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Archer

Bewertungen

Insgesamt 492 Bewertungen
Bewertung vom 02.07.2023
Refugium / Stormland Bd.1
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


ausgezeichnet

Midsummer in den Schären von Schweden. Der bekannte Unternehmer Helander und vier seiner Gäste werden während eines Dinners überfallen und erschossen. Nur die 14jährige Tochter Astrid überlebt. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt treffen sich auch die Krimiautorin Julia Malmros und ihr zeitweiliger Bettgenosse und Hacker Kim Ribbing in ihrem Haus unweit des Massakers. Sie bekommen mit, dass etwas Furchtbares passiert ist und fahren rüber. Auf diese Weise werden Julia und Kim in eine Ermittlung gezogen, die Kim unter anderem nach Shanghai und Kuba führen wird und die beide das Leben kosten kann ...

Ich kannte den Autor bisher nicht, gebe aber zu, dass mich sein Schreibstil, seine Ideen und sein unterschwellig aufblitzender Humor sofort in die Geschichte ziehen konnten. Sie ist stark angelehnt an die Milleniumsreihe - wer mehr darüber erfahren will, dem empfehle ich das YT-Video des Autors. Wir haben hier ein sehr cooles Personal: Kim Ribbing hat eine schreckliche Kindheit hinter sich und ist noch nicht mal 30, während Julia bereits Anfang 50 ist, eine Karriere als Kriminalkommissarin beendet hat, um Bücher zu schreiben. Trotz ihrer Unterschiede, nicht nur was das Alter betrifft, sind sie (nicht nur im Bett) ein gutes Team. Auch die Nebencharaktere gefallen mir sehr gut, ganz egal, ob auf der "guten" oder "bösen" Seite. Natürlich gibt es ein paar Handlungen, die man mehr mit Mission Impossible in Verbindung bringt und ein paar nette Zufälle, aber die coole Schreibweise, die rasante Handlung und die Charaktere konnten das Buch sehr gut tragen und ich freue mich auf die Fortsetzungen. 4.5/5 Punkten.

Bewertung vom 19.06.2023
Wolf
Stanisic, Sasa

Wolf


gut

Diese Geschichte wird erzählt von einem, um den es eigentlich gar nicht geht. Er ist der Ich-Erzähler, der Beobachter, der Wegschauer, der Manchmal-Mutige, der Unfreiwillige im Wald. Zusammen mit fast allen anderen aus seiner Klassenstufe fährt er die erste Ferienwoche in ein Ferienlager, mitten in der Natur. Mit Wald und Bäumen und Insekten und so. Ohne Stadt und Häuser und Handys und so. Und so schrecklich er das alles findet, viel schlimmer ist es für seinen Klassenkameraden Jörg. Der ist das typische Mobbingopfer: ruhig, klug, zurückgezogen, nerdig, ist gern in der Natur, wandert gern, hat einen alleinerziehenden Vater. Jörg wird von Marko und seiner Gang gehänselt, getriezt, fertig, "andersig" gemacht. Und daran ändert leider auch der Wolf nichts, der immer wieder in der Hütte der beiden Jungs auftaucht.

Das Buch wird vom Autor selbst gelesen und der macht das echt cool. Man nimmt ihm den etwa dreizehnjährigen Erzähler absolut ab. Auch das ganze Feeling drumherum, das Kindsein, das Unwohlsein in Bezug auf Natur und das Ich-möchte-gern-in-der-Nähe-dieses-Mädchens-sein funktioniert absolut. Das Mobbing macht wütend, die kaum vorhandenen Reaktionen der Erwachsenen darauf ebenso und auch auf gewisse Weise hilflos. Allerdings hat man dann das Gefühl, der Autor will zu viel: nämlich die Gefühle des Jungen irgendwie visualisieren, indem er einen Wolf drausmacht. Und das klappt meiner Meinung nach eher so semigut. Oder gar nicht. Ich bin offiziell erwachsen und ich kratze mich am Kopf und frage mich, was mir der Autor mit seinem Wolf eigentlich sagen möchte. Es hilft auch absolut gar nicht, dass er am Ende der Geschichte eine wirre Erklärung für seine Intentionen abgibt. Rein subjektiv weiß ich, dass ich in dem Alter damit gar nichts hätte anfangen können, zumal es auch kein Ende, keinen Erklärungsversuch, keinen Lösungsansatz gibt. Ich finde das unbefriedigend - was sollen dann betroffene Jugendliche damit anfangen oder gar davon halten? Schade eigentlich. Ohne den Wolf hätte "Wolf" eine echt coole Kindergeschichte werden können.

Bewertung vom 11.06.2023
SOL. Das Spiel der Zehn
Thomas, Aiden

SOL. Das Spiel der Zehn


ausgezeichnet

Vor langer Zeit hat sich die Gottheit Sol geopfert, um die bösen Obsidians zu besiegen und zu verbannen. Seitdem müssen alle zehn Jahre zehn junge Halbgötter in fünf Prüfungen gegeneinander antreten. Der Verlierer wird das nächste Sonnenopfer, der Gewinner trägt das Licht der Sonne. Überraschenderweise wird Teo als einer der Zehn ausgewählt, obwohl er ein Jade-Halbgott, kein Gold-Halbgott ist und nie auf der Akademie für die Kämpfe trainiert wurde. Zum Glück gibt es noch die Gold-Erwählte Niya, seine beste Freundin, und den ebenfalls Jade-Halbgott Xio, wie Teo ein totaler Außenseiter. Sie beschließen zusammenzuhalten und den arroganten Golds zu zeigen, dass sie keine Opferlämmer sind ...

Ich schicke gleich eine Warnung vorweg, für all die Ewiggestrigen, die Diversität für eine eingehende Trockenblume halten und auf zwei Geschlechtern beharren: Ihr werdet hier nicht glücklich. Sucht euch was anderes zu lesen, es wird gegendert und offen mit allen möglichen Sexualitäten umgegangen. Wer sich darauf jedoch einlassen kann, erhält eine spannende Geschichte über Freundschaft, Ethik, Moral, Zusammenhalt, das Hinterfragen von Althergebrachten und die Fähigkeit, über sich hinauszuwachsen: nicht um der eigenen Person willen, sondern wegen des Wohls anderer. Mir hat es sehr gut gefallen und ich hoffe, der/die Nachfolger der Reihe kommen bald.

Bewertung vom 06.06.2023
Die Verräterin / The Darkest Gold Bd.2
Kennedy, Raven

Die Verräterin / The Darkest Gold Bd.2


gut

Auren scheint es vom Regen in die Traufe verschlagen zu haben. Obwohl sie jetzt nicht mehr die Gefangene der Schneepiraten ist, befindet sie sich mitten in dem feindlichen Heer der 4. Armee, die direkt auf das Königreich zumarschiert, in dem sich ihr geliebter Midas aufhält. Sie will ihn warnen, weiß aber nicht wie. Und die Soldaten des Feindes einschließlich ihres gefürchteten Anführers, Kommandant Riss, behandeln sie mit Respekt und ohne Zwang. Während sie durch Schnee und Eis marschieren, lernt Auren einiges über sich selbst und fängt an, ihr bisheriges Leben in Frage zu stellen. Doch Midas hat sie immer beschützt - oder nicht?

Dieser Teil hätte tatsächlich besser werden können - und nach dem ersten schlechten Einstieg war er das auf gewisse Weise auch. Schließlich hat die Autorin weitestgehend auf frauenverachtende Szenen verzichtet. Allerdings ist so ein Roadtrip samt Erkenntnisfindung wirklich nicht besonders spannend, zumal das eingetroffen ist, das ich bereits seit dem Märchen in Band 1 vermutet habe. Es war also ziemlich langweilig, auch weil Auren immer ewig braucht, um etwas zu begreifen, und wie es aussieht, fängt es also ab Buch 3 erst so richtig mit der Geschichte an. Wir haben hier also 900 Seiten Prolog bekommen, damit vielleicht mal eine halbwegs lesbare Story rauskommt. Gut geeignet für Leute mit langem Atem und solchen, denen Langatmigkeit und Vorhersehbarkeit nichts ausmacht. 2.5/5 Punkten.

Bewertung vom 04.06.2023
Die Gefangene / The Darkest Gold Bd.1
Kennedy, Raven

Die Gefangene / The Darkest Gold Bd.1


weniger gut

Auren wurde vor zehn Jahren von dem legendären König Midas gerettet und lebt seitdem in einem goldenen Käfig in einem ebenso goldenen Palast. Ihr Geschirr ist aus Gold, ihre Bettwäsche ist golden, selbst sie besteht aus Gold. Sie ist die Favoritin des Königs, sein beliebtester Sattel. Falls sich jemand fragt, was ein Sattel ist: Ja, das ist die Umschreibung für die Frauen, die von Midas und seinem Hofstaat "geritten" werden. Ums "Reiten", wer wann wie lange und warum die Sättel von Midas reiten darf, dreht sich ein Großteil der ersten 200 Seiten. Dann kommt es zu einem Krieg und Auren sowie die anderen Frauen werden durch Schnee und Eis zu einem anderen Königreich beordert. Als sie von Schneepiraten überfallen werden, ist Auren wieder eine Gefangene, aber diesmal keine Favoritin.

Ich bin nicht zartbesaitet, aber wenn es heißt, ich erhalte eine Tiktok-Fantasy-Sensation, dann erwarte ich auch Fantasy und keinen Softporno bzw später Rapefantasy. Es existiert absolut kein vernünftiger Weltenbau. So, hier, nimm: Welt besteht aus sechs Königreichen, in dem von Midas schneit es immer und er macht alles zu Gold. Mega! Mehr braucht es also nicht - stopp: doch. Die ständige Andeutung von S*x. Schließlich sells it. Hier verkauft es sich auf eine abartige, frauenfeindliche und vulgäre Art und Weise. Als feuchter Traum perverser Träumer. Der fehlende Weltenbau scheint auf mangelnder Planung der Geschichte zu beruhen. Es wirkte wie eine Wattpad-Geschichte, bei der alle paar Tage mal ein neues Kapitel eingestellt wurde und zum Schluss gab es mal so was wie ein Märchen zum Hintergrund der Welt. Mit diesem Märchen wurde dann meiner Meinung nach der Rest der nächsten Bücher gespoilert, weil da schon klar wurde, was mit Auren und dem neuen mysteriösen Typen, der auftauchte, los ist. Mein Fantasy-Jahr geht immer mehr den Bach runter. 1.5/5 Punkten.

Bewertung vom 03.06.2023
Wenn Magie erwacht / Twisted Fate Bd.1
Iosivoni, Bianca

Wenn Magie erwacht / Twisted Fate Bd.1


weniger gut

Faith hat ein Stipendium für ein Studium ergattert und beginnt es auf demselben Campus wie ihr älterer Bruder Levi. Sie sind schon ihr ganzes Leben lang auf der Flucht vor Dämonen, doch jetzt hofft sie, zur Ruhe zu kommen. Faith hat eine Gabe: Sie kann sich und ihren Bruder heilen und das Studium soll ihr helfen herauszufinden, woher diese Gabe kommt. Levi beherrscht Telekinese. Nach einem Dämonenangriff trifft Faith auf einen Kindheitsfreund, in den sie vor drei Jahren total verliebt war. Nate hat sich verändert, ist megahot und düster und kann kämpfen und gehört zu einer Gruppe von Dämonenjägern, zu denen auch Faith und Levi erbtechnisch gehören. Doch diese Gruppe jagt nicht nur Dämonen, sondern auch Menschen mit besonderen Fähigkeiten, deshalb wird es immer gefährlicher, sich ausgerechnet von dieser Gruppe ausbilden zu lassen ...

Ich weiß gar nicht, wo ich hier anfangen soll. Was Positives? Ich mochte die Stadtbeschreibungen. Hatte immer das Gefühl, ein bisschen durch Oxford zu spazieren, auch wenn die Uni in Dundee, Schottland liegt. Damit endet jedoch alles, was ich als gut empfand. Mir ging hier ehrlich gesagt die Logik schon auf den ersten Seiten so baden, dass diese furchtbare Dreiecksbeziehung, die unbedingt dabei sein musste, schon fast nebensächlich wurde. Stellt euch vor, es gibt Dämonen und Leute, die darüber Bescheid wissen, und die behalten dieses Wissen für sich. Klingt das nachvollziehbar? Nein. Ist es auch nicht. Weil mir niemand erzählen kann, dass die paar Möchtegernhunter die ganze Menschheit beschützen können. Aber gut. Sei es drum.

Diese Hunter jagen nicht nur Dämonen, sondern versuchen auch alles zu töten, das ihnen nicht in den Kram passt. Hexen, Leute mit Magiebegabung, alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Aber Nate, der hotte Hunter, ist trotzdem der feuchte Traum der Protagonistin. Die soll eigentlich eine toughe Person sein, aber ihre Gedanken drehten sich eigentlich nur um Jungs. Wenn Nate da war, wurde sie zu einer Pfütze des Begehrens, wenn sie auf ihren Barkeeperkollegen Jax traf, wurde er das Objekt ihrer grenzenlosen Begierde. Wenn beide Jungs gleichzeitig da waren, versuchte Nate, Jax umzubringen. Egal. Kommt in den besten Familien vor.

Anstatt darüber sauer zu sein, überlegt Faith, dass sie sich bei Nate für den Stress entschuldigen muss. Aber auch gut. Sei es drum. Die Frau ist so blöd wie ein Knäckebrot. Jemand sagt: Hey, wir haben einen Verräter unter uns. Und Faith sofort: Hey, XY, du bist das, weil ... Erdbeerkuchen! Und XY versucht nicht mal, sich zu verteidigen, XY sagt: Okay, wenn ihr so doof seid, spiele ich nicht mehr mit euch mit. Ich gehe. Tschüs und danke für den Fisch!

Aber das Ende bzw die "Enthüllungen" haben mich echt gekillt. Die Logik ... ist einfach nicht vorhanden. Warum 10 Jahre warten, um sich die Fähigkeiten anzueignen? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn?! Wer bitte winkt so was durchs Lektorat? Nee, ging gar nicht. Der zweite Teil oder wie viele auch immer nach dieser Story kommen, interessiert mich null. 1.5/5 Punkten.

Bewertung vom 27.05.2023
Für jede Liebe ein Problem
Kelly, Anita

Für jede Liebe ein Problem


sehr gut

Dahlia ist geschieden, pleite und planlos, was sie in ihrem Leben noch erreichen könnte. Das Einzige, was sie wirklich gut kann und gern macht, ist kochen. Da kommt es gerade recht, dass sie sich für die Show "Chef's Special" qualifiziert. Vor laufender Kamera kämpft ein Dutzend Leute um den Titel und 100.000 Dollar. London ist die erste non-binäre Person der Show und sollte sich eigentlich nur aufs Kochen und nicht die süße Köchin vor sich konzentrieren. Doch dey und Dahlia kommen sich näher und müssen sich mit dem üblichen Missverständnis und Hass der typischen Empörten herumärgern, die weder Geschlechtsidentitäten noch queere Liebe akzeptieren wollen.

Eine interessante Lektüre! Ich habe weder groß Ahnung von Fernsehshows noch bin ich überragend im Kochen, aber hier wurde leicht und locker darüber geplaudert und ohne in die Tiefe zu gehen, der Stress dargestellt, der durch die Ausscheidungsrunden entsteht. Natürlich geht es auch in diesen Shows nicht wirklich (nur) um das beste Essen/Rezept, sondern vor allem um die Interaktion der Kandidaten und den damit verbundenen Einschaltquoten. Mir hat sehr gut gefallen, dass für London konsequent die Pronomen dey, demm, deren verwendet wurden. Wer nicht gerade total vernagelt ist und sich einfach mal ohne Vorurteile drauf einlässt, kommt damit sehr schnell zurecht. Echte Karens oder Janas aus Kassel werden natürlich den Untergang des Abendlandes verkünden. Ich hatte jedoch meinen Spaß mit dem Buch, und empfehle es für offene Menschen weiter.

Bewertung vom 19.05.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


gut

Takako hat eigentlich alles, was sie sich wünscht: einen guten Job, eine gute Wohnung in Tokyo, einen guten Freund. Nur dass dieser ihr eines Tages eröffnet, dass er heiraten werde, allerdings eine andere. Vor lauter Kummer kündigt sie und als sich ein Onkel bei ihr meldet, den sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat, und sie bittet, ihn in seiner Buchhandlung zu unterstützen, zieht sie zu ihm. Aus Tagen in der Buchhandlung Morisaki werden Wochen, dann Monate. Takako schläft, isst, liest und benimmt sich unmöglich. Doch irgendwann kriegt sie sich mit Hilfe ihres Onkels wieder auf die Reihe. Und dann hilft sie ihrem Onkel bei einer gescheiterten Beziehung.

Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Aber so wie der Titel des Buches klingt, so ist das Buch auch. So spannend wie ein auftauender Kühlschrank. Takako ist zwar fünfundzwanzig, aber sie wirkt einfach alt. Sie schläft die ganze Zeit, ist ständig schnippig und behandelt den einzigen Menschen, der nett zu ihr ist, wie einen Fußabtreter. Und es passiert einfach nichts. Man ist schon geradezu dankbar, dass das Büchlein nur 180 Seiten hat. Und auf allen plätschert die Geschichte entlang wie ein Einkaufszettel, den man gelangweilt abhakt. Ich denke, ich gebe es jetzt auf mit der japanischen Literatur. Wenn ich mich langweilen möchte, kann ich auch einer Waschmaschine beim Waschen zusehen. 2.5/5 Punkten.

Bewertung vom 16.05.2023
Wolfskinder (eBook, ePUB)
Buck, Vera

Wolfskinder (eBook, ePUB)


weniger gut

Hoch oben in den Bergen, weitab von anderen Städten und Dörfern, ja, von der Zivilisation, lebt die Alttäufergemeinde von Jakobsleiter. Das Leben ist hart und karg, kein Strom, kein fließend Wasser, und die Kinder müssen täglich stundenlang den Berg rauf- und runtersteigen, um in die Schule im nächsten Dorf zu gelangen. Den Kindern wird eingeschärft, über nichts zu reden und nur zu schweigen. Doch Jesse kann das Schweigen bald nicht mehr ertragen: seine Freundin Rebecca ist verschwunden. Und in dieser Region sind schon Dutzende Mädchen und junge Frauen verschwunden, wie Smilla, die Volontärin eines Fernsehsenders der nächsten Stadt weiß. Vor zehn Jahren war sie in der Gegend mit ihrer besten Freundin campen, die damals verschwand. Genauso spurlos wie die neue Lehrerin des Dorfes. Was passiert hier? Und weiß Edith, das kleine, wilde Mädchen aus Jakobsleiter, mehr?

Das ist ein Hörbuch, das durch die verschiedenen SprecherInnen der verschiedenen Perspektiven schon fast den Anstrich eines Hörspiels bekommt. Und hier muss ich wirklich loben: Wie perfekt diese SprecherInnen ausgewählt wurden, ist einfach mega! Ob es Jesse war, dem man den 17jährigen, verzweifelten Jungen total abgenommen hat oder dieses kleine, clevere, aber völlig ungebildete Mädchen Edith: Ich konnte sie geradezu vor mir sehen. Leider endete meine Begeisterung nach dem ersten Drittel des Buches und mit den Stimmen. Denn nachdem man erfahren hat, was in Jakobsleiter und Umgebung los war, zog und zog sich die Geschichte wie ein Kaugummi. Und als man sich dem Ende näherte, wurde es immer absurder. Davon abgesehen, dass der Täter schon so zeitig feststand, dass nicht mal da Spannung aufkommen konnte, wurden Situationen an den Haaren herbeigezogen, dass meine eigenen vor Unglauben ergrauten. Besonders genervt haben mich die durchweg dummen Entscheidungen und Gedanken beinahe aller Frauen und Mädchen in diesem Buch, die in keinem Verhältnis zur Realität standen.

Dann all die Ungereimtheiten. Jemand, der mit einer Kette und Seilwinde in hohem Tempo durch einen Felsen gezerrt wird und nur ein paar Schrammen und blaue Flecken hat. Jemand, der einen Schuss in den Oberschenkel bekommt, aber nicht nur noch lustige Gespräche führen kann, sondern auch gefühlt 50 Meter eine Leiter in einer Klamm hochkraxelt. Und wenig später irgendwo ankommt, wo seine Verletzung als "sein Bein stand ein wenig seltsam ab" festgestellt wird. Wurde da vergessen, dass er eine Schusswunde, kein gebrochenes Bein hatte? Davon abgesehen, dass meiner Meinung nach jeder, der nicht rechtzeitig behandelt wird, ziemlich schnell verblutet, weil im Oberschenkel eine fette Arterie fröhlich pulsiert. Nicht zu vergessen ein Wolf, der angeschossen, angefahren, ins Tierheim geschafft, durch Naturschützer wieder freigelassen (hahaha!) wird, nicht nach Hause bzw. in irgendeinen Wald läuft, sondern fröhlich in ein Dorf, um einem Mädchen das Leben zu retten? Ja, klar. Funktioniert vielleicht bei Karl May. Muss ich aber nicht in einer "Thriller-Sensation" (sic!) haben. Die Geschichte war alles Mögliche, aber weder ein Thriller noch eine Sensation. Schade. Hätte Potenzial gehabt.

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Bewertung vom 01.05.2023
Fünf Winter
Kestrel, James

Fünf Winter


gut

Winter 1941, Honolulu. Ein grausamer Doppelmord beschäftigt Detective Joe McGrady vom HPD. Der Neffe eines hochrangigen Generals und dessen Freundin, ein junges, japanisches Mädchen, wurden furchtbar gefoltert und umgebracht. Die Spur des Mörders führt McGrady bis nach Hongkong - genau zu der Zeit, als dort die Japaner einfallen. Er wird nach Japan verschleppt und in ein Strafgefangenenlager gesteckt, wo ihm als mutmaßlichen amerikanischen Spion der Tod droht. Der Diplomat Takahashi Kansei und dessen Tochter retten und verstecken ihn bis Kriegsende. Dank Takahashi kehrt Joe mit neuen Erkenntnissen nach Honolulu zurück und macht erneut Jagd auf den Mörder; dieses Mal als Privatdetektiv.

Das (Hör)Buch fängt mega atmosphärisch an und wird durch die Stimme des Sprechers auch bis zum Schluss getragen. Solange die Ermittlungen in Honolulu laufen, sind sie richtig spannend. Die Zeit wird gut eingefangen und als Hörende weiß man ja auch, dass bald Pearl Harbor fällig ist und steht daher permanent unter Spannung. Auch als es McGrady nach Hongkong verschlägt und er dort gefangenen genommen wird, ist es noch spannend. Doch die gesamte Versteckzeit in Japan ist einfach zu langatmig, zumal es da natürlich mit dem Fall selbst nicht weitergeht. Außerdem hätte ich auf die Liebesgeschichte sehr gern verzichten können, zumal die mir auch das gesamte Ende versaut hat, welches für meine Begriffe so was von unnötig war. Als es dann endlich wieder auf die Spur des Mörders ging, wurde es kurzzeitig wieder spannend, der Showdown jedoch zu einfach und leicht abgehandelt und unwahrscheinlich. Alles in allem hätte eine Straffung dem Buch durchaus gutgetan, denn so konnte sich der Autor nicht richtig entscheiden, ob er lieber einen historischen Krimi oder ein historisches Drama schreiben möchte: beide Genres konnten durch das Vermischen nur verlieren.