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Blümchen
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Dresden

Bewertungen

Insgesamt 156 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2022
Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3
Benedict, Marie

Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3


sehr gut

Bis heute ungeklärt – das mysteriöse Verschwinden der Agatha Christie

Ihr Name ist weltweit bekannt, sie ist die erfolgreichste Krimi-Schriftstellerin aller Zeiten: Agatha Christie. Doch nicht nur ihre Bücher waren hochspannend – auch ihr Leben enthielt ein Rätsel, das jedem Kriminalroman zur Ehre gereicht hätte.

Im Dezember 1926 – Agatha war zu diesem Zeitpunkt 36 Jahre alt – verschwand die Autorin spurlos. Ihr Auto wurde kurz nach ihrem Verschwinden verlassen aufgefunden - mit einem Koffer sowie einem Mantel darin, den sie im winterlichen England gut hätte gebrauchen können, wäre sie nach Verlassen ihres Fahrzeugs zu Fuß unterwegs gewesen. Eine groß angelegte Suchaktion der Polizei begann. Erst 11 Tage später konnte Agatha gefunden werden – bei bester Gesundheit. Doch was in diesen 11 Tagen geschehen war und vor allem warum sie plötzlich verschwand – darüber hat sie Zeit ihres Lebens geschwiegen. Und so ranken sich bis heute Gerüchte und Theorien um diese Begebenheit.

Marie Benedict nimmt dieses Ereignis in den Fokus ihres Romans und entwickelt ihre ganz eigene Version der Ereignisse. Erzählt wird zum Einen aus der Sicht ihres Ehemannes zum Zeitpunkt ihres Verschwindens. Zum anderen schiebt die Autorin dazwischen Kapitel, die den privaten Lebensweg von Agatha Christie beschreiben – vom Kennenlernen ihres späteren Ehemanns bis zum Dezember 1926. Diese sind jeweils überschrieben mit „Das Manuskript“ – aber wieso?

Beide Erzählstränge geben den Lesern Rätsel auf. Einiges scheint unlogisch oder unpassend – auch zum Charakter der Frau, die als Autorin in der damaligen Zeit doch eine sehr selbständige Frau gewesen sein müsste…

Die Auflösung all dieser Rätsel präsentiert Marie Benedict in einem fulminanten Finale – und in allerbester Agatha-Christie-Tradition. Ich war nicht nur überrascht, sondern teilweise auch amüsiert darüber, wie plötzlich alle Puzzlestücke zusammenpassten und muss der Autorin meinen tiefempfundenen Respekt aussprechen. Denn das Buch so zu „komponieren“ ist schon außergewöhnlich!

Ich empfand die relativ kurzen Kapitel und den Wechsel in den Erzählperspektiven als sehr hilfreich für die Geschichte, da sie dem Roman Tempo und viel Spannung verleihen. Nur über den damit einhergehenden Wechseln in den Zeitformen (einmal aus Sicht Agatha- Vergangenheitsform, einmal aus Sicht Archie – Gegenwartsform) bin ich irgendwie immer wieder gestolpert. Es ist zwar logisch, die Erzählform so zu gestalten, aber irgendwie bin ich daran immer wieder hängengeblieben, wenn ein neues Kapitel begann.

Fazit:
Ein cleverer Roman um ein mysteriöses Ereignis, das auch nach fast 100 Jahren nicht aufgeklärt ist. Bester Stoff für ein Buch, gut umgesetzt und pfiffig aufgebaut.

Bewertung vom 09.03.2022
Mord auf dem Friedhof / Miss Merkel Bd.2 (1 MP3-CD)
Safier, David

Mord auf dem Friedhof / Miss Merkel Bd.2 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Amüsante Krimiunterhaltung mit „Mutti“

Es ist ruhig geworden um Frau Merkel. Seit sie nicht mehr an vorderster Front der Regierung steht und Corona- und Flüchtlingskrisen managen muss, hört man wenig bis nichts von der ehemals allgegenwärtigen „Mutti“ der Nation.

Wie ihr Ruhestand in einem kleinen brandenburgischen Städtchen aussehen könnte, beschreibt David Safier amüsant und locker-flockig (bis klamaukig) in den „Miss Merkel“-Krimis.

Mittlerweile ist Angela Merkel bereits zum zweiten Mal auf Mörderjagd in der Provinz und diesmal ist es nicht nur der Kriminalfall, der sie nervös macht. Denn im Zuge ihrer Ermittlungen um den rätselhaften Tod des Gärtners auf dem Friedhof kommt sie immer wieder mit dem smarten Bestattungsunternehmer Kurt Kunkel in Kontakt. Kunkel ist ganz anders, als sein schnöder Name vermuten lässt – belesen, sensibel und ein äußerst gut aussehender Mann in den besten Jahren. Und da Angelas Ehemann gerade auf Wandertour in den Pyrenäen weilt, besteht durchaus die Gefahr, dass Angela dem Charme dieses Herrn erliegt. Dabei will sie doch eigentlich nur einen Mörder dingfest machen!

Wie schon im ersten Band hat David Safier auch diesmal wieder einige schräge Ideen auf Lager. Teilweise sehr amüsant, teilweise für meine Begriffe zu klamaukig. Auf Joachim Sauers Leidenschaft für diverse gesangliche Abwandlungen von „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ hätte ich zum Beispiel durchaus verzichten können.

Dennoch ist der Ton des Buches sehr unterhaltsam und amüsant. Wer mit Miss Merkel auf Mörderjagd geht, wird mit Sicherheit seinen Spaß haben. Und in der Hörbuchfassung lässt Nana Spier die Ex-Kanzlerin auch diesmal wieder sprachlich glänzen, ohne sie zu verunglimpfen.

Nur an einer Stelle haben Autor und Verlag kürzlich – absolut nachvollziehbar - die Reißleine gezogen und nachgebessert: Angelas Mops bekommt in künftigen Auflagen der Miss Merkel-Krimis einen anderen Namen. Wie er selbst kürzlich auf Instagram verriet, schämt sich Mops Putin angesichts der aktuellen Lage für seinen Namen und wird sich deshalb umtaufen lassen. Wie er künftig heißen wird, stand beim Schreiben dieser Rezension noch nicht fest. Aber es gibt sicher einige Herren aus Angelas politischer Vergangenheit, die sich bestens als Namensgeber eignen würden

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2022
Querbeet ins Glück
Kirsch, Lisa

Querbeet ins Glück


ausgezeichnet

Viel Grün, viel Gegacker und viel Musical-Flair – eine gelungene Mischung!

Ich kenne Lisa Kirsch als „Mina Gold“ – denn unter diesem Pseudonym schrieb sie ihre historischen Romane „Elbleuchten“ und „Elbstürme“ und eroberte mein Leserherz damit im Sturm. Ob sie mit ihrem zweiten Pseudonym als Autorin zeitgenössischer Liebesromane ebenfalls einen Volltreffer bei mir landen könnte?

Sie konnte! Denn „Querbeet ins Glück“ überrascht nicht nur mit einigen wirklich ausgefallenen Ideen für einen Roman, sondern auch mit einer Protagonistin, die sehr nahbar und authentisch rüberkommt.

Die Musicaldarstellerin Maddie hat ein Engagement in einer Hauptrolle ergattert – dritte Besetzung bei „Tanz der Vampire“ in Berlin. Bei der Wohnungssuche musste sie allerdings Kompromisse machen und landete in einer Quasi-WG mit einer älteren Dame (Gabi), die mit Berliner Schnauze und Riesenhase Opa aufwarten kann. Aber Maddie ist glücklich – ihr Karriere-traum ist zum Greifen nah! Jetzt heißt es: ranklotzen! Die Bühne duldet keine Halbherzigkeiten.

Als sich Gabi verletzt, findet sich Maddie aber unversehens als Vertretung in Gabis Gartenkommune wieder. Zwischen Beeten, Apfelbäumen und Hühnern findet sie allerdings Gefallen an der grünen Oase. Und an Mit-Gärtner Moritz und dessen Sohn Elias, genannt Elvis. Und so wird ihr ohnehin schon stressiges Leben zwischen Probebühne, Hasenkötteln und Gewächshaus noch komplizierter – etwas, das Maddie gerade so gar nicht gebrauchen kann…

Lisa Kirsch hat einen wunderbaren Liebesroman geschrieben, der mit vielen originellen Figuren (menschlich und tierisch) und einigen Überraschungen gespickt ist. Ich war begeistert von Huhn Inge und habe trotz der locker-leichten Schreibweise viel über Hühnerglück und -unglück in der heutigen Zeit gelernt. Ein Thema, über das ich definitiv noch nie in einem Roman gelesen habe

Bewertung vom 01.02.2022
Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2


gut

Mit der Queen auf Mörderjagd - schon zum zweiten Mal habe ich Queen Elizabeth II. bei der Jagd nach einem Mörder begleitet - diesmal in der Kunstszene.

Wie auch beim ersten Band war die Queen in ihrer zurückhaltenden, planvollen und äußerst diskreten Art wieder sehr gut getroffen. Da das Hofleben aber voller Intrigen steckt und äußerst komplexen Regeln folgt, war es mitunter nicht ganz leicht, beim Lesen den Überblick zu behalten.

Der heimliche Star des Buches ist auch diesmal wieder Prinz Philipp, der mit seinen trockenen Kommentaren Akzente setzt.

Empfehlen würde ich das Buch für Leute, die die Fernsehserie "The Crown" mögen und sich für das englische Königshaus interessieren. Es ist nicht zwingend notwendig, auch den ersten Teil ("Das Windsor-Komplott") gelesen zu haben, um diesen Roman zu verstehen. Aber es schadet natürlich auch nichts :)

Bewertung vom 30.01.2022
Die Uhrmacherin - Im Sturm der Zeit / Die Uhrensaga Bd.1
Dahinden, Claudia

Die Uhrmacherin - Im Sturm der Zeit / Die Uhrensaga Bd.1


gut

Mehr Krimi als historischer Frauenroman

Wer Claudia Dahindens Reihenauftakt der historischen „Uhrmacherinnen-Saga“ wegen des Titels oder des Klappentextes kauft, wird vielleicht – so wie ich - ein wenig enttäuscht sein. Denn anders als dort suggeriert, hat dieser erste Band sehr wenig Bezug zum Uhrmacherhandwerk und es gibt nur wenige Szenen, in denen es um die Kunst der Uhrmacherei geht. Deshalb gleich zuerst der Hinweis: in diesem Fall bitte nicht zu sehr vom Titel oder von der Inhaltsangabe leiten lassen!

Im Mittelpunkt des Romans steht vielmehr ein Kriminalfall, in den die junge Hauslehrerin Sarah Siegwart hineingerät, als sie ihre neue Stelle bei der Familie Schneider in Grenchen/Schweiz antritt. Kurz nach ihrer Ankunft dort wird ein Dienstmädchen der Schneiders tot aufgefunden. Es stellt sich die Frage ob die junge Frau ihrem Leben selbst ein Ende bereitet hat, ob es ein Unfall war oder doch… Mord?
Sarah, die selbst noch dabei ist, den Unfalltod ihres Verlobten zu verarbeiten, spürt in sich den Wunsch, der jungen Frau Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und beginnt, im Umkreis der Toten nachzuforschen. Dabei kommt sie mehrfach dem offiziellen Ermittler, Korporal Gideon Ringgenberg, in die Quere. Der spröde Kommissar des Landjägerkorps ist davon zunächst wenig begeistert, lernt aber mit der Zeit die Entschlossenheit Sarahs zu schätzen.

Auch die Liebe kommt im Roman nicht zu kurz – doch es ist nicht Gideon, zu dem Sarah zarte Bande knüpft. Sie lernt den Sohn ihrer Arbeitgeber, Paul Schneider, kennen und fühlt zum ersten Mal nach dem Tod ihres Verlobten wieder ein Interesse an einem Mann in ihr wachsen.

Für mich war diese Entwicklung der Figuren eher unerwartet – denn der interessantere Charakter ist für mich definitiv Gideon. Daher hätte ich persönlich es reizvoller gefunden, wenn sich zwischen ihnen eine Liebesgeschichte angebahnt hätte. Aber wer weiß – vielleicht entdeckt Gideon im zweiten Band mehr als nur Respekt für Sarah? Das wäre dann eine interessante Dreiecksgeschichte, die mich wieder mehr für die Reihe einnehmen würde.

Wie gesagt, die Uhrmacherei spielt in diesem Roman (noch) kaum eine Rolle, dafür werden die Religionskonflikte in der Schweiz des 19. Jahrhunderts zum Thema. Ich muss zugeben, dass ich diese Problematik nur unzureichend durchdrungen habe… nach meinem Verständnis hat sich innerhalb der Katholiken eine Spaltung vollzogen und die verschiedenen Lager fochten einen regelrechten Kampf miteinander aus. Man wurde verschmäht, wenn man den „falschen“ Gottesdienst besuchte und zwischen Familien und ganzen Ortschaften gab es religiöse Grabenkämpfe. Ein wirklich komplexes Thema, dessen sich die Autorin hier angenommen hat.

Insgesamt bin ich der Meinung, dass es dem Buch gutgetan hätte, als historischer Kriminalroman vermarktet zu werden – denn das kommt seinem tatsächlichen Inhalt am nächsten und als solcher ist der Roman auch wirklich gut! Ich hatte mich allerdings auf eine Geschichte rund um die Kunst der Uhrmacherei gefreut und war doch ziemlich enttäuscht wie winzig die Rolle des titelgebenden Handwerks in dem Roman war. Daher wurden meine Erwartungen an das Buch leider nicht erfüllt und ich vergebe 3,5 Sterne.

Bewertung vom 18.01.2022
Aloha im Herzen
Lay, Sabine

Aloha im Herzen


gut

Aloha ist ein Lebensgefühl

Der bekannte hawaiianische Gruß „Aloha“ ist mehr als nur ein Wort – es ist ein Lebensgefühl. Das vermittelt Sabine Lay in diesem Wohlfühlroman einmal mehr. Nach „Hibiskustage“ ist es meines Wissens ihr zweiter Hawaii-Roman bei penguin und wieder fängt sie die Leichtigkeit und den Spirit des hawaiianischen Lebens perfekt ein.

Ihre Landschaftsbeschreibungen und die Darstellung typischer kulinarischer Köstlichkeiten zeugen davon, dass sie aus Erfahrung spricht und sich nicht nur Wissen über Hawaii angelesen hat. Diese Beschreibungen wirken authentisch und überzeugend. Am liebsten würde man direkt die Koffer packen und den nächsten Flug nach Oahu nehmen

Bewertung vom 09.01.2022
Kein Isländer ist auch keine Lösung
Müller, Karin

Kein Isländer ist auch keine Lösung


gut

Chaos auf dem Island-Trip

Wer wissen möchte, wie eine Reise nach Island besser NICHT verlaufen sollte, muss dieses Buch lesen!

Bewertung vom 03.01.2022
Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1
Maly, Beate

Die Frauen von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.1


sehr gut

Liebe und Leid im Tiergarten Schönbrunn während des
Ersten Weltkriegs


Ein Zoo bzw. Tiergarten hat schon immer viele Menschen angezogen. Auch in Krisenzeiten erhoffen sich die Leute von einem Spaziergang durch das Areal etwas Abstand vom Alltag, possierliche Tierchen und eine faszinierende Welt für ihre Kinder.Das war auch vor über 100 Jahren schon so. Die „Menagerie“ des Kaisers von Österreich war in Wien ein beliebtes Ausflugsziel an den Wochenenden – doch dann kam der Erste Weltkrieg und als selbst die Menschen hungerten, fragten sie sich immer mehr, warum die Tiere des Zoos weiter durchgefüttert werden.

 

Einen Blick hinter die Kulissen der Menagerie zu dieser Zeit wirft „Die Frauen von Schönbrunn“. Da er als historischer Unterhaltungsroman konzipiert ist, dient die kaiserliche Menagerie hauptsächlich als Kulisse für viel Liebe und Leid der Protagonisten. Man sollte also nicht zu viele detailgetreue historische Fakten erwarten, wenn auch etliche nachgewiesene Begebenheiten im Roman verarbeitet wurden. Sie dienen aber mehr der erzählten Geschichte als dass sie für sich genommen und auserzählt werden. Das betrifft zum Beispiel die Tatsache, dass ein Besucher, ein Soldat, einen Eisbären erschoss.

 

Ob der Zoodirektor Alois Kraus tatsächlich ein so gerechter und integerer Mensch war wie im Buch dargestellt, lässt sich wohl nur mit großem Rechercheaufwand nachprüfen. Hier hat sich die Autorin die Freiheit genommen, die historisch verbürgten Personen in den Roman einzufügen und sie so handeln zu lassen, wie es für den Plot notwendig war.

 

Hauptpersonen des Romans sind allerdings die (fiktive) Tierpflegerin Emma Moser und der (ebenfalls fiktve) Tierarzt Julius Winter. Emma würde selbst gern Tierärztin werden, hat in Wien allerdings als Frau keine Chance auf ein Studium. Julius kehrt psychisch versehrt aus dem Kriegsdienst zurück.

 

Als historischer Unterhaltungsroman funktioniert die Kombination Tiergarten und Liebesgeschichte perfekt – ich persönlich hätte mir aber noch etwas mehr Tiefe gewünscht. Ich fand z. B. das Verhältnis von Fanny, dem Menschenaffen, gegenüber Emma sehr interessant. Emma versucht die gelangweilte Fanny mit spielerischen Übungen aus ihrer Lethargie zu reißen und zeigt so, wie intelligent diese Tiere sind. Dass jedoch rundherum alle, selbst offenbar der Zoodirektor, davon nie etwas gehört haben wollen und Emma die Einzige ist, die das Potential des Affen erkennt, erschien mir sehr plakativ. Wie in Unterhaltungsromanen üblich sind also die „Guten“ auch hier durchweg gut und die „Bösen“ durchweg böse… das war mir etwas zu sehr Schwarzweiß-Malerei und ich hätte mir in den Charakteren noch etwas mehr Widersprüchlichkeit gewünscht, um sie noch interessanter zu machen.

 

Leider werden wir wahrscheinlich nicht erfahren, wie es nach dem Krieg mit dem Tiergarten weiterging, denn der nächste Band der Schönbrunn-Saga wird „Die Kinder von Schönbrunn“ heißen und sich mit der Reformpädagogik der 1920er Jahre beschäftigen. Dabei würde ich wirklich gern erfahren, wie es mit den Tieren und dem Tiergarten nach Ende des ersten Weltkriegs weiterging! Meine Hoffnung ist, dass der Tiergarten als verbindendes Element auch in den folgenden Bänden immer wieder eine Rolle spielen wird.

 

Fazit:

Ein typischer historischer Unterhaltungsroman, in dem die Personen im Fokus stehen und der Tiergarten als (äußerst interessante!) Kulisse dient. Das Buch liest sich weg wie nix und macht neugierig auf die Geschichte des Tiergartens Schönbrunn.

 

PS. Warum das Buch „Die Frauen von Schönbrunn“ heißt, obwohl Emma die einzige weibliche Hauptfigur ist, erschließt sich mir allerdings nicht.

 

Bewertung vom 29.11.2021
Diana / Ikonen ihrer Zeit Bd.5
Heiland, Julie

Diana / Ikonen ihrer Zeit Bd.5


sehr gut

Diana – die zerrissene Prinzessin

Wenn das Wort Ikone auf einen Menschen zutrifft, dann ja wohl auf Prinzessin Diana. Noch immer streiten sich die Geister darüber, ob sie sich ihrer immensen Ausstrahlung gar nicht bewusst war oder ob sie sie äußerst gezielt für ihr Image eingesetzt hat.

Dieses Buch versucht die Privatperson Diana darzustellen und ihr Wesen in einer fiktiven Romanbiografie einzufangen. Dass dies bei einer Frau mit einer so komplexen Geschichte nicht  vollumfänglich gelingen kann, überrascht dabei nicht (und das möchte ich hier auch ausdrücklich nicht kritisieren). Denn die Berichterstattung über Diana war schon immer äußerst ambivalent - von Schlammschlacht bis Vergötterung ist alles dabei und daher für Außenstehende äußerst schwierig zu recherchieren.

In diesem Roman ist Diana eine junge Frau, die – kaum den Kinderschuhen entwachsen – vor eine schier unlösbare Aufgabe gestellt wird: sie soll der strahlende Stern am Himmel der britischen Monarchie werden, allerdings bitteschön ohne ihren Mann in den Schatten zu stellen (einen Mann, wohlgemerkt, der vor ihren Augen eine Beziehung zu einer anderen, verheirateten Frau pflegt).

Diana hat also eine denkbar schlechte Ausgangsposition, aber die Naivität ihrer gerade mal 19 Jahre und der verlockende Glamour des Königshauses lassen sie ihre Zweifel hinten anstellen: sie heiratet Charles und meint, ihre Ehe trotzdem zu einer erfolgreichen und liebevollen machen zu können. Ob Diana das damals wirklich so empfand, kann ich nicht einschätzen. Es liegt aber angesichts ihres zarten Alters nahe – mit 19 hat man noch Träume…

Wie im Buch dargestellt, wird der Palast für die junge und lebenshungrige Prinzessin aber schnell zum goldenen Käfig. Diana scheitert an den strengen Protokollvorgaben, an der Unnahbarkeit ihrer „neuen“ Familie und ihrer eigenen Sensibilität – die, wenn man ihr späteres Tätigkeitsfeld im Wohltätigkeitsbereich betrachtet, eigentlich ihr größtes Potential ist.

Die Autorin lässt Diana sehr viel zweifeln und immer wieder Versuche der Emanzipation durchleben. Diese Darstellung hat mir allerdings nicht ganz so gut gefallen. Das Schema war immer das Gleiche. Der Ton war jeweils in etwa: Plötzlich wusste Diana, weshalb sie sich immer klein gefühlt hatte! Diese Erkenntnis gab ihr Kraft – und sie wusste, dass sie ab jetzt dieses/jenes anders machen musste. Aber - surprise, surprise – dann ist sie einige Monate/Jahre später wieder an genau dem gleichen Punkt. Mit denselben Zweifeln, denselben Klagen, denselben Problemen. Und wieder hat sie „DIE“ Erkenntnis, lebt fortan danach… und steht erneut vorm gleichen Problem. Das las sich ein bisschen wie „und täglich grüßt das Murmeltier“. Es mag sein, dass Diana die grundsätzlichen Probleme ihrer Ehe nie in den Griff bekommen hat. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie immer wieder meinte, DEN Knackpunkt gefunden zu haben und immer wieder so daneben lag.

Fakt ist: sie war in ihrer Ehe todunglücklich, war ja zu diesem Zeitpunkt erst in ihren Zwanzigern und sehnte sich nach einer erfüllten Beziehung. Daher war es kein Wunder, dass sie irgendwann ebenfalls eine Affäre begann – mit einem Offizier. Dass sie in dieser Zeit sehr glücklich gewesen sein muss und wirklich über beide Ohren in James Hewitt verliebt war, darin scheinen sich alle Quellen einig zu sein. Die Darstellung hier im Buch war mir persönlich allerdings zu schwülstig. Diana errötet bei jedem Blick von James und hat permanent sexualisierte Gedanken, derer sie kaum Herr wird. Das war mir zuviel. Hier wäre aus meiner Sicht weniger mehr gewesen.

Erzählt wird Dianas Geschichte bis zu ihrer endgültigen Abnabelung vom Königshaus im Jahr 1996 durch ihre Scheidung. Dass sie danach leider nur noch ein Jahr zu leben hatte und die Umstände ihres Todes werden nur kurz im Nachwort erwähnt.

Fazit:

Dianas Entwicklung vom jungen, verschüchterten Mädchen zur Prinzessin, die bewusst die Medien für ihre Zwecke einsetzt und sich vom Königshaus a

Bewertung vom 21.11.2021
Wallis und Edward. Eine Liebe, stärker als die Krone
Holden, Wendy

Wallis und Edward. Eine Liebe, stärker als die Krone


ausgezeichnet

„Es kommt nicht darauf an, was man getan hat. Es kommt darauf an, was die Leute denken, was man getan hat.“

Die Geschichte von Wallis Simpson, die die britische Monarchie in ihren bis dato wohl größten Skandal verwickelt hat, kennt in Großbritannien wohl jedes Kind. Bei uns im deutschsprachigen Raum könnte ich mir vorstellen, dass die jüngere Generation von ihr noch nie etwas gehört hat. Aber nach der Lektüre dieses Buches frage ich mich: stimmt die Geschichte wirklich so, wie sie von den Medien (oftmals einer Hetzjagd gleich) übermittelt wurde? War es wirklich die egoistische Wallis, die den britischen König dazu gebracht hat, sich zwischen ihr und der Krone zu entscheiden und letztlich abzudanken? Oder waren die wahren Beweggründe doch etwas andere?

Ich habe es nicht sofort gemerkt, aber im Laufe des Lesens wurde mir klar – dieses Buch bricht eine Lanze für Wallis Simpson, die von den Medien als rücksichtslose, selbstsüchtige, kaltherzige Frau dargestellt wird. Eine Frau, die den Prinzen manipuliert und für ihre Zwecke ausnutzt. Na, kommt euch daran irgendwas bekannt vor?