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Helena

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Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2020
Der Sommer, in dem Einstein verschwand
Hermanson, Marie

Der Sommer, in dem Einstein verschwand


gut

„Die Zukunft streckte einen Moment lang ihren Kopf durch den Vorhang und zog ihn wieder zurück, bevor jemand verstand, was man gesehen hatte.“

Wir schreiben das Jahr 1923, Europa befindet sich an einem Wendepunkt, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Umwälzungen finden statt. Für Schweden, insbesondere Göteborg ist es ein Jahr, das ganz besonders in Erinnerung bleibt – es ist das Jahr der großen Weltausstellung zum 300jährigen Bestehen der Stadt, zu der niemand Geringeres als Albert Einstein geladen ist, um anlässlich seiner Nobelpreisverleihung eine Rede zu halten. Unter den Besuchern der Weltausstellung befindet sich auch Paul Weyland, der bekanntermaßen Einsteins größter Widersacher und Feind ist. Dank eines glücklichen Zufalls kommt Ellen, die junge Volontärin bei der Zeitung „Krone und Löwe“, den fragwürdigen Motiven von Weylands Göteborgaufenthalt auf die Spur und kann mithilfe des jungen Kriminalkommissars Nils ein Verbrechen verhindern.

Fiktion, sei es ein Film oder ein Roman, die auf einer wahren Begebenheit beruht, ist beliebter als je zuvor. Auch Marie Hermannsons Roman „Der Sommer, in dem Einstein verschwand“ ist in die Reihe der Geschichten mit wahrem Kern einzugliedern. Ihr gelingt ein interessantes, farbenfrohes und stimmungsvolles Portrait der Zeit, die als Goldene 20er in die Geschichtsschreibung eingegangen ist. Die Autorin setzt sich dabei nicht nur mit den Quellen zu der Weltausstellung auseinander, sondern auch mit der Person Albert Einsteins und dem damaligen Umgang mit seiner Relativitätstheorie. Dies waren auch die für mich interessantesten Stellen in dem Roman. Ich habe mich gerne zusammen mit der Autorin in Einstein eingefühlt und bin mit Interesse seinen Gedankengängen gefolgt. Mein persönliches Highlight war der Besuch bei seinem Forscherkollegen Niels Bohr, der ebenfalls den Nobelpreis für Physik bekommen hat, mit dem er sich derartig in Diskussionen vertieft, dass sie mehrmals die Haltestelle verpassen, an der sie aussteigen müssen, um zu Bohrs Haus zu gelangen. Marie Hermannson verfügt über einen leisen Humor, der hier und dort hervorschimmert. Alles in allem denke ich jedoch, dass sich die Autorin zu viel vorgenommen und nichts ganz zu Ende geführt hat. So ist der Roman eine Gesellschaftsstudie und Momentaufnahme der Zeit, doch das Bild bleibt zu blass und zu vage, um wirklich lebhaft vor dem Auge des Lesers zu entstehen. Er ist eine Kriminalgeschichte, doch ist der Fall um Paul Weyland viel zu vorhersehbar, um wirklich spannend zu sein. Auch ist er der Versuch ein Stück Lebensgeschichte des berühmten Physikers Albert Einstein einzufangen, doch auch hier flüchtet sich die Autorin zuweilen ins Oberflächliche und Nichtssagende. Auch die von der Autorin erfundenen Figuren, die abwechselnd zu Wort kommen, wie die bereits erwähnte Journalistin Ellen und der Kriminalkommissar Nils sowie der 13-jährige Otto, der mit der Eselin Bella eine der vielen Attraktionen der Weltausstellung darstellte, sind in unterschiedlichem Maße ansprechend. So fand ich persönlich die Passagen, die aus Nils Perspektive erzählt wurden, eher etwas fade. Auch einige kleinere Ungereimtheiten innerhalb der Geschichte selbst, auf die ich jetzt nicht im Detail eingehen möchte, haben meinen Lesegenuss insgesamt etwas getrübt.

Bewertung vom 04.02.2020
Die Bagage
Helfer, Monika

Die Bagage


gut

Monika Helfer legt uns mit ihrem Roman „Die Bagage“ ein Stück eigener Familiengeschichte dar. Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist ihre Großmutter Maria Moosbrugger, die vor allem für ihre außerordentliche Schönheit bekannt war. Mit ihrem Mann Josef und ihren vier Kindern lebt sie am Rand eines Bergdorfs, als der Erste Weltkrieg ausbricht und Josef für Kaiser und Vaterland ins Feld zieht. In dieser Zeit gebiert Maria ein Kind, Grete, die Mutter der Autorin, doch bis heute weiß niemand, ob das Kind von Josef ist oder von dem aus Hannover stammenden Georg, den Maria auf einem Jahrmarkt kennenlernt...

Das dünne Büchlein ist schnell gelesen. Man folgt voller Neugier und Interesse den Schicksalswendungen der Familie, schließlich liegt es in der Natur des Menschen, sich für das Leben der anderen zu interessieren. Zuweilen bleibt man an einem klugen Gedanken länger hängen. Auch verspürt man ab und an einen Schmerz in der Brust, denn es ist eine ziemlich tragische Geschichte, die Geschichte von der Bagage und ihrer Nachkommen.

„Die Bagage“ – der Kategorie „Roman“ zugeordnet – ist eine bunte Mischung aus Tradiertem, Erdachtem und Persönlichem. Die Geschichte ist ansprechend und zuweilen berührend, aber nicht weltbewegend. Es ist die Art von Literatur, die ich eher in die Kategorie „für die Schublade“ einordnen würde – wichtig für die Autorin selbst, um ihre Vergangenheit und Herkunft zu verarbeiten, aber nicht unbedingt ebenso lesenswert für Unbeteiligte, also uns, die breite Leserschaft.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2020
Das Evangelium der Aale
Svensson, Patrik

Das Evangelium der Aale


ausgezeichnet

Der heilige Gral der Naturwissenschaft

Der Aal ist der rätselhafteste Fisch der Welt. Seine Existenz und sein Lebenswandel werfen uns seit jeher viele Fragen auf und bis heute hat man noch nicht alle mit Bestimmtheit beantworten können beziehungsweise die Frage nach dem „Warum?“ aus der Dunkelheit ans Licht hervorholen können. So haben viele passionierte Forscher sehr viel Zeit und Energie – nicht selten ihr halbes Leben – der sogenannten Aalfrage gewidmet. Der Däne Johannes Schmidt ist beispielsweise 18 Jahre lang durch die Meere gefahren, bevor er den Ursprungsort des Aale – die Sargassosee – entdeckt hat. Auch so manches poetische Werk, wie Günter Grass‘ „Die Blechtrommel“, Boris Vians „Die Gischt der Tage“ oder Graham Swifts „Wasserland“ haben sich dem Aal auf literarische Weise genährt. Die Reihe wird nun von Patrik Svensson fortgesetzt, der uns behutsam an die Hand nimmt und uns auf verständliche, berührende und poetische Weise in die Geschichte des Aals einführt.

„Das Evangelium der Aale“ ist halb Sach-, halb Erinnerungsbuch, denn in sich abwechselnden Kapiteln erzählt uns der Autor von wichtigen Stationen in der Mensch-Aal-Geschichte und gewährt uns Einblicke in seine eigene Geschichte, dessen Schwerpunkt die Vater-Sohn-Beziehung ausmacht. Wie sich schnell herausstellt, war das Aalfangen diejenige Tätigkeit, die Patrik Svensson und seinen Vater verbunden hat und ihr Verhältnis zueinander geprägt hat. So wird die allgemeine Aalfrage zu seiner ganz eigenen Frage nach der Herkunft, dem Sinn des Lebens und seinem Ziel, das sich auch jeder andere Mensch in unterschiedlicher Gewichtung stellt. „Das Rätselhafte, schwer Durchschaubare des Aals wird zum Echo der Fragen, die jeder Mensch in sich trägt: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin bin ich unterwegs?“

Die Geschichte beginnt bei Aristoteles, der sich als erster großer Gelehrter ganz besonders für den Aal interessiert hat, und reicht von Sigmund Freud, dem Dänen Johannes Schmidt und der Meeresbiologin Rachel Carson bis in unsere jüngste Gegenwart hinein. Vieles von dem, was wir zu wissen glauben, ist aber bis heute nicht bestätigt. So hat kein Mensch jemals zwei Aale bei der Fortpflanzung beobachtet, noch hat man je einen ausgewachsenen Aal in der Sargassosee gesehen. Und eine weitere wichtige Tatsache: Der Aal vermehrt sich nicht Gefangenschaft. „Es war fast, als wehre sich der Aal dagegen, jemand anderem die Kontrolle über den Schöpfungsakt zu überlassen, als wäre seine Existenz ganz allein seine Sache.“ Das heißt, dass der vom Aussterben bedrohte Aal womöglich irgendwann wie der vom Autor herangeführte Dodo oder die Sehkuh für immer von der Erdoberfläche verschwunden sein wird, „bis es nichts mehr [über ihn] zu wissen gibt“.

„Das Evangelium der Aale“ ist eine ganz besondere Art von Buch. Es ist halb Sach-, halb Erinnerungsbuch, aber nicht das allein ist das Besondere daran. Es ist der Versuch das Lebewesen, „das sich aktiv der menschlichen Erkenntnis entzieht“, zu begreifen. Und es ist ein Plädoyer für den Aal als Lebewesen, aber gleichzeitig auch für den Aal als eine große verbindungsstiftende Symbolkraft, die die Geschichte der Menschen im Allgemeinen und das Verhältnis des Autors zu seinem mittlerweile verstorbenen Vater im Speziellen bestimmt. Wer hätte gedacht, dass ein Buch über Aale so bewegend sein kann? Und doch ist es so, denn oftmals ist nicht das Was, sondern das Wie entscheidend und das beherrscht Patrik Svensson meisterhaft! Ich kann dieses poetische Debüt über die Natur, die Suche nach Wissen, Menschlichkeit und Verstehen jedem nur wärmstens ans Herz legen.

Bewertung vom 30.01.2020
Das Knistern der Sterne
Hoffmann, Claire

Das Knistern der Sterne


weniger gut

Stella befindet sich am tiefsten Tiefpunkt ihres Lebens, als sie Balthasar begegnet. Der siebzigjährige Herr lädt sie bereits nach dem ersten Kennenlernen ein, ihn auf einer Kreuzfahrt zu begleiten. Nach anfänglichem Ablehnen willigt Stella schließlich ein – zu verführerisch ist die Vorstellung von einer sorgenlosen Reise auf einem Kreuzfahrtschiff. Und Balthasar stellt ihr auch nur eine einzige Bedingung: am Ende des Tages soll sie ihm beim Abendessen von ihren Erlebnissen erzählen. Gerne geht Stella dieser Bitte nach. Mit der Zeit wird jedoch immer deutlicher, dass Balthasar etwas zu verbergen hat, doch Stella ist viel zu sehr mit ihrer eigenen Selbstfindung und dem Glücklichmachen von anderen beschäftigt, um der Sache gründlich nachzugehen. Bis es zu spät dafür ist…

Ich muss zugeben, dass mich das wunderschöne Cover magisch angezogen und auch der Klappentext neugierig auf die Geschichte gemacht hat. Da ich selbst noch nie eine Kreuzfahrt gemacht habe, dachte ich mir, ich könnte virtuell mitreisen und nebenbei einer spannungsreichen Geschichte folgen. Leider haben sich meine Hoffnungen nicht erfüllt, denn der Roman fiel ganz anders aus, als ich ihn mir vorgestellt habe. Die im Roman vorkommenden Figuren sind ein-, höchstens zweidimensional, die Geschichte vorhersehbar, die Gespräche, die im Roman geführt werden, sind kurios und voller Gemeinplätze [Die Autorin hat zudem die äußerst befremdliche Angewohnheit folgende Zeichenabfolge » – – – « zu benutzen, wenn jemand statt zu antworten auf irgendeine Weise reagiert, was weder für die Identifikation mit den Figuren förderlich ist, noch den Versuch, in die Romangeschichte einzutauchen, erleichtert und wird, soweit ich weiß, nicht einmal in der Dramatik praktiziert, ganz zu schweigen von der Epik] und die von der Autorin beabsichtigte Tiefgründigkeit der Geschichte ist eine nervenraubende Pseudotiefe – höchstens bei den eingestreuten Zitaten lohnt es sich manchmal länger zu verweilen. Man vergisst keinen Augenblick lang, dass man es mit Fiktion zu tun hat und das ist wahrlich kein Zeichen guter Prosa. „Das Knistern der Sterne“ war mein erster Roman von Claire Hoffmann und wird auch mein letzter bleiben. Er wird sicher seine Anhänger finden, mich konnte er nicht begeistern.

Bewertung vom 05.01.2020
Sweet Sorrow
Nicholls, David

Sweet Sorrow


gut

Charlie Lewis ist sechzehn, das letzte Jahr der Highschool liegt gerade hinter ihm und ein langer Sommer vor ihm, bevor er sich entscheiden muss, was danach kommen soll – das College oder doch lieber ein Job, in Anbetracht dessen, dass er ohnehin in fast allen Fächern durchgefallen ist. Es war und ist eine schwere Zeit für Charlie, da seine Eltern sich getrennt haben und er bei seinem arbeitslosen, zunehmend depressiveren Vater lebt. Um möglichst wenig Zeit zu Hause zu verbringen, fährt er den ganzen Tag mit seinem Fahrrad in der Gegend herum, dabei stößt er eines schönen Tages auf Fran Fisher und ihre Schauspieltruppe, die „Romeo und Julia“ inszenieren. Da Charlie Fran unbedingt wiedersehen möchte, stößt er kurzerhand zu der Truppe und langsam beginnen die zarten Triebe der ersten großen Liebe zu keimen.

David Nicholls gelingt es einwandfrei die Gedanken- und Gefühlswelt eines Sechzehnjährigen in seinem Roman „Sweet Sorrow“ einzufangen. Die Unsicherheit, der Wunsch nach Akzeptanz und Zugehörigkeit, die Sehnsucht nach Stabilität und die Suche nach dem Sinn des Lebens und der großen Liebe – das alles hat der Autor anschaulich und überzeugend in Worte gefasst. Die Situation bei Charlie zu Hause, sein Verhältnis zu seinen drei Kumpels aus der Schule, die sich langsam entwickelnde Liebe zu Fran, die Gruppendynamik in der Schauspielertruppe – das alles bringt der Autor in seiner ganzen Komplexität sprachlich vollendet zum Ausdruck, ohne dabei ins Klischeehafte abzudriften.

„Sweet Sorrow“ liest sich wie eine Autobiographie und das ist gleichzeitig auch das etwas Problematische an dem Roman: Was in einer Autobiographie funktioniert, funktioniert nicht zwangsläufig in einem Roman. Der Ich-Erzähler, der zum Zeitpunkt der Niederschrift um die 30 ist, erinnert sich an seine Jugend zurück. An den Stellen, wo er von der Gegenwart in die Vergangenheit übergeht, bleibt er zunächst vage in der Art „ich erinnere mich, dass...“, um kurz darauf alles auf unmittelbare Weise – wie eine Art Bewusstseinsstrom – mit exakt wiedergegebenen Dialogen und Details, an die sich niemand tatsächlich erinnern könnte, zu erzählen. Der Leser ist unmittelbar im Geschehen der Vergangenheit drin. Da sich Erinnerungen im Laufe der Zeit ändern, ist vieles davon, an was sich der Autobiograph zu erinnern glaubt, tatsächlich als Selbstsuggestion zu verstehen. Eine entstandene Erinnerungslücke wird durch Erfindung, durch eine Plausibilitätsüberlegung oder durch das, was dramaturgisch passt, geschlossen. Entstandene Lücken werden somit entweder automatisch oder bewusst gefüllt. Das weiß der Leser und es wird aufgrund der übergeordneten autobiographischen Wahrheit akzeptiert. Da es sich bei „Sweet Sorrow“ allerdings um einen Roman handelt, funktioniert dies nicht wie bei einer tatsächlichen Autobiographie. Es wirkt unauthentisch. Das war es, was ich bei „Sweet Sorrow“ vermisst habe. Das Erzählte kann ja absolut glaubhaft sein – und ist es auch – aber authentisch ist es allein deswegen trotzdem nicht.

Insgesamt stellte sich „Sweet Sorrow“ als eine zähe Lektüre für mich dar. Obwohl ich das Talent des Autors, sich so fehlerfrei in die Gedanken- und Gefühlswelt eines Sechzehnjährigen (zurück-)zuversetzen, bewundert habe, hat es mir an Authentizität und Leben gefehlt. Wie ich auch von Anfang an vermutet habe, dient der autobiographische Ansatz auch viel mehr dem Zweck, kein ‚richtiges‘ Ende für den Roman finden zu müssen. Und mal ganz ehrlich: Ist es außerdem nicht auch so, dass jeder von uns in der Erinnerung der eigenen ersten großen Liebe schwelgen möchte, anstatt über die erste große Liebe eines anderen zu lesen?

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2019
Die Weihnachtsgeschwister
Hennig von Lange, Alexa

Die Weihnachtsgeschwister


sehr gut

Schneeflocken fallen sanft vom Himmel und das Zuhause der Eltern steht offen für die drei Geschwister Tamara, Ingmar und Elisabeth mitsamt ihren Familien. Es ist Weihnachten. „Das Fest der Liebe. Der familiären Zusammenkunft. Die Feier der fröhlichen Aufregung und Frohlockung, dass etwas Schönes, Goldenes bei jedem Einzelnen einziehen würde. Irgendeine lebensverändernde Offenbarung. Eben wie die Geburt des Jesuskindes, das der Welt Licht und Hoffnung gebracht hatte.“ Doch zwischen den Geschwistern bestehen Rivalitäten, unausgesprochene Wahrheiten und nicht bereinigte Missverständnisse. Zu einem friedlichen und besinnlichen Fest scheint es ein langer Weg zu sein. Doch die Eltern wissen einen Rat. Als die drei Geschwister nach einer Nacht im Hotel an Heiligabend wieder am Elternhaus zusammenkommen, stehen sie vor verschlossenen Türen. Was ist passiert, wo sind die Eltern? Um das Rätsel zu lösen, begeben sich Tamara, Elisabeth und Ingmar auf eine Spurensuche zurück in ihre glückliche Kindheit. Und finden eine magische Botschaft für ihre Zukunft.

Wie nicht anders von Alexa Hennig von Lange zu erwarten war, legt sie uns mit ihrem Kurzroman „Die Weihnachtsgeschwister“ ein Stück großer Literatur vor, in dem nicht ein falsches oder überflüssiges Wort vorkommt. Sie lässt uns, wie wir es bereits aus „Kampfsterne“ kennen, hautnah und unkommentiert an der Innensicht ihrer Figuren teilhaben. Man muss sich nicht mit allen identifizieren. Warum auch? Distanzierung ist oftmals viel nützlicher für den Leser. So auch bei Tamara, die wohl nicht nur bei ihrer Familie leichtes Grauen erregt. Aber rührt ihr Verhalten nicht daher, dass sie sich missverstanden und ausgegrenzt fühlt? Auch Geschwisterliebe ist eine sehr komplexe Angelegenheit; kann aber auch so schön wie keine andere Liebe sein. Und genau das führt uns Alexa Hennig von Lange vor Augen. Mit der ihr eigenen Professionalität ohne Kitsch und Gefühlsduselei. „Und wenn sie es ab heute nicht schaffen würden, zusammenzuhalten, so, wie sie es früher als Kinder getan hatten, würde all das, was sie gemeinsam erlebt hatten […] zu einer immer stärker verblassenden Illusion werden und irgendwann würde es ihnen so vorkommen, als habe es all das nie gegeben.“ Mein einziger Kritikpunkt ist nur das doch recht abrupte Ende. Es hätte ruhig etwas mehr ausgebaut werden können. Doch auch dies wird wohl seine Richtigkeit haben. Es ist eben als Momentaufnahme gedacht. Am Ende steht einem Weihnachtsfest, wie es sich wohl jeder im Innersten wünscht, nichts mehr im Wege.

Bewertung vom 10.12.2019
Vegetarisch
Kittler, Martina

Vegetarisch


ausgezeichnet

Martina Kittlers „Vegetarisch“ ist das perfekte Kochbuch für Vegetarier. Hier werden äußerst sättigende und geschmackvolle Rezepte präsentiert. Ob mit Tofu, Kichererbsen, Bohnen, Edelpilz-, Berg- oder Hartkäse, Lupinenfilet oder Feta - Vegetarier müssen nicht mehr herumdrucksen, wenn sie auf die wichtige Proteinquelle angesprochen werden.

Martina Kittler macht es mit ihrer Vielfalt an vegetarischen Gerichten möglich. Dabei unterteilt sie die Speisen in die drei Kategorien „Für jeden Tag“ - hier werden 13 einfach zuzubereitende Speisen für den Alltag vorgestellt - „Lunch to go“ - hier finden Sie 12 Mahlzeiten, die Sie perfekt auf die Arbeit mitnehmen können - sowie „Wochenend-Küche“ - hier werden 6 etwas aufwändigere Gerichte vorgestellt, denen man sich am Wochenende widmen kann.

Dank „Vegetarisch“ kann man abwechslungsreich, vollwertig und sehr schmackhaft kochen und zwar so, dass es auch jedem Nicht-Vegetarier schmeckt!

Bewertung vom 10.12.2019
Quiches
Wetzstein, Cora

Quiches


ausgezeichnet

Wahre Quiches-Fans kommen mit Cora Wetzsteins Kochbuch „Quiches“ vollkommen auf ihre Kosten. Hier werden Quiches präsentiert, die an Varietät und Vielfalt nichts zu wünschen übrig lassen. Von klassischen Kombinationen („Quiches für jeden Tag“) über ausgefallene Rezepte („Quiches de Luxe“) bis hin zu den perfekten Partybegleitern („Quiches im Miniformat“) findet sich hier eine große Anzahl an Rezepten für jeden Geschmack.

Das Kochbuch ist sehr übersichtlich dank der klaren Anleitung, der separaten Zutatenliste und der ansprechenden Bilder, die jedes der Gerichte begleitet. Eine Kalorienangabe sowie Zubereitungszeit vervollständigen die Informationen.

Was mir persönlich sehr gut gefällt, ist die Tatsache, dass in diesem Kochbuch sehr viele vegetarische Quichesrezepte vorstellt werden. Von insgesamt 26 verschiedenen Quichesvarianten sind 15 davon vegetarisch

Bewertung vom 10.12.2019
Express-Abendessen
Möller, Hildegard

Express-Abendessen


ausgezeichnet

„Express Abendessen“ ist das perfekte Kochbuch für mehr Abwechslung am Abend. Es vereinigt vier Typen des Abendbrots: „Salate & Suppen“, „Stullen, Sandwiches & Wraps“, „Pasta, Reis & Co“ sowie „Fisch & Fleisch“. Für jede Kategorie werden sieben bis zwölf Gerichte vorgestellt. Eine große Bandbreite und Varietät an Speisen ist somit garantiert.

Das Kochbuch ist sehr übersichtlich dank der klaren Anleitung, der separaten Zutatenliste und der ansprechenden Bilder, die jedes der Gerichte begleitet. Die Portionen sind jeweils für zwei Personen gedacht - das Kochbuch ist somit perfekt für ein zusammenlebendes Paar. Eine Kalorienangabe sowie Zubereitungszeit vervollständigen die Informationen.

Ich bin absolut begeistert von diesem Kochbuch. Von klassisch bis exotisch, einfach bis aromatisch, pikant bis scharf - für jeden Geschmack ist was dabei. Mein bisheriger Favorit sind die Lachs-Wraps. Neben dem geräucherten Lachs und den Tortillas wird lediglich Salat, eine Orange, Sahne, Senf, Honig, Zitronensaft, Salz und Pfeffer gebraucht. Das Ergebnis aber ist auffallend köstlich!

Bewertung vom 27.11.2019
Abenteuer Geschmack!
Vries, Antje de

Abenteuer Geschmack!


ausgezeichnet

„Abenteuer Geschmack“ von Antje de Vries ist ein ganz besonderes Kochbuch. Es besticht bereits durch das ungewöhnliche, äußerst kunstvolle Cover, das wie ein Augenmagnet wirkt. Dann kommt eine Einführung, die sich ebenso spannend wie ein Roman liest. Das Herzstück des Kochbuchs – die Geschmacksporträts sowie die Gerichte – sind einmalig und begeisternd. Nicht zuletzt ist „Abenteuer Geschmack“ ebenfalls als Kunstband zu verstehen, denn er versammelt die ebenso beeindruckenden wie erstaunlichen Fotografien von Vivi D‘Angelo – in diese Bilder einzutauchen ist ein fast ebenso großer Genuss wie die Speisen selbst.

Bevor sich die Autorin den einzelnen Gerichten zuwendet, erklärt und veranschaulicht sie in der äußerst interessanten Einführung, wie die fünf Sinneseindrücke Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen im Zusammenspiel zu dem charakteristischen Geschmack einer Speise führen; welchen Einfluss unsere Genetik, unsere Kultur und unsere persönlichen (Kindheits)Erfahrungen darauf haben, was uns (besonders) schmeckt; was es mit dem sogenannten „Food-Pairing“ auf sich hat und warum diese Methode der Autorin zufolge nicht bereits das A und O des Kochwissens ist und dass grenzenlos viel Potential in einem einzigen Gemüse steckt, das man nur zu entdecken braucht.

Das Kochbuch versammelt nicht nur jeweils drei bis fünf (meistens sind es vier) Gerichte zu den vierzehn behandelten Gemüsesorten – Möhren, Erbsen, Kürbis, Fenchel, Tomaten, Kartoffeln, Bohnen, Auberginen, Paprika, Spargel, Artischocke, Spinat, Rote Beete, Kohl – sowie Pilzen – nein, zu jedem Gericht gibt es auch eine kleine Erklärung, aus welchen Gründen eine bestimmte Komponente zu der Grundzutat hinzugefügt wird, was einen die große Kunst des Kochens besser verstehen lässt. Sei es um einen Bestandteil zu betonen, zu unterstützen, abzumildern oder zu verstärken, für einen optimalen Aromenaufschluss, um für Kontrast oder für Komplexität zu sorgen, zum Ausgleich oder zur Abrundung – hier wird das Gericht als komplexes Ganzes gesehen. So entsteht – bevor man sich dem Kochen zuwendet – bereits vor dem inneren Auge das Kunstwerk „Gericht“ mit all seinen Bausteinen und Komponenten.

Zunächst wird jedoch jedes Gemüse einzeln in einem Geschmacksporträt als bereits vollkommene, komplexe Entität mit all seinen Bestandteilen beleuchtet und es wird herausgestellt, wie sich die jeweilige (Aromen)Zusammensetzung je nach Zustand – roh, gekocht, gedünstet, gebraten etc. – verändert. Zwischendurch gibt es auch immer wieder interessantes Hintergrundwissen zu den behandelten Gemüsesorten. So erfährt man beispielsweise, dass das in Tomaten enthaltene Lycopin, das als „Sunblocker“ bei der Frucht fungiert, ähnlichen Schutz auch menschlichen Zellen bietet. Oder dass das in Möhren enthaltene Carotin erst durch die Zugabe von Fett vom menschlichen Körper in Vitamin A umgewandelt werden kann, während Wasserzugabe erst die ganze Bandbreite der Aromen freisetzt – am besten es somit ist, beide Methoden miteinander zu verbinden.

Alles in allem ist „Abenteuer Geschmack“ von Antje de Vries ein tolles, informatives und überzeugendes Kochbuch, das in keinem Haushalt fehlen sollte!