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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
JosefineS
Wohnort: 
Schwarzenberg
Über mich: 
https://bibliomanie-hoch2.blog/

Bewertungen

Insgesamt 143 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2020
Das Gift deiner Lügen
Blackhurst, Jenny

Das Gift deiner Lügen


gut

Mehr ein -tückischer Vorstadt Schickeria- Krimi
Severn Oaks, ist eine etwas bessere Vorstadt Gemeinde, man kennt die Nachbarn, feiert gemeinsam und tauscht Tratsch und Klatsch miteinander aus. Hinter Mauern, nicht für jeden erreichbar, kann man sich sicher fühlen. Bis Erica, eine der beliebten Nachbarinnen aus der Gemeinschaft, auf einer Party ums Leben kommt. Als sich ein Jahr später die Wogen dieses tragischen Unfalls zu glätten scheinen, macht ein ominöser Podcast die Runde. In „die Wahrheit über Erica“ sollen wöchentlich neue Details über die Vorfälle auf der damaligen Feier, denunzierende Geheimnisse über die restlichen Anwesenden preisgegeben und sogar Ericas Mörder entlarvt werden. Ein Funke auf dem Pulverfass, dass sich Severn Oaks nennt.
In „das Gift deiner Lügen“ trifft der Vorstadt Schick zwischen Ballettstunden und Schulsommerfest auf einen Todesfall. Offiziell natürlich als Unfall zu den Akten gelegt, weiß die ein oder andere, scheinbar perfekte Mutter etwas mehr, was an dem Abend geschah. Doch wie üblich, hat jeder seine eigenen Geheimnisse und ist bestrebt diese auch für sich zu behalten. Es gibt zwar jede Menge Spekulationen über gekaufte Muffins für den Kuchenbasar, dubiose Geschäfte und Affären aber Mord? Sollte einer der Bewohner von Severn Oaks, einer aus ihrer Gemeinschaft wirklich dazu fähig sein? Doch die Schlinge des Unbekannten zieht sich mit jedem neuen Podcast enger zusammen. Plötzlich wird jemand vermisst und das Vertrauen untereinander bricht immer weiter auseinander. Leider wird nicht jedes Buch seinem Klappentext gerecht. Was sich da und am Anfang noch als spannender Einstieg gestaltet, entpuppt sich im Laufe des Buches leider als weniger spektakuläre Geschichte. Anfängliche parallelen zu einer bekannten TV-Serie über „verzweifelte Hausfrauen“ konnten die Spannung auch nicht aufrechterhalten. Nach dem schwächelnden Mittelteil, konnten weder die aufgedeckten Geheimnisse, noch die Aufklärung und der gesamte Hintergrund überzeugen. Das Ganze blieb, zu meinem Bedauern sehr oberflächlich und unspektakulär. Es gab zwar jede Menge Raum für Hypothesen, doch die Auflösung blieb wenig Imposant. Der Schreibstil war angenehm leicht und flüssig, dennoch kam es hier und da aufgrund der Ausdrucksweise zu Verwirrungen. Sowohl den Psycho-, als auch den Thriller suchte ich in diesem Buch leider vergebens. Es war an sich ein netter, mittelmäßiger Vorstadt Hausfrauen Krimi. Ein Haufen Verdächtige, jeder hat Dreck am Stecken, wer könnte es denn gewesen sein, um es kurz zu fassen. Doch ein Berg voll schmutziger Wäsche und ein ungeklärter Todesfall, machen bedauerlicherweise noch keinen Psychothriller aus. Das Buch konnte mich weder packen, noch mit sich reißen. Eigentlich schade, da die Autorin auch schon solche Werke zustande gebracht hat. Meine Meinung von der qualitativen Abwärtstendenz in Sachen Spannung, Charakterbildung und Tiefe der Story konnte dieses Buch nur bestätigen.
Fazit: eher mittelmäßiger Hausfrauen - Vorstadt - Krimi. Lediglich plätschernde Spannung und eine Story, der es an Tiefe fehlte.

Bewertung vom 13.09.2020
Wenn Insekten über Leichen gehen
Schwarz, Marcus

Wenn Insekten über Leichen gehen


ausgezeichnet

Leidenschaftliche Aufklärung über die Entomologie
Mittlerweile bekannt durch jede Menge Krimis und Serien, wo eine Leiche ist, sind auch Insekten nicht weit und manchmal liefern sie sogar nützliche Hinweise. Doch was steckt wirklich hinter dem Berufsfeld der Entomologen? Ist Fliege gleich Fliege und wie sollen diese, zumeist als lästig wahrgenommenen Zeitgenossen zur Klärung beitragen? Marcus Schwarz gibt einen umfangreichen Einblick in seine Tätigkeit.
Durch seine Arbeit, am Rechtsmedizinischen Institut in Leipzig, als forensischer Entomologe, kommt auch Marcus Schwarz mit dem ein oder anderen Tat- beziehungsweise Leichenfundort in Berührung. Dabei ist seine Arbeit weitaus komplexer als es in Büchern oder Serien dargestellt wird. Oft wissen einfach zu wenige an der Ermittlung beteiligte, dass ein Entomologe, gerade bei der Leichenliegezeit Bestimmung entscheidende Hinweise liefern kann. Dazu muss er aber überhaupt und vor allem rechtzeitig hinzugezogen werden. Neben einer Vielzahl an verschiedenen Fliegenarten, geht der Autor auch auf andere Gattungen der Insektenwelt, deren Eigenheiten und Spezialisierungen ein. Käfer, Parasiten, Wespen und Ameisen, um nur einen Teil der Vertreter zu nennen. Oft gibt es auch Beispiele an Fällen, in denen das entsprechende Insekt den entscheidenden Hinweis lieferte. Manchmal räumt er sogar mit dem ein oder anderen entstandenen Mythos auf. Zum großen Teil spielt jedoch die Entomologie, also die Insektenkunde und die Besiedlung von totem Material die Rolle. Die Fälle dienen zur Veranschaulichung und haben eine eher untergeordnete Rolle. Auch der Forstwissenschaft wird hier Raum gegeben, da Marcus Schwarz dank seines Studiums auch diesbezüglich schon seine Hilfe zur Klärung von Ermittlungen beisteuern konnte. Für mich war die große Bandbreite an Unterarten, ihre Spezifikationen und deren Zusammenhang mit der Verwertung von totem Gewebe unglaublich Interessant. Dabei bildet sich ein eigener Mikrokosmos, der noch bis nach dem letzten Besucher die Zersetzung nutzt. Auch seine Experimente, im Zuge seiner Abschlussarbeit waren sehr informativ und wissenswert. Man spürt, er geht in seiner Arbeit auf, spricht und informiert oft und gern darüber. Durch die Einteilung in einzelne Kapitel ließ es sich wunderbar lesen. Zu dem verlor es, trotz des zum Teil ernsten Themas und dem wissenschaftlichen Hintergrund nie ganz den Humor.
Fazit: speziell für Kriminalermittler sehr wissenswert, doch auch für Fans von forensisch orientierter Literatur und alle, die schon immer mehr über die Welt der Insekten erfahren wollten.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2020
Ein gutes Mädchen
Rowley, Emma

Ein gutes Mädchen


ausgezeichnet

Was geschah wirklich mit Sophie?
Kate arbeitet bei einer Flaschenpost Hotline. Menschen, die von Zuhause weggelaufen sind können hier anonym eine Nachricht für ihre Familie hinterlassen. Die Organisation leitet diese dann an die Zurückgelassenen weiter. Oft ist es ruhig, manche Anrufe sind vage oder sogar Telefonstreiche. Doch heute rief ein Mädchen Namens Sophie an und hinterließ eine deutliche Nachricht. Nun ist es an Kate, die Eltern zu benachrichtigen, dass das Mädchen in Sicherheit ist und sie aufhören sollen nach ihr zu suchen. Es gibt jedoch zwei Probleme. Sophie klang nicht als wäre sie in Sicherheit und ihre Mutter weiß schon von der Nachricht, denn Kate selbst ist Sophies Mutter.
Emma Rowley ist Schriftstellerin und Journalistin, hat gerade in England ihren 2. Thriller veröffentlicht, war jedoch schon bei vielen Büchern als Ghostwriter beteiligt. „Ein gutes Mädchen“ ist der erste, unter ihrem Namen veröffentlichte Thriller. Zu Beginn sah es eher unspektakulär aus, die übliche Story eben. Die ersten 180 Seiten waren nicht langweilig aber sie quollen auch nicht gerade vor Spannung über. Es war interessant zu lesen, ging jedoch in viele verschiedene Richtungen. Es war unmöglich eine Tendenz abzuschätzen und vorherzusagen, welche Entwicklung die Story nehmen wird. Der Schreibstil war flüssig und die Tendenz weckte mein Interesse, was mich wahrscheinlich am Lesen hielt. Meine Erwartungen waren nicht die höchsten und ich fürchtete, dass es im durcheinander der Möglichkeiten enden würde. Doch dann kam das Ende des ersten Teils, mit einem Durchbruch für Kate und die Spannung. Die Befürchtung, dass mich der 2. Teil durch den Wechsel der Perspektive erst einmal ohne weitere Informationen schmachten lassen würde war unbegründet. Ab dem Zeitpunkt konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, ich musste einfach herausfinden, was passiert war. Selbst als ich glaubte zu wissen, was vorgefallen war, zogen mich die wechselnden Perspektiven immer noch in ihren Bann. Bis hier her war es gut aber das Ende hat mich komplett überrumpelt. Kate und ich haben wohl unsere Gegner unterschätzt. Auch wenn mein Lesevergnügen nicht ewig währte, da ich den Rest des Buches binnen einem Tag nieder gerissen habe, zählt „Ein gutes Mädchen“ definitiv genau deswegen für mich zu den Jahreshighlights 2020. Es ist großartig, wenn ein Buch es schafft dich in den Bann zu ziehen und hinterrücks zu überrumpeln. Trotz der anfänglichen Bedenken ergab zum Schluss alles einen Sinn, doch erst als die Puzzleteile an ihrem Platz lagen konnte man das ganze Bild erkennen. Endlich wieder ein Buch, dass zurecht als Psychothriller bezeichnet wird.
Fazit: großartig und zurecht im Genre Psychothriller Zuhause. Ich war süchtig nach dem Ende. Ganz klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.09.2020
Einstein
Kuhlmann, Torben

Einstein


ausgezeichnet

Die abenteuerliche Reise einer Maus, durch die Zeit
Eine kleine Maus verpasst ihren großen Traum, das Käse Fest in Bern, um genau einen Tag. Da muss etwas schiefgelaufen sein. Wenn sie nur die Zeit zurückdrehen könnte. Doch so einfach, wie zunächst gedacht ist es nicht die Zeit zu beeinflussen. Einstein sagte mal „Die Zeit ist relativ“ woher er das wohl gewusst hat?
Torben Kuhlmann ist deutscher Illustrator und erfolgreicher Bilderbuchautor. Sein erstes Buch (Lindbergh, 2014 veröffentlicht) entstand aus seiner Abschlussarbeit an der Hochschule. Einstein ist nunmehr das fünfte Werk aus seiner Feder. Es ist, wie auch die anderen Bücher, bezaubernd von ihm Illustriert, mit so unfassbar viel Liebe zum Detail und harmonischen Farben, ist die Optik eher realistisch gehalten. Keine Seite bleibt farblos. Oft füllen die Bilder ganze Seiten und auf den Text Seiten finden sich mehrere kleinere Bilder. Dabei spielt es keine Rolle ob groß oder klein, diese detailliebe und akribische Darstellung des Geschehens bleibt immer gleich intensiv. Schon allein optisch ist das Buch faszinierend, da man auf jeder Seite verweilen und sich in den Bildern verlieren möchte, doch die Geschichte steht dem Ganzen in nichts nach. Die kleine Maus macht sich auf die Reise in ein Abenteuer, was völlig anders verläuft als geplant, dennoch wird am Ende alles gut. Liebevoll ist die Geschichte durchdacht und der Kontext ist sehr schön mit Einstein in Verbindung gebracht. Die kindgerechte Verknüpfung zwischen der Geschichte und historischem Hintergrund war toll. Die Darstellung Einsteins sehr gelungen und der Bezug zu einer reellen und geschichtsträchtigen Person gefiel mir sehr gut. Torben Kuhlmann widmet sich in dieser Story dem Verständnis von Zeit und geht ganz in diesem Thema auf, er nennt nicht zuletzt eine Katze Chronos, der bekanntlich die Personifikation der Zeit ist. Genau diese detailreiche Umsetzung hat mich in Text-, wie Bild Form an diesem Buch fasziniert. Nach der Geschichte findet sich im Anhang noch eine ein Teil von Einsteins Vita und Gedankenexperimenten die, die Relativitätstheorie versuchen darzustellen. Wieder veranschaulicht mit Illustrationen und für den Laien gut verständlich. Die Altersangabe ist alles in allem passend, nur Leseniveau und Interesse sollte dementsprechend hoch sein. Trotz der Einteilung als Bilderbuch sollte die Geduld dem ganzen 120 Seiten zu folgen vorhanden sein. Da die Geschichte aber durch mehrere Kapitel unterteilt ist, stellt auch das etappenweise Lesen kein Problem dar.
Fazit: ein wunderschönes Kinderbuch, was abenteuerliche Geschichte, Wissen und bezaubernde Illustrationen miteinander vereint und auch bei den großen (Vor-) Lesern für Begeisterung sorgen wird.

Bewertung vom 28.08.2020
Die Nacht in dir
Konen, Leah

Die Nacht in dir


sehr gut

Ein Buch, was mich wirklich überraschen konnte
Als Lucy in Woodstock landet, hat sie so gut wie nichts bei sich. Eben nur das Nötigste, was man auf der Flucht braucht. Unauffällig bleiben ist gerade oberste Priorität, dennoch freundet sie sich mit ihren Nachbarn, John und Vera an. Diese haben ihre ganz eigenen Sorgen und eines Abends lässt der viele Wein die Geheimnisse auf den Tisch kommen. Die liebgewonnene Lucy wird kurzerhand ein Teil des Plans, den Tod von John zu fingieren. Was soll schon groß schiefgehen, wenn sich alle an den Plan halten?! Doch, was dann passiert, war nie Teil des Plans…
Leah Konen studierte Journalismus und englische Literatur. Im Young Adult Genre ist sie, dank mehreren Romanen, keine Unbekannte. Doch „die Nacht in dir“ ist ihr erster Thriller. Kann ein solcher Genre-Swipe gut gehen? Ja und Konen stellt das in diesem Buch deutlich unter Beweis. Ich war wirklich skeptisch, das Cover ist nicht gerade ein Blickfang, eher eine „90er Jahre Wühltisch“ Version, der Titel, der mich wirklich oft in Erklärungsnöte brachte und die reine Befürchtung, dass es schnulzig werden könnte. Falsch gedacht. Die Story ist wirklich gut aufgebaut. Es gibt ständig unerwartete Wendungen, man spürt zwar, dass irgendwas nicht ganz zusammenpasst, doch mehr als Vermutungen und ein ungutes Gefühl ist nicht auszumachen. Immer wenn man denkt, man kennt den Weg der Handlung, biegt Konen unerwartet ab. Der Verlauf konnte stellenweise wirklich überraschen, der Showdown war nicht mehr ganz so unvorhersehbar, dafür zog er sich nicht ins endlose. Der Weg dahin war aber wirklich gelungen und das Ende des Buches hatte definitiv das gewisse etwas. Die Charakterzeichnung war gut, denn Konen lässt für Lucy, wie auch für den Leser alles etwas undurchdringbar erscheinen. Trotz weniger offensichtlichen Feindseligkeiten wusste man oft nicht ob man Freund oder Feind vor sich hatte und war sich dessen auch bis zum Schluss nie gänzlich im Klaren. Komplett ohne innige Beziehung kam die Autorin natürlich trotzdem nicht aus, es war aber angenehm dosiert und tat in meinen Augen der Intensität der Geschichte sogar gut. Ab und zu hatte ich die Befürchtung, dass es zäh werden würde, doch sie hat den Bogen jedes Mal wieder rausbekommen und konnte sogar die Spannung steigern. Was Cover, Titel und Vita der Autorin zunächst befürchten ließen, hat der Inhalt bombastisch zerschlagen. Ein wirklich gelungener Thriller, der sich viel auf psychischer Ebene abspielt.
Fazit: Überraschend gutes Genre Debüt. Spannend, stimmig mit gelungenem psychologischen Verwirrspiel.

Bewertung vom 17.08.2020
Der Judas-Schrein
Gruber, Andreas

Der Judas-Schrein


sehr gut

Grubers Ausflug in H.P. Lovercrafts Universum
In einem abgeschiedenen Bergdorf wird eine verstümmelte Mädchenleiche entdeckt. Kommissar Körner und sein Team stellen am sehr merkwürdigen Tatort fest, dass dem Mädchen fasst alle Rückenwirbel fehlen. Irgendetwas passt hier ganz und gar nicht zusammen. Während der Ermittlungen passiert ein weiterer Mord und Kommissar Körner wird klar, dass irgendjemand über Leichen geht um sein Geheimnis zu wahren. Vom Starkregen, dem anschwellenden Fluss und den Bergen im Rücken eingeschlossen, macht Alex Körner sich auf, das Geheimnis zu lüften. Doch diese Grauen übersteigt den menschlichen Verstand bei weitem.
Judasschrein ist die Neuauflage des gleichnamigen, bereits 2005, von Andreas Grubers veröffentlichten Werkes. Die neue Optik macht auf den ersten Blick klar, wo der Autor in dieser Geschichte mit dem Leser hinmöchte. Dass Gruber im Thriller Genre eine Nummer ist, ist oft bekannt. Doch hin und wieder tunkt er seine Feder gern in Horrortinte und versucht sich auch an anderen Geschichten. Judasschrein zählt zu seinen frühen Werken und möglicherweise ist Alex Körner die Urfassung, auf der spätere Protagonisten (Sneijder, Hogart und Polaski) basieren. Trotz der frühen schriftstellerischen Phase, merkt man deutlich, dass Gruber am Werk war. Nur wenige Autoren verstehen sich auf das subtile streuen von relevanten Informationen. Auch das Spiel mit Atmosphäre war ihm damals schon zu eigen. Die düstere Dorfgemeinde, unheilschwangere Stimmung und eine Bedrohung deren Ausmaße kaum jemand begreifen kann. Natürlich schimmern trotz des Talentes die ersten Versuche durch. Die Charaktere hatten alle so einen typischen „Zweck“, der Protagonist wirkt manchmal nicht ganz ausgereift und die glückliche Fügung durfte auch hier und da mal ran, um den Helden zu retten. Alles in allem hat Gruber hier aber mehr Geschick an den Tag gelegt als so manch anderer Autor. Wie er Stück für Stück dem Leser den Background offenbart ließ den Spannungsbogen stetig anschwellen. Der Mix aus Ermittlungen, Rückblicken und geheimnisvollen Tagebucheinträgen war eine sehr gelungene Kombination. Der Schreibstil wie gewohnt angenehm zu lesen. Wenn man den Einstig, bei dem alles zunächst nach 0815 Krimi aussieht, geschafft hat, legt Gruber los und man will das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Man sollte sich jedoch von vorn herein über die Horrorelemente á la H.P. Lovecraft im Klaren sein und sich darauf einlassen können. Wer hier einen typischen Krimi (Bulle- Ermittlungen- Mörder) erwartet, dem könnte Judasschrein too much sein. Wer sich allerdings auf Kreaturen aus dunklen Welten einlassen kann wird an Judasschrein schnell Geschmack finden.
Fazit: Für mich, trotz frühem Werk, ein gelungenes Buch. Man sollte sich allerding auf Mythen von beängstigende Geschöpfe einzulassen bereit sein.

Bewertung vom 17.08.2020
Der Mondscheinmann / Nils Trojan Bd.8
Bentow, Max

Der Mondscheinmann / Nils Trojan Bd.8


sehr gut

Niemand ist da, um dir zu helfen. Nur die Schnecken sind bei dir.
Kommissar Nils Trojan und seinem Team bietet sich in einer Berliner Wohnung ein bizarrer Leichenfund, der geradezu inszeniert ist. Die Tote wurde geschminkt und frisiert, es brennen zahlreiche Kerzen, der Raum ist über und über mit Lilienblüten bedeckt. Der Schauplatz scheint zu pulsieren, unzählige Schnecken gleiten durch dieses leblose Bildnis und bahnen sich ihre schleimigen Wege, ungerührt der Anwesenheit des Todes. Bald darauf wird ein zweites Opfer gefunden. Doch wie soll Nils dieses Mal hinter die Symbolik und dem Mörder auf die Spur kommen?
„Der Mondscheinmann“ ist der nunmehr 8. Band aus Max Bentows Reihe über den Berliner Kommissar Nils Trojan. Nach einem Schauspielstudium und zahlreichen Preisen ist er seit 2013, mit seinen Büchern regelmäßig in der Spiegel Bestseller Liste vorzufinden. Sein Protagonist hat eine schnelle Auffassungs- und Kombinationsgabe, doch er ist ausgebrannt, leidet unter Angstattacken und braucht dringend eine Auszeit. Da das Verbrechen aber bekanntlich nie schläft, muss sich Trojan erneut einem perfiden Killer stellen. Dessen Tun und Handeln für ihn nur schwer nachvollziehbar ist. Ohne die, uns als Leser nach und nach Bekannt werdenden Hintergründe muss er trotzdem verstehen, was den Täter dazu treibt. Diesmal wird Trojan nicht so sehr von seinen Panikattacken beherrscht. Sie sind immer noch da, sie behindern ihn auch aber sie sind nicht wie in anderen Werken ständiger Dreh- und Angelpunkt. Hinter die Psyche des Antagonisten steigt man als Leser auch nur Stück für Stück und muss Trojan dabei zusehen, wie er fehlinterpretiert und auch in die falsche Richtung läuft. Dies machte das ganze jedoch realistischer. Auch wenn sich zwischendurch Fragen ergaben, konnte Bentow zum Schluss stimmig und Schlüssig abschließen. Der Anfang war Traurig und die einzelnen Puzzlestücke, die zu den Taten geführt haben, waren interessant, traumatisch und auch erschütternd. Die Psyche ist ein Fragiles Element, wenn sie bricht ist der Wahnsinn oft nicht fern. Logik und Wahrnehmung, verzerrte Begriffe, die nur noch im eigenen Kopf Sinn ergeben. Die Umsetzung ist gut gelungen vor allem, weil nicht gleich klar war, wie das alles zusammenpassen soll. Es ließ sich flüssig lesen, hatte kaum längen und war, trotz einiger vorhersehbarer Momente auch für Überraschungen gut. Einzig die Atmosphäre an den Fundorten und zum Showdown hätte eindringlicher sein können. Da sich der Antagonist zum Ende als schweigsamer Zeitgenosse entpuppt, bleiben wir von der doppelten Ausführung über seine Vergangenheit verschont. Alles in allem ein solider Thriller, der es schafft die Spannung zu halten und sehr symbolische Morde liefert, deren Hintergründe sich erst nach und nach entschlüsseln.
Fazit: ein abgebrannter, realistischer Trojan, der es trotz Angstattacken schafft seine Kombinationsgabe unter Beweis zu stellen und ein Antagonist in dessen Kopf und Vergangenheit man selbst erst eintauchen muss um die Sinnbildhaftigkeit seiner Morde zu verstehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2020
Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11
Carter, Chris

Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11


sehr gut

Ein Katz und Maus Spiel mit dem Mörder
Angela lässt den relativ erfolgreichen Tag in einer Bar ausklingen. Als sich ein Gast sehr ungebührend verhält, will sie ihm eine Lektion erteilen. Sie beschließt kurzer Hand die Tasche des Rüpels zu stehlen. Doch Angela ist nicht irgendeine Diebin, sie ist die Beste in Los Angeles und kommt ungesehen mit dem Raubgut davon. Was sich jedoch als schwerwiegender Fehler herausstellt. Der Inhalt der Tasche ist nur ein, für sie nutzloses Notizbuch, dass jedoch das pure Grauen enthält. Sein Besitzer will es zurück. Er ist skrupel- und gnadenlos, kennt keine Grenzen. Nicht einmal Hunter kann sie jetzt noch beschützen. Die blinde Jagd nach dem unbekannten Verfasser beginnt. Doch haben Hunter und Garcia überhaupt eine Chance dieses Monster ausfindig zu machen und zu stoppen?
Chris Carter studierte forensische Psychologie. Er arbeitete als Kriminalpsychologe, machte später als Musiker Karriere und seine Bücherreihe um den Ermittler Robert Hunter zählt durchweg zu den Bestsellern. Er ist auf alle Fälle immer ein Garant für extrem mörderische Psychopathen, Abartigkeiten und Berge von Leichen. Mit einem 0815 Tötungsdelikt gibt sich weder der Autor, noch sein Protagonist, Robert Hunter von der UV Spezialeinheit ab. Es muss schon ausgefallen sein, egal ob die Tötungsart oder der Leichenfundort. Nicht umsonst bezeichnet der Verlag die Bücher mit „Hart, Härter, Carter“. Auch in Bluthölle nimmt er uns wieder in den Tiefen Abgrund des Antagonisten mit. Wenngleich er diesmal etwas von seinem sonstigen Schema abwich. Der Plot war erfrischend anders, der Einstieg in die Geschichte spannend. Temporeich ging es durch die Seiten, auf der Jagd nach dem Unbekannten, der sich scheinbar nicht einmal vor der Polizei fürchtet. Ohne weitere Anhaltspunkt bleibt Hunter und Garcia nur eine Chance, doch so leicht lässt sich der abgebrühte Killer nicht aufs Kreuz legen. Hunter muss tief in die Trickkiste greifen, wenn er jetzt noch der Herr über die Situation werden will. Carter hält auch im 11. Teil dieser Reihe das Niveau an Spannung, Tempo und Schaurigkeiten mehr oder minder hoch. Einzig die kaum vorhandene Weiterentwicklung, seines Protagonisten macht mir hin und wieder zu schaffen. Dafür muss man sich zumindest beim Lesen nicht an die Reihenfolge halten. In diesem Teil wird immerhin Roberts Hochbegabung und seine Hyposomnie nicht so breitgetreten. Er ist zwar klug und schlaflos wie eh und je, doch Carter hält sich mal nicht mit großen Erläuterungen darüber auf. Auch der Antagonist wird nicht wieder kurz vor Schluss aus dem Hut gezaubert, hier hatte das ganze etwas mehr Hand und Fuß. Er setzt sich sehr mit der Psyche des Mörders auseinander, wenngleich ein geschwätziger Täter im Showdown für ihn auch keine Neuerfindung des Rades ist, rundet es die Story doch sehr ab und gibt ihr Tiefe. So konstant er im Charakter seines Helden bleibt, so einfallsreich und alternierend stellt er seine Schurken dar. Also wieder ein klares muss für Carter Fans aber auch für alle, die es nicht scheuen einem Psychopathen in die Augen zu schauen oder ihren Magen an einem Carter testen wollen.
Fazit: Guter Plot, temporeiche Story. Ein wie gewohnt scharfsinniger Hunter und einen scheinbar wahnsinnigen Antagonisten.

Bewertung vom 14.08.2020
Das Haus der finsteren Träume
Hamill, Shaun

Das Haus der finsteren Träume


gut

Eher schwarze Romantik als finsteres Grauen
Die Turners erscheinen auf den ersten Blick wie eine ganz normale Familie. Doch die Membran zwischen ihrer Welt und etwas dunklem und Bösen ist ausgerechnet bei dieser Familie dünner als sie sein sollte. So hütet jeder von ihnen, für sich allein ein dunkles Geheimnis. Sie sehen Monster. Nacht für Nacht kratzt es an Scheiben, beobachte sie, bittet darum herein gelassen zu werden. Selbst als das Familienidyll immer weiter zu zerbrechen droht fehlt ihnen der Mut, sich gegenseitig anzuvertrauen. Und was soll nur aus Noah, dem jüngsten der Familie werden? Schließlich beschloss er eines nachts dem Grauen das Fenster zu öffnen und ihm Einlass zu gewähren…
Shaun Hamill wuchs mit Horrorromanen und –filmen auf, er veröffentlicht mit „Das Haus der finsteren Träume“ sein erstes eigenes Horrorbuch. Wobei man hier betonen mag, dass es sich bei seinem Werk um einen Genre Mix handelt. Es vereint mehrere Elemente miteinander, neben Horror hat es vor allem auch Drama und Fantasy Bestandteile. Der englische Originaltitel „The Kosmology of Monster“ (die Kosmologie der Monster) vermittelt vielleicht einen etwas besseren Eindruck in welche Richtung sich der Roman entwickelt. Man kommt natürlich trotzdem auch hinter die Wahl des deutschen Titels, ich fürchte jedoch, der ein oder andere Horrorfan verliert zwischendurch die Nerven. Die Geschichte an sich ist schön, tiefgründig, traurig und umfassend durchdacht. Sie ist Detailreich und Gefühlvoll, hat Geheimnisse, Rätsel und unerwartete Wendungen, doch sie ist nicht gruselig. Selbst die Charakter Zeichnung ist für einen Debütroman sehr gelungen. Noah, der als Erzähler fungiert und Erlebtes, sowie die Vorgeschichte wiedergibt, lernt man dadurch schnell und intensiv kennen. Doch auch seinen Eltern und Geschwister wird auf geschickte Art und Weise Raum geschaffen. Ihre Eigenheiten und ihre tief verwurzelte Liebe zum Horror kommen da zum Ausdruck. Durch Hamills Schreibweise entwickelt man in den dramatischen Teilen hohe Sympathie für die Familienmitglieder und leidet zusammen mit ihnen. Ab einem gewissen Punkt hielt mich aber nur noch die Hoffnung, noch etwas Grauen zu erhaschen, im Buch. Welche übrigens vergeben war. Es gab den ein oder anderen kurzen Blick auf dunkle Strukturen, doch diese Momente hatten nach der langen Durststrecke durch Drama und einer Art Twilight Version für Werwolf Fans, einen gar faden Beigeschmack. In meinen Augen konnte der Genre Mix nicht überzeugen. An sich eine nette Story, die ohne den ganzen Monsterschwank ernst zu nehmender ist, als mit. Man muss nicht immer die ganze Welt mit Liebe retten und in einem Horrorroman erst recht nicht. Ein paar Untiere, Tentakeln und ein Jahrmarkt Spukhaus schaffen noch lange keinen Alptraum á la Lovecraft, King, Jackson oder Poe. Dafür fehlte in den entsprechenden Momenten gänzlich die Atmosphäre. Es war düster aber eher auf psychischer Ebene, hätte Hamill nicht verzweifelt versucht dem Ganzen ein „Happy End“ zu geben, wäre sicher mehr daraus geworden. Man muss nicht immer alles erklären, der Horror lebt davon, dass unerklärliches geschieht.
Fazit: Nette Story, der Genre Mix hat jedoch viel kaputt gemacht. Mehr Horror hätte dem Buch gut getan.