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JohnnyZombie

Bewertungen

Insgesamt 119 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2023
Stille zwischen den Sternen
Haupt, Sven

Stille zwischen den Sternen


ausgezeichnet

Die Ausnahmepilotin Hien Otis und ihre Schiffs-KI Jane werden zu einer besonderen Aufklärungsmission geschickt und begegnen dort einem Phänomen, das die bekannten Grenzen der Physik übersteigt. Werden die beiden es überwinden können, ohne ihre Menschlichkeit zu verlieren?

Während andere Sci-Fi-Bücher auf Raumschlachten setzen, geht es hier wirklich um Aufklärung, das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch. Herausfinden, was dort wirklich passiert ist und passieren wird, ist hier nämlich weitaus spannender als reine Action.

Was mir besonders gefallen hat, sind die Charaktere. Die drei Protagonist:innen sind detailliert ausgearbeitete Figuren und heben sich stark voneinander ab. Vor allem Hien, die sich immer weiter von ihrer Menschlichkeit entfernt, dabei aber nicht gerade logischer und roboterähnlicher wird, hat es mir angetan.

Das Herzstück der Geschichte sind vor allem ihre Interaktionen untereinander, die immer eine perfekte Mischung aus humorvoll und tiefgründig darstellen. Es macht einfach Spaß, sie zu lesen.

„Stille zwischen den Sternen“ hat mich wirklich positiv überrascht. Das Buch setzt ganz andere Maßstäbe als andere seines Genres und wirft interessante Fragen darüber auf, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.

Bewertung vom 14.07.2023
Aibohphobia
Fleisch, Kurt

Aibohphobia


ausgezeichnet

Zuerst einmal sollte gesagt werden, dass ein Klappentext diesem Buch nicht wirklich gerecht werden kann. Ja, es geht um den Briefkontakt eines Psychiaters mit seinem Patienten, während dessen immer unklarer wird, was real ist und was nicht und wer hier wirklich verrückt ist. Den Kern der Sache zu treffen, ohne zu viel zu verraten, ist aber nicht so einfach möglich.

Das Buch besteht aus den von Dr. H geschriebenen Briefen, aus denen allerdings auch klar wird, was Herr S. geantwortet hat – oder zumindest, wie Dr. H diese Antworten aus seiner Sichtweise als Arzt interpretiert hat, was später noch wichtig wird. Dadurch ist der Lesefluss angenehm und lückenlos.

Was mir auch gefallen hat, ist der humorvolle und lockere Schreibstil. Ja, Dr. H wirft mit Fachausdrücken um sich, aber das hindert den ironischen Humor nicht daran, durchzuscheinen und das Leseerlebnis sehr unterhaltsam zu machen.

Vor allem das Ende hat es in sich und es ist einer dieser Aha-Momente, bei dem mensch die zurückliegenden Ereignisse plötzlich in einem ganz anderen Licht sieht und bei dem sich neue Interpretationen der geschriebenen Sätze ergeben.

Meine anfänglichen Erwartungen wurden ganz und gar nicht bestätigt, doch in diesem Fall ist das etwas Gutes. Mich hat das Buch mehr begeistert, als ich anfänglich gedacht hätte und ich kann definitiv eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen!

Bewertung vom 14.07.2023
Diesel
Dekker, Tom

Diesel


ausgezeichnet

Die City, die das Zuhause von Greg und seiner Gemeinschaft darstellt, wird wieder von einigen Krisen gebeutelt: Es geht ein Feuerteufel um, der ausgerechnet Gemeinschaften als Ziel ausgesucht hat, die Pressefreiheit wird vom Obersten Richter Collin Rand bedroht und dann soll auch noch während einer allgemeinen Dieselknappheit ein Rollerrennen in der neuen Arena stattfinden. Kann das gutgehen?

Im dritten Band der Terapolis-Reihe werden überraschende Charaktere ins Rampenlicht gerückt: Der windige Gordon Fletcher, der sich mit politische Einfluss erschleichen will, die verrückte Erfinderin Gloria, aber auch altbekannte Figuren wie Bobby Lane und Natty werden hier näher betrachtet und dürfen neue Seiten zeigen.

Die Dialoge zwischen den Figuren sind lebensnah und humorvoll. Vor allem ihre Gespräche über die politischen Entwicklungen in der Stadt sind anregend und die verschiedenen Meinungen, die dabei aufeinandertreffen, lassen die Beteiligten realistischer und menschlicher erscheinen.

Was mir auch gefallen hat, ist, dass sich die Geschichte nicht auf das Leben einer Hauptfigur beschränkt, sondern die Vorgänge in der ganzen Stadt und wie sie die verschiedensten Charaktere betreffen, beleuchtet werden. Dadurch wirkt die Welt viel lebendiger und es wird möglich, kompliziertere politische Machenschaften in die Story einfließen zu lassen.

Vor allem das Dieselrollerrennen, das den Höhepunkt dieses Bandes darstellt, hat es in sich und ist spannend beschrieben. Und die nachfolgenden Ereignisse lassen mich umso gespannter auf den nächsten Band sein!

Bewertung vom 14.07.2023
Die Planetenhändler
Sturmport, Richard;Castellock, Robert

Die Planetenhändler


sehr gut

Als der Geschäftsmann James Asyrow ein kleines Sonnensystem zu einem Spottpreis kauft, lassen die Probleme nicht lange auf sich warten. Nicht nur, dass der Vorbesitzer unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist, auch sonst scheinen dort krumme Dinger im Hintergrund gedreht werden...

Am Anfang wird viel Wert darauf gelegt, die einzelnen Charaktere vorzustellen und miteinander interagieren zu lassen. Das hat für meinen Geschmack zu lange gedauert, weil ich lieber direkt in die Action eingestiegen wäre und mir einige der Figuren auch nicht unbedingt sympathisch waren.

In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung jedoch gehörig an Fahrt auf und ich bin voll auf meine Kosten gekommen. Es gibt eine gelungene Mischung aus Informationen über die Hintergründe der komplexen Verschwörung, der die Protagonist:innen auf die Schliche kommen, und Kampfszenen. Vor allem das Finale hat mir in dieser Hinsicht gut gefallen.

Auch gut gelöst ist, dass jede Figur irgendwie mit der Story verbunden ist. Auch wenn ein Charakter scheinbar nur am Rande erwähnt wird und eine andere Rolle auszufüllen scheint, kommen sie alle noch einmal wieder und überraschen einen mit ihren versteckten Motivationen und Handlungen.

Am Ende wird sogar noch einmal auf die moralischen Hintergründe des eigentlichen Planetenhandels eingegangen. Insgesamt ist das sicherlich eine Verschwörung, die in einer sehr fernen Zukunft praktisch genauso passieren könnte.

Bewertung vom 14.07.2023
Biaoren - Die Klingen der Wächter - Band 6
Xu, Xianzhe

Biaoren - Die Klingen der Wächter - Band 6


ausgezeichnet

Daoma und seine Truppe reist weiter ins Ungewisse, geführt von dem Rebellenanführer Zhishilang. Doch auf dem Weg werden sie immer wieder von kaiserlichen Häschern aufgehalten und auch in anderen Gebieten des Reiches verschwören sich mächtige Kräfte gegen sie.

Auch in diesem Band lernen wir neue, interessante Charaktere kennen, allen voran Shubao, einen der besagten Häscher, und den einflussreichen Kriminellen Yuwen Zhiji, "der Pate" genannt. Außerdem erfahren wir mehr über die bereits bekannten Figuren, es werden neue Hinweise auf die düstere Vergangenheit von Shu und Daoma selbst gemacht.

Wie aus den vorangegangenen Bänden bekannt, wird hier die perfekte Mischung aus Action, historischen Hintergründen und politischen Verflechtungen getroffen. Es bleibt immer spannend, egal, ob es um einen Dialog oder einen "richtigen" Kampf geht.

Auch zeichnerisch wird hier wieder alles gegeben. Besonders hervorzuheben sind die rasanten Actionszenen, aber besonders angetan hat es mir auch das Gespräch zwischen General Yuwen Shu und seinem Kaiser, der immer wieder als Drache dargestellt wird, um seiner erdrückenden Präsenz das richtige Gewicht zu verleihen. Auch die Szene mit den Höhlenmalereien im letzten Kapitel hat mich künstlerisch sehr beeindruckt.

Der sechste Band von "Die Klingen der Wächter" konnte mich wieder richtig begeistern. Ich konnte ihn von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen und kann die Fortsetzung kaum erwarten.

Bewertung vom 14.07.2023
Einfach alles teilen?
Hofkollektiv Wieserhoisl

Einfach alles teilen?


ausgezeichnet

Die Mitglieder des Hofkollektivs Wieserhoisl berichten von ihrem Leben auf einem österreichischen Bauernhof, auf dem sie möglichst selbstversorgt und hierarchiefrei leben wollen. Dabei geht es viel um ihren Umgang miteinander, aber auch um ihre politischen Vorstellungen und die Vermittlung praktischen Wissens über Gemüseanbau und die Finanzierung eines solchen Projekts.

Mir hat vor allem gefallen, wie viele Themen hier angeschnitten werden und dass sich viele Kollektivmitglieder am Schreibprozess beteiligt haben. Dadurch bekommt mensch eine Vorstellung davon, wie das Leben auf dem Hof aus verschiedenen Perspektiven aussieht und dass die Menschen dort auch unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt haben.

Vor allem auch die Informationen darüber, welche Finanzierungsmethoden es gibt und wie große Bauarbeiten mithilfe des Bausyndikats umgesetzt werden, lassen den Traum vom eigenen Kollektiv plötzlich so nah erscheinen. Das Buch eignet sich einerseits dazu, einen Überblick darüber zu bekommen, wie sich das Leben auf dem Hof gestaltet, und andererseits, wie es selbst zu erreichen wäre.

Auch die Gestaltung des Buches hat mich direkt angesprochen. Das schön gezeichnete Cover und die interessante Farbwahl, die sich durch das gesamte Buch zieht, haben mir gut gefallen und auch die hochwertigen Farbfotos sind mir positiv aufgefallen.

Ein paar Fragen sind für mich aber trotz der Vielfalt der Kapitel noch nicht geklärt: Welcher Lohnarbeit gehen die Menschen nach und wie haben sie sie gewählt? Inwiefern können die Kinder mitbestimmen? Und wie ist die Entscheidung gefällt worden, trotz ansonsten weitgehend hierarchiefreien Leben nichtmenschliche Tiere zu "halten"?

Bewertung vom 14.07.2023
Bu Tian Ge - Die Ballade von den Himmelsstürmern - Band 1
Xia, Da

Bu Tian Ge - Die Ballade von den Himmelsstürmern - Band 1


ausgezeichnet

Die beiden Geschwister Quchen und Ating werden kurz nach der Geburt getrennt und während der ältere Bruder auf dem Berg Penglai der daoistischen Magie unterwiesen wird, lernt die jüngere Schwester von einem sterblichen Kampfkunstmeister. Doch ihre Schicksale bleiben untrennbar miteinander verbunden und böse Mächte mischen sich schon bald in ihre Leben ein.

Was auch Leuten, die nur das Cover betrachten, direkt auffallen wird, ist der einzigartige Zeichenstil. Er ist angelehnt an traditionelle chinesischen Techniken, was ihm einen beeindruckenden Detailreichtum verleiht. Außerdem positiv anzumerken ist, dass der Manhua komplett in Farbe gehalten ist.

Besonders gelungen ist auch die Mischung aus historischen und mythologischen Elementen. Dank Fußnoten werden auch Leser:innen abgeholt, die sich mit dem Thema bisher nicht beschäftigt haben, sodass es jeder Person leichtfallen sollte, in diese fiktive Epoche chinesischer Vergangenheit einzutauchen.

Die beiden Protagonist:innen könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Quchen sich ruhig und bedacht verhält, möchte seine Schwester am liebsten ständig ihre Stärke messen und sorgt für einiges Chaos. Gerade dadurch werden ihre Interaktionen umso interessanter.

Der erste Band schafft es, einen gut in die Geschichte einzuleiten. Er zeigt schon einige Regeln dieser Welt auf und führt interessante Figuren ein, in die mensch sich gut einfühlen kann. Gleichzeitig wirft er auch viele Fragen auf, auf deren Beantwortung in folgenden Bänden ich schon gespannt bin.

Bewertung vom 14.07.2023
Schmalz und Rebellion
Balzer, Jens

Schmalz und Rebellion


ausgezeichnet

Die deutsche Musik hatte schon immer eine zwiegespaltene Haltung zu "ihrer" Sprache. Wie sie sich seit den späten 40ern verändert und an einigen Stellen gerade nicht verändert hat, wird mit diesem Spaziergang durch die Jahrzehnte deutschsprachiger Popmusik beleuchtet.

Dabei wird auch auf die historischen und kulturellen Hintergründe eingegangen und es werden zum Beispiel das Lebensgefühl der Nachkriegszeit oder der DDR so verständlich beschrieben, sodass auch jüngeren Menschen die Verbindungen zur Musik klar werden.

Es werden allerdings nicht nur die Radiohits erwähnt, die jede Person, die zu der Zeit gelebt hat, kennt, sondern auch Musik abseits vom Mainstream, zum Beispiel in migrantischen Communities. Dadurch wird der Inhalt dem Untertitel des Buches, "Der deutsche Pop und seine Sprache" gerecht, denn es werden auch diese unbekannteren Beispiele aufgezählt, deren Verbindung zur Sprache sehr interessant sind.

Sowieso wird immer sehr differenziert vorgegangen und es werden sowohl emanzipatorische, als auch reaktionäre Elemente der jeweiligen Musikrichtungen beschrieben. Verklärt wird hier nichts, stattdessen wird ein sachlicher, aber auch humorvoller Blick auf die Musikgeschichte geworfen.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es bietet eine detailreiche, aber nicht ausufernde Reise durch die Zeit und Genres und ist gleichzeitig unterhaltsam und informativ.