Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Buecherseele79
Wohnort: 
Schwarzwald

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2019
All das zu verlieren
Slimani, Leïla

All das zu verlieren


ausgezeichnet

Adéle lebt ein Leben wovon viele Frauen nur träumen – sie hat einen gesunden Sohn, ist verheiratet mit Richard der als Arzt tätig ist, kann als Journalistin arbeiten, ans Meer fahren, gehobener leben und wohnen und doch ist sie unglücklich, unzufrieden und fühlt sich alleine.
Darum sucht sie Kontakte zu anderen Männern mit denen sie ihr sexuellen Wünsche und Geheimnisse umsetzen kann, um ihre innere Leere zu füllen und merkt nicht wie ihr die ganze Situation langsam entgleitet....

Ich habe das Buch „Dann schlaf auch du“ von der Autorin gelesen und war von ihrer Art des Erzählens und Schreiben sehr angetan.
Dies kann ich auch über ihr Buch „All das zu verlieren“ ummünzen, der Schreistil ist offen, in vielen Situationen schonungslos und ehrlich, aber genau so nimmt einen das Buch, die Protagonistin Adéle mit auf ihre innere Reise.

Adéle wird in diesem Buch wohl viel Hass auslösen, man wird ihr Egoismus vorwerfen weil sie nicht nur ein gutes Leben wegwirft sondern auch ihrem Mann und Sohn damit schadet.
Aber genau hier liegt die Stärke des Buches, der ganzen Geschichte, denn nur so kann man als Leser, in meinen Augen, diese Leere, dieses Suchen nach Anerkennung, nach „da muss doch mehr sein“, nachvollziehen.

Auch wenn Adéle innerlich mit ihren Entscheidungen zerrissen ist und doch ständig die „Gefahr“ sucht indem sie sich auf fremde Männer einlässt, so weiß sie auch ihren Mann und Sohn zu schätzen, das gehobene Leben welches sie führen kann und darf, aber es füllt sie eben nicht so aus wie ihren Mann.
Denn Adéle weiß um ihre Vorzüge, dass sie bei den Männern begehrt ist, dass man sich nach ihr umdreht, sie sehen und hören möchte, Zeit mit ihr verbringen will, nur in diesem Momenten fühlt sie sich akzeptiert, schön, beachtet und voller Energie.

Während ihr Mann Richard sich überlegt ein Haus auf dem Land zu kaufen, mehr Zeit für die Familie zu haben, dass sie noch ein zweites Kind bekommen sollen ist Adéle nicht sicher was sie genau möchte... auf der einen Seite will sie ausreißen und leben, sich lebendig fühlen, auf der anderen Seite den sicheren Hafen der Ehe mit Richard nicht verlassen.
Wirkliches Mitspracherecht hat Adéle nicht.

Ich empfand für Adéle, die meiste Zeit, Mitgefühl und konnte viele Ansichten und Gedanken verstehen oder, ansatzweise, nachvollziehen.
Richard hat zwar einen harten Job als Arzt aber auch Adéle geht arbeiten, kümmert sich um Sohn und Haushalt und hält alles zusammen, aber es ist in erster Linie Richard der bestimmt, den Weg vorgibt und sich erholen muss.
Als Frau hat sie sich nicht so anzustellen, denn hier wird die Realität fassbar – als Frau arbeitet man eh nicht so wirklich und überhaupt haben es Männer viel schwerer.
Der Autorin gelingt es mehr als gekonnt diese Ansätze, die ja oft Realität sind, anzusprechen, zu erwähnen und in dieser Story umzusetzen.
Schonungslos und ohne Umschweife zeigt Leila Slimani auf was Einsamkeit in der heutigen Gesellschaft bedeuten kann.
Das offene Ende wird auch hier nicht jedem gefallen, ich finde es aber sehr gut da man sich so eine eigenen Gedanken machen kann, es regt zum nachdenken und austauschen an und jeder Leser kann selbst entscheiden was mit Adéle und Richard passiert.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen!

Bewertung vom 22.05.2019
Jagdtrieb / Colossa Bd.1
Esch, Hendrik

Jagdtrieb / Colossa Bd.1


ausgezeichnet

Paul Colossa, junger, erfolgreicher Anwalt soll nach dem unerwarteten Freitod seines Onkels Oscar die Kanzlei übernehmen.
Kaum das alte Leben hinter sich gelassen stürzt sich Paul in seine Arbeit und ein Stalkerfall mit dem Opfer Maja Rivinius bestimmt seinen Alltag, beruflich wie auch privat... doch manchmal ist die Arbeit als Anwalt gar nicht so einfach...

Ich war sehr neugierig auf die Geschichte da mir das Cover sehr gut gefällt und ja, ein Kriminalroman klingt schon mal zwiespältig aber interessant.

Der Schreibstil ist flüssig, sehr leicht und obwohl hier nicht die große Spannung entsteht oder viel Blut fließt konnte ich das Buch nur sehr ungern auf die Seite legen.
Die Kapitel sind kurz gehalten und bei jedem neuen Kapitel gibt es Ausdrücke zur Jagd, kurz erklärt, aber sehr passend und interessant, da diese kurze Beschreibung immer zum akutellen Geschehen passt und Paul ja auch seinen „inneren Wolf“ manchmal zähmt, oder eben nicht.

Ich finde dass der Autor einfach gekonnt seinen Protagonisten Paul Colossa in den Mittelpunkt stellt und man einfach mehr über diesen jungen Anwalt erfahren möchte.
Paul ist sympathisch, manchmal etwas tollpatschig und in gewissen Situation (meist wenn Frauen eine größere Rolle spielen) etwas hilflos und ungeschickt, aber doch ist er ein schlauer Kopf der sich auch mit seinem Beruf und der Rechtsprechung gekonnt und interessant im Ansatz auseinandersetzt, sein Herz und Hirn, meist, am richtigen Fleck sitzen hat.

Auch die restlichen Protagonisten fand ich sehr gekonnt hervorgehoben, egal ob das Opfer Maja mit ihrem russischen Vater und Umfeld, oder die Angestellten die für Onkel Oscar schon in der Kanzlei gearbeitet haben und nun Paul unter die Arme greifen.

Spannung tritt immer mal wieder auf, sehr leise aber doch gekonnt, die Gedanken dazu bleiben auch immer im Hinterkopf, man muss als Leser schon mitdenken und rätselt hier und dort über Aussagen oder Geschehnisse.
Unter dem Strich wurden auch alle Themen die mir im Hinterkopf geblieben sind am Ende aufgelöst und passend zusammengefasst.

Der Humor kommt in diesem Buch nicht zu kurz, nicht unbedingt zum laut loslachen sondern einfach aus einer Situation heraus mit dem Punkt „dumm gelaufen“.
Ich sage hier nur „Schulterkrebs“ oder die Sache mit der Straßenlaterne... der Humor wirkt nicht aufgesetzt, erzwungen oder unglaubwürdig sondern passt sich perfekt in die Situation hinein und macht das Lesen zu einem lustigen Vergnügen.

Unter dem Strich hat mir die Geschichte um Paul Colossa sehr gut gefallen, für mich persönlich war einfach alles stimmig, Spannung, Recht und Ordnung, Liebe, Humor – und einfach ein toller Protagonist von dem ich sehr gerne mehr lesen möchte.

Bewertung vom 22.05.2019
Die Lüge
Edvardsson, Mattias

Die Lüge


ausgezeichnet

Adam und Ulrika können es nicht fassen – ihre Tochter Stella wird wegen des Mordverdacht an einem älteren Geschäftsmann verhaftet.
Stella, die schon recht früh ihren eigenen Weg ging, aufbrausend und sehr temperamentvoll war/ist, ihre Wut nicht kontrollieren kann... aber trotzdem, die Eltern trauen ihrer Tochter diese Tat nicht zu.
Und beide, Adam der als Pfarrer in der Gemeinde tätig ist, Ulrika die sich als Rechtsanwältin mit Strafverfahren bestens auskennt, wollen alles versuchen um die Unschuld ihrer Tochter zu beweisen...alles....

Wie weit würdest du für dein Kind gehen?
Ich glaube dies fasst die ganze Geschichte dieses Buches sehr gut zusammen, mich konnte der Roman von Mattias Edvardsson auf alle Fälle überzeugen.

Der Schreibstil ist sehr angenehmen, flüssig und konnte mich sehr schnell einnehmen, es fiel mehr schwer das Buch aus der Hand zu legen.

Der Autor räumt allen 3 Familienmitgliedern ihre Ansichten ein.
Er beginnt mit dem Vater Adam, er ist eher der ruhige Part der Familie, aber hat natürlich auch seine Ecken und Kanten die noch mehr hervortreten als seine Stella des Mordes bezichtigt wird.
Hier hat er mir zeitweise wirklich Angst gemacht und bei gewissen Handlungen eine Gänsehaut beschert.
Adam und Stella waren ein sehr inniges Vater- Tochter Gespann und durch verschiedene Entscheidungen wurde dieses Verhältnis zerrüttet und erschwert, man merkt sehr schnell das Adam damit sehr starke Probleme hatte und immer noch hat.

Stella erhält den größten Teil in der Geschichte, wobei hier vieles wegen der Tat im Dunkeln bleibt.
Ich hatte auf der einen Seite Mitgefühl für sie, auf der anderen Seite fiel es mir aber auch schwer, denn sie ist sehr launenhaft, frech und eben oft unberechenbar, ich glaube als Freundin hätte ich irgendwann sehr starke Probleme sie an meiner Seite zu wissen.
Dafür ist Amina, ihre beste Freundin von klein auf an ihrer Seite, sie schwelgt viel in den Erinnerungen und man merkt wie wichtig ihr Amina und die gemeinsame Freundschaft ist.
Viele Verhaltensmuster erklären sich wenn man ihre Sicht der Dinge auf die Familie erhält, denn sie fühlt sich missverstanden, verletzt und als sie ihre Eltern am meisten gebraucht hatte glänzten diese durch Versagen.

Ulrika, die Mutter, die hat es für mich faustdick hinter den Ohren, über ihren wieder kurzen Part war ich doch am meisten geschockt.
Gerade auch weil hier die ganzen Geheimnisse ans Licht kommen, Ulrika weiß mehr als sie zugeben will, hat viel mehr gehört, gesehen und konnte Dinge zusammensetzen, und will nun eigene Vorteile erhalten.Hier hatte ich nicht erwartet dass der Autor das Augenmerk stark auf die Mutter lenkt, aber in meinen Augen ist dies perfekt gelungen.

Alle 3 leiden für sich und wollen eigentlich nur eines – wieder eine Familie werden, wieder mehr zueinander finden und Stella aus dem Gefängnis holen.
Der Autor hat mit einem Pfarrer und einer Rechtsanwältin hier ein sehr gutes Sinnbild geschaffen, denn gerade bei diesen 2 Berufen denkt man doch dass sie sich streng an ihren Ethos halten und halten müssen, keine Grenzen und Linien überschreiten aber er dann doch einen Blick auf diese zwei zeigt und man eben erkennt - es sind auch nur Menschen die sich von ihren Gefühlen manchmal überwältigen lassen.

Das Ende wird nicht jedem gefallen, ich finde dass es aber sehr gut zu der ganzen Geschichte gepasst hat und auch realistisch und überzeugend an mich als Leser herangekommen ist.
Die ein oder andere Sache wird nicht ganz genau aufgeklärt, aber wenn man die Familienbanden kennengelernt hat merkt man dass auch weiterhin einiges im Dunkeln liegt und noch nicht ans Licht gekommen ist.
Mir hat die gesamte Umsetzung auf jeden Fall sehr gut gefallen.

Bewertung vom 22.05.2019
Das geheime Leben der Bäume
Wohlleben, Peter

Das geheime Leben der Bäume


ausgezeichnet

Können Bäume reden?
Haben Bäume ein Gedächtnis?
Wie „lebendig“ sind Bäume, wie „lebendig“ ein Wald?
Haben Bäume ein Sozialleben?

Diese und noch viele Fragen mehr geht der Förster und Naturliebhaber Peter Wohlleben auf den Grund.
Denn wenn man bedenkt wie viel wir über das Weltall wissen, aber eigentlich nichts über das Leben im und neben und unter dem Baum, dann ist dies nicht nur erschreckend sondern auch sehr beschämend.
Denn Bäume sind mehr als groß, grün und in Gruppen als Wald anzusehen.

Peter Wohlleben hat einen sehr angenehmen und interessanten Schreibstil, zeitweise auch mit einem Spritzer Humor was dieses Buch zu einem sehr schönen Leseerlebnis verwandelt.
Und man lernt nebenher unheimlich viel über Buchen, Ahorn, Kirsche, Birke, Fichte, Eiche und Co. und merkt sehr schnell – Baum ist nicht gleich Baum.

Man lernt einiges über Fotosynthese in der Schule, hier lernt man noch viel mehr.
Bäume scheinen viele Dinge abspeichern zu können, ebenso wissen sie wann der Frühling wirklich beginnt, sie unterstützen sich gegenseitig in ihrem Revier, mögen aber keine Konkurrenz von anderen Baumarten, es gibt ein Sozialleben aber ebenso Eigentrödler die lieber für sich stehen, es gibt Mutterbäume die ihre kleinen Zöglinge im Schatten beim Wachsen und Lernen helfen damit sie nicht zu schnell über ihr Ziel hinausschießen... und einiges mehr.

Woran erkennt ein Laie wie es einem Baum geht?
Welche Forstarbeiten sind in einem Wald sinnvoll, welcher sollte man lassen?
Der Autor räumt auch mit vielen Vorurteilen auf, zeigt Wege zu einer ökologischen Forstwirtschaft und macht klar dass Bäume nicht über Nacht wachsen, sie nehmen sich noch ihre Zeit, die sie auch brauchen um gegen Schädlinge, Wetterlagen und Konkurrenz angehen zu können, ein Baum der 100 Jahre erreicht ist im „Baumalter“ noch nicht mal erwachsen.

Das der Wald ein wichtiges Gut ist, der uns alle zu sauberer Luft verhilft, der uns wieder erdet und auch dem Körper und Seele eine große Hilfe sein kann wird in diesem Buch sehr eindrücklich und wunderbar beschrieben.
Nach diesem Buch geht man mit viel mehr Respekt und Bewunderung in den Wald, man schaut noch genauer hin und jeder sollte sich für einen besseren Waldbestand einsetzen.
Bäume geben kein freies WLAN aber dafür kühlen sie die Luft, lassen sie duften und spenden Feuchtigkeit, Sauerstoff und reinigen die Schadstoffe heraus – Aspekte die es wert sind unsere „Klimaanlage“ der Welt zu schützen.

Ich empfehle jedem dieses Buch da jeder wissen sollte wie wichtige, interessant und geheimnisvoll Bäume wirklich sind!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2019
Leere Herzen
Zeh, Juli

Leere Herzen


ausgezeichnet

Britta Söldner und ihr bester Freund und Kollege Babak sind mit ihrem Projekt „Brücke“ sehr erfolgreich, die aktuelle politische Situation in Deutschland, ja auf der ganzen Welt, spielt ihnen perfekt in die Karten.
Aber nicht mal die Freunde und Familie von ihnen wissen was sie mit ihrem Projekt wirklich erarbeiten oder unterstützen.
Doch scheinbar weiß jetzt jemand Bescheid denn Menschen im näheren, geschäftlichen Umfeld von Britta und Babak werden ermordet, ein Einbruch in ihre Geschäftsräume findet statt und die neue Kandidatin Julietta ist beiden sehr suspekt.... doch sie müssen einander vertrauen denn jemand möchte die Demokratie in Deutschland endlich wieder herstellen...

Dieses Buch in Worte zu fassen fällt mir wirklich sehr schwer denn ich persönlich finde dass die Autorin mit „Leere Herzen“ die aktuelle Situation in so vielen Bereichen im Leben nicht hätte besser darstellen können.
Der Schreibstil konnte mich von Beginn an begeistern, mitnehmen, abholen und für sich einnehmen, auch wenn ich gerade am Anfang so keine Ahnung hatte wohin es eigentlich führen wird, denn große Informationen liegen nicht vor.

Dieses Buch ist eine Mischung aus Roman und etwas Krimi, denn umso mehr man in die Geschichte hineinfindet umso spannender wird sie, umso mehr will man wissen und erfahren.
Dies ist der Autorin perfekt gelungen.

Dieses Buch spricht viele aktuelle, brisante Themen an, um sich in diesem Buch zu Recht zu finden sollte man sich für die aktuelle politische Lage in Deutschland, Europa, der ganzen Welt interessieren.

Die Story fand ich so toll und doch war sie von dieser Leere ummantelt die ich ganz schwer in Worte fassen kann, man überlegt, man ist schockiert, bewegt und grübelt über sein eigenes Verhalten und seine eigenen Ansichten nach, und doch schafft es die Autorin ihren Titel in dieses Buch einfließen zu lassen, denn gerade die Protagonisten, aber auch viele Menschen die sich an „Die Brücke“ wenden fühlen sich innerlich leer, nicht wahrgenommen und möchten noch einmal etwas sinnvolles tun.

Britta und Babak fand ich beide sehr interessant, unterschiedlich und doch als Freunde und Geschäftspartner ein tolles Team.
Die Verwandlung und Ansichten von Britta fand ich persönlich unglaublich toll und realistisch dargestellt, auch wenn ich mit ihrer letzten Entscheidung am Ende der Geschichte doch hapere, aber das ist hier die Stärke, in meinen Augen, für dieses Buch, für die Demokratie, für die Meinungsfreiheit.

Überhaupt kommt dieses Buch gerade zur richtigen Zeit, so kurz vor der Europawahl, wo viele Menschen unschlüssig sind und überlegen was sie machen sollen.
Ein Buch welches berührt aber auch aufrüttelt und deutlich macht – Demokratie, Meinungsfreiheit und Freiheit sind Rechte die man nicht als selbstverständlich hinnehmen sollte und für die man eben jederzeit kämpfen muss.

Ich kann dieses Buch nur und unbedingt empfehlen!

Bewertung vom 16.05.2019
Vaticanum / Tomás Noronha Bd.3
Dos Santos, José R.

Vaticanum / Tomás Noronha Bd.3


ausgezeichnet

Mir war der Autor bis dato unbekannt, von daher war ich sehr neugierig, auch ob mich hier ein eher billiger Dan Brown Abklatsch erwartet oder mehr.

Vorweg – hier erwartet einen kein billiger Abklatsch von Dan Brown, alleine weil der Autor eine gelungene Mischung zwischen Fakten, Fiktion und Historie verbindet. Gerade das Nachwort des Autors lässt einen nochmals tief erschrocken innehalten und das Gelesene bekommt hier nochmals eine ganz neue Bedeutung. Auch kann man sehr vieles im Internet nachlesen, selbst recherchieren und merkt wie gelungen der Autor seine Geschichte mit Tomás Noronha um wahre Gegebenheiten gebunden hat.

Der Schreibstil hatte mich von Beginn an packen können und schon nach kurzer Zeit ist man so in der Geschichte gefangen dass man dieses Buch nur sehr schwer und ungern auf die Seite legen möchte.

Großer Pluspunkt hier von meiner Seite aus – der Autor nimmt den aktuellen Papst, man hat also ein Gesicht, eine wahre Figur vor Augen und da liegt, in meiner Ansicht, auch die Stärke des Buches. Denn dieser Papst ist doch authentisch und wie schon erwähnt, baut der Autor die Themen hier ein die der aktuelle Papst auf den Weg gebracht hat und die ihm nun wohl zum Verhängnis werden sollen.

Wenn man die Nachrichten hin und wieder regelmäßig verfolgt ist man auch sehr gut im Bilde.

Dies würde ich den Lesern auch empfehlen – man sollte sich etwas mit der Kirche, den aktuellen Themen, dem aktuellen Papst und der Politik auskennen, auch den anderen Religionen sollte man nicht ablehnend gegenüberstehen.

Natürlich arbeitet der Autor hier mit Mythen und Erscheinungen, wobei dies als nachgewiesen und wirklich so geschehen dokumentiert wird, aber man kann es hier halten wie der Papst oder wie Tomás, ich persönlich fand es sehr interessant und lehrreich.

Die Auswirkungen wenn der Papst entführt werden sollte fand ich sehr realistisch und erschreckend genau dargestellt, ich denke dass dies genau so kommen würde was dem Buch nochmals eine wichtige Brisanz gibt.

Auch die Themen sind sehr gut und leider sehr aktuell gewählt - Schwerpunkt hier sind die Finanzen der Vatikanbank und welche Kreise sie zieht, wie sie zu ihrem schweren Vermögen kommt und was für ekelerregendes Schindluder mit vielen Dingen getrieben wird, zum Beispiel mit der Heiligsprechung von Menschen.

Ich fand dieses Buch absolut spannend, packend, erschreckend realistisch, lehrreich und gut gemischt mit Mythen und Fiktion und wer sich für die Schattenseiten des Vatikans interessiert, für eine Mischung aus Politik, Religion, Wahr und Fiktion – dem kann ich dieses Buch nur ans Herz legen!

Bewertung vom 10.05.2019
Westwall
Gollhardt, Benedikt

Westwall


ausgezeichnet

Die angehende Polizistin Julia ist endlich in der Großstadt angekommen..jahrelang hat sie sich mit ihrem Vater in einer kleinen Gemeinschaft „versteckt“ und das einfache Leben genossen.
Doch jetzt will sie etwas aus ihrem Leben machen, auch wenn der Vater, mittlerweile an den Rollstuhl gefesselt, nicht so begeistert davon ist.
Dann trifft Julia auf Nick und beginnt sich zu verlieben...doch Nick scheint Geheimnisse zu haben, ein großes Tattoo in Form eines Hakenkreuzes entdeckt Julia und weiß nicht was sie tun soll....und auch ihr Ausbilder bei der Polizei verhält sich merkwürdig...Julias Vater hat Angst um ihre Sicherheit...wer spielt hier welches Spiel und was hat dies alles mit Julia zu tun?

Die Stimmen zu diesem Buch sind sehr überzeugend und ich kann mich diesen nur anschließen, denn der Autor trifft hier den aktuellen Zahn der politischen Zeit und hätte dieses Buch nicht spannender und schockierender umsetzen können.

Der Schreibstil nimmt den Leser von Beginn an in Beschlag und lässt einen auch nicht mehr los.
Das Buch bietet keine große Action oder viel Blut sondern erschüttert eher mit den Geheimnissen die im Laufe der Geschichte an das Tageslicht kommen.
Wer hier mit wem verwickelt ist und welche Ansichten einen antreiben, das schockte mich als Leser doch des öfteren und war hier sehr gut umgesetzt.

Julia hatte ich sofort in mein Herz geschlossen, auch fand ich sie sehr überzeugend dargestellt, denn von einer kleinen Gemeinschaft plötzlich in die große, weite Welt, alles neu, alles laut, ein neuer Lebensabschnitt beginnt, dies konnte der Autor sehr gekonnt umsetzen.

Wer hier welches Spiel spielt, wird, wie schon erwähnt, immer stückchenweise aufgeklärt, man kann sich nie sicher sein wem man hier wirklich vertrauen kann und wer ein falsches Spiel spielt.
Auch Nick fand ich sehr gelungen umgesetzt, gerade was seine Vergangenheit angeht, sein Versuch etwas Gutes zu bewirken und endlich sein eigenes Leben zu leben ohne Vergangenheit die ihm zusetzt oder weiterhin Angst haben zu müssen.

Die Arbeit und Taktiken des Verfassungsschutzes fand ich persönlich auch sehr spannend und interessant dargestellt, auch wie der ein oder andere Protagonist mit der Rechtsprechung in Deutschland umgeht, welche Ansichten er auf dieses System hat und was es in ihm bewirkt war sehr realistisch dargestellt.
Welche Aufgabe der Westwall zur Zeit des 2.ten Weltkrieges hatte, was seine „Aufgabe“ war beschreibt der Autor, mit der Geschichte zusammen, sehr gelungen, auch im hinteren Teil des Buches werden nochmals die geschichtlichen Aspekte zusammengefasst, sollte man lesen.

Überhaupt sollte man dieses Buch auf jeden Fall gelesen haben!

Bewertung vom 01.05.2019
Schuldig
Minato, Kanae

Schuldig


ausgezeichnet

Von ihrem ersten Buch „Geständnisse“ war ich begeistert, ich mag den Aufbau der Geschichte, die vielen Wege zur Wahrheit und wie gekonnt die Autorin ihre Geschichte schreibt.
Somit war ich auch hier wieder sehr gespannt was mich erwarten wird.

Der Schreibstil ist von Beginn an wieder interessant, unterschwellig mit Spannung und einfach angenehm zu lesen.
Allerdings sind die ersten paar Seiten verwirrend bzw. man weiss einfach nicht genau wohin die Autorin hinsteuern möchte.
Es geht um Fukase, es geht um viel Kaffee und um Honig, zwar interessant zu lesen, aber man fragt sich einfach was es mit der ganzen Thematik auf sich hat.
Es lohnt sich aber dran zu bleiben, denn das Cover mit Biene und Honig ist unglaublich passend zur Geschichte.

Die 4 Freunde, die so eigentlich keine Freunde sind, werden hier unterschiedlich und gut dargestellt, man ist mit Fukase in diesem Buch „unterwegs“ und lernt ihn am besten kennen.
Ich fand ihn auf der einen Seite sehr angenehm, interessant, auf der anderen Seite merkt man aber auch dass er einfach ein eher unscheinbarer Typ ist der meint dass er nicht auffällt, er will nicht anecken, hält sich mit Äußerungen zurück und ist eher im passiven Teil zu finden.
Umso bemerkenswerter fand ich dann dass er sich auf die Suche nach dem Stalker der Freunde machte um zu erfahren wer ihr Geheimnis weiß und sie als Mörder bezichtigt.

Murai, Asami und Tanihara gehen sehr unterschiedlich mit dem Unfall ihres Freundes Hirosawa um, es war zeitweise erschreckend wie leicht sie ihr Leben lebten ohne sich Gedanken zu machen und erst sich zu besinnen als sie plötzlich bedroht wurden.

Hirosawa bleibt immer etwas um Dunkeln, da er verstorben ist kann er seinen Beitrag nur durch Eltern, Freunde, ehemalige Mitschüler und Wegbegleiter erzählen, aber ich persönlich finde dass hier auch die Stärke in der Geschichte liegt.
Und man merkt wie wenig die 4 Freunde über ihren Freund wirklich wussten.

Die Thematik Freundschaft, Geheimnisse und der Umgang mit ebenso einem Erlebnis konnte die Autorin in ihrem neuen Buch „Schuldig“ sehr gelungen, sehr einfühlsam, realistisch und oft mit der ein oder anderen Überraschung, positiv wie negativ, umsetzten.

Das Ende des Buches hat mir dann doch nochmals den Boden unter den Füssen weggezogen, mit diesem Ergebnis hatte ich so nicht gerechnet und ja, alleine durch diesen Aufbau auf Freundschaft, Schuld, den Umgang mit der eigenen Schuld, der eigenen Sichtweise auf diesen Unfall bleibt dieses Buch auf jeden Fall in Erinnerung.
Nicht so intensiv und stark wie sein Vorgänger, aber dennoch ein Buch welches ich empfehlen kann.

Bewertung vom 30.04.2019
Achtzehn Hiebe
Gavron, Assaf

Achtzehn Hiebe


ausgezeichnet

Dieses Buch ist eine gelungene Mischung aus Roman, Historisch sowie Krimi, mir hat diese Mischung im Gesamtteil sehr gut gefallen.
Hin und wieder gibt es die eine oder andere Überlänge, aber die kann man, in meinen Augen, problemlos mitlesen bzw. hält nicht großartig auf.
Der Schreibstil an sich fand ich sehr schön, ruhig, interessant, spannend und auf den Punkt.

Der Autor baut nicht nur Spannung in dieses Buch, sondern auch Gefühl, einen Hauch von Erotik, von Zeitgeschichte, aber auch wie das Leben von Eitan sich in Tel Aviv abspielt, wie sein Alltag aussieht – alles in einer sehr interessanten Geschichte verpackt.

Die Protagonisten habe ich, mehr oder weniger, in mein Herz geschlossen.
Gerade Eitan, auch „Das Krokodil“ genannt, konnte mich restlos begeistern.
Ich mag seine ruhig Art, seine Leidenschaft für das Taxifahren, seine Bescheidenheit aber auch sein Wissen über seine Stadt Tel Aviv.
Dies hat der Autor sehr gekonnt und interessant für den Leser umgesetzt.

Bei der älteren Dame Lotta sowie ihren 3 Freunden aus der Zeit 1946, da war ich immer am raten und überlegen, denn der Autor spielt gekonnt mit Verwirrungen, Überraschungen aber auch Wahrheit oder Lüge, man kann sich nie sicher sein wie sicher man in dieser Geschichte steht.
Die Vergangenheit von Lotta und ihrer jüdischen Freundin Ruti, mit den zwei britischen Soldaten Edward und James, 4 Menschen die sich zur Zeit der britischen Mandatszeit abspielt, fand ich hier sehr spannend und toll umgesetzt, man lernt in dieser Geschichte noch einiges über das Land und die Entstehung kennen.

Ein Buch welches sich nicht nur verschiedenen Genre bedient, sondern auch hinter die Kulissen von Freundschaft, wahrer Liebe, kurzweiliger Liebe und Erotik schaut.
Die Geschichte zeigt die Entstehung von junger Liebe und Freundschaft und wie sich mit der Zeit, mit dem eigenen Erlebten sich die Ansichten ändern, man um Vergebung bitten möchte, seine alte Liebe wieder neu entdeckt oder die Geheimnisse alles zerstören.

Wer hier eine komplette Auflösung von Eitan und Bar erwartet wird von Ende des Buches wohl eher enttäuscht sein.
Auch hier behält es sich der Autor Klarheit zu verschaffen, aber ich fand dies nicht dramatisch.
Denn Eitan und Bar sind so gesehen „Hobbydetektive“ und ihnen standen nicht allerlei Möglichkeiten zur Verfügung.
Es bleibt hier dem Leser selbst überlassen was er glauben möchte, was er denkt wie sich die ganze Geschichte wirklich zugetragen hat.
Der Titel „Achtzehn Hiebe“ passt perfekt und wird in diesem Buch auch sehr genau erläutert.

Ich persönlich bin von diesem Buch sehr angetan und kann es auf jeden Fall empfehlen!

Bewertung vom 30.04.2019
Fünf Tage in Paris
Rosnay, Tatiana de

Fünf Tage in Paris


ausgezeichnet

Was für ein tolles Buch, ich weiß gar nicht wo ich hier anfangen soll weil es mich so berührt hat und die Autorin gekonnt viele Dinge in ihrem Buch angeht und beschreibt.

Zu Beginn war ich mir nicht sicher wohin die Geschichte führen wird, es war ruhig und gemäßigt, ohne große Vorkommnisse, aber ich muss hier sagen – die Geschichte der Familie Malegarde und die Geschichte der Seine fangen alle im gleichen Tempo an, erhalten ihren Höhepunkt und gehen dann zurück, das ist in unglaubliches Lesegefühl und an Spannung und Gefühl fast nicht zu überbieten.

Der Schreibstil empfand ich als sehr angenehm, interessant und ab einem gewissen Punkt entwickelt dieses Buch eine Anziehungskraft der man sich nicht mehr entziehen kann.

Die Protagonisten sind alle unterschiedlich, der Hauptaugenmerk liegt auf dem Sohn Linden, der ein erfolgreicher Fotograf in den USA ist.
Er ist eigentlich der besonnen Teil der Familie, ruhig und lebt für seine Arbeit.
Tilia hingegen hat eine Tochter, keinen erlernten Beruf, ist die vorlaute Person in der Familie die mit Witz und Stimme sich Gehör verschafft.
Mutter Laura hält die Familie zusammen, spricht aber viele Dinge nicht an und versucht sie abzumildern.
Vater Paul lebt seit je her für die Bäume, er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Bäume, hält Vorträge, reist um die ganze Welt, Menschen lieben und respektieren ihn, aber er selbst redet kaum und auch in der Familie ist er eher der absolute Ruhepol.

Als dann die Katastrophe geschieht, in der Familie sowie in Paris selbst merkt Linden dass viele Dinge nie ausgesprochen wurden, dass er mit seinem Vater so gerne mehr gesprochen hätte, ihn in sein Leben einweihen wollte, aber es sich nie getraut hat.
Wie soll er dies nun tun nachdem der Vater einen Schlaganfall hatte und Paris immer stärker mit dem Hochwasser zu kämpfen hat?

Gekonnt baut die Autorin das Umfeld um die Familie auf.
Man erhält Einblicke in das Leben von Paris durch die Bedrohung des Hochwassers, welche Auswirkungen es auf den Alltag von Millionen von Menschen hat, aber eben auch auf die Familie Malegarde selbst.

Neben diesem erzählt die Autorin auch die Geschichte um den Vater Paul und seine große Liebe und sein Wissen zu den Bäumen, auch hier merkt man die große Bewunderung und die gute Recherchearbeit der Autorin zu diesen Lebewesen.
Auch gibt es immer wieder kurze Einblicke in die Vergangenheit die sich zum Ende hin erst komplett auflösen wird, dem Leser aber ein klareres Bild verschaffen wird.

Berührend erzählt die Autorin die Geschichte um die zwei Männer in dieser Familie – Linde und Vater Paul, dies hat sie gekonnt und unheimlich gefühlvoll verpackt und konnte mich so in diesem Buch komplett mitreissen und gefangen nehmen.
Ich kann dieses Buch wirklich nur empfehlen!