Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sheena01

Bewertungen

Insgesamt 89 Bewertungen
Bewertung vom 25.08.2015
Fingerfood & Feines. Raffiniert gekocht für Freunde & Gäste
Lessing, Martina

Fingerfood & Feines. Raffiniert gekocht für Freunde & Gäste


sehr gut

Mit ihrem Kochbuch hat es sich Martina Lessing, selbst Köchin und Cateringspezialistin, zum Ziel gesetzt, Essens-Einladungen zu einem möglichst stressfreien Event werden zu lassen, und dabei mit geringstmöglichem Aufwand das Maximum an Effekten herauszuholen. Das Ergebnis sind leicht zuzubereitende Rezepte für Fingerfood aller Art, das Spektrum reicht von warmen, pikanten Häppchen, über Bowl-Food, bis hin zu süßen Köstlichkeiten, die man entweder als kleine Kuchenstückchen serviert, oder als Cremes im Glas reicht. Zu nahezu allen Rezepten ist jeweils im Anschluss ein Tipp hinzugefügt - etwa ob das Gericht zum Einfrieren taugt, wie lange es sich im Kühlschrank hält, oder wie man es garnieren kann, um es am besten zur Geltung zu bringen. Diese Hinweise sind nicht unwesentlich, helfen sie einem doch dabei, sich die Vorbereitungen besser einteilen zu können, da sich vieles bereits im Vorfeld (sprich einige Tage davor) zubereiten lässt, und man sich dadurch unnötigen Stress im letzten Abdruck erspart. Auch wenn einige der vorliegenden Rezepte meinen Geschmack nicht so ganz treffen, macht es trotzdem Freude, in diesem Buch zu blättern, um sich Anregungen zu holen oder sich einfach nur an den optisch schön aufbereiteten Abbildungen der Gerichte zu erfreuen. Diese fallen zumeist großflächig aus, was ein genaues Vorab-Inspizieren des zu erwartenden kulinarischen Ergebnisses zulässt. In diesem Zusammenhang möchte auch auf das sehr edel gestaltete Cover-Bild hinweisen, das mich in besonderem Maße angesprochen hat - es lädt richtiggehend zum Schmökern ein und macht Lust, sich an dem einen oder anderen Gericht zu versuchen. Ein liebevoll gestaltetes Kochbuch, das es durchaus schafft, auch einem/er ungeübten Koch/Köchin den Schrecken vor Einladungen zahlreicher Gäste zu nehmen. Zudem wird bei der Wahl der Zutaten das Hauptaugenmerk auf frische und saisonale Produkte gelegt, sodass man nicht gezwungen ist, vor dem Zubereiten der Speisen erst eine längere Odyssee in diversen, exotischen Spezial-Läden in Kauf nehmen zu müssen, um die benötigten Zutaten parat zu haben – was einen nicht unwesentlichen Zeitfaktor ausmacht, denn die hier jeweils verwendeten Zutaten sind relativ leicht in jedem herkömmlichen Supermarkt erhältlich!

Bewertung vom 25.07.2015
Die Frechen Krabben Bd.1
Rose, Barbara

Die Frechen Krabben Bd.1


sehr gut

Die beiden Zwillinge Milli und Lilli Floh sind grundverschieden: während Milli an alles eher gemütlich und besonnen herangeht, ist Lilli ein „Heiß-Sporn“ wie er im Buche steht. Schon seit frühesten Kindheitstagen treffen sie sich mit ihren besten Freundinnen und Klassenkameradinnen Emma und Lotte regelmäßig zum Spielen und für wichtige Besprechungen bei einem Apfelbaum auf einem unbewohnten Grundstück. Doch eines Tages ändert sich alles: Plötzlich ist da dieses doofe Brüderpaar Ben und Paul, das ihnen das Leben schwer macht, noch dazu sind die beiden ebenfalls Zwillinge, gehen in dieselbe Klasse wie die Mädchen und zu allem Überfluss haben ihre Eltern das Grundstück mit dem geliebten Apfelbaum gekauft! Nun ist guter Rat teuer: wo sollen die Mädchen sich denn ab jetzt immer treffen? Wie sollen sie sich gegen die Jungen zur Wehr setzen, die ihnen offensichtlich ihr Territorium streitig machen wollen? Da hilft nur eins: sie müssen eine Bande gründen: die frechen Krabben… Mit von der Partie sind Emil, das freche Zwergschweinchen von Lilli und Milli, und Emmas geliebter Hund Wuschelzwerg.

Ein sehr nettes und kindgerecht geschriebenes Buch, das sich der Sorgen und Ängste heranwachsender Kinder annimmt: Wie geht man damit um, wenn einem plötzlich irgendwelche Neuen das eigene Territorium streitig machen und dann auch noch in den eigenen Freundeskreis eindringen, und einem den Rang abzulaufen beginnen? Die ganze Familie Floh ist ein wenig schräg und schrill, nicht zuletzt deswegen, weil sie das Zwergschwein Emil als Haustier halten. Auch Emil hat seinen Platz in der Familie Floh: er ist frech und immer zu Streichen aufgelegt, passt also perfekt zu den quirligen Zwillingen. Für beste Unterhaltung und Spannung ist also gesorgt. Die Kapitel sind kindgerecht kurz gehalten, eignen sich deshalb sehr gut zum Vorlesen als „Gute-Nacht-Geschichte“ für die Kleineren und auch die Größeren werden durch die kurzen Kapitel nicht überfordert. Zusätzlich ist dieses Buch liebevoll mit Schwarz-Weiß-Bildern illustriert, auch das poppig-bunt gestaltete Cover lädt zum Lesen ein!

Bewertung vom 05.04.2015
Sailing Conductors, m. Audio-CD
Schaschek, Benjamin;Hannes Koch

Sailing Conductors, m. Audio-CD


schlecht

Der Inhalt des Buches ist schnell erklärt: die beiden jungen Toningenieure Benjamin Schaschek und Hannes Koch beschließen ohne praktische Segelerfahrung eine Weltumsegelung zu machen und dabei auf verschiedenen Kontinenten örtliche Musik aufzunehmen und diese bunt zusammenzumischen, um damit eine CD aufzunehmen. Nach einem Online-Segelkurs wird ein Segelschiff käuflich erworben und auf den Namen „Marianne“ getauft. Danach wird im März 2011 in See gestochen, wobei die Route von Australien ausgehend über Papua Neuguinea, Thailand, Indien, Madagaskar, Südafrika nach Brasilien und danach über Trinidad & Tobago und Jamaika schließlich im März 2014 in Miami, USA endet. Was wie ein spannender Reisebericht anmutet, entpuppt sich schon nach wenigen Seiten als recht öder, lieblos dahinerzählter Bericht, der sich durch die abwechselnde Erzählweise der beiden unnötig wiederholt und dadurch künstlich in die Länge gezogen scheint. Man erfährt Dinge, die man niemals hören wollte; so etwa detailgetreu, wie man sich auf einem Segelschiff am besten von diversen Körperinhalten befreit oder in allen ungustiösen Einzelheiten die Folgen für einen der Autoren nach einem intimen Kontakt mit einer Prostituierten. Um irgendwie die Spannung zu erhöhen, wird in einem Gebiet, in dem es in der Vergangenheit zu Piraten-Überfällen gekommen war, recht reißerisch bei jedem sich näherndem Schiff über einen potentiellen Piraten-Angriff spekuliert. Die Lektüre dieses Werks fand ich persönlich daher sehr mühsam, zeitweise musste ich mich wirklich zum Weiterlesen aufraffen, weil mich einerseits der Inhalt als auch der recht holprige, ungeübte Stil der beiden sehr langweilte. Irgendwie drängte sich mir die Vermutung auf, dass diese lange Segeltour im Nachhinein finanziell möglichst gut ausgeschlachtet werden wollte, indem ein Blog, der während des Segelns geschrieben wurde, ohne große Überarbeitung eins zu eins für dieses Buch übernommen wurde. Letztlich gewann man als Leser den Eindruck, dass das Hauptaugenmerk der beiden auf einem gut ausgestatteten Biervorrat auf dem Segelschiff lag. Mag sein, dass ich nicht ganz der Zielgruppe der Leserschaft entspreche, nur: welche Zielgruppe sollte sich mit diesem Werk angesprochen fühlen – etwa 15-jährige Jugendliche mit Hang zum Koma-Saufen? Zumindest würde dies der Grundhaltung in diesem Buch entsprechen. Einzig positiv zu vermerken ist die beigefügte CD, auf der sechs Titel der so entstandenen Musik zu hören sind. Ansonsten kann ich dieses Buch beim besten Willen niemandem empfehlen! Das Cover ist wahrscheinlich bewusst im Stile eines Heinz Erhardt-Filmes gehalten, von welchem auch der Bootsname entnommen wurde. Trotzdem spricht mich das entstandene Cover nicht besonders an, und hätte mich sicherlich nicht zum Kauf dieses Buches animieren können!

Bewertung vom 24.03.2015
Venezianische Delikatessen / Luca Brassoni Bd.2 (eBook, ePUB)
Gesing, Daniela

Venezianische Delikatessen / Luca Brassoni Bd.2 (eBook, ePUB)


gut

Der Starkoch Nicolo Zamparoni wird ermordet unter der Rialto-Brücke aufgefunden. Da er nicht nur vergiftet wurde, sondern auch noch ein Messer in seiner Brust steckt, geht der ermittelnde Kommissar Luca Brassoni von einer Beziehungstat im näheren Umfeld des Opfers aus. Auch die Tatsachen, dass Zamparoni zu Lebzeiten ziemliche Starallüren an den Tag gelegt hatte und sein Tod durch Tetrodotoxin, dem Gift des Kugelfisches, herbeigeführt worden war, lassen den Schluss zu, dass der Mörder wohl im beruflichen Umfeld Zamparonis zu suchen ist. Als dann auch noch auf potentielle Zeugen ominöse Überfälle verübt werden, scheint sich die Situation zuzuspitzen, sodass Brassoni und sein Team enorm unter Druck geraten, da die Öffentlichkeit möglichst bald den Mörder des prominenten Opfers Zamparoni präsentiert bekommen soll.
Dieser Roman ist der zweite Teil einer Krimireihe um den Ermittler Luca Brassoni. Auch ohne Kenntnisse des Inhalts des ersten Teils kann man der Handlung problemlos folgen. Ein sehr gut aufgebauter Krimi, bei dem der Leser bis zuletzt im Dunkeln gelassen wird, wer der Täter ist. Als Ort des Geschehens wurde das spätsommerliche Venedig ausgesucht, das von der Autorin Daniela Gesing mit besonderer Hingabe beschrieben wird. Man wähnt sich beinahe selbst in einem Italienurlaub, so ansprechend werden die einzelnen Orte gezeichnet, bzw. auch die beschriebenen kulinarischen Leckerbissen, welchen den Personen während der Handlung immer wieder offeriert werden, tragen das Ihre dazu bei: alles wird von der Autorin mit besonderer Liebe zum Detail beschrieben. Auch die einzelnen Charaktere werden sehr anschaulich skizziert, ob es sich nun um den sehr sympathischen Chefermittler Brassoni mit deutschen Wurzeln handelt, der auch abseits des Geschehens mit Beziehungsproblemen zu kämpfen hat, oder ein despotisch agierender Starkoch, allen Personen wird durch ausführliche Beschreibung Leben eingehaucht. Italienische Formulierungen und Bezeichnungen geben dem Ganzen noch einen zusätzlichen mediterranen Touch!
Auch die Covergestaltung mit einer äußerst malerischen Ansicht Venedigs ist sehr positiv hervorzuheben, sie spiegelt einmal mehr das venezianische Flair wider.
Einziger Wermutstropfen bei diesem Werk sind zahlreiche Druckfehler, die das Lesevergnügen ein wenig schmälern. Alles in allem ist dieser Roman jedoch sehr flüssig und gut durchdacht geschrieben, sehr spannend geschrieben und auch als Einstimmung für einen nahenden Italienurlaub durchaus zu empfehlen. Auf alle Fälle hat mich dieser Roman auch auf den ersten Teil der Brassoni-Reihe aufmerksam gemacht bzw. auf mögliche Folgeromane!

Bewertung vom 13.03.2015
Schwarzweiß
Fennek, Antonia

Schwarzweiß


ausgezeichnet

Der Roman handelt von der Regina Bogner, welche als Stationsärztin im Maßregelvollzug in Hamburg arbeitet. Einer ihrer neuen Patienten ist der Insasse Niklas Rösch, welcher aufgrund seines perfiden Mordes an einer jungen Schwarzen mit der Diagnose Schizophrenie eingewiesen worden ist. Regina, die ihn als zuständige Ärztin betreut, erkennt jedoch bald, dass es sich dabei um eine Fehldiagnose handelt, wird von ihrem Vorgesetzten Löhner in ihre Schranken gewiesen, da sie nicht die Position innehat, eine Diagnose eines renommierten Arztes in Frage zu stellen. Die Medikation Rösch wird daher aufgrund der Diagnose Schizophrenie verabreicht, von deren Wirkung Regina bei Rösch nicht im Geringsten überzeugt ist. Auf sie macht Rösch eher den Eindruck eines Psychopathen, der wieder morden wird, sobald sich ihm die Gelegenheit dazu bietet. Verstärkt wird ihr Verdacht noch dadurch, dass Rösch in einer ihrer gemeinsamen Sitzungen erwähnt, dass dies nicht sein erster Mord gewesen wäre und er seine „Blutunschuld“ schon Jahre zuvor im Süd-Sudan verloren hat. Außerdem deutet er an, dass er alles über sie und ihre Vergangenheit in Nyala weiß. Regina hat nämlich in den Jahren zuvor gemeinsam mit ihrem Ehemann, einem gebürtiger Sudanesen, im Süd-Sudan eine Klinik in Nyala geleitet, diese Klinik war jedoch von Rebellen gestürmt worden, im Zuge dessen war ihr Mann grausam ermordet worden, sie jedoch war mit der gemeinsamen Tochter Anabel die Flucht gelungen. Alle weiteren Details versuchte Regina jedoch weitestgehend zu verdrängen, zu schmerzlich und erschütternd waren für sie damals die Einzelheiten gewesen. Da sie bisher niemandem davon erzählt hatte, sind diese Andeutungen Röschs für sie umso schlimmer zu ertragen. Da Rösch die verordneten Medikamente bereitwillig einnimmt, werden seine Auflagen von Seiten der Klinikleitung bald gelockert, was Regina vergeblich zu verhindern versucht. Als Rösch auf diese Weise kurz darauf seine Flucht gelingt, fürchtet Löhner um seinen Posten, und versucht alles Erdenkliche, um den Vorfall möglichst zu bagatellisieren. Als kurze Zeit später erneut ein bestialischer Mord geschieht, der eindeutig die Handschrift Röschs trägt, bekommt Regina, die bereitwillig den ermittelnden Beamten ihre Hilfe anbietet, unerwartet Schützenhilfe von ihrem bis dato dem Klinikvorstand treu ergebenen Kollegen Mark. Als nun auch ein Mord in Reginas näherem Umfeld passiert, muss Regina erkennen, dass auch sie und ihre Tochter Anabel in höchster Gefahr schweben.
Ein wirklich gut geschriebener, von der ersten Seite an fesselnder und spannender Roman! Aus der Art und Weise, wie etwa auch der Klinikalltag beschrieben ist und über den Psychopathen Rösch berichtet wird, sieht man, dass die Autorin Antonia Fennek selbst vom Fach ist und daher weiß, wovon sie schreibt. Das macht den Roman noch interessanter und authentischer! Die Figur Rösch in ihrer Undurchschaubarkeit ist sehr gut herausgearbeitet, die bestialischen Mordszenen sind zwar äußerst blutrünstig dargestellt und sicherlich nichts für zarte Gemüter, trotzdem komplettieren sie nur das Bild des brutalen Psychopathen. Regina Bogner, die behandelnde Ärztin wirkt souverän und gefasst, ihre innere Stärke mag sie durch die Gewalt mit der sie in Nyala konfrontiert war, erworben haben. Alles in allem ist das gesamte Werk gut durchdacht, und für den Leser in jeder Phase nachvollziehbar. Der Stil ist sehr flüssig und gut zu lesen, in keiner Phase wirkt der Roman auch nur irgendwie belehrend, auch wenn er logischerweise nicht ohne Fachvokabular auskommt. Das Coverbild in seiner Schlichtheit ist sehr gut gewählt und rundet meinen überaus positiven Eindruck von diesem Werk ab!

Bewertung vom 26.02.2015
Still
Raab, Thomas

Still


sehr gut

Der Protagonist Karl Heidemann kommt mit einem äußerst sensiblen Gehörvermögen auf die Welt, das ihn befähigt, selbst den leichten Flügelschlag eines Schmetterlings zu hören. Diese unglaubliche Gabe ist zugleich auch ein Fluch für das Kind, das aufgrund der ständigen Höreindrücke, die auf ihn einprasseln immense Schmerzen zu erleiden hat. Die einzige für ihn mögliche Weise reagiert das Baby Karl Heidemann darauf mit permanentem Schreien, wodurch sich sein Umfeld von ihm abzuwenden beginnt. Schon als Kind von allen missverstanden, zieht sich der kleine, an sich hochintelligente Karl bald komplett in sich zurück, lebt fortan alleine im Keller des elterlichen Hauses, beobachtet von seiner Mutter mittels Videokamera. Seine Mutter ist bald völlig verzweifelt, durch die Ablehnung, die sie von ihrem eigenen Kind erfährt und begeht Selbstmord vor den Augen Karls.

Vom Anblick seiner toten Mutter, ihrer tiefen stillen Zufriedenheit in ihrerem Antlitz, tief ergriffen möchte Karl in seiner kindlichen Naivität diesen Zustand tiefster Ruhe und Glückseligkeit auch anderen Menschen schenken. So begeht er schon in frühester Jugend seine ersten Morde. Sein Vater, der dahinterkommt, wendet sich voll Grausen von seinem Sohn ab, da er ihn als Bestie ansieht. Karl, tief verletzt von soviel Unverständnis verlässt sein Elternhaus, um danach mordend durchs Land zu ziehen. Durch sein feines Gehör nimmt er von seinen Mitmenschen Dinge auf, die für andere verborgen bleiben und so weiß er über deren Sorgen und Sehnsüchte bestens Bescheid, und glaubt, sie von diesen irdischen Qualen befreien zu müssen, indem er ihnen den Tod bringt.

Eines Tages lernt er als Jugendlicher die taubstumme Marie kennen, ein Mädchen von vierzehn Jahren, zu der er eine seelische Verbundenheit verspürt. Die beiden verstehen sich ohne Worte, Karl ist fasziniert von ihrer Anmut und ihrem überschäumenden Lebensmut. Fassungslos muss er zusehen, wie sie von ihrem Vater schwerst misshandelt wird und fasst den Entschluss, ihn zu töten, um sie aus dessen Tyrannei zu befreien. Der Mordversuch misslingt, ihr Vater ist von da an behindert.

Karl verschwindet aus dem Ort, und kommt in einem Kloster unter, kann Marie aber fortan nicht mehr vergessen, scheint geradezu besessen von ihr zu sein.

"Still" ist ein unglaublich aufwühlendes und emotionales Werk. Wer allerdings einen blutrünstigen Thriller erwartet, mag enttäuscht sein, Morde geschehen zwar am laufenden Band, und doch passieren diese quasi nebenbei. Es geht hier mehr um die emotionale Ebene, um das Unverstanden-Sein einer verirrten Seele. Karl ist zweifelsohne ein Serienmörder, und trotzdem nimmt man ihn in seiner kindlichen Unschuld nicht als böse wahr. Der Beweggrund für sein Handeln ist immer ein edler, sein daraus resultierendes Tun nur eine erschreckende Konsequenz. Auf brillante Weise versteht es Raab, die Denkweise des Lesers und dessen Rechtsempfinden zu manipulieren, sodass man die Schuld letztendlich dem Umfeld Karls zuschreibt, einfach weil man Karls Beweggründe versteht und für ihn Mitleid entwickelt, während hingegen seine Mitmenschen durchwegs feindselig und grausam ihm gegenüber agieren. Einzig seine beiden Mentoren Alois und Pater Paolo sind imstande, Empathie für Karl Heidemann zu entwickeln.

Den Stil des Autors fand ich recht gewöhnungsbedürftig und schwer verständlich. Dieser Umstand wurde aber durch die perfekt gewählte, einfühlsame Sprecher-Stimme von Frank Arnold wettgemacht.

Phasenweise fühlt man sich an Süßkinds "Parfüm" erinnert, und doch handelt es sich hier keineswegs um keinen müden Abklatsch dessen sondern ist, was es ist: Ein aufwühlendes Werk, das sich durch seine Andersartigkeit vom Rest der Masse abhebt und besticht

Bewertung vom 26.02.2015
Zündstoff (eBook, ePUB)
Nicolaisen, Gea

Zündstoff (eBook, ePUB)


gut

Die Handlung spielt im beschaulichen Ort Schleswig und beginnt mit dem Begräbnis von Fenja, einer an sich überdurchschnittlich intelligenten jungen Frau, die sich allem Anschein nach aus Verzweiflung wegen ihrer unerwiderten Liebe zum gleichaltrigen ehemaligen Klassenkollegen Ragnar das Leben genommen hat, indem sie sich von einer Autobahnbrücke gestürzt hat. Ihre Freundin Lucie, die sie erst vor kurzem durch den gemeinsamen Gitarren-Unterricht kennengelernt hatte, lernt beim Begräbnis Ragnar und einen weiteren Schulkollegen Malte kennen. Noch am Begräbnis werden Anschuldigungen gegen Ragnar laut, der mehr oder weniger schuld an Fenjas Tod haben soll, wenn er sie nicht sogar eigenhändig ins Jenseits befördert haben soll. Zumindest dieser Überzeugung ist Fenjas Tante, bei der sie seit dem Selbstmord ihrer Eltern gelebt hatte und Malte.
In weiterer Folge wird ihr von Fenjas Tante ein Tagebuch Fenjas ausgehändigt, mit der Bitte Fenjas, dieses an Ragnar weiterzugeben. Immer wieder danach Malte bei Lucie auf, um sie von Ragnars Schuld zu überzeugen und bittet sie schließlich, ihm bei Ragnars Überführung zum Mord an Fenja behilflich zu sein. Das erste Treffen mit Ragnar, bei der Lucie im Einfach nur das Tagebuch Fenjas übergeben will, wird durch eine Bombendrohung gegen die Bibliothek, dem vereinbarten Treffpunkt der beiden, verhindert. Lucie hegt jedoch bald Zweifel an Ragnars Schuld am Tod Fenjas und es kommt zu einer Dreiecksbeziehung zwischen Lucie, Ragnar und Malte. Ragnar und Malte können sich jedoch nicht ausstehen, sieht Malte doch nach wie vor in Ragnar den Mörder Fenjas, während dieser Malte verdächtig, ihn aus Neid zu hassen und Ragnar deshalb jede nur erdenkliche Bösartigkeit unter zu schieben versucht. Plötzlich beginnt eine Serie an seltsamer Bombendrohungen in Schleswig, bei denen jedoch nie irgendeine erpresserische Forderung gestellt wird, immer wird dabei gedroht, dass in einem Haus eine Bombe detonieren wird, diese Drohung erweist sich aber stets als falsch. Was seltsam anmutet, ist das Lucie dabei immer in irgendeiner Form involviert ist: Einmal ergeht die Drohung an das Haus Calliesen, Lucies Arbeitsstelle, wobei der Firmenchef Rainer Calliesen, Ragnars Vater ist, ein andermal wird ein Brauhaus bedroht, als Lucie dort mit Ragnar einen netten Abend verbringt, So wird aus Lucies Suche nach Fenjas Mörder, eine Jagd nach dem ominösen Bombendroher, wobei sie hierbei wieder Ragnar und Malte einbezieht, die sich allerdings gegenseitig der Täterschaft bezichtigen.

Ein packendes Werk, das an nichts fehlen lässt: Spannender Plot ab der ersten Seite, eine etwas verworrene Liebesgeschichte, Herz-Schmerz-Dramatik und Eifersucht, dubiose Gestalten, ein Mord (oder vielleicht sogar mehrere?) der Schlüssel zu der Serie von Bombendrohungen sein dürfte. Daneben wird immer wieder liebevoll die pittoreske Gegend um das kleine Städtchen an der Schlei beschrieben, sodass man als Orts-unkundiger Leser wirklich auch neugierig auf die Landschaft wird. Man hat geradezu den Eindruck als wäre dieser Roman von irgendeiner Tourismus-Agentur in Auftrag gegeben worden. Im krassen Gegensatz steht dazu die doch eher nüchterne Sprache, die bei der Suche nach dem Täter verwendet wird. Ein sehr gelungenes Werk, flüssig geschrieben, fesselnd und sehr kurzweilig. Auch das Cover wirkt mit seinem düsteren, wolkenverhangenen Himmel , der sich hinter einer Ansicht von Schleswig drohend erhebt sehr geheimnisvoll und gelungen!

Bewertung vom 26.02.2015
Ich will es doch auch!
Berg, Ellen

Ich will es doch auch!


ausgezeichnet

Charlotte eine "unbemannte" Enddreissigerin hat es auf den ersten Blick geschafft: Als angesehene Kardiologin in einer namhaften Klinik ist sie Teil der "Society". Um ihr Glück noch perfekt zu machen, ist sie auf der Suche nach einem passenden Lebenspartner, diesbezügliche Ratschläge ihrer Eltern und ihres sonstigen Umfeldes sind dabei nur bedingt nützlich. Da trifft sie auf Uwe, den unkonventionellen Klemptner, der mit den markigen Sprüchen auf seinem T-Shirt und seinem zum Teil prolligen Gehabe anfänglich doch recht niveaulos wirkt. Nachdem er ihr aber mehrmals in nahezu ritterlichen Weise in unangenehmen Situationen beisteht, beginnt sie ihr Bild von ihm zu überdenken, und verliebt sich in ihn. Sehr zum Missfallen ihrer näheren Umgebung, die ein "Downdating" einer so angesehenen Ärztin nicht akzeptieren will und die alles daran setzt, diese aufkeimende Beziehung zu zerstören. Soweit zum Inhalt. Anfangs störte mich ein bisschen die Schwarz-Weiß-Malerei der Charaktere. Charlotte wird als neurotische, unter massiven Zwängen leidende konservative Ärztin hingestellt. Die Figur des Klemptners Uwe, als machohafter Proll. Doch mit zunehmender Dauer gewinnt man diese beiden Charaktere mit all ihren Macken und Kanten lieb, Charlotte tapst ein wenig unbeholfen von einer Katastrophe in die nächste. Und es zeigt sich immer mehr dass Uwe unter seiner rauhen Schale das Herz am rechten Fleck hat und nicht er es ist, der mit seinem Benehmen aus dem Rahmen fällt, sondern dass sich eher jene Angehörigen der "besseren" Gesellschaft alles andere als feinfühlig benehmen. Durch ihre humorvolle und doch einfühlsame Art, den Leser durch das Geschehen zu führen, macht Ellen Berg ihren Roman zu einem kurzweiligen Werk, selten habe ich einen Roman dieser Länge in so kurzer Zeit "verschlungen". Die Autorin gibt Einblicke in die oft skrupellosen Machenschaften innerhalb der "besseren" Gesellschaft. Teilweise schafft sie es jedoch im Leser, Gefühle der Rührung zu wecken, ohne dabei kitschig zu sein. Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch, das es einerseits schafft den Leser gut zu unterhalten, ihn andererseits durch seine positive Erzählweise auch ein wenig zum Denken anregt!