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bücherfreund

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Insgesamt 175 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2018
Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1
Benedict, Marie

Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. Vom Thema, vom Schreibstil und von der gesamten Struktur her erscheint es vollkommen rund. Passend zum Thema Physik hat die Autorin das Buch in drei Teile gegliedert, einen für jedes der drei Gesetze von Newton, die auch inhaltlich perfekt zu jedem Teil passen.

Doch nun zum Thema des Buches: Frau Einstein. Zwar wusste ich, dass Einstein verheiratet war und auch, dass seine Frau ebenfalls an Physik interessiert war, doch ich hatte keine Ahnung, wie begabt sie war und wie sehr sie Einstein bei seinen Forschungen unterstützt und ihre eigenen Theorien entwickelt hat.

Das Buch fängt total schön an. Mileva erfüllt sich ihren Traum vom Physikstudium in Zürich, als eine der ersten überhaupt zugelassenen Frauen an der Universität. Sie möchte Wissenschaftlerin werden und geht diesem Traum sehr zielstrebig entgegen. Als Frau hat sie gelernt, dass man extra hart arbeiten muss, um sich in der Männerwelt zu behaupten.
An der Uni lernt sie Einstein kennen. Er scheint sofort fasziniert von ihrem Intellekt zu sein, während sie die Selbstverständlichkeit schätzt, die er ihr, als Frau an der Uni, entgegen bringt. Die beiden harmonieren sehr gut miteinander und träumen von einer gemeinsamen Zukunft als Wissenschaftler und Bohemiens.

Doch im Laufe des Buches ändert sich dieses Bild ganz allmählich und es kommt eine Seite von Einstein zum Vorschein, mit der man anfangs nicht gerechnet hat.
Ich bin tief beeindruckt von dieser Frau, die sich trotz dieser Entwicklungen nie ganz von ihrem Weg hat abbringen lassen. Sie hat für ihre Familie auf so vieles verzichtet, denn obwohl Einstein sich einige Dinge geleistet hat, die ich persönlich niemals verzeihen könnte, stand für sie der Zusammenhalt der Familie stets an erster Stelle. Ihren Traum von der Wissenschaft hat sie dennoch nie ganz aufgegeben und ihn schließlich auf ihre eigene Weise umgesetzt.

Das Bild des Genies Einstein, das ich lange in meinem Kopf hatte, hat sich durch dieses Buch zurecht gerückt. Natürlich ist ein großer Teil des Buches Fiktion und man kann nie genau sagen, wie viel davon der Realität entspricht. Doch das Buch hat mich dazu inspiriert, eigene Recherchen anstellen zu wollen, weil mich das Thema nun doch sehr interessiert.

Bewertung vom 24.02.2018
Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
Bognanni, Peter

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente


gut

Der Schreibstil von Peter Bognanni ist wirklich klasse. Man kann das Buch sehr gut in einem Rutsch durchlesen, doch mir hat es leider an emotionalem Tiefgang gefehlt.

Es geht um Tess, deren Online-Freund und erste große Liebe Jonah sich das Leben genommen hat. In ihrer Verzweiflung schmeißt sie die Schule und zieht zurück zu ihrem völlig überforderten Vater, der sein Leben selber nicht auf die Reihe bekommt. Da Jonah ihr einziger Vertrauter ist, schreibt sie ihm weiter Nachrichten, erzählt von ihren Problemen. Und eines Tages bekommt sie eine Antwort, die eine ganze Kette von Ereignissen lostritt.

Die Idee ist super, doch die Umsetzung finde ich nicht ganz gelungen. Einiges wirkt konstruiert (wie z.B. die plötzliche Liebesgeschichte) und ich konnte Tess Handlungen nicht immer nachvollziehen. Obwohl der Tod ein sehr tiefgehendes und vielschichtiges Thema ist, scheint die Handlung ständig nur an der Oberfläche zu kratzen. Tess muss sich mit dem Thema (auf ihre sehr spezielle Art) auseinandersetzen, doch ihre Gefühlswelt kommt mir dabei zu kurz.

Meiner Meinung nach hätte man mehr aus der Geschichte machen können. Die Beziehung zwischen Tess und Jonah wird doch sehr schnell abgespeist. Dafür, dass sie so einen großen Einfluss auf das Leben von Tess gehabt hat, hätte ich erwartet, dass die ganze Vorgeschichte mehr thematisiert wird. Denn alles, was nach der "großen Enthüllung" kommt, fand ich nicht mehr spannend und hat mich eigentlich auch nicht mehr interessiert, was ich sehr schade fand, denn dies macht den Großteil des Buches aus.

Das erste Drittel des Buches hat mir wirklich gut gefallen. Leider wirkt alles danach ziemlich konstruiert und konnte mich nicht mehr wirklich packen. Dank des flüssigen Schreibstils des Autors habe ich das Buch trotzdem zu Ende gelesen, auch in der Hoffnung, dass es noch mal eine Wendung gibt, die aber leider nicht kam.

Bewertung vom 24.02.2018
Die Herzen der Männer
Butler, Nickolas

Die Herzen der Männer


gut

Das Buch hat vielversprechend angefangen. Nelson ist ein kleiner Junge im ländlichen Wisconsin, Außenseiter und ehrgeiziger Pfadfinder. Er ist einsam, sein Vater Alkoholiker und seine Mutter seine einzige und beste Freundin. Zwar gibt es noch Jonathan, ein Pfadfinderkollege, der ihm nicht feindlich gegenüber zu stehen scheint, doch als Freund kann man ihn zu dem Zeitpunkt nicht bezeichnen. Als Leser ist man gespannt darauf, zu erfahren, wie Nelson sich im Laufe seines Lebens entwickeln wird.

Doch statt mit Nelson geht es nach einem Zeitsprung von 30 Jahren mit Jonathan weiter, der mittlerweile eine eigene Familie gegründet hat. Mit seinem Sohn Trevor fährt er in dasselbe Pfadfindercamp, in dem er früher schon mit Nelson jeden Sommer verbracht hat. Dort gibt es ein Wiedersehen mit Nelson. Als Leser erfährt man nur durch Erzählungen, wie es Nelson in der Zwischenzeit ergangen ist.

Das Pfadfindercamp scheint hier als Fixpunkt zu fungieren, an dem alles begann und was immer wieder im Leben aller drei Generationen auftaucht. Nach Nelson und Trevor wird die dritte Generation durch Thomas komplettiert, Trevors Sohn.

Das Buch umfasst das Leben dieser drei Männer. Die Geschichte ist mit vielen Details geschmückt, der Schreibstil dementsprechend detailreich. Ich hatte manchmal den Eindruck, dass sich der Autor in langen Beschreibungen verliert anstatt auf den Punkt zu kommen. Dies hat leider dazu geführt, dass nie wirklich Spannung aufkam, außer vielleicht kurz ganz zum Schluss.
Ich rätsele auch, was das Motiv hinter der Geschichte ist. Die drei Männer kamen mir trotz der vielen Beschreibungen ein wenig leblos vor, ohne Ziele. Aber auch durch den Erzählstil und dadurch, dass es insgesamt drei Mal diese großen Zeitsprünge gab, konnte ich keine große Nähe zu den Charakteren aufbauen, was schade ist. Das hatte ich mir bei diesem Buch mit dem ausdrucksstarken Titel "Die Herzen der Männer" anders vorgestellt.

Insgesamt bin ich daher eher enttäuscht von dem Buch. Zwar ist der Schreibstil schön, doch die mangelnde Spannung und Charaktere, zu denen ich keine Beziehung aufbauen konnte, haben das Buch langatmig und das Lesen dementsprechend schwierig gemacht.

Bewertung vom 20.01.2018
Dunkel Land / Carl von Wuthenow und Verena Hofer Bd.1
Hill, Roxann

Dunkel Land / Carl von Wuthenow und Verena Hofer Bd.1


sehr gut

Das Buch fängt für einen Krimi typisch mit einem brutalen Mord an. Doch im zweiten Kapitel schlägt die Atmosphäre plötzlich um. Ich muss zugeben, dass ich mich zwischendrin gefragt habe, ob ich noch im richtigen Buch lese, da es plötzlich sehr idyllisch weiterging mit Verena Hofer und ihrer kleinen Tochter Amelie. Die beiden machen sich auf den Weg nach Gut Wuthenow, da Verena dort eine befristete Stelle als Assistentin von Carl von Wuthenow angenommen hat. Dieser hat nach einem "Unfall" sein Kurzzeitgedächtnis verloren und Verena soll sich als studierte Literaturwissenschaftlerin um ihn kümmern und ihn intellektuell fordern. So lautete jedenfalls die Stellenbeschreibung. Doch schon an ihrem ersten Arbeitstag wird sie ins kalte Wasser geworfen, als sie Carl bei seiner Arbeit begleitet: plötzlich findet sie sich mitten in einer Mordermittlung wieder.

Dadurch, dass das Buch aus Verenas Sicht geschrieben ist und für sie alles neu ist, bekommt der Krimi einen einzigartigen Erzählstil, mit dem sich der Leser gut identifizieren kann. Verena ist eine durchweg positive, manchmal sogar leicht naive Person, die stets an das Gute im Menschen glaubt. Für sie ist es ein Schock, mit den Morden konfrontiert zu werden. Doch durch ihre Herzlichkeit und Empathie ist sie die perfekte Ergänzung zu Carl, der zu Distanz und Sachlichkeit tendiert und sich stets an die kalten Fakten hält.

Wenn die beiden aufeinanderprallen, löst dies zunächst Spannungen aus und Verena ist kurz davor zu kündigen. Doch da sie das Geld braucht, bleibt sie. Und bald merken beide, dass sie durchaus gut miteinander harmonieren und gut zusammenarbeiten können, da beide über ihre ganz eigenen Stärken verfügen. Verena, die gut mit Menschen umgehen kann und dadurch auch bei Befragungen die ein oder andere Information herausholen kann, die sonst verloren gegangen wäre. Und Carl mit seiner raschen Aufnahmefähigkeit und Kombinationsgabe.

Die beiden sind ein interessantes Dreamteam. Was mir nur manchmal zu kurz kam, war die Spannung. Aus Verenas Sicht ist natürlich nicht nur der Fall wichtig, sondern auch ihre Tochter und das ganze Miteinander auf Gut Wuthenow. Das nimmt dem Krimi an manchen Stellen das Tempo, wenn z.B. ein gemeinsamer Grillabend ansteht. Ich bin da ein wenig zwiegespalten, da es mir auch gut gefallen hat, zur Abwechslung einen Krimi zu lesen, der sich nicht nur auf den Fall konzentriert, bei dem es nicht ständig neue, blutige Fakten gibt, sondern bei dem es auch um die Menschen geht und der fast ganz ohne Blut auskommt (wenn man mal vom Anfang absieht).

Man muss sich also klar sein, dass dies kein rasanter, blutiger Krimi ist. Doch er hat eine spannende Story, bei der man als Leser gut miträtseln kann. Und Verenas sympathische Erzählstimme sorgt für Ruhepausen, in denen man als Leser durchatmen kann und sich ganz so fühlen kann, als wäre man selber gerade auf Gut Wuthenow, das so idyllisch scheint, dass die Morde fast vergessen werden könnten.

Ich hab die Lektüre des Buches genossen. Es ist ein einzigartiger Krimi mit einer individuellen Erzählstimme und einer interessanten Story, bei der man bis zum Ende mitfiebern kann. Ein literarischer Krimi sozusagen, das passt ganz gut.

Bewertung vom 19.01.2018
Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2
Moström, Jonas

Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2


sehr gut

Der Arzt Thomas Hoffmann wurde tot aufgefunden. Allem Anschein nach wurde er vor seiner Ermordung mehrere Tage lang gefoltert. In seinem Hals steckt ein Dominostein und auf seinem Rücken finden sich seltsame Male. Kurz darauf verschwindet ein weiterer Arzt, Erik Jensen, ein enger Freund von Hauptkommissar Johan Axberg.
Zur Unterstützung wird Psychiaterin Nathalie Svensson nach Sundsvall gerufen. Auch sie hat eine persönliche Verbindung zum Fall, denn ihre Schwester wird immer mehr zur Hauptverdächtigen der Morde.

Durch die persönliche Nähe des Falles zu Svensson und Axberg kann der Leser schnell eine emotionale Nähe zu dem Geschehen aufbauen, wird mit in die Ermittlungen herein gerissen und fiebert mit. Das hat mir besonders gut gefallen. Der Zeitdruck, unter den die Ermittler stehen, wird spürbar, denn sie wollen Jensen auf jeden Fall finden, bevor es zu spät ist.

Das Erzähltempo ist dadurch recht rasant. Die Ermittler sind ohne Pause auf den Beinen und hetzen von einem Ort zum anderen. Der erste Verdacht erhärtet sich zwar, doch im letzten Drittel des Buches gibt es noch eine überraschende Wendung. Zwar hatte ich schon länger einen Verdacht, der sich auch bestätigt hat, doch die Hintergründe, das Motiv des Mörders und was es mit den Dominosteinen auf sich hat, waren dann doch überraschend zu erfahren.

Insgesamt ist "Dominotod" ein spannender, sehr temporeicher Krimi, der gut in das Genre der skandinavischen Krimis passt. Ein wenig enttäuschend war, dass der Mörder doch relativ früh schon abzusehen war. Doch eine spannende Geschichte, die den Leser auch emotional mitreißt, ist es allemal.

Bewertung vom 19.01.2018
Hangman. Das Spiel des Mörders / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.2
Cole, Daniel

Hangman. Das Spiel des Mörders / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.2


ausgezeichnet

Mit Hangman ist nun endlich der Nachfolger von Ragdoll herausgekommen. Da mich Ragdoll schon begeistern konnte, waren meine Erwartungen an Hangman hoch. Zuerst war ich etwas überrascht, dass es mit Chief Inspektor Baxter weitergeht, hatte ich mich doch im letzten Buch so an William Fawkes gewöhnt. Doch als ich mir den Schluss von Ragdoll noch mal in Erinnerung gerufen habe, wurde mir klar, dass es anders gar nicht sein konnte.
Baxter, die im ersten Teil noch eher oberflächlich und kalt rübergekommen ist, entwickelt sich nach ihrer Beförderung in diesem Teil zu einer starken Persönlichkeit mit Tiefgang. Die Ragdoll-Morde haben sie zu einem anderen Menschen gemacht und nun sieht sie sich einem ähnlich brutalen Fall gegenüber, der die Ragdoll-Morde in ihrem Ausmaß sogar noch übertreffen wird.

Das Buch fängt schon sehr spannend an. "Gibt es Gott?" Gibt es einen Himmel und eine Hölle oder sind wir alle schon dort angekommen und merken es nur nicht? Mit Religiösität hat der Fall aber erst mal gar nichts zu tun. Es tauchen Opfer auf, denen die Worte "Puppe" oder "Köder" in die Brust eingeritzt wurden. Der Verdacht, dass der Fall etwas mit den Ragdoll-Morden zu tun hat, kommt schnell auf, als der Name des ersten Opfers bekannt wird: William Fawkes. Doch ist es wirklich ein Nachahmungstäter oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Wer sind die Köder und wer steckt hinter allem und hält die Fäden der Puppen in der Hand? Ein unglaublich spannender Fall beginnt, der sich über zwei Kontinente erstreckt.

Neben der absolut spannenden Geschichte, die hinter dem Fall steckt, haben es mir auch die Charaktere angetan. Sie harmonieren nach ersten Schwierigkeiten sehr gut miteinander. Baxter taut langsam auf und das Team hinter ihr (aus alten und neuen Gesichtern) ist unheimlich sympathisch und entwickelt eine starke Dynamik.

Diese Mischung macht das Buch sehr lesenswert und unterhaltsam. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Einen neuen Teil (ich hoffe, es wird einen geben) kann ich kaum erwarten.

Bewertung vom 11.01.2018
Olga
Schlink, Bernhard

Olga


ausgezeichnet

Olga kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Sie ist ein besonderes Kind, das sich nicht mit den anderen Kindern vergleicht und ihren eigenen Weg geht. Als sie Herbert kennen lernt, findet sie einen Seelenverwandten. Als sie älter werden, wird aus ihrer Freundschaft Liebe. Doch Herbert ist ein Abenteurer und immer auf Reisen, während Olga ehrgeizig ihre Schul- und Berufslaufbahn verfolgt. Die beiden sehen sich nur selten und halten über Briefe Kontakt.
Von einer seiner Expeditionen in die Arktis kommt Herbert nicht wieder. Doch Olga schreibt ihm weiterhin, obwohl sie nicht weiß, ob ihre Briefe ihn jemals erreichen werden.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Während im ersten und zweiten Teil ihre Lebensgeschicht ein chronologischer Weise erzählt wird, gibt es im dritten Teil eine unerwartete Wendung und einen Bruch in der Erzählweise. Der dritte Teil besteht fast ausschließlich aus den Briefen, die Olga geschrieben hat. Durch diese Briefe erfährt der Leser, was wirklich passiert ist. Dadurch dass Olga ihre tiefsten Gedanken und Gefühle niederschreibt, ist dieser Teil sehr emotional. Man kommt sehr nach an Olga ran und kann ihr früheres Handeln besser nachvollziehen. Dieser Teil hat mir am besten gefallen.

Insgesamt lässt sich das Buch gut lesen. Durch die Frage, was aus Olga nach all den Schicksalsschlägen werden wird, was mit Herbert passiert ist und ob er jemals zurückkommen wird, bleibt das Buch bis zum Ende hin spannend. Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen und kann es nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 11.01.2018
Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9
le Carré, John

Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9


gut

Peter Guillam ist ehemaliger Spion und genießt seinen wohlverdienten Ruhestand, als er von der Zentrale nach England beordert wird. Die Nachfahren der während er Mission Windfall an der Berliner Mauer umgekommenen Alec Leamas und Elizabeth Gold verklagen die an der Mission Beteiligten, u.a. auch Guillam. Dieser beteuert seine Unschuld und gibt Unwissenheit vor. Er wird damit beauftragt, die alten Akten und Berichte zu lesen, um sein Gedächtnis aufzufrischen. Der Leser wird somit mit auf die Reise in die Vergangenheit genommen.

Eigentlich ein sehr interessanter Ansatz, doch ich fand es schwierig in die Handlung hinein zu kommen. Der teilweise sprunghafte Erzählstil und die vielen verschiedenen Decknamen, die verwendet werden, machen es schwer, der Handlung zu folgen. Zudem wirkt die Geschichte durch die zitierten Berichte recht trocken und emotionslos. Erst nach ca. zwei Drittel des Buches wurde ich langsam mit den Charakteren warm. Sie werden allmählich menschlicher, wenn sie ihre kalte Spion-Fassade ablegen und Gefühlsregungen zulassen.

Man braucht also einen langen Atem bis man belohnt wird. Doch wenn man sich einmal an den Schreibstil gewöhnt hat, kommt man in den Lesefluss und taucht in eine vergangene Zeit ein, die so weit weg scheint und doch heute noch Einfluss hat.

Bewertung vom 26.12.2017
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


ausgezeichnet

Lo ist Journalistin und konnte eins der begehrten Tickets für die Jungfernfahrt des Luxuskreuzfahrtschiffes Aurora Borealis ergattern. Das ist genau das Richtige für sie, um sich von der zuletzt sehr turbulenten Zeit zu erholen. Doch Los ohnehin schon angespannten Nerven lassen sich nicht so einfach beruhigen und als sie auch noch seltsame Geräusche aus der Nachbarkabine hört, ist sie sich sicher: auf dem Schiff ist ein Mörder. Sie möchte der Sache auf den Grund gehen, doch niemand auf dem Schiff kann sich an die junge Frau erinnern, die angeblich in der Kabine gewohnt haben soll, denn eigentlich steht diese leer.

Ich finde das Buch sehr gut geschrieben und auch spannend. Dabei ist das Buch nicht unbedingt typisch thrillermäßig spannend, wo man oft als Leser gar nicht zum Durchatmen kommt. Hier gibt es oft auch längere Passagen, in denen man sich zurücklehnen und die Handlung einfach auf sich wirken lassen kann. Das hat mir gut gefallen. Und besonders zum Ende hin wird das Buch noch mal sehr spannend, so dass bestimmt auch echte Thrillerfans auf ihre Kosten kommen.

Unterhaltsam ist das Buch auf jeden Fall. Ich mochte schon das erste Buch von Ruth Ware "Im Dunklen Dunklen Wald" sehr gerne, weil man sich beim Lesen nie langweilt und auch bei den ruhigen Passagen gut unterhalten wird. Dadurch findet man gut in die Handlung rein und das Buch lässt sich sehr flüssig lesen
Was ich auch gut finde, ist, dass man bei den Protagonisten nie zu 100% weiß, was nun Wirklichkeit ist und was vielleicht nur der Fantasie entsprungen ist. Das ist noch mal ein zusätzlicher Reiz, beim Lesen aufmerksam zu sein und mitzurätseln.

Insgesamt ist "Woman in Cabin 10" ein sehr gutes, spannendes Buch, welches ich unbedingt weiterempfehlen würde.

Bewertung vom 09.12.2017
Untiefen / Nora Watts Bd.1
Kamal, Sheena

Untiefen / Nora Watts Bd.1


sehr gut

Nora Watts hat mir als Protagonistin sehr gefallen. Eine wirklich interessante Figur mit einer bewegten Vergangenheit, die sie nun wieder einzuholen scheint. Sie lebt zurückgezogen in einem Keller. Ihre einzigen Kontakte sind ihr Hund Whisper, ihre beiden Arbeitgeber und ihr Pate aus der Selbsthilfegruppe für Alkoholabhängige.

Nora macht sich nichts aus Äußerlichkeiten, sondern achtet auf das Verhalten ihrer Mitmenschen. Doch ihr Misstrauen hält sie davon ab, zu irgendjemandem eine engere Bindung aufzubauen. Sie ist Einzelkämpferin und ist auch nicht gewillt, dieses Leben aufzugeben.

Als ein junges Mädchen vermisst wird, wenden sich dessen Eltern an Nora, denn sie ist die leibliche Mutter des Mädchens, der einzige Mensch, der Nora etwas bedeutet. Und so tut sie alles, um das Mädchen zu finden.

Ich fand es zuerst etwas schwer, in das Buch herein zu kommen. Dies lag einerseits an der wirklich komplexen Vergangenheit der Protagonistin, andererseits daran, dass mich die Handlung zunächst nicht packen konnte. Doch nach dem ersten Drittel des Buches steigt die Spannung und dadurch, dass man die Protagonistin nun schon besser kennen gelernt hat, steigt auch das Interesse an ihr und der Lösung des Falls.
Ich hatte zunächst die Befürchtung, dass das Buch etwas zu politisch sein könnte, doch das hat sich nicht bewahrheitet. Ich fand es zum Ende hin nur etwas schwer, den ganzen Handlungssträngen und Motiven noch folgen zu können.

Insgesamt ein guter, spannender Thriller mit einer außergewöhnlichen Protagonistin. Stellenweise etwas verwirrend, aber dennoch gut geschrieben.