keine Mühe, in die Geschichte hineinzufinden. Viele Perspektivwechsel gestalten die Geschichte spannend und lebendig,

Tom Bachmann ist nicht nur eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Als Profiler hat es schon mit vielen furchtbaren Verbrechen zu tun. Doch nicht nur in seiner beruflichen Karriere auch in seiner Kindheit mit einem psychopathischen Vater musste er Schreckliches erleben. Er lebt zurückgezogen, hat wenig private Kontakte und schafft es selten, abzuschalten, geschweige denn seine Erfahrungen zu verarbeiten. Durch den Fall muss er sich aktiv mit der Vergangenheit und seinem Vater auseinandersetzen.

Auch wenn der Fall durchaus packend war, wurde ich mit „Der Follower“ einfach nicht warm. Eigentlich bin ich bei Krimis nicht zart besaitet. Die brutale Gewalt, die hier so nüchtern beschrieben wurde, die menschlichen Abgründe, die Grausamkeit und vor allem die Abgebrühtheit gegenüber Kindern empfand ich aber gerade anfangs als ziemlich widerwärtig. Ich war mehrmals versucht, das Buch einfach wegzulegen. Ich habe dann bis zum Ende durchgehalten, kann das Buch aber trotz der grundsätzlich interessanten Personenkonstellation nicht weiterempfehlen. Für mich zu sehr Gewaltporno mit Effekthascherei und zu wenig psychologisch raffinierte Spannung. Leider nicht mein Buch.

Bewertung vom 26.07.2023
Rettung von Moto-5 / Die Robot-Kids Bd.1
Flessner, Bernd;Fleßner, Hannah

Rettung von Moto-5 / Die Robot-Kids Bd.1


gut

Der Traum vom eigenen Roboter - solides, wenig einfallsreiches Erstlesebuch

Alex und sein Freund Milo sind achteinhalb oder „halb neun Jahre alt“, wie Alex Mutter es nennt. Gerade genießen sie ihre Sommerferien, doch bisher haben sie nicht viel mehr erlebt, als lange aufzubleiben und lange auszuschlafen. Das muss sich ändern, findet Alex. Die Jungs treffen ihre Freundin Lea, die die Idee hat, Alex Tante Jana zu besuchen, die als Roboter-Expertin in einem Roboter-Labor arbeitet. Mit Leas Schwester Sam im Schlepptau setzen sie ihren Plan in die Tat um. In einer Abstellkammer des Roboterlabors entdecken sie den kaputten Roboter Moto-5. Alex träumt davon, ihn zu besitzen. Tante Jana schlägt ihm einen Deal vor: Wenn es den Kindern gelingt, den Roboter zu reparieren, dürfen sie ihn behalten. Ob die Freunde das schaffen?

Die Geschichte ist in sehr einfachen, kurzen Sätzen verfasst. Die Sätze sind problemlos für Kinder verständlich. Ich finde die Formulierungen aber fast zu simpel, sprachlich wenig anspruchsvoll und abwechslungsreich. Timo Grubings hat zur Handlung passende bunte, klare Bilder gezeichnet. Insgesamt sind die Bilder gelungen und ansprechend, manche Gesichtsausdrücke der Figuren sind allerdings nicht ganz treffend. Alex wirkt dann z.B. eher fies als voller Tatendrang. Oft sind die Bilder auch als Comics gestaltet, die Figuren unterhalten sich dann über Sprechblasen und so wird die Handlung weiter entwickelt. Die Comicelemente motivieren die Leserinnen und Leser sicher zusätzlich Das Buch richtet sich an Kinder ab sieben Jahren.

Mit den Hauptfiguren können sich Kinder sicher problemlos identifizieren. Sie selbst kennen bestimmt das Problem der Langeweile. Alex, Milo, Lena und Sam finden eine ungewöhnliche Lösung für ihr Problem.. Welches Kind hätte zu Hause nicht gerne eigenen Roboter? Eine Tante, die im Roboterlabor arbeitet, ist natürlich auch eine ziemlich ungewöhnliche und interessante Figur.

Werden die Kinder Moto-5 wieder reparieren können?
Eine recht spannende Grundidee wird hier in sehr einfacher Sprache ohne Raffinesse erzählt. Natürlich darf man bei einem Erstlesebuch keine komplexe Geschichte erwarten, aber insgesamt läuft in „ Die Robot- Kids 1- Rettung von Motto-5“ doch alles sehr glatt und reibungslos. Ein paar Hindernisse und Verwicklungen, eine etwas lebendigere Sprache hätten dem Buch sicher nicht geschadet. Solide, aber nicht herausragend.

Bewertung vom 24.07.2023
Sieben Männer später
Vine, Lucy

Sieben Männer später


gut

Liest sich schnell weg - leichte, etwas derbe Liebeslesekomödie

Esther ist 29 Jahre jung, arbeitet als Eventmanagerin und hat den Einen noch nicht gefunden. Während eines Trinkgelages mit ihren Freundinnen in einer Kneipe stößt sie auf einen alten Cosmour- Artikel, in dem beschrieben wird, dass jede Frau sieben verschiedene Arten von Beziehungen führt. Aber nur einer der Sieben sei der Richtige. Esther beschließt, die sieben Männer aus ihrer Vergangenheit wiederzutreffen, um ihr Match zu finden. Doch braucht sie wirklich einen Mann?

Autorin Lucy Vine schreibt flüssig, einfach, direkt und teilweise recht flapsig aus Esthers Sicht in der Gegenwart. Der Stil ist unkompliziert zu lesen, aber manchmal etwas zu anschaulich, so war es für mich z.B. recht unangenehm zu verfolgen, wie sich Esther in ein Auto übergibt und wonach das Erbrochene riecht. Teilweise wird chronologisch erzählt, doch immer wieder werden auch Rückblenden eingeschoben. Dann geht es um Szenen, in denen Esther ihre sieben Beziehungen früher traf.

Leider war mir keine der Figuren richtig sympathisch. Hauptfigur Esther ist alles andere als feinfühlig. Sie wirkt ziemlich egozentrisch, tut sich oft selber leid und kümmert sich kaum um die Gefühle anderer. Es fiel mir schwer, mich in sie hineinzuversetzen und ihr Liebesglück zu wünschen. Auch mit den sieben verschiedenen Beziehungen oder Esthers besten Freundinnen wurde ich nicht richtig warm.

Ob Esther den Einen findet? Oder ist es nicht viel wichtiger, zunächst mit sich selbst im Reinen zu sein? Esthers turbulenter Date-Marathon führt sie nach einigen Alkoholexzessen auch zu sich selbst und sie erkennt, wie wichtig Selbstliebe ist. Für mich war das Ende vorhersehbar, dennoch hat mich die leichte, teils recht derbe Liebeslesekomödie ganz gut unterhalten und ich habe sie schnell weggelesen. Die Geschichte hinterlässt sicher keinen bleibenden Eindruck, ist aber kurzweilige, harmlose Unterhaltung für Zwischendurch.

Bewertung vom 07.07.2023
Der Fluch der magischen Pfote / Cosmo Zauberkater Bd. 1
Rosslow, Barbara

Der Fluch der magischen Pfote / Cosmo Zauberkater Bd. 1


sehr gut

Turbulentes, magisches Abenteuer mit chaotisch-liebenswerten Hauptfiguren

Cosmo hält sich für nichts Besonderes. Der Straßenkater mit Höhenangst haust im Hinterhof der Zauberhutfabrik. Doch dann erhält er eine unerwartete Nachricht. Er wurde von der magischen Spiegelkugel zum Tiergefährten für einen Nachwuchszauberer bestimmt. Doch schon die Vorbereitung auf sein neues Leben läuft alles andere als glatt: Beim Besenreiten wird ihm schlecht, beim Kräutererschnüffeln unterläuft ihm ein schlimmer Fauxpas und dann wird ihm auch noch mit Aywa eine Zauberschülerin zugeteilt, die offensichtlich gravierende Probleme mit dem Zaubern hat. Außerdem fühlt sich Cosmo in letzter Zeit merkwürdig, nimmt Schatten wahr und seine weiße Pfote zuckt. Was das wohl zu bedeuten hat?

Die Geschichte wird abwechselnd aus Cosmos und Aywas Sicht in der dritten Person Vergangenheit erzählt. Die Sprache ist kindgemäß und flüssig, viel wörtliche Rede gestaltet den Text lebendig. Dorothee Mahnkopfs individuelle, klare und witzige Schwarzweiß-Zeichnungen illustrieren die Geschichte sehr passend und motivieren. Das ansprechende farbige Cover mit Glitzereffekten macht sehr neugierig.
Das Buch richtet sich an Mädchen und Jungen ab acht Jahren.

Für einen echten strahlenden Helden ist Cosmo schon äußerlich zu ramponiert. Durch die Straßenkämpfe wurde sein linkes Ohr zerrissen. Auch seine Höhenangst macht ihn verwundbar. Seine neue Gefährtin Aywa hat es auch nicht leicht, obwohl sie aus einer traditionellen, hochangesehenen Zaubererfamilie kommt. Wenn Aywa zaubert, geht garantiert etwas schief. Sie ist ziemlich temperamentvoll, aber manchmal auch ängstlich. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, bringt sie es auch zu Ende und beweist erstaunlichen Mut und große Ausdauer. Auch wenn sie auf den ersten Blick nicht besonders gut zusammenzupassen scheinen, nicht die perfekten Helden sind, entwickeln sich Aywa und Cosmo zu einem guten Team, das gemeinsam wahre Wunder vollbringen kann.
Neben Cosmo machen die weiteren vielfältigen Tiergefährten die Figurenkonstellation bunt und lebendig.

Das Buch ist der Auftakt einer Reihe. Cosmo und Aywa finden zusammen und müssen gemeinsam ein spannendes, gefährliches und magisches Abenteuer überstehen, bei dem sie zeigen, was unterschätzte Underdogs so drauf haben. Außerdem wird ein Geheimnis gelüftet und Aywa und Cosmo bekommen es mit einem gewaltigen Gegner zu tun. „Cosmo Zauberkater - Der Fluch der magischen Pfote“ ist für alle zu empfehlen, die gerne aufregende Geschichten über Zauberei, Tiere, Freundschaft, Außenseiter und besondere Schulen mögen und für die wahre Helden nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen sind.

Bewertung vom 27.06.2023
Erinnere dich!
Reiter, Max

Erinnere dich!


sehr gut

Spannend erzählter Pageturner

„Aus Liebe tun Menschen manchmal die schrecklichsten Dinge.“

Als Dozent Arno Seitz die Einladung zur 20-jährigen Abiturfeier erreicht, kommen schreckliche Erinnerungen wieder hoch. Vor 20 Jahren verschwand seine Freundin Maja auf einer Wanderung spurlos. Arno erhält zudem ein mysteriöses Päckchen, Inhalt: Ein Wergwerfhandy, über das ein Unbekannter Arno Nachrichten wiederholt schickt und ihn auffordert, sich zu erinnern. Was geschah damals wirklich?

Autor Andreas Götz als Max Reiter erzählt flüssig in klar verständlicher Sprache in der ersten Person aus Arnos Sicht. Er schildert das Geschehen chronologisch, allerdings blitzen zwischendurch immer wieder Erinnerungen Arnos an Maja auf, die in den Text eingefügt werden.

Arno Seitz hat sich auch nach zwanzig Jahren immer noch nicht mit Majas Verschwinden abgefunden. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit wühlt ihn auf. Zunehmend beginnt er sich selbst und seinen Erinnerungen zu misstrauen. Dass er aus einem zerrütteten Elternhaus stammt, mit einem Alkoholiker als Vater aufwuchs, macht die Sache nicht einfacher. Auch alle Personen, die mit Maja im Zusammenhang stehen, wirken etwas undurchsichtig. Da ist Arnos ehemals bester Freund Lukas, der Maja vielleicht doch besser kannte als er zugibt. Lukas Exfreundin Ulrike arbeitet nun bei der Kriminalpolizei und scheint Arno gegenüber Vorbehalte zu haben. Außerdem sucht Lehrer Claus Amann, der ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu seinen Schülern pflegte, den Kontakt zu Arno. Und dann taucht noch Majas jüngere Schwester Anja auf, die Maja zum Verwechseln ähnlich sieht. Ganz unverdächtig scheint hier niemand.

Hat Arno etwas mit Majas Verschwinden zu tun? Und kann er seinen eigenen Erinnerungen trauen? Die Geschichte wird mitreißend erzählt, die Handlung spitzt sich immer mehr zu. Bis zum Schluss ist nicht klar, wer wirklich für Majas Verschwinden verantwortlich ist.
„Erinnere dich!“ ist ein raffiniert konstruierter, fesselnder, wendungsreicher Pageturner für alle, die viel Spannung, Nervenkitzel und Überraschungen mögen.

Bewertung vom 27.06.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Eine starke Schwesternbeziehung - leise, unaufgeregt und auf ganz eigene Art erzählt

„Aber ich möchte das Einschlafen so lange wie möglich hinauszögern, weil das hier mit die besten Momente des Tages sind, die ich nicht weggeben möchte. Diese Momente, die nur mir gehören, in denen ich nichts tun, nichts denken muss, in denen ich einfach nur liegen und die abgekühlte Sommernachtsbrise durch die weit geöffneten Fenster auf mich fallen lassen darf.“

Tilda studiert Mathematik, arbeitet im Supermarkt, schwimmt nach der Arbeit im Schwimmbad 22 Bahnen und kümmert sich rührend um ihre zehnjährige Schwester Ida. Schließlich ist auf die alkoholabhängige Mutter kein Verlass, präsente Väter gibt es keine. Pflichtbewusst lebt die junge Frau ihr Leben, hofft aber, dass sich irgendwann ein Neuanfang ergeben könnte. Möglicherweise ist das Angebot eines Promotionsstudiums der Ausweg? Aber kann Tilda Ida wirklich alleine lassen?
Im Schwimmbad trifft Tilda auf Viktor, den Bruder ihres früheren Freundes Ivans. Er schwimmt genau wie sie stets 22 Bahnen. Viktor interessiert Tilda, er gibt sich aber zunächst distanziert. Doch dann ist er da, als es darauf ankommt.

Caroline Wahl schreibt direkt, klar, ungeschönt, schonungslos und mit feinem Humor in der ersten Person Präsens aus Tildas Sicht. Teilweise wird auch in Rückblenden erzählt. Der ungewöhnliche, dichte und atmosphärische Sprachstil katapultiert die Leser direkt in Tildas manchmal trostloses und eintöniges Leben hinein, das aber durchaus auch seine Lichtblicke hat. Einige Gespräche werden als Dialoge wie bei einem Theaterstück abgedruckt. Nicht nur das macht die Sprache so besonders und abwechslungsreich. Dass Tilda beim Kassieren zunächst nicht auf den Kunden, sondern nur auf die Einkäufe achtet, alle Waren akribisch aufzählt und und hinterher Preis und - meist erst nach einer kurzen Ratephase- den Käufer nennt, finde ich sehr originell. Bestimmte Lebensmittel und Einkäufe haben für Tilda und ihre Schwester eine individuelle Bedeutung, vermitteln bestimmte Gefühle. Zwischen den Zeilen wird im Roman oft mehr erzählt als das Offensichtliche.

Tilda träumt von einem anderen Leben, was immer wieder sehr deutlich geschildert wird: „Und ich weiß, dass ich diese Illusion der Freiheit genießen muss, und ich weiß, dass dieser Gedanke eigentlich schon zu viel ist. Ich will alle Gedanken ausschalten.“
Aber die Realität sieht anders aus. Auch Tilda selbst steht ihren Träumen im Weg, denn sie ist sehr verantwortungsbewusst. Sie ist nach dem Abitur zu Hause geblieben, fühlt sie sich doch ihrer Schwester Ida gegenüber verpflichtet. Ida ist nämlich wenig selbstbewusst, zurückhaltend und sehr sensibel, sie wirkt oft verloren, schutzbedürftig und verletzlich. Ida verarbeitet viele Empfindungen und Erlebnisse auf kreative Weise beim Malen. Das Mädchen entwickelt sich im Laufe der Handlung weiter, fasst Mut und Selbstvertrauen, packt Dinge an. Eine sehr tragische Figur ist die alkoholkranke Mutter, die eigentlich nie zurechnungsfähig scheint und nicht immer menschlich, manchmal sogar als Monster beschrieben wird. Und dann ist da noch Viktor, der zwar nicht viel spricht, aber für einige Überraschungen sorgt.

Auch wenn vieles in Tildas Leben eintönig, trist, ja stellenweise sogar aussichtslos scheint, Tilda damit hadert, immer noch in der Kleinstadt gefangen zu sein und sich die Situation zwischenzeitlich sogar noch verschlimmert, keimt nach und nach auch Hoffnung auf. Ida verlässt langsam ihr Schneckenhaus, Tilda bekommt eine berufliche Chance und gleichzeitig betritt auch noch Viktor mit sachten Schritten Tildas Bühne. Besonders gerührt hat mich die enge Bindung zwischen den Schwestern Tilda und Ida. Ein leiser, atmosphärischer, authentischer Coming of Age- Roman nicht nur für Jugendliche und junge Erwachsene. Ich habe den starken Roman mit großem Genuss gelesen und hoffe, dass die Autorin diesem gelungenen Debüt noch mehr folgen lässt.