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Aischa

Bewertungen

Insgesamt 551 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2023
Aus Liebe zum Backen
Saffitz, Claire

Aus Liebe zum Backen


sehr gut

Autorin Claire Saffitz hat sich mit diesem Backbuch nicht gerade wenig vorgenommen: Es soll Anfänger*innen wie erfahrene Hobbybäcker*innen gleichermaßen begeistern. Beiden Gruppen gleich gerecht zu werden ist in meinen Augen eine nahezu unlösbare Aufgabe. Denn entweder sind Neulinge überfordert, weil nicht alle Details erklärt werden, oder routinierte Bäckerinnen und Bäcker sind von den haarklein beschriebenen Einzelschritten der Zubereitung genervt.

Grundsätzlich ist dies in diesem Buch ganz gut gelöst, da man anhand einer doppelseitigen Matrix auf einen Blick Backwerke nach Schwierigkeitsgrad und Zubereitungszeit auswählen kann. Zu Beginn jedes Rezepts sind zudem die passende Jahreszeit und die Personenzahl angegeben. Ein großer Pluspunkt ist, dass außer der übersichtlichen Angabe der Zutaten auch die benötigten Küchenutensilien aufgelistet sind. Eine pfiffige Idee, die ich so noch in keinem anderen Backbuch gefunden habe. So sollte es nicht passieren, dass man erst gegen Ende des Rezepts merkt, dass man die benötigte Backform nicht hat. Hilfreiche Tipps und Tricks zu jedem Rezept lassen die professionelle Ausbildung und den reichen Erfahrungsschatz der Autorin erkennen.

Bei der Beschreibung der Zubereitung ist wirklich jeder Schritt detailliert und gut verständlich beschrieben, oft zusätzlich noch durch eine anschauliche Fotostrecke bebildert. Doch leider leidet darunter etwas die Übersichtlichkeit: Die meisten Rezepte erstrecken sich über zwei oder mehr Seiten, so dass man häufig hin und her blättern muss.

Aber das nehme ich gerne in Kauf, denn am wichtigsten an einem Backbuch ist für mich, dass ich aus einer Vielzahl von Rezepten wählen kann und die Ergebnisse überzeugen. Und beides ist hier gegeben: Saffiz stellt über 100 Rezepte vor, von süß bis herzhaft, es gibt Klassiker und kreative Innovationen. Alles, was ich bislang selbst nachgebacken habe, ist hervorragend gelungen und hat außerordentlich gut geschmeckt. Ob Khaki-Gewürzkuchen, Limetten-Häppchen mit Minze oder würzige Tomaten-Tarte mit Feta - Familie, bewirtete Freunde und auch ich waren restlos begeistert!

Bewertung vom 27.10.2023
60 Kilo Kinnhaken
Helgason, Hallgrímur

60 Kilo Kinnhaken


sehr gut

Mit "60 Kilo Kinnhaken" legt Hallgrímur Helgason den zweiten von insgesamt drei Teilen seiner monumentalen Island-Saga vor. Die Geschichte spielt von 1906 bis Ende des zweiten Weltkriegs, eine Zeit voller tiefgreifender Umbrüche.

Der Wechsel von Haifisch- auf Heringsfang brachte den Bewohnern der kargen, unwirtlichen, politisch noch zu Dänemark gehörenden Insel wirtschaftlichen Aufschwung, die Industrialisierung hielt Einzug und - im europäischen Vergleich relativ früh - Frauen erhielten 1915 das Wahlrecht. Wir begleiten Helgasons Protagonisten Gestur auf dem Weg ins Erwachsenwerden, er entdeckt seine Sexualität und lebt sie in wechselnden Frauengeschichten munter aus. Übrigens spielt der Name eine große Rolle, denn Gestur bedeutet Gast. Und wie der Autor in einem Interview verraten hat, ist er der Meinung, die meisten Isländer würden sich im eigenen Land nicht wirklich zu Hause, sondern als Gast fühlen.

Der Roman zeichnet sich durch einen sehr eigenwilligen und originellen Stil aus, die Sprache ist oft derb, kippt ins Ordinäre, um dann wieder unvermittelt poetisch zu werden, die Erzählung ist voller Brutalität aber auch Witz. Gleich zu Beginn begeisterte mich die Darstellung des Autors als Eule im eigenen Werk, während davon die Rede ist, dass sich der Leser in Druckerschwärze am wohlsten fühle. Etwas überstrapaziert wurden für meinen Geschmack Anachronismen als Stilmittel, der Autor zieht viele Vergleiche zu Dingen, die es zur Zeit der Romanhandlung noch nicht gab.

Helgason schildert seine Landsleute - sicher mit einem Augenzwinkern - als rückständige Dörfler, es wird reichlich Alkohol getrunken, sich zum Spaß geprügelt und bei der Wahl der Sexualpartner*innen ist man nicht gerade zimperlich. An Hygiene mangelt es allenthalben, nicht aber an Lektüre: Isländer sind ein Volk der Dichter, und die Geschichte steckt voller Anspielungen auf Isländersagas. Hier hätte ich mir allerdings etwas mehr Begleitung durch das deutsche Lektorat anhand von erläuternden Fußnoten gewünscht. Auch das Verzeichnis der Personen- und Ortsnamen ist etwas kurz geraten. Zwar finden sich Erläuterungen zu Namensbedeutungen, aber die Beziehungen der Figuren zueinander sucht man vergebens. Da ich den ersten Teil (60 Kilo Sonnenschein) nicht gelesen habe, hatte ich gerade anfangs etwas Schwierigkeiten, mich in der Geschichte zurecht zu finden.

Dennoch ist Helgason mit diesem Roman ein großer Wurf gelungen, Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.10.2023
The Chain
McKinty, Adrian

The Chain


gut

This thriller was my salvation: my flight back from Barcelona was delayed by two and a half hours, the travel reading I had brought with me had long since been read and "The Chain" was the only English-language book in the bookshop at the airport that interested me. And it fulfilled the purpose for which I had bought it perfectly, namely to bridge the waiting time. No more, but also no less.

The plot implements an original idea and, after a few initial lulls, is quite exciting. The language is characterised by short, simple sentences, which suited me as a non-native speaker. I had entertaining hours with this novel.

However, one should not be too demanding, because the characters are quite stereotypical and the plot is not very credible. In any case, I have my doubts about a cancer-stricken philosophy lecturer turning into an unerring sniper to save her teenage daughter. There are rows of child abductions, a policeman is shot dead in the street, but none of this puts the kidnappers - who had no previous criminal experience - in any difficulty. Nor is any development of the characters apparent.

But well, my appetite for reading doesn't always have to be satisfied with starred literary cuisine, in this case it was just rather average fast food.

Bewertung vom 23.10.2023
Die Kathedrale des Königs
Crönert, Claudius

Die Kathedrale des Königs


sehr gut

Mit seinem neuesten Historienroman nimmt Claudius Crönert seine Leserschaft mit nach England, ins Jahr 1260. König Heinrich III. regiert, doch der Adel erhebt sich , um gegen die verschwenderische Politik des Regenten vorzugehen. Das wirbelt das Leben des Protagonisten gehörig durcheinander: Der junge französische Maurer ist aufgrund einer Verwechslung unversehens zum Baumeister der - später weltberühmten - Westminster Abbey erkoren worden.

Die Geschichte glänzt mit einigen extrem spannenden Passagen und gelungenen Figurenzeichnungen. Lediglich die Liebesbeziehung des Baumeisters zu einer jungen Adeligen ist für mich nicht immer glaubhaft, was ich aber gerne verzeihe. Denn ansonsten ist die Story rund und gut recherchiert. Mit großem Interesse habe ich gelesen, dass zur damaligen Zeit viele Handwerkerinnen auf den Kirchenbaustellen arbeiteten, eine Baustelle also keine reine Männerdomäne war. Und ich habe - auf sehr unterhaltsame Weise - gelernt, wie das britische House of Commons entstand. Gut gefallen hat mir die Ausstattung des Softcovers: eine farbige historische Karte Londons

Der Autor hat eine schöne Melange aus Geschichtsstunde, mittelalterlicher Baukunst und einer Liebe über Standesgrenzen hinweg geschaffen. Im Anhang erfolgt eine genauere zeitliche Einordnung der Geschichte und Crönert erläutert, was faktenbasiert und was erfunden ist.

Bewertung vom 23.10.2023
Safran, Sumach, Paprika
Schauren, Florian;Görg, Nora

Safran, Sumach, Paprika


ausgezeichnet

Das (Autoren-)Paar Nora Görg und Florian Schauren setzte 2019 in die Tat um, wovon Viele träumen: Sie kündigten ihre Jobs und fuhren ein Jahr lang mit dem Wohnmobil auf Entdeckungsreise gen Südosten, von Albanien, Griechenland und Nordmazedonien rund ums Schwarze Meer bis nach Aserbeidschan und in den Iran. Dabei haben die beiden nicht nur ihren Traum gelebt, sondern es ist im Nachgang auch ein Traum von einem Buch entstanden:

Wieder zu Hause angekommen haben sie die Rezepte, die sie auf der langen Reise kennengelernt haben, an hiesige Zutaten angepasst und größtenteils fleischlose Varianten entwickelt. So kann man nachhaltig andere Länderküchen entdecken und man kann georgische Chinkali, iranische Ash-e Reshteh oder ukrainische Wareniki bei sich zu Hause genießen. Ein kleines Manko ist, zumindest für ungeübte Köch*innen, dass es keine Angaben zu Zubereitungsdauer oder Schwierigkeitsgrad der Gerichte gibt.

Doch das Buch ist viel mehr als eine reine Rezeptsammlung. Der Koch Schauren und die Psychologin Görg teilen mit ihrer Leserschaft witzige, aber auch nach nachdenklich stimmende Begegnungen, die ihnen auf ihrer Reise widerfahren sind. Interessante Hintergrundinformationen zu Land und Leuten sowie wunderschöne Fotos runden die Kapitel ab.

Meine Empfehlung für alle, die Abenteuer lieben - und sei es nur in der eigenen Küche.

Bewertung vom 23.10.2023
Die Postkarte
Berest, Anne

Die Postkarte


ausgezeichnet

Anne Berest ist mit diesem Roman etwas sehr Bemerkenswertes gelungen: Sie erzählt vom tragischen Schicksal ihrer jüdischen Familie, sie gräbt sich tief in ihre eigene Familiengeschichte ein und bringt durch detektivische Spurensuche Licht in die dunkelste Vergangenheit. Und dabei hat man an keiner Stelle den Eindruck, unangebrachte intime Einblicke zu erhalten - wie das leider bei anderen aktuellen autobiografischen Werken so oft der Fall ist.

Brest gewährt ihren Leser*innen tiefe Einblicke in ihr Leben und das ihrer Verwandten, und dennoch hatte ich nie das Gefühl, heimlich durchs Schüsselloch zu blicken, was sicher auch daran liegt, dass die Erzählung von tiefem Verständnis für und mit großem Respekt vor den Romanfiguren geprägt ist. Romanfiguren, bei denen es sich eben nicht um erfundene Figuren handelt, sondern die reale Menschen sind bzw. waren. Der Schreibstil erinnert größtenteils an eine Reportage und wird immer wieder durch Zitate aus E-Mails, Briefen oder Tagebüchern ergänzt. Die Geschichte ist spannend wie ein Kriminalroman und zutiefst bewegend. Auffällig ist, dass Berest im Zwiegespräch mit ihrer Mutter immer wieder deren Erklärungen anzweifelt bzw. Beweise für Aussagen anfordert, ganz so als hätte sie geahnt, dass einem bei der Lektüre sonst Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Darstellung kommen könnten.

Der Roman ist lehrreicher als so manches Geschichtsbuch und hat dabei zugleich das Potenzial, zu einem Klassiker zu werden. Einmal gelesen wird man ihn so schnell nicht mehr vergessen.

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Bewertung vom 16.10.2023
Dienstmädel in Bella Italia
Peer, Sabine

Dienstmädel in Bella Italia


ausgezeichnet

Wie schon im ersten Band gibt Sabine Peer auch diesmal wieder Südtirolerinnen eine Stimme, die in den 1950er und 1960er Jahren als Kindermädchen oder Haushaltshilfe in wohlhabende italienische Haushalte kamen.

Obgleich im gleichen Land, kamen sich die jungen Frauen wohl wie in einer anderen Welt vor, so groß waren die Unterschiede zwischen ihren heimatlichen Bergdörfern und den großen, modernen Städten, in denen sie Anstellung fanden. In großer Armut, konservativ und erzkatholisch erzogen und oft mit nur sehr spärlicher Schulbildung aufgewachsen mussten sich die Südtirolerinnen in der Ferne teils ohne italienische Sprachkenntnisse zurecht finden. Heimweh war vorprogrammiert, doch eine vorzeitige Rückkehr kam aufgrund der wirtschaftlichen Not nicht in Frage.

Das Buch entstand anhand der Methode der sogenannten "Oral History", d.h. die Autorin sprach persönlich mit den Hauptpersonen bzw. deren Angehörigen und erhielt so Informationen aus erster und zweiter Hand. Peer versteht es hervorragend, Nähe zu den Protagonistinnen zu schaffen. Sie schildert die ergreifenden Lebensumstände, die Gedanken und Gefühle der jungen Frauen, die manch Schönes erlebten, aber auch unfassbar Schreckliches, wie etwa sexuelle Übergriffe in einem der reichen Herrschaftshäuser. Dabei bleibt die Erzählung voller Empathie, aber ohne Sensationsgier. Peer bindet in ihrer Erzählung die persönlichen Schicksale der "Dienstmädel" geschickt in politische und geschichtliche Hintergründe ein, so dass die Lektüre nicht nur fesselnde Einblicke in Einzelbiografien gibt, sondern überdies anschaulich Zeitgeschichte vermittelt.

Sehr gut hat mir das hilfreiche Glossar gefallen, in dem sowohl südtirolerische und italienische Begriffe übersetzt werden als auch wichtige Schlagworte erklärt sind.

Ein sehr empfehlenswertes Büchlein, das einen weitgehend unbeachteten Aspekt der südtiroler Geschichte beleuchtet.

Bewertung vom 16.10.2023
Gemüse einfach wunderbar
Hart, Alice

Gemüse einfach wunderbar


sehr gut

Ernährungswissenschaftlerin Alice Hart macht mit diesem Kochbuch wirklich Lust auf eine gesunde, pflanzenbasierte Kost. Ihre über 80 Rezepte sind nach den vier Jahreszeiten sortiert, was saisonales Kochen erleichtert und somit zur Nachhaltigkeit beiträgt.

Die meisten Gerichte stellen ein Gemüse in den Mittelpunkt, das durch weitere Zutaten nach dem Regenbogenprinzip ergänzt wird: Eine andere Farbe des Gemüses bedeutet zugleich, dass es andere Inhaltsstoffe enthält. Somit bedeutet möglichst bunt hier auch sehr gesund, eine simple Grundregel, die überzeugt. Man kann sich einfach anhand der Optik eine ausgewogene Ernährung zusammenstellen.

Obwohl Hart abwechslungsreiche Weltküche präsentiert, haben etliche der Rezepte so gar nicht meinen Geschmack getroffen. Aber Geschmack ist bekanntermaßen ja eine sehr persönliche Angelegenheit, grundsätzlich kann ich das Buch daher trotzdem empfehlen. Die Rezepte sind - abgesehen von wenigen Flüchtigkeitsfehlern - übersichtlich und sollten auch Anfänger*innen leicht gelingen, wenn auch oft etwas mehr Zeit zur Zubereitung nötig ist, als angegeben wird. Etwas vermisst habe ich Rezepte, die man gut vorbereiten und wieder aufwärmen kann.

Sehr praktisch finde ich das Register, in dem die Gerichte unter den (Haupt-)Zutaten aufgelistet sind.

Das schwere Hardcover ist hochwertig gestaltet und bleibt gut an der aufgeschlagenen Stelle offen liegen, sehr praktisch beim Kochen!

Bewertung vom 13.10.2023
Die Ladenhüterin
Murata, Sayaka

Die Ladenhüterin


gut

"Die Ladenhüterin" wurde in Japan ein preisgekrönter Bestseller, mich konnte dieser gerade einmal 145 Seiten lange Roman nicht gänzlich überzeugen.

Hauptfigur Keiko ist eine 37jährige Frau, die schon fast ihr halbes Leben in einem Konbini arbeitet, einem rund um die Uhr geöffneten Supermarkt, der in Japan an jeder Ecke zu finden ist. Diese Tätigkeit wird eher als Aushilfsjob ausgeübt; da Keiko dort jedoch schon so lange arbeitet, wird sie dafür schräg angesehen und muss sich rechtfertigen. Doch dies ist nicht der einzige Aspekt, unter dem sie sich außerhalb der Norm befindet. Sie hatte noch nie eine Liebesbeziehung, sie ist noch Jungfrau, was sie in den Augen anderer suspekt erscheinen lässt. Bereits als Kind war sie sozial auffällig, ihre Empathielosigkeit lässt eine autistische Störung vermuten. Im Bemühen, dem zu entsprechen, was die Gesellschaft als normal definiert, nimmt sie einen Arbeitslosen bei sich auf, den sie ihrem Umfeld als festen Freund vorstellt, obwohl er sie finanziell ausnutzt und respektlos behandelt. Doch Keikos Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung geht teilweise bis zur Selbstaufgabe. Wobei lange nicht klar ist, was ihr eigenes Selbst ausmacht. Und das ist auch mein größter Kritikpunkt: Die Protagonistin bleibt für mich zu flach, ich kann sie nicht greifen.

Die Gesellschaftskritik hingegen ist Murata gelungen, der Druck auf Einzelne, der Norm zu entsprechen, tritt in der kurzen Geschichte klar hervor.

Bewertung vom 12.10.2023
Zwischen Welten
Zeh, Juli;Urban, Simon

Zwischen Welten


weniger gut

Ehrlich gesagt habe ich so viel an diesem Roman auszusetzen, dass ich gar nicht so recht weiß, womit ich beginnen soll. Vielleicht doch mit dem Wenigen, das ich lobend erwähnen kann: Das Autorenpaar greift viele aktuelle Themen auf: den Klimawandel, die immer noch vorhandenen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, Cancel Culture und Gendern. Ja, genau genommen sind es viele Aufregerthemen, und ich habe mich beim Lesen auch aufgeregt. Denn an der Umsetzung sind Zeh und Urban krachend gescheitert. Weder konnte ich neue Positionen entdecken, noch ist die Erzählung schriftstellerisch gelungen.

Es wimmelt nur so von Info-Dumping, die Dialoge, die die Protagonisten per E-Mail und WhatsApp führen, sind sprachlich weit von realer digitaler Kommunikation entfernt, sorry, so funktioniert gute Literatur nicht. Zudem wird auch noch tief in die Klischeekiste gegriffen, die meisten Figuren treten als pure Stereotype auf. Mag sein, dass die Geschichte als Satire gedacht war - sie ist jedoch nicht als solche bei mir angekommen.

Der Roman (oder ich?) hat 300 Seiten gebraucht, um sein eigentliches Thema zu finden: Wie kann eine gute Diskussionskultur gelingen, im Öffentlichen wie im Privaten? Antworten darauf habe ich leider vergeblich gesucht, die Geschichte wimmelt nur so von Besserwisserei, ein echter Dialog findet kaum statt. Unterhalten haben mich lediglich die Karikaturen von Mitarbeitern der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT - amüsant, aber zu wenig für einen guten Roman.