Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Leserattenmama
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 152 Bewertungen
Bewertung vom 19.04.2020
Wieso? Weshalb? Warum? Mein junior zum Hören, Band 2: Einsatzfahrzeuge
Kreimeyer-Visse, Marion

Wieso? Weshalb? Warum? Mein junior zum Hören, Band 2: Einsatzfahrzeuge


sehr gut

Viele Klappen und 5 Geräusche

Unser drittes Kind ist nun im Alter der Soundbücher und interessiert sich für Klappen - wir haben bereits etwa 25 WWW Junior-Bücher sowie 6 Soundbücher anderer Verlage: diese Kombination musste natürlich sofort bei uns einziehen :)
Die „normalen“ WWW-Bücher mit der Spiralbindung, welche die 8 Doppelseiten zusammenhält, halten viel aus - bei diesem Buch ist es eine feste Bindung und dennoch ein breiterer Buchrücken bei nur 5 Doppelseiten, da die Technik einiges an Platz einfordert. Dafür sind die Geräusche sehr viel leichter auszulösen als mit den Knöpfen bei anderen Verlage, mit denen mein zartes Nesthäckchen manchmal noch zu kämpfen hat! Klappe in heller Umgebung vollständig aufklappen und schon geht es los :) und zwar mit folgenden Geräuschen:
-Sirene vom Feuerwehrauto
-Wasserrauschen beim Feuerwehreinsatz
-Sirene vom Polizeiauto
-Klappern einer Krankenwagenliege
-Hubschrauber
Die Geräuscheklappen sind sehr groß und hier schon nach kurzer Zeit sehr zerknickt, aber immerhin (noch?) vollständig.
Die Zeichnungen und der begleitende Text sind - wie immer in dieser Reihe- absolut ansprechend für die kleinen: viel zu entdecken auch beim 30. Mal angucken und knappe Texte, die nach Belieben mit Erzählungen ergänzt werden können, so dass auch die großen Geschwister interessiert zuhören.

Mein Fazit: die Kombination von Klappen und Geräuschen in einem Buch klang verlockend - aber überzeugt mich nicht so komplett... wir ergänzen dann lieber unsere WWW Junior-Kollektion ohne Geräusche!

Bewertung vom 19.04.2020
Milchmann
Burns, Anna

Milchmann


gut

Wo bleibt das positive Pink des Himmels?

Mich hat das Cover mit dem knalligen Sonnenuntergang, der vor allem pink wirkt, sehr angesprochen - das sieht so wunderbar positiv und nach guter Laune aus.
Der Start in das Buch dann - der totale Gegensatz. Die 18-jährige Ich-Erzählerin bleibt ebenso namenslos wie so ziemlich alle Personen in diesem Buch - und das über die komplette Länge der 450 Seiten! Auch der konkrete Handlungsort wird nicht genannt - es muss in Nord-Irland sein und der Konflikt innerhalb der Bevölkerung ist im Text allgegenwärtig. Der Schreibstil zeichnet sich durch lange; oft sehr lange Sätze aus - man wird mitgenommen in das Gedankenkarussell der Erzählerin. Und diese Gedanken sind selten positiv... der Humor, der an einigen Stellen dennoch durchblitzt, ist sehr trocken bis schwarz...
Von den Entwicklungen in der Geschichte will ich nichts vorwegnehmen - nur einige Themen verraten: Bespitzelung, Belästigung, physische und psychische Gewalt sowie die schwierige (vergebliche?) Suche nach der Partnerschaft für‘s Leben...
empfehlen kann ich das Buch allen, die eine literarische Herausforderung gern annehmen wollen und ein ganz besonderes Leseerlebnis suchen. Wer sich allein vom Cover verleiten lässt oder normalerweise nur wenige Seiten am Stück liest bzw öfter tagelang pausiert, wird hiermit sicher ein Problem haben...

Bewertung vom 07.04.2020
Eine fast perfekte Welt
Agus, Milena

Eine fast perfekte Welt


sehr gut

Drei Generationen auf der Suche nach ihrem Ort und Glück auf dieser Welt

Ester, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt hat; ihre Tochter Felicita („Wie felicità, aber ohne Akzent.“ - „Also fehlt nur noch der Akzent zum Glück.“ S. 104) und deren Sohn Gregorio sind die Hauptpersonen der Geschichte; die Handlung spielt größtenteils auf Sardinien, aber auch auf dem Festland Italiens und in New York, Amerika.

„Wie schafft man es bloß, an einem solchen Ort zu leben?“ ist eine Frage, die mehrfach in diesem Buch aufgeworfen wird...und spiegelt die empfundene Unzufriedenheit der jeweiligen Person wider - jeder sehnt sich an einen anderen Ort, nach einem anderen Leben. Verbitterung auf Sardinien; Unzufriedenheit auf dem Festland und die Sehnsucht zurück nach Sardinien; Flucht von der Insel und Aufbruch nach Amerika, welches aber auch nicht das pure Glück bereithält...

„[...] da nie jemand das gelobte Land findet, wäre es da nicht besser, einfach unterwegs anzuhalten, sobald man an einem Ort angelangt ist, wo es einem gut geht?“ S. 202
Ein pragmatischer Vorschlag in einem Text, der sehr oft melancholisch wirkt durch die stets unerfüllte Sehnsucht, ja die erfolglose Suche nach dem perfekten Ort; dem perfekten Leben der jeweiligen Generation. Die Personen -die pessimistische Ester, die pragmatische Felicita und der Außenseiter Gregorio- sind sehr verschieden und bringen einen allesamt dazu, sich selbst noch mal zu reflektieren: kann ich mich selbst nicht eigentlich wahnsinnig glücklich schätzen mit dem, was ich habe?!
Der sehr berührende, manchmal poetische Schreibstil gefiel mir sehr - ein Buch, das auf mich beim Lesen manchmal eine (zu) schwermütige Stimmung übertrug... wer keine spektakuläre Handlung benötigt, sondern bewegende Worte; sollte sich hieran versuchen!

Bewertung vom 07.04.2020
Nach Mattias
Zantingh, Peter

Nach Mattias


ausgezeichnet

Das Leben geht weiter. Aber anders.

Amber. Quentin. Riet und Hendrik. Nathan. Issam. Kristiane. Chris. Tirra.
Das Leben dieser neun Personen wird durch den plötzlichen Tod eines jungen Mannes, Mattias, beeinflusst - bei manchen stark, bei anderen weniger. Jeder befindet sich in einer völlig anderen Lebenssituation, aber kann die Zeit dennoch in ein „vor Mattias“ und „nach Mattias“ unterteilen.
In meiner Neugierde nach der Todesursache -Unfall? Krankheit? Selbstmord?- habe ich das Buch regelrecht verschlungen, was im Nachhinein schade ist... die vergleichsweise wenigen Worte -das Buch umfasst gut 200 Seiten- sind sehr bewusst gewählt.
Aus den verschiedenen Perspektiven der genannten Personen erfährt man Kapitel für Kapitel mehr über Mattias; sieht unterschiedliche Formen der Trauerbewältigung und puzzelt das Bild von Mattias und seinem Tod zusammen. So ergeben die absolut unterschiedlichen, sehr genau gezeichneten Charaktere Sinn und lassen nachdenken- eine klare Leseempfehlung meinerseits!

Bewertung vom 07.04.2020
Die Tanzenden
Mas, Victoria

Die Tanzenden


ausgezeichnet

Wider der Norm

Vorweg: Was bin ich froh, als Frau in diesem Jahrhundert gelandet zu sein...
Doch zurück zum Buch: Paris 1885... die Hauptpersonen sind Eugénie, eine bürgerliche junge Frau; Geneviève, die alteingesessene Oberschwester in der Salpêtrière sowie Louise, eine junge Insassin dieser Irrenanstalt, in der ausnahmslos Frauen aufgenommen werden: entsprechen sie nicht den Erwartungen ihrer Väter, Ehemänner oder der „Norm“, werden sie eingewiesen und haben kaum die Chance, jemals wieder entlassen zu werden. Die „Heilungsmethoden“ werden nämlich erst noch erforscht, und zwar an ihnen.....
eine bedrückende Vorstellung, ohne das Recht auf freie Entfaltung oder wenigstens Meinungsäußerung leben zu müssen - denn passte dem (männlichen) Umfeld etwas nicht, drohte die sofortige Abschiebung in die Anstalt!
Suggeriert das Cover also eine Leichtigkeit, zum positiven Titel passend, ist der Inhalt deutlich schwermütiger. Doch die drei Frauen sind starke Persönlichkeiten und haben, so unterschiedliche Hintergründe und Träume sie auch haben, ihr Ziel fest vor Augen...
ich fand das Buch absolut fesselnd und lesenswert! Auch wenn der Inhalt doch einigermaßen vom Klappentext abweicht und meiner Meinung nach kaum zum Cover passt - manchmal passen ja auch Gegensätze zusammen :)

Bewertung vom 30.03.2020
Die Geheimnisse meiner Mutter
Burton, Jessie

Die Geheimnisse meiner Mutter


sehr gut

Auf dem Weg zu sich selbst

1979: Elise, eine bildhübsche junge Frau von 20 Jahren, ist noch auf der Suche nach ihrem Weg... „sie war auf der Jagd nach sich selbst, obwohl sie diejenige war, die als Vorlage gedient hatte.“ (S.20) - so sucht sie in den Portraits, für die sie Modell sitzt, nach sich selbst... die erfolgreiche Autorin Constance tritt in ihr Leben und verändert es nachhaltig...

2017: vor 34 Jahren, als Rose nicht mal ein Jahr alt war, verließ ihr Mutter Elise sie ... ihr Vater blieb ihr eine Erklärung ein Leben lang schuldig. Nun überreicht er ihr die beiden Bücher von Constance Holden, zu der Rose Kontakt aufnimmt... kann sie das Geheimnis um ihre Vergangenheit klären?

Der über 600 Seiten starke Roman ist, trotz weiblicher Protagonisten, kein typischer Frauenroman, sondern eine anspruchsvollere Lektüre über die Liebe - die Liebe der Eltern, die Liebe des Partners, die Liebe zu sich selbst... da die Charaktere alle recht schwierig sind und zwischen den beiden Zeitsträngen gesprungen wird, ist es nicht leicht, sich hineinzufinden. Manches bleibt für mich nicht nachvollziehbar, auch wenn die Seitenanzahl eigentlich für mehr Tiefe sicher ausgereicht hätte. Dennoch keine Leseenttäuschung, da der Schreibstil von Jessie Burton bzw. die Übersetzung von Peter Knecht sehr gelungen ist - ich bin neugierig, wie sich die Autorin weiterentwickelt!

Bewertung vom 30.03.2020
Ein Sommer auf Sylt
Wolf, Lena

Ein Sommer auf Sylt


ausgezeichnet

Familie und die Liebe auf Sylt...

Die Ich-Erzählerin Julia, Architektin in Hamburg und 35Jahre alt, fährt mit ihrer Mutter Beate sowie deren Schwestern Annegret und Christiane nach Sylt - ihr vor einem halben Jahr verstorbener Vater Ralf hat ihr ein Friesenhaus auf der ihr vollkommen fremden Insel vererbt. Der Plan von ihrem Lebensgefährten und Geschäftspartner Jo und ihr ist es, das Haus schnellstmöglich und zum bestmöglichen Preis zu veräußern, da sie weder mit ihrem Vater noch der Insel etwas positives verbindet. Die Fahrt nach Sylt mit den drei seit Jahrzehnten verstrittenen Schwestern zerrt dermaßen an Julias angespannten Nerven, dass sie den Druck an einer Zufallsbegegnung ablässt - Mats...
Wenig überraschend, aber angenehm geschrieben nimmt die Geschichte ihren Lauf... die Familiengeheimnisse und -fehden aus der jüngeren und älteren Vergangenheit werden aufgedeckt und Julia kriegt auf Sylt nicht sofort einen Koller

Bewertung vom 14.03.2020
Hannah Arendt
Sánchez Vegara, María Isabel

Hannah Arendt


ausgezeichnet

Auf den Punkt gebracht!

Mir sind die Bände aus der „Little People, Big Dreams“-Reihe schon mehrfach ins Auge gesprungen, aber dieser ist nun der erste, den ich lese - und ich bin wirklich absolut begeistert! Sowohl von den Illustrationen von Sophia Martineck, die einen unverwechselbaren Stil prägt, als auch den Texten der spanischen Autorin Isabel Sánchez Vegara, die von Svenja Becker übersetzt wurden. Ich finde es sehr beeindruckend, wie das Leben von Hannah Arendt in so wenigen Sätzen (etwa 3 pro Doppelseite) so treffend zusammengefasst wurde; und das in einer Ausdrucksweise, der auch Kinder ab dem Vorschulalter sehr gut folgen können. Ja, es werden sicher Nachfragen folgen, die der Text nicht beantwortet - wie auch; über die Philosophin gibt es ja viele Werke und über den Nationalsozialismus, mit dem sie als Jüdin konfrontiert war, noch viel mehr. Aber gerade das macht die Stärke dieses Buchs aus: durch den Verzicht auf zu viele Details -sowohl in den klaren Zeichnungen als auch im knappen Text- ist das Buch bereits für jüngere Kinder gut verständlich; gibt den älteren ein Basiswissen, das je nach Interessenlage (Philosophie, Religion, etc) ausgebaut werden kann - und hat für Erwachsene mit dem hübschen Hardcover-Titel und dem hochwertigen Textileinband schon etwas von Kunst ... die in meinem Fall die Sammelleidenschaft anregt: auch die 17 weiteren, hinten im Buch gezeigten Persönlichkeiten möchte ich gerne in dieser Form bei uns einziehen lassen

Bewertung vom 14.03.2020
Dankbarkeiten
Vigan, Delphine

Dankbarkeiten


ausgezeichnet

Danken... bevor es zu spät ist

„Alt werden heißt verlieren lernen.“ (S. 123)

„Ich meine das Ende des Verstands, der ist dann futsch und alle Wörter verflogen“ (S. 60)

Ein kurzer, aber um so eindrucksvollerer Romans - die Geschichte nimmt gerade einmal gut 150 Seiten ein und ist durch deutliche Kapitelwechsel und Absätze auf diesen Seiten weiter reduziert und intensiviert. Dabei ist das Buch gleichzeitig so gut zu lesen, dass ich bewusst immer wieder innehalten musste, damit es nicht zu schnell vorbei ist...

Michèle Seld, genannt Michka; ihre Ziehtochter Marie und ihr Logopäde Jérome sind die Hauptpersonen dieses Buches; die alle drei ihren Frieden mit ihrer Vergangenheit noch nicht gemacht haben.... schwere Kost, mag man denken - doch durch sehr liebevolle Wortspielereien um den schwindenden Wortschatz von Michka ist es durchaus heiter und gibt oft Grund zum Grinsen! Manchmal ist es ein lachendes und ein weinendes Auge, da die Beschreibung des Heimalltags aus dem Erlebten und Erträumten schwer zu schlucken gibt... und man immer und immer wieder daran erinnert wird: danke zu sagen, bevor es zu spät ist!
Ich fange sofort damit an: Danke an die Autorin Delphine de Vigan und ihre Übersetzerin Doris Heinemann für dieses liebevolle, intensive und lange nachklingende Buch, das ich von Herzen weiterempfehle!

Bewertung vom 14.03.2020
Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1
Schorlau, Wolfgang;Caiolo, Claudio

Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1


sehr gut

Sehr lehrreiche Ermittlungsarbeit in Venedig

Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, da ich alle 9 Bände von Wolfgang Schorlau um den Ermittler Georg Dengler verschlungen habe. Und wer Dengler mag, wird auch Commissario Antonio Morello lieben! Statt nach Stuttgart geht es nun nach Venedig, dennoch ist der Stil des Autors unverkennbar: neben dem eigentlichen Verbrechen wird einiges über den streitbaren Ermittler erzählt, der sein Päckchen an privater Tragödie mit sich schleppt und oftmals unkonventionelle Wege geht mit Menschen, die eigentlich schon auf die andere Seite der Anklagebank gehören - war es bei Dengler seine Olga, ist es hier nun Claudio... auch die Leidenschaft für Musik, Wein und gute Küche ist hier zu spüren und als Leser erfährt man einiges über die sizilianische Küche, da Morello bzw Co-Autor Claudio Caiolo ursprünglich von dort stammt. Weitere Themen sind die Mafia-Strukturen um die Cosa Nostra und der Tourismus in Venedig mit den Kreuzfahrtschiffen! Wenn man nicht wegen Greta auf so einen Urlaub verzichtet, dann hoffentlich wegen den hier gelieferten Informationen...
Wer also im Rahmen einer fast schon nebensächlichen Mordermittlung Fakten über die genannten Themen wissen möchte, ist mit diesem Buch bestens bedient! Ich bleibe Wolfgang Schorlau auch in Zukunft treu :)