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Glueckskinderbuch.de

Bewertungen

Insgesamt 137 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2022
Wo ist bloß...? Mein Baustellen-Buch zum Sachen suchen
Orso, Kathrin Lena

Wo ist bloß...? Mein Baustellen-Buch zum Sachen suchen


ausgezeichnet

Leon ist Bauarbeiter und nimmt uns mit zur Arbeit. Zuerst gräbt er mit dem Bagger eine Grube, dann wird der Radweg neu gebaut und der Hof im Kindergarten gepflastert. Auch bei seiner Pause mit den anderen Bauarbeitern und nach Feierabend bei seiner Familie zu Hause dürfen wir Mäuschen spielen. Zusätzlich gibt es rund um die Baustellen einiges zu entdecken und mit Hilfe von Drehscheiben werden Tiere und (Bau)Gegenstände vorgeschlagen, die die Kinder suchen können.

Bereits das Titelbild kommt herzallerliebst daher und es gibt kleine Dinge darauf zu entdecken, wie eine Schnecke, einen Hammer und den bunten Schal, der um den Bagger gebunden ist. Mir gefallen die von Jutta Wetzel gezeichneten vielfältigen und farbenfrohen Figuren sehr. Einfach niedlich und genau richtig für die Zielgruppe.

Auch Kathrin Lena Orsos Vierzeiler in Reimform auf jeder Seite sind altersgerecht und eingängig.

Die Drehscheiben, wie das gesamte Buch, kommen stabil und robust daher und fördern spielerisch die Feinmotorik und die Fingerbeweglichkeit. Die gesuchten Tiere und Dinge sind auf ihnen nicht nur bildlich abgebildet, sondern werden auch sprachlich benannt. Dies unterstützt die Sprachentwicklung der kleinen Leser und erweitert ihren Wortschatz.

Zusätzlich gibt es noch andere wiederkehrende Figuren wie das Mäuschen und die Katze, die unabhängig von den Drehelementen gesucht werden können. Das Suchbuch hat also auch einen nicht zu überladenen Wimmelbuch-Charakter.

In der "Wo ist bloß...? Reihe gibt es übrigens noch drei weitere Themen (Feuerwehr, Bauernhof und Zoo).

Ein liebevolles Pappbilderbuch zum Sprechenlernen und zur Förderung der Feinmotorik für kleine Bauarbeiter und die es werden wollen. :)

Bewertung vom 05.07.2022
Zeitreise mit den Nepomuks
Troi, Heidi

Zeitreise mit den Nepomuks


ausgezeichnet

Hurra! Die Nepomuk-Kinder gehen wieder auf Zeitreise!
Obwohl Opa Nepomuk sie aufgrund der Gefährlichkeit dieser Epoche eindringlich davor warnt, reisen die vier Kinder trotzdem heimlich in die Zeit der Völkerwanderung, in der auch viele unserer deutschen Heldensagen, wie das "Lied der Nibelungen" oder die Sage um "Dietrich von Bern", sowie die Dolomitensagen entstanden.
Dort angekommen, treffen sie sogleich auf den Jungen Laurin, der mitsamt seiner Familie und Dorfgemeinschaft auf der Flucht vor den wilden Horden ist, die das Land verwüsten. Laurin ist übrigens der spätere sagenhafte Zwergenkönig Laurin des Rosengartens. Sie gelangen alle zusammen an den Hof des Königs an der Etsch und begegnen Prinzessin Similde, die nicht mit einem ihr fremden Ritter verheiratet werden möchte, der noch dazu doppelt so alt ist wie sie. Sie bittet die Nepomuks und Laurin um Hilfe...

Dies ist bereits der dritte Band rund um die Zeitreisen der Nepomuks, doch er kann sehr gut auch als alleinstehender Roman gelesen werden. Die Südtiroler Autorin Heidi Troi führt die vier sympathischen und aufgeweckten Kinder Theresia, Chris, Nikolas und Maria sowie die Rahmenhandlung gekonnt kurz und ausreichend ein.

Äußerst angenehm sind der Lesefluss und der Spannungsbogen des Buches. Ich bin nur so von Seite zu Seite geflogen. Einfach wunderbar!
Liebevolle, fröhlich aussehende Figuren lockern das Gelesene gut auf und wurden von Evi Gasser schwarz-weiß illustriert.

Sehr schön und erfrischend empfand ich, dass in diesem Band auch zum ersten Mal das Thema erste junge Liebe vorkommt. Kinder beginnen heutzutage bereits ziemlich früh (etwa älteres Grundschulalter) sich auf romantische Weise füreinander zu interessieren. Deshalb werden sie auch die ersten zarten Bande zwischen Theresia und Laurin und zwischen Similde und Laurin ansprechen und sie werden diese Szenen nachvollziehen können.
Auch über die Problematik arrangierter Ehen bzw. Zwangsehen, die zur damaligen Zeit in Europa noch gang und gäbe waren, und bei denen vor allem Frauen (eher noch Mädchen) oftmals kein Mitspracherecht hatten, lässt sich am Beispiel von Königstochter Similde sehr gut mit älteren Kindern diskutieren.

Doch nicht nur in punkto Liebe bietet Heidi Trois Kinderroman Gesprächspotential, sondern auch hinsichtlich der Möglichkeiten und Auswirkungen von Zeitreisen, über den Ursprung von Sagen und Legenden und so vieles mehr.

Ein wahrlich unterhaltsamer, kurzweiliger und spannender Kinderroman, bei dem ganz nebenbei geschichtliches Wissen aufgenommen wird, das dazu anregt, weiter auf historische Erkundungen zu gehen und nachzuforschen.

Bewertung vom 29.06.2022
Die Wildwiese
Huber-Janisch, Angelika

Die Wildwiese


ausgezeichnet

Bienen summen emsig umher, farbenfrohe, wunderbar duftende Wildblumen schaukeln sanft im Wind, Vögel zwitschern vergnügt, kleine Käfer wuseln herum, ein Schmetterling flattert vorbei und da hinten hoppelt ein Hase davon. Ach, wie wunderbar ist es, inmitten einer Wildwiese zu sitzen, sie mit allen Sinnen wahrzunehmen, zu träumen und den Alltag zu vergessen!
Leider wird es immer schwieriger, solch eine von mir beschriebene artenreiche und naturbelassene Wildwiese zu finden. Umso bedeutender finde ich das wunderbare Kindersachbuch "Die Wildwiese" der Biologin Angelika Huber-Janisch.

Die Autorin führt uns mit ihrem leichten, gut verständlichen Schreibstil in die Welt der Wildwiesen ein und zeigt wie viel Faszinierendes in diesem Ökosystem los ist. Sie berichtet von Gräsern, Wildpflanzen, Moosen und Pilzen, aber natürlich auch von den Tieren, die auf, in und unter einer Wiese leben, sich von ihr ernähren und dort Schutz suchen. Auch über die Wiese und deren Bewohner bei Nacht erfährt der Leser Interessantes.
Es gibt eine Doppelseite voll spannender Wiesen-Rekorde, einen beeindruckenden Einblick in die Wissenschaft der Ökoakustik (Wie klingt eine Wiese?) und noch vieles mehr. Das Thema Naturschutz zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Die wichtigsten Eckpfeiler zum Erhalt von natürlichen, artenreichen Wildwiesen sind dabei das Mähen (nicht mehr als zweimal im Jahr!) und das Zurückschrauben einer unnatürlichen Zufuhr von Nährstoffen durch Düngung mit z.B. Stickstoff.

Am Ende lädt Angelika Huber-Janisch die Kinder dazu ein, ihr erstes Herbarium anzulegen und fügt eine Liste mit besuchenswerten Wildwiesen und ein Glossar mit eventuell noch unbekannten Wörtern bei.

Annette Zacharias bereichert das großformatige Buch mit ihren naturalistischen, zauberhaften Illustrationen, die wahre Gemälde sind.

Dieses lesenswerte Sachbuch ist ein Plädoyer für naturbelassene Wildwiesen und für den Erhalt der Artenvielfalt. Klein und Groß werden sehr gern darin blättern und diesen Schatzkammern der Natur ein Stück näher kommen können. Ich empfehle das Buch von Herzen!

Bewertung vom 22.06.2022
Ich zeig dir meine Welt - Entdecke, wie wir Kinder leben
Edwards, Nicola

Ich zeig dir meine Welt - Entdecke, wie wir Kinder leben


sehr gut

Kinder sind oft sehr interessiert daran, etwas über andere Länder und Sitten und über unterschiedliche Ess-, Schlaf- und Wohngewohnheiten zu erfahren. Womit spielen junge Menschen an anderen Orten der Welt und welche Haustiere leben bei ihnen? Wie ist es in anderen Erdteilen, in die Schule zu gehen oder Feste zu feiern? All diesen Fragen wird in "Ich zeig dir meine Welt" bunt und vielfältig nachgegangen. Die Leser reisen einmal um den gesamten Globus und bekommen einen kleinen Einblick in andere Kulturen. Sie erfahren zudem, wie man sich andernorts begrüßt, verabschiedet, eine Gute Nacht wünscht und seine Gefühle sprachlich ausdrückt. Auch werden Hausmittel bei Erkältungen aus aller Welt gezeigt, Aberglauben besprochen und höfliche Umgangsformen vorgestellt.

Nicola Edwards' Sachbuch bietet eine erste einfache und unterhaltsame Einführung in das Leben von Kindern in unterschiedlichen Ecken der Welt an. Sehr gefallen haben mir die immer wieder eingestreuten Vokabeln für hilfreiche Floskeln wie Hallo, Tschüss, Bitte, Danke usw.
Auch wenn viele Menschen in anderen Ländern Dinge auf andere Weise als wir selbst angehen, andere Sachen essen und sich anders fortbewegen, so liegt das Augenmerk des Buches stets darauf, Gemeinsamkeiten zu finden und auch unsere Unterschiede wertzuschätzen. Es eignet sich daher auf wunderschöne Weise dazu, Kindern einmal den Blick über ihren Tellerrand zu ermöglichen.

Andrea Stegmaiers farbenfrohe und fröhliche Illustrationen unterstützen den Text vorzüglich und laden zum Verweilen und Erkunden ein.

Einen kleinen (für mich nicht unbeachtlichen) Wermutstropfen gibt es jedoch. Die Übersetzerin Sabine Rahn bedient sich leider an einigen Stellen des Gendersternchens ("Schüler*innen"). Dies geht weder mit der deutschen Grammatik noch mit den Regeln der Rechtschreibung konform und beendet bedauerlicherweise auch eine gelebte Diskriminierung von Menschen, die keine heterosexuellen Männer sind in keinster Weise.

Zusätzlich wird das Gendern im vorliegenden Buch noch nicht einmal konsequent betrieben. So heißt es auf Seite 35 "die Jäger und Sammler vom Volk der Efe in Zaire" und nicht "die Jäger*innen und Sammler*innen". Auch werden Wörter wie Einwohner, Touristen oder Einheimische nicht gegendert. Hier sieht man sehr schön, wie unnatürlich und gegen jegliches Sprachgefühl das Gendersternchen und seine Verwandten sind...

Als Sprachwissenschaftlerin finde ich es erschreckend, dass diese Art des Genderns nun bereits auch bis in Kinderbücher vorgedrungen ist. Gerade dort sollten doch die (Vor-)Lesbarkeit und die Verständlichkeit eines Textes an erster Stelle stehen und nicht erneut andere Minderheiten wie Menschen mit Migrationshintergrund, mit LRS und Blinde- und Sehbehinderte diskriminiert werden, denen nun auch noch die Verständlichkeit von Kinderbüchern erschwert wird. Frankreich beispielsweise hat das schriftliche Gendern an Schulen nicht grundlos verboten.

Mein Sprachherz blutet und ich habe mir beim Lesen gewünscht, lieber das englische Original in den Händen zu halten. Die englische Sprache wird dahingehend nämlich nicht dermaßen verhunzt. Wer meine Gefühle und Gedanken zu dieser Thematik nicht nachvollziehen kann, dem empfehle ich das großartige Video "Warum Gendersprache scheitern wird" von Alicia Joe auf YouTube .

Ein bunt gemischtes Buch über die Alltagswelt von Kindern auf der ganzen Welt, in dem man wunderbar schmökern, sich in andere Lebensweisen träumen und auch noch etwas lernen kann.

Bewertung vom 18.06.2022
Hotel Summ Summ - Herzlich willkommen im Insektenhotel!
Kiesel, Anna Lisa

Hotel Summ Summ - Herzlich willkommen im Insektenhotel!


ausgezeichnet

Habt ihr auch ein Insektenhotel auf dem Balkon oder im Garten? Dann ist dieses zauberhafte Bilderbuch genau das Richtige. Es wird jedoch auch jenen unter euch, die noch keines haben, Lust auf solch ein Insektenhäuschen machen.

Hereinspaziert, hereingekrabbelt in das Hotel Summ Summ! Hier ist alles, was kreucht und fleucht, summt und brummt und krabbelt und flattert herzlich willkommen. Hirschkäfer Kneifzang ist der Hoteldirektor, Tausendfüßler Wusel kümmert sich um die Reparaturarbeiten und das Marienkäfermädchen Pünktchen um die Gäste. Polly Biene und Meli Hummel sind auch schon die ersten Besucher.
Doch dann kommt Regen auf und, oh Schreck, das Dach ist undicht! Wird es den Freunden gelingen, mit vereinten Kräften den Regenschauer ohne nasse Füße zu überstehen?

Mit Hilfe dieser niedlichen Geschichte von Anna Lisa Kiesel lernen Kinder spielerisch, wie wichtig Insekten sind und verlieren auch eine etwaige Scheu vor ihnen. Bereits zu Beginn bekommen die Leser kurze und interessante Einsichten in die Welt der im Buch vorkommenden Tierchen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass Bienen Sprengstoff erschnüffeln können? Am Ende des Buches gibt es außerdem noch einen Internetlink, unter dem man eine Bastelanleitung für ein eigenes Insektenhotel findet.

Der besondere Höhepunkt des Kinderbuches sind die wunderbaren Illustrationen von Daniela Kunkel. Es macht einfach Freude, all die kleinen Insekten, Würmer, Tausendfüßler und Spinnen rumwuseln zu sehen. Auf jeder Seite gibt es sehr viel zu entdecken, erkunden und bestaunen. Liebevolle Details tragen zur Niedlichkeit des Buches bei und zaubern ein Lächeln ins Gesicht.

Ein herzallerliebstes Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren, das ihnen die Wichtigkeit von Insekten und anderen Krabbeltierchen näher bringt und zu ihrem Schutz einlädt.

Bewertung vom 13.06.2022
Der Riese am Horizont
Stroh, Alexander

Der Riese am Horizont


ausgezeichnet

Eines Morgens stand er einfach da. Stumm und regungslos. Man sah nur seine riesigen Füße. Der Junge des Dorfes, der diese Geschichte erzählt, mochte den Riesen und war neugierig – im Gegensatz zu vielen anderen Bewohnern, die sich furchtbar aufregten, so wie immer, wenn etwas Unvorhergesehenes passierte. Jeder von ihnen hatte eine andere Meinung. Obwohl der Riese keinerlei Bedrohung darstellte und rein gar nichts tat, sondern einfach nur anwesend war, wollten nicht wenige ihn loswerden und einige ihn sogar verjagen. Der kleine Junge jedoch wollte seine eigenen Antworten finden und nach ein paar Tagen wusste er, was zu tun wäre.

Ohne viel Text und mit nur wenig Handlung vermittelt der Autor Alexander Stroh in diesem besonderen Bilderbuch sehr viel zwischen den Zeilen und regt zum eigenen Interpretieren, Diskutieren und auch Philosophieren an. Wie gehen wir mit Neuem, Unerwartetem, Angst in uns Auslösendem um? Was macht der Junge anders als seine Eltern und die erwachsenen Dorfbewohner?

Die Illustrationen des Autors wirken kunstvoll, originell und wie das gesamte Buch einfach besonders. Sie laden zum Erkunden und Eintauchen ein. Und mir gefällt sehr, dass sie mit der Hand und auf echtem Papier gezeichnet wurden. Dies ist heutzutage leider fast schon zu einer Seltenheit in Kinderbüchern geworden.

Wunderbar offen gehalten ist das Ende und jeder wird etwas anderes für sich als Botschaft aus dem Buch ziehen. Ich persönlich habe sofort an die Auflösung eines schon sehr lange bestehenden Familientraumas gedacht – von Generation zu Generation weitergegeben und endlich durch den Jungen erlöst. Ihr merkt also schon, dieses Buch ist nicht "nur" ein Kinderbuch, sondern wird auch in Erwachsenen etwas anregen und zum Schwingen bringen.

Ein besonderes Buch für Kinder und Erwachsene über Ängste und wie wir ihnen begegnen, dessen Ende viel Spielraum für Interpretation lässt und wunderbar die eigene Phantasie anregt.

Bewertung vom 02.06.2022
Boo und der Zaubernebel
Rögner-Schneider, Mirjam;Rademacher, Martin

Boo und der Zaubernebel


ausgezeichnet

Gemeinsam mit dem Äffchen Boo und mit Hilfe des Zaubernebels können Kinder in insgesamt neun Entspannungsgeschichten in nahe und ferne Länder und Landschaften reisen. Spielerisch werden dabei Elemente des Autogenen Trainings mit in die Handlung eingebaut. Es geht unter anderem in die afrikanische Savanne, an einen See, in den Wald, nach Irland und in das sagenumwobene Gebiet Kappadokien in der Türkei.

Spannend und gut durchdacht ist der Aufbau einer jeden liebevoll geschriebenen Geschichte. Zuerst schaffen die Autoren Mirjam Rögner-Schneider und Martin Rademacher die richtige Atmosphäre, indem sie sowohl den Vorleser als auch das zuhörende Kind kurz über den Inhalt des Nachfolgenden informieren. So erhalten die Erwachsenen einen kurzen Überblick über Zweck und Ziel der Phantasiereise und die Kinder bekommen einen ersten Einblick in das Land oder die Landschaft, die besucht wird.

Jede Entspannungsgeschichte steht unter einem bestimmten Motto bzw. transportiert eine gewisse Affirmation (z.B. "Ich bin offen und mutig." oder "Ich bin frei.").

Nach der Phantasiereise – vielleicht am nächsten Tag – haben die Kinder noch die Möglichkeit, sich eine geführte Meditation vorlesen zu lassen, die inhaltlich an das Gelesene und auch an die Affirmation anknüpft.

Oder sie hören sich die Meditation (und auch die Entspannungsgeschichte) in der BuddhaBoo-App an. Denn alle Inhalte des Buches sowie noch viele weitere geführte Meditationen, Phantasiereisen und Entspannungsgeschichten finden sich als Audiodateien in dieser wunderbaren Meditationsapp, die die erste ihrer Art ist. Für Erwachsene gibt es ja schon eine Weile solche Apps, doch für Kinder gab es dies vorher so noch nicht. Und ich bin begeistert von Konzept und Umsetzung der App, die Martin Rademacher 2018 ins Leben rief! Guckt mal rein.

Auf warmherzige und kindgerechte Art wird der Inhalt des Buches durch Illustrationen von Tanya Panova unterstützt.

Ich empfehle sowohl das Buch "Boo und der Zaubernebel" als auch die dazugehörige BuddhaBoo-Kindermeditationsapp von Herzen. Jeder, der eigene Kinder hat und/oder mit ihnen arbeitet, sollte diese schönen Angebote nutzen, Kindern Ruhepausen zum Träumen im Alltag zu ermöglichen.

Bewertung vom 25.05.2022
Owl und der verlorene Junge
Wilson, Amy

Owl und der verlorene Junge


sehr gut

Es ist bereits Ende Oktober, doch der sengend heiße Sommer, für den die Mittagsfrau zuständig ist, möchte einfach nicht gehen. Vor allem Owl, Tochter des Winters Jokul, leidet sehr unter den brennenden Temperaturen. Außerdem wird Alberic, Sohn des Herbstherrschers Graf Oktober, seit Wochen vermisst. Wird es Owl und ihrer besten Freundin Mallory gelingen, ihn aufzuspüren und den Herbst zurückzuholen? Und was hat es mit dem Zeitvater und dem Samenkorn, welches Alberic vor seinem Verschwinden seinem Vater gab, auf sich?

Viel mehr möchte ich zum Inhalt des zweiten Bandes von Amy Wilson rund um die sympathische Owl nicht verraten, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Im ersten Band "Ein Mädchen namens Owl" lag die Betonung auf Owls Geschichte und ihrer Entwicklung. Im zweiten Teil wird vor allem auf Alberic und seine Emanzipation von seinem Vater, dem Herrscher über den Herbst, eingegangen. Um in den vollen Genuss der Handlung zu kommen, sollte man eventuell Band 1 gelesen haben, doch ist dies nicht zwingend notwendig, denn die wichtigsten Informationen fließen locker in Band 2 mit ein.

Im deutschen Klappentext ist zu lesen, dass dies eine Geschichte über den Klimawandel sei, doch es ist nirgendwo im Buch die Rede vom Klimawandel – weder direkt noch zwischen den Zeilen. Im Klappentext des englischen Originals findet sich diese Anspielung und Interpretation übrigens nicht. Ich persönlich habe die Handlung an keiner Stelle mit einem Klimawandel in Verbindung gebracht. Für mich ist dies eine Fantasygeschichte über den mythischen Kampf der Jahreszeiten untereinander, bei dem jeder von ihnen gerne länger an der Macht wäre als nur ein paar Monate im Jahr. Und es ist vorrangig eine Geschichte über das Erwachsenwerden und die Loslösung von den elterlichen Glaubenssätzen und Spiegelungen auf ihre Kinder.

Amy Wilson bezaubert mit ihrem flüssigen und magisch-poetischen Schreibstil und zieht den Leser in ihre phantastische Welt hinein. In der Mitte des Buches fand ich persönlich den Spannungsbogen zu lange unten und die Geschehnisse haben mich allgemein nicht ganz so begeistert wie im ersten Buch.
Hervorheben möchte ich erneut die Übersetzung von Sylke Hachmeister, die sehr glaubwürdig und geschickt daherkommt.

Das Glanzstück des Buches ist, wie auch beim ersten Band, das wunderschöne Titelbild, welches von Helen Crawford-White gestaltet wurde und hervorragend dazu einlädt, ins Buch einzutauchen.

Eine Geschichte über Freundschaft, Verlust, das Erwachsenwerden, die Natur und die Jahreszeiten für alle Fantasy-Begeisterten ab 10, die eine gute Prise Magie, Mythen und Poesie in Büchern mögen.

Bewertung vom 17.05.2022
Rascha und die Tür zum Himmel
Willmann, Julia

Rascha und die Tür zum Himmel


ausgezeichnet

"Zwischen Weinen und Lachen schwingt die Schaukel des Lebens, zwischen Weinen und Lachen fliegt in ihr der Mensch."

Mit diesem Gedichtausschnitt von Christian Morgenstern beginnt die Geschichte rund um den neunjährigen Rascha und seine Familie – Mama, Papa, die kleine Schwester Leni, die gerade geboren wird und seine geliebte Oma Ida, die er Ima nennt. Der Junge und seine Großmutter sind ein Herz und eine Seele. Es steckt immer ein Lächeln in ihrem Gesicht und um sie herum leuchtet es. Manchmal lässt sie Felsbrockensätze fallen ~ Sätze, an denen keiner vorbeikommt und denen niemand widersprechen kann. Gleich einer Matriarchin ist es sie, die die Familie zusammenhält. Wenn es einmal Streit gibt, backt sie einen Ofenschlupfer, den die gesamte Familie sogleich zusammen am großen Holztisch genießt. Die Meinungsverschiedenheit verschwindet mit jedem Bissen mehr und mehr und ist am Ende der Mahlzeit vergessen.
Doch dann entscheidet sich Ima ins Pflegeheim zu ziehen und die Familie kommt ziemlich durcheinander und muss sich neu finden. Direkt vor der Fastnacht, die alle in Aufregung und Vorfreude bringt, erfahren sie, dass Ima sehr krank ist. Rascha bekommt von Ima sein erstes Narrenkleid geschenkt und kann zum ersten Mal als Narr an der heiß ersehnten Fastnacht teilnehmen. Es wundert ihn nicht, dass seine Oma sich genau zur Fastnacht, in der der Himmel offen ist und die Zeit still steht, zu Opa Karle aufmacht.

Julia Willmanns Buch, welches nicht nur ein Buch für Kinder ist, hat mich sehr berührt und mit einem ganz beseelten Gefühl zurückgelassen. Die Autorin erzählt die Geschehnisse ganz fein, behutsam und mit viel Gespür für Zwischentöne. Das besondere Band zwischen Enkel und Großmutter und ihr wortloses Verstehen und körperliches Mitfühlen mit dem anderen, haben in mir ein wirklich warmes Gefühl erzeugt.
Die Geborgenheit, Liebe und Wärme, die von Oma Ima ausgeht und die in der ganzen Familie herrscht, spürt man förmlich in jeder Zeile. Der Ofenschlupfer, nach dessen Genuss sich Wärme und Zufriedenheit bei den Familienmitgliedern einstellen, ist für mich ein physisches Symbol für Imas Magie und Wirkung. Ebenso der große Holztisch, an dem die Familie gemeinsam isst.

Auch der Rottweiler Fastnachtsbrauch, der im Buch wunderbar lebensnah beschrieben wird, und über den ich noch nicht viel wusste, verbindet die Familie und die anderen Ortsbewohner auf eine schöne Weise. Diese Tradition vor der Fastenzeit hat etwas sehr erdendes und bringt alle Beteiligten ins Hier und Jetzt. Ich fand es hochinteressant, mehr über dieses besondere Fest zu erfahren.

Julia Willmann versteht es vorzüglich, den Leser mit schönen Beschreibungen und oft poetischer Sprache zu erfreuen. So hüpfte mein Sprachherz des Öfteren, z.B. wenn die Rede von "Luft so weich wie ein Federbett" (S. 27) oder von flatternder Freude, "wie ein kleiner Vogel, der fliegen lernt" (S.112), ist.

Die Unterhaltungen zwischen Rascha und Ima haben meistens etwas Philosophisches an sich und erinnern uns daran, dass zum Lachen auch das Weinen gehört, und dass Altes, das endet auch stets etwas Neues beginnen lässt. Dieses Bild des Alten und Neuen, des Abschieds und des Neubeginns, des Lachens und des Weinens findet sich symbolisch an vielen Stellen des Buches und eröffnet neben der vordergründigen Handlung noch eine viel tiefere Ebene des Lesens:
Das goldige Geschwisterchen Leni wird geboren und Oma Ima geht. Das Blau des Himmels am Abend, das zwischen Tag und Nacht liegt, und bei dem Rascha nie weiß, ob etwas gerade anfängt oder aufhört. Die Straßen in Raschas Wohnort, auf denen er mit seinem Roller fährt, und die auf und ab gehen. Ganz so wie das menschliche Leben hier auf Erden, bei dem die einzige Konstante der Wandel ist, und bei dem Freude und Trauer oft so eng beieinander liegen. Für Rascha ist der Tod von Ima etwas ganz Selbstverständliches und gehört zum Leben dazu. Wie viele Kinder kann er dem Tod natürlicher begegnen als die Erwachsenen um ihn herum.

Jen