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Frechdachs

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Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 03.11.2022
Ihr wisst nicht, was Krieg ist
Skalietska, Yeva

Ihr wisst nicht, was Krieg ist


ausgezeichnet

Wenn ein sinnloser, barbarischer und menschenverachtender Angriffskrieg einfach so die eigene Kindheit zerstört

"24. Februar – ich werde mich mein Leben lang an diesen Tag erinnern! An meinen letzten Tag zu Hause. Den Tag, an dem der Krieg begann."

"Ich bin ein Kind aus der Ukraine, mein Name ist Alena, ich bin zwölf Jahre alt und alles, was ich will, ist Frieden und wieder zu Hause sein!"

So äußern sich am Ende des Buches Kostja und Alena, zwei Freunde von Yeva über ihr ganz persönliches Seelenleben während dieses barbarischen russischen Angirffskrieges, der den Zivilisten und den Schwächsten der Gesellschaft nur unendliches Leid und Tod bringt.

Die 12-jährige Ukrainerin Yeva Skalietska legt uns in ihrem Buch "Ihr wisst nicht, was Krieg ist - Tagebuch eines jungen Mädchens aus der Ukraine" ihre Gedanken, Ängste aber auch Hoffnungen seit Kriegsbeginn in der Ukraine offen.

Mir fällt es sehr schwer hier für dieses Buch die wahrscheinlich richtigen Worte zu finden.

Bei mir persönlich stellte sich sehr schnell Gänsehaut beim Lesen ein.

Wir werden aktuell zwar tagtäglich alleine durch die Nachrichtenberichterstattung in den Printmedien und im TV geradezu mit Eindrücken zum barbarischen Ukrainekrieg überschüttet, aber irgendwie, so habe ich zumindest das Gefühl, hat man sich an diese professionelle Kriegsberichterstattung bereits zu sehr gewöhnt oder vielleicht ist man auch einfach mit der ganzen Situation auch einfach nach wie vor überfordert und der Kopf macht dann sehr schnell dicht.

Das Zeitzeugendokument der noch sehr jungen Autorin wirkt dahingehend ganz anders auf mich. Hier wird aus Kinderaugen und -mund berichtet und das Erlebte für all unsere Nachkommen dann hoffentlich konserviert.

Es schildert sehr eindrücklich, wie der Krieg urplötzlich dann doch über die Ukraine und ihre Einwohner hereinbricht.

Einige der folgenden Buchzitate geben kurze Einblicke darauf.

"Bis in die frühen Morgenstunden des 24. Februar 2022 ist mein Leben normal."

"Wir klammern uns an die Hoffnung, dass der Albtraum irgendwann vorbei ist."

"Ich kann mich nicht mehr an meine alten Träume und Ziele erinnern oder an all die Dinge, die mir mal wichtig waren."

"Jede Minute, jede Sekunde festhalten. Es könnte die letzte sein."

"Ich träume davon, eines Tages wieder ein Zuhause zu haben."

"Vor dem Krieg hatte ich meine kleinen Sorgen, aber jetzt weiß ich, wie glücklich ich war."

"Ich hoffe, alles wird irgendwie gut – aber das kann nur ein Wunder Gottes machen."

Durch die sehr eindrücklichen und häufig sehr emotionalen Schilderungen von Yeva Skalietska wird man, ob man will oder nicht, in ihr persönliches Seelenleben hineingezogen.

Was macht es mit friedfertigen Zivilisten, wenn über Nacht der russische Aggressor einen brutalen menschenverachtenden Angriffskrieg über den Zaun bricht und nichts als Leid über das eigene Land bringt?

Man bekommt beim Lesen eine Idee davon, wie schwer es ist abzuwägen, ob man sein angestammtes Zuhause fluchtartig verlässt und damit alles Gewohnte zurücklässt oder ob man sich weiter diesem Terror und der akuten Gefahr von Bombardements und Luftangriffen aussetzt.

Yeva Skalietska gibt dem kriegerischen und meschenverachtenden Verbrechen von Wladimir Putin ein Gesicht und verleiht der ukrainischen Zivilbevölkerung durch ihr persönliches Kriegs-Tagebuch eine starke Stimme.

Die unterschiedlichen Emotionen und Gefühlswelten, die durch die Tagebuchaufzeichnungen transportiert werden, vermag kein kurzer TV-Bericht einzufangen.

"Wer einen Krieg überlebt, wird nie wieder sein wie früher. Man kann wieder lernen, sich zu freuen und das Leben zu genießen, aber anders – immer mit dem Gedanken: »Heute ist ein Tag ohne Krieg.«"

Bereits jetzt ist dieses Buch für mich ein Zeugnis unserer Geschichte und darf NIEMALS in Vergessenheit geraten, damit es uns als Mahnmal dient und uns allen hoffentlich in naher Zukunft solche schrecklichen Ereignisse erspart bleiben mögen.

PS: Wenn der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Friedrich Merz über den "Sozialtourismus" schwadroniert, dann empfehle ich ihm von ganzem Herzen, zuvor dieses sehr persönliche Kriegstagebuch zu lesen und hoffe, dass er seine populistischen Äußerungen zukünftig besser überdenkt.

Bewertung vom 01.11.2022
Ihr könnt doch noch nicht satt sein!
Bergmann, Renate

Ihr könnt doch noch nicht satt sein!


ausgezeichnet

Futtern wie bei Großmuttern - Oma Renate tischt leckere Gerichte aus Kindheitstagen auf

Die Oma Renate Bergmann war mir vor diesem Buch noch überhaupt kein Begriff. Nun bin ich großer Fan ihr.
Im aktuellen Buch "Ihr könnt doch noch nicht satt sein!" präsentiert die Online-Oma Renate (aka Torsten Rohde) leckere Gerichte aus Omas gutbürgerlicher Küche.
Da wurden bei mir dann mehr als Kindheitserinnerungen wach.
Zurück in die Vergangenheit katapultierten mich dann Gerichteklassiker wie beispielsweise Eier in Senfsoße, Spinat mit Spiegelei, Toast Hawaii, Linsensuppe, Erbsensuppe, Grießbrei, Dampfnudeln, Milchreis, Kohlrouladen, Hühnerfrikassee oder andere lukullische Spezialitäten, die vielleicht bereits längst in den Hintergrund geraten sind.
Insgesamt hält das "Oma-Kochbuch" ein buntes Potpourri an schmackhaften Gerichten bereit. Für jede Tageszeit und jeden Anlass hält das Werk einige passende Rezepte parat.
Da bleibt kein Magen leer - ein kleiner Nachschlag ist sicherlich auch jeweilig drin.
Die persönliche Note der Oma Renate hält über ihre handschriftlichen Anmerkungen Einzug ins Buch. Darüber musste ich persönlich dann mehrmals schmunzeln.
Oma Renate ist natürlich auch gesprächig und so hält sie den ein oder anderen Tipp oder Trick auch parat, um die Gerichte dann nochmals zu verfeinern.
Alles in allem eine tolle kulinarische Zeitreise zurück zu Omas Zeiten, als Gerichte noch nicht hip sein mussten sondern einfach nur lecker schmeckten.

Bewertung vom 25.10.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Auf den Spuren des indigenen Naturvolks der Samen im hohen Norden Europas
Die Autorin Ann-Helén Laestadius nimmt uns in ihrem Buch "Das Leuchten der Rentiere" mit in den hohen Norden Europas zum letzten indigenen Stamm der Samen.
Die schwedische Journalistin und Autorin Laestadius ist selbst gebürtige Sámi und entstammt einer Rentierhalterfamilie. Diese sehr enge Verbindung mit der samischen Kultur und deren Traditionen merkt man dem Werk dann Seite für Seite an.
Das Cover gibt vielleicht einen kleinen (verzerrten) Vorgeschmack auf den eigentlichen Inhalt des Buches.
Für mich ist es sehr magisch gehalten.
Die rastende Rentierherde in der Weite der Winterlandschaft und eine magische Lichtstimmung mit Polarlichtern am Himmel.
Zur Story selbst möchte ich gar nichts spoilern sondern verweise hier auf den Klappentext des Buches.
Wer sich auf das Buch einlässt, wird unumwunden in die Story rund um die junge und kleine Sámi Elsa hineinkatapultiert.
Ich wurde sehr schnell mit den Handelnden und dem Plot selbst warm.
Wer jetzt vielleicht aufgrund des freundlich wirkenden Covers denkt, es wäre ausschließlich ein Wohlfühlroman, der täuscht sich jedoch gewaltig.
Schlussendlich wird im Roman das harte und karge Leben des indigenen Stammes der Samen beschrieben und mit einer dramatischen Story verknüpft.
Ich selbst hatte viel zu romantische Vorstellungen vom Leben hoch oben im Norden. Das Buch öffnete mir dann sehr gut die Augen über die Lebensweise, die Kultur, die Traditionen und auch die Bräuche des samischen Stammes.
Das Buch wirkt vor allem durch seine tiefgängige dramatische Erzählweise und der authentischen Schilderung der vielschichtigen Probleme, mit denen sich die Samen dann in ihrem normalen Alltag konfrontiert sehen (z.B. Tötung von Rentieren, der offene Hass gegen die Samen, Selbsttötungen etc.).
Mit ihrem Buch macht Laestadius das letzte indigene Volk im hohen Norden dann für alle Interessierten sichtbar. Sie thematisiert das harte Leben und die Konflikte zwischen den Samen und der anderen schwedischen Bevölkerung in authentischer Art und Weise.
Für mich enthält das Buch ein sehr starkes Plädoyer für mehr Toleranz untereinander und gleichzeitig verleiht es dem indigenen Volk der Samen eine starke Stimme, die endlich gehört werden möchte.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2022
Der Junge im Fluss
Kolee, Nestor T.

Der Junge im Fluss


ausgezeichnet

Wieviel Ben steckt in Dir? - "Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung" (Heraklit)

Mit seinem zweiten Werk "Der Junge im Fluss - Über die Suche nach dem eigenen Ich" legt Nestor T. Kolee abermals ein sehr tiefgründiges Werk vor, das zum Nachdenken und Philosophieren über das eigene Leben und die eigenen Sichtweisen anregt.

Der ganz besondere fast schon philosophische Schreibstil hatte mich, wie bereits beim Vorgängerbuch "Der Junge, der auf einem Esel ritt", gleich wieder sofort in den Bann gezogen. Der Leseflow kam bei mir super schnell auf.

Magisch, fast mystisch mäandert die Geschichte rund um Bens Schicksal wie ein Fluss so dahin - ganz nach dem altbekannten Sprichwort "Panta rhei - Alles fließt!". Eingangs des Buches erschlossen sich mir zwar noch nicht sofort alle Details, aber die einzelnen Fäden versponnen sich dann ziemlich schnell und auch nachhaltig zu einem starken Tau zusammen.

Die Metapher rund um den Fluss ist wirklich gut gelungen. Das Wasser fließt, komme was wolle. Wer wollte nicht einige Dinge korrigieren vielleicht auch bewahren, die unwiederbringbar geschehen sind.

Insgesamt lief das Buch bei mir während dem Lesen quasi wie ein Film im Kopf ab.

Wie bereits das letzte Buch öffnete auch dieses mir sehr gut die Augen und lässt mich einige eigene Verhaltensweisen reflektieren und hoffentlich zukünftig besser meistern.

"Der Junge im Fluss" ist aus meiner persönlichen Sichtweise noch sehr viel tiefgründiger geschrieben als das vorherige Werk.

Ich denke, ich werde das Buch nach kurzer Zeit noch ein weiteres Mal lesen, denn auf den "ersten Rutsch" habe ich vielleicht doch hier und da manche Eindrücke dann nicht komplett mitgenommen.

Mich lässt das Finale im Buch noch nachdenklicher zurück als ich eigentlich bereits eingangs des Buches vermutete.

Für mich birgt die Story dann so viele Facetten in sich, über die es sich nachzudenken lohnt (z.B. der große Kreislauf des Lebens, die eigene Vergänglichkeit, Umgang mit Verlust und Trauer etc.).

"Der Junge im Fluss" macht Mut aber auch Hoffnung, gibt einem Geborgenheit und enthält ein starkes Plädoyer nur in diesem jetzigen einzigartigen Augenblick zu leben.

Ein echter Kolee eben!

Bewertung vom 17.10.2022
Rosa kocht vegan
Roderigo, Rosa

Rosa kocht vegan


sehr gut

Leckere Rezeptideen für den lukullischen veganen Kochgenuss

Das hippe Kochbuch "Rosa kocht vegan" von Rosa Roderigo hat mir als "Allesfresser" persönlich ganz gut gefallen.

Einfach mal über den eigenen Tellerrand und Kochtopf rausblicken und auch abseits der fleischlichen Genüsse dann leckere Rezeptideen finden.

Das Vorgeplänkel mit der ganzen Selbstdarstellung der Autorin hätte ich persönlich jetzt nicht unbedingt gebraucht.

Der Rezeptteil konnte mich dann mehr begeistern und hielt in den verschiedenen Bereichen dann allerhand brauchbare Ideen bereit, die nachgekocht werden möchten.

Die Rezepte selbst sind, wie in Kochbüchern üblich, gut strukturiert aufgeteilt. Neben den eigentlichen Zutaten werden auch die Zubereitungszeit und die einzelnen Zubereitungsschritte genannt. Die Kalorienangabe darf natürlich auch nicht fehlen.

Alles in allem ein tolles veganes Kochbuch, das mehr Vielfalt in meine Küche zaubern wird.

Bewertung vom 13.10.2022
Weber's Wintergrillbibel
Weyer, Manuel

Weber's Wintergrillbibel


ausgezeichnet

Das neue winterliche Evangelium für alle Grilljünger - Eine Offenbarung vor dem Herrn?

Manuel Weyer gelingt mit seinem Schwergewicht "Weber's Wintergrillbibel" ein richtig tolles Buch zum Thema winterliches BBQ.

Die Begriffe Grillsaison bzw. abgrillen habe ich persönlich bis dato eigentlich noch nie so richtig verstanden. Die Grillsaison geht bei uns 365 bzw. in den besonderen Jahren 366 Tage lang. Egal ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee wird bei uns zuhause gegrillt.

Das Buch ist ein schönes Plädoyer dafür, die Grillsaison auch in den Winter zu verlängern bzw. ganzjährig zu grillen und leckere lukullische winterlich angehauchte Gerichte auf dem Rost zu zaubern.

Das ganze Vorgeplänkel wie beispielsweise mit den unterschiedlichen Grilltechniken oder Reinigung und Pflege des Grills hätte ich persönlich nicht gebraucht. Aber für Grillnoobs sind dies dann doch elementare Hinweise, die es beim Grillen zu berücksichtigen gilt.

Das Buch ist meiner persönlichen Meinung nach sowohl für Anfänger wie auch ambitionierte Griller geeignet, wenn auch die ein oder andere Rezeptidee vielleicht schon ziemlich herausfordernd ist. Selbstredend ist natürlich auch, dass man als Anfänger nicht sofort mit der Festtagsgans seine BBQ-Karriere startet.

Für mich fängt das Buch dann so richtig mit den unterschiedlichen Gewürzmischungen, den Saucen, Dips und Chutneys an.

Mit über 200 Rezeptideen bleibt kein Magen hungrig vor dem lodernden Grill sitzen.

Die Rezepte selbst werden sehr übersichtlich, wie in Kochbüchern üblich, präsentiert. Neben den eigentlichen Zutaten wird auch kurz auf die jeweilige Grilltechnik/-methode verwiesen, die Zubereitungszeit (inkl. der Vorbereitungszeit) thematisiert und auch auf notwendiges Zubehör verwiesen. Hier wird wirklich jede Grillseele abgeholt und mittels der Schritt-für-Schritt-Anleitung via Bild und Text kann eigentlich die Zubereitung des lukullischen Mahles dann normal nicht schief gehen, allerhöchstens man schläft vor dem Grill dann ein und zaubert "Restaromen" (besser bekannt als Holzkohlen).

Die eigentlichen Rezeptideen gliedern sich wie folgt auf:

- Holiday`s-Special Grill & BBQ
- Grilled Salad Special
- Soups & Stews
- Rind, Kalb & Schwein
- Lamm & Wild
- Geflügel
- Fisch & Meeresfrüchte
- Gemüse & Sides
- Flame, Grill, Smoke
- Bake & Cake

Wer also mal etwas festlicher Grillen möchte oder einfach für das Wintergrillen neue Impulse und Ideen sucht wird in diesem grandiosen Werk auf alle Fälle fündig werden.

Die über 200 Einzelrezepte machen es dem BBQ-Jünger dann ehrlich gesagt nicht ganz einfach, welchen lukullischen Genuss man als nächstes dann ausprobieren soll.

Bewertung vom 01.10.2022
Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1
Leonard, Susanna

Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1


ausgezeichnet

Auf den Spuren der sanften Riesen in den Virungabergen

Nyiramachabelli - Auf den Spuren der Forscherin Dian Fossey, der Frau, die allein im Wald lebte

Der Autorin Susanna Leonard gelingt mit ihrer Romanbiografie "Dian Fossey - Die Forscherin - Sie rettete bedrohte Tiere. Und bezahlte einen hohen Preis." ein durchweg gelungenes Werk, das mir persönlich Dian Fossey noch sehr viel näher brachte, als ich bis dato bereits über sie wusste.

Die Trimaten (Jane Goodall, Dian Fossey, und Biruté Galdikas) faszinieren mich bereits seit längerer Zeit und sind für mich persönlich auch ein sehr großes Vorbild in Sachen Umwelt- und Artenschutz. Solche Menschen machen für mich persönlich den Unterschied aus. Mit ihrer Passion und Leidenschaft lassen/liesen sie unsere Welt zu einem etwas besser Ort werden.

Zu Dian selbst wusste ich bereits einige Details. Durch das Buch habe ich jetzt allerdings ein sehr viel runderen Blick auf die Person und das Wirken der Affenforscherin Fossey bekommen. Nach der Lektüre kann man ihre nicht immer ganz charmante Art auch viel besser nachvollziehen.

Gleich der anfängliche Prolog holte mich persönlich vollständig ab. Man geht hier direkt auf Tuchfühlung mit der Protagonistin, als sie wieder nach Afrika zu ihren geliebten Gorillas zurückkehrte.

Ganz besonders beschrieben finde ich jeweilig die Atmosphäre im Regenwald oder Dschungel, wenn Dian sich aufmacht die Berggorillas zu finden, um sie anschließend zu studieren, zu beobachten und mit ihnen zu interagieren.

Das Buch springt zwischen verschiedenen Zeiten hin und her. Der Leser weiß in jedem Kapitel gleich eingangs in welcher Zeit die Episode rund um Dian spielt. Diese ganzen Zeitsprünge muss man aber schon mögen.

Die Romanbiografie führt die interessierten Lesenden durch ausgesuchte Stellen ihres Werdegangs von der frühen Kindheit bis zum tragischen Ende hin.

Man durchlebt mit Dian wichtige Eckpunkte ihres Lebens und nach dem Lesen hatte ich ein sehr viel klareres Bild vom Menschen Dian Fossey. Man mag zu ihren Methoden stehen wie man möchte, man spürt durch das Buch die unheimliche Passion und das Herzblut für ihre eigentliche Familie, den Berggorillas. Sie ordnete, nachdem sie die Forscherinnentätigkeit aufnahm nahezu alles dieser außerordentlichen Passion unter.

Sehr schade fande ich persönlich, dass Dians Schlusspunkt dann in vier einzelne verstreute Episoden im Buch aufgeteilt wurde.

Anlässlich des diesjährigen 90-jährigen Geburtstages von Dian Fossey erscheint diese richtig tolle Romanbiografie, die interessante Details rund um das Wirken und den Menschen dann preisgibt.

Bewertung vom 27.09.2022
Casa Zarrella
Zarrella, Jana Ina;Lafer, Johann

Casa Zarrella


sehr gut

Die Multikulti-Küche der Zarrellas kennen- und lieben lernen

Jana Ina Zarrella präsentiert im Kochbuch "Casa Zarrella - Mit Liebe gekocht für die ganze Familie" gemeinsam mit dem bekannten Fernsehkoch lukullische internationale Genüsse mit Einflüssen aus Deutschland, Brasilien und Italien.

Das recht ausschweifende Vorgeplänkel hätte ich persönlich nicht gebraucht und eher gestrafft dargestellt.

Die ganzen Rezeptideen umfassen dann die unterschiedlichsten Mahlzeiten, vom Frühstück bis zu Feierlichkeiten und den entsprechenden Gerichten dazu.

Überwiegend sind ganz gute Rezeptideen dabei, die mir persönlich gut gefallen und in der heimischen Küche ausprobiert werden.

Beim ein oder anderen Rezeptvorschlag war ich aber auch etwas enttäuscht bzw. die Rezepte waren dann für mich nichts Besonderes.

Die Rezepte selbst sind, wie in Kochbüchern von GRÄFE UND UNZER üblich, aufgeräumt präsentiert mit einem Moodfoto mit dem Gericht selbst sowie den eigentlichen Zutaten, der Zubereitungszeit wie auch den einzelnen -schritten bis zum fertigen Genuss.

Alles in allem ein inspirierendes Kochbuch, das einige nette lukullische Ideen enthält, die ich persönlich nachkochen werde.

Bewertung vom 19.09.2022
Die Welt kippt
Tschischwitz, Heiko von

Die Welt kippt


sehr gut

Wenn das (Welt-)Klima sich wandelt - Nur eine bittersüße Dystopie oder bald vielleicht unser aller Wirklichkeit?!

Der Autor Heiko von Tschischwitz, seineszeichens Gründer des größten deutschen Ökostromanbieters LichtBlick, wirft uns Lesende in seinem Klimathriller "Die Welt kippt" in eine ganz schöne Gemengelage rein.

Das Werk bringt alles mit, was einen richtig guten Thriller ausmacht.

Nachvollziehbare Akteure, ein spannender Plot und einige Wendungen, die für mich dann überraschend waren.

Das Werk spielt in unserer nahen Zukunft. Gleich der Prolog baut viel Spannung auf rund um die Klimaaktivisten beim Bundeskanzleramt in Berlin anno 2024.

Die im Buch geschilderten Szenarien sind leider nicht nur bloße Utopie, sondern wirken für mich persönlich sehr authentisch und dadurch eben weitab von utopischen Spinnereien.

Was wenn wir als Weltgemeinschaft bei der Bekämpfung des Klimawandels dann wirklich so handeln?

Von Tschischwitz vermittelt neben seiner eigentlichen Story dann elementare Daten zur aktuellen Lage rund um den Klimawandel und dessen verheerende Folgen sowie mögliche Szenarien für die Zukunft. Hier und da hatte ich allerdings leider das Gefühl, dass gerade diese Fakten dann einfach willkürlich eingeschoben wurden. Da hätte ich mir persönlich "smoothere" Übergänge von der Geschichte zu den knallharten Fakten gewünscht.

Die im Buch aufkommende Romanze hätte ich persönlich jetzt nicht unbedingt im Plot gebraucht. Dies ist dann aber meine ganz persönliche persönliche Geschmackssache.

Alles in allem erwartet hier die Leseinteressierten ein spannender Plot mit vielen unterschiedlichen Playern, bei denen man sich nie ganz sicher sein kann, wer auf welcher Seite spielt und was sie dann gerade im Schilde führen.

Bewertung vom 19.09.2022
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


sehr gut

Christopher Buehlmans Fantasydebut mit einem Hauptcharakter, der polarisiert

"Der geheimnisvollste Fantasyheld seit Patrick Rothfuss´ Kvothe" titelt der Klett-Cotta-Verlag zu Christopher Buehlmans Fantasydebut "Der schwarzzüngige Dieb".

Dieses lobende Urteil gab für mich persönlich den eigentlichen Ausschlag, mich in dieses komplett neue Fantasysetting zu stürzen.

"Der schwarzzüngige Dieb" ist der erste Band dieser Trilogie.

Der geheimnisvolle Fantasyheld hört auf den Namen Kinsch Na Shannack und ist im gesamten Plot dann der Dreh- und Angelpunkt.

Seine (t)rotzige Art und Weise muss man schon mögen, ansonsten wird es wohl schwierig, die abenteuerliche Reise und Entwicklung des jungen Helden im Buch vom Anfang bis zum Ende hin zu begleiten.

Wer mit seiner frischen, burschikosen manchmal auch vulgären und sarkastischen Art kein Problem hat wird mit Kinsch Na Shannack wohl warm werden und auch seinen ganz eigenen Humor zu schätzen wissen. Kinsch präsentiert sich insgesamt sehr menschlich, vielschichtig, schlagfertig und trägt sein Herz auf der Zunge.

Ich persönlich war zu Beginn etwas zwiegespalten gegenüber dem schwarzzüngigen Dieb, aber habe ihn und seine Art und Weise dann dennoch immer mehr annehmen und den Charakter ins Herz schließen können. Die Persönlichkeit verfügt dann eben über bewusste Ecke und Kanten und ist eben gerade nicht "Everybody's Darling".

Die Fantasywelt, in die uns Christopher Buehlman entführt, ist sehr detailreich und wird ebenso beschrieben.

Manchmal wurde ich von den ganzen Eindrücken und Szenerien auch fast schon erdrückt. Ab und an verliert sich der Autor dann auch mal gerne in Nebenschauplätzen, die sich einem als Leser nicht sofort erschließen wollen. Doch dann trat wiederum Kinsch Na Shannack in Erscheinung und wies mir den weiteren Weg in der abenteuerlichen Fantasywelt.

Das Scharnier der Story ist die Gruppe, die sich nach um nach rund um den schwarzzüngigen Dieb Kinsch dann bildet.

Die vier Abenteurer brechen auf und stellen sich dann auf ihrer nicht ganz ungefährlichen Reise unvorstellbaren Gefahren und auch entsprechenden Gegnern. Egal ob per pedes oder auf einem Walfängerschiff unterwegs, die Spannung bricht eigentlich nie so richtig ab. Auf diesem Weg fühlt sich Kinsch immer wieder durch die Diebesgilde, der er noch einen großen Batzen an Geld schuldet, auf Schritt und Tritt überwacht und verfolgt.

Alles in allem bietet sich hier kurzweilige Fantasyunterhaltung mit echten Charakteren und einem gut gelungenen Fantasysetting.