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Insgesamt 1511 Bewertungen
Bewertung vom 01.06.2024
Koch mich! Aachen - Kochbuch. 7 x 7 köstliche Rezepte aus der Stadt im Dreiländereck
Grolms, Martin

Koch mich! Aachen - Kochbuch. 7 x 7 köstliche Rezepte aus der Stadt im Dreiländereck


sehr gut

Spritzige Buchreihe

Auch dieses Buch der Reihe weiß zu überzeugen. Diesmal wird Aachen vorgestellt und das in Bildern und Rezepten. Wieder sind sie in drei Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Diesmal zeigt die Anzahl der Aachener Reichskronen, auf was man sich einstellen muss.

In sieben Kapiteln werden jeweils sieben Rezepte vorgestellt. Vorspeisen, Suppen, Beilagen, Salate, Hauptgerichte, Desserts und Drinks werden zunächst mal mit kleinen Geschichten präsentiert. Die Gerichte kennt man unter anderem Namen, hier wurden Plätze, Persönlichkeiten und andere typische Aachen-Dinge. Die kleinen Geschichten zu den Rezepten sind herrlich und man lernt dabei viel über Aachen und seine Geschichte. Die Fotos dazu sind Schwarzweißbilder. Für mich ist das perfekt, denn ich empfinde sie klarer und fokussierter als Farbfotos.

Wunderbar finde ich, dass man eingeladen wird, selbst ins Buch zu schreiben. Sei es unter den Rezepten, wo stets genug Platz ist, in die vorgesehenen Felder der untersten Zeile, oder auf den hinteren dafür vorgesehenen Seiten eigene Rezepte eintragen, ich liebe es! Für mich ist ein Kochbuch auch ein Mitmachbuch und da muss man seine Anmerkungen einfach hinterlassen!

Bei den Punkt-zu-Punkt-Bildern stört mich wieder, dass sie über eine Seite hinaus, also auf einer Doppelseite sind.

Gäbe es jetzt noch Fotos zu den Gerichten, wäre ich total happy. Aber es gibt nicht ein einziges! Das kann ich nicht so ganz nachvollziehen und kostet auch eindeutig einen Stern. Die Rezepte selbst folgen dem klassischen Muster mit der Zutatenliste für die angegebenen Personenzahl und den Arbeitsschritten. Die Zutaten sind nicht besonders exotisch und gut zu bekommen.

Dafür ist das Register wieder super schön gemacht. Hier finden sich die Rezepte nach Ortschaften sortiert und mit dem Kapitel in Klammer gesetzt, dem es zugeordnet ist. So ist das Buch insgesamt etwas ganz besonderes und eignet sich auch super als kleines Stückchen Heimatkunde.
Die fehlenden Rezeptfotos und die ungünstig platzierten Ausmalbilder stören mich, ansonsten finde ich die Reihe einfach klasse. Daher gebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 01.06.2024
Deutschland küsst Frankreich
Linster, Léa

Deutschland küsst Frankreich


ausgezeichnet

Léa Linsters Leckereien

Frauen sind in der Köche-Welt rar gesät. Léa Linster ist super sympathisch und kein bisschen überheblich, was sie zu einer meiner liebsten Köchinnen macht. Dieses Buch ist sehr persönlich und daher besonders ansprechend. Die Kapitel sind unterteilt in Frühstück; Vorspeisen & Fingerfood; Suppen; Fisch und Meeres-Früchte; Fleisch & Geflügel; Gemüse & Vegetarisches; Desserts; Kuchen & Gebäck unterteilt. Die Rezepte folgen dem klassischen Muster: Eine Liste der benötigten Zutaten und Utensilien für die angegebene Portionenanzahl, Schritt-für-Schritt-Anleitung, Foto. Gelegentlich finden sich noch Tipps oder Anmerkungen. Was nicht zu finden ist, sind Nährwertangaben. Wer darauf Wert legt, wird hier nicht glücklich werden. Mir fehlen sie nicht.

Es finden sich die Klassiker der beiden Küchen, aber auch neue Varianten und überraschende Gerichte. Ein echter Gewinn sind die Grundrezepte für Brühen. Die Rezepte sind mal mehr, mal weniger aufwändig und auch ebenso unterschiedlich im Schwierigkeitsgrad, doch nicht unmöglich zu schaffen. Die Zutaten sind edel und sollten nur in der hochwertigsten Variante gekauft werden, um das Ergebnis der Vorlage gleichkommen zu lassen.

Hier wird für nichts ein Fertigprodukt verwendet und das gefällt mir sehr gut. Zu jedem Rezept gibt es ein herrliches Foto, unter dem ein kurzer Satz zum Gericht steht. Danach folgt der Name des Gerichts in den beiden Sprachen Deutsch und Französisch. Anschließend kommt die Liste der Zutaten für die einzelnen Komponenten nach den Angaben zu Portionenzahl, Zubereitungszeit, Garzeit. Die nötigen Arbeitsschritte werden sehr ausführlich und klar geschildert. Oft gibt es zudem noch einen Extra-Tipp, der nicht selten ein weiteres Rezept ist. Und für alle Gasherd-Fans sind alle Temperatur-Angaben und Herd-Einstellungen auch darauf ausgelegt. Besonders gut gefallen mit die eingeschobenen Kapitel, die für mich eine ganz besondere Warenkunde darstellen. Hier findet man ganz viel Küchenwissen, das viel für das Gelingen beim Kochen beitragen kann, aber vor allem sehr interessant ist.

Dieses Buch eignet sich hervorragend für alle, die gern kochen und backen, um ihr Repertoire zu erweitern und vorhandenes Wissen zu vertiefen. Auch als Geschenk ist es ideal. Allerdings würde ich es nicht unbedingt einem Kochanfänger schenken. Für mich ist dieses Buch fünf Sterne wert.

Bewertung vom 01.06.2024
Weber's ULTIMATE HEAT
Weyer, Manuel

Weber's ULTIMATE HEAT


sehr gut

Für ganz weit Fortgeschrittene

Das Buch startet mit ganz viel Wissen rund um Grills, Grillarten, Grilltechniken und weiteren Garmethoden, die zur Vorbereitung möglich sind und ein Finish mit dem Grill vertragen. Zudem erfährt man viel über Schnitttechniken und Fleischarten, die perfekte Kruste und Zubehör für das Grillen. Natürlich kommt auch das Räuchern nicht zu kurz und an das Marinieren wurde auch gedacht. So stehen vor den eigentlichen Rezepten mehr als einhundert Seiten mit vorbereitenden Informationen!

Die Rezepte sind dann sortiert nach Food in the Truck; Lunchtime BBQ; Sear in Da Zone Meat Special; Flavorful Chicken; Fish & Seafood Talents; Weber’s Green On; Three of a Kind; Twistet Barbecue; Weber’s Food Court; Sweets & Grill Glory; Weber’s Baked Competition; Beilagen & Add-Ons. Man sieht schon an den Kapitelbezeichnungen, dass Wert auf American Style gelegt wird und auch die junge Generation ins Boot geholt wird. Modern bis in die letzte Faser. Und vielleicht auch ein bisschen drüber. Den krönenden Abschluss bildet der Grillkompass zu den einzelnen Fleischarten und Obst/Gemüse.

Insgesamt darf man sich hier nicht wundern, dass die Rezepte vorwiegend fleischlastig sind. Natürlich kann man auch Gemüse grillen, doch hier ist es eher Beilage und das Buch eindeutig nicht für Vegetarier und Veganer gemacht. Die Rezepte selbst sind klar strukturiert und übersichtlich aufgebaut. Alle Angaben sind klar und knapp formuliert. Man kann den Arbeitsschritten gut folgen. Insgesamt sind sie aber auch mit einem großen Aufwand verbunden und definitiv nicht für Anfänger in Küche und am Grill geeignet. Daher empfehle ich das Buch ausschließlich allen, die sich nicht vor der Beschaffung nicht ganz so alltäglicher Zutaten scheuen und die Mühe auf sich nehmen. Prima für alle, die Gäste beeindrucken wollen oder sich selbst und der besseren Hälfte einen ganz besonderen Genuss bereiten möchten.

Daher werte ich hier mit vier Sternen, denn alltagstauglich ist hier nichts, wohl aber ein echter Gaumenschmaus. Weber setzt mit diesem Buch seiner Reihe Grillbücher eindeutig die Krone auf. Mal sehen, was als nächstes kommen wird!

Bewertung vom 01.06.2024
Im wechselnden Licht der Jahre
Liehr, Tom

Im wechselnden Licht der Jahre


ausgezeichnet

Fast wie in der Wisteria Lane

Als in der elften Klasse die wunderbare Tabea in Alex‘ Leben tritt, verändert sich alles. Da sie Diplomatentochter ist und nie lange an einem Ort bleibt, trennen sich ihre Wege schon recht bald wieder, doch Alex vergisst sie nie. Studium und Beruf durchläuft er ein wenig planlos und nach vielen Jahren steht seine große Liebe plötzlich wieder vor seiner Tür. Für Alex ändert sich alles, nur nicht dieses Gefühl. So vergehen die Jahre und kurz vor seinem sechzigsten Geburtstag ereilt Alex nicht nur eine Sinnkrise, sondern auch ein unfassbarer Einschnitt in sein bis dahin sorgloses Leben, das er gar nicht als solches erkannt hatte.

Tom Liehr schafft es auf unvergleichliche Weise, mich auf eine Zeitreise in die 1980er, in die Schulzeit, aber auch in die Gegenwart zu nehmen. Seine Beobachtungen packt er so geschickt in die Geschichte mit ein, dass aktuelle Geschehnisse, die unterschiedlichsten Macken der Menschen um uns herum, eigenes (Fehl-)Verhalten und auch wunderbare Momente darin einen Platz finden, ohne künstlich erzwungen zu wirken. Noch mehr kann man zwischen den Zeilen finden und es ist quasi unmöglich, nicht bereichert aus dieser Story zu kommen.

Sein Alex ist ein bisschen sorglos, was nicht zuletzt in seinem Glück, ein Leben mit seiner großen Liebe verbringen zu können, begründet sein mag. Nichts anderes hat er sich seit dem Tag in der Elften gewünscht und mehr wollen scheint ihm gefährlich für sein Glück zu sein. Dass er dadurch auf andere ein bisschen faul und bequem wirkt, fällt ihm nicht auf. Dennoch plagt ihn so langsam der Gedanke an die 6. Null in seinem Leben. Während er sich daran abarbeitet, holt ihn das Leben ein und er muss schlagartig erwachsen und verantwortungsbewusst werden. Wie er das schafft, wer ihm unbewusst dabei hilft, wie perfekt alle unperfekten Menschen in seinem Leben dann doch sind, weil sie eben so sind, versteht er erst im Laufe der Zeit.

Ich finde hier so vieles so wunderbar, wenn auch nicht alles ganz stimmig ist und ein paar kleine Ungereimtheiten auftauchen. Die eigentliche Aussage kommt bei mir an (denke ich doch) und die wunderbar gezeichneten Figuren, die einem im Laufe der Geschichte begegnen, erreichen alle mein Herz und meine Seele. Ich kann definitiv sagen, dass mich dieses Buch verändert hat, aber auch bestätigt in vielen meiner Gedanken. Man kann lachen, aber auch weinen, man erlebt viele eigene Meilensteine mit Alex und seinen Lieben ein weiteres Mal oder wird darauf vorbereitet, was einen noch erwarten kann. Ohne moralischen Zeigefinger führt der Autor dem Leser vor Augen, dass man seinen eigenen Lebensentwurf nicht auf andere übertragen darf, dass jeder außer Stärken auch Schwächen hat und selbst Moral von mindestens zwei Seiten aus gesehen werden kann.

Für mich ein großartiges Buch, das eben deshalb perfekt ist, weil es nicht perfekt ist. Wie wir alle! Fünf Sterne.

Bewertung vom 24.05.2024
Wer ist schon normal? / Willkommen bei den Grauses Bd.1
Bohlmann, Sabine

Wer ist schon normal? / Willkommen bei den Grauses Bd.1


ausgezeichnet

Vom Anderssein, Nichtverbiegen und der Kraft der Freundschaft

Ottilie ist ganz gespannt, wie die neuen Nachbarn so sind. Sie hat gesehen, dass neben den Eltern noch drei Kinder, der Opa und ein Hund dazugehören. Schnell merkt sie, dass die Grauses anders sind, aber Ottilie finden sie perfekt, wie sie sind, denn sie selbst entspricht auch nicht unbedingt dem, was andere als die Norm ansehen. Kein Wunder also, dass sie helfen will, dass Husch mit in die Schule kann und Opa Schrat bei der Familie bleiben kann, obwohl auf der Liste von Herrn Grottenolm einen grauen Punkt nach dem anderen sammelt und deshalb abgeholt werden soll.

Diese Geschichte ist rundum entzückend! Sie hat einige klare und deutliche Aussagen, ohne moralisch zu wirken oder zu langweilen. Die Autorin schafft es, Klischees zu bedienen, um zu zeigen, was nicht so okay ist und damit Vorurteile aus der Welt zu schaffen. Die Figuren sind umwerfend! Selbst Frau Gurfinkel-Rübsaat muss man einfach mögen. Auch wenn die Namen ein bisschen phantasielos, da naheliegend wirken, passen sie eben auch wie Faust auf Auge. Und sie machen der Zielgruppe richtig Spaß. Die Idee, die nervigen Drillinge Mona, Lisa und Mona-Lisa zu nennen, finde ich super, obwohl ich nicht glaube, dass 9-jährige wirklich schon wissen, dass es dieses Gemälde gibt.

Mit den wunderbaren Figuren können die Kids mitfiebern und entdecken, welches Verhalten richtig und welches falsch ist. Sie lernen ebenfalls, dass jeder Mensch seine Eigenarten hat, die ihn ausmachen und die fast nie ohne Grund entstanden sind, ob jung oder alt. Ganz besonders lernen sie aber, dass man immer an sich selbst arbeiten kann und vor allem für andere einstehen, ihnen helfen und einfach nett sein. Deshalb ist diese Geschichte in meinen Augen enorm wichtig und wertvoll, zumal der Humor nicht vergessen wird und das Lesen oder auch Hören richtig Spaß macht.

Ich bin total begeistert, wie toll die Autorin das Buch eingelesen hat. Sie gibt den Figuren wunderbare Stimmen und betont sehr gekonnt. Sabine Bohlmann hat somit rundum gepunktet bei mir und ich freue mich auf weitere Geschichten mit und von den Grauses – fünf Sterne!

Bewertung vom 22.05.2024
Küchengeschenk
Hammacher, Valerie

Küchengeschenk


ausgezeichnet

Bildband und Kochbuch in einem

Dieses Buch ist zugleich Kochbuch, Bildband und Zitatensammlung, verbunden mit einer Verbeugung vor der Natur. Die Rezepte sind ansprechend und mit ein wenig Geschick auch von Anfängern umsetzbar, teilweise aber etwas anspruchsvoller und mit größerem Aufwand verbunden. Letzteres passt meiner Meinung nach jedoch zur Intention, die Natur zu ehren. Die Zutaten sind nicht besonders exotisch. Man kann sie bestens regional und saisonal bekommen, bis auf sehr wenige Ausnahmen. Wer Wert auf die Angabe von Nährwerten legt, wird enttäuscht werden. Auf diese wurde verzichtet. Mich persönlich stört das nicht.

Unterteilt ist das Buch in die Bereiche Vorspeisen; Zwischendurch; Vegetarisch; Fleisch & Fisch; Nachspeisen; Kuchen. Die Rezepte selbst sind klassisch aufgebaut mit der Zutatenliste und der Anzahl der Portionen, die ggf. auch benötigte Materialien, wie Dessertringe, Servierringe, feuerfeste Formen, Fleischthermometer, Küchengarn usw. enthält. Nach dem Titel der Speise folgt ein kleiner Text dazu, bevor es mit den Schritten Vorbereiten, Zubereiten, Anrichten weitergeht. Zu jedem Gericht gibt es ein ansprechendes Foto. Zwischen den Rezepten finden sich herrliche Natur-Fotos und passende Zitate. Das entschleunigt und macht bewusst, dass all unsere Nahrung aus eben dieser einzigartigen Natur stammt.

Sehr gelungen finde ich das Register. Hier finden sich nicht nur die Rezepte alphabetisch geordnet, sondern auch nach Zutaten unterteilt. Das macht das Auffinden der gewünschten Speisen sehr viel einfacher.

Die Rezepte sind abwechslungsreich und haben alle einen kleinen, besonderen Kick. Selbst Klassiker wurden mit diesem Kniff neu interpretiert. Das Buch ist rundum gelungen. Auch als Teetisch-Buch oder Geschenk für Kochbegeisterte ist es ideal. Mir gefällt es sehr und daher gebe ich fünf Sterne.

Bewertung vom 22.05.2024
Huuu-Berta - Das kleinste Gespenst von allen
Langen, Annette

Huuu-Berta - Das kleinste Gespenst von allen


sehr gut

Vom über sich selbst Hinauswachsen

Die Geschichte um das kleine Gespenst Huuu-Berta, das sich so schwer tut, Menschen zu vergruseln, ist kindgerecht und für Erstleser ebenso geeignet, wie zum Vorlesen. Die Schrift ist groß und einfach, nicht verschnörkelt und damit gut lesbar. Es sind recht viele Bilder untergebracht, sodass das Selbstlesen aufgelockert wird. Die Bilder sind nicht überladen und fassen den Text dennoch perfekt auf.

Bei einigen Ausdrücken bin ich mir nicht so sicher, ob sie von den Kindern verstanden werden. Da vermute ich doch eher, dass eine gewisse Lebenserfahrung, so schräg das klingen mag, nötig ist, um sie zu verstehen.

Gut gelungen ist, dass die Geschichte selbst ängstliche Kinder nicht erschrecken wird. Sie ist doch eher humorvoll und erklärt, warum Huuu-Berta und ihre Freunde Menschen erschrecken und noch dazu erklärt sie auch, wie die Gespensterchen das machen.

Der Mitmach-Teil am Ende ist besonders gelungen. Die Kids können Aufgaben lösen und sich selbst ein Gruselchen ausstellen und Rezepte für Lieblingsspeisen der Gespenster gibt es zudem noch dazu.

Mit dem Buch können die Kids zugleich Punkte auf antolin.de sammeln, was ein echter Anreiz für das Lesen ist. Mir gefällt es gut, daher gebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 21.05.2024
Gute Ratschläge
Gardam, Jane

Gute Ratschläge


sehr gut

Lautes Schweigen

Eliza Peabody schreibt mit viel Herzblut und noch mehr guten Ratschlägen an ihre Nachbarin Joan, die ihren Mann und die Kinder verlassen hat. Dass sie niemals Antworten bekommt, stört sie nicht sehr. Das Buch spielt in den 1990er Jahren. Eliza ist zu diesem Zeitpunkt 51 Jahre. Das erklärt einige der Vorkommnisse im Buch, das Leben der Frauen zu diesem Zeitpunkt und der Zeit, in der Eliza jung und frisch verheiratet war. Und es wirft ein ganz anderes Licht auf das Ende des Buches.

In ihren Briefen erzählt Eliza über die Ereignisse in der Straße und in der Stadt, geht dann auch mal in Erinnerungen über und schneidet eine Menge unterschiedlicher Themen an. Sie berichtet auch von Barry, der in dem Hospiz liegt, in dem sie ehrenamtlich Geschirr in die Spülmaschine ein- und ausräumt. Verwirrend wird es, als ihr Mann mit Joans Mann zusammenzieht, obwohl keiner von beiden homosexuelle Neigungen hat. So langsam dämmert dem Leser dann, dass es hier nicht so sorglos und fröhlich weitergehen kann und wird.

Jane Gardam hat einen einzigartigen Schreibstil und sie versteht es meisterhaft, den Leser einzulullen, in Sicherheit zu wiegen, auf falsche Fährten zu locken und ihm dann völlig ohne Vorwarnung den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Denn genau dann, wenn man Eliza und ihre schrullige, etwas nervige Angewohnheit doch ins Herz geschlossen hat, stellt sich heraus, dass nichts so ist, wie es scheint. Aus mildem Wohlwollen und dem Belächeln wird Fassungslosigkeit, Betroffenheit und Sprachlosigkeit. Die Puzzlesteine fallen wie von selbst an die richtigen Stellen. Das Bild wird scharf und klar und völlig anders, als man zunächst dachte.

Dieses Buch ist keine leichte Kost. Es ist auch keine seichte Unterhaltung. Es ist eine Anklage der Art und Weise, wie in alten Zeiten mit Frauen umgegangen wurde und eine Anerkennung der Frauen jener Zeit, eine Erinnerung daran, wie viel sich doch fast unmerklich verändert und zum Glück verbessert hat. Daher lässt Jane Gardam ihre Protagonistin Eliza endlos über alles und jeden reden, um über eine Sache nicht reden zu müssen. Das ist unbeschreiblich bewegend.

Gabriele Blum verleiht Eliza mit ihrer Stimme, in der so viel Melancholie schwingt, Leben. Es ist, als würde tatsächlich Eliza sprechen. Kein Wunder also, dass es lange nachhallt und einen einfach nicht loslässt. Von mir vier Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2024
Mord stand nicht im Drehbuch
Horowitz, Anthony

Mord stand nicht im Drehbuch


sehr gut

In der Falle

Anthony Horowitz hat kein Interesse an weiterer Zusammenarbeit mit Privatdetektiv Daniel Hawthorne. Seine Arbeit an seinem Theaterstück gibt ihm den idealen Vorwand. Doch dann wird die Kritikerin, die das Stück vernichtend besprochen hat, ermordet. Die Tatwaffe ist eindeutig Horowitz zuzuordnen und zu allem Übel sind auch noch seine Fingerabdrücke auf ihr. Horowitz wird bald klar, dass nur einer ihm helfen kann: Hawthorne! Doch dieser lehnt seine Hilfe so rigoros ab, wie er ein weiteres Buch mit ihm.

Für mich ist es der erste Fall der Reihe, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass mir Vorwissen fehlt. Die Charaktere sind herrlich überspitzt gezeichnet und erfüllen so einige Krimi-Klischees. Horowitz macht sich eindeutig darüber lustig und führt so einigen Autoren ihre Überheblichkeit gekonnt vor Augen, indem er sich selbst in seinem Buch zur Zielscheibe macht. Die Mischung aus versnobtem englischem Landadel alter Zeiten, Sherlock-Holmes-Manier und der aktuellen Gegenwart ist köstlich zu lesen und sehr unterhaltsam. Dazu kommt eine moderate Spannung, die das Ganze noch zusätzlich würzt. Die Auflösung ist etwas überraschend, aber dennoch stimmig und logisch.

Uve Teschner ist der ideale Sprecher für Horowitz und schafft es, dessen Verzweiflung und Verlorenheit wunderbar verbal in der Sprachmelodie zu transportieren. Seine Abneigung gegen Hawthorne ist hör- und spürbar und dennoch lässt er den Privatdetektiv geradezu glänzen. Dieser Humor ist einzigartig und gefällt mir sehr gut. Insgesamt ist dies keine hochgeistige Lektüre, aber großartige leichte Unterhaltung. Und die braucht man zwischendurch ja auch! Mir hat es gefallen und ich gebe vier Sterne.