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Insgesamt 403 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2023
Der Kuss des Kaisers
Neumeyer, Christine

Der Kuss des Kaisers


ausgezeichnet

Der Kuss des Kaisers, Kriminalroman von Christine Neumeyer, Ebook aus dem Picus Verlag.
Ein historischer Wien-Krimi.
Wien 1908, im Brunnen des Belvedere wird eine abgehackte Hand gefunden. Nach und nach werden einzelne Leichenteile in den weitläufigen Brunnenanlagen entdeckt, doch der Kopf fehlt. Deshalb ist die Identität des Toten zunächst unklar, die Polizeiagenten Pospischil und Frisch stehen vor schwierigen und heiklen Ermittlungen, denn das Schloss Belvedere ist der Wohnsitz des zukünftigen Kaisers der Donau-Monarchie, Franz Ferdinand und seiner Familie. Gleichzeitig wird in der Modernen-Galerie des Schlosses die Präsentation des neuen Gustav Klimt Gemäldes „der Kuss“ vorbereitet. Welches Motiv steckt hinter dieser brutalen Tat und wer könnte sie begangen haben? Denn nur wenige Personen haben Zugang zum Schlosspark.
Es handelt sich bei vorliegendem Krimi um einen Roman im Whodunit-Stil. Die Kriminaler und mit ihnen die mitermittelnden Leser, sind bis zuletzt gespannt, wer diese brutale Tat verübt haben könnte. Bis zum Schluss waren alle verdächtig. Das Buch teilt sich in 25 Kapitel die mit Datum versehen sind, deshalb fällt es leicht die Chronologie des Geschehens nachzuvollziehen. Der Autorin kann man nur eine gelungene Recherchearbeit zusprechen, das Setting ist hervorragend beschrieben, die Räume und die Gartenanlagen des Belvedere, sowie Räumlichkeiten und Landschaften, alles so gut geschildert, dass absolutes Kopfkino entsteht. Alle Figuren sind gut charakterisiert. Problemlos konnte ich mich in die verschiedenen Milieus hineindenken, kaiserliche Hoheiten, Adelige, Beamte und Militärangehörige, ebenso die Lebensumstände des einfachen Volkes sind nachvollziehbar beschrieben. Die Atmosphäre der k. u. k. Donaumonarchie ist exzellent dargestellt.
Die einzelnen Figuren, sind so echt. Das entsteht auch durch die gewählte Sprache, zum Teil auch in Wiener Mundart, z.B. deftig und direkt vom normalen Volk, es war ein Spaß das zu lesen. Meine Lieblingsfigur der kompetente, tierliebe und gütige Ermittler Pospischil. Dazu seine Kollegen und vor allem seine sympathische Schwester Gerti, alle sind so echt beschrieben und sehr glaubhaft. Obwohl ich den ersten Band nicht gelesen habe, hatte ich keine Probleme sofort einzusteigen. Die Spannung tritt unmittelbar ein und steigert sich hoch bis zum Ende. Das beschriebene soziale Gefälle zur damaligen Zeit ist absolut glaubhaft dargestellt. Das Leben und die Gefühle der „zukünftigen Kaiserin“ der Fürstin Sophie. Das Leid der jungen Klementine, die resolute und zupackende Art der Bedienerin Erna, ihr Mann Franz, der missratene Sohn Daniel, der hochnäsige Sekretär Krzizek und seine blasse adelige Gemahlin, ein Buch voll mit Originalen. Es war eine Freude ins Wien des angehenden 20. Jahrhunderts einzutauchen. Es war spannend und unterhaltsam. Gut gefallen hat mir die Story nebenher, der Erwerb des berühmten Gemäldes von Klimt, ich liebe dieses Bild. Das war mir eine ganz persönliche Freude und auch der Grund warum ich dieses Buch unbedingt lesen wollte, da hat mich der Klappentext neugierig gemacht.
Eine Empfehlung für dieses Buch, wer historische Kriminalromane mag ist hier genau richtig. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 17.02.2023
Das Geheimnis der Schokomagie / Schokomagie Bd.1
Allnoch, Mareike

Das Geheimnis der Schokomagie / Schokomagie Bd.1


ausgezeichnet

Das Geheimnis der Schokomagie, Kinderbuch ab 10 Jahren von Mareike Allnoch, 272 Seiten erschienen bei arsEdition

„Wenn ich schon einen an der Waffel habe, dann wenigstens mit ordentlich Puderzucker drauf!“

Mila 14 Jahre, lebt mit ihrer Mutter in München, die Gabe des Duftsehens hat sie von ihrer Großmutter geerbt. So richtig umgehen kann sie damit noch nicht. Bei einem Schüleraustausch in Paris ist sie überraschenderweise die Tauschpartnerin des Sohnes des französischen Präsidenten. Der Duft von Schokolade löst bei Mila Zukunftsvisionen aus. Dem Präsidenten geht es nicht gut und Mila soll damit etwas zu tun haben, unversehens ist sie in ein Abenteuer verwickelt, ihr zur Seite, ihre beste Freundin Liz, der süße Spross des Präsidenten und der Personenschützer Cem.

Das Buch ist in 30 Kapitel eingeteilt die alle einen zum Inhalt passenden Titel tragen. Niedliche Zeichnungen schmücken die Kapitelanfänge. Das wunderschöne Cover hat mich sofort überzeugt, doch das Buch hat noch einiges mehr zu bieten. Besonders überzeugen konnten mich die schokoladigen Rezepte am Ende des Buches allesamt aus Großmutters Grimoire, die Einträge darin wie auch die von Milas Notizbüchlein sind handschriftlich gedruckt. Französische Phrasen erscheinen kursiv, insgesamt ein abwechslungsreiches, belebtes Schriftbild, lebendige Dialoge, eine frische jugendliche Sprache, das Lesen hat dadurch riesigen Spaß gemacht.

Schon am Anfang ist der Leser von dieser aufsehenerregenden grandiosen Story gefesselt.

Die Geschichte war spannend lustig magisch und auch romantisch. Rund um die Wirkung und mögliche Auswirkung von Schokolade. Eine Superidee, eine perfekte Ausführung, in sich abgeschlossen und macht doch Lust auf eine Fortsetzung. Ganz toll beschriebene authentische Charaktere, die Französischlehrerin oder auch Liz konnte ich mir sehr gut vorstellen, die Protagonistin habe ich richtig liebgewonnen, mit ihrer Fähigkeit um die ich sie beneide.

Das Buch ist dem empfohlenen Lesealter absolut angemessen, doch auch ich hatte so richtig Freude daran.

Eine absolute Lese und Kaufempfehlung und von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 29.01.2023
Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis / Die Polidoris Bd. 1
Fislage, Anja

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis / Die Polidoris Bd. 1


sehr gut

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis, Abenteuerbuch für Kinder ab 11 Jahren, von Anja Fislage, illustriert von Verena Wugeditsch, 392 Seiten, erschienen im Coppenrath-Verlag.
Wage das Abenteuer! Es ist gefährlich und düster und bunt und jede Sekunde wert!
Die Polidoris sind schon eine seltsame Familie. Nachdem die Eltern der Geschwister Roberta, Petronella und Pellegrino bei einer Tiefsee-Expedition verschollen sind, müssen sie zu ihren exzentrischen Großeltern ziehen. Diese Betreiben ein Bestattungsinstitut im Polidorium, der heruntergekommenen Villa am Meer. Das Haus ist voller Geheimnisse und seltsamer Gestalten die dort ihr Unwesen treiben. Doch sind die alle böse? Petronella beschließt dem Geheimnis auf den Grund zu gehen.
Das Buch ist mit viel Liebe illustriert worden. In den Innenklappen ist eine Ahnengalerie, mit den Bildern der wichtigsten Charaktere, die von uns immer wieder hinzugezogen wurden. Auch im Buch gibt es ganzseitige Bilder passend zum Geschehen, dazu kommen kleinere Abbildungen, von verschiedenen Gegenständen oder Personen, so wird das Gelesene bildhaft rübergebracht. Notizen, Anmerkungen und Briefe sind in diversen Schriften dazwischen gestreut, es war eine Freude die Geheimnisse des Buches zu entdecken. Das Buch teilt sich in 3 Teile, bestehend aus 19 Kapiteln mit einer dem Inhalt zusammenfassenden Überschrift. Lateinische Ausdrücke sind kursiv hervorgehoben.
Ich habe das Buch zusammen mit den beiden Zwillingen ( fast 11 J. ) in einer Leserunde gelesen. Die beiden waren von der Ausstattung und vom Inhalt des Buches begeistert. Durch das gemeinsame Lesen war es mir möglich die anspruchsvolle Sprache (z.B. lat. Namen), schwierige Zusammenhänge sofort zu erklären, dazu die dicht gepackte Handlung, traurige Szenen und der Gruselfaktor erwecken in mir den Eindruck, dass ein alleine lesender 11jähriger hier überfordert wäre. Durch die anfänglichen mysteriösen Eindrücke hat die Geschichte auf alle Fälle sofort fesseln können. Sehr spannend ist, herauszufinden wer im Buch zu den Guten und wer zu den Bösen gehört.
Die Personen sind zum Teil böse, gruselig oder zumindest seltsam. Am wenigsten hat mir die Großmutter der Kinder gefallen, eine bizarre Frau, die ihren Gatten ständig korrigiert, ihre Enkel „meine Vögelchen“ nennt und mit ihnen zum Wandern in den Wald geht um ein Kätzchen auszusetzen. Wie die beiden Schwestern jedoch Freundschaften schlossen, fand ich jedenfalls schön erzählt. Eine richtige Lieblingsperson konnte ich eigentlich nicht direkt finden, wobei ich Petronella und auch Roberta noch am ehesten authentisch fand. Etwas bedrückend empfand ich auch, dass die Kinder trotz des Verlustes ihrer Eltern von den Großeltern nicht getröstet wurden.
Das sind meine Eindrücke, meine beiden Lesepartner fanden das Buch „einfach toll“ und würden gerne 5 Sterne vergeben, bei mir würde es 3 Sterne erhalten. So haben wir uns auf 4 Sterne geeinigt.
Eine Leseempfehlung für mindestens 11jährige.

Bewertung vom 24.01.2023
Das Porzellanzimmer
Sahota, Sunjeev

Das Porzellanzimmer


gut

Das Porzellanzimmer, Roman von Sunjeev Sahoata, EBook, hanserblau
Eine ergreifende Geschichte über Liebe, Familie, Überleben und Verrat.
1929 in Punjab werden drei Brüder mit sehr jungen Frauen verheiratet. Um Geld zu sparen werden die Ehen gleichzeitig geschlossen. Das matriarchalische Familienoberhaupt ist Mai die Mutter der Brüder. Sie leitet die Schwiegertöchter an, wie sie ihre tägliche Arbeit zu verrichten haben, frei bewegen dürfen sich die Mädchen nicht wenn sie das Porzellanzimmer, das Zimmer in dem die Aussteuer Mais aufbewahrt wird verlassen, dürfen sie das nur komplett verschleiert. Keine der jungen Frauen weiß, mit welchem der drei Brüder sie verheiratet ist. Auf Anweisung Mais werden die Mädchen einzeln für eine Nacht in einen stockdunklen Raum gebracht, in dem sie Besuch von ihrem Ehemann bekommen um möglichst einen Sohn zu zeugen. Eine der jungen Frauen jedoch kann einen Blick auf die jungen Männer erhaschen, sie verliebt sich in einen der Brüder und vermutet, dass es sich um ihren Ehemann handelt. Eine gefährliche Leidenschaft wird entfacht.
Das Buch besteht aus 40 überschaubaren Kapiteln, die am Kapitelanfang mit großen Zahlen versehen sind. Der Erzählstil ist auktorial, jederzeit ist dem Leser die Übersicht über das Geschehen möglich Dazwischen immer wieder eingeschobene Kapitel, mit *** überschrieben, in der Gegenwart erzählt, aus der Sicht des Urenkels der Protagonistin Mehar. Zwei Erzählstränge in zwei Zeitebenen. Als zum ersten Mal ein „Sterne“ Kapitel las, war ich nicht darauf vorbereitet. Ich brauchte eine Weile bis ich erkannt habe, dass hier ein anderer Erzählstrang in einer viel späteren Zeit angefangen hat. Insgesamt hätte ich mir in diesem Buch etwas mehr Erklärungen gewünscht, eine Zeitangabe oder ein Name über den Stern-Kapiteln, ein Glossar am Buchanfang oder -ende, welches die häufig angeführten indischen Wörter, ich vermute Kleidungsstücke oder Gebrauchsgegenstände etwas erklärt hätte. Was zum besseren Verständnis vorteilhaft gewesen wäre. Am Ende ist ein Foto beigefügt, auf dem Reader ebenfalls ohne nähere Erklärung.
Die Geschichte selbst, war schön erzählt, prosaisch und bildhaft ausgeschmückt. Alle Figuren sind gut charakterisiert. Eine interessante Figur war Mai die Mutter der Familie, die sogar ihre Söhne schlägt. Ich habe mich schon gefragt wie Mai so mächtig werden konnte, wenn man bedenkt, wie gering die Frauen in der Familienhierarchie eingestuft sind. In einer Szene in der der Vater der Familie noch lebte, hatte ich auch das Gefühl, dass Mai allzeit das Sagen hat. Diese Machtstellung des weiblichen Familienoberhauptes und wie es dazu kam, hätte mich brennend interessiert. Über Suraj und Jeet diese beiden Brüder erfährt der Leser einiges, wie auch über die Schwägerinnen, allen voran natürlich Mehar.
Es fiel mir nicht leicht ins Buch zu kommen. Wegen der fehlenden Erklärung der indischen Eigennamen, und auch durch die dazwischengeschobenen Kapitel aus der Gegenwart wurde der Lesefluss etwas gestört.
Die eingeschoben Kapitel erzählen zwar ebenfalls eine betroffen machende Geschichte, wobei mir der Familienzusammenhang eine etwas nähere Erklärung bedurft hätte. Insgesamt konnte ich den Plot nicht so ganz realisieren. Wobei ich mich z.B. gefragt habe warum die einzelnen Paare sich eigentlich nicht erkennen durften, viel Kummer wäre ihnen allen erspart geblieben. Hier und da eine ausführliche Erläuterung hätte der Geschichte gutgetan.
Von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 20.01.2023
Auf den Schwingen des Blutes (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Auf den Schwingen des Blutes (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Auf den Schwingen des Blutes, Profilerin-Thriller von Dania Dicken, Ebook
Der 9. Band der Libby-Whitman-Reihe
Die FBI Profilerin Libby Whitman ermittelt zum ersten Mal, gemeinsam mit ihrer besten Freundin Julie. Es handelt sich um einen ganz besonders verstörenden Fall der das FBI Team nach Seattle führt. Ein Serientäter lauert jungen Frauen auf, entführt sie und foltert sie auf grausamste Weise zu Tode. Doch auch in der Beziehung zu ihrem Mann Owen gibt es Schwierigkeiten was durch ein Treffen mit ihrem Exfreund Kieran, der in Seattle lebt, zu ungeahnten Problemen führt. Alte Wunden werden wieder aufgerissen.
Dieser 9. Band der Profilerin-Reihe von Dania Dicken wird wohl sehr lange in meinem Gedächtnis bleiben. Denn das Wikinger-Ritual das der Täter mit seinen Opfern ausführt, hat mich ganz tief getroffen. Schon im Prolog war ich gefesselt, immer weiter steigert sich die Spannung. Ungeahnte Wendungen und ein fulminantes Ende, lassen für den Thriller-Fan nichts zu wünschen übrig. Deshalb habe ich es kaum geschafft, den Reader aus der Hand zu legen, das letzte Drittel habe ich in einem Durchgang gelesen. Gänsehaut ist da vorprogrammiert, was nicht zuletzt an der flüssigen und bildhaften Erzählweise der Autorin liegt, ganz besonders sind mir die Szenen aus Tätersicht unter die Haut gegangen. Da konnte ich mich unheimlich gut in die Opferrolle hineinfühlen, die Angst war richtig greifbar. Ein Highlight der Bücher von D. Dicken sind die psychologischen Aspekte, immer wieder lässt sie auch reale Fälle in die Handlung einfließen, die ich mit Interesse im Netz verfolge.
Die Arbeit der BAU und wie die Agenten es schaffen, aus den wenigen Fakten ein Profil des Täters zu erstellen, überraschen mich immer wieder, da schaue ich gerne über die Schultern der Ermittler, so stelle ich mir Profilerarbeit auch in der Wirklichkeit vor.
Ich mag die Thriller der Autorin, sie nimmt bei den Verbrechen und deren Fakten wirklich kein Blatt vor den Mund, da muss man schon einiges vertragen können. Dabei aber auch dazwischen Szenen mit Freunden und Familie um „runterzukommen“. Nicht zuletzt die ansprechenden Liebesszenen die ästhetisch und kein bisschen peinlich beschrieben sind. Als Fan der Reihe, für mich immer wieder interessant auch die Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse der Protagonistin, in diesem Band liegt aber so einiges bei ihrem Ehemann Owen im Argen. Auch sein Trauma ist gut dargelegt und absolut verständlich.
Alle Figuren sind voll Charakter, die Guten wie die Bösen. Sie handeln authentisch. Die Handlung ist nachvollziehbar und an keiner Stelle des Buches bin ich über Unverständliches gestolpert. So sollen Thriller sein, die man am liebsten in einem Stück liest.
Meine Empfehlung - die Libby Whitman-Reihe komplett lesen. Als Einzelband ist es bei Band 9 möglich, weil immer wieder auf die Vorgeschichte eingegangen wird. Ich bin bereit für den nächsten Fall und vergebe hier Höchstbewertung. Fünf Sterne.

Bewertung vom 17.01.2023
In tiefen Seen / Commissario Grauner Bd.8 (eBook, ePUB)
Koppelstätter, Lenz

In tiefen Seen / Commissario Grauner Bd.8 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In tiefen Seen, Kriminalroman von Lenz Koppelstätter, EBook, Kiepenheuer & Witsch.
Der achte Fall führt das Bozener Ermittlerteam ins Passeiertal.
Commissario Grauner, seine Assistentin Tappeiner und sein neapolitanischer Kollege Saltapepe stehen vor einem grauenvollen Tatort, ein Szenario welches an ein Gemälde Botticellis erinnert. Das Opfer grauenvoll zugerichtet und theatralisch arrangiert. Die Bewohner des nahegelegenen Dorfes jedoch hüllen sich in Schweigen, keiner hat etwas gehört, keiner will das Opfer richtig kennen. Auch die Ermittler geraten in gefährliche Situationen, können sie das Rätsel der „Venus im Wald lösen, oder haben sie in diesem Fall zu viel riskiert.
Der beschriebene Ermittlungszeitraum geht vom 2. Bis zum 5. Juni, jeder Tag ist ein eigener Teil im Buch, der in verschiedene Kapitel unterteilt ist. Der Krimi besteht aus mehreren Erzählsträngen, aus der Sicht der beiden Ermittler und Grauners Assistentin Silvia Tappeiner. Im auktorialen Erzählstil, zu jeder Zeit ist somit für den Leser die Übersicht über das gesamte Geschehen möglich. Liedtexte, ital. Phrasen und Brieftexte sind kursiv hervorgehoben. Schlagfertige Dialoge beleben den Text. Am Anfang ist eine Karte von Südtirol mit den diversen Bergzügen und Tälern eingefügt, sehr hilfreich um die räumliche Orientierung zu wahren. Für E-Reader-Leser ist ein Link angeführt um diese Karte auch am Computer oder Smartphone in Farbe und zoombar darstellen zu können.
Schon vorab möchte ich behaupten, dass es sich bei Fall 8 um Koppelstätters besten Grauner-Krimi handelt. Schon im Prolog war ich gefangen, weil der Commissario in einer verzweifelten und lebensgefährlichen Situation beschrieben wird. Der Spannungsbogen spannt sich hoch und ungeahnte Wendungen, gefährliche Situationen für die Ermittler und ein überraschendes Ende haben mich gefesselt, sodass ich das Buch in zwei Tagen gelesen habe. Dass Koppelstätter auch humorvoll drauf hat, beweist er in einigen Szenen, ohne den Kommissar lächerlich zu machen oder die Geschichte klamaukig werden zu lassen, hat er es geschafft, dass ich vor mich hin gekichert habe, obwohl Commissario Grauner, meine Lieblingsfigur, eher ein ernsthafter, nachdenklicher Mensch ist, der seine Alba, Mahler-Symphonien und auch seine Kühe liebt. Auch alle anderen Figuren besitzen Charaktertiefe und sind authentisch, sogar die Bösewichte.
Besonders gut gelungen ist dem Autor in diesem Band, die Menschen in den Südtiroler Bergen und Tälern so zu beschreiben, wie ich sie kennengelernt habe, heimatliebend, naturverbunden, mitunter auch wortkarg. Im Tal hält man zusammen, kein Wunder wenn man bedenkt wie abgeschnitten und einsam diese Täler sein können. Da sind die Menschen aufeinander angewiesen, ich kann gut nachvollziehen, dass das auch heute noch gilt. Da hat Koppelstätter viel Fingerspitzengefühl bewiesen. Viele Orte der Handlung kenne ich aus meinen diversen Südtirol-Urlauben. Besonders die Wetter- und Wolkenbeschreibungen finde ich gerade in diesem Band auffällig gut gelungen. Das Thema welches diesem Fall zugrunde liegt, fand ich schon immer faszinierend. Mythisch und sagenumwoben, das ist die Spezialität des Autors, welche er hier m. E. perfekt ausgeführt hat.
Die gesamte Handlung könnte sich tatsächlich so zugetragen haben, deshalb kann ich dieses Buch und auch die komplette Reihe nur empfehlen, von mir dazu 5 Sterne.

Bewertung vom 14.01.2023
Zwischen Stille und Sturm / Die Dorflehrerin Bd.2
Seidl, Bettina

Zwischen Stille und Sturm / Die Dorflehrerin Bd.2


ausgezeichnet

Die Dorflehrerin, Zwischen Stille und Sturm von Antonia Weber, EBook, dtv-Verlag.
Die packende Fortsetzung um die Dorflehrerin Antonia Weber.
Nun ist Antonia Weber schon einige Jahre als Lehrerin im kleinen Bergdorf Tannau, hoch über Berchtesgaden, angestellt. Doch noch immer ist es sehr hart. Er tobt der große Krieg, Armut, gefallene Männer, die Sorge um Soldaten im Feld und nie genug zu essen. Darunter leidet das ganze Dorf, auch Antonie macht sich Sorgen um Sebastian ihre unerfüllte Liebe. Obwohl „Fräulein Weber“ angesehen und hochgeschätzt von den Dorfbewohnern wird, macht ihr Pfarrer Porz das Leben schwer. Derweil ihre Freundin Elvira in München sich in den Revoluzzer-Kreisen bewegt. Als die Novemberrevolution beginnt und ein Sturm große Schäden verursacht, ändert sich das Leben der Freundinnen – eine neue Zeit beginnt.
Wieder hat mich der Roman über die Dorflehrerin Antonie Weber begeistert und gefesselt. Der bildhafte und flüssige Erzählstil haben mich sofort in Lesefluss gebracht und nicht mehr losgelassen. Zwei Erzählebenen lassen den Leser in Zeit und Ort versinken. Zum einen die Geschehnisse in Tannau und deren Bewohner aus der Sicht von Antonie und zum anderen, die Erlebnisse von Elvira, ihrer Familie und was sich während des 1. Weltkriegs und kurz danach in München abspielt. Der Anonie-Erzählstrang hat mir besser gefallen, mir war Elvira zu forsch, ihre Erlebnisse zu spektakulär und auch das Ende war für mich etwas abrupt. Hauptsächlich die Begebenheiten aus Tannau hätten mir zur vollsten Zufriedenheit genügt. Unerwartete Verwicklungen, aufregende spannende Zwischenfälle, die Gemeinheiten des Pfarrers und auch das unvorhersehbare Ende haben es mir schwer gemacht, das Buch aus der Hand zu legen. Mit diesem Roman ist es der Autorin gelungen, dem Leser nahe zu bringen wie sehr die Menschen in dieser Zeit, alltäglich zu kämpfen hatten, Zeitkolorit und die Position der Frauen am Anfang des 20. Jahrhunderts eingeschlossen. Die einzelnen Kapitel haben eine Überschrift, die das Geschehen kurz zusammenfasst. Die lebendigen Dialoge haben mir Freude gemacht. Die Figuren sind tief gezeichnet, sind authentisch. Ich konnte mich unbedingt mit ihnen identifizieren. Viele Figuren sind mir lieb geworden, haben mich begeistert. Natürlich Antonie und Sebastian, Monika, Helene, sie alle habe ich liebgewonnen und kann sie nur schwer gehen lassen. Pfarrer Porz ist mir viel zu gut davongekommen.
Ich habe mich ganz besonders über das Ende gefreut. Deshalb möchte ich dieses Buch den Lesern empfehlen und davor auch noch den ersten Band zu lesen, dann ist der Genuss vollkommen. Von mir 5 Sterne.

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Bewertung vom 09.01.2023
Die Verfolgten (eBook, ePUB)
Bührke, Thomas

Die Verfolgten (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Verfolgten, Wissenschaftsgeschichte von Thomas Bührke, EBook, Klett-Cotta Verlag.
Hier werden die Schicksale von acht verschiedenen, geächteten und verfolgten Wissenschaftlern geschildert. Sie wurden diffamiert, bespitzelt, verfolgt, inhaftiert, vertrieben oder getötet. Ihr schicksalhaftes Leben, ihre wissenschaftlichen Leistungen, und wie sie zu Opfern politischer, gesellschaftlicher oder ideologischer Zeitumstände wurden.
„Menschen, die versuchen, qua Beruf und Berufung der Wahrheit näher zu kommen, dürfen weder verteufelt noch bedroht werden.“ Eckart von Hirschhausen.
Das Buch ist in acht Kapitel unterteilt. Jedem Wissenschaftler ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Passend zu jedem Kapitel ein Bild und ein beeindruckendes Zitat des jeweiligen Gelehrten.

Giordano Bruno (1548–1600)
Antoine Laurent de Lavoisier (1743–1794) und Jean Sylvain Bailly (1736–1793)
Lew Landau (1908–1968)
Lise Meitner (1878–1968) Emmy Noether (1882–1935)
Albert Einstein (1879 –1955)
Alan Turing (1912–1954)

Das Buch hat mich nicht nur gut unterhalten, ich habe auch einiges über das jeweilige Fachgebiet der Verfolgten gelernt. Quantenphysik, die Relativitätstheorie, über die Entwicklung der ersten Computer. Die Lektüre animiert zu zusätzlichen Recherchen.
Einige der angeführten Gelehrten sind mir bekannt, allen voran Albert Einstein, jedoch von Alan Turing z.B. hatte ich zuvor noch nie gehört, trotzdem war dieses Kapitel nicht weniger interessant. Etwas mehr über die Verfolgungen, die erlittenen Demütigungen und Einschränkungen habe ich erwartet, weniger über die Wissenschaft, die mir in einzelnen Fällen technisch überfordert hat, hätte ich mir gewünscht. Dies ist z.B. beim Kapitel über A. Turing m. M, viel zu schnell abgehandelt. Die Ursachen der Verfolgungen waren vielfältig, beginnend bei der Inquisition, über die Französische Revolution, die Vernichtungsideologie im dritten Reich bis hin zur Homophobie noch im 20. Jahrhundert.
Ganz wichtig ist dieses Buch, für die Freiheit von Forschung und Lehre sowie den unbedingten Schutz von Wissenschaftlern, deren Schicksal sich womöglich auch heute noch wiederholen könnte.
Deshalb von mir eine Leseempfehlung und 4 Sterne.

Bewertung vom 30.12.2022
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum


ausgezeichnet

Happy New Year, Spannungsroman von Malin Stehn, ein FISCHER E-Book.
Freundschaft, Lügen und die bittere Wahrheit.
Einige Paare feiern miteinander den Jahreswechsel, nicht weil man nach vielen Jahren noch immer so gut befreundet ist, oder alles gemeinsam macht, sondern aus alter Gewohnheit und Tradition. Es stellt sich das Gefühl ein, dass keiner der Freunde direkt Lust auf die Party hat. Zeitgleich feiern die ebenfalls befreundeten, fast volljährigen Töchter Smilla und Jennifer, von zwei der feiernden Familien, ebenfalls zusammen eine Silvesterparty. Am Ende wird die siebzehnjährige Jennifer vermisst. Es ist der absolute Albtraum für die Eltern.
Eine Geschichte die das Blut in den Adern gefrieren lässt, was aber keinesfalls nur den Temperaturen in Schweden zuzuschreiben ist. Das Buch enthält 76 Kapitel. Die einzelnen Kapitel sind mit Namen überschrieben, drei Personen Nina Frederik und Lollo, die jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen. Einige Kapitel sind Rückblicke auf Geschehnisse in der Vergangenheit, hier sind Datum und Anlass beigefügt. Starke Dialoge machen die Erzählung lebendig. Innenansichten sind ganz stark beschrieben, Gefühle z.B. die einer Mutter die um die Tochter bangt. Schlechtes Gewissen das an Personen nagt, das hat die Autorin fabelhaft dargestellt, auch die Beziehungen der Paare und Freunde und was sie wirklich übereinander denken, kann man hier lesen. Es ist so echt beschrieben, dass ich es geradezu am eigenen Leib fühlen konnte, was so peu a peu ans Tageslicht kommt.
Es beginnt mit den Geschehnissen in der Silvesternacht, ein Leichtes in die Geschichte einzutauchen, der Leser ist sich stets bewusst, dass etwas Unfassbares geschehen wird. Ein hoher Spannungsbogen, zieht sich bis zur Eskalation, nach etlichen ungeahnten Wendungen bis zum unvorhersehbaren Ende. Perfekte Unterhaltung, zufällig von mir zum Jahreswechsel gelesen, aber sicher nicht minder unterhaltsam, das gesamte Jahr über. Aufregende Lektüre, die ohne zu viel Blutvergießen auskommt.
Die gesamte Handlung ist nachvollziehbar, die Charaktere sind glaubhaft und authentisch. Viele ungeahnte Enthüllungen und Geheimnisse, haben mich nicht losgelassen, die zweite Hälfte des Buches habe ich in einem Rutsch zu Ende gelesen. Es hat mich an vielen Stellen innehalten lassen, um über das Gelesene nachzudenken. Eine direkte Lieblingsperson hatte ich nicht, denn jeder der Akteure hat Ecken und Kanten, das ist es jedoch was das Buch so spannend macht. Gerade die (Schuld-) Gefühle von Jennifers Mutter, Lollo, haben mich tief getroffen.
Meine Empfehlung für diesen dramatischen und emotionalen Roman, nicht nur für den Jahreswechsel als Lektüre geeignet. Von mir dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 27.12.2022
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


ausgezeichnet

Ginsterhöhe, historischer Roman von Anna-Maria Caspari, 400 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
Eine berührende Familiengeschichte aus der dunkelsten Zeit des 20. Jahrhunderts.
Albert Lintermann kehrt 1919 aus dem Krieg in sein Heimatdorf Wollseifen, in der Eifel zurück. Sein Gesicht ist entstellt und seelische versehrt begegnen ihm viele mit Abscheu und Entsetzen. Bei seiner Frau Bertha jedoch trifft es ihn am meisten. Nach einer rekonstruierenden Gesichtsoperation und mit Hilfe seiner Freunde findet er jedoch wieder ins Leben zurück. Ganz besonders helfen ihm auch Leni, die Verlobte seines gefallenen Freundes und der italienische Gastwirt Silvio dabei. Mit der Zeit heilen die Wunden und auch sein Hof wächst und gedeiht. Bis die Nationalsozialisten in Wollseifen Einzug halten.
Das Buch besteht aus drei Teilen, die Zeitabschnitte von 10 Jahren beinhalten. Insgesamt gliedert sich das Buch in 28 überschaubare Kapitel. Am Ende der Kapitel, in kursiver Schrift deutlich hervorgehoben und mit Datum überschrieben, die Aufzeichnungen des Dorfschullehrers Martin Faßbender. In diesen Aufzeichnungen aus seinen Tagebüchern, werden das allgemeine Zeitgeschehen und die wichtigsten Eckpunkte in der Dorfgeschichte dokumentiert. Schlagfertige Dialoge, z.T. in Mundart beleben die Erzählung. In der Vorderen Umschlagklappe befindet sich eine Karte der Umgebung in der die Geschichte spielt, immer wieder war sie mir hilfreich. Die hintere Klappe beinhaltet historische Bilder von Wollseifen, dies fand ich ganz besonders gut um sich das Dorf vorstellen zu können.
Die Autorin hat sich gut vorbereitet, eine hervorragende Recherchearbeit kann ich nur bestätigen. Der flüssige Schreibstil und die bildhafte Beschreibung des Settings haben Wollseifen und Umgebung vor meinem inneren Auge entstehen lassen. Unmittelbar mit Alberts Ankunft war ich schon mittendrin im Geschehen. Hier wird eine ganz dunkle bittere Zeit beschrieben, das Ende des ersten bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Und doch findet man dort in der Eifel Menschen, die mit Gottvertrauen und Tapferkeit agieren, nicht aufgeben und immer wieder versuchen, das Leben für sich und die Angehörigen nach besten Möglichkeiten gut einzurichten. Schicksalsschläge werden hingenommen und tapfer wird weitergelebt. Für großes Jammern blieb keine Zeit, dafür war zu viel Arbeit, die Menschen waren damit beschäftigt fürs tägliche Brot zu sorgen. Albert und Silvio, auch dessen Frau Maria, der Lehrer, Leni, Marie Felten, alle packen an, das macht die Figuren sympathisch und authentisch. Solch grausame Fanatiker wie Meller mit seiner braunen Gesinnung, die gab es zu dieser Zeit zur Genüge. Jedes Wort das Caspari hier schreibt könnte genauso passiert sein. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt. Ich habe die, wenn auch verhaltene, Spannung genossen, mehr kann man nicht erwarten.
Eine gute Unterhaltung, eine emotionale Geschichte mit tief gezeichneten Charakteren, mit den nötigen Bösewichtern und Rückschlägen und auch mit genügend Humor. Ich habe die Lektüre genossen und empfehle das Buch gerne weiter. Von mir 5 Sterne.