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Benutzername: 
MissSophi
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2022
Herbstzeitleuchten
Römer, Lotte

Herbstzeitleuchten


ausgezeichnet

Ein Wohlfühlroman vom Allerfeinsten. Es geht um Jassy, eine Influencerin von hoher Reichweite, deren Leben aus Selfies und Werbepartnerschaften geht. Sie lebt im Luxus und hat ihr früheres Leben hinter sich zurückgelassen. Es geht nur um Klicks und darum gesehen zu werden.
Bei einer Geburtstagfeier lernt sie den bodenständigen Kenneth kennen und da ein Werbeauftrag kurzfristig geplatzt ist, lässt sie sich auf eine Eselwanderung mit ihm ein. Ganz spontan, ohne groß darüber nachzudenken.
Kenneth stammt ursprünglich aus London und hat schon ein bewegtes Leben hinter sich, hat sich aber durch seine Eselsdame Momo erden können und unternimmt hin und wieder Wanderungen mit ihr. Es war ein undurchdachter Impuls Jassy dazu einzuladen und schon bald fragt er sich, auf was er sich da eigentlich eingelassen hat. Ihre Welt ist ihm fremd.
So machen sich die beiden mit Momo auf den Weg und kommen ins Gespräch. Jassy, die eigentlich Jasmin heißt, wird immer zugänglicher und taut in seiner Gegenwart auf. Es tut ihr gut, in ihm einen Gesprächspartner zu haben, der sie ganz und gar wahrnimmt und nicht nur den Schein, den sie für ihn aufbaut. Sie fühlt sich wohl und vergisst nach einiger Zeit sogar, ihr Handy ständig parat zu haben.
Diese Wanderung lässt bei Jasmin alte Wunden aufbrechen, von dem Vater und gemeinsamen Bergtouren, davon, dass sie nie genügt hat und immer nur eine Enttäuschung war. Und dann wollen sie eine Nacht in einer Hütte verbringen. Es stellt sich heraus, dass die Hüttenwirtin Jasmins Schwester ist und mit einem Mal bricht sich die Vergangenheit Bahn.
Ein Buch über Vergangenes und Gegenwärtigen, ein Buch über Neuanfänge und darüber, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen. Sich mitzuteilen.
Kann sich Jasmin der Vergangenheit stellen und wie wirkt sich da auf ihr weiteres Leben aus? Ist da etwas zwischen ihr und Kenneth und hat es eine Chance?
Ein Roman, der einen die Zeit vergessen lässt. Wunderschöne Panoramabeschreibungen, die selbst einem Bergmuffel wie mir die herrliche Aussicht näherbringen. Eine zarte Bande zwischen Esel und Besitzer, die einen besonderen Reiz ausmachen und die einen Lust darauf machen, auch mal so etwas zu erleben. Herrliche und ehrliche Dialoge, ohne viel Schnickschnack. Ein Buch, das mitten ins Herz geht.

Bewertung vom 23.10.2022
Als wir einen Panther fangen wollten und dabei etwas viel Größeres fanden
Schrödl, Tino

Als wir einen Panther fangen wollten und dabei etwas viel Größeres fanden


ausgezeichnet

Es geht um Nico, einem Jungen aus der Stadt, der seine großen Ferien bei Oma und Opa auf dem Land verbringt, weil seine Eltern kurz vor der Scheidung stehen. Dort hat er schon öfter Ferien gemacht und dabei Gonzo und Poldi kennengelernt und sich mit ihnen angefreundet.
Vor Jahren ist ein Panther aus einem Wildpark ausgebrochen und als Nico sich ihm eines Tages gegenübersieht, erwächst der Plan der drei Freunde, diesen Panther zu fangen, denn es ist eine hohe Belohnung für die Ergreifung ausgesetzt worden.
Ein Buch voller Abenteuer, welches sich hervorragend eignet um es gemeinsam mit seinen Kindern zu lesen. Es ist liebevoll beschrieben und greift auch Themen auf, die man nach gemeinsamer Lektüre mit den Kindern nachbesprechen kann. Aber auch zum Selberlesen ein großes Vergnügen.
Die Beschreibungen der einzelnen Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und man hat das Gefühl, hautnah dabei zu sein, wenn Nico und seine Freunde sich an gemeinsam an das Vorhaben manchen, den Panther zu fangen. Sie tüfteln Pläne aus und haben dabei mit allerlei Komplikationen zu rechnen, denn es gibt eine Bande von Jungs, die ihnen auflauern und ihre Pläne zunichtemachen könnten.
Mir als Erwachsene hat es großen Spaß gemacht, das Buch zu lesen und ich habe es sehr bedauert, dass meine Kinder schon erwachsen sind. Ich hätte es gerne mit ihnen zusammengelesen und über den einen oder anderen Sachverhalt mit ihnen diskutiert.

Bewertung vom 22.10.2022
DIE FINNISCHE SOCKE (eBook, ePUB)
Anders, Marie

DIE FINNISCHE SOCKE (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Kriminalroman, den man so schnell nicht aus der Hand legen kann. Bis zum Schluss rätselt man intensiv mit und wird am Ende doch überrascht.
Das Cover hat mich gleich angesprochen – eine Art Gemälde, auf dem wir den ersten Toten sehen.
Es ist der zweite Fall für Inspektor Neuer, den ersten Band kenne ich leider nicht. Aber da ich begeisterte Sockenstrickerin bin, hat mich der Titel angesprochen.
Wir befinden uns in Salzburg, wo ein Ärztekongress stattfindet. Hauptsächlich ist zunächst von Jussi Mattila die Rede, ein angesehener Arzt aus Finnland, der auf dieser Veranstaltung besonders geehrt werden soll. Er ist mit seiner Frau angereist, was eine sehr aufdringliche Verehrerin nicht davon abhält, ihm immer wieder nachzustellen. Er hat auch seine Assistentin mit nach Salzburg reisen lassen, von deren Aufenthalt aber niemand erfahren darf. Sie soll sich Immobilien anschauen, denn der Professor plant auch in Österreich eine Art Klinik aufzubauen, so wie er schon eine erfolgreiche in Finnland betreibt.
Dann geschieht der erste Mord. Es trifft den Chirurgen und Wissenschaftler Steinmetz, der neben einer Art Hutnadel, mit der er erstochen wurde, noch eine Eigenart aufweist. Am rechten Fuß findet sich eine selbstgestrickte bunte Socke und der Schuh lag daneben.
Dem ermittelnden Inspektor Quentin Neuner bleibt nicht viel Zeit für die Ermittlungen, als schon der zweite Mord mit gleicher Handschrift erfolgt. Diesmal trifft es den Assistenten von Steinmetz und die Frage kommt auf, ob es was mit der gemeinsamen Forschungsarbeit zu tun hat.
Man ermittelt als Leser immer mit, hat Verdächtige im Visier und liest schneller, um zu sehen, ob sich der eigene Verdacht erhärtet. Ich habe mich hervorragend unterhalten gefühlt. Die einzelnen Charaktere sind gut herausgearbeitet und bekommen im Verlauf der Geschichte immer mehr Kontur.

Bewertung vom 16.09.2022
halbtote schmetterlinge
Schädler, Thomas

halbtote schmetterlinge


ausgezeichnet

Dies ist unter autobiographischem Hintergrund die Geschichte von Ambühl, dem Mann ohne Vornamen, der mitten im Leben die Diagnose „Prostatakrebs – unheilbar“ erhält.

Es ist eine Auseinandersetzung mit dieser Diagnose und den damit verbundenen Behandlungsmethoden. Sehr ehrlich erzählt der Autor, welche Konsequenzen es auch gerade auf sein Liebesleben hat und wie sehr er mit sich ringt. Mit sich und seinem Selbstverständnis als Mann und was ihn jetzt noch ausmacht.

Aber auch sein Umfeld kommt nicht zu kurz und er beschreibt, wie seine Freundin mit der Situation umgeht und welche neuen Wege sie als Paar jetzt gehen, um sich wieder zu definieren.

Ein sehr ehrlicher Roman über den Umgang mit einer unheilbaren Krankheit, verbunden mit all den Gedanken, die einen nach einer solchen Nachricht ereilen. Rückblicke und Ausblicke – verbunden mit viel Hoffnung auf Leben.

Mich hat die Offenheit berührt und angesprochen, wenngleich ich mit dem Protagonisten nicht richtig „warm“ geworden bin. Dennoch bin ich der Meinung, dass diese Diagnose dem Helden der Geschichte zu mehr Tiefgang in seinem Leben verholfen hat und er das bestmöglichste aus der gegebenen Situation gemacht hat.

Ein Roman über ein Todesurteil, mit dem es umzugehen gilt – eine Hommage an das Leben und seinen Möglichkeiten und ein Zeugnis von zwischenmenschlichen Beziehungen, die mitwachsen und sich verändern dürfen. Nicht nur für Betroffene eine lohnende Lektüre – sondern auch für Gesunde ein Input über die Selbstverständlichkeiten nachzudenken und sein Leben neu zu bewerten.

Bewertung vom 05.09.2022
Sonnenblumentage
Bergmann, Frieda

Sonnenblumentage


ausgezeichnet

Jeder von uns kennt sie: die Frage, „was wäre, wenn…“. Wir treffen jeden Tag unzählige große und kleine Entscheidungen, die den weiteren Verlauf unseres Lebens bestimmen.

Die Autorin hat sich dieses Gedankenkonstrukt zu nutzen gemacht und spielt zwei Varianten durch. In beiden Fällen geht es in der Hauptsache um Marie, eine Floristin, die vor kurzen ihre Mutter verloren hat. Zunächst lernen wir sie und ihr Umfeld kennen (und lieben) und dann trifft sie in Kapitel drei eine Entscheidung, die ziemlich alltäglich ist und auf den ersten Blick unbedeutend wirkt.

Ab dann entwickeln sich zwei Erzählstränge: „Was wäre, wenn die bleibt“ und „Was wäre, wenn sie geht“. Insofern hat man also zwei parallel verlaufende Geschichten und switcht zwischen den Handlungen hin und her.

Relativ schnell hatte ich meinen Favoriten und ich habe mit ihr und ihrem weiteren Werdegang mitgefiebert und habe ich mich „einlullen“ lassen, von all dem Positiven, was ihr begegnet – dabei war der andere Strang auch nicht uninteressant und hatte auch durchaus seinen Reiz. Vieles findet in beiden Versionen ihren Platz – so auch die verzweifelte Suche nach einem gemalten Bild ihrer Künstlermama, von dem auch der Titel des Buches stammt.

Alles in allem eine sehr innovative Idee an ein Buch heran zu gehen und das Leben in verschiedene Richtungen laufen zu lassen. Ich habe mich hervorragend unterhalten gefühlt und bin nur so durch die Seiten geflogen. Alles in allem sehr schlüssig und manchmal auch unerwartet und überraschend.

Es war ein phantastischer Roman für laue Sommerabende und die Idee dahinter begeistert mich noch immer sehr. „Was wäre, wenn…Du Dich einfach mal traust“?

Ich bin begeistert und habe es sehr gerne gelesen.

Bewertung vom 01.09.2022
Amen: Wie die Luft zum Atmen
Weber, Jill

Amen: Wie die Luft zum Atmen


weniger gut

Ich hatte mir so viel von dem Buch versprochen. Liegt doch mein eigenes Gebetsleben seit Jahren mehr oder minder brach. Ich hatte mir Tipps und Methoden verhofft, habe es aber schlussendlich gar nicht mehr bis zum Ende gelesen.
Das Buch ist mehr eine Aneinanderreihung von persönlichen Lebensschritten im Leben von Jill Weber, die als Autorin, Sprecherin, Pionierin von verschiedenen Gebetsbewegungen bezeichnet wird. Ich dachte mir: die Frau hat mir was zu sagen…. aber es ist dann leider verhallt.
Jedes Kapitel beginnt mit einer für mich willkürlichen Überschrift, die so alles und nichtssagend ist, dass ich später Schwierigkeiten hatte, etwas wieder zu finden, was ich nochmal nachlesen wollte. Dann folgt eine Bibelstelle, gefolgt von Episoden aus ihrem Leben. Es endet mit einer „Einladung“ – in der manchmal kurze fremde Texte veröffentlicht wurden und die man laut lesen und auf sich wirken lassen soll. Dann folgt noch ein kurzes Gebet.
Mein Problem mit dem Buch war folgendes: ich hatte mir etwas anderes erhofft, dachte, man könnte Leben miteinander vergleichen und voneinander lernen. Aber mein Eindruck war, dass sie so ganz anders lebt, hofft und glaubt, als ich es tue.
Es ist eigentlich auch kein Buch, welches sich zu einer gemütlichen Leserunde am Abend eignet. Die Kapitel bauen nicht wirklich aufeinander auf, sodass es mehr so eine Sammlung von Anekdoten ist – aber als ein aufbauendes Werk, in dem man nochmal gerne nachschlägt, ist es auch nicht. Dafür sind die Überschriften zu beliebig und ich finde nicht wieder, was ich nochmal vertiefen wollte.
Für Menschen, die fest im Glauben stehen und ab und zu einem Zweifel erlegen, mag das Buch hilfreich sein. Sie sind in der Materie und können damit arbeiten. Für Menschen wie mich, die nicht im christlichen Kontext leben und arbeiten und die sich im Laufe der Jahre entfernt und entfremdet haben, ist es ehr nicht geeignet. Schade – ich hatte wirklich große Hoffnungen auf und in das Buch gesetzt.

Bewertung vom 11.08.2022
Gläubig. Depressiv. Gehalten.
Casey Waller, Ryan

Gläubig. Depressiv. Gehalten.


ausgezeichnet

Ich war ganz begeistert, als ich hörte, dass es ein "frommes" Buch von einem Menschen gibt, der zum einen aus der Betroffenenseite, als auch von der Helferseite aus schreibt. Ein Buch über Depressionen und Angststörungen aus erster Hand - aber eben nicht nur als schnöder Betroffenenratgeber, eben auch fachlich fundiert (und auf deutsche Verhältnisse angepasst)

Man spürt es dem Autor ab, dass er weiß, wovon er schreibt und das empfinde ich als großen Pluspunkt. Zudem wird er auch nicht müde zu erklären, dass das eine Erkrankung ist, die eben adäquater Behandlung bedarf. Er bedient sich hier dreier Säulen, auf die der Umgang mit solchen Erkrankungen ruht: Gesprächstherapie, Medikamente und Menschen.

Endlich wird Tacheles gesprochen und nicht mehr nur stupid darauf verwiesen, dass man als betroffener Christ einfach nicht genug glaubt oder/und betet. Sehr erfrischend.

Seine Schilderungen sind nachdrücklich und glaubwürdig und er räumt mit dem Unsinn auf, dass das eine Strafe Gottes sei, wenn man an einer psychischen Erkrankung erkrankt. Und dennoch ist er Gottesfürchtig und demütig. Aber er öffnet die Türen für viele Betroffene, die bisher nur "bebetet" wurden und denen fachliche Hilfe verwehrt wurde.

Ich bin begeistert und überaus dankbar für diese Lektüre, die hoffentlich von den Richtigen gelesen wird.

Bewertung vom 03.07.2022
Der Bewunderer: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Bewunderer: Thriller


ausgezeichnet

Dies ist bereits der 7 Band um die Spezialermittlerin Laura Kern und ich habe ihn mit großer Spannung und Vorfreude verschlungen.
Nach so vielen grandiosen Bänden der Autorin war ich mir nicht sicher, ab sie das hohe Niveau halten kann, welches sie selbst vorgelegt hat. Ich kann mit Fug und Recht sagen, dass sie meine Lieblingsautorin ist und ich lese und höre alles von ihr, auch mehrmals.
Aber nun zum neuen Fall: auf einer riesigen bemalten Leinwand wird eine Frau gefunden, die kunstvoll auf dem Bild drapiert wurde. Zudem befinden sich noch ein paar weitere Utensilien auf dem Kunstwerk und geben den Ermittlern Rätsel auf.
Catherine Shepherd versteht es meisterhaft ein Netz aus feinen Spuren zu hinterlassen und man kann gar nicht anders, als „mit zu ermitteln“ – verschiedene Theorien werden aufgeworfen und verschiedene Menschen geraten ins Visier. Ab der Hälfte war ich sicher, wer der Täter sein muss und war gespannt, wie sich nun alles auflösen wird und wie lange Laura Kern braucht, um das auch zu sehen. Aber wie eigentlich immer, bin ich der Autorin auf den Leim gegangen und das Finale war eine grandiose Auflösung.
„Wenn er Dich bewundert, dann will er dich für immer“ – so die Überschrift des Klappentextes. Es ist fantastisch, wie die Autorin immer Fälle konstruiert, die in sich so schlüssig und am Ende so klar sind. Spannung hoch 10 und eine atemlose Jagd nach dem Täter.
Dies ist ein Band in einer Reihe um die Ermittlerin, kann aber hervorragend ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Allerdings kann man dann nicht so nahtlos in die Verstrickungen und Beziehungsdinge der Protagonisten eintauchen, wie als „alter Hase“ – das tut dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch. Ich finde die Mischung aus „Fall“ und „Privatem“ sehr gelungen – nicht zu viel und nicht zu wenig. Inzwischen habe ich Laura ins Herz geschlossen und auch ihren Partner Max mag ich sehr, wenngleich ich nicht alles gut finde, was er so treibt.
Eine klare Leseempfehlung, verbunden mit der Hoffnung, dass es weitergeht mit Laura und den anderen. Ich kann gar nicht genug bekommen.

Bewertung vom 27.06.2022
Tod an der Lehmkuhle
Schönhoff, Friedrich

Tod an der Lehmkuhle


ausgezeichnet

Ein Debüt Kriminalroman, der sich nicht verstecken muss und großes Potential birgt. Aber der Reihe nach:
Es handelt sich um einen packenden Mordfall aus dem Tecklenburger Land. Dem Autor spürt man seine Heimatverbundenheit in jeder Zeile ab, so liebevoll und detailgetreu schildert er die Umgebung, in der das Verbrechen stattgefunden hat.
Der Hauptkommissar Matthias Brockmann kommt auch gebürtig aus Westerkappeln, in dem ein Hofgut, das Hauptaugenmerk der Ermittlungen darstellt und kehrt nach vielen Jahren zurück in die Heimat. Bis vor kurzem war er noch in den USA, wo er so manche Ermittlungstechnik übernommen hat.
Mit seiner Kollegin Julia Degraf bildet er ein fantastisches Gespann, dem auch so mancher Schlagabtausch vorangeht. Sehr erfrischend und belebend. Ich mag Ermittler mit Ecken und Kanten und vor allem solche, mit großem Wiedererkennungswert. Überhaupt ist die Balance zwischen Fall und Privatem sehr gut ausjustiert.
Sie haben es also mit einem gewaltsamen Tod einer jungen Frau zu tun – sie steht in engem Zusammenhang mit den „Büßer Gottes“ – eine Gemeinschaft, die sich die Aufnahme in den Himmel auf Erden verdienen müssen. Jenes Hofgut dient als geistiges Zentrum dieser Bewegung und birgt so einiges an Geheimnissen.
Ein sehr gut aufgemachter Krimi, den man mit angehaltem Atem liest und automatisch mit ermittelt und man am Ende doch vom Showdown überrascht wird. Man wird mit Fragen des Lebens konfrontiert und wird automatisch dazu angeregt, sich seine eigenen Gedanken zu machen, das liebe ich an Büchern. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und hoffe, dass wir noch mehr vom Autor zu lesen bekommen, denn dieses Ermittlerduo birgt einiges an Potential.

Bewertung vom 21.06.2022
Der Mann in den Dünen
Johannsen, Anna

Der Mann in den Dünen


ausgezeichnet

Dies ist schon der 9. Band um die Inselkommissarin Lena Lorenz und wieder übertrifft sich die Autorin mit der Konstruktion eines Falls, den die Leser in Atem hält.
Auch privat entwickeln sich die Charaktere wieder weiter, was dafür spricht, die Bände der Reihe nach zu lesen, allerdings kommt man auch gut so rein und ein Vorwissen ist nicht unbedingt erforderlich, bereichert das Lesevergnügen allerdings um einiges.
Nach der Geburt ihres Sohnes hat sie erstmal eine vierzehnmonatige Elternzeit genommen und ist seit kurzem wieder in LKA zurückgekehrt. Zunächst ist sie im Schreibtischdienst, sucht aber das Gespräch mit ihrer Chefin, um ihr zu sagen, dass sie wieder ermitteln möchte. Es ist für sie und ihren Mann nicht leicht, aber sie liebt nun mal ihren Job, zu dem auch Außeneinsätze gehören. Kurz nachdem sie entschieden hat, wieder in den aktiveren Dienst zurückzukehren wird sie zu einem Vermisstenfall auf Sylt berufen.
Der Reeder Reinhardt Doormann, neunundsiebzig, ist von einem Spaziergang nicht zurückgekehrt. Nachdem Blutspuren am Strand gefunden werden, sieht alles nach einem Gewaltverbrechen aus. Dann melden sich die Entführer und stellen Forderungen.
Lena benötigt viel Fingerspitzengefühl, um bei den Angehörigen und Angestellten nicht auf Granit zu beißen. In welchem Bereich des Lebens des Reeders liegt der Schlüssel zum Verbrechen und wird es den Ermittlern gelingen den Mann aus der Entführung zu befreien?!
Alles in allem ein sehr fesselnder Krimi, bei dem man bis zum Ende mitfiebert und mit-ermittelt. Wer ist alles involviert und wie hängt alles zusammen? Hat ihn seine Vergangenheit eingeholt oder sind die Zukunftspläne Auslöser für das Verbrechen?
Lena behält den Überblick und hat an der richtigen Stelle ein goldenes Näschen und kommt der Aufklärung auf die Spur.
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und kann mir vorstellen, dass es, bei den Einfällen der Autorin noch einige Bände der beliebten Reihe geben wird. Zumindest ist das meine Hoffnung.