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gaensebluemche

Bewertungen

Insgesamt 155 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2020
INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
Paolini, Christopher

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne


sehr gut

Nach der "Eragon-Reihe" endlich ein neues Buch von Paolini! Das war mein erster Gedanke. Und dann so ein Klotz, das wird bestimmt gewaltig! Ich bin nicht enttäuscht worden. Völlig anders als Eragon, aber auf diese Art monumental. Das hier gewählte Space-Setting mit Anleihen an bekannte Erden-Sprache, aber auch wieder völlige Science-Fiction - was will man eigentlich mehr? Die Geschichte hat mich erst nicht so gefesselt, dazu war die Story-Anlage zu breit, alles musste irgendwie untergebracht werden und es kamen nicht sofort Bilder in meinen Kopf, die mir sonst das Leseerlebnis versüßen. Als ich mich aber auf den Stil und die Sprache einließ, fing das Ganze an, zu wachsen (und das ist nicht nur ein blödes Wortspiel, aber lest selbst). Zuletzt war ich begeistert und erstaunt über die unendlichen Weiten, die der Autor dem Leser zugänglich macht. Dabei geht es gar nicht hauptsächlich um die Protagonistin, obwohl das ewig Weibliche auch eine große Rolle spielt. Es geht darum, dass die Entscheidungen, die wir treffen, manchmal beängstigend kraftvoll sind, und die Ausmaße und Auswirkungen oft nicht sofort erkennbar sind, aber die Anzeichen, dass da Großes entsteht, klar zutage treten.

Fazit: Angst vor der eigenen Courage, aber der Mut zum Risiko! Tolle Leistung des Autors, mehr davon!

Bewertung vom 30.11.2020
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


sehr gut

Ihr Königreich komme! Zwei Brüder, die zeitlebens nur auf zwei Dinge vertrauen konnten: sich selbst und einander. Der eine traumatisiert, aber mit großen Plänen, der andere still, aber mit Weltenlast auf seinen Schultern, muss sich im kargen Norwegen entwickeln, was vor Jahrzehnten begann und unweigerlich in einer Katastrophe biblischen Ausmaßes enden muss. Zwischen Moralempfinden und primitiven Instinkten entscheiden sich die beiden für das, was sie immer verbunden hat: das Blut.

Die Ich-Perspektive schafft eine tolle, wenn auch düstere Atmosphäre. Man hat das Gefühl, die emotionale und tatsächliche Kälte sickert aus dem Buch heraus und trifft den Leser bis ins Mark. Man schaut unweigerlich nach draußen und vergewissert sich, dass es auch hell und freundlich sein kann. Denn eins ist das Buch nicht: eine leichte Lektüre für den Sommerabend. Es ist vielmehr ein sehr dicht erzähltes Buch mit viel Tiefe und menschlichem Abgrund, aber auch der Hoffnung, dass alles gut werden wird, bevor es kolossal schiefgeht. Und am Ende bleibt: Der König ist tot, lang lebe der König!

Bewertung vom 30.11.2020
Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1
Leonard, Susanna

Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1


ausgezeichnet

Susanna Leonard hat mich mit ihrem lebendigen und bildhaften Erzählstil von der ersten Seite an überzeugt. Sie schreibt so schön, so fesselnd und so intensiv, dass ich mich direkt in der Geschichte verloren habe und vom ersten Satz an eine Verbindung zu den Charakteren gespürt habe. Sie sind vor meinem geistigen Auge lebendig geworden und es war spannend und faszinierend zugleich, mehr über Marie Curie zu erfahren, über die und deren Leben ich zugegebenermaßen noch nicht allzu viel wusste. Der Leser begleitet sie durch eine unfassbar spannende Zeit, vom jungen Mädchen hin zu einer Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht. Was nicht selbstverständlich ist, denn ihr Weg ist gekennzeichnet von Zweifeln, Rückschlägen, Trauer und Enttäuschungen. Doch dieser Roman war alles andere als eine Enttäuschung. Es war eine Freude, ihn zu lesen.

Bewertung vom 15.11.2020
Unendlich funkenhell
Schrenk, Michelle

Unendlich funkenhell


gut

Das Cover, der Klappentext und der Beginn des Buches haben mich neugierig gemacht. Leider war das Buch dann aber doch nicht meins. Vielleicht gehöre ich einfach nicht mehr zur Zielgruppe. Vielleicht bin ich Jugendbüchern mit siebzehnjährigen Protagonisten entwachsen. Vielleicht war mir auch einfach das Hin und Her zwischen den Charakteren zu viel. Ich hatte den Eindruck, dass zu lange um den heißen Brei herum geredet wird. Dass künstlich Spannung erzeugt wird, die es meiner Meinung nach so nicht gebraucht hätte, denn die Idee, die der Geschichte zugrunde liegt, hat viel Potenzial. Nur drehen sich die Protagonisten zu sehr im Kreis, ohne dass die Handlung vorankommt. Die verschiedenen Handlungsorte werden der Reihe nach immer und immer wieder bespielt. Es kommt zu Spannungen zwischen den Protagonisten, dann ziehen sie sich wieder an und können nicht ohneeinander sein. Es ist ein Auf und Ab, ein Hin und Her, das nicht sein müsste. Dadurch habe ich das Lesen leider als anstrengend empfunden. Dabei ist London als Handlungsort so reizvoll. Dabei bietet der Aufhänger für das Buch so viel Potenzial für eine tolle Geschichte. Leider konnte sie mich nicht überzeugen.

Bewertung vom 10.11.2020
Die Topeka Schule
Lerner, Ben

Die Topeka Schule


weniger gut

Ein anspruchsvolles Werk erwartet die Leser von Ben Lerners "Topeka Schule". Es ist kein Buch, das sich mal eben nebenbei weglesen lässt, sondern es verlangt Aufmerksamkeit. Nicht nur ist der Erzählstil sehr dicht und intensiv - auch die Figuren sind tief und vielschichtig gezeichnet, die Themen sind schwer und drückend. Das Erzählen folgt keiner Chronologie, keiner Ordnung, sondern wirkt sprunghaft, spontan und wechselhaft. Als würden Stichworte verschiedene Erzählimpulse auslösen, die nacheinander abgearbeitet werden. Der Erzähler springt zwischen Erinnerungen und der Gegenwart, Episoden, die sich vor Kurzem oder in der Vergangenheit abgespielt haben. Der Text ist sehr dicht, es gibt viele Seiten ohne Absätze. Alles wirkt gedrungen und gepresst. Ich empfand das Lesen daher als anstrengend und herausfordernd. Es hat mir nicht wirklich Freude bereitet, zu dem Werk zu greifen.

Bewertung vom 05.11.2020
Die Farbe von Glück
Bagus, Clara Maria

Die Farbe von Glück


ausgezeichnet

"Die Farbe von Glück" ist ein unglaublich weises Buch, das mich tief bewegt und berührt hat. Es beinhaltet so viel - vor allem jede Menge schlauer Sätze. Ich möchte das Buch unbedingt noch einmal lesen und mir ein paar davon aufschreiben oder markieren, damit ich darauf zurückgreifen kann, wenn ich mich mal wieder etwas verloren fühle, etwas hoffnungslos, etwas unglücklich. Denn so geht es auch den Charakteren in diesem Buch von Zeit zu Zeit. Doch wie schon jemand anderes, sehr kluges gesagt hat: Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende. Und auch wenn ganz viel Schmerz, Trauer und Verzweiflung auf die Figuren warten, ist am Ende doch alles gut. Weil das Schicksal ungeahnte Wege nimmt. Weil "gut" immer im Auge des Betrachters liegt. Weil wir Menschen mit unserem Verstand viel zu ahnungslos sind, um wirklich zu verstehen, wie das Leben funktioniert.

Teilweise waren mir die vielen Weisheiten, die in diesem Buch stecken, etwas zu viel des Guten. Stellenweise waren mir die Charaktere zu weise, sie haben ihre Ansichten zu gestelzt und zu konstruiert weitergegeben. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Denn die Autorin hat das Buch so wundervoll gestaltet, so geschickt aufgezogen, dass es spannend und berührend zu beobachten war, wie sich nach und nach alles fügt.

"Die Farbe von Glück" ist ein Buch über das Suchen und Finden, Verlorengehen und Ankommen, Hoffen und Lieben. Ich bin sehr dankbar, es gelesen zu haben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2020
One Last Song / One-Last-Serie Bd.1
Böhm, Nicole

One Last Song / One-Last-Serie Bd.1


ausgezeichnet

"One last Song" war seit Langem mal wieder ein New-Adult-Roman, der mich wirklich begeistern konnte. Ich habe es so genossen, meine Zeit mit den Charakteren zu verbringen, und ich freue mich riesig auf die beiden Bände, die noch folgen werden. Nicole Böhm hat einen so wundervoll bildhaften Schreibstil, dass während des Lesens ein farbenfroher Film vor meinem geistigen Auge abgelaufen ist. New York als Handlungsort wird lebendig und greifbar. Ich hatte das Gefühl, mittendrin zu sein. Die Charaktere sind so echt und authentisch, dass es ein Leichtes war, mit ihnen mitzufühlen, ihr Handeln zu verstehen und ihre Entwicklung durch die Geschichte hindurch zu verfolgen und zu begleiten. Das Buch hat Tiefgang, eine tolle Mischung aus Ernst, Humor und tiefen Emotionen. Das Setting war für mich etwas Neues und Besonderes. Die Liebe zur Kunst, zur Musik wird mit den Händen greifbar und Nicole Böhm hat in meinen Augen absolut authentisch beschrieben, was es bedeutet, in der Stadt, die niemals schläft, zu versuchen, in dieser Branche Fuß zu fassen. Ich habe sehr intensiv mit den Charakteren mitgefühlt und mitgefiebert. Es war einfach eine Freude, dieses Buch zu lesen, und ich kann die anderen beiden Bände kaum erwarten.

Bewertung vom 25.10.2020
Der letzte Satz
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


gut

Es ist ein Meer von Erinnerungen, in das der Leser zusammen mit dem Protagonisten und österreichischen Komponisten Gustav Mahler ein- und abtaucht. Der Autor nimmt uns mit auf eine Zeitreise in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert. Mahlers Leben nimmt in kurzen Episoden Gestalt an. Es reicht, um ein Bild von ihm zu bekommen, von seinem Wirken, von seinem Sein. Und es reicht, um diesen Hauch Melancholie zu spüren, als die letzte Seite des Buches gelesen ist. Der letzte Satz.

Der Leser begleitet den Künstler und Ehemann, Vater und Musiker auf seiner letzten Reise. Robert Seethaler zeichnet ihn als arbeitsamen, aber auch bekümmerten Menschen. Dabei ehrt er ihn mit jedem Wort, das sorgsam gewählt wirkt und sich mit allen anderen zu einem feinen Büchlein zusammenfügt, das zu lesen nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, das aber umso tiefer berührt und nachwirkt.

Bewertung vom 23.10.2020
American Spy
Wilkinson, Lauren

American Spy


gut

"American Spy" erzählt anschaulich einen Teil der außenpolitischen, geheimdienstgestützten Kontrollversuche der USA im ausgehenden Kalten Krieg. Der Autor erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die aus einer afroamerikanischen Familie stammt, die sich von Beginn an dem Gesetz und der Strafverfolgung verschrieben hat. Im Andenken an ihre verstorbene Schwester lässt sich die Protagonistin vom Geheimdienst anwerben und wird auf ein afrikanisches Staatsoberhaupt angesetzt, das vermeintlich politische Spannungen auf dem geopolitisch und strategisch wichtigen Kontinent auslösen könnte. Die Protagonistin lernt dabei den Menschen hinter der politischen Fassade kennen und lieben und erkennt leider zu spät, was die wahren Interessen ihrer Auftraggeber sind und dass sie nur benutzt wurde. Tief verletzt und enttäuscht von dem System, dem sie gedient hat, verlässt sie ihre geliebte Aufgabe, um sich und ihre Familie zu schützen. Doch die Schatten der Vergangenheit folgen ihr unerbittlich …

Fazit: Ein wichtiges Buch, das die Rolle der afroamerikanischen Frauen in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts beleuchtet, leider jedoch zu abrupt abbricht, daher nur 3 Sterne.